Freitag, 31. Juli 2020

Oma Jette weiß Rat







Oma Jette weiß Rat






Wenn Amelie hier oben auf ihrer Bank saß und ins Tal hinunter schaute, dann schien ihr alles so friedlich zu sein da unten.
Doch leider täuschte der Schein. Gar nichts war friedlich dort, wieder hatte sie Schelte von ihrer Stiefmutter bekommen. Das war so ungerecht, dabei hatte sie gar nichts gemacht, für das man sie hätte ausschimpfen müssen.
Aber egal was sie machte, alles war falsch.
Dabei hatte sie sich so gefreut, als Papa nach Mamas frühen Tod wieder geheiratet hatte und schon ihm zuliebe wollte sie sich bemühen ihre neue Mutter lieb zu haben. Doch leider spürte sie sofort, dass die neue Mutter sie nur als Störenfried empfand und ganz schlimm war, dass Papa ihren bösen Einflüsterungen glaubte.
"Mein Lieber", hatte sie erst heute zu Papa gesagt, "du musst dringend mit deiner Tochter sprechen.
Sie hat schon wieder das Waschbecken nicht sauber gemacht, nachdem sie ihre Zähne geputzt hatte!"
Dabei hatte sie die Wörter 'deiner Tochter' besonders betont und in die Länge gezogen, dass es Amelie fast weh in den Ohren getan hatte, obwohl sie im Nebenzimmer war.
Ganz leise hatte sie das Nebenzimmer verlassen, denn sie wollte gar nicht hören was ihr Papa dazu sagte.
Zu oft schon hatte sie erlebt, dass er ihren Lügen glaubte. Sie bemühte sich doch so sehr es allen Recht zu machen, aber nie war es genug.
Und heute bekam sie zufällig ein Telefongespräch mit, das ihre Stiefmutter mit ihrer Freundin führte,
"Ich habe ihn bald soweit, ab September wird die lästige Göre im Internat sein und ich werde schon dafür sorgen, dass er sie vergisst. Jedenfalls will ich sie auch in den Ferien nicht mehr hier haben,"
Entsetzt hatte sie das Haus verlassen und war hierher zu ihrer Bank gelaufen.
Die Tränen kullerten nun unaufhörlich von ihren Wangen und Amelie wusste nicht, wie es nun weitergehen sollte. Ins Internat sollte sie - für immer. Die Stiefmutter wollte sie nie mehr zurückhaben. Das konnte doch ihr Vater nicht gutheißen, er liebte seine Tochter doch.
Aber wenn er all die Lügen glaubte, die ihm seine neue Frau auftischte, dann war es sicher für Papa immer schwieriger, sie, seine einzige Tochter, zu lieben.
Energisch wischte sie sich die Tränen ab. Wenn man sie hier nicht mehr wollte, dann würde sie eben gehen.
Es waren ja Ferien! Aber wohin sollte sie gehen, die Oma wohnte ja weit weg im Schwarzwald.
Jetzt müsste sie auf jeden Fall erstmals nach Hause gehen und dann wollte sie sich etwas überlegen. vielleicht konnte sie vom Nachbarhaus die Oma einmal anrufen, die möglicherweise einen Rat für sie hätte.
Traurig machte sich Amelie auf den Heimweg.
Frau Mahler, die Nachbarin stand in ihrem Garten.
"Guten Morgen, Amelie. Deine Mutter ist eben zum Einkaufen gefahren, willst du nicht herein kommen."
Das Mädchen nickte und folgte der alten Frau ins Haus.
Frau Mahler tat das Mädchen sehr leid, sie hatte oft erlebt, wie die Stiefmutter die Kleine behandelte und deshalb wunderte sie sich auch nicht, als Amelie sie bat ob sie ihre Oma anrufen dürfte.
Diskret verließ sie das Zimmer. als die zehnjährige den Telefonhörer nahm und wählte.
Als Amelie die liebe Stimme der Oma hörte, sprudelte alles aus ihr heraus, was sie die letzten Monate seit der Hochzeit mit der Stiefmutter erlebt hatte und was sie jetzt vorhatte.
Ein Weile war es still, dann meinte die Oma.
"Liebes sei nicht traurig ich werde mir etwas einfallen lassen. Denk daran du bist nicht allein."
Getröstet legte Amelie den Hörer auf. Sie bedankte sich bei Frau Mahler und ging still nach Hause, wo sie gleich wieder eine Schimpftirade der Stiefmutter über sich ergehen lassen musste.
"Habe ich dir nicht gesagt, dass du gefälligst pünktlich zu Hause sein sollst. Du trödelst den ganzen Tag herum und ich muss alle Arbeit allein machen. Nicht einmal die Einkäufe nimmst du mir ab. Warte nur, das werde ich deinem Vater sagen, wenn er nachher von der Arbeit heimkommt."
Dieses Mal weinte Amelie nicht. Das Gespräch mit der Oma hatte ihr gut getan, vor allem, weil sie sich einmal alles von der Seele gesprochen hatte.
Oma hatte versprochen, sich zu kümmern und das würde sie gewiss tun.
Still verrichtete sie die Arbeit, die die Stiefmutter ihr auftrug.
Nach dem Abendessen ging sie in ihr Zimmer. Das Telefon läutete und sie hörte ihren Vater;
"Hallo Mama," sagen.
Fest drückte sie beide Hände auf ihr stark klopfendes Herz. Und als ihr Vater sie rief, lief sie mit einem bangen Gefühl nach unten, das sich noch verstärkte, als sie ein bösen Blick ihrer Stiefmutter traf.
