Mit dem Ende meiner Geschichte wünsche ich euch einen schönen Wochenanfang.
Viel Spaß beim Lesen!
Es
sind Wally und Knolly.
So
gut haben sie sich lange schon nicht mehr amüsiert und dann hat
Wally eine gute Idee.
Die
Elster Esmeralda hat ihr nämlich vor einiger Zeit erzählt, dass die
bösen Märchenwesen ziemlich sauer sind, weil es jetzt im
Märchenwald so fröhlich und friedlich ist.
Am
liebsten würden sie den Märchenwald so richtig durcheinander
bringen.
Wally
und Knolly stecken kichernd die Köpfe zusammen und schmieden einen
Plan.
Auch
wird Esmeralda zu den Verbannten auf den Berg geschickt um ihnen zu
berichten, was die beiden Hexen vorhaben.
Sie
sollten nur gut aufpassen in nächster Zeit würde es im Märchenwald
rund gehen.
Immerzerstreut
sitzt im Garten und langweilt sich ein
wenig.
Es ist so gar nichts los, niemand kommt, niemand hat irgend ein
Problem das sie lösen könnte.
Dabei
hat sie so große Freude daran, sie zaubert doch so gerne und bisher
waren ihre Sprüche alle richtig gut gelungen.
Hat
sie doch schon immer gewusst, es fehlt ihr eben nur die Übung.
Ein
Rascheln und ein Schatten drüben im Gebüsch erregt ihre
Aufmerksamkeit.
Da
war doch jemand?
Entschlossen
steht sie auf und verlässt den Garten.
Eine
Gestalt schleicht durch die Büsche und Muhme Immerzerstreut meint
die Hexe Wally zu erkennen.
Na
die hatte doch sicher nichts Gutes vor.
Lilofees
Tante folgt der fliehenden Gestalt und bleibt abrupt stehen, als sie
flüsternde Stimmen hört.
Vorsichtig
schleicht sie näher.
Wally
und Knolly, die sie wohl bemerkt haben beginnen nun ihr vorbereitetes
Gespräch:
„Weißt
du schon was im Märchenwald los ist. Wally“
fragt
Knolly.
„Nein,“
brummt Wally, „ aber du wirst es mir sicher gleich erzählen.“
„Der
13. Fee ist es gelungen den Bannkreis des Feenkönigs zu verlassen
und sie hat mit einem Zauberspruch die ganze Märchenwelt
durcheinander gebracht. Da geht es jetzt vielleicht rund. Alles
spielt verrückt“
Die
beiden können sich gar nicht mehr beruhigen vor lauter Lachen und
Immerzerstreut runzelt nachdenklich die Stirn.
Dann
lauscht sie wieder, denn Wally spricht jetzt weiter.
„Was
für ein Glück, dass Lilofee gerade nicht da ist, die würde den
ganzen Spuk sofort beenden.“
„Kann
sie das denn?“ zweifelt Knolly.
„Aber
sicher, Lilofee braucht doch nur den Umkehrzauber auszusprechen, dann
ist alles wieder wie zuvor.“
„Und
was ist mit Immerzerstreut, die kennt doch bestimmt diesen
Zauberspruch auch?“
Wally
winkt ab und grinst.
„Pah,
die ist doch viel zu dämlich und bringt bestimmt alles noch mehr
durcheinander.“
Die
Beiden blinzeln sich zu und entfernen sich.
Immerzerstreut
ist wütend.
Zu
dämlich, pah! Sie würde es denen schon zeigen und dem Märchenwald
seinen Frieden zurück bringen.
Sie
lenkt ihre Schritte in Richtung Märchenwald, doch dann dreht sie
wieder um.
Nein,
dämlich war sie nicht, aber doch manchmal etwas zerstreut und
vergesslich.
Doch
diesmal durfte ihr kein Fehler unterlaufen.
Sie
wollte erst in dem Zauberbuch von Lilofee nach dem richtigen Spruch
suchen und ihn dann aufschreiben.
Mit
forschen Schritten geht sie zurück zu Lilofees Haus und holt aus
der Glasvitrine das Zauberbuch.
Sie
legte es auf den Schreibtisch, dann setzt sie sich gemütlich hin.
Und
nachdem sie noch umständlich ihre Brille aus der Tasche genommen und
auf der Nase platziert hat, beginnt sie die vergilbten Seiten des
Buches durchzublättern.
Manchmal
hält sie inne, wenn sie einen Spruch entdeckt, den sie schon lange
vergessen hatte und schmunzelt wenn sie sieht was sie bei manchen
Sprüchen verkehrt gemacht hat.
