Dienstag, 30. November 2021

Nicole sammelt weihnachtliche Eindrücke

Reizwörter:  Hut Schachtel magisch ehrfürchtig knarzen

 


 

  Nicole sammelt weihnachtliche Eindrücke

 

Aufatmend lehnte Nicole die Schi an die Wand der Hütte und blickte sich mit strahlenden Augen um. 

Der Schnee klitzerte im Sonnenlicht und vom Dorf unten im Tal klang der volltönende Klang der Glocken, der die Menschen in den sonntäglichen Gottesdienst einlud. 

Ehrfürchtig betrachtete die junge Frau, die ringsum aufragenden Berge mit den schneeweißen Häubchen, die, majestätisch anzusehen, wie Wächter des Tals wirken. 

Die Tür der Hütte knarzte leise, als sie diese öffnete. Kälte schlug ihr entgegen und sie warf den Rucksack auf den Boden und kniete sich vor den Kamin. Erfreut stellte sie fest, dass sie nur noch ein Streichholz an das aufgeschichtete Holz halten musste und dankte still den guten Geistern, die sich in ihrer Abwesenheit um die Hütte kümmerten. 

Es klopfte und als sie die Tür öffnete lachte ihr das frische rotbackige Gesicht von Seppl, dem fünzehnjährigen Sohn des Ehepaars Brandner entgegen. 

Er grinste: " De Muada schickt mi, um nachzuschaun ob oß paßt" "Komm rein Seppl, hast du das Holz im Kamin so schön hergerichtet?" " Ja und d Mam hot mir a  Brot, frische Butter, Eier und a Mille mitgem.Ich brings schnei in Kuchel und dann geh in  Kella und drah Heizung auf." 

Und schon war er verschwunden. Nicky blickte ihm lächelnd nach, dann baute sie auf dem Tisch ihren Laptop auf. Zum Glück war der Empfang hier oben gut. 

Der Junge kam die Kellertreppe herauf gestapft. "So Heizung laft, bauchas no was?" "Ja, Seppl kannst du mir helfen vom Speicher den Weihnachtschmuck herunter zu holen?" "Jetzt scho! Wirham ja erst Ende Oktober, mir schmücka erst vorm erstn Adventsonntag."  "Du weißt doch Seppl, dass ich Kinderbücher schreibe und nun soll ich bis zum 20igsten November 24 Geschichten für einen Adventskalender schreiben, damit mein Verlag sie noch rechtzeitig drucken kann. Weißt in der Stadt bei dem schmuddeligen diesigen grauen Wetter ist mir einfach nichts eingefallen." "J mei, wenn des so ist, dann heife erner a glei beim Schmücken." 

 


Eine Stunde später erstrahlte das Zimmer im schönsten Weihnachtsglanz. Übermütig gab Nicky dem Hut des Schneemanns, der neben der Tür stand einen Schubs und sah sich vergnügt um. Auch Seppl war begeistert. Er kramte in der Schachtel und zog eine lange Lichterkette hervor. 

"De werd i draußn an da großn Tanne obringa." " Halt, das kann man doch von unten sehen." Der Junge winkt ab, " a, di hoaltn sie sowieso für gspinnert, weils Bücher schreim, statt zu arbadn." Erschrocken sah er sie an und wurde knallrot. Die junge Frau lachte schallend. "Na wenn das so ist, dann mach mal." 

Als Seppl dann mit dem Verprechen, am nächsten Morgen mit frischen Lebensmittel wieder zu kommen, auf seinen Skiern abfuhr, ging Nicole zurück in die Hütte. 

Lächelnd ließ sie ihren Blick über die Krippe mit den holzgeschnitzten Figuren gleiten, betrachtete die Girlanden, die das Treppengeländer umwanden, den von ihrer Oma gestrickten Socken mit ihrem Namen und den großen Schnemann neben der Tür, der sie aus großen schwarzen Augen ansah. 

Dann setzte sie sich mit überkreuzten Beinen ihren Laptop auf den Knie vor den warmen Kamin, schloss ihre Augen einen Moment und dann liefen die Finger wie von selbst. 

Einige Tage war nun Nicole auf der Hütte und die Einfälle flogen ihr nur so zu. Zehn fertige Geschichten hatte sie schon abgespeichert. 

Jeden Tag nach dem Frühstück fuhr sie mit den Skiern durch die Schnee bedeckte Landschaft, beobachtete die Vögel, die sich um die Körner stritten, die in den Vögelhäuschen lagen, vom Förster an den Bäumen aufgehängt. 

Oft fuhr sie auch auf den Einödhof der Familie Brandner und trank in der gemütlichen Bauernküche eine Tasse Kaffee, ließ sich vom Opa, der auf der Bank am Kachelofen saß, erzählen, wie man Weihnachten hier früher gefeiert hatte. 

Natürlich wusste er viele lustige Anekdoten über den Ruprecht, der den Kindern immer mächtige Angst einflößte. 

 

                                 (c)  Werner Borgfeldt

Auch in den Stall führte Seppl sie und als sie die gemütlich kauenden Kühe mit den wunderschönen warmen braunen Augen sah, dachte sie an die Legende, dass die Tiere am HL Abend sprechen konnten. 

Und als sie dann in ihr behagliches, weihnachtlich geschmücktes Zuhause kam, da wurden aus der Fülle der Eindrücke wunderschöne kleine Geschichten. Lange vor dem vereinbarten Termin war ihr Adventskalender fertig. 

Sie schickte das Manuskript an den Verlag, bekam einige Tage später ein begeistertes Lob und die Nachricht, dass das Buch in Druck ging. 

Nicole beschloss noch einige Tage hier oben zu bleiben, bevor sie wieder in die triste Stadt fuhr. 

Wie freuten sich Seppl und seine Geschwister, als kurz vor dem ersten Dezember ein großes Paket mit weihnachtlichen Leckereien und oben auf ein dickes Buch mit herrlichen Bildern eintraf. 

Jeden Abend nun saßen sie zu Opas Füßen, während er ihnen eine der Geschichten vorlas. Und sie jubelten, wenn sie sich in einer Geschichte wieder erkannten, oder ihren Hof und den Stall. Selbst Harras der Hofhund erlebte ein eigenes Abenteuer.

