Montag, 31. Dezember 2018

Silvester

Silvester





Der letzte Tag im Jahr heißt Silvester.
Wir verabschieden das alte Jahr, das uns sowohl Kummer, als auch Freude gebracht hat und begrüßen
voller Hoffnung das neue Jahr mit Fröhlichkeit, Musik und Böllerschüssen.
Doch warum heißt der letzte Tag des Jahres „Silvester?“

Julius Cäsar führte mit dem Julianischen Kalender alle vier Jahre ein Schaltjahr mit 366 Tagen ein.
Das Jahr hatte dadurch 365,25 Tage und entsprach fast dem Sonnenjahr.
Aber leider nur fast, denn die Erde umkreist in 365,2421... Tagen die Sonne.
Im 16. Jahrhundert war diese eigentlich kleine Abweichung auf zehn Tage angewachsen.
Papst Gregor, XIII ließ deshalb die zehn Tage zwischen dem 4. und 15. Oktober 1582 einfach ausfallen. (gregorianischer Kalender)
Dadurch verlagerte sich der letzte Tag im Jahr vom 24. Dezember auf den 31. Dezember, dem Todestag von Papst Silvester.
Papst Silvester, der Erste war 314 – 335 Papst in Rom und um ihn gibt es viele Legenden.
Eine Legende erzählt, dass er Kaiser Konstantin von der Lepra geheilt und ihn getauft hätte.
Inwieweit er tatsächlich an der Christianisierung von Kaiser Konstantin beteiligt war, ist ungewiss.
Nach historischen Quellen ließ sich Konstantin erst auf dem Totenbett im Jahr 337 taufen.
Da Papst Silvester als Heiliger galt, wurde sein Todestag auch gleichzeitig sein Namenstag.

Deshalb nennt man den 31.Dezember, den letzten Tag des Jahres also Silvester.

Ich wünsche euch ein glückliches und friedliches 2019, Gesundheit, die  sehr wichtig ist und viele glückliche Momente.

Eure Märchenfee
 

Mittwoch, 19. Dezember 2018

Der alte Geizhals

Vor einigen Tagen sagte ein Frau, die vor Schmerzen kaum laufen konnte, zu mir: "ich muss in die Arbeit, sonst habe ich kein Geld für Weihnachtsgeschenke."
(Sie ist nicht festangestellt, hat einen Putzjob) 
Muss das wirklich sein, ist das der Sinn von Weihnachten?

Aber lasst uns lieber zusammen das nächste Türchen öffnen.

19. Türchen


Der alte Geizhals


Bianca stürmte in die Küche.
Heute haben wir über den Geist der Weihnacht gesprochen und Frau Schreiber hat uns vorgeschlagen: Wir sollten in unserer Nähe einen armen Menschen suchen und ihm eine Weihnachtsfreude bereiten.“
Wasch deine Hände Bianca wir essen gleich.“
Das Mädchen hielt schnell die Hände unters Wasser, trocknete sie an einem Tuch und setze sich an den Tisch.
Ralf ihr Bruder, der sich gerade Kartoffelbrei auf seinen Teller häufte, fragte grinsend.
Und an wen hast du gedacht?“
An den alten Herrn Mitwald .“
Ralf lachte vergnügt.
Den Grinch, haha, der ist doch nicht arm, die einzige Weihnachtsfreude des alten Geizhalses ist wenn er in seinem Geldsack wühlen kann.“
Die Mutter warf ihm einen strengen Blick zu und auch die Oma schüttelte den Kopf.
Ralf du kennst ihn doch gar nicht und auf das was die Menschen sagen, darf man nichts geben,“ rügte sie ihren Enkel.
Der Junge zuckte mit den Schultern.
Keiner kennt ihn und man sieht ihn auch nie, nur seinen grausligen Diener. Bertls Opa hat gesagt, dass er sehr reich ist und dabei kauft sein Diener immer nur die Sonderangebot, also ist er ein alter

