Dienstag, 10. Dezember 2019

Der Stern, der vom Himmel fiel








Der Stern, der vom Himmel fiel




Tinchen war ein kleiner Stern. Er war keiner der wichtigen Sterne bei denen die Sternengucker auf der Erde in Verzückung gerieten.
Nein, Tinchen war nur ein kleiner unwichtiger Stern unter Millionen Sternen.
Aber er war glücklich und freute sich wenn er in der Nacht sein Licht anknipsen durfte und er hing an einem ganz besonderen Platz, direkt neben dem großen Himmelstor.
Hier war immer etwas los.
Wenn er im Morgengrauen sein Licht ausknipste und Frau Sonne ihre Kinder auf die Erde schickte, stolperte über die Milchstraße das Sandmännchen müde und verschwand hinter dem Tor, um möglichst schnell in sein Bett zu kommen.
Kurze Zeit später purzelten dann die Engel kichernd und lachend an ihm vorbei, die die Engelsschule besuchten.
Tinchen liebte die pausbäckigen immer fröhlichen Gesellen.
Besonders um die Weihnachtszeit war es am schönsten.
Die Engel sangen, während sie hämmerten, klopften, nähten und backten.
Der Duft nach Plätzchen umschmeichelte Tinchens Nase und sie schloss verzückt die Augen.
Aufregend und hektisch wurde es jedes mal wenn der
Schlitten des HL. Nikolaus bepackt wurde.
Und eines Tages geschah ein großes Unglück.


