(c) Werner Borgfeldt |
(c) meine Tochter |
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Als ich Hermann und Herminchen finden eine neue Heimat schrieb, hatte ich auch gleich die Fortsetzung im Kopf und setzte mich gleich am nächsten Tag hin und musste feststellen.
Meine Gedanken haben immer noch Flügel aber mein immer älter werdender Körper kann ihnen nicht mehr folgen.
Habe ich früher eine zehn Seiten lange Geschichte in vier Stunden aufs Papier gebracht, so weigern sich meine Knochen jetzt noch mitzumachen.
Lange sitzen wollen sie nicht mehr und zwingen mich immer wieder aufzustehen, um die steifen Gelenke in Bewegung zu bringen.
Inzwischen habe ich dreiviertel der Geschichte fertig und musste feststellen, dass in sieben Tagen eine neue Reizwortgeschichte fällig ist und das kann ich nicht schaffen.
Also werde ich versuchen die Reizwörter bei Hermann und seiner Freundin unterzubringen und mich damit abfinden, dass ich nur alle zwei Wochen eine Geschichte schreiben kann.
Denn Geschichten schreiben davon bringen mich auch meine stöhnenden Knochen nicht ab.
Hermann und Herminchen ziehen um
Unwillig öffnet diese die Augen, „was willst du mitten in der Nacht.“
Hermann lacht. „Sieh doch hinaus, es wird Tag!“
„Ja, aber die Menschen schlafen noch und bis zum Frühstück dauert es noch.“
„Ach Frühstück ist unwichtig, ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, lass uns unsere neue Heimat besuchen.“
Wenig später verlassen sie den Schuppen, schleichen leise am Haus vorbei, das noch im Dunkel liegt und dann laufen sie los.
Es dauert nicht lange bis sie den Wald, der dem Mann ohne Haare gehört, erreicht haben.
Andächtig schreiten sie über das taufrische Moos und wandern von einem Baum zum anderen.
„Sieh doch !“ ruft Herminchen, „ dieser Baum wäre wunderbar für unsere Wohnung. Er ist sehr groß, dick und die Wurzeln reichen ziemlich tief.“
Nachdenklich umrundet Hermann den Baum und nickt.Herminchen aber ist weiter gelaufen und ruft begeistert.„Sieh doch hier diese dichten Büsche. Das sind Himbeeren und Blaubeeren, und ... “ sie hebt schnuppernd die dicke Knollennase, „ es riecht nach Pilzen.“
Hermann tritt neben seine Freundin, legt seinen Arm um ihre Schultern und glücklich lassen sie ihre Blicke umherschweifen.
„Wer sind sie, sie waren doch gestern mit den Menschen hier, sehen aber nicht aus wie Menschen.“
„Wir sind Trolle!“ gibt Hermann Antwort und sieht sich suchend um.
„Du kannst uns verstehen?“
Vorsichtig lugt ein zuckendes Näschen zwischen dem Gebüsch hervor.
„ Komm nur heraus, wir tun dir nichts. Wir sind Trolle und verstehen die Sprache der Tiere.“
Ein Hase zwängt sich durch das dichte Gebüsch und zwei andere folgen ihm.
„Hallo, ich bin Dami, das sind mein Bruder Ela und meine kleine Schwester Stupsi.“
„Ich bin Hermann und das ist meine Freundin Herminchen.“
„Wir haben euch gestern gesehen mit den Menschen hier in unserem Wald.“
„Ja, das war mein Freund, der Mann ohne Haare und die beiden Langhaare sind seine Enkelinnen.“
„Ja, ja, denn Mann haben wir schon mal gesehen, er kommt ab und zu vorbei,“ ruft Ela.„Er musste ab und zu nachsehen, ob alles hier in Ordnung ist, aber nun hat er den Wald geerbt.“
„Was ist geerbt?“ fragt Stupsi schüchtern.
Hermann lächelt sie freundlich an.
„Wenn jemand stirbt und ihm etwas gehört hat, dann verschenkt er es an einen anderen. Der Mann hat sich immer um den Wald gekümmert und nun darf er ihn behalten und da er unser Freund ist, dürfen wir hier wohnen. Weil in dem anderen Wald unser Baum gefällt wurde und wir unsere Wohnung verloren haben.“
„Was ist denn hier los, Ruhe, ich muss schlafen.“
„Oweh,“ flüstert Dami, nun habe wir Frau Eule geweckt und sie sie kann sehr ungehalten werden.“
Bedauernd sieht Hermann Herminchen an.
„Dann können wir hier nicht wohnen.“
Traurig nickt diese.
