Donnerstag, 24. November 2022

 Liebe Leser,


leider ist Lores Computer defekt, so dass sie sich hier nicht zu Wort melden kann. Sobald es wieder möglich ist, meldet sie sich hier.

Derweil gibt es viele Geschichten hier zu lesen, die ihr vielleicht noch nicht kennt. Schaut einfach oben unter "Weihnachtsgeschichten" und haltet Lore die Treue!


Vielen Dank und euch allen eine gute Zeit

Regina



Donnerstag, 17. November 2022

Kann man sich vom Christkind eine Mutter wünschen? Geht das denn?

                            

 
 
Kann man sich vom Christkind eine Mutter wünschen?
Geht das denn?



Das Waisenhaus in der Amselgasse ist hell beleuchtet.
Rechts und links neben den breiten Stufen steht auf der einen Seite ein großer Weihnachtsmann und auf der anderen Seite Rudolf das Rentier, dessen rote Nase lustig blinkt.
Die doppelseitige Eingangstür ist von einer Lichterkette, deren Lämpchen in verschiedenen Farben blinken, eingerahmt.
Auch das Innere des Hauses ist festlich geschmückt und aus der großen Halle dringt Musik, fröhliche Stimmen und lautes Kinderlachen.
Angelika, eines der Mädchen ,das seit zwei Jahren im Waisenhaus ist, wurde adoptiert und darf bereits Weihnachten mit ihren neuen Eltern verbringen.
Es sind auch ihre Adoptiveltern , die dieses Abschiedsfest mit ihren Freunden hier im Waisenhaus, geben.
Alle haben sich in der Halle versammelt, um gemeinsam zu feiern.
Nur im zweiten Stock sitzt Lotta in ihrem kleinen Zimmer, das sie mit Angelika teilt und sieht traurig auf das Bett und den gepackten Koffer ihrer besten Freundin.
Leise wird die Tür geöffnet und Angelika schlüpft herein.
Lotta willst du denn nicht zu meiner Abschiedsparty kommen?“
Das Mädchen schüttelt den Kopf.
Ich bin so traurig!“
Angelika setzt sich neben sie und legt ihren Kopf an Lottas Schulter.
Ich auch, schade, dass sie dich nicht auch adoptiert haben.“
Die achtjährige Lotta seufzt kummervoll.
Mich adoptiert keiner, ich bin viel zu hässlich und mein Temperament bringt mich doch immer wieder in Schwierigkeiten.“
Weißt du was, du könntest doch das Christkind bitten, dass es dir eine Mutter bringt.“
Geht das denn?“ fragt Lotta erstaunt.
Angelika nickt eifrig.
Sicher, ich habe jeden Abend gebetet, dass ich eine Familie bekomme
und dann wurde ich adoptiert.“
Sie springt auf und umarmt ihre Freundin.
Ich muss wieder hinunter, kommst du mit?“
Lotta schüttelt den Kopf.
Später vielleicht!“
Als Angelika das Zimmer verlassen hat, stützt Lotta ihren Kopf in die Hände und überlegt.
Vielleicht wäre es doch keine so schlechte Idee mit dem Christkind.
Sie wollte gegenüber in die Kirche gehen, wo das Christkind wohnt und persönlich mit ihm sprechen.
Sie springt auf, schlüpft in ihre warme Jacke und schleicht die Treppe hinunter.
Niemand bemerkt, dass sie das Haus verlässt.
In der Kirche ist es still und es riecht nach Weihrauch.
In der ersten Bank sitzt eine Frau, ganz in schwarz gekleidet und Lotta stellt sich auf die Zehenspitzen, um ganz leise an ihr vorbei zu gehen, denn sie will ja zur Krippe mit dem Jesuskind.
Als sie an der Bank vorbei kommt, sieht sie wie die Frau bitterlich weint und erschrocken bleibt sie stehen.
Leise setzt sie sich neben die Unglückliche.
Diese blickt auf und sieht das Mädchen.
Hallo, ich bin Lotta!“
Die Frau putzt sich die Nase, wischt sich die Tränen aus den Augen und lächelt.
Hallo, ich bin Frau Bergmeister.“
Warum weinst du denn?“
Ich bin traurig, weil meine Tochter gestorben ist.“
Das tut mir leid, ist sie schon beerdigt?“
Ja, sie ist nun schon zwei Jahre tot!“
Und so lange weinst du schon, weißt du denn nicht, dass du dein Kind ganz unglücklich machst und es gar nicht mit den Engeln fröhlich herumtollen und spielen kann.“
Die Frau sieht sie erstaunt an und Lotta erklärt.
Schwester Martina hat uns ein Märchen vom Tränenkrüglein vorgelesen und da hat die Mutter auch so geweint und das Kind im Himmel musste den großen Eimer mit Tränen herumschleppen und konnte gar nicht mit den anderen Engeln spielen.“
Frau Bergmeister ist ganz still und nun fällt ihr auch das Märchen von Ludwig Bechstein ein, dass sie vor vielen, vielen Jahren gelesen hat und es wird ihr ganz eigen zumute.
Eine Weile sitzen die Beiden ganz still da, dann steht Lotta auf.
Nun muss ich aber zum Christkind nach vorne, denn ich habe etwas Wichtiges mit ihm zu besprechen.“
Die Dame sieht das komische kleine Mädchen mit den roten kurzen Stoppeln auf dem Kopf lächelnd an.
Du bist wohl vom Waisenhaus auf der anderen Seite und willst deinen Wunsch dem Christkind persönlich sagen.
Verrätst du mir denn auch was du dir wünscht?“
Lotta setzt sich wieder und meint ernsthaft:
Meine beste Freundin Angelika ist adoptiert worden und feiert eben ihre Abschiedsparty, aber ich konnte nicht hinunter gehen, weil ich so traurig bin und will das Christkind nun fragen, ob es nicht auch eine Mutter für mich finden könnte. Aber es wird wohl schwer sein, denn ich bin eine Heimsuchung!“
Frau Bergmeister zuckt etwas zusammen.
Wie kommst du auf diese Idee?“
Der Niklas ist ein ganz böser Junge und ärgert und schlägt immer die kleineren Kinder.
Er hat dem kleinen Rudi seinen Lutscher weggenommen, da bin ich auf ihn losgegangen, denn vor mir fürchtet der Niklas sich.
Der Feigling ist dann auch davon gelaufen und ich hinterher.
In der Küche dann bin ich über das Fass mit Mehl gestolpert und alles war weiß ,als hätte es in der Küche geschneit.“
Lotta kichert.
Schwester Edeltraud hat die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen und gerufen:
Dieses Kind ist eine Heimsuchung mit ihrem höllischen Temperament!“
Dann hat sie ganz komisch die Augen verdreht und gestöhnt:
Es liegt an den roten Haaren!“
Ich wurde dann auf mein Zimmer geschickt, damit ich nachdenken konnte und ich habe nachgedacht.
Wenn es nur an meinen roten Haaren liegt, dass ich immer in Schwierigkeiten gerate, dann brauchte ich sie doch nur abzuschneiden.
Doch das war dann auch wieder nicht Recht und ich bekam eine Woche keinen Nachtisch.“
Frau Bergmeister sieht diese seltsame kleine Person an und ihr Blick fällt auf die roten kurzen Haare, die, wie die Stacheln eines Igels, vom Kopf abstehen und dann beginnt sie zu lachen.
Fröhlich und befreiend lacht sie, wie schon seit langem nicht mehr.
Lotta blickt sie erstaunt an.
Erwachsene sind wirklich manchmal seltsam.
Als Frau Bergmeister sich endlich wieder beruhigt hat, streicht sie Lotta über den Kopf und sagt liebevoll.
Lotta dich hat mir der liebe Gott geschickt oder meine Klara, damit ich endlich zur Vernunft komme.“
Das Mädchen nickt, obwohl sie nicht ganz versteht, aber sie mag diese Frau.
Weißt du, ich bin an Weihnachten ganz allein und du bist auch allein, weil deine beste Freundin nicht mehr da ist.
Wir könnten doch Weihnachten gemeinsam feiern?“
Geht das denn?“
Und ob das geht!“ sagt Frau Bergmeister energisch.
Schließlich saß sie im Vorstand der Stiftung, die das Waisenhaus unterstützt.
Vorsichtig schiebt sie Lotta aus der Kirchenbank und nimmt ihre Hand.
Wir gehen jetzt zusammen auf die Abschiedsparty deiner Freundin und anschließend sprechen wir mit der Schwester Oberin.“
Und Hand in Hand gehen die beiden einsamen Gestalten, die ein Zufall zusammengeführt hat, zum Ausgang.
War es wirklich der Zufall?
Oder hatte doch das Christkind die Hand im Spiel?
Vielleicht geht es manchmal doch!