Da sie zu spät waren, nahm Rupprecht die Kurve zu scharf, als er das Himmeltor verließ und traf Tinchen mit der Kufe und diese fiel und fiel und fiel in die Finsternis.
Hart schlug sie auf. Vorsichtig öffnete der kleine Stern die Augen und sah sich staunend um. Sie lag im Schnee neben einigen großen grauen Mülltonnen.
Es raschelt und eine Maus kam mit ihren drei Kindern an getrippelt.
Sie beschnuppert das seltsame Ding.
Mama was ist das fragen die Kinder.“
Ich weiß es nicht,“ wieder schnuppert Mama Maus, Tinchen nieste und kicherte.
Lass das, das kitzelt!“
Erschrocken sprang die Maus zurück und ihre Kinder schmiegten sich Schutz suchend an sie.
Habt keine Angst!“
Wer bist du?“
Ich bin ein Stern und gestern Abend noch leuchtete ich am Himmel, leider wurde ich von Nikolaus Schlitten getroffen und nun liege ich hier auf der Erde.“
Tinchen ließ ihr Licht leuchten und die kleinen Mäuse jubelten, „oh wie schön!“
Zutraulich kamen sie näher und Tinchen erzählte ihnen vom Himmel.
Plötzlich hob Mama Maus die Nase und rief warnend.
Kater Carlo kommt, schnell versteckt euch!“
Blitzschnell verschwanden die Mäuse zwischen den Tonnen und durch ein Loch in der Mauer.
Neugierig sah Tinchen dem Kater entgegen, der mit hoch erhobenen Kopf und Schwanz über den Hof schlenderte, als würde er ihm gehören.
Nun hatte er die Mülltonnen erreicht und schnupperte an der Stelle an der die Mäuse verschwunden waren.
Missmutig wandte er sich ab. Da erblickte er Tinchen.
Neugierig beugte er sich hinunter und Tinchen kicherte, als seine Barthaare sie kitzelten.
Geh weg du Ungetüm!“
Das komische Ding kann ja sprechen?“
Ich bin kein komisches Ding, ich bin ein Stern!“
Pah, Sterne hängen am Himmel und liegen nicht im Schnee!“
Naja, aber ich bin halt heruntergefallen, als die Kufe von Nikolaus Schlitten mich traf.“
Carlo wandte den Kopf und seine Augen wurden zu Schlitzen.
Ich denke wir sollten hier verschwinden, da kommen die grässlichen Jungen, spring auf meinen Rücken, du kannst mir ja später erzählen, wie du auf die Erde gekommen bist, aber im Moment ist es hier für uns beide gefährlich.“
Mit Tinchen auf dem Rücken sauste er Hacken schlagend über den Hof verfolgt von den grölenden Jungen.
Aufatmend lehnte sich der Kater an eine Hausmauer und Tinchen glitt von seinem Rücken.
Die hätten wir abgehängt!“ grinste der kleine Stern, dem das ganze riesigen Spaß gemacht hatte.
Ein grollendes Geräusch aber ließ ihn zusammen fahren und ängstlich sah er sich um.
Was war den das?“
Carlo wird etwas rot und meinte verlegen.“Mein Magen, ich habe Hunger.“
Ich habe nie Hunger.“
Na dann sei froh, ich schon und zwar gewaltigen, aber ich weiß wo wir hingehen können, komm, steig auf.“
Wieder geht es durch verschiedene Straßen. Vor einem großen Gebäude auf dessen Hof viele Kinder herumtollen bleibt Carlo stehen.
Wo sind wir?“
Das ist eine Schule und da drüben, das Mädchen mit der roten Mütze ist meine Freundin Annegret. Die teilt immer ihr Pausenbrot mit mir.“
Eine Schule, wie schön, im Himmel gibt es auch eine Engelsschule.“
Ach ich dachte Engel sitzen nur auf den Wolken und zupfen auf so einem komischen Ding und singen.“
Tinchen lachte herzlich.
Du meinst eine Harfe, viele Menschen glauben das.
Nein die Engel singen und lachen gerne, aber sie müssen auch lernen.“
Carlo zuckte nur mit den Schultern, denn er hatte Annegret entdeckt, die zu ihnen herüberkam.
Schnurrend strich er um ihr Beine, das Mädchen streichelte ihn und warf ihm einige Stücke ihres Pausenbrot hin. Während der Kater gierig fraß, betrachtete Tinchen das Mädchen.
Hallo, ich bin Tinchen.“
Du kannst sprechen?“
Annegret streckte die Hand aus und der Stern sprang hinauf und nun erzählte sie dem Mädchen wie sie auf die Erde gekommen ist.
Carlo, der sich inzwischen geputzt hatte, meinte,
frag Annegret, ob du mit ihr kommen kannst, es ist viel zu gefährlich hier unten für dich und ich kann nicht immer auf dich aufpassen.“
Tinchen schluckte.
Carlo lässt fragen, ob ich mit dir kommen darf, da es hier auf der Erde zu gefährlich für mich ist.“
Annegret sah den Kater lächelnd an.
Carlo heißt du, schön, dass ich das jetzt weiß. Gerne nehme ich deine kleine Freundin mit nach Hause.“
Wie staunter Tinchen, als sie Annegrets zuhause sieht. Überall war weihnachtlich geschmückt,ein großer Adventskranz stand in der Küche auf dem Tisch und an den Wänden hingen selbstgebastelte Strohsterne, verziert mit roten Bändern.
Nun begann für den kleinen Stern eine schöne, aufregende Zeit.
Während Annegret vormittags in der Schule war, versteckte sich Tinchen in deren Zimmer.
Nachmittags aber durfte sie gut verwahrt in der Tasche des Schneeanzugs das Mädchen begleiten, wenn es mit ihren Freunden auf dem Schlitten den Berg hinab sauste, oder über den zugefrorenen See mit den Schlittschuhen glitt.
Besonders schön war es abends, wenn sie auf dem Kopfkissen in Annegrets Bett lag und sie bis spät in die Nacht quatschten. 
Das Mädchen wollte alles über ihr Leben im Himmel hören. Doch je mehr Tinchen erzählte, umso größer wurde ihr Heimweh.
Und als Annegret schlief, setzte sich der kleine Stern auf die Fensterbank und während er hinauf in die sternenklare Nacht sah, liefen die Tränen über sein Gesicht.
Eines Tages, es war kurz vor Weihnachten hörte Tinchen eine Autotür schlagen und sah wie Annegrets Papa eine ältere Dame ins Haus führte.
Das war wohl die Oma, von der das Mädchen schon seit Tagen erzählte.
Es war schon dunkel als Annegret in ihr Zimmer kam.
Entschuldige Tinchen, aber Oma Betty ist gekommen und wir hatten so viel zu erzählen.“
Ja, ich habe sie heute Morgen ankommen sehen, sie scheint sehr nett zu sein.“
Annegret warf ich aufs Bett und erzählte dem Stern von ihrer geliebten Oma.
Als Tinchen später in den dunkel Himmel hinauf sah, war ihr das Herz so schwer und Tränen liefen ihr über das Gesicht.
Warum weinst du?“
Annegret verließ ihr Bett und setzte sich neben den Stern auf die Fensterbank.
Eine Weile sahen sie schweigend in die dunkle Nacht, doch dann gestand Tinchen schluchzend ihre Einsamkeit und ihr Heimweh und ihre Angst nie wieder in den Himmel zurückzukehren.