Doch ihr Vater rief ihr fröhlich entgegen. "Oma Jette hat angerufen, sie lädt dich ein, die Ferien bei ihr zu verbringen, was hältst du davon."
Amelie lief auf ihn zu und umarmte ihn, das hatte sie schon lange nicht mehr gemacht.
"Das werte ich mal als Zustimmung!", Papa lachte und Amelie stimmte ein.
Lediglich Elvira machte ein missmutiges Gesicht. Dabei hatte sie doch gesagt, sie sei froh, wenn sie Amelie mal wegschicken könnte.
"Du wirst sie doch nicht etwa dorthin bringen?", keifte sie. "Die kann mit dem Zug fahren!"
"Die ist meine Tochter und selbstverständlich werde ich sie fahren. Komm doch mit, dann machen wir drei einen schönen Ausflug und du könntest meine Mutter auch einmal wiedersehen.", schlug Papa vor.
Obwohl sie ihre Schwiegermutter überhaupt nicht leiden konnte beschloss sie doch mitzufahren, fürchtete sie doch ,Amelie könnte etwas ausplaudern.
Also ging es am Wochenende in den Schwarzwald.
Oma stand schon an der Haustür, als die drei am Samstag angefahren kamen. Amelie sprang aus dem Auto und stürmte auf ihre Oma zu.
"Unmöglich, dieses Kind!", schimpfte Elvira. Sie konnte es sich einfach nicht verkneifen, Amelie zu kritisieren und erntete einen erstaunten Blick ihres Mannes.
"Sie freut sich eben, das ist doch ganz normal!", sagte er und lief ebenfalls einen Schritt schneller auf seine Mutter zu, umarmte und küsste sie herzlich auf beide Wangen.
Nach einem gemütlichen Kaffee mit Kuchen, sagte Oma Jette lächelnd zu Amelie:
"Willst du nicht hinüber zu Christina gehen, die freut sich schon so sehr auf dich,"
Als Amelie zu ihrer Freundin gegangen war, führte
Oma Jette ein ernstes Gespräch mit ihrem Sohn und dessen Frau.
"Mir ist zu Ohren gekommen, dass du Amelie loswerden willst!", sagte sie. "Red dich nicht raus, ich weiß es genau!", fügte sie hinzu.
Elvira war kreidebleich geworden und Amelies Papa wich auch jede Farbe aus dem Gesicht. Was hatte seine Mutter da gerade gesagt? Das war ja ungeheuerlich!
Oma Jette meinte versöhnlich, sie wollte keinen Knacks in die Ehe ihres Sohnes bringen.
" Ich weiß es ist nicht einfach in einer jungen Ehe sich auch noch um eine Zehnjährige zu kümmern, obwohl du wusstest, Elvira, dass Bernd eine Tochter mit in die Ehe bringen würde.
Und auch für Amelie war die Situation nicht ganz so leicht. Sie wurde aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen, wo sie seit dem frühen Tod ihrer Mutter lebte und alle ihre Freunde hier hatte.
Und in ihrem neuen Zuhause war ihr nur ihr Vater vertraut. deshalb mache ich euch auch einen Vorschlag.
Lasst sie die Ferien über jetzt mal bei mir, das wird auch eurer jungen Ehe gut tun.
Nach den Ferien kann sie weiter hier zur Schule gehen, und ihr könnt sie am Wochenende so oft ihr Lust habt besuchen, die Ferien verbringt Amelie bei euch. So ist beiden Teilen geholfen.
Mit strahlendem Gesicht kam Amelie von ihrer Freundin zurück, doch als sie das blasse Gesicht ihrer Stiefmutter und das ernste Gesicht ihres Vaters sah, wurde ihr ganz ängstlich zumute.
Sie sah zu ihrer Oma und als diese ihr zuzwinkerte wurde es ihr wieder leichter ums Herz.
Bernd trat zu seiner Tochter und legte ihr den Arm um die Schulter.
Komm`, wir gehen in den Garten und setzen uns auf die Hollywoodschaukel.“
Mit bangem Herzen folgte Amelie ihrem Vater.
Hör mal mein Kind, ich weiß von Oma, dass du und Elvira euch nicht so gut vertragen. Schuld bin wohl ich auch ein bisschen, Die Heirat, der Umzug und mein neuer Job waren für uns alle ein Problem, das wir nicht gleich erkannt haben.
Dir fiel es nicht leicht dich einzugewöhnen, Elvira hatte sich ihr junge Ehe anders vorgestellt und ich hatte viel zu wenig Zeit für euch beide, da ich mich in meinem neuen Job erst einarbeiten musste.
Und darum war Elvira auch eifersüchtig und hat wohl etwas falsch reagiert. Ich bitte dich, gib ihr noch eine Chance.
Amelie nickte.
Und erzählte Bernd seiner Tochter, was die Oma vorgeschlagen hatte.
Und bei jedem seiner Worte begann das Mädchen mehr zu strahlen, dann fiel sie ihrem Vater um den Hals.
Natürlich komme ich in den Ferien zu euch, dass ist eben umgekehrt wie jetzt und außerdem können wir ja uns ja über Video unterhalten.“
Als sie wieder ins Wohnzimmer zurück gingen, trat Amelie
auf ihre Stiefmutter zu und streckte ihr die Hand entgegen.
Es tut mit leid, wir beide hatten wohl einen schlechten Anfang , in Zukunft wollen wir es besser machen.“
Mit Tränen in den Augen nickte Elvira und drückte fest die Hand ihre Stieftochter.
Oma Jette schmunzelte zufrieden und dachte sie:
Der Anfang wäre gemacht!“



