Diese Geschichte wurde vor einigen Jahren geschrieben, also wunderte euch nicht über die ersten Zeilen. Ich wünsche euch einen schönen Tag und viel Spaß beim Lesen. Leider geht es mir immer noch nicht gut.
Schon wieder beginnt eine neue Woche und am Ende dieser fängt schon der Juni an.
Haben wir uns doch dringend den Regen gewünscht und nun würden wir ihn am liebsten wieder abstellen.
Als ich noch ein Kind war, las ich einmal ein Märchen, ich weiß nicht von wem es ist und ich weiß auch nicht, ob ich es noch richtig erzählen kann.
Ich versuchs mal.
Ein Bauer beschwerte sich beim lieben Gott über das schlechte Wetter, sein Getreide würde nicht hoch genug sein.
Gott bot ihm an, dieses Jahr selbst das Wetter zu machen.
Der Bauer rieb sich die Hände und ließ nun abwechselnd Regen und Sonne scheinen.
Seine Felder waren wunderbar anzusehen, groß und goldgelb stand das Getreide.
Doch als er es erntete waren die Ähren leer.
Er hatte den Wind vergessen!
Lenerl
verirrt sich
Der
Gong ertönte und die Klassen verließen lärmend die Zimmer, um in
den Pausenhof zu stürmen.
Nur
Anderl und Maxl drückten sich auf dem Flur herum.
Als
endlich alle Kinder das Schulhaus
verlassen hatten, liefen die beiden Buben über die
Hintertreppe zum obersten Stock ins Kartenzimmer.
Hier
wurden alle die Atlanten, ausgestopften Tiere, der Vorführapparat
für Filme, eben alles was man zum anschaulichen Unterricht brauchte,
aufbewahrt.
Zielstrebig
durchquerten sie den Raum und öffneten das Fenster.
„Ich
hab dir`s ja gesagt, von hier aus kann man hinüber zum Jahrmarkt
sehen!“ rief Maxl
triumphierend.
„He,
was macht ihr da, schaut dass ihr hinunter kommt!“
Der
alte Hausmeister sah sie grimmig an.
Grinsend
liefen die Buben an ihm vorbei.
„Verflixte
Lausbuam,“ brummte der alte Mann und schloss das Fenster, dabei
schmunzelte er aber.
Endlich
war Samstag und der Jahrmarkt sollte heute eröffnet werden.
Anderl
hatte mit dem Messer ein Geldstück nach dem anderen aus seiner
Sparbüchse geangelt.
Vergnügt
betrachtete
er die 10 glitzernden 2 Euro Münzen, dann verstaute er sie in seinem
Geldbeutel.
Es
klingelte. Das war sicher sein Freund Maxl.
Vergnügt
pfeifend polterte Anderl die Treppe hinunter.
Seine
Mutter kam aus dem Nebenzimmer, seine kleine
Schwester
an der Hand.
„Hör
mal Andreas, die Oma hat gerade angerufen, es geht ihr nicht so gut.
Könntest du Lenerl mitnehmen?“
Sie
drückte
dem Verdutzten einen Geldschein in die Hand und verließ
das Haus.
Mit
missmutigem Gesicht stapften die beiden Jungen durch die Straßen,
während die kleine Marlene vergnügt neben ihnen herhüpfte.
Dabei
stand ihr Plappermäulchen keinen Moment still.
Sie
wollte mit dem Karussell fahren, Zuckerwatte essen, ins
Kasperletheater und einen großen Luftballon.
Sie
waren am Eingang des Jahrmarkts angekommen. Obwohl es noch früh am
Nachmittag war, wälzten sich doch schon eine Menge Menschen durch
die Gassen zwischen den Buden.
Lenerl
klammerte sich fest an die Hand ihres Bruders.
Was
gab es alles zu sehen.
Staunend
standen sie
vor der größten Schaukel der Welt.
Sie
sollte 45m hoch sein und neigte sich um 120°.
Die
Buben versuchten sich im Pfeil werfen, am „Hau den Lukas“ und an
der Torwand.
Dann
standen sie bei
dem Breakdancer. Das war eine sechseckige
Drehscheibe, auf der sich in gleichmäßigem Abstand vier
Gondelkreuze befanden, an denen sich jeweils vier Gondeln befanden.
Die
vier Gondeln bewegten sich schnell in Gegenrichtung der Drehscheibe.