Am nächsten Tag konnte sich Annegret in der Schule kaum konzentrieren immer wieder überlegte sie wie man Tinchen nur helfen könnte, dann hatte sie eine Idee.
Sie konnte es kaum erwarten, bis die Schule zuende war und lief ohne auf ihr Freundinnen zu achten nach Hause.
Sie stürzte durch die Tür, warf den Mantel auf die Ablage, schlüpfte aus ihren Stiefeln, und raste die Treppe hinauf.
Die Oma und die Mutter sahen sich an und lachten.
Weihnachtsgeheimnisse,“ murmelte die Oma.
Tinchen erschrak, als Annegret die Tür aufriss, hinter sich ins Schloss fallen ließ und sich atemlos auf die Fensterbank setzte.
Was ist geschehen?“
Das Mädchen wedelte mit den Armen, denn es konnte noch nicht sprechen.
Grinsend wandte sich der kleine Stern ab und sah wieder hinaus.
Ich habe eine Idee, wer dir helfen kann, dass du wieder nach Hause kommst.“
Wer?“
Meine Oma.“
Aber sie ist ein Mensch und du hast gesagt, dass es besser ist, wenn die Mensch mich nicht sehen.“
Ach meine Oma ist keine Gefahr und sie wird dich auch nicht verraten. Aber es gibt keinen klügeren Menschen als sie. Glaub mir sie findet einen Weg, wie du zurück in den Himmelt kommen kannst.“
Annegret!“
Ich muss zum Mittagessen, danach legt Oma sich immer hin, aber sobald sie wieder wach ist gehen wir zu ihr.“
So lange ist den beiden noch nie die Zeit geworden. Immer wieder schlich sich das Mädchen zu Omas Zimmer, öffnete vorsichtig die Tür, um enttäuscht festzustellen, dass die alte Frau immer noch die Augen geschlossen hatte.
Doch Oma Betty hatte den heimlichen Besucher längst bemerkt und als Annegret wieder leise die Tür öffnet, rief sie fröhlich.
Komm schon herein, ich bin wach!“
Vorsichtig schleicht Annegret ins Zimmer und lässt sich zu Füßen ihrer Oma nieder.
Lange weiß sie nicht wie sie beginnen soll, dann streckte sie die Hand aus und Tinchen sprang darauf.
Die Oma zuckte zurück.
Was ist das? Ein neues elektronisches Spielzeug.“
Langsam schüttelte das Mädchen den Kopf.
Das ist ein Stern vom Himmel.“
Und die beiden erzählten nun der alten Frau Tinchens Geschichte.
Oma Betty lehnte sich zurück und murmelte nur:
Na sowas, na sowas,“
Kannst du uns helfen, Oma?“
Diese schloss die Augen.
Nun ist sie wieder eingeschlafen?“ flüsterte Tinchen.
Nein, sie denkt nach.“
Und wenn ihr beide ruhig wärt, dann könnte ich besser nachdenken.“
Still war es im Zimmer, man hörte nur das gleichmäßige Ticken der Uhr.
Oma Betty öffnete die Augen.
Ich habe eine Idee.“
Erwartungsvoll sahen sie die zwei an.
Am 23. um Mitternacht kommt doch das Christkind mit seinen Engel auf seinem Schlitten, um die Geschenke unter den Baum zu legen. Ich werde zusammen mit dem Stern im Wohnzimmer auf es warten und Tinchen kann dann mit dem Christkind zurück zum Himmel fahren.
Jubelnd fiel Annegret ihrer Oma um den Hals und Tinchen schmiegte sich dankbar an die Wange der alten Frau.
Schon gut , schon gut,“ brummte die alte Frau, „nun verschwindet, ich will noch ein bisschen ruhen.“

Annegret und Tinchen vergingen die nächsten Tage viel zu langsam, doch endlich war der 23. Dezember da.

Als die Eltern schliefen, schlich sich das Mädchen in Omas Zimmer.
Darf ich auch mitkommen?“
Nein, dann würde das Christkind gar nicht kommen, Kinder dürfen es nicht sehen.“
Annegret umarmte Tinchen, dann ging sie in ihr Zimmer und war bald eingeschlafen.
Oma Betty und der kleine Stern setzen sich im Wohnzimmer in den großen Lehnstuhl und bald waren sie auch eingeschlafen.
Tinchen wurde wach als die Tür sich leise öffnete und die Englein huschten herein, jedes ein Geschenk in den Händen.
Hinter ihnen erschien das Christkind und der kleine Stern erzählte ihm seine Geschichte.
Das heilige Kind lächelte liebevoll, nahm den kleinen Stern an der Hand und beugte sich über die alte Frau und strich sanft über deren Stirn.
Morgen wird sie alles vergessen haben,“ flüsterte sie und dann verschwanden alle so lautlos so wie sie gekommen waren.

Auch Annegret konnte sich am nächsten Tag nicht mehr an den Stern erinnern, denn in der Nacht hatte das Sandmännchen den Zauber des Vergessens über sie gestreut.

Tinchen aber hing wieder am Himmel und strahlte heller als vorher. Knecht Ruprecht hatte sich bei ihr entschuldigt und fuhr in Zukunft vorsichtiger um die Kurven.

(Lore Platz) 10.12.2019

Donnerstag, 5. Dezember 2019

Eine Nikolaus Geschichte

Durch die Globalisierung rückt die Welt doch immer mehr zusammen und ich habe mich im Internet auf die Suche nach Weihnachtsbräuchen in anderen Ländern gemacht.
Ist schon etwas Schönes, dieses Internet.
Als ich früher meinen Nachhilfe-Kindern bei einem Referat half, musste ich immer mehrere Bücher wälzen.
Jetzt gebe ich nur noch ein, was ich wissen möchte und erhalte eine Fülle von Informationen.
Dann wollen wir mal sehen, wie die Holländer feiern.





Die Holländer feiern nicht am 24.12. Weihnachten, sondern die große Feier ist am 6. 12.
Ende November kommt der Sinterklaas, bekleidet mit rotem Bischofsmantel, Bischofsmütze und weißen Handschuhen mit einem Schiff in Amsterdam an und reitet auf seinem Schimmel an Land. Dort werden er und sein Begleiter, der Zwarte Piet in einer großen Prozession zum Königspalast geführt und von Königin Beatrix empfangen.
Die Kinder stellen die Stiefel neben den Ofen, dazu einen Eimer Wasser, eine Mohrrübe und etwas Heu für den Schimmel
denn Sinterklaas und der Zwarte Piet reiten nachts über die Dächer der Häuser und verteilen kleine Geschenke.
Am 5.12 wird dann ein großer Sack für Geschenke vor die Tür gelegt und am 6.12.findet ein richtiges großes Familienfest statt, bei der die Kinder und die Erwachsenen beschenkt werden.
Die Geschenke werden aufwendig verpackt, oft steckt eine Schachtel wieder in einer anderen Schachtel und bei jedem Geschenke liegt ein Gedicht, die den Beschenkten verulken.
Die Unterschrift unter dem Gedicht ist Sinterklaas.
Man sieht die Holländer sind ein humorvolles Volk.