© Lore Platz






Donnerstag, 30. Juli 2020

Lila-Luna ,Anneliese und der böse Anton

Die Zeichnungen zu dieser Geschichte hat meine leider inzwischen verstorbene Freundin Heide Marie Kalitta gemalt. Ich hoffe sie guckt jetzt vom Himmel und freut sich, dass sie in ihren Bildern weiter lebt. Danke liebe Heide.

Viel Spaß beim Lesen!




Lila-Luna, Anneliese und der böse Anton


Anneliese sah sich vergnügt in der Küche um, alles blitzblank.
Ihre Mutter hatte zur Zeit Doppelschicht, da einige ihrer Kollegen krank waren und würde sich sicher freuen wenn sie nach Hause kam.
Schließlich waren zur Zeit Ferien und sie hatte doch Zeit und es war schön, wenn die müden Augen der Mutter strahlten und sie sie liebevoll dann ' mein kleines Hausmütterchen' nannte.
Und Morgen hatte die Mama frei und sie würden zusammen ins Schwimmbad gehen.
Durch das Küchenfenster beobachtete das Mädchen wie der Postbote gerade auf sein Fahrrad stieg und weiter fuhr.
Ob Bärbel ihr geschrieben hatte? Seit sie deren Adresse an dem gelben Luftballon gefunden hatte, schrieben sie sich eifrig und in diesen Ferien wollten sie sich treffen.
Schnell lief Anneliese hinaus und strahlte, als sie das gelbe Kuvert herauszog. Gelb war nämlich Bärbels Lieblingsfarbe.
Wieder im Haus legte sie die Post für ihre Mutter auf den Küchentisch und ging in ihr Zimmer.
Enttäuscht las sie, dass Bärbels Vater von seiner Firma zum Leiter eines neuen Projekts ernannt wurde und kurzfristig nach Spanien reisen musste und ihre Mutter ihn begleitete. Deshalb sei sie nun hier in Hamburg bei der Oma.
Jetzt erst fiel Anneliese auf, dass der Absender eine Hamburger Adresse war.
Etwas traurig und enttäuscht holte sie einen Bogen Briefpapier aus der Schublade und begann zu schreiben.
Nun noch eine Marke drauf und sie konnte ihn gleich in den Briefkasten werfen.
Als sie aufsah bemerkte sie Lila-Luna, die mit unterschlagenen Beinen auf dem Schreibtisch saß.
Wie lange bist du denn schon hier?“
Och, eine ganze Weile, wollte dich aber nicht stören.“
Anneliese bemerkte, dass ihre kleine Freundin traurig und besorgt aussah.
Was ist los?“
Wie lange dauern eigentlich diese schrecklichen Ferien noch?“
Anneliese lachte.
Schrecklich! Ferien sind wunderbar, ausschlafen, keine Hausaufgaben und viel Zeit, das ist doch herrlich!“
Wir aber sind froh, wenn sie bald zu Ende sind!“
Und nun erzählte die kleine Elfe ihrer Freundin von dem Enkel des alten Mannes, der am Rande des Waldes lebte.
Anton rief ihn der alte Mann. Ein ganz böser Junge war das. Den ganzen Tag stapfte er mit mürrischem Gesicht
durch den Wald und schlug mit einem Stecken auf alles ein, ohne dabei auf die kleinen Tiere zu achten.
Seit er hier war, wurde das Wartezimmer von Dr. Wichtel nicht mehr leer.
Neulich hatte dieser unartige böse Junge sogar mit einem Stock einen Ameisenbau zum Einsturz gebracht und wollte sich ausschütten vor Lachen, als die Ameisen völlig verzweifelt durcheinander liefen.
Lila -Luna sah richtig traurig aus, doch dann hellte sich ihr Gesicht auf.
Hast du Zeit, um mit mir zu kommen.“
Anneliese nickte: „Aber vorher möchte ich noch schnell den Brief ein werfen.“
Die Elfe saß auf den Schultern des Mädchens, von den Haaren verdeckt, als dieses durch den Ort lief.
Mit einem Klappern verschwand der Brief im Kasten und als sie dann am Waldrand waren, verwandelte Lila - Luna ihre Freundin in eine Elfe.
Vergnügt flogen sie im Sonnenschein, bis sie unter sich das Haus von Dr. Wichtel sahen.
Unzählige Käfer, Bienen, Hummel, Schnecken,Marienkäfer, ein dicker Maikäfer, ja selbst Pilze, die ihre Hüte in der Hand hielten, tummelten sich vor der Praxis.
Ein Heuhüpfer, der nicht mehr stehen konnte, da sein Bein abgewinkelt war, saß im Gras.
Alle sahen irgendwie bedauernswert aus.
Die beiden Mädchen schwebten auf den Boden.
Ein Hirschkäfer, dessen Geweih geknickt war und recht armselig zur Seite hing, murrte:
Warum geht es denn nicht weiter, ich habe Schmerzen!“
Wir auch, wir auch!“ ertönte es ringsum.
Und Max der Regenwurm, dem ein Stück seines Schwanzes fehlte, rief:
He Pietro, du Schlafmütze, öffne endlich die Tür, wir wollen zu Dr. Wichtel.“
Pietro, der Assistent von Dr. Wichtel steckte seinen Kopf durch das Fenster und rief.
Der Doktor ist nicht da, unsere Salbe ist ausgegangen und er holt neue Kräuter. Ihr müsst euch also noch etwas gedulden.“
Da ging die Tür des Häuschen auf und Primela die Frau von Dr. Wichtel begleitet von ihren Töchtern kam heraus und bot den Ungeduldigen Tee und kleine Kuchen an.
Lila - Luna und Anneliese aber flogen zu der Wiese auf der Dr. Wichtel immer seine Kräuter sammelte, vielleicht konnten sie ja helfen.
Bald sahen sie ihn, wie er eifrig Kräuter in einen Korb legte.
Gerade wollten sie landen, da bemerkten sie einen Jungen der sich dem Wichtel näherte und blitzschnell einen Sack über ihn stülpte.
Erschrocken flogen die Mädchen in ein Gebüsch und beobachteten wie der Junge sich böse grinsend den Sack mit dem zappelnden Wichtel über die Schulter warf.
Was sollen wir nur machen!“ jammerte Lila - Luna.
Kannst du ihn den nicht klein zaubern?“
Das darf ich n..., was soll's, es geht nicht anders.“
Die Elfe zückte den Zauberstab, murmelte einige Worte und Anton war auf einmal klitzeklein.
Der Sack aber landete auf der Erde, ein „Aua“ war zu hören und Dr. Wichtel kroch ins Freie.
Als Anton aber den Wichtel sah, der auf einmal viel größer als er selbst war, drehte er sich um lief davon.
Die Feenkönigin erschien auf der Wiese und sah Lila-Luna mit einem strengen Blick an.
Du weißt, dass es verboten ist einen Menschen zu verzaubern?“
Die kleine Elfe wurde rot und senkte beschämt den Kopf.
Aber sie darf mich doch auch verwandeln?“ rief Anneliese.
Der ernste Blick der Feenkönigin richtete sich auf das Mädchen.
Du bist ihre Freundin und alle hier in meinem Reich haben dich gern und damit du mit deinen großen Füßen keinen Schaden anrichten kannst, wenn du uns besuchst, habe ich ausnahmsweise die Erlaubnis erteilt.“
Frau Königin,“ meldete sich nun Dr. Wichtel zu Wort, „ Lila-Luna hat mir das Leben gerettet. Wer weiß was der Unhold vorhatte, bestimmt wollte er mich auch in eine Schachtel mit Löchern stopfen, wie neulich Maikäfer Moritz, den wir gerade noch vor dem Ersticken retten konnten.
Außerdem schadet es dem Bengel gar nicht, wenn er mal sieht, wie schwer es ist so klein zu sein.“
Es zuckte um die Mundwinkel der Fee.
Du hast Recht, ich beobachte den Jungen bereits seit einiger Zeit und hätte ihm wohl bald eine Lehre erteilt.
Das bedeutet aber nicht, dass du das noch einmal machen
darfst, Lilia-Luna.
Außerdem darf ihm nichts passieren, die Tiere sind sehr aufgebracht. Du wirst auf ihn aufpassen!“
Mit diesen Worten verschwand die Fee und die Mädchen machten sich auf die Suche nach dem winzig kleinen Anton.
Dieser aber war sehr erschrocken, als er auf einmal so klein war und die Welt um ihn herum erschien ihm sehr bedrohlich.
Die Grashalme waren hoch wie Bäume und es war beschwerlich sich einen Weg zu bahnen.
Über ihm brummte es und eine dicke Hummel erschien und schnell duckte er sich und atmete erleichtert auf, als sie weiter flog.
Es raschelte und ein dicker Käfer groß wie ein Pferd krabbelte schwerfällig direkt auf ihn zu.
Mit einem Hechtsprung brachte Anton sich seitwärts in Sicherheit.
Als aber ein Regenwurm in der Größe einer Riesenschlange vor ihm auftauchte, lief er blindlings davon.
Er stolperte in ein Loch und rutschte schreiend auf dem Rücken einen Abhang hinunter.
Benommen, mit geschlossenen Augen blieb er liegen.