© Lore Platz



Dienstag, 15. November 2022

Karlis erstes Weihnachtsfest

 

 

                                 

 

 

Karlis erstes Weihnachtsfest





Der Mäuserich Karli hebt schnuppernd die Nase und folgt dann dem wunderbaren Duft.
Vor ihm liegt ein Stück Speck, so groß wie er noch nie eines gesehen hat.
Gerade will er sich in die Köstlichkeit versenken, da ertönt ein grässliches Grummeln und der Speck löst sich auf wie ein Seifenblase.
Karli öffnet die Augen.
Er liegt in seiner armseligen Wohnung hinter der Wand einer alten Blockhütte und das seltsame Geräusch kommt aus einem Bauch.
Karli hat Hunger. Seit man den alten Mann abgeholt hatte fand er kaum mehr etwas zu Fressen.
Aus lauter Verzweiflung hatte er schon die Tapeten angeknabbert. Aber die schmeckten einfach scheußlich.
Ob er zu seinem Vetter in den Wald wandern sollte? Aber draußen lag der Schnee sehr hoch und es war wohl zu gefährlich, obwohl hier verhungern oder draußen erfrieren, mehr Möglichkeiten hatte er wohl nicht.
Wenn doch seine Mutter noch leben würde, die wüsste sicher was zu machen sei.
Tränen tropften auf den staubigen Boden.
Die Tür der Blockhütte flog auf und ein dick vermummter Mann klopfte seine Füße ab und stellte zwei große Koffer in den Raum.
Hinter ihm drängte sich eine Frau und ein kleines Mädchen herein.
Das sieht aber nicht sehr einladend aus!“ rief die Frau und sah sich skeptisch um.
Ich weiß nicht Richard, ob das so eine gute Idee ist, hier Weihnachten zu feiern.“
Ach Marlies wo bleibt dein Sinn für Abenteuer. Ist doch toll, dass Onkel Rupert uns diese Hütte vermacht hat und du wirst sehen, wenn erst einmal ein lustiges Feuer im Kamin flackert und wir alles sauber gemacht haben, dann wird es richtig gemütlich hier.“
Dein Wort in Gottes Ohr,“ seufzt seine Ehehälfte, „ dann wollen wir mal die Lebensmittel in die Küche bringen, hoffentlich funktioniert der Kühlschrank.“
Keine Sorge, der Notar hat mir versichert, dass alles funktioniert und im Schuppen liegt sogar genügend Brennholz.“
Marlies rollt nur mit den Augen und geht in die Küche.
Nachdem sie alles im Kühlschrank verstaut hatte sucht sie nach Putzzeug, denn erst wollte sie mal wischen.
Stunden später aber war die Hütte nicht mehr wiederzuerkennen.
Karli angelockt von leckeren Düften trippelt zu seiner Tür, die in die Küche führte und spähte hinaus.
Die Familie saß am Küchentisch, der mit lauter leckeren Sachen bedeckt war.
Voller Aufregung steckte der Mäuserich seinen Kopf viel zu weit aus dem Loch und sah erschrocken, dass das kleine Mädchen direkt zu ihm hinsah.
Blitzschnell verschwand er und erst als die Familie die Küche verlassen hatte, wagte er sich wieder und staunte.
Genau vor seiner Tür lag ein Stück Käse. Das war von dem kleinen Mädchen.
War das ein Festmahl und zum ersten Mal seit vielen Tagen war Karli satt.
Nun aber begann für ihn ein Leben wie im Schlaraffenland.
Immer wieder lag etwa vor seinem Loch und er war inzwischen so satt, dass er gar nichts mehr fressen konnte.
Da erinnerte er sich daran was seine Mutter immer gesagt hatte. Wenn man sich im Winter Vorrat anlegt, dann sollte man ihn immer an der kältesten Seite lagern.
Die war bald gefunden und bald stapelten sich dort die Leckereien.
Diese Nacht schlief Karli zum ersten Mal satt und zufrieden.
Am nächsten Morgen weckte ihn ein wütende Stimme, die laut fluchte.
Karli lief zu dem kleinen Loch im Wohnzimmer und spähte hinaus.