Geizkragen, wie der alte Scrooge!“
Ich kenne ihn,“ sagte die Oma leise.
Ihre Schwiegertochter und auch ihre Enkel sahen sie erstaunt an.
Ich bin mit Julian in die Schule gegangen. Er hatte keine schöne Kindheit. Sein Vater war sehr streng und seine Mutter eine verarbeitete schüchterne Frau. Julian durfte nicht mit uns spielen, denn er musste im elterlichen Laden helfen.
Nach dem Tod der Eltern übernahm er den Laden, spekulierte nebenbei noch an der Börse und wurde sehr reich. Er kaufte die Villa und heiratete ein Mädchen aus der Stadt. Für kurze Zeit schien er glücklich zu sein, doch dann starb seine Frau im Kindbett und nahm den kleinen Sohn mit. Und dann ist Julian eines Tages verschwunden und niemand wusste wohin. Bis er vor zwei Jahren zurückkam und seither in der alten Villa haust.“
Eine Weile war es still am Tisch, dann hob Bianca den Kopf und ihre Augen strahlten.
Nun weiß ich ganz genau, dass Herr Mitwald ein armer Mann ist, er ist arm an Liebe und Weihnachten ist doch das Fest der Liebe. Nicht wahr!“
Die Oma nickte gerührt und die Mutter strich ihrer Tochter über das Haar. Selbst Ralf hielt seinen vorlauten Mund.
Bianca aber ist jetzt noch überzeugter, den richtigen armen Menschen gefunden zu haben, dem sie Weihnachtsfreude bringen will.
Als der Vater nach Hause kam, erzählte sie ihm von ihrem Vorhaben und bekam zwanzig Euro.
Glücklich schlüpfte sie in Omas Zimmer und gemeinsam berieten sie, was man einem alten Mann, der scheinbar alles hat, schenken könnte.
Oma hatte eine Idee. Sie meinte, alte Leute frieren leicht und sie könnten Wolle kaufen und Socken und einen Schal stricken. Da ihre Enkelin nicht stricken kann, würde Oma das übernehmen.
Bianca aber lief nun zu ihrer Mutter und bat sie mit ihr gemeinsam Plätzchen für den alten Mann zu backen, die sie dann besonders schön verzieren wollte.
Der nächste Tag war zum Glück ein Samstag und Oma und Bianca fuhren zum Einkaufen in die Stadt.
Staunend mit leuchtenden Augen sah sich das Mädchen um. Überall war weihnachtlich geschmückt und in der Stadtmitte stand ein großer Christbaum.
Oma die sich in der Stadt auskannte führte sie in ein großes Wollgeschäft und bald fanden sie die passende kuschelig weiche Wolle.
Es blieben sogar noch fünf Euro über und das Mädchen überlegte was sie dafür dem alten Mann noch kaufen könnte. Da sah sie in einem Schaufenster eine große Schneekugel, in dessen Gehäuse die heilige Familie aufgestellt war und über ihnen ein goldener Stern leuchtete.
Schnell zog sie die Oma in den Laden.
Bianca erklärte dem Verkäufer, dass sie die große Schneekugel aus dem Schaufenster wollte, doch als sie den Preise erfuhr, senkte sie traurig den Kopf.
Doch die Oma lächelte und erklärte, sie würde die Schneekugel kaufen.
Glücklich schmiegte sich die Kleine an ihre Oma.
Ein Tag vor Weihnachten war es soweit. Die Oma und Bianca machten sich vollgepackt mit ihren Geschenken auf den Weg zur Villa.