Als er sie vorsichtig wieder öffnete sah er zwei riesige schwarze Ameisen vor sich stehen.
Sie hatten Speere in der Hand und Helme auf dem Kopf und sahen alles anders als freundlich auf ihn herab.
Was willst du Eindringling, wir bringen dich zum König.“
Sie zogen ihn nicht gerade sanft hoch und nahmen ihn in die Mitte.
Der König musterte Anton lang und nachdenklich, dann verfinsterte sich sein Gesicht.
Du bist doch der Junge, der unseren Bau zerstört hat, mitkommen.“
Die beiden Soldaten packten Anton und schritten hinter dem König her.
Dieser öffnete eine Tür und der Junge sah viele Ameisen, die ihnen mit müden Augen entgegensahen.



Jede von ihnen trug einen Verband um den Kopf, oder das Bein oder einem Arm.
Ein alter Mann humpelte auf sie zu und betrachtete Anton lange, dann grinste er zufrieden.
Ihr habt den Unhold also gefangen, was sollen wir mit ihm machen?“
Nun kamen auch die anderen Verletzten näher, selbst ein kleiner Junge, der an zwei Krücken ging, schleppte sich heran.
Er war es auch, der rief: „Schmeißt ihn doch in ein Loch und werft Erde über ihn, dann sieht er wie das ist!“
Drohend kamen die Ameisen näher und Anton wurde es ganz bang zumute, aber die Angst verlieh ihm Bärenkräfte.
Er riss sich los und rannte davon, verfolgt von den wütenden Ameisen.
Schnell kletterte er den Abhang hinauf, rutschte aber auf der lockeren Erde immer wieder ab, doch endlich hatte er es geschafft und ließ sich erschöpft ins Gras sinken.
Doch als die erste Ameise ihren Kopf aus dem Loch steckte, rappelte er sich wieder auf und lief blindlings immer tiefer ihn den Wald.
Erschöpft blieb er liegen.
Vor ihm lag eine kleines Häuschen und davor standen oder saßen viele Tiere.



Ein Schnecke entdeckte ihn als erste.
Seht das ist doch der Junge der mein Haus zertrümmert hat!“
Nun wurden auch die anderen aufmerksam.
Maikäfer Moritz rief: „ Mich hat er eingesperrt und seitdem
leide ich an Atemnot!“
Mir hat er das halbe Geweih abgeschlagen,“ klagte der Hirschkäfer.
Der Pilz jammerte: „ Und mir den Hut vom Kopf, der hat einen Riss und kann mich bei Regen nicht mehr schützen.“
Jedes der Tier klagte ihn an und dabei kamen sie drohend näher.
Aber Anton hatte keine Kraft mehr und blieb angstvoll sitzen.
Er glaubte schon sein letztes Stündlein hätte geschlagen,
da wurde er an den Händen gepackt, flog durch die Luft und landete zwischen zwei Elfen sitzend auf einem Ast.



Erschrocken aber auch erleichtert sah er seine beiden Retterinnen an.
Danke, ich hatte mächtige Angst!“
Und mit Recht, denn für all diese Verletzungen bist du zuständig!“ sagte Lila-Luna streng.
Beschämt senkte Anton den Kopf. „Ich weiß.“
Was hast du dir überhaupt dabei gedacht, wie ein wilder Büffel durch die Gegend zu laufen und auf alles einzudreschen?“


Auch Anneliese sah den Jungen sehr streng an.
Dieser errötet: „Ich war so furchtbar wütend, weil mein Vater uns verlassen hat, meine Mutter soviel arbeiten muss, dass sie kaum mehr Zeit für mich hat und nun hat sie mich einfach in den Ferien zu meinem Großvater geschickt, damit sie mich los wird.“
Unsinn, warum sollte sie dich loswerden wollen?“
Ich habe einige Dummheiten gemacht. Die Schule geschwänzt, mich herumgetrieben und gestohlen. Es sollte so eine Art Mutprobe sein, damit ich bei den Blackbirds aufgenommen werde, aber ich wurde erwischt. Deshalb hatte meine Mutter Angst mich alleine zu lassen. In der Schule habe ich einen Verweis bekommen und meine Noten sind so miserabel, dass ich wohl durchfallen werde.“
Eine Weile schwiegen die drei, dann sagte Anneliese leise:
Meine Eltern haben sich auch scheiden lassen und ich war traurig und wütend auf meinen Papa, aber deshalb habe ich die Wut nicht an anderen ausgelassen. Und auch meine Mama muss viel arbeiten und weil ich sie lieb habe, helfe ich ihr zuhause wo ich nur kann, auch lerne ich fleißig, damit sie nicht noch mehr Kummer hat. Hast du denn deine Mama nicht lieb?“
Doch!“
Warum vergrößert du dann ihre Sorgen durch dein schlechtes Benehmen?“
Anton senkte ganz tief den Kopf und murmelt: „ So habe ich das noch nicht gesehen?“
Dann wird es Zeit, dass du darüber nach denkst!“
Wieder schwiegen sie eine Weile, dann fragte Anton schüchtern: „Lassen denn Elfen sich auch scheiden?“
Anneliese lachte.
Ich bin keine Elfe, ich bin ein Menschenkind wie du?“
Hast du auch etwas böses gemacht, weil du verzaubert wurdest?“
Anneliese lächelte und deutete auf Lila-Luna.
Lila-Luna ist meine Freundin und wenn ich sie besuche verwandelte sie mich in eine Elfe, damit ich mit meinen großen Füßen ihre kleinen Freunde nicht verletze. Sie war es auch die dich verwandelte, als du Dr. Wichtel fangen wolltest. Warum hast du das überhaupt getan?“
Anton zuckte verlegen mit den Schultern.
Zwerge sollen doch einen Topf mit Gold habe, ich wollte ihn zwingen ihn mir zu geben, denn dann müsste meine Mama nicht soviel arbeiten und hätte mehr Zeit für mich.“
Die beiden Mädchen lachten und Lila-Luna erklärte.
Wichtel und Zwerge besitzen kein Gold, das sind die Kobolde, aber mit denen solltest du dich lieber nicht einlassen, die sind ganz schön hinterhältig.“
Anton nickte und sah dann Lila-Luna traurig an.
Muss ich nun für immer ein Winzling bleiben?“
Nein! Ich werde dich zurück verwandeln.“



