Hinter
dem Haus, in dem wir damals wohnten war ein langgezogener Garten in
dem wir Kinder spielen durften.
Eines
Tages wurde am oberen Ende ein Zwinger gebaut und eine schöne
Schäferhündin mit dem
Namen
Bella zog dort ein.
Meine
Schwester Karin war eine absolute Hundefreundin und vollkommen
begeistert.
So
oft es ihre Zeit zuließ besuchte sie den Hund und ich, die ja immer
an ihren Fersen klebte, war dabei.
Doch
während meine mutige Schwester in den Zwinger ging, blieb ich lieber
draußen.
Wir
waren damals zehn und fünf Jahre alt und der ängstlichen kleine
Norle kam so ein Schäferhund riesig vor.
Leider
wussten wir nicht, dass die alte Magd, die den Hund versorgen sollte,
öfter mal vergaß den armen Kerl zu füttern.
Wir
hätten bestimmt etwas unternommen.
In
den Sommerferien fuhren wir mit unseren Eltern ins Saarland, der
Heimat meiner Mutter.
Als
wir zurück kamen, erfuhren wir, dass sich Bella durch den Zwinger
gegraben hatte und ausgebüxt
war.
Natürlich
besuchten wir sie sofort und sie freute sich sichtlich.
Jeden
Tag liefen wir nun hinauf zu Bella und nahmen auch unsere
Spielkameraden mit, die alle ohne Angst in den Zwinger gingen und oft
ihr Butterbrot mit dem Hund teilten.
Nie
hat die schöne Bella uns ein Leid getan.
Die
Ferien gingen zu Ende und ich wurde eingeschult.
Statt
draußen zu spielen saß ich nun in der Küche mit sorgenvoller Miene
vor meiner Schiefertafel, den Griffel krampfhaft haltend und
versuchte den
störrischen
Buchstaben Ordnung bei zu bringen.
Aber
immer wieder verspotteten sie mich.
Einmal
neigten sie sich nach links oder sie begannen vor Lachen zu zittern
und wurden ganz krumm.
Und
immer wieder kam der unerbittliche nasse Schwamm in der Hand meines
Vaters und wischte die Unholde wieder weg und meine Qual begann von
vorne.
Auch
Karin musste viel lernen, denn in puncto Schule war mein Vater sehr
streng.
So
hatten wir wenig Zeit für Bella und eines Tages grub sie sich wieder
unter dem Zwinger durch.
Und
auf ihrem Streifzug durch die Gegend biss sie eine Frau.
Das
war das Todesurteil für Bella.
Und
mein Vater wurde zum Henker bestimmt.
Da
er Polizist war und der Hund unserem Vermieter gehörte, wurde auf
der Gemeinde
beschlossen,
dass er ihn erschießen soll.
Als
wir davon hörten, fingen wir an zu weinen und flehten unseren Vater
an, den Hund doch zu verschonen.
Aber
er schüttelte nur den Kopf und meinte, es täte ihm selber leid.
Bella
wäre so ein schönes Tier, aber sie sei eine Streunerin und hätte
eine Frau angefallen und wäre deshalb eine Gefahr.
Karin
aber handelte.
Zusammen
mit ihrem Freund Josef entführte sie den Hund und versteckte ihn.
Mir
erzählte sie nichts davon, denn sie wusste, dass ich nicht lügen
konnte und wenn unsere Eltern zu bohren anfingen, dann bekamen sie
alles aus mir heraus.
Vati
ahnte, dass Karin den Hund versteckt hatte, aber diese hielt dicht.
Die
Polizisten und einige Knechte durchkämmten die Gegend und natürlich
fanden sie Bella und ein kurzer Schuss beendete ihr Leben.
Wir
schmollten und redeten längere Zeit nicht mehr mit meinem Vater.
Meine
Schwester aus Wut und Trotz und ich aus
Solidarität
zu Karin.
Dieses Bild von seinem Hund Laky wurde mir freundlicherweise von Werner Ganter zur Verfügung gestellt. |
(C) Lore Platz