Dumpf schallte die Glocke und Bianca drückte sich an die Oma, denn plötzlich hatte sich doch etwas Herzklopfen.
Die Tür öffnete sich und ein langer dürrer Mann ganz in schwarz gekleidet schaute sie hochnäsig an.
Wir kaufen nichts?“
Und wir wollen nichts verkaufen. Melden sie uns Herrn Mitwald und sagen sie ihm eine alte Schulfreundin und ihre Enkelin wollen sie besuchen.“
Herr Mitwald empfängt keine Besuche.“
Bianca drückte sich ungeduldig an dem Diener vorbei und lief in die Halle.
Dieser schaute entsetzt, dann hastete er hinter der ungebetenen Besucherin her.
Schmunzelnd folgte die Oma.
Bianca trat in das Zimmer, aus der keuchender Husten zu hören war.
Ein Mann saß auf dem Sofa, in eine Wolldecke gehüllt, sodass nur ein weißer Haarschopf zu sehen war und wurde von einem heftigen Husten geschüttelt.
Schnell lief Bianca zu dem kleinen Tischchen auf dem eine Wasserkaraffe stand und brachte dem alten Mann ein Glas.
Trinken sie dann wird es besser.“
Der Husten wurde leichter.
Wer bist du?“
Bianca knickste.
Ich bin Bianca Werdenfels und möchte ihnen Weihnachtsfreude bringen.“
Der Alte sah sie unter seinen buschigen weißen Brauen finster an.
Was ist denn das für ein Unsinn.“
Das ist kein Unsinn! Morgen ist Weihnachten, das Fest der Liebe und da sie so allein sind, dachte ich ich bringe ihnen etwas Weihnachtsfreude.“
So,so,“ brummte der Mann, als wüsste er nicht was er mit diesem kleinen Weihnachtengel anfangen sollte.
Bianca hatte inzwischen die Päckchen aus ihrer Tasche genommen und sie neben ihn auf das Sofa gelegt.
Willst du sie nicht aufmachen, Julian?“
Die Oma stand neben dem Diener und lächelte ihren Schulkameraden vergnügt an.
Dieser sah sie fragend an, dann lachte er heiser.
Agatha?“
Ja, die du immer an den Zöpfen gezogen hast.“
Julian lachte, dann betrachtet er Bianca.
Das ist also deine Enkelin, die scheint genauso energisch zu sein wie du als Kind. Nun mein Kind willst du mir helfen beim auspacken.“
Der alte Mann hatte Tränen in den Augen als er die liebevollen Handarbeiten und die Schneekugel sah.
Bianca öffnete dann die große Dose mit Plätzchen und ein herrliche Duft durchzog den Raum.
Die Plätzchen habe ich extra schön für dich verziert, aber dein Herr Diener darf natürlich auch davon essen.“
Hast du gehört Karl, der Herr Diener darf auch etwas von den Plätzchen haben.“
Karl schmunzelte und sah gar nicht mehr so hochmütig aus.
Später kochte er Tee und Julian erzählte während sie gemütlich zusammen saßen, dass er vor zwei Jahren sein Vermögen verloren hatte und ihm nur noch diese Villa und eine kleine Rente blieb.
Da er sich schämte, hatte er sich von allen abgeschottet.
Damit ist aber jetzt Schluss und am Weihnachtsmorgen fangen wir gleich damit an. Mein Sohn wird dich und deinen Herrn Diener abholen.
Es gibt Gänsebraten.“
Beim Abschied zog der alte Herr die kleine Bianca zu sich und strich ihr über die Locken.
Heute ging ein Engel durch Raum, danke kleiner Weihnachtsengel.“