„Schade, der Baum hat mir so gut gefallen.“
„Es gibt noch mehr schöne und größere Bäume, kommt mit. Ich zeige euch den richtigen Baum für euch und die Nachbarschaft ist wirklich nett und vor allem schläft sie nachts.“
Dami grinst und gefolgt von seinen Geschwistern läuft er durch Wald.
Die Trolle können kaum folgen mit ihren kurzen drallen Beine und schließlich bleiben sie schwer atmend stehen.
Stupsi bemerkt als erste, dass die Beiden weit hinten geblieben sind und die drei Hasen kehren um.
„Wir sind wohl zu schnell für euch.“ grinst Dami.
„Ihr habt ja auch vier Beine, „ brummt Hermann.
Lachend gehen sie nun in gemächlichem Tempo weiter.
Staunend stehen sie wenig später vor einer riesigen Eiche, deren Stamm sie nicht mal zu zweit umfangen können und deren dicke knorrigen Wurzel tief in der Erde verankert sein.
Strahlend sehen sich die Trolle an, das war der richtige Baum.
Plötzlich ertönt ein lautes Geräusch und die Hasen verschwinden erschrocken im Gebüsch und auch Hermann sieht sich suchend um. Doch als er Herminchens flammend rotes Gesicht sieht, lacht er herzlich.
„Ihr Angsthasen könnt wieder heraus kommen, das war nur Herminchens Bauch, sie hat Hunger.“
Nun lachen auch die Hasen.
„Wir werden jetzt zurück gehen und erst mal frühstücken, später kommen wir wieder und wollen unser Haus bauen.“
Hermann nimmt Herminchen bei der Hand, verabschiedet sich von den Hasen und sie laufen los.
Sie kommen gerade rechtzeitig als Oma Schinkel gerade den Tee einschenkt und vergnügt erklärt Hermann, dass man sich doch auf Herminchens Bauch verlassen kann, er hätte rechtzeitig gegrummelt.
Das Gelächter ist groß und Herminchen wird etwas rot im Gesicht, aber auch sie lacht vergnügt.
Aufgeregt berichten nun die beiden Trolle von ihrem neuen Haus und wie dick und groß der Baum doch ist.
Nach dem Essen lädt der Mann ohne Haare sein Werkzeug in das Auto.Die Mädchen und die Trolle laufen in die Stube und betrachten sie Möbel.
Diese waren wohl zu groß.
Opa kommt herein und wieder weiß er einen Rat. „Nehmt das Bettzeug und alle Decken, auch die Vorhänge. Wenn wir die Höhle unter dem Baum, die wir graben wollen mit trockenem Moos polstern, dann könnt ihr auf dem Boden schlafen. Und passende kleinere Möbel kann ich euch zimmern. Bretter habe ich schon im Auto.
„Susi lauf schnell ins Haus und hole aus der Küchenschublade mein Maßband und frage die Oma, ob sie mitfahren will.“
Die Kleine saust los und bringt das Band.
„Oma will hier bleiben. Wir sollen sie abholen wenn alles fertig ist. Sie will inzwischen alles für das Richtfest vorbereiten, was immer das ist.“
Der Opa lacht.
„Wenn der Bau so gut wie fertig ist, wird ein Richtfest gefeiert und alle Arbeiter schmausen und trinken.“
„Ach ja,“ lacht Susi und reicht Herminchen eine Dose.
„Hier sind Rettungskekse drin, wenn dein Magen zwischendurch mal wieder grummelt.“
Alle lachen!Bald sitzen sie im Auto und die Mädchen singen vergnügt das Lied von den fleißigen Handwerkern.
Der Opa pfeift mit und Hermann und Herminchen halten sich an den Händen und sehen sich verklärt an.
Opa und die Mädchen sind ebenfalls begeistert von dem Baum und nun schaufelt Opa erst mal ein tiefes Loch als Eingang, dann gibt er Hermann die Schaufel, der sich nun unter den Baum durcharbeitet.
Den Sand, den er heraus wirft tragen Herminchen und die Mädchen weg, während Opa runde Öffnungen um den Baum herum bohrt, die er dann mit wasserdichter Klarsichtfolie verklebt.
„Das sind die Fenster, damit ihr nicht ganz im Dunkel hausen müsst,“ meint er vergnügt und die Mädchen staunen über ihren klugen Großvater.
Als Hermann fertig ist, laufen die Mädchen und Herminchen los, um trockenes weiches Moos zu suchen.
Opa aber reicht Hermann das Maßband und gibt ihm genaue Angaben wie und was er vermessen muss.