Eine Nikolaus Geschichte

Hattet ihr als Kinder auch immer so Angst vor dem Nikolaus?
Mir war immer so bange, denn der begleitende Knecht Ruprecht war ein rauer Geselle und mit der Rute nicht zimperlich.
Einmal ist unsere Katze auf seinen Sack mit den Geschenken gesprungen und meine Schwester Karin kicherte, bautsch , da hatte sie eine mit der Rute bekommen.
Von meinem Mann wurde eine Geschichte überliefert, die mich immer wieder zum Lachen brachte:
Die Familie saß wartend auf den Nikolaus um den Tisch herum, da stellte sich Klein-Kurtl mitten ins Zimmer und prahlte:
Ich habe keine Angst vor dem Nikolaus, wenn der kommt, dann hau ich ihm eine runter, dass er denkt das Christkind ist ein Adler!“
Da klopfte es an der Tür.
Der noch eben so mutige Prahlhans sprang quer über den Tisch
auf den Schoß seiner Oma.






Herrn Brummi kehrt heim


Traurig sieht die kleine Grete aus dem Fenster.
Wo Herr Brummi wohl jetzt war? Es war September gewesen, als sie ihren geliebten Teddybären im Wald vergessen hatte. Schrecklich geregnet hatte es und deshalb wollte Mama nicht mehr zurück laufen. Und am nächsten Tag konnten sie Herrn Brummi nicht mehr finden.
Viele Nächte hatte Grete sich seitdem in den Schlaf geweint und es abgelehnt, als Mama ihr einen neuen Bären kaufen wollte.
Niemand konnte Herrn Brummi ersetzen.





Es ist inzwischen Ende November und es hat zu schneien begonnen.
Herr Brummi war damals von einer alten Kräuterfrau mitgenommen worden und dann zusammen mit deren Pflanzen an eine Gärtnerei verkauft worden.
Dort saß er nun vor der Tür in einem Wagen mitten zwischen allerlei Blumen. Erst freute er sich, denn er dachte vielleicht kommt ja seine Grete vorbei und entdeckt ihn und nimmt ihn wieder mit nach Haus, doch die Tage vergingen und Herr Brummi wurde immer mutloser

Eines Tages wird der Wagen wieder in die Kammer mit den Dekorationsgegenständen geschoben.
Bertl setzt Herrn Brummi auf den Tisch.
So mein Junge, jetzt kommt die Weihnachtsdekoration, da kann ich dich nicht mehr brauchen. Was mache ich nun mit dir?“
Er nimmt den Bären und geht damit in den Verkaufsraum, wo seine Chefin gerade die feine Frau Bergmann bedient.
Chefin, was machen wir mit dem Bären?“
Ach der ist doch ganz niedlich, wissen sie was, ich nehme ihn mit für meine Ludmilla. Was wollen sie dafür?“
Nichts, nehmen sie nur, wir können sowieso nichts mehr damit anfangen.“
Zuhause holt sie den Teddy aus ihrer Tasche und zeigt ihn ihrer Tochter.
Diese verzieht angewidert das Gesicht.
Der ist ja potthässlich und schmutzig ist er auch! Ich will ihn nicht!“
Sie wendet sich ab und schlägt die Tür hinter sich ins Schloss.
Frau Bergmann betrachtet den Bären skeptisch.
Da habe ich mich wohl vertan, du bist wirklich hässlich und schmutzig.“
Sie setzt ihn auf die Fensterbank und verlässt den Raum.
Einige Zeit später kommt Ludmilla in das Zimmer und sieht den Bären auf der Fensterbank sitzen.
Du bist ja immer noch hier!“
Sie öffnet das Fenster, packt Herrn Brummi und schleudert ihn weit hinaus.
Unsanft landet dieser auf dem harten Schnee und bleibt benommen liegen.
Ein Hund beschnüffelt ihn.
Woher kommst denn du plötzlich her?“
Ein Mädchen hat mich aus dem Fenster geworfen.“
Der Hund sieht hinüber zu dem Haus:
Das war bestimmt die verwöhnte Ludmilla, will immer alles haben und ist niemals zufrieden.“
Herr Brummi nickt. „ Meine Gertie war nicht so, ein liebes freundliches Mädchen ist sie.“
Komm mit in meine Hütte, dort ist es schön warm, dann kannst du mir ja erzählen, wieso du hier bist und nicht bei deiner Gertie.“
Der Hund nimmt den Bären in die Schnauze und trägt ihn in seine Hundehütte.
Herr Brummi erzählt ihm nun von seiner langen
Wanderung und seiner Sehnsucht nach zu Hause.
Inzwischen ist es dunkel geworden und es hat wieder zu schneien begonnen.
Lass uns schlafen, morgen früh fragen wir Streuner, der kennt die ganze Umgebung.“
Bevor Herr Brummi noch fragen kann wer Streuner ist, ist der Hund bereits eingeschlafen.
Der Teddy schließt auch die Augen und schläft.
Am nächsten Morgen wird er geweckt durch das Bellen des Hundes, der die Hütte verlassen hat.
Herr Brummi guckt vorsichtig hinaus und sieht wie sein neuer Freund an einem älteren Mann hoch springt, der ihn liebevoll krault.
Der Mann hat die Schüssel mit Futter gefüllt und geht zurück ins Haus, während der Hund fröhlich um ihn herum springt.