© Lore Platz








Dienstag, 18. Dezember 2018

Das kleine rote Auto und der Tannenbaum

Drei Tage war die Lore krank, nun lacht sie wieder Gott sei dank! Nun um ehrlich zu sein zum Lachen ist mir noch nicht zu Mute, ein bisschen Lächeln.
Mich hatte ein ganz böser Brech- Durchfall-Virus erwischt und bin heute zum ersten Mal aufgestanden, aber noch etwas schwach auf den Beinen. Werde mich auch bald wieder hinlegen, will nur schnell das Türchen öffnen und dann meine Salzbreze essen, und meinen schwarzen Tee trinken, denn das soll angeblich helfen. Hoffe ich doch!
Ganz besonders danken möchte ich meiner Freundin Regina, die während meiner Krankeit, die letzten drei Türchen mit schönen Geschichten füllte.

Nun wollen wir wieder das nächste Türchen gemeinsam öffnen.
Viel Spaß beim Lesen!



Das kleine rote Auto und der Tannenbaum


Herr Oskar sieht sich vergnügt um.
Seit Tagen schon lässt Frau Holle die Schneeflocken auf die Erde rieseln und hat den Wald in eine weiße flauschige Decke gehüllt.
Klein Oskar, Bruno und Bellinda toben jauchzend durch den Schnee und bewerfen sich mit Schneebällen.
Katrin klettert nach vorn und sieht stillvergnügt ihren Kindern zu.
Danke auch Herr Oskar, dass sie Frau Eule das Versprechen abgenommen haben uns in Ruhe zu lassen.“
Gerne doch Frau Katrin, möchte ja meine Familie nicht verlieren,“ schmunzelt Oskar, „ aber trotzdem wäre es geraten nachts hier drinnen zu bleiben, denn die Augen von Frau Eule sind sehr schlecht.“
Frau Katrin lacht: „Schön, dass sie uns zu ihrer Familie zählen, überhaupt ist mein Leben nur noch wunderbar seit ich sie getroffen habe.“
Herr Oskar schmunzelt, „ aber meines auch und die Kinder machen mir große Freude, aber wo ist denn Max?“
Frau Blaumeise hat ihm eine Nachricht von seinem Vetter, der Kirchenmaus gebracht.“
Ach ja die Vögel sind schon einige Zeit nicht mehr hier, sind doch nicht alle in den Süden geflogen?“
Nein, aber diejenigen, die hier überwintern sind näher zur Stadt gezogen, denn dort stellen die Menschen Vogelhäuschen mit Futter auf.“

Elli M.

Das ist aber nett! Herr Armin ist heute Morgen mit seinen Damen in den Wald gegenüber gegangen, da dort die Menschen Futterkrippen aufgestellt haben.“
Miranda, das Eichkätzchen schlüpft durch das Fenster und seufzt:
Bin vor Hunger aufgewacht und wollte an meine Vorräte, habe aber wieder einmal vergessen wo ich sie vergraben habe.“
Herr Oskar lacht: „ Welch ein Glück, dass ich aufgepasst habe. Sehen sie da vorne die große alte Tanne? Darunter liegen ihre Nüsse.“
Danke, sie sind ein Schatz!“

 
Foto meiner Tochter
Schmunzelnd beobachten sie wie Miranda zu graben beginnt, der Schnee fliegt nur so nach allen Seiten.
Neugierig sehen die drei Mäusekinder zu, wie nun eine Nuss nach der anderen zum Vorschein kommt.
Das Wasser läuft ihnen im Mund zusammen.
Miranda beginnt nun eine Nuss nach der anderen in ihren Kobel hoch oben im Baum zu tragen.
Die letzten zwei Nüsse aber knackt sie, sagt etwas zu den Kindern und verschwindet.
Das ist aber nett, sie hat den Kindern die letzten Nüsse geschenkt, ich werde mal nachsehen.“
Bald erscheinen die vier Mäuse gesättigt und zufrieden und klettern ins Auto.
Katrin trägt ein Stück der Nuss und meint:
Ich habe für Max ein Stück aufgehoben, der wird sicher Hunger haben nach der langen Reise.“
Gegen Abend kommt der Mäuserich dann nach Hause und verkündet freudestrahlend , dass Vetter Heinrich sie alle über Weihnachten eingeladen hat, denn nirgends wird dieses Fest so schön gefeiert wie in der Kirche.
Auch er hat etwas für die Speisekammer mitgebracht, einen großen runden Keks, den er vor der Kirche gefunden hat.

Bald liegt die kleine Familie gesättigt und müde in der Höhle von Wolle unter dem Rücksitz und Herr Oskar träumt von früher. Der Duft des Weihnachtskeks erinnert ihn an seine erste Besitzerin, die mit Geschenken auf dem Rücksitz und einer Tüte dieser duftenden Kekse zu ihren Eltern gefahren ist.
Überall waren die Straßen geschmückt und auf dem Marktplatz stand ein leuchtender großer Tannenbaum und seine Besitzerin sang fröhlich die Lieder, die aus dem Radio erklangen mit.
Das war schön!
Mit einem Lächeln schläft Herr Oskar ein.