Die Mädchen fassten Anton an den Händen und flogen mit ihm durch den Wald zur großen Wiese.
Langsam ließen sie sich ins Gras gleiten, Lila-Luna murmelte einige Worte und Anton hatte wieder seine normale Größe.
Erstaunt sah er sich um, dann lief er los zum Haus seines Großvaters.
Die Feeenkönigin stand auf einmal neben den Mädchen und Anneliese fragte:
Wird er sich daran erinnern, dass er ein Winzling war?“
Die Fee schüttelte den Kopf.
Er wird alles vergessen, nur eine Ahnung wird in seinem Herzen bleiben und er wird in Zukunft achtsamer sein. Auch deine Worte werden bleiben, aber er wird nicht wissen woher sie kommen, doch wird er in Zukunft versuchen seiner Mutter keinen Kummer mehr zu machen.
Ihr habt es beide sehr gut gemacht!“
Die Fee verschwand.
Lila-Luna und Anneliese aber flogen zurück in den Wald.

© Lore Platz

Wer mehr von den beiden lesen will, kann oben neben der Startseite
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Mittwoch, 29. Juli 2020

Meine erste Liebe





Meine erste Liebe

Meiner ersten Liebe begegnete ich, als ich gerade mal acht Jahre alt war.
Er war hässlich, hatte ein beschädigtes Ohr und war so mager, dass man die Rippen zählen konnte.
Unsere erste Begegnung fand im Heu statt.
Mit meinen Freunden Klaus, Rita, Vroni und Heinzi spielte ich „Verstecken“.
Klaus musste mit dem Rücken zu uns an einen Baum gelehnt laut bis Hundert zählen und wir schwirrten auseinander, um uns zu verstecken.
Ich wählte den Heustadl gegenüber, schlich vorsichtig die knarrende Holztreppe hinauf und kroch dann unter das aufgeschichtete Heu.
Mit angehaltenem Atem wartete ich nun, dass Klaus mit dem Zählen fertig war.
Am Quietschen von Rita und Vroni hörte ich, dass sie entdeckt worden waren und kicherte leise vor mich hin.
Die zwei lernten es nie. Immer machten sie alles gemeinsam, so auch das Verstecken.
Neben mir raschelte es plötzlich und ich dachte schon an eine Maus, da ragte der Kopf eines Katers aus dem Heu.
Dass es ein Kater war erfuhr ich erst später.
Er sah mich aus grünen traurigen Augen an und ich begann ihn auszugraben.
Erschrocken sah ich, dass das halbe rechte Ohr fehlte und bedeckt war mit verkrustetem Blut.
Als ich seine rechte Hinterhand streifte, miaute er qualvoll auf und vorsichtig streichelte ich seinen Kopf, den er drehte, um mir die Hand zu lecken.
Viel zu sehr mit dem verletzten Kater beschäftigt, überhörte ich, dass Klaus die Treppe hoch trampelte. „Gefunden!“
Da sah er die Katze und kniete sich mitleidig neben sie.
Glaubst du sie stirbt?“ fragte ich ängstlich.
Er zuckte mit den Schultern.
Am besten bringen wir sie zum Tierarzt.“
Er zog seinen Janker aus und wickelte das verletzte Geschöpf hinein und trug es vorsichtig die Treppe hinunter.
Vroni und Rita kamen angelaufen und streichelten mitleidig den Kopf der Katze, der aus der Jacke ragte.
Klaus aber steckte zwei Finger in den Mund und ließ einen schrillen Pfiff ertönen.
Wie ich ihn darum beneidete, mir gelang es nie einen Ton heraus zu bekommen.
Es raschelte in der alten Kastanie, zwei Beine wurden sichtbar und Heinzi sprang herunter.
Er grinste übers ganze Gesicht.
Gibst du auf?“
Dann sah er die die Katze und das Spiel war vergessen.
Wir standen alle um den Tisch herum, als Dr. Berger den Kater untersuchte.
Das gebrochene Bein wurde geschient, das Ohr gereinigt und er bekam noch eine Spritze.
Dann wurde er in das Hinterzimmer getragen in denen einige Käfige standen.
Hier durften die Tiere sich erholen bis sie wieder gesund waren.
Zum Spielen hatte ich keine Lust mehr und lief nach Hause.
Jeden Tag besuchte ich nun mein Katerle, so hatte ich ihn getauft, und es kam mir vor, als würde er schon auf mich warten.
Anfangs hob er nur müde den Kopf, doch von Tag zu Tag ging es ihm besser und eines Tages humpelte er an das Gitter und als ich meinen Finger durch den Maschendraht steckte und ihn streichelte, begann er laut zu schnurren.
Als ich eines Tages wieder in die Praxis kam winkte mich der Tierarzt in das Hinterzimmer, öffnete die Tür des kleinen Verschlags und Katerle kam noch etwas steifbeinig, aber ohne Gips auf mich zu gehumpelt, schmiegte sich an meine Beine und schnurrte laut.
Ich bückte mich und nahm ihn auf den Arm und sein Schnurren wurde noch lauter und ich bekam nasse Küsschen ins Gesicht.
Doktor Berger lachte vergnügt: „Wenn das nicht Liebe ist!
Hast du deine Eltern gefragt, ob du ihn behalten darfst?“
Ich nickte glücklich.
Einfach war es nicht gewesen und eigentlich hatte ich es meiner Oma zu verdanken.
Die meinte nämlich: „Wenn man jemand das Leben rettet, ist man für ihn verantwortlich!“
Katerle blieb viele Jahr bei uns und war ein guter Mäusefänger.
Einmal hat er sogar meine Tante Anna erschreckt.
Als sie mal wieder bei uns für einige Tage zu Besuch war und am Sonntag frühmorgens in die Kirche gehen wollte, lagen auf dem Fußabtreter vor der Tür fein säuberlich aufgereiht drei tote Mäuse.
Der gellende Schrei meiner Tante hat auch den letzten Langschläfer aus dem Bett geworfen.
Katerle aber marschierte stolz mit hoch erhobenem Schwanz an ihr vorbei, als wollte er sagen:
Wozu die Aufregung, ich wollte euch doch bloß zeigen wie fleißig ich die Nacht war.“