Eine getigerte große Katze schlendert zu der Futterschüssel und lässt es sich genüsslich schmecken.
Der Hund kommt zurück und Herr Brummi befürchtet, er würde die Katze angreifen, die überhaupt keine Angst zeigt.
Hallo Streuner.“
Das ist also Streuner, denkt der Bär.
Der Kater schlabbert weiter in der Schüssel, die bereits halb leer ist.
Der Hund drängt ihn zur Seite.
Das genügt, lass mir auch noch etwas.“
Achselzuckend beginnt Streuner sich zu putzen.
Nachdem der Hund die Schüssel leer geleckt hat, setzt er sich hin und fragt.
Du kommst doch weit herum, kennst du ein kleines Mädchen namens Gerti?“
Streuner hört auf sich zu putzen und schüttelt den Kopf, dabei betrachtet er Herrn Brummi, der seinen Kopf aus der Hundehütte streckt und aufmerksam lauscht.
Jetzt sieht er enttäuscht aus.
Streuner streckt sich, macht einen Buckel und gähnt herzhaft.
Lass mich in deiner Hütte schlafen, ich war die ganze Nacht unterwegs.“
Er kriecht neben Herrn Brummi in die Hütte und bald schläft er.
Komm mit, Streuner wird so schnell nicht wieder munter.Wir machen uns auf die Suche.“
Der Hund nimmt den Bären wieder ins Maul und läuft mit ihm durch viele Straßen und Gassen, doch nicht eine kommt Herrn Brummi bekannt vor.
Sie treffen auf einige Finken, die die Körner aufpicken ,die aus einem Vogelhäuschen gefallen sind.
Hallo ihr da, kennt ihr ein Mädchen mit Namen Gerti?“
Die Vögel verneinen, da ruft ein kleiner Spatz vom Ast eines Baumes herunter.
Ist sie etwa fünf Jahre alt und hat dunkelblonde Locken?“
Ja, das ist sie! Weißt du wo sie wohnt?“
Der Spatz verlässt den Baum und landet neben ihnen.
Nein.“
Herr Brummi verzieht enttäuscht das Gesicht, aber der Spatz spricht schon weiter.
Ich weiß wo ihre Oma wohnt.“
Nun ist kein Halten mehr. Der Hund nimmt den Bären wieder ins Maul und folgt dem Spatzen.
Als sie das Häuschen erreichen, erkennt Herr Brummi es wieder, wie oft war er mit seiner Gerti hier zu Besuch gewesen.
Leider ist die Gartentür geschlossen.
Doch der Hund legt die Vorderpfoten auf den Zaun und Herr Brummi klettert an ihm hoch und lässt sich auf der anderen Seite in den weichen Schnee fallen.
Glücklich verabschiedet er sich von seinem Freund,
bedankt sich auch bei dem kleinen Spatz, dann rennt er zum Haus, klettert die Stufen hinauf und setzt sich voller Erwartung vor die Tür.
Nach einiger Zeit öffnet sich diese und die Oma kommt heraus.
Nanu?“ ruft sie, als sie den Bären erblickt, „ wo kommst du den auf einmal her?“
Sie bückt sich und hebt ihn hoch.
Aber das ist ja Herr Brummi!“
Dieser hatte nämlich einmal ein aufgerissenes Ohr und die Oma hat es geflickt und an dieser Naht erkannte sie ihn.
Sie nimmt ihn mit in die Stube und setzt ihn auf die Couch. Dann zieht sie ihren Mantel aus und wirft ihn achtlos über den Stuhl.
Einkaufen konnte sie später gehen.
Nachdenklich betrachtet sie den Bären.
Das wird wohl ewig ein Geheimnis bleiben, wo du bisher warst und wieso du auf einmal vor meiner Tür sitzt. Schmutzig bist du und riechen kann man dich auch meilenweit.“
Sie hebt ihn auf und nimmt ihn mit ins Bad. Im
Waschbecken badet sie den Bären in einer duftenden Lauge, hüllt ihn in ein weiches Tuch und rubbelt ihn ab.
Dann setzt sie ihn in die Nähe der Heizung, greift nach ihrem Mantel und verlässt das Haus.
Als sie wieder kommt, hat sie einige Einkaufstüten dabei. Die Lebensmittel verstaut sie in der Küche und mit der einen kleineren Tüte kommt sie ins Wohnzimmer.
Weißt du was Herr Brummi, in einigen Tagen kommt der Nikolaus zu unseren kleinen Gertie.
Ich werde dir eine hübsche Latzhose und einen Pullover stricken, dann gebe ich dich dem Nikolaus und der bringt dich zu Gertie.“
Als ihr Schwiegersohn die Oma abholt, damit sie dabei ist, wenn der Nikolaus kommt, ist Herr
Brummi gut versteckt in ihrer Tasche.
Als der Hl Mann mit seinen Begleitern, den Engeln an der Tür klingelt, nimmt die Oma die Tasche die sie bisher nicht aus der Hand gelassen hatte und öffnet dem Nikolaus die Tür.
Mit einigen erklärenden Worten übergibt sie ihm dann die geheimnisvolle Tasche.
Gerti sieht etwas ängstlich dem Hl. Nikolaus entgegen, denn so ganz rein ist ihr Gewissen nicht.
Aber als sie in das freundliche Gesicht sieht und er dann aus dem Buch vorliest, wobei sie seinen goldenen Stab halten darf, verschwindet ihre Angst.