Ein bitterliches Weinen schreckt ihn aus seinem tiefen Schlummer.
Herr Oskar lässt seine vorderen Scheinwerfer leuchten, doch kann er niemand entdecken. Auch der frisch gefallene Schnee zeigt keine Spuren.
Da sieht er, dass an dem alten Tannenbaum, unter dem Miranda ihre Nüsse vergraben hatte, dicke große harzige Tränen den Stamm herunterrollen.
Herr Tannenbaum, warum weinen sei denn so schrecklich!“
Entschuldigen sie Herr Oskar, habe ich sie geweckt?
Aber diesen ganze Gerede über Weihnachten hat mich so traurig gemacht.
Meine Großmutter hat mir einst erzählt, dass wir Tannenbäume eine große Bedeutung haben.
Wir werden auserwählt in den Stuben der Menschen zu leuchten am Geburtstag des Herrn Jesus.
Kurze Zeit später wurde sie abgeholt und auch Jahre darauf mein Vater.
Doch dann starb der alte Herr, dem Wald gehört und seine Erben sind in alle Winde verstreut.
Seitdem kümmert sich niemand mehr um diesen Wald und die Weihnachtsbäume werden gegenüber geholt.
Und ich bin der Einzige aus meiner Familie, der niemals zu Ehren des Christkindes leuchten wird. Es ist schon traurig!“
Wieder laufen die Tränen den Stamm hinunter.
Herr Oskar ist traurig und weiß nicht was er sagen soll.
Gerade ist er wieder eingeschlafen, da klopft es an die
Scheibe.
Herr Oskar öffnet das Fenster und Frau Eule schlüpft herein.
Schließen sie das Fenster,“ befiehlt sie.
Gehorsam lässt Herr Oskar die Scheiben nach oben gleiten.
Frau Eule hat es sich inzwischen auf dem Sitz bequem gemacht.
Sehr gemütlich hier.
Ich habe das Gespräch zwischen ihnen und dem alten Tannenbaum mit angehört.
Er steht schon seit vielen Jahrzehnten hier.
Meine Großmutter kannte ihn schon und wusste nur Gutes zu berichten.
Und darum dachte ich, wir sollten ihm etwas schenken und seinen Wunsch erfüllen und aus ihm einen Weihnachtsbaum machen.“
Aber wie soll das denn gehen? Ach vielleicht die Elfen?“
Nein die schlafen doch im Winter unter der Erde bei den Wurzeln ihrer Blumen.
Aber in der Nähe ist das Wichteldorf und vor vielen Jahren hat der Tannenbaum den Sohn des Königs gerettet, als er von einem Fuchs gejagt wurde.
Das hättet ihr sehen sollen.
Mit seinem untersten Zweig hat er dem Fuchs so einen Schlag versetzt, dass der rückwärts einen Salto geschlagen hat und mit eingezogenem Schwanz davon schlich.“
Sie meinen also, dass die Wichtel den Baum schmücken können, aber ist er nicht zu hoch für sie?“
Die Wichtel sollen nur die Girlanden basteln und die Vögel werden sie dann um den Baum winden.“
Und ich will das Christkind überreden, dass es hier vorbeikommt!“
Max, der der Unterhaltung gelauscht hat kommt nun nach vorn, bleibt aber in sicherer Entfernung zu der Eule.
Kennst du denn das Christkind?“ fragt diese erstaunt.
Nein, aber mein Vetter, denn es kommt jedes Jahr zur Christmette in die Kirche, wo er wohnt.“
Gut dann werde ich morgen zu den Wichtel fliegen, lass mich bitte hinaus Oskar, bevor dein kleiner Freund noch vor Angst in die Hosen macht!“
Max schnaubt empört, die Eule grinst und verlässt mit rauschenden Flügel das Auto.
Und nun beginnt ein heimliches Wirken.
Alle Tiere sind inzwischen eingeweiht und freuen sich schon auf Hl.Abend und die große Überraschung für die Tanne.
Am Morgen des lang ersehnten Tages kommt Armin von Hohenwalde durch den Wald geschritten und trägt auf seinem Geweih viele bunte glitzernde Girlanden.
Neben ihm trippeln kichernd und schwatzend viele kleine Wichtel.
Vor dem alten Tannenbaum bleiben sie stehen.
Armin neigt sein Haupt und die Girlanden fallen in den Schnee.
Nachdem die Wichtel sie entwirrt haben kommen aus den umliegenden Bäumen die Vögel und winden sie um den alten Tannenbaum, der aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt.
Danke, danke!“ stammelt er nur immer wieder.
Armin von Hohenwalde aber erklärte ihm, dass sie heute Nacht sich alle hier zusammen finden werden, um gemeinsam den Geburtstag des Christkinds zu feiern.
Und so war es dann auch.
Sie versammeln sich unter dem Baum, der voller Stolz seinen schönen Schmuck trägt und der König des Waldes Armin erzählt die Weihnachtsgeschichte, wie er sie schon von seiner Mutter gehört hatte.

