Der
Ball
Cella
in einem wunderschönen Kleid, das Frauke ihr genäht hat geht am Arm
von Igor, die große Freitreppe. Sie ist etwas ängstlich, doch jedes
mal wenn Igor sie zärtlich anschaut, fühlt sie sich wunderschön
und sie hebt selbstbewusst den Kopf.
Hinter
ihnen schreiten Frauke und der Professor festlich gekleidet, aber mit
bangem Herzen.
Als
sie den Saal betraten verstummte die Musik und die schön gekleideten
Menschen starren sie an.
Prinzessin
Sonja aber trat ihnen entgegen mit boshaft funkelnden Augen.
„Du
hast meine Einladung angenommen?“
Sie
drehte sich zu den Gästen.
„Darf
ich vorstellen meine Schwester Hinkebein, die so hässlich ist, dass
mein Vater sie weggeschlossen hat, weil ihr Anblick ihn beleidigte.“
Alle
lachten.
Prinz
Igor aber trat vor den König.
Er
verbeugt sich und spricht mit lauter Stimme:
„ Majestät,
ich bitte euch um die Hand eurer Tochter Cella, denn ich liebe sie.“
Wieder
ertönte das schrille Lachen und Sonja rief.
„Ihr
liebt diese Missgeburt, seid ihr blind.“
Schallendes
Lachen erfüllte den Saal.
Igor
fühlte wie Cella in seinem Arm zitterte und drückte sie beruhigend.
„Prinzessin
Sonja, die einzige Missgeburt hier seid ihr. Auf den ersten Blick
sieht man es nicht weil ihr eine schöne Larve habt, aber innerlich
seid ihr verrottet. Ihr seid boshaft, gemein, herzlos,verschlagen und
verzogen.“
„Prinz
Igor was erlaubt ihr euch!“
Zornig
war der König aufgesprungen.
„Er
hat Recht!“
Die
Feenkönigin hatte den Saal betreten und kam nun auf sie zu.
Sie
lächelte Cella liebevoll an, betrachtete Sonja mit einem kalten
Blick und wandte sich an den König.
„Ich
habe eurer Tochter Sonja strahlende Schönheit und viele Tugendenden
geschenkt.
Doch
ihr saht nur ihre Schönheit und vergötterte sie und die Tugenden
ließt ihr verkümmern. Durch eure schlechte Erziehung habt ihr aus
Sonja ein herzloses, egoistisches boshaftes Geschöpf gemacht.
Ich
musste einschreiten, damit ihr diesen Fehler bei eurer zweiten
Tochter nicht wiederholen konntet.“
Sie
zog Cella zu sich heran und lächelte.
„Ich
war die Hebamme und du warst ein wunderschönes Baby, doch ich gab
dir eine Maske, denn nur so konnten sich auch die Tugenden die ich
dir in die Wiege legte entfalten.
Auch
brachte ich Frauke zu dir, denn kein Kind sollte ohne Mutterliebe
aufwachsen.“
Cella
warf Frauke einen liebevollen Blick zu und nickte.
„Ich
war immer in deiner Nähe, um dich zu bewachen und zu schützen und
als Kräuterfrau wies ich dich in die Heilkunst ein. Leider konnte
ich dich vor Leid und Spott nicht schützen und deine Schwester war
ja immer besonders erfinderisch darin dich zu quälen. Doch bist ein
wunderbarer Mensch geworden, nicht verdorben durch die Affenliebe
deiner Eltern und Prinz Igor hat erkannt wie schön du unter der
Maske bist. Deshalb brauchst du diese nicht mehr.“
Sie
fuhr über den Scheitel der Prinzessin und das dünne mausgraue Haar
verwandelte sich in dunkelbraune leuchtende Locken, die weit über
ihren Rücken sich ergossen.
Dann
strich sie über die Nase und statt der dicken Knolle erschien ein
lustiges Stupsnäschen.
Ganz
zart berührte die Fee das verkürzte Bein und Cella spürte ein
Kribbeln und stand auf zwei gleichlangen Beinen.
Prinz
Igor beugte sich zu Cella und flüsterte.
„Welch
ein Glück, dass sie dir die Sommersprossen gelassen hat, denn in die
habe ich mich zuerst verliebt.“
Cella
lachte fröhlich und die Versammelten lauschten den melodischen
Klängen, die von der schrillen Stimme Sonjas unterbrochen wurde.
„Vater,
du wirst doch dieser Hochzeit nicht zustimmen!“
„Schweig!“
Erschrocken
flüchtete sich das Mädchen in die Arme ihrer Mutter. In so einem
Ton hatte der Vater noch nie mit ihr gesprochen.
Dieser
wendetet sich dem jungen Paar zu.
„Prinz
Igor, ich gebe euch meine Tochter Cella zur Frau, behandelt sie
besser als ich es getan habe.“
Der
Prinz verneigte sich stumm und Cella sah ihren Vater mit ernsten
traurigen Augen an.
Dieser
senkte beschämt den Kopf.
„Ein
gutes Wort, König Stanislaus, ich hoffe ihr werdet in Zukunft euch
auch wieder mehr um eure Untertanen kümmern.“
Der
König nickte ernst und sein Blick ging zu seiner Frau und Sonja.
„ Ja,
auch um Prinzessin Sonja müsst ihr euch kümmern und versuchen eure
Fehler wieder gut zu machen. Ich will euch die Sache erleichtern.“
Die
Feenkönigin hob die Hand und auf einmal wuchs Prinzessin Sonja eine
dicke Knolle im Gesicht, ihre Ohre zogen sich in die Länge ähnlich
einem Esel und ihr schönen Haare fielen in langen mausbraunen
Strähnen über ihren Rücken.
Entsetzt
wichen die Menschen zurück.
Sonja
sah sie erstaunt an, dann fiel ihr Blick in den großen
Kristallspiegel gegenüber.
Sie
schlug beide Hände vors Gesicht und lief hinaus, die Mutter folgte
ihr.
„Hört
König Stanislaus, ihr habt es in der Hand wenn es euch gelingt eure
Erziehungsfehler wieder gut zu machen und aus Sonja ein liebenswertes
Mädchen, dem andere wichtiger sind als sich selbst , zu machen, dann
wird sie auch wieder ihr altes Aussehen erhalten.
Stöhnend
sank der König auf seinen Thron und stützte seinen Kopf in beide
Hände.
Am
nächsten Morgen fuhren Igor, Cella, Frauke und der Professor nach
Minosoto,
Ich
brauche euch wohl nicht zur berichten, dass die beiden sehr glücklich
und ihren vier Kindern wundervolle Eltern wurden.
Von
Prinzessin Sonja habe ich nichts mehr gehört.
Ende
©
Lore Platz