Die Engel reichen ihr einige Süßigkeiten und Obst und der Hl Mann öffnet nun die Tasche und winkt das kleine Mädchen zu sich.
Vor einiger Zeit ist ein kleiner heimatloser Geselle zu mir gekommen, der unbedingt sein kleines Mädchen suchte, dass er verloren hatte.
Willst du ihm eine Heimat geben?“
Er zieht den hübsch gekleideten Herrn Brummi aus der Tasche und Gerti quietscht vor Freude und drückt ihren verloren geglaubten Freund fest an sich.
Abends als Gerti eingeschlafen ist, erzählt Herr Brummi ganz stolz seinem Freund dem Kasperle von seinen aufregenden Abenteuern.“

© Lore Platz 5.12.2019















Freitag, 29. November 2019

Ein Weihnachtstraum

Ich lese gerne Märchen, doch manche Märchen sind sehr traurig, denn oft spiegeln sie die Zeit in der sie spielen wider, oder auch die Stimmung des Schreibers. 
Hans Christian Anders war ein depressiver Mensch und viele seiner Märchen sind sehr traurig.






Ein Weihnachtstraum


Die alte Frau sitzt in ihrem gemütlichen Sessel und beobachtet die dicken Schneeflocken. Beruhigend ist es das leichte Schweben der Flocken zu beobachten. Ruhe zieht in ihr Herz.
Leise öffnet sich die Tür und ihre Enkelin Steffi kommt ins Zimmer.
Schon zurück vom Schlittenfahren?“
Ja, es war soooo schön, aber nun bin müde und mich friert. Liest du mir eine Geschichte vor?“
Steffi klettert auf den Schoß und kuschelt sich an sie.
Die Oma nimmt das große Geschichtenbuch, das immer griffbereit auf einem kleinen Tischen neben ihr liegt und beginnt zu lesen.
Das Märchen von dem Mädchen mit den Schwefelhölzern.
Als sie die Geschichte zu Ende ist laufen große Tränen über Steffis Gesicht.
Das arme Mädchen, warum hat ihr denn niemand geholfen?“
Nun die meisten Menschen waren früher arm und die wenigen reichen hat es nicht gekümmert.“
Das war aber gemein!“
Die Mutter steckt den Kopf durch die Tür.
Wer will Kakao und Plätzchen.“
Ich!“ jubelt Steffi und für den Moment ist das arme
Mädchen vergessen.

Fest ihren Teddy an sich gedrückt kuschelt sich Steffi in die Kissen und ist bald eingeschlafen.

Steffi erwacht und sieht sich verwundert um. Sie befindet sich in einer fremden Stadt.
Viele Menschen hasten um sie herum und werfen ihr verwunderte Blicke zu. Seltsam sind diese Menschen gekleidet, als stammten sie aus einem anderen Jahrhundert.
Ein eisiger Wind saust durch die Straßen und sie ist froh, dass sie ihre dicke Daunenjacke und die warmen Pelzstiefel anhat
Tief zieht sie die Kapuze ins Gesicht, um sich vor den gierigen eisigen Fingern des Windes zu schützen.
Mit tief gesenktem Kopf eilt Steffi durch die Straßen, da sieht sie ein kleines Licht aufblitzen.
Sie folgt ihm in die enge Gasse und sieht ein kleines Mädchen, spärlich bekleidet mit nackten Füßen, das in der Ecke kauert und ein langes Streichholz hoch hebt.
Mit glücklichem Gesicht starrt es auf die graue zerbröckelte Mauer und streckt voll Wohlbehagen die nackten blau gefrorenen Füße aus.
Nun weiß Steffi wer das Mädchen ist. Es ist das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern und sieht gerade den warmen Kamin, an dem sie ihre Füße wärmen will.
Das Hölzchen erlischt und das Mädchen ist traurig.
Schnell zündet es ein neues Hölzchen an und schon
strahlen ihre Augen.
Steffi weiß, dass sie nun das warme Zimmer mit dem geschmückten Weihnachtsbaum sieht und sie will zu ihr eilen und sie in ihre warm Daunenjacke hüllen, doch ihre Füße sind wie festgewachsen.
Das Hölzchen erlischt und schnell leuchtet das nächste auf.
Das Mädchen aber beginnt zu strahlen und streckt sehnsüchtig die Arme aus.
Nun sieht sie ihre Großmutter und bald wird sie sterben,“ denkt Steffi und will zu dem Mädchen eilen.
Doch sie kann nicht.
Das Licht erlöscht und das Mädchen sinkt zurück und Steffi weint und weint und weint.