 
bonmomo

Dann singen sie Weihnachtslieder und auch Herr Oskar brummt mit.
Auf einmal erklingt ein liebliches klingeln und ein goldener Schlitten kommt herunter geschwebt.
Grinsend springen Max und seine Familie in den Schnee und das Christkind im goldenem Gewand tritt zu dem Tannenbaum und sagt mit lieblicher Stimme.
Ich habe gehört, dass es dein größter Wunsch war für mich an meinem Geburtstag zu leuchten. Dafür danke ich
dir aus vollem Herzen.Und damit du auch wirklich leuchtest schicke ich dir meine Sterne vom Himmel:“
Es hebt die Hand und die Sterne fallen vom Himmel und setzen sich auf die Zweige und der Baum erstrahlt in einem hellen Licht.
Der alte Tannenbaum ist überwältigt vor Glück und stammelt nur immer wieder: „ Danke, danke!“
Das Christkind lächelt freundlich und meint:
Die Sterne werden bis zum Dreikönigstag bei dir bleiben, dann kehren sie zurück an den Himmel. Nun lebt wohl meine lieben Freunde.“
Der Schlitten erhebt sich und fährt zu den Wolken.
Unter dem Baum aber türmen sich Säcke voll mit den herrlichsten Dingen. Äpfel und Birnen, Heu und Hafer, Nüsse, Kastanien und Karotten, selbst an Speck und Käse für die Mäuse hat das Christkind gedacht.
Der alte Tannenbaum aber träumte noch viel Jahre davon, wie er einmal ein Weihnachtbaum sein durfte.

