Ich hoffe ihr habt den gestrigen Sonnentag genossen.
Nun hat der Frühling wirklich endgültig das Zepter übernommen und wenn es auch bald wieder regnet, sollten wir nicht traurig sein, die Natur braucht das Wasser.
Nun wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen!
Cornelia
ist anders
„ Benommen
richtete sie sich auf und sah sich um.
Wo
war sie hier?
Sie
fröstelte und ein unheimliches Gefühl beschlich sie. Waren das dort
hinten Gräber, war sie etwa auf einem Friedhof?
Dunkel
konnte sie sich an ein Fest
erinnern, lachen und trinken, doch dann hatte sie einen Filmriss.
Durch
den dichten Nebel kam eine schwarz gekleidete Gestalt auf sie zu.
Schemenhaft
tauchten Erinnerungen auf. Er hatte sie zu einem Tango aufgefordert
und sie elegant und doch feurig
durch die Schritte geführt.
Sie
war vollkommen hingerissen
von ihm gewesen. Er war irgendwie
faszinierend.
Nun
blieb er vor ihr stehen.
Ein
teuflisches Lächeln spielte um seine Lippen. Dann öffnet er den
Mund und zwei spitze lange Zähne wurden sichtbar.
Sie
fing gellend an zu schreien!“
„Bianca!“
Enttäuscht
legte die Vierzehnjährige das Buch hin.
„Ich
komme!“
Ihre
Mutter stand in der Küche und knetete einen Teig, der Tisch brach
fast zusammen unter dem Chaos.
Die
Oma schälte, ungerührt von dem Ganzen, Äpfel.
Frau
Bauer strich sich eine Strähne zurück und hinterließ eine Mehlspur
auf der Stirn.
„Bianca
du solltest doch Petra vom Kindergarten abholen, hast du wieder die
Zeit vergessen beim Lesen.“
Das
Mädchen errötete und sah schuldbewusst zur Uhr.
„Bin
schon weg!“
Im
Laufschritt lief sie zum Kindergarten, der zum Glück nur zwei
Straßen weiter lag.
Gerade
rechtzeitig kam sie etwas atemlos an. Die Kinder verließen gerade
lärmend das Gebäude, Petra mitten unter ihnen.
Als
sie ihre große Schwester entdeckte winkte sie ihren Freundinnen zu
und lief zu Bianca.
„Wie
viele hast du denn zu deinem Geburtstag eingeladen?“
„Oh
nur Elfie, Gretel, Paula, Babsi, Tom, Andreas und Karin!“
„Das
geht ja noch,“ grinste Bianca.
Der
Hof hatte sich inzwischen geleert, nur ein kleines Mädchen stand
noch da und sah irgendwie verloren aus.
An
ihrem rechten Bein trug sie eine Schiene.
„Kennst
du sie?“
„Ja,
sie heißt Cornelia Larson und ist noch nicht lange hier. Sie wohnt
mit ihrer Oma in dem Haus von der alten Berta, die letztes Jahr
gestorben ist.“
„Das
ist ja nicht weit von uns, komm wir fragen sie, ob wir sie mitnehmen
sollen.“
Cornelia
hob nicht den Kopf, als Bianca sie fragte und meint nur zögernd;
ihre Oma würde sie abholen.
Da
kam die alte Frau auch schon etwas außer Atem in den Hof.
„Tut
mit leid Nelly, ich habe Kekse gebacken und musste noch auf das
letzte Blech warten, um es aus dem Ofen zu holen.“
Sie
sah Bianca und Petra freundlich an. „Danke, dass ihr mit Cornelia
gewartet habt.“
„Ja,
wir wollten sie gerade mitnehmen, da ihr ja in unsere
Nähe
wohnt,“ erklärte Bianca.
Die
alte Frau sah sie nun genauer an, dann lächelte sie.
„Ihr
seid die Bauer-Kinder und wohnt in dem schönen großen Haus schräg
gegenüber.“
Cornelia
hob den Kopf und warf ein: „ mit dem schönen großen Hund!“
(c)Roswitha und Werner B. |
„Ja,
das ist Sedy, ein richtiger Clown, doch sehr lieb, kommt wir wollen
gehen,“ meinte Petra, nahm Cornelia bei der Hand und ging mit ihr
dem Ausgang zu.