Ein großer Tannenbaum stand etwas schief im Raum und der Mann, der so gebrüllt hatte, steckte seinen Daumen in den Mund.
Marlies und auch Merle kamen angelaufen.
Was ist denn los?“
Ich habe mir den Daumen in dem blöden Christbaumständer eingezwickt!“
Marlies schüttelte den Kopf und Merle kicherte.
Auch Karli grinste.
Marlies aber meinte energisch.
Halte den Baum gerade, ich werde den Christbaumständer richtig anbringen.“
Gleich darauf stand der Baum stolz und gerade im Raum und staunend sah Karli zu sie die Drei ihn mit glänzenden Kugel, Kerzen und langen silbernen Fäden behängte.
Dazu erklang aus einem kleinen schwarzen Kasten wunderschöne Musik und dem Mäuserich wurde ganz eigen zumute.
Von dem späteren Abendessen fiel wieder eine reichliche Portion für Karli ab, die eifrig in seine Speisekammer trug und dann folgte er der kleinen Familie in das behagliche weihnachtliche Zimmer.
Ein Christkind war inzwischen da gewesen und hatte viele bunte Päckchen da gelassen.
Wie sich die Menschen darüber freuten und bald war der Boden mit bunten Papier bedeckt und jeder hielt etwas in den Händen und dann fielen sie sich gegenseitig in die Arme.
Einige Tage später wurde der Baum wieder abgebaut und Karli war ein wenig traurig, denn wenn nachts alle schliefen hatte er seine Wohnung verlassen und unter dem Baum geschlafen, denn es roch hier so herrlich nach Wald.
Nun musste er wieder in seiner Wohnung nächtigen.
Dann wurde er eines Tages mitten in der Nacht durch einen schrecklichen Lärm geweckt. Es klang, als würde viele Leute aufeinander schießen.
Erschrocken eilte er von Loch zu Loch, doch nirgends fand er seine „kleine Familie“.
Als er schließlich durch das die Öffnung blickte die ins Freie führt, da staunte er.


Im Schnee stand die Familie und auch die Leute aus der Nachbarschaft und sahen zum Himmel, wo gerade die Sterne explodierten und in bunten Strahlen auseinander fielen.
Und dann riefen sie sich durch den Lärm zu:
Ein gutes neues Jahr!“
Staunend betrachtet Karli dieses Naturwunder.
Wunderschön war es!
Am nächsten Tag dann sah er traurig zu wie seine Freunde die Koffer zum Auto trugen.
Sie mussten wieder abreisen.
Das kleine Mädchen klopfte an seine Tür und als Karli seine Nase heraus streckte, lächelte sie ihm zu.
Sie sprang auf und ging in die Ecke der Küche und hob eine
Serviette auf.
Darunter kamen viele Leckereien zum Vorschein.
Dann winkte sie ihm zu und lief hinaus zu ihren Eltern.
Als das Auto abgefahren war, begann Karli die feinen Leckerbissen in seine Vorratskammer zu tragen.
Er musste ziemlich oft laufen und öfter mal ausruhen, doch als er dann glücklich seine Schätze betrachtete, wurde er richtig fröhlich.
Wenn er sich alles gut einteilte, dann konnte er damit bis zur Schneeschmelze auskommen.
Dann würde er sich auf den Weg zu seinem Vetter machen.
Auch für Karli würde es ein glückliches neues Jahr werden!

(c) Lore Platz


    

 

 

 

                          

Montag, 14. November 2022

Der Nussknacker

Glücklich die Menschen, die im Alter eine liebe Familie um sich haben. Leider aber gibt es auch viele Senioren, die von ihren Verwandten am liebsten abgeschoben werden.
Davon erzählt meine heutige Geschichte.
Viel Spaß beim Lesen!