© Lore Platz


Sonntag, 16. Dezember 2018

Florian und die verzauberte Gans Gisela

Florian und die verzauberte Gans Gisela

Florian liebt seinen Adventskalender. Wie gut, dass noch einige Türchen zu öffnen sind, denn jeden Tag findet sich eine andere Überraschung in den Säckchen, die Oma extra dafür genäht hat. Heute ist ein Gutschein drin. 'Mit Oma und Opa den Weihnachtsmarkt besuchen', steht drauf.
Florian freut sich. Er liebt den Weihnachtsmarkt. Es duftet so schön und es gibt so viel zu sehen. Wunderschöne Krippen und Figuren, niedliche Engel und vor allem geschnitzte Tiere, die gefallen ihm am besten. Später wenn sie genug gesehen haben würden, gäbe es sicher wieder eine Bratwurst und wenn die Oma nicht hinsähe, durfte er vielleicht einen Schluck von dem Glühwein probieren.
Aber zuerst will Florian einen Termin mit Oma und Opa machen. Er ruft die beiden an.
„Hallo Oma, hier ist der Flori!", sagt er und kichert. „Nun rate mal, was ich heute in meinem Adventskalender gefunden habe!" 
„Weiß ich nicht?", stellt sich die Oma ahnungslos.
„Ich darf mit euch auf den Weihnachtsmarkt!"
„Na sowas, und wann soll das denn sein?"
„Deshalb rufe ich doch an!"
„Was hältst du davon, wenn wir heute Abend gehen?", fragt Oma und Florian ruft begeistert. „Oh ja, das ist prima. Holt ihr mich ab?"
Klar holen Oma und Opa ihren Enkel ab. Dick eingepackt in seinen neuen Anorak, mit Mütze auf den Ohren und warmen Handschuhen geht es los. Schon von Weitem hören sie die weihnachtliche Musik und das Stimmengewirr auf dem Marktplatz. Je näher sie kommen, desto köstlicher riecht es. Florian läuft das Wasser im Mund zusammen.
Staunend sieht er sich um. Er hat ganz vergessen wie herrlich es auf dem Weihnachtsmarkt ist. Außerdem ist er ja wieder ein Jahr älter und sieht alles mit anderen Augen.
Der Opa bleibt bei einem Stand mit geschnitzten Krippenfiguren stehen und unterhält sich mit dem bärtigen Mann, der dahinter steht. Die Oma ist bereits weitergegangen und betrachtet die Weihnachtskugeln.
Opa winkt Florian zu sich und deutet auf die Figuren.
„Wollen wir wieder ein Tier für unsere Krippe dazu kaufen? Wie wäre es zum Beispiel mit diesem Schäferhund?"
Florian nickt strahlend und beugt sich über die Figuren.
„Nimm mich mit!" Florian hört ein feines Stimmchen. Verwirrt versucht er auszumachen, von wo diese Stimme kommt.
„Hier bin ich!", sagt die Stimme und dann sieht Florian, wer da mit ihm redet. Vorsichtig nimmt er die winzige Gans auf seine Handfläche und betrachtet sie. „Du kannst sprechen?", fragt er ungläubig, beinahe davon überzeugt, dass er träumt. 
„Ja aber nur mit Kindern, die an noch an das Wunder des Weihnachtsfestes glauben. Nimm mich bitte mit, ich möchte zu gerne an der Krippe des kleinen Jesus stehen. Unsereins darf doch sonst nur als Braten am Weihnachtsfest teilnehmen. Bitte!"
„Florian führst du Selbstgespräche?"
Der Junge wird etwas rot und streckt dem Opa die Hand mit der Gans entgegen. „Könnten wir die mitnehmen?"
„Eine Gans? Aber gut, wenn du das möchtest. Warum auch nicht!", sagt Opa und reicht dem Verkäufer einen Geldschein.
Florian steckt die Gans in seine Jackentasche, dort hat sie es schön warm. Zu Hause wird er sie auf sein Nachtschränkchen stellen, bis am Heiligabend die Krippe im Wohnzimmer aufgebaut werden wird. 
Als er am Morgen erwacht fällt sein erster Blick auf die weiße Gans und er überlegt, ob er sich das nur eingebildet hat, dass sie mit ihm gesprochen hat. 
Da plappert die Gans auch schon wieder los.
„Guten Morgen Florian!", sagt sie. Florian reibt sich die Augen.
„Guten Morgen Gans, hast du auch einen Namen?", will er wissen.
„Selbstverständlich habe ich einen Namen. Ich heiße Gisela und bin eine verzauberte Prinzessin!" Gisela kichert. 
Florian will sich ausschütten vor Lachen. 