 Vielleicht kann ich euch ja nächstes Jahr die Adventsgeschichten von Nicole vorstellen.

 

(c) Lore Platz 


Sicher wollt ihr nun auch wissen was Regina und Martina geschrieben haben


 

 

Montag, 29. November 2021

Plätzchen backen

       



Gestern unterhielt ich mich mit einer Bekannten und sie meinte, dass sie nun bald mit dem Backen von Plätzchen anfangen würde.
Bei unserem Gespräch kamen wir auch auf das uns Unverständliche, dass es bereits im September schon Lebkuchen zu kaufen gibt.
Nimmt das denn nicht den ganzen Zauber und auch die Vorfreude auf den Advent und das Weihnachtsfest.
Wie kann man sich noch auf etwas freuen, wenn man nicht verzichten muss.
Ich kann mich noch errinnern, früher gab es ja nicht jeden Tag feine Milchbrötchen, doch jeden Freitag kochte meine Mutter einen riesigen Topf Kakao und dazu gab es Semmel mit echter Bauernbutter.
Das war dann immer ein besonderer Tag für uns und wir freuten uns darauf.
Ebenso haben wir die Plätzchen am Heiligen Abend genossen, denn für jeden gab es einen extra Teller von diesem herrlichen Gebäck.
Ich kann mich noch erinnern, wie schön die Zeit war und welch herrliche Düfte das Haus durchzogen, wenn meine Mutter Plätzchen backte. 

 

  



Wir saßen in der Küche, mein Vater las aus einem dicken Märchenbuch vor, oder wir sangen Winterlieder, das Lieblingslied von mir war 

 "In Mutters Stüberle, da weht der Wind, Wind, Wind" 

und meine Mutter backte und der köstliche Duft schmeichelte unsere Nasen. 

Manchmal durften wir die angekokelten essen, doch die guten Plätzchen wurde nach dem Abkühlen in Dosen abgefüllt und diese dann versteckt. 

Umso mehr freuten wir uns dann am Heiligen Abend  über unseren Weihnachtsteller und genossen jedes Stück.

 Manchmal bin ich traurig, dass unsere Kinder so im Überfluss aufwachsen und vieles gar nicht mehr zu schätzen wissen.

Liegt nicht oft im Verzicht schon die Vorfreude?


(C) Lore Platz



Freitag, 26. November 2021

Jasper das besondere Rentier Ende


               

        



Auch am Nordpol wird eifrig gearbeitet, denn bis Weihnachten sind es nur noch wenige Tage.
Jasper lebt nun schon einige Jahre im Land des Weihnachtsmannes und an jedem Weihnachtsabend darf er an der Spitze der Rentiere den Schlitten über den Himmel ziehen und sein fröhlich blitzendes Geweih erhellt den Horizont.
Sein besonderer Freund ist der Stalljunge Bertl, ein Kobold der leider immer nur Unsinn im Kopf hat und den gutmütigen Jasper oft in manche Klemme bringt.
Auch heute hat Jasper wieder einmal Hausarrest von einem wütenden Knurrjan bekommen.
Gelangweilt steht er ganz allein im Stall und bedauert sich selber.
Da öffnet sich knarrend die Tür und das schelmische Gesicht von Bertl lugt herein.
Er schlüpft herein und setzt sich neben Jasper auf einen Heuballen.
Ich habe mich versteckt, so konnte der alte Langweiler mir nicht die Ohren langziehen,“ kichert er.
Vergnügt lässt er seine Beine baumeln und fragt spitzbübisch:
Hättest du keine Lust zu fliegen?“
Jasper strahlt.
Er fliegt so gerne und ist oft traurig, weil er das nur einmal im Jahr darf.
Du weißt, dass wir nur einmal im Jahr am Weihnachtsabend fliegen dürfen und außerdem haben wir keinen Sternenstaub.“
 
       


         
Bertl grinst verschlagen, greift in die Hosentasche und als er seine Hand öffnet, ist sie voll golden glitzerndem Sand.
Sternenstaub,“ flüstert Jasper ehrfürchtig. „Woher hast du ihn?“
Ha, dem alten Knurrjan geklaut!“
Das gibt mächtigen Ärger!“
Na und, das ist der Spaß doch wert!“
Ja, du kannst dich immer verstecken, bis die Luft wieder rein ist, aber ich werde jedesmal eingesperrt.“ brummt Jasper.
Bertl winkt ab.
Bis jetzt habe ich dich doch immer besucht und dir die Langweile vertrieben.“
Ja und versucht mich in die nächste Klemme zu bringen,“ lacht Jasper.
Aber gib doch zu, seit du mich als Freund hast, ist dein Leben immer aufregend. Also wollen wir eine Runde am Himmel drehen?“
Wie immer lässt das Rentier sich überreden und sie schleichen sich zum Tor hinaus.
Bertl wirft den Sternenstaub über Jasper, springt auf seinen Rücken und sie steigen jubelnd in die Höhe.
Voller Übermut jagen sie über das Firmament und entfernen sich immer weiter von ihrer Heimat.
Jasper schlägt tollkühne Kapriolen und Bertl hält sich kreischend fest.
Tollkühn galoppiert das Rentier über die Wolken, doch dann schreit der Kobold entsetzt auf.
Vor ihnen taucht eine dicke schwarze Wolke auf und Jasper kann nicht mehr bremsen und sie krachen mitten hinein.




Durch das Loch, das sie aufreißen fallen dicke schwere Graupeln auf sie nieder.
Jasper keucht erschrocken auf, als eine der Graupeln seine Nase trifft und auch Bertl duckt sich schützend.
So schnell wie möglich versucht das Rentier der Wolke zu entkommen.
Endlich ist es geschafft.
He, würdest du bitte meinen Hals los lassen!“ keucht Jasper, denn Bertl hatte sich in seiner Angst fest an ihn geklammert und lockert jetzt seinen Griff.
Jasper fängt zu trudeln an, dann stöhnt er.
Oh,oh, wir sinken!“
Die Ritt durch die nasse Wolke hatte fast allen Sternenstaub abgewaschen und immer schneller verlieren sie an Höhe.
Vorsicht, wir stürzen!“ ruft Jasper, dann landen sie schon im weichen Schnee.
Einen Moment ist es ganz still, dann rappelt sich Jasper mühsam hoch und sieht sich um.



