Montag, 23. Dezember 2024

Türchen 23 2024

 

  Türchen 23   2024



(c) Irmi Brüggemann

Nur noch ein Tag, dann ist er da, der besonders von den Kindern heiß ersehnte Heilige Abend.

Ich kann mich noch erinnern, wie langsam die Zeit verging und besonders als meine Schwester alt genug war, um im verschlossenen Wohnzimmer den Engeln beim Schmücken des Baumes zu helfen.

Jedes Mal wenn sie die Tür öffnete klang eine herrliche Musik zu mir, die ich auf dem Gang lauerte, um vielleicht doch ein Zipfelchen von einem Engel zu sehen.

Meine Schwester grinste und erzählte mir, wie schön die Engel wären und ich konnte ja ihre herrlichen Stimmen hören.

Dass die schöne Musik aus dem Radio kam, wusste ich ja damals nicht.

Als meine Schwester dann wieder im Zimmer verschwand schlich ich zur Tür und wollte durch das Schlüsselloch spähen, doch sie hatte es wohl geahnt und ein Tuch davor gehängt.


 

Türchen 23  2024



Zwurrli feiert Weihnachten



(c) Werner Borgfeldt


Der Wichtel Zwurrli setzte sich laut gähnend im Bett auf und wusste im ersten Moment nicht wo er war.

Dann fiel es ihm wieder ein.

Es hatte seit Tagen so heftig geschneit, dass sie ihre Wohnung unter der Wurzel des Birnbaums nicht mehr verlassen konnten.

Biggi hatte den Schnee vor der Tür weg gefegt und ihnen dann vorgeschlagen, die Wintertage doch im Schuppen zu verbringen.

Der lange Kerl hatte schon vor einigen Wochen die Wände des Schuppens isoliert, wie Biggi das nannte, damit es Susi mit ihren Kindern Annabell und Gustav schön warm hatte.

Kaspar, der ja eigentlich während des Winters im Haus schlafen durfte, war zu seiner Adoptivfamilie in den Schuppen gezogen.

Der lange Kerl hatte auch für Orlando, den Igel eine Kiste gezimmert, in der er seinen Winterschlaf halten konnte.

Als Biggi nun vorschlug, dass sie zu ihren Freunden in den Schuppen ziehen sollten, waren sie sofort einverstanden.

 

 

(c) Roswitha Borgfeldt

Nur Großvater Knorrwurzel, der seit kurzem bei ihnen wohnte, war dagegen.

„ Ein echter Wurzelwichtel wohnt unter den Wurzeln eines Baumes und nicht bei den Menschen!“ hatte er gewettert.

Donar hatte wie immer den Kopf eingezogen, wenn sein Vater schimpfte, doch Fuchsia hatte die Hände in die Seiten gestemmt und gefaucht:

„Deshalb wohnst du jetzt ja auch bei uns, weil du allein in deiner Wohnung im Wald nicht mehr zurecht kommst.

Wir werden in den Schuppen ziehen, solange das Wetter so schlecht ist, pasta! Du kannst ja hier bleiben und dich einschneien lassen!“

 

 


Donar hatte seine Frau bewundernd angesehen, er hätte niemals den Mut gehabt seinem Vater zu widersprechen.

So hatten sie also gestern ihre Sachen zusammengepackt und waren in den Schuppen gezogen und der Opa war, wenn auch murrend mitgekommen.

Biggi hatte in einem Spielwarengeschäft hübsche kleine Möbel besorgt und ihnen eine kleine Wohnung in der Ecke gebaut.

Opa Knorrwurzel hatte wieder gegrummelt, dass ein echter Wurzelwichtel unten zu den Wurzeln gehört, hatte es sich aber sofort in dem bequemen Ohrensessel gemütlich gemacht.

Zwurrli schlüpfte leise aus dem Bett, denn selbst die kleinen Katzen schliefen noch.

Nachdem er sich warm angezogen hatte verließ er den Schuppen durch die kleine Tür, die Biggi „Katzenklappe“ genannt hatte.

Über Nacht war wieder Schnee gefallen, aber Zwurrli liebte es, durch den Schnee zu laufen, wenn er auch manchmal einsank.

Gerade ging der lange Kerl pfeifend zur Straße. Im Winter fuhr er mit dem Zug zur Arbeit.