Steffi, Steffi wach auf, du hast einen Albtraum!“
Das Mädchen schlägt die Augen auf und sieht in das erschrockene Gesicht ihrer Mutter.
Die Mutter nimmt sie in die Arme und wiegt sie beruhigend.
Es dauert lange bis das Mädchen wieder eingeschlafen ist.

Am nächsten Morgen ist Steffi sehr blass und still.
Die Mutter und die Großmutter sehen sich besorgt an.
Und die Großmutter hat ein schlechtes Gewissen. Sie weiß doch wie empfindsam die kleine Steffi und hätte ihr niemals diese traurige Märchen vorlesen dürfen.

Nach dem Frühstück nimmt sie das Mädchen an der Hand und führt sie in ihr Zimmer
Dort setzt sie sich mit ihr in den Lehnstuhl und fragt leise.
Willst du mir deinen Traum erzählen?“
Und stockend beginnt die Kleine zu erzählen und wieder laufen ihr die Tränen über das Gesicht.
Behutsam wischt die Oma die Tränen ab und sagt leise.

Das Mädchen mit den Schwefelhölzern ist nur ein Märchen und Märchen kann man nicht verändern
Aber Hans Christian Andersen hat diese Geschichte geschrieben um die Menschen zum nachdenken anzuregen.
Wir sollen nicht achtlos an Menschen die in Not sind vorübergehen.
Wir sollen mit offenen Augen durch die Welt gehen und wenn jemand in Not ist, versuchen zu helfen.“

Steffi denkt lange über die Worte ihrer Großmutter nach und dann nimmt sich fest vor, immer mit offenen Augen durch die Welt zu gehen.

© Lore Platz  29.11,2019


 
 

Freitag, 15. November 2019

Der Spaziergang

Diesmal sind die Wörter


Regenhut Pfütze verzeihen lausig orange


unterzubringen.


Viel Spaß beim Lesen!







Der Spaziergang


Melanie kommt aus dem Bad und geht zu ihrem Kleiderschrank. Schnell hat sie das Kleid mit dem passenden Mantel ausgesucht.
Doch als sie dann den nächsten Schrank öffnet , da wird es schon schwieriger.
Denn Melanie hat einen Huttick und ihr Mann, der sie deshalb immer liebevoll neckte, hatte ihr extra für ihre Hüte einen Schrank gebastelt.
Kurz schweift ihr Blick zu dem Bild ihres Mannes, der nun schon seit drei Jahren tot ist.
Wie hatte sie gelitten und nach der Beerdigung hatte sie sich in ihrer Wohnung verkrochen wie ein waidwundes Tier und nur noch vor sich hin vegetiert.
Bis dann ihre Freundin Jutta auftauchte und sie aus ihrer Lethargie riss und ihr ordentlich die Leviten las.
Jutta war es auch die sie mit den fünf Damen bekannt machte, die ebenfalls vor kurzem verwitwet waren. Seit drei Jahren trafen sie sich nun regelmäßig in einem Café.
Erst hatten sie sich gemeinsam über die Trauer hinweg geholfen und nun sind sie Freundinnen geworden und trafen sich immer noch einmal in der Woche.

Zu diesem Treffen will Melanie nun gehen. Ihr Blick schweift über die Regale, sollt sie den orangen nehmen, nein der passt nicht zu ihrem Mantel.
Aber der blaue, sie setzt ihn auf und schaut in den Spiegel und dann prustet sie los.
Als sie damals mit diesem Hut nach Hause kam, hatte Georg schallend gelacht und gerufen:
Der ist ja so groß wie ein Wagenrad, aber macht nichts, dann kannst du ihn sowohl als Sonnenhut und als Regenhut benutzen.“
Sie hatte ihm die Zunge heraus gestreckt.