Das
sah aus als würde man Breakdance tanzen.
„Fahren
wir mit ?“
„Ja,
aber was machen wir mit Lenerl?“
Die
Jungs sahen sich enttäuscht an, dann hatte Anderl eine Idee.
„Stell
dich schon an und besorge uns Karten, ich bringe Lenerl zum
Kinderkarussell.“
Der
Junge kaufte fünf Chips und drückte sie seiner Schwester in die
Hand.
„Hier
gib dem Mann jedes Mal einen Chip, dann kannst du
ganz
lang Karussell
fahren. Ich hol dich dann wieder ab.“
Die
Dreijährige nickte
ernsthaft und hielt
die kostbaren Plastikdinger ganz fest in der kleinen Faust.
Von
dem weißen Pferdchen, auf das sie ihr Bruder gesetzt hatte, sah sie
ihm nach.
Dann
drehte sich das Karussell
und Lenerl juchzte vor Freude.
Doch
nach der fünften Runde musste sie das Karussell
verlassen und das Mädchen stand etwas verloren da.
Keine
Spur von ihrem Bruder.
Lenerl
beschloss ihn zu suchen.
Sie
drängte sich durch die Menschen hindurch. Blieb bei einem Clown
stehen, der aus Luftballons verschiedene Tiere formte.
Zu gerne hätte sie eins gehabt, aber sie hatte ja kein Geld.
Aus
der Kasperlbude klang fröhliches Lachen und sehnsüchtig sah das
kleine Mädchen hinüber.
Auch
die Zuckerwatte die sich in dem runden Ofen wie eine
rosa Wolke um das
Holzstäbchen drehte, weckte Sehnsucht ihn ihr.
Sie
musste unbedingt ihren Bruder finden, um all diese Herrlichkeiten zu
bekommen.
Doch
es waren zu viele Menschen und sie waren alle so groß, dass sie gar
nicht richtig den Platz überblicken konnte.
Tränen
schossen ihr aus den Augen und tropften auf den Boden.
Und
als gar noch aus der Geisterbahn ein schauerliches Geheul ertönte,
lief Lenerl vollkommen verzweifelt los.
Plötzlich
fand sie sich am Eingang der Festwiese wieder und setzte sich einfach
heulend auf den Boden.
„Ja,
Lenerl was ist denn los?“ hörte sie die Stimme von Marianne.
Marianne
wohnte ihnen gegenüber und hatte auf Lenerl
schon
öfter aufgepasst, wenn die Mama dringend wohin
musste.
Erleichtert
stürzte sich die Kleine in die Arme der jungen Frau und erzählte
schluchzend ihren Kummer.
Tröstend
strich
ihr Marianne über das Haar und putzte
ihr die Nase.
„Komm
wir suchen den Anderl.“
Lenerl
strahlte
und schob
ihre kleine Hand vertrauensvoll in die Hand der jungen Frau.
Die
beiden Jungen hatten endlich einen Platz in einer der Gondeln
bekommen und standen nun beim Kinderkarrussel.
Andreas
Herz klopfte plötzlich voller Angst. Von seiner Schwester war weit
und breit nichts zu sehen.
Sie
liefen durch die Menschenmengen und riefen laut ihren Namen, doch in
dem Lärm ringsum gingen ihre Stimmen unter.
Maxl
hatte keine Lust mehr und verdrückte sich, so irrte Andreas allein
weiter und je mehr er suchte, umso mehr machte er sich Vorwürfe.
Er
hätte seine kleine Schwester nicht einfach allein lassen
dürfen.
Sie war doch noch so klein und seine Mutter hatte sie ihm anvertraut.
Was war er doch ein schlechter verantwortungsloser Bruder.
Dann
stand sie plötzlich vor ihm, an der Hand von Marianne.
Anderl
kniete sich nieder und umarmte seine kleine Schwester schluchzend.
„Bin
ich froh, dass ich dich wieder habe!“
„Ja,
aber nun passe besser auf sie auf,“ mahnte Marianne und ging zu
ihren Freundinnen hinüber.
Der
Junge nickte nur und nahm seine kleine Schwester fest an Hand.
Er
kaufte ihr Zuckerwatte, einen kleinen zu einer Giraffe
geformten
Ballon und setzte sich auch mit ihr geduldig in die Kasperlbude.
Nie
wieder, das schwor er sich, würde er so unverantwortlich handeln.
©
Lore Platz