 
Der Nussknacker

 Ein riesiger Lastwagen donnert die Straße herunter und fährt in die Auffahrt eines alten Anwesens.
Zwei Männer springen aus dem Wagen und bald stehen zwei große Container auf dem Rasen.
Ein junger Mann lehnt lässig am Treppengeländer und beobachtet alles ganz genau.
Hinter ihm öffnet sich die Tür und eine alte Dame tritt heraus.
Kurz streift ihr Blick die Container, dann presst sie die Lippen zusammen und sich am Geländer festhaltend geht sie die Stufen hinunter.
Der junge Mann hatte ihren Koffer genommen und war mit schnellen Schritten zu seinem Auto geeilt.
Unten angekommen dreht sich die alte Dame noch einmal um und betrachtet mit wehmütigen Blicken das alte Haus.
Tränen steigen in ihre Augen.
Über den Hof kommt ein alter Mann.
Es ist ihr Nachbar August Weinberger.
Er und Sieglinde Neumann kennen sich seit Kindesbeinen.
Hallo Linde, nun geht es also los?“ lächelt er etwas verlegen.
Die alte Frau nickt traurig.
Ach Gustl, ich habe solche Angst, ich kenne doch niemanden im Altersheim.“
Ach Lindchen, es ist ein schönes Heim und du wirst bestimmt bald Anschluss finden und ich werde dich so oft es geht besuchen.“
Das Gesicht von Sieglinde hellt sich auf.
Das wäre schön, Gustl.“
Oma, nun komm schon, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!“ ruft der Enkel ungeduldig.
Sieglinde hebt den Kopf, strafft die Schulter und geht hinüber zu ihrem Enkel Hans.
 
 

 
Lange noch sieht der alte Mann dem Auto hinterher, dann geht er über die Straße und betritt das schmucke Einfamilienhaus, das sein Sohn gebaut hat und in dem es auch ein kleine Wohnung für ihn gab.
Seine Schwiegertochter Rosemarie steht in der Küche und schneidet Gemüse.
Einen Moment sieht der alte Mann ihr versonnen zu, dann tritt er auf sie zu, umarmt sie und gibt ihr einen Kuss.
Nanu, wofür war das denn?“ lacht die junge Frau.
Ich bin so froh, dass mein Sohn dich geheiratet hat und ihr mich nicht in ein Altersheim abschiebt.“
Seine Schwiegertochter lächelt.


Es ist dunkel und nur der Mond wirft sein fahles Licht durch die Luke in den alten Speicher, in dem es recht lebendig ist.
Mäuse huschen über den Boden und eine dicke fette schwarze Spinne krabbelt eifrig über die Wand, um ein weiteres ihrer kunstvollen Netze zu spinnen, mit dem schon fast der ganze Speicher bedeckt ist.
Nun hat sie den Boden erreicht und krabbelt vorsichtig auf eine Kiste mit Weihnachtsdekorationen zu.
Fast hat sie den Rand der Holzkiste erreicht, da taucht der Kopf eines Nussknackers auf.
Zornig fletscht er seine kräftigen Zähne.
Wage es nicht, alte Vettel, mich mit deinen klebrigen Fäden zu bedecken!“
Die Spinne wendet sich um und krabbelt eilig davon.
Der Nussknacker aber stützt sich mit dem einem ihm noch verbliebenen Arm ab, um sich aufrecht hinzusetzen.
Traurig betrachtet er seine zerschmetterten Beine und eine Träne läuft aus seinen Augenwinkel.

                               
 
Es raschelt und Madam Maus mit ihren fünf Kindern
trippelt über den Boden.
Guten Abend, Herr Nussknacker, wir möchten uns verabschieden.“
Der Nussknacker nickt traurig.
Madam Maus hatte ihm vor einigen Tagen erzählt, dass seine Sieglinde von ihren Kindern ins Altersheim abgeschoben wurde, weil der Enkel Hans
das alte Haus abreißen und ein neues bauen will.
Herr Nussknacker?“ reißt ihn die Stimme von Madam Maus aus seinen Gedanken.
Wären sie so liebenswürdig und würden uns zum Abschied noch eine ihrer wundervollen Geschichten erzählen?“
Dieser nickt, setzt sich etwas bequemer hin und erzählt der Maus und ihren verzückt lauschenden Kindern wie er zum ersten Mal in dieses Haus gekommen war.
Der Vater der damals fünfjährigen Sieglinde hatte ihn ihr geschenkt. Es war sein letztes Geschenk, denn wenige Monate später ist er im Krieg gefallen.
Seitdem war er für die kleine Sieglinde etwas ganz besonders. Das ganze Jahr über durfte er in ihrem
Zimmer auf dem Regal stehen.
Und wenn der alte große Baum hinter dem Haus verschwenderisch seine Walnüsse spendete, dann kam er in die gute Stube stand dann neben einer großen Schüssel mit Nüssen und konnte fröhlich für die Bewohner diese knacken.