Ein weites Schneefeld breitet sich vor ihnen aus, das auf der einen Seite in den Wald führt und gegenüber steht ein schmuckes Haus,
dessen Tür sich jetzt öffnet und zwei Hunde kommen laut bellend
heraus geschossen.
Nichts wie weg!“ Plötzlich taucht Bertl neben Jasper auf, schwingt sich auf seinen Rücken und sie sausen los, wobei das Geweih des Rentiers leuchtet und blinkt.
Die Hunde sind ihnen dicht auf den Fersen, doch da ertönt ein Pfiff und sie bleiben abrupt stehen.und sehen bedauern, wie ihre Beute im Wald verschwindet.
Enttäuscht laufen sie zurück.
Förster Braun bückt sich und streichelt die Hunde, die sich hechelnd und schwanzwedelnd an ihn drücken.
Er geht in die Küche, die beiden Jagdhunde auf den Fersen.
Oma Braun rührt gerade einen Teig für Plätzchen an.
Ihr Mann steckt den Finger in die Schüssel, bekommt einen Klaps auf die Hand, grinst und schleckt genüsslich den süßen Teig ab.
Hm ,lecker!“
Seine Frau blitzt ihn an:
Schlimmer wie ein Kind, wirst noch Bauchweh bekommen.“
Er lacht vergnügt und gibt ihr schnell einen Kuss.
Dann wird er nachdenklich.
Weißt du, was ich eben gesehen habe. Ein Rentier, hier bei uns und es hatte eine riesige Warnblinkanlage auf dem Kopf“
Trudchen reibt eine Zitronenschale in den Teig und meint achselzuckend:
Im Zauberwald sind so viele seltsame Geschöpfe, warum sollte da nicht auch ein Rentier sein? Aber nun verschwindet aus der Küche, ich habe zu tun.“
Vergnügt pfeifend geht Förster Braun begleitet von den Hunden ins Wohnzimmer und ist bald in seine Zeitung vertieft.
Flick und Flack aber machen es sich vor dem Kamin bequem.




Jasper aber rennt mit Bertl auf dem Rücken durch den Zauberwald, der wie ausgestorben wirkt.
Dass sie von vielen Augen beobachtet werden, merken sie nicht.
Trübe Gedanken gehen Jasper durch den Kopf und auf einmal fallen dicke Tränen in den Schnee.
Bertl springt von seinem Rücken.
Warum weinst du?“
Wir werden ohne Sternenstaub nie mehr zurück kommen und was
wird am Weihnachtsabend ? Wer soll die Rentiere anführen?“
Tja, diesmal haben wir uns in ein ziemlich große Klemme gebracht,“ seufzt der Kobold.
Wir ? Du meinst wohl dich! Wer hat denn Knurrjan den Sternenstaub gestohlen und wollte unbedingt mit mir fliegen!“ schimpft Jasper.
Ach und du wolltest nicht fliegen, ich habe dich nicht gezwungen mitzumachen!“ faucht der Kobold, doch dann lacht er.
Es wird doch nicht besser, wenn wir uns streiten und uns gegenseitig die Schuld zu weisen.“
Auch Jasper lächelt . „Da hast du recht, aber wie geht es jetzt weiter?“
Bertl runzelt die Stirn.
Zuerst einmal brauchen wir eine Unterkunft und etwas zu Essen. Am besten wir trennen uns.“
Ja, aber wie finden wir uns wieder?“
Das ist doch kein Problem!“ lacht der Kobold, „lass nur dein Geweih schön blinken und ich werde dich finden.“
Sie trennen sich und jeder geht in eine andere Richtung.
Jasper läuft durch den stillen Wald und hält Ausschau nach einer Höhle.
Da hört er fröhliches Lachen und Gekreische und bemerkt einige winzige Kinder, die sich im Schnee kugeln, mit Schneebällen bewerfen und voller Freude herum tollen.
Jasper liebt Kinder und trabt näher und sein Geweih blitzt vor Vergnügen.
Doch als die Kinder das riesige Tier mit dem blinkenden Kopfschmuck erblicken, schreien sie vor Entsetzen auf und verschwinden unter den Wurzeln eines großen Baumes.
Neugierig steckt Jasper seinen Kopf in das Loch, in dem die Kinder verschwunden sind und erblickt eine kleine Stube.
Als die kleinen Winzlinge ihn sehen, schreien sie laut auf und verstecken sich unterm Bett, hinterm Schrank und einige kriechen unter den Tisch.