„Aber keine falschen Maße bitte, sonst bekommen wir Schwierigkeiten beim Einrichten.“
Hermann schlüpft in die Höhle und Opa Schinkel schreibt die Zahlen, die der Troll ihm zuruft, gewissenhaft in sein schwarzes Notiz.
Während die Trolle nun den Boden im Inneren mit Moos auslegen, das ihnen von den Mädchen, die vor dem Eingang kauern, gereicht wird, zimmert der Opa einen kleinen Tisch und zwei Stühle, sowie ein Regal.
Susi und Renate kichern, als Hermann und Herminchen sich auf den Moosboden legen und vergnügt mit den Beinen strampeln.
Bald ist das Häuschen eingerichtet und auch an eine Tür hat der Mann ohne Haare gedacht.
Er hat ein Holz in passender Größe mit zwei Lederschlaufen an der großen Wurzel befestigt und innen an der Tür brachte er auch eine Schlaufe an.
„Von außen könnt ihr die Tür anheben und von innen dann mit der Schlaufe zu ziehen.“
Alle waren sie glücklich, froh, begeistert und auch zufrieden mit ihrem Werk.
Susi und Renate lugen noch einmal in das hübsch eingerichtete Zimmer und selbst Opa kniet sich hin, doch die Mädchen mussten ihm lachend wieder aufhelfen.
„Ich werde jetzt die Oma holen.“
Wenig später ist er wieder da und begeistert wird die Oma begrüßt, die einen großen zugedeckten Korb in den Händen trägt.
Opa bringt zwei Klappstühle für sich und seine Frau und die Mädchen breiten eine Decke aus. Und nun werden die herrlichen Sachen ausgepackt und es geht ans schmausen.
Zufrieden lehnen sich die Mädchen und Trolle zurück und erzählen nun der Oma begeistert von der tollen Wohnung.
Diese ist ein wenig traurig, denn sie hätte gerne auch einen Blick in die schöne Stube geworfen, doch ihr Gelenke lassen das nicht mehr zu.
Doch Susi weiß Rat. Schnell springt sie auf, beugt sich hinunter und hält ihr Handy in die Baumhöhle.Oma staunt wie hübsch die neue Wohnung der Trolle ist und Opa brummt.
„Sind die Dinger doch wenigstens mal zu etwas nutze.“
Doch dann mahnt die alte Dame zum Aufbruch, da es kühler wird.
Schnell wird alles zusammengepackt und im Auto verstaut einschließlich Oma.
Diese reicht den Mädchen einen Korb mit Lebensmittel und meint augenzwinkernd.
„ Gebt das mal unseren kleinen Freunden, damit Herminchen nicht in der Nacht durch ihren grummelnden Bauch geweckt wir.“
Kichernd greift Renate sich den Korb und läuft zu den Trollen hinüber.
Susi haben starrt geistesabwesend hinüber in das dichte Gebüsch, dann beugt sie sich zu Hermann und flüstert.
„Seit wir hier sind werden wir von drei Hasen beobachtet.“
Hermann lacht.
„Das sind unser neuen Freunde, Dami, Ela und Stupsi, sie sind ein bisschen scheu euch Menschen gegenüber.“
„Glaubst du sie verstehen alles was wir sagen und merken, dass wir ihnen nicht böses wollen, vielleicht werden sie ja unsere Freunde.
Renate aber grinst beugt sich nun auch zu den Trollen hinunter und flüstert verschwörerisch.
„Vielleicht hilft es ja, wenn wir Morgen einige Möhren und Salat aus Omas Garten mitbringen.“Alle vier lachen vergnügt. Es raschelt im Gebüsch und Susi meint bedauernd.
„Nun haben wir sie verschreckt und sie sind weg.“
Opa, der die ganze Zeit im Kofferraum herum gewühlt hat, kommt nun mit einer altertümlichen viereckigen Lampe wieder.
„Hier, die habe ich auf dem Speicher gefunden stammt noch von meinem Großvater, ihr könnt eine Kerze hineinstellen, dann habt ihr auch abends Licht.“
Und er reichte Hermann eine dicke Kerze und Zündhölzer.
Dieser schlüpfte nun schnell in die Baumhöhle, um Korb und Lampe zu verstauen, dann begleiten die beiden Trolle ihre Freunde zum Auto.
Nachdem sie versprochen haben am nächsten Morgen zum Frühstück zu kommen, winken sie so lange bis das Auto nicht mehr zu sehen war.
Glücklich lächelnd sehen sich an, fassen sich an den Händen, schlüpfen in ihre neue Wohnung und ziehen die Tür hinter sich zu.
©
Lore Platz 23.05.2021