Mit einem wehmütigen Seufzer wendet sie sich ab, nimmt ihre Tasche und verlässt die Wohnung.
Nachdem es die ganze Nacht geregnet hat ist der Himmel heute klar und auch die Sonne wagt sich wieder hervor.
Sie liebt die klare Luft nach dem Regen und schreitet flott dahin, obwohl sie noch genügend Zeit hat.
Schwungvoll umkreist sie eine besonders große Pfütze und muss schmunzeln.
Ihr kleiner Bruder liebte diese Pfützen und hopste und trampelte mit großer Freude darin herum. Einmal war weit und breit keine Wasseransammlung zu finden, obwohl es stark geregnet hatte, da einige Tage vorher frisch geteert und alle unebenen Stellen begradigt worden sind.
Was wurde der kleine Walter wütend, er stampfte mit den Füßen und schrie: „ Ich will mein Quetschebächele haben, ich will mein Quetschebächele haben!!!!!“
Schade dass ihr Bruder mit seiner Familie soweit weg wohnte, so konnte sie ihn nur ab und zu besuchen.
Inzwischen ist Melanie an der Kirche und dem Pfarrheim angekommen.
Angela, deren Mann Pfarrer hier war und plötzlich verstarb, Herzinfarkt, hatte ihnen den Vorschlag gemacht, dass sie sich ein Ehrenamt suchen und tatsächlich hatte es ihnen geholfen mit der Trauer besser zurecht zu kommen.
Angela war es auch, die sie mit dem neuen Pfarrer und der Bürgerhilfe bekannt machte.
Marlies, die Köchin ist und mit ihrem Mann zusammen ein Restaurant führte, arbeitet nun in der Obdachlosenküche.
Patricia, Esther helfen zusammen mit Angela im Pfarrheim aus, organisieren Feste für sozial schwächere Familien und an Weihnachten helfen alle sechs mit und freuen sich über die strahlenden Augen der Kinder.
Renata, eine ehemalige Lehrerin gibt kostenlos Nachhilfe.
Und sie selbst hat sich als Leihoma angemeldet und dies alles wird von der Bürgerhilfe organisiert.
Ach da vorne ist ja ihr Lieblingsladen mit dem sinnigen Namen * Gut behütet* mal sehen, ob es wieder neue Modelle gibt.
Melanie seufzt , ein Hut schöner. als der andere, am liebsten würde sie in den Laden gehen, doch ein Blick auf die Uhr zeigt ihr, dass die Zeit zu knapp ist.
Ihre Freundinnen ziehen sie sowieso immer auf, wegen ihrer Unpünktlichkeit.
Nur ungern trennt sich sich von dem Schaufenster und eilt weiter.





Als sie endlich das Café betritt empfängt sie fröhliches Gelächter und Marlies ruft triumphierend :
Ich habe gewonnen!“
Melanie hängt ihren Mantel an den Haken und sieht fragend in fünf grinsende Gesichter.
Tja wir haben gewettet, um wie viel Minuten du dich verspäten wirst und ich war mit zehn Minuten am nächsten. Es waren genau 11 Minuten und vierzig Sekunden.“
Melanie wird etwas rot, stimmt aber in das fröhliche Gelächter mir ein.
Auch mein Mann hat meine Unpünktlichkeit immer mit Humor genommen, ich hoffe ihr verzeiht mir.“
Marlies winkt ab.
Ich ganz bestimmt, habe ich doch gerade vierzig Euro gewonnen. Aber ich will mal nicht so sein, ich lade euch heute alle ein.“
Nein, das mach ich, schließlich bin ich schuld an der Wette! Aber wie wär‘s, wenn du das Trinkgeld übernehmen würdest. Lieserl würde sich bestimmt freuen, ah da kommt sie ja schon.“
Verschwörerisch zwinkern sich die zwei zu.
Die junge Kellnerin lächelt strahlend als sie an den Tisch tritt.
Sie kennt die Damen nun seit drei Jahren, anfangs waren sie sehr traurig und so freut sich sich umso mehr, wenn sie fröhlich sind wie heute.
Flink nimmt sie die Bestellungen auf und bald hat jede ihren Kaffee und Kuchen.

Patricia schiebt ihren Teller zurück und meint.
Ab Morgen habe ich meine Enkelin bei mir, denn der Kindergarten ist wegen Läusebefall eine Woche geschlossen.“
Ein Glück, dass du gewartet hast, bis wir gegessen,
haben,“ lacht Marlies.
Leute kauft Kämme, es kommen lausige Zeiten,“ ruft Renata und Esther grummelt, „könnt ihr nicht das Thema wechseln mich juckt es schon am Kopf.“
Die ganz Runde lacht schallend.
Ist es nicht wunderbar, dass wir wieder lachen können,“ japst Angela.
Sie sehen sich an und dann greifen sie sich an Händen.
Gemeinsam haben wir es geschafft wieder nach tiefer Trauer ins Leben zurück zu finden,“ meint Patricia feierlich und die anderen nicken.
Da kommt Lieserl mit dem Rausschmeißer,“ ruft Marlies, der es zu feierlich.
Es gehört zu ihrem Ritual, dass sie bevor sie aufbrechen, ein Gläschen Likör trinken.
Melanie holt ihren Geldbeutel und erzählt Lieserl warum sie heute die Zeche bezahlen muss.
Doch wie strahlt das junge Mädchen, als Marlies ihr den Gewinn der Wette in die Hand drückt.
Die Stühle scharren über den Boden, als die lustige Gruppe aufsteht und ihr Mäntel anzieht.
Lachend und schwatzend verlassen sie das Café und mit einem ‚bis nächsten Dienstag‘ trennen sie sich.
Melanie sieht hinauf in den Himmel, wo sich langsam die Sonne verabschiedet, um der Dämmerung Platz zu machen.

In Gedanken sagt Melanie.

Georg, ich habe durch nette Freundinnen einen Weg gefunden, um das letzte Stück ohne dich erträglich zu machen, bis wir uns wiedersehen.

Ein leichter Wind kommt auf und Melanie kommt es vor, als würde eine Hand sanft über ihre Wange streichen.


© Lore Platz

Sicher wollt ihr wissen, was 


aus den Wörtern gezaubert haben.

Anmerkung:

Der kleine Walter war mein Vater und da er in Pirmasens geboren und aufgewachsen ist, dürte es sich um das Wort  -  Quetschebächele  - um die pfälzische Mundart handeln.