Die kleine stämmige Wichtelfrau aber nimmt einen Besen und haut damit kräftig auf die Nase des Rentiers.
Verschwinde du Ungeheuer, meine Kinder bekommst du nicht!“
Der Besen kitzelt Jasper an der Nase und er muss niesen.
Die Wichtelmutter wird in die hinterste Ecke des Zimmers geschleudert.
Mühsam rappelt sie sich hoch , packt ihren Besen, rennt nach vorne, und lässt ihn immer wieder kräftig auf die Nase des armen Jaspers sausen.
Dieser zieht den Kopf zurück und schüttelt sich.
Ein unfreundliches Völkchen wohnte hier im Wald.
Lautes Atmen und knirschende Schritte sind zu hören und Jasper sieht sich unwillkürlich nach einem Versteck um.
Erleichtert atmet er auf, als Bertl zwischen den Bäumen auftaucht.
Der muss erst einmal verschnaufen, so weit war er mit seinen kurzen Beinen gerannt, aber mit strahlenden Augen berichtet er seinem Freund.
Am Waldrand steht eine Hütte, dort wohnt nur ein alter Mann, aber hinter der Hütte ist ein leerer Stall, dort können wir bleiben. Komm mit!“
Der Kobold springt auf den Rücken seines Freundes und weist ihm den Weg.
Im Stall ist es mollig warm und er sieht aus, als wäre er schon lange nicht mehr benutzt worden.
Jasper sinkt ins Stroh.
Der Tag war lange und aufregend gewesen und er merkt jetzt, wie müde er ist.
Bertl öffnet die Stalltür.
Ich werde uns etwas zu essen besorgen!“
Vorsichtig schleicht der Kobold um das Haus und blickt durch das Fenster in die beleuchtete Stube.
Der alte Mann sitzt am Kamin und ist in ein Buch vertieft.
Geduckt schleicht Bertl weiter und betritt durch die unverschlossene Hintertür die Küche.
Angenehm durftet es hier.
Auf dem Ofen steht ein noch warmer Topf mit Gemüse und der Kobold steckt sich schnell einige Stücke in den Mund, dann wischt er achtlos seine Hand an der Hose ab.
Er zieht ein nicht mehr ganz sauberes Taschentuch hervor und häuft von dem Teller, der auf dem Tisch steht einige Lebkuchen
und Plätzchen darauf und verknotet es.
Aus dem Korb mit Äpfeln stibitzt er zwei und verlässt dann leise die Küche.
Die beiden Freund schmausen vergnügt und schlafen dann eng aneinander gekuschelt tief und fest.
Und so bemerken sie auch nicht, wie spät in der Nacht noch ein geheimnisvoller Gast kommt.
St. Nikolaus sitzt gemütlich vor seinem Kamin.
Nachdem die Zwerge nach Hause gegangen sind, hat er von dem Gemüseeintopf, den die Zwergenfrauen für ihn gekocht haben, gegessen.
Nun sitzt er in seinem gemütlichen Sessel mit einer Tasse heißen Tee und einem Teller mit Plätzchen und liest.
Nach einer Weile lässt er das Buch sinken und beobachtet die dichten Schneeflocken die langsam und gleichmäßig vor seinem Fenster im Mondschein vom Himmel fallen.
St. Nikolaus genießt die Ruhe!
Ein lautes Klopfen, die Tür wird aufgerissen und eine vermummte Gestalt begleitet von einem Schwung Schneeflocken stürmt herein, klopft sich polternd die Schuhe und wirft die Tür hinter sich zu.
Die kräftige Gestalt schüttelt sich prustend, schält sich aus der Vermummung, stürzt ins Zimmer, reißt den hl. Mann vom Sessel hoch und zerquetscht ihn fast in einer kräftigen Umarmung.
St. Nikolaus schnappt überrascht nach Luft und sieht sich seinen Besucher genauer an.
Dann lächelt er, der Weihnachtsmann!
Dieser hat sich in den Sessel gegenüber geworfen, die Beine weit von sich gestreckt , die Hände über dem beachtlichen Bauch gefaltet und sieht sein Gegenüber grinsend an.
Lange nicht gesehen, alter Knabe, du guckst ein wenig verdattert?“
Nikolaus schmunzelt.
Ist es ein Wunder? Du stürmst herein wie ein Tornado!“
Hohohohohohooooooooo“ tönt es durch die Stube und der heilige Mann zuckt zusammen.
Ein bisschen ungehobelt war er ja schon, der Kollege vom Nordpol, aber ein herzensguter Kerl, der auch wie er den Kindern an Weihnachten Freude bringen will.
Der Weihnachtsmann wird wieder ernst.
Eines meiner Rentiere ist mir abhanden gekommen und wir konnten seine Spur bis hierher verfolgen. Dir ist nichts ungewöhnliches aufgefallen?“
Ein feines Lächeln zieht über das Gelehrtengesicht des Bischofs.
Im Zauberwald ist nichts gewöhnlich.“
Der Weihnachtsmann grinst, wird aber gleich wieder ernst.
Mach mir ein wenig Sorgen um den Kleinen. Habe Jasper sehr ins Herz geschlossen, seit er damals zu uns kam. Aber seit er mit diesem Bertl zusammen ist, steckt er ständig in irgendeiner Klemme.“
Nikolaus sieht hinaus in das Dunkel der Nacht.
Heute wirst du ihn nicht mehr finden, du kannst gerne in meinem Gästezimmer übernachten.
Danke alter Freund, draußen wartet mein Rentier Danza, hast eine Unterkunft für ihn?“
Ja, hinter dem Haus steht ein leerer Stall, dort kannst du dein Rentier unterbringen.“
Der Weihnachtsmann geht hinaus, nimmt Danza am Zügel und führt ihn um das Haus herum zum Stall.
Als er die Tür öffnet fällt das Mondlicht direkt auf die beiden Schlafenden.
Der Weihnachtsmann dreht sich zu Danza und legt den Finger auf den Mund.
Pass auf, dass sie nicht davon laufen.“
Dann eilt er zum Haus, klopft an die Fensterscheibe und winkt Nikolaus nach draußen.
Wenig später stehen sie vor den schlafenden Übeltätern.
Der Weihnachtsmann räuspert sich laut und erschrocken zucken die Schlafenden zusammen und öffnen die Augen.
Als sie sehen wer vor ihnen steht, springen sie entsetzt auf.
Bertl wird abwechselnd rot und blass und das Geweih von Jasper blinkt aufgeregt.
Der Weihnachtsmann legt seine Stirn in grimmige Falten und donnert:
Diesmal habt ihr es ja wohl gewaltig übertrieben. Das gibt mächtigen Ärger, Knurrjan ist schon dabei sich für euch Strafen auszudenken.“
Die beiden Lausbuben senken beschämt den Kopf.
Doch dann sehen sie das vergnügte Funkeln in den Augen des Weihnachtsmannes und amten erleichtert auf, so schlimm würde es schon nicht werden.
Dieser wendet sich an St. Nikolaus und reicht ihm die Hand.
Nun mein Freund, da ich die beiden Strolche früher gefunden als erwartet, ist es wohl besser gleich nach Hause zu fliegen. Wer weiß, was den für Unsinn noch einfällt. Leb wohl!“
Er setzt sich auf Danza und Bertl klettert auf Jaspers Rücken, dann streut der Weihnachtsmann Sternenstaub und sie fliegen dem Himmel entgegen.
St. Nikolaus sieht ihnen nach, bis sie in den Wolken verschwunden sind.
Dann kehrt er zurück ins Haus und bald verlischt das Licht und Ruhe kehrt ein.