Zwurrli huschte schnell zum Haus und kratzte an der Tür.

Gleich darauf ließ seine Menschenfreundin ihn herein und wohlige Wärme umfing ihn.

Er folgte ihr in die Küche, in der es herrlich duftete.

Auf dem Tisch lagen viele Blätter und der Wichtel kletterte hurtig am Stuhlbein hinauf und sprang dann auf den Tisch.

Aufmerksam betrachtete er die bunt bemalten Blätter.

„Aber das bin ja ich!“

Biggi, die gerade ein Marmeladenbrot in ganz kleine Stück schnitt und in eine Puppentasse Milch goss, kam an den Tisch.

Sie räumte die Blätter beiseite und stellt das Frühstück vor den Wichtel, der es sich schmecken ließ.

Ich arbeite gerade an einem Bilderbuch. Morgen habe ich Abgabetermin, damit es bis Weihnachten noch fertig wird.“

„Und in dem Buch komme ich vor?“

„Ja, du und deine Familie feiert Weihnachten bei mir und Ricky in dem Buch, ach und auch der Onkel Theobald feiert mit.“

Die junge Frau zog ein Blatt hervor, auf dem der Professor zu sehen war.

Zwurrli kicherte als er seinen Freund sah.

„Was ist eigentlich Weihnachten?“

„Nun am 24. Dezember feiern wir die Geburt von Jesus Christus, der einst auf die Erde kam, um die Welt zu retten.

Und da wir deshalb so glücklich sind, stellen wir an diesem Tag einen schönen leuchtenden Tannenbaum in unser Zimmer und die Kinder werden von dem Christkind beschenkt, denn das freut sich, dass wir seinen Geburtstag so schön und festlich feiern.

Und die Erwachsenen beschenken sich gegenseitig, da sie besonders an diesem Tag daran erinnern wollen wie lieb sie sich haben.

Zwurrli hat den letzten Krümmel gegessen und trank nun einen großen Schluck seiner Milch.

Biggi fuhr flink mit dem Stift über ein weißes Blatt Papier und der Wichtel staunte, als er einen großen geschmückten Baum sah und darunter waren er und seine Familie zu sehen und selbst Opa Knorrwurzel stand mit grimmigen Gesicht etwas abseits.

Seine Menschenfreundin malte nun alles mit Buntstiften aus, dann hob sie es hoch, damit der Wichtel es besser sehen konnte.

„Denkst du, dass ihr gemeinsam mit uns Weihnachten feiern könntet?

Außerdem würde ich mich freuen, wenn Ricky euch endlich auch kennen lernen würde.“

Zwurrli besah sich das hübsche Bild und nickte.

Ehe er sich versah hatte Biggi ihm einen Kuss gegeben und jubelte:

„Dann weiß ich auch schon das Ende meiner Geschichte und kann sie morgen zum Verlag bringen!“

Sie sammelte die Blätter und legte sie beiseite.

„Hilfst du mir das Frühstück für deine Familie zu bereiten? Denkst du deinem Opa würde ein Grießbrei schmecken?“

Zwurrli kicherte und meinte listig, wenn du einen Klecks deiner leckeren Erdbeermarmelade darauf gibst.“

„Leckermaul!“ grinste Biggi.

Später dann brachten sie die Mahlzeit zum Schuppen. Fuchsia hatte bereits den Tisch gedeckt und der Großvater hatte als erstes seinen Teller leer, was ihn aber nicht hinderte immer wieder einen zornigen unfreundlichen Blick zu Biggi hinüber zu werfen, die gerade die Katzen fütterte.

 

 


Nachdem die junge Frau noch nach dem schlafenden Igel gesehen hatte verließ sie den Schuppen.

Zwurrli aber berichtete seiner Familie, dass sie zum Weihnachtsfest bei den Menschen drüben im Haus eingeladen waren.

Alle freuten sich, nur der Opa maulte wieder:

„Unfug, Wurzelwichtel habe bei den Menschen nichts verloren!“

Doch niemand achtet auf ihn, so zog er sich schmollend auf seinen Sessel zurück und paffte sein Pfeifchen.

Biggi hatte das fertige Bilderbuch zum Verlag gebracht und die versprachen es pünktlich zum Weihnachtsverkauf in die Geschäfte zu liefern.

