Der
Prinz
Es
war einige Tage nach Cellas 17ten Geburtstag.
Das
Mädchen kniete im Garten und zupfte das Unkraut in ihrem
Kräuterbeet, da hörte sie ein lautes Wiehern und einen Schrei .
Sie
öffnete schnell die Pforte.
Direkt
vor dem Parktor lag ein junger Mann mit geschlossenen Augen und
stöhnte.
Die
Prinzessin kniete sich neben den Verletzten und tastet vorsichtig
seinen Kopf ab, am Hinterkopf hatte er eine große Beule.
Der
Mann öffnete die Augen und richtete sich auf.
Cella
hielt ihm drei Finger vor die Augen.
„Wie
viel Finger sind das?“
„Wollen
sie wissen, ob ich bis drei zählen kann?“
Das
Mädchen lachte.
„Nein
ich will nur testen, ob sie eine Gehirnerschütterung haben,
scheinbar nicht, können sie aufstehen?“
Ächzend
erhob sich der Mann und stöhnte erneut, als er den linken Fuß
aufsetzte.
„Stützen
sie sich auf mich.“
Gemeinsam
humpelten sie in den Garten.
Frauke
kam aus dem Haus und hinter ihr der Professor.
„Was
ist denn passiert?“
„Da
hat ein Pferd wohl seinen Reiter abgeworfen,“ lachte die
Prinzessin.
„Darf
ich mich vorstellen, Prinz Igor von Minosoto,
zur
Zeit ohne Pferd und nicht nur der Kopf und der Fuß ist verletzt
sondern auch mein Stolz.“
Bald
lag der Patient verbunden auf dem Sofa.
Zum
Glück war das Bein nicht gebrochen sondern nur verstaucht.
Der
Professor hatte das Haus verlassen um nach dem Pferd zu sehen.
Er
berichtete, dass man es inzwischen eingefangen und ein Bauer es bei
sich untergestellt hatte und versorgen würde, bis der Prinz wieder
gesund wäre.
Das
ging aber nicht so schnell und der Prinz war nicht böse darüber,
denn es gefiel ihm in dem kleinen Häuschen, in dem soviel Harmonie
herrschte.
Staunend
beobachtete er wie jeden Tag große Töpfe mit Essen gekocht wurde,
die dann von einigen Männern aus dem Dorf abgeholt wurde.
Wie
Cella jeden Tag zu den Kranken ging und der Professor zu den Kindern
im Dorf um sie zu unterrichten.
Frauke
aber setzte sich nach der Arbeit zu ihm mit einem Strickzeug und
erzählte ihm von Cella ihrer Pflegetochter.
Besonders
schön waren die Abende.
Wenn
Cella mit ihrer wohlklingenden Stimme vorlas oder der Professor
Klavier spielte und das Mädchen dazu sang.
Prinz
Igor fühlte sich wohl in dieser kleinen Runde und es wurde ihm warm
ums Herz wenn er Cella ansah.
Eines
Tages hörte er kichern und rufen vor dem Haus und trat ans Fenster.
Vor
dem Haus standen einige hübsche Mädchen und eines der Mädchen fiel
ihm besonders auf.
Frauke
trat neben ihn und seufzte.
„Sind
sie schon wieder da, ein Glück, dass Cella nicht zu Hause ist.“
„Wer
sind diese Mädchen?“
„Prinzessin
Sonja und ihre Gespielinnen, ab und zu kommen sie vorbei um Cella zu
verhöhnen und verspotten.“
Schon
rief Sonja.
„He
Prinzessin Hinkebein, wo bist du denn, komm heraus ich möchte dir
etwas sagen!“
„Was
willst du?“
Cella
war durch die Pforte gekommen und stand nun hinter ihrer Schwester.
„Aaah,
da bist du ja , ich habe doch am Samstag Geburtstag und da wird
natürlich ein großer Ball gefeiert, willst du nicht auch kommen
und mit uns feiern?
Ach
nein, ich vergaß, du kannst ja gar nicht tanzen und außerdem würden
sich meine Gäste gruseln, bei deinem Anblick. Vergiss es, war eine
dumme Idee von mir.“
Cella
sah sie ernst und traurig an.
„Sonja,
du bist so wunderschön, wirst von unseren Eltern geliebt und alle
deine Wünsche werden erfüllt und trotzdem bist du so unzufrieden.
Du
tust mir leid!“
Sonja
kreischte:
„Habt ihr das gehört, dieser hässliche Hinkefuß hat
Mitleid mit mit, mir, die ich schöner bin als die Sonne.“
Sie
lachte, ein hässliches schrilles Lachen und ihre Gespielinnen
lachten mit.
Mit
schnellen Schritten eilte Cella an ihrer Schwester vorbei und schloss
die Tür hinter sich.
Mit
geschlossenen Augen lehnte sie sich dagegen und Tränen liefen über
ihr Gesicht.
Frauke
will auf sie zu eilen, doch Prinz Igor hält sie zurück.
Er
tritt zu Cella und nimmt ihr Gesicht in beide Hände.
„Sieh
mich an,“ flüstert er zärtlich.
Das
Mädchen öffnete die Augen in denen immer noch Tränen schimmern.
„Ich
habe deine Schwester beobachtet, auf den ersten Blick wirkt sie
schön, doch als sie begann dich zu verspotten, da funkelten ihre
Augen vor Gehässigkeit und Bosheit, ihr Gesicht verwandelte sich in
eine hässliche Fratze und ihre kreischende Stimme und ihre schrilles
Lachen geht durch Mark und Bein.
Sie
ist vielleicht von außen schön, aber ihr Inneres ist total
verrottet.
Du
aber bist schön, deine Güte und deine Herzlichkeit strahlen von
Innen. Dein herzliches Lachen macht deine Umgebung glücklich.
Viele
Menschen lieben und dich nennen den Engel vom Schloss.
Doch
am meisten liebe ich dich und bitte dich meine Frau zu werden.“
Cella
nickte und Frauke, die die Schürze vor die Augen gedrückt hatte,
schluchzte laut.