© Lore Platz



Dienstag, 28. Juli 2020

Der Märchenkönig und Richard Wagner

2020 fallen zum ersten Mal seit vielen Jahren die Bayreuther Festspiele aus.



Der bayrische Kabinettssekretär Franz Seraph von 

Pfistermeister verließ am 14. April 1864 die 

Hauptstadt München mit einem schwierigen Auftrag.

Er sollte Richard Wagner zu König Ludwig II.
bringen.
Doch das war gar nicht so einfach, denn der Komponist war vor seinen Gläubigern aus Wien geflohen.
Erst zwei Wochen später fand ihn der Beauftragte des Königs in Stuttgart und brachte ihn am 3. Mai nach München.

Am Nachmittag des 4. Mai kam es dann zu der ersten Begegnung des 51jährigen Komponisten und dem 18jährigen König.
Noch am gleichen Tag schreibt Richard Wagner
an eine Freundin:

Sie wissen, dass mich der junge König von Bayern aufsuchen ließ.
Heute wurde ich zu ihm geführt.
Er ist leider so schön und geistvoll, seelenvoll
und herrlich, dass ich fürchte sein Leben müsse wie ein flüchtiger Göttertraum an dieser gemeinen Welt zerrinnen.
Er liebt mich mit der Innigkeit und Glut der ersten Liebe und weiß alles von mir.
Von dem Zauber seines Auges können sie sich keinen Begriff machen.
Wenn er nur leben bleibt.“

Man hat Richard Wagner oft als Scheusal bezeichnet, doch dies sind nicht die Worte eines Scheusals.




Am 1o. Juni 1865 wird im Hof und Nationaltheater in München die Oper
Tristan und Isolde „ aufgeführt.
11 Jahre hat der Komponist darauf gewartet.
Nachdem erst in Karlsruhe und Wien die Uraufführung nicht zustande kam, hatte nun München die Chance für 56 500 Gulden.
Auch plante Ludwig ein Theater für seinen verehrten Freund zu bauen wofür der
Architekt Gottfried Semper die Pläne zeichnete.
Doch die Münchner wehrten sich gegen das
5 Millionen teure Wagner-Theater.
Der König gab auf.


Richard Wagners Zeit in München war nur von kurzer Dauer.
Schon lange war er den Münchnern ein Dorn im Auge.



Die teuren Geschenke, die Ludwig ihm machte, das Haus das er ihm mietete und
dann auch noch das geplante Theater passte den Münchnern gar nicht.
Doch als Richard Wagner begann sich auch noch in die bayrische Politik einzumischen, musste der König seinen Freund bitten das Land zu verlassen.
Aber er ließ ihn nicht im Stich.
Er schickte ihm Geld, damit er den
Ring der Nibelungen“ beenden konnte.
Das Theater wurde nun in Bayreuth gebaut.
Am 22.4. 1872 wurde unter strömendem Regen der Grundstein gelegt.
Da weder Bismarck noch der Kaiser sich sonderlich interessiert zeigten, scheiterte der Bau beinahe an Geldmangel.
Und wieder war es Ludwig, der dem Freund aus der Patsche half.
Er schickte 100 000 Taler.



Am 13.8.1876 werden mit der Oper„Rheingold“
die Bayreuther Festspiele eröffnet.
Hinter der Bühne aber saß Richard Wagner in seinem Zimmer und weigerte sich vor das
applaudierende Publikum zu treten, denn zu viele peinliche technische Pannen waren während der Aufführung passiert.
Obwohl die ersten Festspiele mit viel Erfolg und Applaus stattfanden, so endeten sie doch
mit 148 000 Talern Schulden.
Und wieder war es Ludwig der half.

Richard Wagner starb am 13.2.1883 in Venedig an Herzversagen.
Als König Ludwig vom Tod seines Freundes erfährt kann er mit Recht sagen:
Den Künstler, um den die ganze Welt jetzt trauert habe ich zuerst erkannt und der Welt gerettet.“




Montag, 27. Juli 2020

Quäle nie ein Tier zum Scherz ...



Als kleines Mädchen träumt man davon einen Frosch zu küssen, der sich dann in einen Prinzen verwandelt wie im Märchen:  "Der Froschkönig".
Doch später legt sich das, bestimmt aber bei den beiden Damen in Maisondheim bei Kitzingen, die jetzt wegen der Frösche vor Gericht gehen.
Begonnen hat alles letzten Sommer als ein Frosch in den Teich eines Grundstücks einwanderte und da es ihm so gut gefiel, folgten ihm noch andere seiner Artgenossen.
Das abendliche Balzkonzert störte die Nachbarin und sie forderte, dass die Frösche verschwinden sollten.
Da sich die beiden Damen nicht einigen konnten, landete die Sache jetzt vor dem Gericht. Ungefähr 28 Zeugen werden verhört.
Fazit: Die Dame, die ihren Teich an die Frösche vermietet hat, muss ihre Untermieter entfernen.
Übrigens hat sie ihr neu gebautes Haus mitsamt dem Teich inzwischen verkauft, nicht wegen den Frösche, sondern wegen der
Nachbarschaft.
Dass Frösche in Gefahr leben, nein nicht vom Storch verspeist zu werden, sondern durch einen wohlgezielten Gewehrschuss das Leben zu verlieren, zeigte die besonders tragische Geschichte von
"Knötti".
Am 1.10.2010 wurde der Frosch Knötti das Opfer eines Anschlags, den ein genervter Nachbar auf ihn ausübte, weil er sich durch den Lärm gestört fühlte.
Besonders tragisch daran war, dass Knötti wegen einem Gendefekt gar nicht quaken konnte und also völlig unschuldig war.
Ach jaaa!