Peter und Vanessa sind sehr enttäuscht, als sie am Wochenende zu Lilofee kommen und erfahren , dass der Weihnachtsmann im Zauberwald war.
Doch ihre Tante geht mit ihnen zu den Wichteln und dort erzählt ihnen die Wichtelmama von ihrem Kampf mit dem Ungeheuer.
Dann verbringen sie einen gemütlichen Nachmittage bei St. Nikolaus und lassen sich ganz genau vom Besuch des Weihnachtsmannes erzählen.

Am Heiligen Abend nach dem Besuch der Christmette und nach dem Oma und Opa schlafen gegangen sind, gehen die Kinder mit den Eltern in den Zauberwald.
Auf einer Lichtung steht ein riesengroßer leuchtender geschmückter Weihnachtsbaum und alle großen und kleinen Zauberwesen sind darum versammelt.
St. Nikolaus steht neben Lilofee und liest aus der Weihnachtsgeschichte vor, dann singen sie noch fröhliche Weihnachtslieder.
Plötzlich ertönt ein Bimmeln und am Himmel erscheint ein Schlitten von Rentieren gezogen, die von eine leuchtendem Jasper angeführt werden.

Ganz tief fährt er über ihre Köpfe und der Weihnachtsmann winkt
mit einem lauten „Hohohohoooo!“ neben ihm erscheint das frech grinsende Gesicht vom Kobold Bertl und auch er winkt mit beiden Händen.
Dann verschwindet der Schlitten in der Ferne.

Vergnügt marschieren die Kinder mit ihren Eltern wenig später durch den knirschenden Schnee zurück ins Forsthaus.

Das war das schönste Weihnachten, das sie bisher erlebt hatten.



© Lore Platz




Mittwoch, 24. November 2021

Jasper das besondere Rentier Fortsetzung 3







Etwas müde geht St. Nikolaus durch den tiefen Schnee.
Hinter ihm trabt sein treuer Esel Graufellchen, auf dem Rücken den Sack mit den Geschenken, geführt von dem struppigen Knecht Ruprecht.
Recht dünn ist der Sack schon, denn sie sind auf dem Weg zu den letzten zwei Kindern.
Im Haus von Förster Braun steht Peter hinter der Gardine und späht aus dem Fenster.
Er kommt!“ ruft er aufgeregt, dann setzt er sich schnell neben die Oma, auf deren anderen Seite seine Schwester Vanessa sitzt.
Ein wenig bang fühlt er sich schon, denn so ganz rein ist sein Gewissen nicht.
Auch Vanessa spielt nervös mit ihren Fingern und fragt sich, was wohl im goldenen Buch von St. Nikolaus stehen würde.
Die Oma legt den Beiden die Arme um die Schultern und flüstert:
Keine Angst, so schlimm wird es schon nicht werden.“
Als es kräftig an der Tür klopft zucken die Kinder zusammen und jedes greift nach der Hand der Oma.
Der Vater und der Opa müssen sich ein Grinsen verkneifen und Verena eilt zur Tür, um den Heiligen Mann und seinen Begleiter herein zu lassen.
Der heilige Mann betritt das Wohnzimmer ,gefolgt von dem grimmig drein schauenden Knecht Ruprecht.
Guten Abend, lieber Nikolaus,“ wird er begrüßt, „ auch dir einen guten Abend, Knecht Ruprecht.“
Dieser schwenkt nur drohend die Rute und stellt sich abwartend in die Ecke, wobei er den Kindern finstere Blicke zuwirft.





St. Nikolaus aber erwidert freundlich den Gruß und sieht sich in dem hübsch adventlich geschmückten Raum um.
Schön habt ihr es hier,“ dann wendet er sich an die Kinder,
Na Peter, Vanessa , dann kommt doch einmal zu mir.“
Schüchtern treten die Kinder näher.
Vanessa darf den golden Bischofsstab halten und St. Nikolaus öffnet das goldene Buch, nachdem er umständlich seine Brille aufgesetzt hat.
Er lächelt den Kinder aufmunternd zu, bevor er zu lesen beginnt:
Der Peter ist ein höflicher, hilfsbereiter Junge und macht seinen Eltern große Freude. Aber er ist sehr sehr schlampig!“
Bei diesen Worten tritt Ruprecht näher, die Rute drohend erhoben und Peter zuckt zusammen, doch der heilige Mann winkt seinen Knecht zurück.
Nun Peter ich lese, dass dein Zimmer wie ein Schweinestall aussieht und deine schriftlichen Arbeiten für die Schule sehr schlampig geschrieben sind, auch das Lernen macht dir keinen Spaß und deine Noten könnten beträchtlich besser sein“
Er sieht den Jungen über die Brille hinweg an.
Versprichst du mir, dich zu bessern?“
Peter nickt mit hochrotem Kopf und der Nikolaus wendet sich an Vanessa.
Auch du Vanessa bist ein hilfsbereites, höfliches und auch sehr vernünftiges Mädchen, und machst deinen Eltern große Freude.
Deine Schulnoten sind fantastisch und du arbeitest sehr sauber und ordentlich.
Doch bist du manchmal ziemlich stur, rechthaberisch und gibst deiner Mutter oft schnippische Antworten.
Willst auch du dich bessern?“
Vanessa nickt ernsthaft, ohne sich von Ruprechts finsterem Blick einschüchtern zu lassen und wirft einen scheuen Blick zu ihrer Mutter, die ihr beruhigend zu lächelt.
Nun holt Knecht Ruprecht für jedes der Kinder ein Geschenk aus dem Sack und Michael setzt sich ans Klavier und sie singen zusammen ein Weihnachtslied.
Dann hebt der heilige Mann grüßend seinen Stab und verlässt hinter Verena, gefolgt von seinem Knecht das Zimmer.
Im Flur öffnet Verena eine Tür und lässt die beiden eintreten.
Hier könnt ihr euch umziehen, lieber Nikolaus und grüßt mir meine Schwester Lilofee.“, meint Verena, dann geht sie zurück ins Wohnzimmer.
Nikolaus aber nimmt seine Mitra vorsichtig vom Kopf und reicht sie an Ruprecht weiter, zieht sein Bischofsgewand aus und schlüpft in den warmen braunen, pelzgefütterten Wintermantel, den sein Knecht ihm reicht.
Ruprecht aber hat inzwischen das Gewand sorgfältig zusammen gelegt und mit der Mitra im Sack verstaut.
Er schultert diesen, nimmt den goldenen Stab und gemeinsam verlassen sie das Forsthaus.