                                  
        

          

Doch dann eines Tages, der Krieg war schon eine Zeitlang vorbei, da wurde in die Stube ein großer bis zur Decke reichender Tannenbaum gebracht und mit allerlei bunten Kugeln, Sternen und Engelhaar geschmückt.
Echte Wachskerzen wurden aufgesteckt und ihr Licht strahlte mit Sieglindes Augen um die Wette, als sie das Zimmer betreten durfte.
Seitdem hatte er noch viele viele Weihnachten in diesem Haus erleben dürfen, bis zu dem verhängnisvollen Tag, an dem der Enkel Hans ihn in einem Wutanfall quer durch das Zimmer an die Wand geworfen hatte.
An dieser Stelle schluchzten die Mäusekinder laut auf.
Seitdem verbrachte er seine Tage vergessen hier oben auf dem Speicher.
Madam Maus aber sieht hinauf zu Luke.
Es beginnt hell zu werden, wir müssen los.“
Haben sie denn schon eine Bleibe?“
Ja, wir ziehen aufs Land zu meinem Vetter.“
Dann passen sie gut auf, wenn sie die Stadt verlassen, es streifen viele Katzen durch die Gegend.“
Keine Bange, wir nehmen den Weg durch die Abwasserkanäle.“
Nun bekommt der Nussknacker noch von jedem Mäuschen einen Kuss und mit einem mehrstimmigen
Auf Wiedersehen!“ verschwinden sie in einem Loch in der Mauer.
Wieder allein sinniert der Nussknacker traurig.
Was wohl aus ihm werden wird?
Kaum geht die Sonne auf, fährt ein Wagen in die Einfahrt und mehrere Männer die auf der Ladefläche sitzen springen herab und verschwinden lachend und schwatzend im Haus.
Bald füllt sich ein Container nach dem anderen.
Gustl steht am Fenster seines Zimmers und guckt traurig zu, wie ein Stück nach dem anderen lieblos weg geworfen wird.
Plötzlich sieht er etwas oranges aufblitzen. Ist das nicht der Nussknacker, den Sieglinde von ihrem Vater bekommen hatte und an dem sie so hing.
Mit schnellen Schritten eilt er hinüber und zu dem Container.
Ein Mann brüllt ihn an:
Hey, Alter verschwinde hier gibt es nichts zu gaffen!“
Eben kommt ein baumlanger kräftiger junger Mann mit dem alten Schaukelstuhl aus dem Haus.
Halt den Schnabel, Max und kümmere dich um deine Arbeit.“
Er legt den Schaukelstuhl in dem Container ab, dann kommt er herüber zu Gustl.
Mit einem verlegenen Lächeln meint er:
Entschuldigen sie Herr Rektor, meine Leute sind manchmal etwas ungehobelt.“
Über das Gesicht des Lehrers gleitet ein feines Lächeln.
Bist du nicht der Toni Ungemach, der immer so viel Probleme in der Mathematik hatte?“
Ja und auch ihre Nachhilfe hat nicht viel gebracht, aber die selbst gebackenen Kekse ihrer Frau waren prima.“
Ach und du räumst jetzt Häuser aus?“
Ja unter anderem, ich habe doch die Spedition meines Vaters geerbt, keine Angst meine Frau macht die Buchführung!“
Beide lachen vergnügt.
Dann räuspert sich Gustl und fragt bittend.
Meinst du, dass ich mir den alten Nussknacker da nehmen darf, die Frau Neumann hing doch so an ihm. Vielleicht kann ich ihn reparieren und ihr ins Altersheim bringen.“
Ja, nehmen sie nur, Herr Rektor. Es ist eine Schande wie der Enkel mit der alten Frau umgeht, sagen sie ihr einen schönen Gruß von mir, wenn sie sie besuchen.“
Mit dem Nussknacker in der Hand verschwindet Gustl in dem Gartenhaus, in dem ihm sein Sohn eine kleine Werkstatt eingerichtet hat.
Und nun wird geschnitzt, gehobelt, geschliffen und gemalt und dann steht der Nussknacker in voller Pracht mit zwei Beinen und Armen auf dem Regal zum Trocknen.
Mit einem versonnen Lächeln betrachtet der alte Mann sein Werk.
Wie würde sich Sieglinde freuen.
In zwei Monaten war doch Weihnachten. Ja er würde ihn ihr zu Weihnachten schenken.
Vergnügt pfeifend verlässt er die Werkstatt.
Die nächsten Wochen besucht er seine Freundin nun so oft er kann im Seniorenheim.
Sieglinde kann sich nur langsam dort eingewöhnen und von ihrer Familie lässt sich keiner blicken.
So freut sie sich immer ganz besonders wenn Gustl vorbei kommt.
Manchmal holt sie auch sein Sohn Martin sonntags zu Kaffee und Kuchen nach Hause.
Und dann kommt der Hl. Abend.
Bereits am Vormittag wird Sieglinde geholt und während sie und Gustl die Kinder beschäftigen, schmücken die Eltern die Weihnachtsstube.
Nach einem leckeren Festmahl wird diese dann geöffnet.
Mit leuchtenden Augen blickt Sieglinde auf den strahlenden Weihnachtsbaum.
Dann werden die Geschenke verteilt.
Rosemarie reicht ihr ein Päckchen , in dem warme Handschuhe und ein schöner Schal sind und Sieglinde bedankt sich mit leuchtenden Augen.




Nun aber kommt Gustl verschmitzt lächelnd auf sie zu, in den Händen einen länglichen Geschenkkarton.
Vorsichtig hebt sie den Deckel und jubelt.
Das ist ja mein Nussknacker!“
Behutsam hebt sie ihn aus der Schachtel und betrachtet ihn staunend von allen Seiten.
Dann blickt sie in die strahlenden Gesichter ringsum und haucht mit Tränen in den Augen:
Danke!“
Später im Heim bekommt der Nussknacker seinen Platz auf ihrem Nachtschränkchen und wie in Kindertagen vertraut sie ihm ihre Nöte und Sorgen an und wie bereits damals hört er ruhig und verständnisvoll zu.
Als Sieglinde nach einigen Jahren starb, wurde der Nussknacker mit ins Grab gelegt und sie nahm ihn mit hinauf in den Himmel.