Quäle nie ein Tier zum Scherz ...


Ulrich von Wiesenteich war ein eher ernster Geselle. Ganz im Gegensatz zu seinen Brüdern, die durch die Bank fröhlich und ausgelassen feiern konnten.
Besonders die lauen Sommerabende eigneten sich prima für Konzerte. Wenn Frösche musizieren, dann vergessen sie die Welt um sich herum, leider leben in dieser Welt aber Wesen, denen der Froschgesang so gar nicht gefällt.
Ulrich sah Schlimmes auf sich zukommen und er versuchte noch, seine Brüder zu warnen, als plötzlich eines dieser Wesen vor ihm Stand.
Es war mit Gummistiefeln bekleidet und trug ein Fangnetz mit sich.
"Ich hab wieder einen!", kreischte es.
Und schon zappelte Ulrich im Netz. Nun bekamen es seine Brüder mit und hüpften schnell ins sichere Wasser und ließen ihn ganz allein.
"Verflixt Rudi, hättest du nicht so laut geschrien, hätten wir viel mehr fangen können," schimpfte Hardy.
"Blödmann, immer ist es meine Schuld, wenn du nichts fängst!", wehrte sich Rudi, konnte sich ein fettes Grinsen aber nicht verkneifen.
Währenddessen zappelte Ulrich von Wiesenteich im Netz herum und ärgerte sich. Warum musste dieser verflixte Rudi, oder wie immer der auch hieß, unbedingt ihn, den adeligsten aller Wiesenfrösche, einfangen.
Da kam ihm ein Gedanke, vielleicht hatten sie es extra auf ihn abgesehen und wollten Lösegeld erpressen. Doch dann ließ er wieder den Kopf hängen, wer sollte denn für ihn zahlen.
Sein Herz begann zu klopfen, als eine schmutzige Bubenhand ihn packte und ihn in ein Glas mit Schraubdeckel steckte,
Empört begann er zu quaken und begann an der Wand hochzuklettern, rutschte aber immer wieder ab.
"Lass mich sofort hier wieder raus, du Bengel, verdammt, ich bin doch kein Wetterfrosch und ich eigne mich auch nicht zum Einkochen! Und mach gefälligst Löcher in den Deckel, wenn du mich schon nicht rauslässt. Ich bekomme ja keine Luft mehr!"
Rudi lachte. "Guck dir das nur an, wie der sich aufregt da in seinem Glas!"
Hardy fand das nicht so komisch, da regte sich doch die Tierliebe.
"Lass ihn raus, sonst bekommt er gleich einen Herzinfarkt, mach schon, bevor es zu spät ist!",
schrie er.
Es regt ihn mächtig auf, dass der Rudi so blöd lachte und sich an der Not des Tieres weidete.
Wütend riss er ihm das Glas aus der Hand, schraubte es auf und schwupps Ulrich sprang heraus, in großen Sprüngen zum Teich und verschwand im Wasser.
"Sieh nur was du gemacht hast, du Döskopp , jetzt ist er weg.!" brüllte Rudi.
Hardy grinste.
"War sowieso eine dumme Idee und außerdem ist es Tierquälerei!"
Spöttisch fügte er hinzu :"Quäle nie ein Tier im Scherz, denn es fühlt wie du den Schmerz.."
"Du immer mit deinen weisen Sprüchen von deiner Oma," brummte Rudi
Hardy schulterte das Netz und ging pfeifend davon.
Rudi folgte ihm mit nachdenkliche Gesicht.



© Lore Platz






Donnerstag, 23. Juli 2020

Nicht standesgemäß









Nicht standesgemäß

 

Elena betritt neben Direktor Zimmermann das Klassenzimmer und sieht sich zweiundzwanzig erwartungsvollen Gesichtern gegenüber.
Fräulein Hartleitner, das ist ihre neue Schülerin Elena von Straten. Ihre Eltern haben das Gut Waldblick übernommen und den dazu gehörigen Ponyhof.“
Freundlich nickt die Lehrerin dem Mädchen zu, trotzdem war sie Elena nicht sehr sympathisch.
Sie setzt sich auf den ihr angewiesenen Platz und packt ihre Schultasche aus.
Die Tür wird leise geöffnet und ein Mädchen drückte sich herein.
Entschuldigung,“ murmelt sie und hastet in die hinterste Bank.
Das ist Bärbel, sie ist strohdoof und außerdem hässlich angezogen.“ flüstert Rita Elena zu.
Diese betrachtet unauffällig das Mädchen, dessen Kleider geflickt sind, und deren Haare unordentlich aus den Zöpfen hängen.
Direktor Zimmermann hat inzwischen das Zimmer verlassen und der Unterricht beginnt.
Elena beobachtet, dass die Lehrerin das Mädchen in der letzten Bank vollkommen ignoriert und in der Pause wird sie von den anderen Kindern gehänselt.
Elena gefällt das gar nicht und sie fragt Rita „ was hat euch das Mädchen denn getan?“
Ach,“ meint diese schnippisch, „ schau sie dir doch an wie hässlich sie angezogen ist, bestimmt hat sie auch Läuse, außerdem wohnt sie in einer ärmlichen Hütte mit ihrer Oma und mein Opa, der ja Bürgermeister ist, hat gesagt, die beiden sind der Schandfleck in unserem schönen Dorf.“
Elena runzelt die Stirn und nimmt sich fest vor zu Bärbel besonders nett zu sein.
Doch das war nicht so einfach, denn Bärbel lässt niemand an sich heran und so gibt Elena allmählich auf.