Es
war eben schon sehr lange her, dass sie die Zauberschule besucht
hatte und als Kind alle diese Sprüche auswendig lernen musste.
Ach
hier war er ja!
Schnell
reißt sie ein Blatt Papier von dem Notizblock auf dem Schreibtisch
ab und notiert sich den Spruch.
Zufrieden
klappt sie das Buch zu, legt es zurück in die Vitrine, steckt Brille
und Zettel in die große Tasche an ihrem bunten Kleid und verlässt
das Haus.
Mit
forschen Schritten nähert sie sich dem Märchenwald und bemerkt
nicht, dass Wally und Knolly ihr heimlich folgen.
Die
beiden Hexen haben sich in der Nähe versteckt, weil sie wissen
wollten, was Muhme Immerzerstreut als Nächstes unternehmen wird.
Und
so folgen sie ihr leise.
Immerzerstreut
ist jetzt am Märchenwald angekommen.
Aufmerksam
betrachtet sie das große Gebiet kann aber
nichts
auffälliges feststellen.
Alles
war ruhig wie immer, erfüllt mit Fröhlichkeit und Lachen.
Wally
und Knolly sehen sich an.
Was
nun, wenn ihr schöner Plan nicht aufging?
Wally
flüstert Esmeralda, die auf ihrer Schulter sitzt etwas ins Ohr und
die Elster fliegt hinauf zum Berg der Verbannten und gleich darauf
stellt die 13. Fee sich an den Rand des Felsen und ruft mit weithin
schallender Stimme:
„Ich
verzaubere Euch, ihr nichtsnutzigen Märchenwesen und werde euch das
Lachen schon austreiben!“
Sie
macht geheimnisvolle Handbewegungen und murmelt dabei einige Worte.
Immerzerstreut,
die leider nicht weiß, dass ihr Bruder, der Feenkönig, allen bösen
Märchenwesen die Zauberkräfte genommen hatte und die 13 Fee
überhaupt niemanden mehr verzaubern konnte, fällt auf den Schwindel
herein.
Mit
grimmiger Miene holt sie den Zettel aus der Tasche und setzt sich die
Brille auf die Nase.
Nein!
Diesmal wollte sie keinen Fehler begehen.
Mit
lauter Stimme beginnt sie zu lesen:
„Alles
was falsch hier scheint
soll
umgekehrt jetzt sein
Mit
der Macht meiner Zauberkraft
Umkehr
habe ich nun geschafft.“
Sie
wirft noch einen zufriedenen Blick hinauf auf den Berg, dann nimmt
sie die Brille von der Nase, dreht sich um und marschiert mit
energischen Schritten davon.
Arme
Immerzerstreut, da hat sie sich soviel Mühe
gegeben,
um diesmal alles richtig zu machen und ist auf eine so böse Intrige
herein gefallen.
Nicht
ahnend welches Chaos hinter ihr ausbricht, verlässt sie den
Märchenwald.
Wally
und Knolly treten aus ihrem Versteck und warten gespannt, was jetzt
geschieht.
Ebenso
haben sich oben auf dem Berg die Verbannten versammelt und auch sie
warten, welch Unheil nun geschehen wird.
Und
dann bricht das Chaos aus!
Die
sieben Geißlein jagen mit grimmigen Gesichtern den Wolf und
schreien: Wir sind die bösen Geißlein und wollen dich fressen!“
Der
Wolf schnauft und stöhnt und erreicht mit letzter Kraft das Haus der
Geißlein.
Voller
Panik sieht er sich nach einem Versteck um.
Unterm
Bett, nein dort hat er das Geißlein damals gefunden.
Unterm
Tisch, nein auch nicht gut.
Im
Schrank, dieses Geißlein hat er auch erwischt.
Wo
hat sich das kleinste Geißlein, das er übersehen hat, versteckt,
natürlich im Uhrenkasten.
Schnell
öffnet er die große Standuhr und zwängt sich hinein, was bei
seiner Größe gar nicht so leicht ist.
Die
alte Uhr stöhnt und ächzt.
Endlich
hat es der Wolf geschafft und er zieht die Tür zu und jault auf.
Er
hat seinen Schwanz eingezwängt.
Schnell
holt er ihn in das Uhrgehäuse und schließt die Tür.
Gerade
noch rechtzeitig, denn die Geißlein stürmen ins Haus und krabbeln
suchend auf dem Boden herum.
Das
Rotkäppchen sitzt friedlich mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater,
dem Jäger auf der Terrasse, da kommt die Großmutter angstürmt.
Sie
schnappt sich das Gewehr des Jägers und schaut sich ängstlich um.