© Lore Platz




 

 

Freitag, 11. November 2022

Melis und die traurige Weihnacht

 

Als Corona begann konnten meine Tochter und ich zum erten Mal seit 37 Jahren Weihnachten nicht zusammen feiern, da ich Risikopatient war. Dies hat mich zu dieser Geschichte inspiriert.

Viel Spaß beim Lesen!

 

 


 

Melis und die traurige Weihnacht




Oh du fröhliche, oh du selige… “schallte es aus dem Lautsprecher im Kaufhaus. Melis schloss genervt die Augen. Sie liebte Weihnachtslieder und auch das Weihnachtsfest, doch diesmal war alles anders. Mit einem Blick auf die lange Schlange, wandte sie sich an die nächste Kundin und tippte flink deren Einkäufe in die Kasse. Endlich! Erleichtert stand das Mädchen auf, als die Tür sich hinter dem letzten Kunden schloss. Sie lieferte die Abrechnungen im Büro ab. Schlüpfte in ihren Mantel, warf den Kolleginnen einen Gruß zu und verließ schnell ihre Arbeitsstätte.

Traurig wanderten ihre Gedanken zurück zu letzten Woche.

Ihre Schwester Liane hatten ihnen eröffnet, dass sie mit ihrem Mann und den beiden Kindern diesmal Weihnachten in der Karibik verbringen und ihre Eltern und Meli mitnehmen wollte. Leider hatte sie nicht bedacht, dass Meli so kurzfristig vor Weihnachten keinen Urlaub bekommen würde.

Ihre Eltern wollten deshalb nicht mitfahren, konnten sie doch ihre Jüngste an Weihnachten nicht allein lassen. Doch Meli redete ihnen dies aus und heute Morgen sind ihre Eltern zu ihrer Schwester gefahren und Morgen würden sie dann zusammen von Frankfurt aus fliegen.

Beim Abschied umarmte ihre Mutter sie ganz fest und flüsterte: „ Ach Kind, macht es dir wirklich nichts aus.“ „Nein Mama, ich komme schon zurecht. An Weihnachten gibt es doch so schöne Filme, Ich werde es mir mit einem Glühwein und den Plätzchen, die du für mich gebacken hast, vor dem Fernseher gemütlich machen.“

Seufzend schloss Meli die Tür ihres Elternhauses auf. Müde zog sie die Schuhe aus, hängte den Mantel auf und warf einen Blick in den Kühlschrank, schloss ihn aber gleich wieder. Alleine essen machte keinen Spaß. Im Wohnzimmer legte sie die Beine auf das Sofa und zappte durch das Programm.

Am nächsten Tag war der 23. Dezember und der erste Gedanke, als Meli aufwachte, war:

„Heute fliegt meine Familie in die Karibik.“

Bevor sie zu grübeln anfing und nur traurig wurde, sprang sie aus dem Bett. Nach einer erfrischenden Dusche fühlte sie sich schon besser und merkte nun auch, wie hungrig sie war, hatte sie doch gestern Abend nichts gegessen. Der Kaffee und die Spiegeleier weckten ihre Lebensgeister völlig. Schnell spülte sie das Geschirr, denn sie wusste heute würde es ein besonders stressiger Tag werden. Als sie dann nach Hause kam, fiel sie nur noch ins Bett. 

 


Heiligabend , der 24 Dezember.

Als Meli die Augen aufschlug, freute sie sich, denn heute wurde das Kaufhaus um 14 Uhr geschlossen. Sie tastete nach ihrem Handy und checkte ihre Mails, doch keine Nachricht von ihrer Familie, dabei müssten sie doch schon längst gelandet sein. 

Endlich schloss sich die Tür hinter dem letzten Kunden. Als Meli in den Umkleideraum kam, drückte ihr die Chefin eine voll gefüllte Tragtasche in die Hand.

Das junge Mädchen stand etwas verloren auf dem Vorplatz und sah ihren lachenden Kollegen nach, die in alle Himmelsrichtungen verschwanden.

Sie alle freuten sich auf heute abend, wenn sie mit ihren Familien feierten. Meli wurde es ganz wehmütig ums Herz.

Sie wollte noch nicht heim in das leere Haus und wie von selbst lenkten ihre Füße sie in Richtung Weihnachtsmarkt.

Als sie die weihnachtlich geschmückten Stände sah und mittendrin den großen Weihnachtsbaum, kam doch eine leise Weihnachtsstimmung auf.

Sie wanderte an den Ständen vorbei, bewunderte die selbstgemachten Krippen, die Räuchermännchen und die Glaskugeln in schillernden Farben.

 


Am nächsten Stand blieb sie stehen und betrachtete die bunte Mütze mit Bommel. Dazu gab es noch einen Schal mit den passenden Handschuhen. Wie hübsch würde ihre Schwester damit aussehen.

Während sie der Verkäuferin zusah, wie sie die Handarbeiten liebevoll verpackte, spürte Meli wie Freude in ihr aufkam.

War der Sinn von Weihnachten nicht seinen Lieben eine Freude zu machen und das musste doch nicht unbedingt am Hl. Abend sein.

Eigentlich hatten sie ja ausgemacht dieses Jahr nur die Kinder zu beschenken. Aber was hinderte sie daran auch die Erwachsenen zu beschenken, es würde ihr etwas über die Leere in ihrem Herzen helfen.