Mit einem freudigen „Iaaaah“ werden sie von Graufellchen begrüßt.
Nikolaus streichelt den Esel.
Nun mein Alter, nun gehst du mit Ruprecht in den Himmel zurück.“
Er blickt seinen Knecht und Kameraden nachdenklich an.
Sag einmal Ruprecht, musst du die Kinder immer so erschrecken?“
Dieser grinst lausbubenhaft und sieht gar nicht mehr so grimmig aus.
Ach es ist einfach zu schön, wenn sie vor Angst schlottern. Und die wildesten Jungen haben immer am meisten Angst.“
Ruprecht, Ruprecht.“
Kopfschüttelnd sieht der heilige Mann seinen Knecht an, kann sich aber ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Ein Mondstrahl fährt herunter und berührt die Erde und Ruprecht klettert, den Esel hinter sich herziehend an ihm empor in den Himmel.
St. Nikolaus blickt ihnen nach, bis sie in den Wolken verschwunden sind.
Dann schlägt er seinen Kragen hoch, steckt die Hände in die Taschen und marschiert in Richtung Zauberwald.




Ein Sonnenstrahl kitzelt Vanessa an der Nase.
Sie öffnet die Augen und streckt sich.
Gestern hatte sie noch bis spät in die Nacht in dem neuen Buch, das ihr der Nikolaus geschenkt hatte, gelesen.
Doch dann kam ihre Mutter und forderte energisch, sie solle das Licht ausmachen und dabei war sie gerade an einer besonders spannenden Stelle gewesen.
Vanessa beugt sich aus dem Bett und angelt nach ihrem Buch.
Zufrieden lehnt sie sich zurück und fängt zu lesen an.
Die Turmuhr aus dem nahen Dorf fängt zu schlagen an und das Mädchen zählt mit.
Neunmal!
Bedauernd legt sie das Buch auf den Nachttisch.


Nach dem Mittagessen fahren die Eltern wieder nach Hause und
Aber vorher wollen Peter und sie noch Tante Lilofee besuchen.
Ab ins Bad, heute genügt Katzenwäsche, schnell in Jeans und Pullover geschlüpft durch die Haare gefahren und die Treppe hinunter in die Küche.
Guten Morgen, Schlafmütze,“ wird sie von Mama begrüßt und Oma fragt, „möchtest du Kakao?“ und schüttet Milch in einen Topf.
Vanessa will sich gerade setzen, da stürmt Peter in die Küche.
Endlich, du Trödelliese, komm wir wollen zu Tante Lilofee!“
Er zerrt seine Schwester in den Flur, wo Stiefel und Schneeanzug sind .
Um ein Uhr wird Mittag gegessen, seid bitte pünktlich!“ hören sie die Mutter noch rufen und schon fällt die Tür hinter ihnen ins Schloss.
Die Oma nimmt den Topf mit der heißen Milch vom Herd.
Nun ist das arme Kind ohne Frühstück aus dem Haus,“ jammert sie.
Lass gut sein Mutter,“ lacht Vanessa, „ sie bekommen sicher bei meiner Schwester etwas.“
Die Kinder aber laufen so schnell sie können in den Zauberwald.
Unterwegs liefern sie sich noch eine Schneeballschlacht und erreichen lachend und atemlos das Häuschen ihrer Tante.
Sie stürmen durch die Tür.
Stopp!“ Matilda, das Känguru hüpft in den Flur.
Zieht eure nassen Sachen aus und benehmt euch manierlich. Eure Tante hat hohen Besuch.“




Vorsichtig betreten sie das Zimmer und bleiben staunend stehen.
Bei Tante Lilofee sitzt der Nikolaus und führt gerade eine Tasse Tee an den Mund.
St. Nikolaus!“ ruft Vanessa überrascht und Peter wird rot, denkt er doch an seine Stiefel, die er gerade quer durch den Flur geschossen hat und auch den nassen Schneeanzug hat er einfach auf den Boden geworfen, dabei hat er gestern noch dem Nikolaus versprochen nicht mehr so schlampig zu sein.
St. Nikolaus lächelt ihn wissend an.
Nun steht nicht so schüchtern da, kommt näher, ihr kennt doch meinen Gast,“ lacht Lilofee.

Zögernd kommen die Kinder näher und begrüßen den heiligen
Mann.
Matilda hüpft herein und bringt Kakao und Plätzchen.
Allmählich werden die Kinder zutraulich und plaudern munter mit dem Nikolaus.
Dieser erklärt ihnen, warum er noch nicht im Himmel ist.
Während der Vorweihnachtszeit ist einfach zu viel Trubel dort oben und deshalb hat ihm Lilofee im Zauberwald eine Hütte zur
Verfügung gestellt, in der er die Tage verbringen kann und erst am Heiligen Abend kehrt er mit dem Christkind dann zurück in den Himmel.
Viel zu schnell vergeht die Zeit und die Kinder müssen nach Hause, aber sie versprechen am nächsten Wochenende wieder zu kommen.


Auch St. Nikolaus verabschiedet sich wenig später von Lilofee und Matilda.
Vergnügt spaziert er durch den knirschenden Schnee, genießt die reine kalte Winterluft und als er vor seinem Häuschen ankommt, betrachtet er es froh und zufrieden.
Er klopft sich die Schuhe ab und betritt den Flur. 
Sorgfältig hängt er den schweren Wintermantel an den Haken, stellt die Stiefel ordentlich nebeneinander und schlüpft in seine Pantoffeln.
In der Stube empfängt ihn wohlige Wärme, die von einem lustig flackernden Feuer im Kamin kommt.
Der Zwerg Purzel kniet davor und legt einige Scheite Holz hinein.
Die Tür öffnet sich und zwei Zwerge jeder einen Arm voll mit Holz kommen zum Kamin und stapeln es sorgfältig daneben auf.



