Das passte ihm jetzt nun wieder gar nicht, der Geiz war schon lange Herr über ihn geworden und nun überlegte er, wie er um die Zahlung herumkommen könnte und er überlegte und überlegte, aber es wollte ihm einfach nichts Rechtes einfallen.
Doch auf einmal hatte er einen Geistesblitz, aber von einem bösen Geist.
Die Alte, so grinste er vor sich hin, konnte als Finderlohn wohnen bleiben und den Mietzins würde er um 10% erhöhen, man war ja gar nicht so.
Ja, genau, so würde er es machen, ansonsten müsste sie ausziehen und woanders eine Bleibe finden. Aber wo wollte die schon hin und wer würde sie nehmen.
Tags darauf ging er zu dem Kräuterweiberl. Er hatte seinen guten schwarzen Anzug angezogen, blank polierte schwarze Schuhe ausgewählt, Hut und Gehstock, den mit dem silbernen Knauf genommen.
Forsch schritt er auf die alte Hütte zu. Er bemerkte nicht, dass ein Luchs ,eine Maus und ein Fuchs ihn verfolgten und sich hinter einer großen Hecke versteckten, um notfalls ihrer Freundin zu Hilfe zu eilen.
„Hallo, hallo, ist jemand zuhause,“ rief der Mann ganz laut und pochte mit dem Silberknauf an die Tür. Da kam die alte Frau, öffnete die Türe, um zu gucken, wer denn da so schrie und ob er Hilfe brauchte. Als sie sah, wer es war, wurde sie ganz blass.
Doch schnell fing sie sich wieder und grüßte freundlich und bat den Grafen herein.
Während sie Tee aufbrühte sah sich der Graf in der kleinen ärmlichen Hütte um und dann sah er das Bild seiner großen Liebe und es wurde ihm ganz eigenartig zumute.
Er sprang auf und rief,“ bitte machen sie sich keine Mühe, ich muss nach Hause, ich wollte ihnen nur danke sagen für die Ringe und als Finderlohn, dürfen sie kostenlos hier wohnen bleiben solange sie leben und auch Holz dürfen sie sammeln.“
Und fluchtartig verließ er die Hütte.
In der Villa ging das Leben weiter seinen gewohnten Gang. Jeder tat seine Arbeit, der Gärtner und sein Gehilfe, die Köchin und ihre zwei Helferinnen, das Zimmermädchen, der Wachmann, der Chauffeur wusch gerade den Wagen und der Herr des Hauses beobachtete sie, ob sie auch für den viel zu hohen Lohn genügend taten.
Nur das alte Bild an der Wand ging ihm nicht mehr aus dem Sinn, was hatte die Alte mit seiner großen Liebe zu schaffen, das Mädel, das lachende, im Sommerkleid mit dem Margeritenkranz im Haar war seine große Liebe gewesen. Egal, vorbei, lange her und doch hatte sich die Frage wie eine Laus in einem Pelz in seinem Kopf eingenistet und plagte ihn gar sehr.Er machte sich auf den Weg zu der alten Hütte im Wald.
Beim Haus angekommen, klopfte er gegen die Türe und rief nach dem Weiblein.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sie öffnete und war erstaunt, den alten Grafen zu sehen
„Herr Graf, sie und um diese Zeit, was ist passiert, wie kann ich helfen.“
Der alte Mann ließ sich schwerfällig auf die Bank fallen und sah mit traurigen Augen zu dem Bild hinüber.
„Wie kommen sie zu dem Bild?“
„Das war meine jüngere Schwester, sie ging in die Fremde, weil sie die Liebe ihres Lebens nicht heiraten durfte. Sie ist sehr jung gestorben.“
Erschrocken sah sie auf den Grafen, der die Hände vor das Gesicht geschlagen hatte und heftig weinte.
Nun erfuhr die Kräuterfrau, dass ihre Schwester die große Liebe seines Lebens und die Ringe ihre Freundschaftsringe gewesen waren und deshalb so eine große Bedeutung für ihn hatten.
Er wollte sie gegen den Willen seines Vaters heiraten, doch dann war Angelika eines Tages verschwunden. Aus übergroßer Liebe hatte sie ihn verlassen, sie wollte nicht zwischen ihm und seinem Vater stehen. Er aber hatte nie geheiratet und war immer verbitterter geworden.
Im gräflichen Haushalt ging wieder alles in gewohnter Ordnung seinen Gang, doch den Bewohnern fiel auf, dass der Herr immer milder wurde und es richtig schön war jetzt für ihn zu arbeiten.
© Roswitha Borgfeldt