Heute ist wieder Reizworttag.
Reizwörter:
Kerl
- Angebot - segnen – fertig -wuschelig
Außerdem versuche ich mich gerade am Malen,
denkt bitte daran:
Es ist noch keine Meister vom Himmel gefallen, ich übe noch.
Warum
Heinzelmännchen eine grüne Mütze haben
Elke
hatte den Kopf in die Hände gestützt und sah trübsinnig aus dem
Fenster.
Es
hörte nicht auf zu regnen.
Da
ihr Vater auf Geschäftsreise war und die Mutter ihn begleitete
durfte sie bei den Großeltern bleiben.
Bisher
war das Wetter ja auch schön und sie konnte Oma im Garten helfen
oder Opa nahm sie mit in den Wald.
Doch
heute regnete es bereits den ganzen Vormittag.
„Komm
Kind, das Essen steht auf dem Tisch.“ Liebevoll strich die Oma über
das blonde Lockenköpfchen.
Mit
einem tiefen von Herzen kommenden Seufzer folgte ihr Elke in die
Küche.
Der
Opa saß bereits am Tisch.
„Na
Lütte, mach kein so miesepetriges Gesicht, die Natur hat Durst, da
muss es auch mal regnen.
Setz
dich, du darfst auch das Tischgebet sprechen.“
Elke
kletterte auf den Stuhl, faltete die Hände und sprach.
„Herr
Jesus sei unser Gast und segne was du uns bescheret hast.“
„ Amen!“
brummte der Opa
Nach
dem Essen legte sich der Opa auf das Sofa und bald ertönten leise
Schnarchgeräusche.
Die
Oma setzte sich mit ihrem Strickzeug auf ihren Lieblingssessel und
bald begleitete das fröhliche Klappern der Nadeln das Schnarchen
ihres Mannes.
Elke
aber legte sich bäuchlings auf den Boden und bemalte die
Märchenbilder in ihrem Malbuch mit Buntstiften.
Der
schwarzweiße Kater Rambo legte sich dicht neben das Mädchen,
schloss die Augen und schnurrte.
Elke
kramte in ihren Stiften nach dem lila und wollte gerade die
Zipfelmütze eines Heinzelmännchens ausmalen, als dieses sich
bewegte und die Mütze vom Kopf riss.
„ Hör
sofort auf,“ schrie es, „Heinzelmännchen haben doch keine lila
Mützen sondern grüne, du dummes Mädchen!“
„Ich
bin nicht dumm!“, empörte sich Elke,“ woher soll ich denn
wissen, dass Heinzelmännchen grüne Mützen haben, wenn ich noch nie
einem begegnet bin.“
„Hm,“
brummte der Wichtel, fuhr sich durch seine wuscheligen
Haare und und setzte seine Mütze wieder auf.
„Du
hast Recht, woher solltest du das auch wissen. Es sind ja schon
einige hundert Jahre vergangen, seit wir die Menschen verlassen
haben.“
Nachdenklich
krauste er die Nase.
„Hör
mal ich mache dir ein Angebot,
wenn du meine Mütze grün anmalst, dann
zeige ich dir wo wir heute leben.“
Schnell
suchte Elke den grünen Stift und malte ganz besonders vorsichtig und
genau die Mütze des Wichtels aus, der ganz still hielt.
Kaum
war sie fertig, da wellte sich das Papier und der Wichtel
sprang heraus.
Rambo,
der schon lange nicht mehr schlief, erhob sich und betrachtete den
kleinen Kerl mit geschlitzten Augen, der erschrocken einen
Schritt zurück sprang.
Das
Mädchen gab dem Kater einen Schups.
„Benimm
dich, das ist unser Gast. Wie heißt du überhaupt?“
Das
Heinzelmännchen trat einen Schritt zurück, riss seine Mütze vom
Kopf und verbeugte sich schwungvoll.
„Gestatten
ich bin Reginald, doch nun komm.“
Er
drehte seine Mütze nach links und Elke begann zu schrumpfen bis sie
so klein war wie er.
Rambo
aber richtete sich hinter den beiden auf und seine Zunge glitt
genüsslich über seine Lippen.
Reginald
packte Elkes Hand, drehte die Mütze nach rechts und die beiden waren
verschwunden.
Rambo
guckte sich verdattert im Zimmer um.
Elke
und Reginald standen plötzlich im Wichtelreich. Staunend sah das
Mädchen sich um.
Mitten
in eine bunt blühende Wiese eingebettet stehen viele Häuschen in
der Form von Fliegenpilzen, deren Türen sich jetzt öffnen und
Heinzelmännchen jubelnd auf sie zu laufen.
„Reginald
ist wieder da, Reginald ist wieder da! Wen hast du denn mitgebracht?“
„Ein
Menschenkind.“
„Ein
Mensch, du hast einen Menschen mitgebracht“ rief eine grollende
Stimme.