Purzel beobachtet sie dabei aufmerksam und meint zufrieden:
Nun lieber Nikolaus, das dürfte eine Weile reichen. 
Die Frauen haben einen leckeren Gemüseeintopf gekocht, du brauchst ihn nur noch warm zu machen. 
Auch ein Teller Plätzchen steht in der Küche und Viktor, der Gärtner hat noch einen Korb seiner besten Äpfel vorbei gebracht. Wir kommen dann Morgen wieder.“
Danke meine lieben Zwerge, und auch einen herzlichen Dank an eure Frauen. Lebt wohl, bis morgen.“
Die Zwerge verneigen sich und verlassen die Hütte.
Nikolaus sieht sich vergnügt um, schlüpft in seine gemütliche
Hausjacke, setzt die Brille auf die Nase und vertieft sich in sein Buch.

Morgen geht es weiter

Dienstag, 23. November 2021

Jasper das besondere Rentier Fortsetzung 2






Viele Tage ist Jasper nun schon unterwegs. Wenn er einer Herde begegnet versteckt er sich und zieht dann wieder allein weiter.
Nahrung zu finden unter Schnee und Eis ist sehr schwer und oft schläft er abends hungrig ein.
Eines Tages überschreitet er, ohne es zu merken die magische Grenze zum Reich des Weihnachtsmanns.
Als er durch den tiefen Schnee trottet steigt ihm der Geruch von Pilzen in die Nase.
Pilze im Winter?
Doch da erblickt er viele Steinpilze unter einem kahlen Baum und läuft darauf zu.
Endlich nach langem kann er sich wieder richtig satt fressen.
Als er fertig ist, senkt sich der Baum und auf seinen kahlen Ästen erblühen junge frische Triebe.
Was für ein Festschmaus.
Jasper wird ganz vergnügt und marschiert fröhlich weiter.
Auf einmal hört er Stimmen und sieht vor sich einen dicken Schneemann und um ihn herum sitzen viele Schneeflöckchen, die fröhlich kichern.







Als der Schneemann ihn sieht, winkt er mit seinem roten Regenschirm.
Komm zu uns, ich erzähle den Kleinen gerade eine Geschichte.“
Vorsichtig und auch ein wenig ängstlich tritt Jasper näher und sein Geweih flackert unruhig auf und ab.
Die Schneeflöckchen jubeln ,fliegen zu ihm und setzen sich auf Geweih und Rücken.
Das ist ja schön, wie machst du das?“ wollen sie wissen.
Der Schneemann lacht dröhnend, dass es vom Berg widerhallt.
Das ist ja schön, das gefällt mir. Übrigens bin ich Anton und wer bist du?“
Ich heiße Jasper, und wie das mit meinem Geweih funktioniert, das weiß ich nicht. Dort wo ich herkomme nannte man mich eine Missgeburt.“
Missgeburt, was für ein dummes Wort! Du bist etwas Besonderes,
sonst hättest du nicht die magische Grenze überschreiten können.“
Wo bin ich denn hier?“
Anton lacht vergnügt.
Na, beim Weihnachtsmann und wir alle hier sind etwas ganz Besonderes.“
Meine Mutter hat das auch immer gesagt, dass ich etwas Besonders bin,“ murmelt das Rentier.
Siehst du, Mütter wissen so etwas!“
Jasper betrachtet den gemütlichen dicken Kerl und grinst.
Was ist denn an dir so besonders, du siehst aus wie ein ganz gewöhnlicher Schneemann.“



Anton lacht. „Gewöhnlicher Schneemann? Hast du schon mal einen Schneemann gesehen, der Beine hat.?“
Er springt auf und läuft auf seinen langen Beinen davon und die Schneeflocken folgen ihm kichernd.
Jasper sieht ihnen grinsend nach.
Hier gefällt es ihm.
Und vergnügt trabt er weiter.
Einige Zeit ist er schon gegangen, da hört er hinter sich rufen:
Achtung da vorne, weg da.“
Erschrocken springt Jasper zur Seite und haarscharf an ihm vorbei flitzt ein schneeweißes Männchen auf Holzskiern.
Es bremst scharf und der aufwirbelnde Schnee hüllt Jasper ein
und sein Geweih beginnt wieder heftig zu blinken.
Das Männchen schlägt einen Bogen und kommt auf ihn zu.
Aufmerksam betrachtet er Jasper.
Tolles Ding hast du da auf dem Kopf. Wie funktioniert das?“
Weiß nicht genau? Immer wenn ich eine Gemütsbewegung habe, dann blinkt es.“
Gefällt mir, komm mit, das müssen die Anderen auch sehen.“
Er wendet seine Ski und fährt davon.
Jasper grinst und läuft hinterher.
Vor einem großem Berg hält das Männchen mit der weißen Pelzkappe an und zieht an einer großen Glocke.
Wie von Zauberhand öffnet sich das große Tor.