Sie ging weiter und mit jedem Schritt stieg ihre Weihnachtsfreude.

Als sie einen Stand mit Schneekugeln entdeckt, lief sie etwas schneller. Ihre Mutter liebte diese verspielten Glaskugeln. Lange konnte sie sich nicht entscheiden, denn eine war schöner, als die andere. Die ältere Frau, die sie schon eine Weile lächelnd beobachtet hatte, holte aus einer Schachtel eine Kugel heraus.

„Sehen sie hier habe ich etwas ganz besonders, es ist etwas teurer als die anderen.“


 


Behutsam nahm Meli die Schneekugel in die Hand. Sie war wirklich wunderschön! Auf einem Schlitten saß das Christkind und Engel umkreisten sie und hielten sich an den Händen. Wenn man die Kugel leicht schüttelt, schneite es goldene Sterne.

„Die nehme ich!“

Zufrieden steckte sie das hübsch verpackte Geschenk in ihre Tasche. 

Nun brauchte sie nur etwas für die zwei Männer.

Bald hatte sie einen Stand mit Männerkleidung gefunden.Ihr Vater liebte Krawatten und sie kaufte eine in seiner Lieblingsfarbe blau, dazu noch blaue Socken.

Für ihren Schwager kaufte sie einen hübsch verarbeiteten Ledergürtel.

Dann fiel ihr Blick auf einen Stand mit Süßigkeiten. Die beiden waren richtige Schleckermäuler, sie würde für jeden noch ein Tüte mit Leckereien kaufen.

Mit ihrer Tasche voller Geschenke, schlenderte sie weiter, trank noch einen Glühwein und machte sich auf den Weg nach Hause.

Als sie in die Einfahrt zu ihrem Elternhaus einbog, blieb sie erschrocken stehen.

Das Haus war hell erleuchtet. Hatte sie heute Morgen vergessen das Licht auszumachen, oder waren es Einbrecher? Unsinn! Die würden wohl kaum Licht machen.Entschlossen ging sie weiter, doch als sie die Haustür aufsperrte hatte sie doch ein mulmiges Gefühl.

Als sie die Tür öffnete stand ihre Familie im Flur und schmetterten ihr „Fröhliche Weihnachten!“ entgegen.

Von allen Seiten wurde sie umarmt.

Ihre Nichte riss ihr die Mütze vom Kopf und erwürgte sie fast, als sie dasselbe mit dem Schal machte. Währen dessen zerrte ihr Neffe an ihrem Mantel und dann führten sie ihre geliebte Tante ins Wohnzimmer.

 

Ein herrlich geschmückter Weihnachtsbaum strahlte ihr entgegen und unter dem Baum häuften sich die Geschenke.

Völlig überwältigt ließ sich Meli auf einen Sessel fallen.

„Aber,“ stammelte sie, „wieso seid ihr denn hier, habt ihr euren Flug verpasst?“ Nun redeten alle durcheinander und Meli hielt sich die Ohren zu, 

„Bitte nur einer.“

„Das mach ich!“ rief ihre Schwester,

„ schließlich hatte ich die verrückte Idee Weihnachten in der Karibik zu verbringe. Als wir am Flughafen waren wollte keine Freude bei uns aufkommen. Mama war es, die es als erste aussprach.

„Ich fühle mich nicht wohl, wenn Meli ganz allein Weihnachten verbringen muss.“

Also fuhren wir wieder nach Hause. Ich habe die Reise auf Ende Januar umgebucht, dann kannst auch du mitfliegen. Und wir werden zusammen eine wunderschönes deutsches Weihnachtsfest mit dir feiern, Schwesterherz.“

Sie umarmte Meli. 

Diese hatte Tränen in den Augen. „Ihr seid die beste Familie die es gibt.“

„Ach meine Kleine, wir konnten dich doch nicht allein lassen.“ Liebevoll nahm Frau Lang ihre Tochter in die Arme.

„ So Familie, jetzt kommt in die Küche. Wir wollen doch zuerst essen, bevor die Bescherung beginnt.“

„Was gibt es denn?“ wollte Meli wissen.

Ihre Mutter lachte.

„Natürlich Würstchen mit Kartoffelsalat. Da der erste und einzige Versuch mit den Tradtionen zu brechen, gescheitert ist, bleibt alles beim Alten.“

Lachend folgten sie ihr in die Küche.

Meli aber holte noch schnell ihre Tasche, legte die Geschenke unter den Baum und mit einem glücklichen Lächeln ging sie in die Küche, die mit Stimmen und Lachen erfüllt war.

© Lore Platz





 

Donnerstag, 10. November 2022

Brief an das Christkind

Briefe schreiben ist ja inzwischen fast aus der Mode gekommen.
Was wird einst von den Handynachrichten übrig bleiben. Mein Mann, fuhr nach unserer Hochzeit noch zur See und aus dieser Zeit habe ich noch einen ganzen Ordner unserer Briefe und nun, da er nicht mehr an meiner Seite weilt, sind diese Briefe eine kostbare Erinnerungen.
Auch schrieb ich ihm jedes Jahr zu Weihnachten einen Brief, in dem ich das vergangene Jahr Revue passieren und  ihm dankte. 

 

 


 

 Der Brief an das Christkind


Der Weihnachtsmarkt in K war immer ganz besonders liebevoll gestaltet. Es gab mehr als zwanzig weihnachtlich geschmückte Buden, in denen man von Kleidung bis selbst gebasteltem Weihnachtsschmuck alles erwerben konnte. Auch ein Glühweinstand lud zum Verweilen ein, besonders da man einen
Zimstern gratis bekam.