Ein
Wichtel mit weißem Bart, schwer auf einen Stock gestürzt kam über
die Wiese auf sie zu.
Er
betrachtete Elke mit einem finsteren Blick, die versuchte sich noch
kleiner zu machen.
Dann
warf er einen strengen Blick auf Reginald.
„ Ich
habe es stillschweigend geduldet, dass du ab und zu in die
Menschenwelt verschwindest, aber diesmal bist du entschieden zu weit
gegangen!“
„Es
tut mit leid Adebar, aber ich musste ein Versprechen einlösen.“
„Was
hast du versprochen?“
„Dass
ich ihr das Heinzelmännchenreich zeige.“
„Nun
Versprechen muss man halten, zeigt dem Kind unsere Heimat und dann
kommt zu mir zum Tee trinken. Und du Reginald darfst in Zukunft nicht
mehr in die Menschenwelt, das verspreche ich dir.“
Adebar
drehte sich um und humpelte über die Wiese.
Die
Heinzelmännchen aber nahmen Elke in die Mitte.
Sie
führten sie in die Fliegenpilze, die eingerichtet waren wie
Puppenstuben, und zeigten ihr die Backstube, die Schneider- und
Schuhwerkstatt. Heinzelmännchen sind gute Handwerker.
Elke
schwirrte der Kopf von all den Eindrücken und war froh, als es zu
Adebar ging vor dessen Haus eine lange Reihe von Tischen standen,
gedeckt mit zierlichem Geschirr.
Und
die Torten, Kuchen und vielerlei Gebäck waren ein erfreulicher
Anblick.
Elke
erhielt einen Ehrenplatz neben Adebar und nun wurde geschmatzt und
geschwatzt.
Nach
dem Essen halfen alle beim Abräumen und auch Elke wollte aufstehen.
Doch
Adebar hielt sie zurück.
„Erzähle
mir etwas von dir.“
Und
das Mädchen erzählt von ihren Eltern und Großeltern.
Adebar
sah ein wenig traurig aus.
„Ich
war gerne bei den Menschen, schade, dass es so bitter enden musste.
Aber es liegt wohl in der Natur der Menschen, dass sie oft immer
etwas zerstören, was gut ist.“
Elke
nahm all ihren Mut zusammen und fragte:
„Warum
ist es so wichtig, dass die Heinzelmännchen grüne Mützen tragen.“
„Hm,
wichtig, wie kommst du darauf?“
Elke
erzählte Adebar wie sie Reginald kennengelernt hatte und wie empört
er war weil sie seine Mütze lila ausmalen wollte.
Der
alte Wichtel hielt sich den Bauch vor lachen.
„Also
in einem Bilderbuch hat er sich versteckt der Schlingel, also Ideen
hat er ja .“
Dann
wurde er wieder ernst.
„Trotzdem
darf er nicht mehr zu den Menschen. Wir haben die Bindung vor vielen
hundert Jahren abgebrochen weil die Menschen sich als sehr undankbar
erwiesen.
Du
kennst die Geschichte von den Heinzelmännchen?“
„Ja,
meine Oma hat sie mir vorgelesen.“
„ Vor
vielen Jahren ging es den Menschen schlecht, da hatten wir Mitleid
und wollten ihnen helfen.
Also
besuchten wir sie in der Nacht und halfen ihnen, wir fertigten die
schönsten Schuhe, nähten die wertvollsten Kleider und backten die
herrlichsten Brote und Kuchen und so verdienten sie mehr Geld und es
ging ihnen besser.
Doch
wenn es dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis.
Die
Frau des Schneiders war besonders neugierig und wollte wissen, wer
all die herrlichen Sachen herstellte.
Als
schüttete sie grüne Erbsen auf die Kellertreppe, die zur Nähstube
führte und als wir nachts mit unseren kleinen Laternen hinunter
gehen wollten, da kullerten wir die Stufen hinab und waren
zerschlagen und voll blauer Fleck.
Wütend
kehrten wir in unser Reich zurück und haben die Menschenwelt nie
mehr betreten.
Unsere
roten Mützen aber haben wir in grüne umgefärbt, damit sie uns
immer an die Erbsen erinnern und den Undank der Menschen.“
Über
Elkes Gesicht liefen Tränen.
“Das
war gemein von der Frau, sie hätte sich doch denken können, dass
ihr euch verletzt, wenn ihr die Treppen runter kollert.“
„Ihre
Neugier war stärker, aber du bist ein liebes Mädchen.“
Adebar
streicht ihr über den Kopf und Elke wird auf einmal müde.
„Elke,
Elke wach auf!“
Das
kleine Mädchen öffnet die Augen und sieht die Oma über sich
gebeugt.
„Na,
nun bist du auch eingeschlafen, kein Wunder bei diesem Wetter.“
„Komm
der Opa ist schon wach und in der Küche wartet ein leckerer Kuchen.“
©
Lore Platz
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