Staunend folgt Jasper seinem Begleiter in die große Halle.
Wohlige Wärme empfängt ihn und überrascht sieht er auf das bunte Treiben.
Unzählige Kobolde und Elfen sind beschäftigt mit allerlei Arbeiten.
Die Einen hämmern und klopfen an Spielzeugen herum.
Elfenmädchen sitzen an schnurrenden Nähmaschinen. Kobolde mit Kochmützen laufen mit Backblechen voller Plätzchen herum.
Und die Luft ist erfüllt mit köstlichen Düften, fröhlichem Singen und Lachen und Rufen.
Jaspers Geweih beginnt vor Freude zu blinken und plötzlich wird es still im Raum.
Dann hört man das Trappeln von kleinen Füßen und alle die Winzlinge stürzen auf Jasper zu und umringen ihn.
Oh wie ist das schön, wie machst du das, kannst du es uns noch einmal zeigen,“ so schwirrt es durcheinander.
Und Jasper spürt dass die freundlichen kleinen Wesen ihn nicht verspotten und so blinkt er voller Freude.
Viele „Aaah“und „Ooooh“ ertönen.
Was ist denn hier los!“ ertönt eine laute Stimme und ein dicker Kobold bahnt sich einen Weg durch die Menge.
Nachdenklich betrachtet er Jasper, dann nickt er und murmelt.
Das ist die Lösung unseres Problems!“
Dann wendet er sich an das Männlein, das Jasper in die Halle gebracht hat.
Sag mal Schneemännchen, wo stecken eigentlich deine Schneeflocken wieder, Frau Holle sucht sie schon ganz verzweifelt.“
Diese seufzt: „ Ach Knurrjan, ein Sack Flöhe ist leichter zu hüten als diese Gören. Sicher sitzen sie bei dem dicken Anton und lassen sich Geschichten erzählen. Ich werde sie holen.“
Er dreht sich um und verlässt die Halle.
Knurrjan dreht sich um und klatscht in die Hände.
Auf, auf, geht zurück an eure Arbeit, oder sollen die Kinder weinend unter einem leeren Weihnachtsbaum stehen?“
Bald wird wieder gehämmert, geklopft, gescherzt, gelacht und die Nähmaschinen schnurren.
Und du,“ wendet sich Knurrjan an das Rentier, „ kommst mit zum Weihnachtsmann. Wie heißt du überhaupt?“
Jasper!“
Gut Jasper, dann komm!“
Er führt ihn durch die Halle in einen langen Flur, von dem rechts und links mehrere Türen abgehen. An der letzten Tür bleibt er stehen und klopft an.
Ein kräftiges „Herein!“ ertönt.
Wie staunt Jasper, als er das Zimmer betritt.



In der Ecke steht ein riesiger geschmückter Weihnachtsbaum überall sind Tannenzweigen im Zimmer verteilt und es duftet wie im Wald.
Goldene Kugeln und Glocken baumeln von der Decke und in dem großen Kamin brennt ein lustiges Feuer.
In einem gemütlichen Lehnsessel sitzt ein kräftiger Mann mit einem weißen Bart und vergnügt funkelnden Augen.
Hallo, Jasper schön, dass du endlich den Weg zu uns gefunden hast.“
Knurrjan starrt den Weihnachtsmann an.
Ihr wusstet, dass er kommen wird, aber warum habt ihr denn nichts gesagt und wir haben uns den Kopf zerbrochen, wie wir unser Problem lösen können.“
Der Kobold ist leicht beleidigt.
Der Weihnachtsmann lächelt .
Knurrjan, ich wusste nicht genau, wann er kommt, ob es dieses Weihnachten oder erst das nächste sein wird. Jasper musste den Weg ganz allein zu uns finden. Nun zieh keine Schnute und bitte Becky, dass sie unserem Gast Wasser und Kastanien bringt, und mir eine schöne große Tasse Kakao.“
Noch immer beleidigt verlässt der Kobold das Zimmer.




Der Weihnachtsmann sieht Jasper lächelnd an.
Einen Sessel kann ich dir wohl nicht anbieten, aber wie wäre es, wenn du dich da vor dem Kamin ausstrecken würdest.“
Jasper legt sich vor das wärmende Feuer und sein Geweih blinkt voll Wohlbehagen.
Es klopft und eine stämmige Koboldfrau, die ein Tablett mit Kastanien, einer Schale Wasser und einem großen Pott mit Kakao mit beiden Händen trägt, betritt das Zimmer.
Sie stellt das Tablett auf dem kleinen Tisch beim Kamin ab, stellt die Tasse Kakao vor den Weihnachtsmann und Kastanien und Wasser auf die Erde vor Jaspers Nase.




Dann klemmt sie sich das Tablett unter den Arm und geht zur Tür.
Becky, bekomme ich denn keine Kekse?“
Stirn runzelnd wendet sich die Koboldfrau um.
Ihr hatte heute bereits einen großen Teller voll,“ meint sie streng.
Der Weihnachtsmann tätschelt seinen Bauch.
Aber Becky, der Weihnachtsmann muss doch einen Bauch haben.“
Ja aber er braucht nicht dem dicken Anton Konkurrenz machen,“
meint diese schnippisch und die Tür knallt hinter ihr ins Schloss.
Der Weihnachtsmann lacht dröhnend.
Siehst du Jasper, nicht einmal der Weihnachtsmann darf machen was er will.“
Er nimmt einen kräftigen Schluck aus der Tasse und lächelt voller Wohlbehagen.
Dann streckt er die Füße, die in flauschigen Pantoffeln stecken dem Feuer entgegen und faltet die Hände über dem Bauch.
Nun Jasper, jetzt will ich dir erzählen, warum ich seit deiner Geburt schon auf dich warte. Seit die Menschen sich den Traum vom Fliegen verwirklicht haben, schwirren immer mehr von diesen eisernen Vögeln durch die Luft. Auch schießen sie ständig irgendwelche Satelliten ins Weltall. Und das Fliegen an Weihnachten ist für meine Rentiere sehr gefährlich geworden, besonders wenn die Sterne nicht durch die dicken Schneewolken
scheinen können.
Wir haben Laternen am Schlitten angebracht, doch ihr Licht reichte nicht bis vorn.“
Der Weihnachtsmann nimmt wieder einen Schluck von seinem Getränk.
Dann haben wir jedem meiner sechs Rentiere eine Laterne um den Hals gehängt, doch die waren zu schwer und hinderten sie am Fliegen. 
Als ich von deiner besonderen Begabung hörte habe ich dich beobachtet und gewartet bis du den Weg zu uns findest. Nun bist du hier und wir freuen uns. Willst du meine Rentiere anführen und ihnen leuchten?“
Fragend sieht der alte Mann das Rentier an.
Jasper hebt den Kopf und seine Augen leuchten, doch dann meint er leise.
Aber ich kann doch gar nicht fliegen?“
Der Weihnachtsmann lacht laut und dröhnend.
Keines meiner Rentiere kann fliegen, das ist alles Magie. Bevor die Reise los geht streuen wir Sternenstaub auf ihren Rücken.
Nun willst du bei uns bleiben als leuchtender Anführer meiner fliegenden Rentiere?“
Jasper nickt und sein Geweih blinkt so schön, wie es bisher noch nie geblinkt hat.

Morgen geht es weiter