Mitten drin aber stand ein riesiger Weihnachtsbaum, geschmückt mit goldenen Kugeln, Strohsternen und goldenem Lametta.
Die kleinen elektrischen Kerzen funkelten in allen Farben.
Ganz versteckt auf einem Zweig saßen zwei Engel und beobachteten das Treiben unter ihnen.
Warum, mussten wir hierher kommen,“ wollte Engelshaar wissen, sie wurde so genannt, weil sie ganz besonders schönes welliges blondes Haar hatte.
Doch Gesine, ihre Begleiterin und auch beste Freundin im Himmel, achtet nicht auf sie und ließ aufmerksam ihren Blick umher schweifen.
Dann lächelte sie plötzlich und deutete auf ein kleines Mädchen, das an der Hand eines großesn Mannes vor einer Bude mit Lebkuchen stehen geblieben war.
Deshalb! Siehst du das kleine Mädchen mit der blauen Mütze. Es hat einen Brief an das Christkind geschrieben, dass es sich zu Weihnachten eine Mutter wünscht, die ihr Geschichten erzählt und Plätzchen mit ihr bäckt und sie ganz doll lieb hat. Ihre Mutter
starb bei ihrer Geburt“
Und wir sollen ihr eine Mutter besorgen, wie denn? “
Gesine beachtete sie gar nicht und ließ wieder den Blick über den Platz schweifen.
Da ist sie und auch sie trägt eine blaue Mütze!“




Die beiden Engel tauschten einen verschmitzen Blick. Sie wissen, dass es nicht Zufall war, sondern im Himmel so beschlossen wurde.
Beide flogen los und dann kam ein heftiger Windstoß auf.
Petra hielt ihre Mütze fest und kämpfte sich mit gesenktem Kopf durch die Menge. Plötzlich stieß sie gegen ein Hinderniss und eine sonore Stimme meinte lachend. „Hoppla nicht so stürmisch!“
Das junge Mädchen blickte auf und sah in zwei warme braune Augen, die sie lächelnd musterten.
Wie er gekommen so plötzlich ist der Wind auch wieder verschwunden.
Verlegen löste sich Petra aus den Armen des Mannes, der sie immer hoch umfangen hielt.
Das kleine Mädchen, das neben ihm stand rief:
Du hast ja genauso eine blaue Mütze wie ich, hat dich das Christkind geschickt.“
Petra lachte, „nein das Christkind wohl nicht, aber der Wind hat mich zu euch geweht.“
Den hat bestimmt das Christkind gesandt.“
Vertrauensvoll nahm sie ihre Hand.
Ich bin Andrea, fünf Jahre alt und immer brav.“ Nachdem sie einen Blick auf ihren Vater geworfen hatte, meinte sie leise „meistens.“
Petra lachte fröhlich und beugte sich zu der Kleinen hinunter.
Ich bin die Petra und bin auch meistens immer brav.“
Andrea strahlte sie an.“ Willst du mit uns zur Eisbahn gehen, wir wollen noch Schlittschuh fahren?“
Ich habe keine Schlittschuhe dabei,“ bedauerte Petra.
Das macht nichts, man kann sie dort leihen, du kannst doch
Schlittschuhe laufen?“
Sicher, aber ...“
Andrea, du weißt doch gar nicht, ob Fräulein Petra Zeit hat und vielleicht ist sie gar nicht alleine hier?“ wandte der Vater, mit einem entschuldigendem Blick auf das junge Mädchen, ein.
Diese wird etwas rot. „Ich bin allein hier, bin erst vor kurzem nach K gezogen und kenne hier noch niemanden.“
Siehst du!“ meinte Andrea triumphierend, „ außerdem hat sie das Christkind geschickt, denn sie hat genauso so eine blaue Mütze wie ich. Petra kannst du eigenlich Plätzchen backen?“
Ja, aber natürlich und ich habe sogar einige besonders tolle Rezepte noch von meiner Großmutter.“ lachte Petra.
Andrea strahlte, „Prima, dann kannst du ja mit mir zusammen Plätzchen backen, weißt du meine Mama ist schon lange ein Engel im Himmel.“
Die Blicke er beiden Erwachsenen treffen sich und Andreas Vater meinte entschuldigend.
Bitte verzeihen sie meiner Tochter, ich bin übrigens Hans Brauer, Lehrer und Vater einer vorwitzigen Tochter.“
Petra lachte herzlich und Hans wurde ganz warm ums Herz.
Sie haben eine entzückende Tochter, Herr Brauer.“
Nennen sie mich doch Hans.“
Petra!“
Zwei Hände treffen sich mit warmen Druck.
Das kleine Mädchen aber betrachtet die beiden verschmitzt.
Dann nimmt sie energisch jeden an der Hand und zieht sie mit sich fort.
Mich friert und außerdem will ich noch Karusell fahren bevor wir auf die Eisbahn gehen.“
Die beiden Erwachsenen lassen sich zu gerne mitziehen.
Zu dritt erleben sie noch einen schönen Nachmittag.
Die beiden Engel aber waren zurück in den Himmel geflogen und Gesine zeigte ihrer Freundin den Brief des kleinen Mädchens.



Liebes Christkind

du bauchst mir gar geine geschenke bingen ich wünsche mir nur eins und das gans doll bitte bitte bing mir eine neue mutti die mich lieb hat mir geschichtn erzählt und pläzchen bakt wie monis mami das auch tut

und damit ich sie erkene soll sie so eine blaue mitze tragen wie ich


© Lore Platz



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