Nun konnte die junge Frau mit den Vorbereitungen zu dem ungewöhnlichen Weihnachtsfest beginnen.

Ricky erzählte sie natürlich nicht, dass außer Onkel Theobald auch die Wichtelfamilie kommen würde.

Wie sie sich auf sein Gesicht freute, denn oft genug hatte er sie wegen den Wichteln verspottet.

Zuerst galt es Geschenke zu besorgen, dass erledigte sie immer schon vor dem ersten Samstag zum Advent, denn da konnte man noch durch die Geschäfte schlendern ohne erdrückt werden.

Für Onkel Theobald fand sie einen großen Bildband über Botanik. Dazu noch einen warmen weichen Kaschmirschal und passende Handschuhe.

Ricky bekam eine neue Aktentasche, denn seine sah schon recht schäbig aus, dazu einige Romane seines Lieblingsschriftstellers.

Und dann betrat sie freudig erregt das große Spielwarenhaus.

Die Verkäuferin, die sie das letzte Mal bedient hatte erkannte sie sofort wieder und kam freudestrahlend auf sie zu.

„Guten Tag, haben ihrer Tochter die Puppenmöbel gefallen?“

Biggi wurde etwas rot.

„Haben sie auch Puppenkleider?“

„Welche Größe?“

Biggi zeigte mit beiden Händen die Größe der Wichtel an.

 

 


Bald stand sie an einem Stand mit einem riesigen Sortiment von Kleidungsstücken, von Unterwäsche bis Schuhe gab es alles.

Der Einkaufskorb wurde immer voller.

Selbst ein Pelzmantel für Fuchsia war dabei und für jeden ein paar pelzgefüttert Stiefel und für den Opa noch ein paar flauschige Pantoffel.

Zuhause wurden die Geschenke gut versteckt.

In der Adventszeit durften Zwurrli und seine Geschwister beim Plätzchen backen helfen. War das ein Gekicher und Vergnügen und ein Chaos in der Küche.

Aber alle hatten eine Menge Spaß.

Ihre Menschenfreundin hatte jedem einen Fingerhut zum Ausstechen gegeben und so entstanden ganz kleine Plätzchen.

Natürlich durften sie auch beim Verzieren der großen Plätzchen helfen und dabei kamen die lustigsten Kreationen zustande.

Anschließend bekamen sie für jeden Wichtel ein Plätzchen mit, der Rest kam in großen Dosen.

Klein und Groß schön getrennt.

Der Opa freute sich ganz besonders immer, wenn seine Enkel mit einem der leckeren Kekse für ihn zurückkamen, aber das hätte er um nichts in der Welt zugegeben.

Am heiligen Abend saß Biggi im Schneidersitz neben dem Christbaum und ließ ihren Blick liebevoll durch das Zimmer gleiten.

Neben ihr lag Susi und schnurrte behaglich unter ihrer streichelnden Hand.

Kasper lag vor dem Kamin und beobachtete seine beiden Adoptivkinder, die versuchten das Wollknäuel zu erhaschen, das Onkel Theobald vor ihnen baumeln ließ. Fuchsia bewunderte immer wieder ihren Pelzmantel, während Donar mit Trollo und Tauperle das Kricketspiel ausprobierte.

Opa Knorrwurzel betrachtete glückselig seine neuen Pantoffel und wendete die Füße hin und her vor Behagen.

Als er ihren Blick spürte verfinsterte sich sein Gesicht.

Biggi schmunzelte und sah hinüber zu ihrem Mann, der mit Zwurrli auf dem Sofa saß, scheinbar in eine ernsthafte Unterhaltung verstrickt.

Sie musste grinsen, als sie an den entsetzten Blick ihres Mannes dachte, wie sie mit der Wichtelfamilie ins Wohnzimmer marschierte.

Zärtliche umfasste ihr Blick alle ihre Lieben und dann strich sie leicht über ihren Bauch.

Nächstes Weihnachten würde ihr kleine Familie sich um ein

Mitglied vergrößern.

Ja Ricky würde heute noch eine Überraschung bevorstehen.


© Lore Platz 13.12.2014

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1 Kommentar:

  1. Eine feine Einstimmung auf das Weihnachtsfest, danke dafür.
    Ich staune immer wieder, was dir für putzige Namen einfallen!
    Nun noch liebe Grüße aus Dresden

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