„Das hättest du wohl gern. Wenn du eine verzauberte Prinzessin wärst, dann müsstet du wenigstens aus Fleisch und Blut sein, du aber bist aus einem Stück Holz geschnitzt."
„Naja aber schön wäre es schon und außerdem warum kann ich dann mit dir reden?"
„Hm, das ist allerdings seltsam?" 
„Natürlich hast du recht, ich bin eine geschnitzte Holzgans, aber bevor ich das wurde, war ich aus Fleisch und Blut, so wie du. Zwar war ich keine Prinzessin, sondern eine ganz normale Gans, aber ich habe einmal das Christkind beschützt. Als sich Diebe in die Kirche gestohlen hatten, die das Christkind aus der Krippe mopsen wollten, bin ich aus dem Korb meiner Besitzerin gesprungen und habe laut geschnattert. Ich kann dir sagen, das war ein Theater!", erzählt Gisela stolz.
„Was hattest du denn in der Kirche zu suchen?", fragt Florian neugierig. 
„Meine Bäuerin hat mich auf den Markt getragen und wollte mich verkaufen, da ist sie an der Kirche vorbeigegangen und wollte schnell ein Gebet sprechen. Dabei hat sie die Diebe gestört und durch mein lautes Geschnatter sind der Pfarrer, der Mesmer und einige Leute von der Straße in die Kirche gekommen und haben die Diebe dingfest gemacht. Einen der Diebe habe ich noch kräftig ins Bein gezwickt."
„Und was geschah dann?"
„Nun war ich plötzlich berühmt. Natürlich konnte ich nun nicht mehr verkauft werden, denn schließlich kann eine Berühmtheit nicht als Gänsebraten enden."
Florian schüttelt den Kopf.
„Aber das erklärt immer noch nicht, warum du nun eine Holzgans bist?"
Gisela lachte, das klang lustig, weil es eine Mischung aus Geschnatter und Gelächter war.
„Stimmt! Dann will ich es dir jetzt erklären, auch wenn ich vermute, dass du nicht glauben wirst, was du jetzt erfährst!"
Florian wehrt ab. Immerhin hat er sich auf ein Gespräch mit einer hölzernen Gans eingelassen, das war schon einigermaßen seltsam. Was sollte da noch Unglaublicheres kommen?
„Erzähle einfach, ich bin gespannt!", bittet er die Gans. 
„Also ich wurde berühmt und viele Menschen kamen auf den Hof meiner Bäuerin nur um mich zu sehen. Leider ...", die Gans wird etwas rot, "stieg mir der ganze Ruhm in den Kopf und ich wurde hochmütig und dachte, ich wäre etwas Besseres. Ich führte mich auf wie eine Königin behandelte die anderen Gänse wie ein gemeines Fußvolk. Sie mussten sogar Spalier stehen wenn ich zum Futtertrog ging, aus dem ich als erste fressen durfte. Ich war wirklich sehr, sehr gemein."
Gisela senkt beschämt den Kopf.
„Dann kamen immer weniger Menschen und bald wollte mich niemand mehr sehen. Eines Tages stand ein hübscher kleiner Junge am Zaun und sah zu mir herüber. Mit hocherhobenem Kopf watschelte ich zu ihm, um mich bewundern zu lassen. Doch er sah mich unendlich traurig an und sagte:
„Gisela ich bin dir sehr dankbar, dass du mich gerettet hast, aber es macht mich traurig, wenn ich sehe wie der Ruhm dich verändert hat. Deshalb muss ich dich bestrafen. Das Leben will ich dir nicht nehmen, aber ich muss dich leider verwandeln."
Ich spürte einen Ruck durch meinen Körper und wurde ganz klein und hölzern. Der Junge bückte sich, hob mich vorsichtig auf, dann waren wir plötzlich auf dem Weihnachtsmarkt und er stellte mich zwischen die anderen geschnitzten Figuren. Der Junge war das Christkind höchstpersönlich und deshalb möchte ich an seiner Krippe stehen, denn es tut mir leid, dass ich so garstig war."
Florian traut seinen Ohren nicht.
„Gisela, du bist unglaublich! Eine Märchenerzählerin bist du. Nie und nimmer ist das wahr, was du mir gerade erzählt hast, aber es war eine bewegende Geschichte.", sagt er.
„Glaub, was du willst - ich schwöre, dass es die Wahrheit ist, so wahr ich Gisela heiße!", sagt die Gans leise und von dem Moment an schweigt sie und sagt nie wieder ein Sterbenswörtchen.

© Regina Meier zu Verl & Lore Platz