„Der
Wolf kommt und will mich fressen,“ flüstert sie, dreht sich um und
läuft mit dem Gewehr zurück in den Wald.
Als
Rotkäppchen und ihre Eltern das Haus der Großmutter erreichen, hat
diese alle Fenster und Türen verschlossen.
Ein
kleines Mädchen in einem kurzem weißen Hemdchen sitzt weinend auf
der Wiese und statt Sterntaler fallen Kohlenstücke vom Himmel.
Schneewittchen
aber irrt durch den Wald und sucht ihren gläsernen Sarg.
Die
ehemalige Müllerstochter hat ihr Kind aus der Wiege genommen und
irrt klagend herum:
„Rumpelstilzchen,
wo bist du! Ich bringe dir mein Kind!“
Der
kleine Kobold hat sich aber in einer Höhle versteckt, denn er will
das Kind nicht mehr.
Hat
er doch inzwischen fest gestellt, wie viel Unruhe so ein kleiner
Schreihals in sein gemütliches Koboldleben bringt.
Und
die goldene Gans?
Die
marschiert in das Schloss mitten in eine fröhliche Gesellschaft,
springt dem Hans auf den Schoß und auf einmal hängen alle an der
Gans fest.
Und
sie laufen durch das Schloss, treppauf, treppab.
Schließlich
zieht die riesige Menschenschlange über die Freitreppe nach draußen
und wandert durch den Märchenwald.
Dornröschen
aber ist hinaus in den Garten gelaufen und hat sich unter einen
Rosenstrauch gelegt und verkündet:
„Ich
werde jetzt hundert Jahre schlafen.“
Anklagend
deutet sie auf ihren Mann und fordert:
„Wage
es ja nicht, mich mit einem Kuss zu wecken, bevor die Zeit um ist!“
Dann
legt sie sich zurück und presst fest die Augen zu.
Der
Froschkönig aber ist in den Park gelaufen.
Er
steigt in den Weiher und setzt sich auf den großen Stein, der in der
Mitte thront, krümmt seine menschliche Gestalt zu einem Frosch,
reißt den Mund auf und ruft laut :
„Quack,
Quack, Quack!“
Seine
Frau und der treue Heinrich aber laufen am Ufer des Weihers entlang
und flehen ihn an, doch aus dem Wasser zu kommen.
Hänsel
und Gretel aber haben ihre Eltern in den
Schuppen gesperrt
und fassen sich nun an den Händen und tanzen im Kreis herum, dabei
singen sie:
„Zeigt
mir eure Fingerlein,
ob
sie nicht noch sind zu klein.
Sind
sie fett und wohl geraten,
dann
seid ihr fertig zum Braten.
Holla,
hi, holla, ho!“
Und
gar die Heinzelmännchen!
Sie
stürmen mit Geschrei in die Schusterwerkstatt, reißen die fertigen
Schuhe aus den Regalen und beginnen sie auseinander zu nehmen.
Bald
fliegen Lederstücke, Nägel und Absätze durch die Gegend.
Dann
rasen sie in die Schneiderwerkstatt zerstückeln die Stoffe, trennen
die Nähte aus den fertigen Kleidern und hinterlassen ein
schreckliches Durcheinander.
Die
Fröhlichkeit und der Frieden hat das Märchenland wirklich verlassen
wie sich die bösen Märchenwesen das gewünscht haben.
Diese
stehen oben auf dem Berg und krümmen sich vor lachen.
Tränen
laufen ihnen über das Gesicht und der dicke Gastwirt ist sogar
umgefallen und liegt nun auf dem Rücken wie ein Maikäfer .
Vor
Begeisterung strampelt er mit den Beinen.
Im
Märchenwald aber hört man nur noch Kreischen, Schimpfen, Jammern
und Klagen.
Das
wäre wohl einige Zeit so weiter gegangen, wenn nicht Lilofee
glücklicherweise aus ihrem Urlaub zurück gekommen wäre und alles
wieder in Ordnung gebracht hätte.
Knolly
und Wally konnten leider nicht bestraft werden, da sie auf länger
Zeit in ein unbekanntes Ziel vereist sind.
Immerzerstreut
ist traurig und unglücklich.
Diesmal
hat sich extra soviel Mühe gegeben, um alles recht zu machen und
solches Chaos geschaffen.
Doch
Lilofee und auch Purzel trösten sie, denn dass sie auf eine solch
böse Intrige herein gefallen ist, das war wirklich nicht ihre
schuld.
Die
Märchenwesen haben den Wirrwarr bald vergessen und sind fröhlich
und glücklich wie zuvor, sehr zum Ärger der Verbannten auf dem
Berg.
©
Lore Platz