Nach einigen Wochen hat Elena sich eingewöhnt und viele Freunde gefunden. Jeder möchte ihre Freundin sein, war sie doch die Tochter des reichen Gutsbesitzer und die Kinder durften auf den Ponys reiten, wenn sie Elena besuchten.
Bärbel kam jeden Morgen zu spät und huschte schnell auf ihren Platz von niemand beachtet. Die Kinder hänselten sie auch nicht mehr, hatten sie doch schnell gemerkt, dass das Elena gar nicht gefiel und mit dieser wollte es sich keiner verderben.
Und die Lehrerin kümmerte sich überhaupt nicht um das Mädchen. Bärbel wurde niemals aufgerufen und selbst ihre Hausaufgaben wurden nicht eingesammelt.
Als wäre sie überhaupt nicht anwesend.
Manchmal warf Elena einen heimlichen Blick nach hinten und sah, dass das Mädchen sehr aufmerksam verfolgte was vorne geschah. Wenn ihre Blicke sich trafen sah Bärbel scheu weg und spielte mit ihrem Bleistift.
Elena war gerade von der Schule nach Hause gekommen und lief in die Küche, wo Martha, die Köchin ihr lächelnd das Essen servierte und erzählte, dass ihre Mutter in die Stadt gefahren war und ihr Vater eine Besprechung mit dem Bürgermeister hatte.
Martha sah dabei sehr grimmig aus und Elena fragte sie
was denn los sei.
Ach den Bürgermeister hier kann ich gar nicht leiden, so ein Unmensch, will das arme Weiblein und ihre Enkelin aus dem Haus werfen. Sind ein Schandfleck für das Dorf behauptet er.“
Was will er denn von Papa?“
Der Wald gehört doch zu dem Gut und das alte Häuschen ist nur gemietet. Also soll der Herr seine Macht als Vermieter demonstrieren und ihnen kündigen.“
Das wird doch Papa nicht machen!“ rief Elena erschrocken.
Als der Bürgermeister abgefahren war, schlüpfte Elena in das Arbeitszimmer ihres Vaters.
Lächelnd sah Herr von Straten sein Töchterlein an. „Was hast du denn auf dem Herzen?“
Papa, du willst doch nicht Bärbel und ihre Oma aus dem Haus werfen?“
Kennst du sie denn?“
Ja, Bärbel geht mit mir in dieselbe Klasse.“ Und dann erzählt sie ihrem Papa, was ihr aufgefallen war und wie die Lehrerin und auch die Kinder mit dem armen Mädchen umgehen.
Ihr Vater nickte nachdenklich.
Die Menschen vergessen viel zu schnell, wenn es ihnen gut gut, dass nicht jeder soviel Glück hat.“
Aber hast du nicht immer gesagt, wir sollen dankbar sein, dass es uns so gut geht und die nicht vergessen, denen es nicht so gut geht.“
Ja, meine Kleine und daran wollen wir uns auch halten, habe keine Angst um deine Freundin.“
Elena widerspricht nicht, denn eigentlich wollte sie gerne mit Bärbel befreundet sein.
Im Stall trifft sie auf Justus, den Stallmeister, der an seiner alten Pfeife kaut. Er wollte sich nämlich das Rauchen abgewöhnen, aber von seiner geliebten Pfeife konnte er sich nicht trennen.
Na Prinzessin willst wohl ausreiten, Triumph muss bewegt werden.“
Elena ging an die Box, holte aus ihrer Hosentasche ein Stück Zucker und hielt es auf der flachen Hand dem weißen Pony hin.
Bald trabten die beiden über den Hof, begleitet von Gina dem schwarzweiß gefleckten Mischling.
Der Hund umsprang sie freudig bellend, dann spitzte er plötzlich die Ohren und sauste los und verschwand im Wald.
Ärgerlich rief Elena den Hund,natürlich hörte er nicht, sicher hatte er wieder ein Kaninchen aufgestöbert.
Das Mädchen band das Pony an einen Baum und folgte dem Hund in den Wald.
Sie hörte ein komisches Geräusch, das konnte nur Gina sein.
Als sie den seltsamen Lauten folgte, sah sie Bärbel, die auf einem Baumstamm saß, Tränenspuren auf dem Gesicht, und mit offenen Mund Gina betrachtete.
Die Hündin hatte die Schnauze nach oben gerichtet und heulte Herz erweichend.
Als Bärbel Elena sah wollte sie aufspringen, doch dann fiel ihr Blick wieder auf den Hund und sie prustete los.
Elena ließ sich neben ihr auf dem Baumstamm nieder und auch sie konnte sich nicht mehr halten.
Weißt du, Gina ist ein besonders mitfühlender Hund, wenn sie jemand weinen sieht, weint sie gleich mit.
Wieder prusteten sie los und der Hund, der die Beiden lachen sah, drängte sich schwanzwedelnd zwischen sie.
Die Mädchen streichelten den Hund.
Warum hast du geweint?“
Bärbel wurde rot und wandte das Gesicht ab.
Elena ergriff ihre Hand.
Du brauchst keine Angst haben, mein Vater hat nicht vor euch zu vertreiben, auch wenn der Bürgermeister es so will.“
Er war gestern bei meiner Oma und hat ihr angedroht, dass der neue Besitzer uns rausschmeißen wird. Wir sind der Schandfleck des Dorfes. Aber meine Oma hat doch nur eine kleine Rente. Außerdem hat sie Arthritis und kann nicht mehr so arbeiten. Ich helfe ihr so gut ich kann, deshalb komme ich auch morgens immer zu spät in die Schule. Eigentlich will ich gar nicht mehr in die Schule gehen. Frau Hartleitner will sowieso nichts mit mir zu tun haben, sie mag nur die reichen Kinder.“
Elan umarmte Bärbel spontan. „ Ich mag dich und wäre so gerne deine Freundin.“
In diesem Moment entstand eine Freundschaft fürs Leben und für Bärbel und ihre Oma begann eine Zeit des Glücks.
Herr von Straten hatte auf seinem Besitz ein kleines unbewohntes Häuschen, das es herrichten ließ und in dem Bärbel und ihre Oma in Zukunft leben konnten.
Zuerst aber schickte er die alte Frau in ein Heilbad zur Erholung und während dieser Zeit durfte Bärbel bei Elena wohnen.
Martha, die Köchin verwöhnte das arme Mädchen mit Leckerbissen und Elenas Mutter sorgte für passende Kleider.
Elena und Bärbel aber waren unzertrennlich und mit Elenas Hilfe wurden auch deren Leistungen in der Schule besser.
Nichts erinnerte mehr an das zerlumpte Kind, das der Außenseiter in der Schule war.
Anfangs zögernd aber dann wurde Bärbel in die Klassengemeinschaft aufgenommen.


© Lore Platz

Wenn ihr noch mehr sehr schöne Geschichten lesen wollt, dann besucht doch den unten stehenden Blog, kann ich nur empfehlen.

/https://sommergeschichten.wordpress.com/2020/07/03/begegnung-unterm-apfelbaum/