Es
war rührend zu sehen wie Petra sich den langsamen Schritten des
anderen Mädchens anpasste.
Als
sie das kleine Häuschen der Larsons erreicht hatten, bat die Oma sie
ins Haus, um die frisch gebackenen
Kekse zu probieren.
Während
Petra mit Cornelia schon im Haus verschwand, lief Bianca schnell
hinüber, um der Mutter zu sagen wo sie waren.
Später
als sie dann mit Frau Larson bei einer Tasse Tee und Keksen zusammen
saß, erfuhr sie die ganze traurige Geschichte.
Petra
und Nelly spielten in deren Zimmer, reichlich mit einem Teller voller
Kekse versehen.
Mit
Tränen in den Augen erzählte Frau Larson von dem großen Unglück,
dass ihre Familie getroffen hatte.
Bei
einem unverschuldetem Unfall kamen ihr Sohn und seine Frau vor zwei
Jahren ums Leben. Cornelia überlebte schwer verletzt, doch ihr
rechtes Bein war total zerschmettert. Über ein Jahr lag sie in der
Klinik und musste immer wieder operiert werden.
Dann
starb ihre Kusine Berta und hinterließ ihnen ihr kleines Haus. Und
sie zogen hierher.
Inzwischen
hatte sie auch eine nette Therapeutin für Nelly gefunden, die ihr
über das erlebte Trauma hinweg helfen sollte.
Die
Therapeutin war es auch, die vorgeschlagen hatte, das Kind in den
Kindergarten zu bringen.
Finanziell
waren sie gut versorgt, da die Versicherung des
Unfallverursachers
eine große Summe als Schmerzensgeld an Nelly zahlen musste und
außerdem noch eine lebenslange Rente.
Die
Kinder kamen in die Küche.
„Bianca
, ich habe Nelly zu meinem Geburtstag morgen eingeladen.“
„Das
ist eine gute Idee, kommen sie morgen doch beide, das Fest beginnt um
14 Uhr.“
„Gerne,
aber was wird eure Mutter dazu sagen.“
Bianca
lachte.
„Das
kann ich ihnen gleich sagen. Sie wird nur antworten, das Haus bricht
sowieso auseinander bei dem Ansturm, da kommt es auf zwei Personen
auch nicht mehr an.“
Petra
grinste.
„Wir
haben so viele Tanten, Onkel, Vettern und Basen , die kommen morgen
alle zu meinem Geburtstag, außerdem habe ich auch noch Elfie,
Gretel, Paula, Babsi, Karin, Tom und Andreas eingeladen,“ wendete
sie sich an Nelly. „Du kennst sie aus dem Kindergarten.“
Als
Bianca später ihrer Mutter dann von den neuen Gästen erzählte,
winkte diese nur ab. Zwei Gäste mehr war kein Problem.
Als
Petra dann im Bett lag, setzte sich Bianca zu ihren Eltern und der
Oma ins Wohnzimmer und erzählte ihnen von dem traurigen Schicksal
von Cornelia.
Allen
tat das Mädchen leid.
„Da
müssen wir eben mehr Spiele machen, die im Sitzen stattfinden, damit
sie mitmachen kann.“ meinte die Oma.
„Ich
werde mir einige ausdenken,“ versprach Bianca.
„Und
bei den Spielen, die draußen stattfinden, kann sie sich zu den
Zuschauern setzen. Wir werden schon dafür sorgen, dass sie sich
nicht ausgeschlossen fühlt,“ versprach die Mutter.
(c) Irmgard Brüggemann |
Und
der Vater erklärte in resigniertem Ton.
„Und
ich werde mich wieder opfern und den Clown spielen
und
beim Sack hüpfen auf die Nase fallen.“
Fröhliches
Gelächter erfüllte das Wohnzimmer.
Pünktlich
um 14Uhr kamen Frau Larson und Cornelia.
Das
Mädchen war total eingeschüchtert von all den vielen Menschen, die
lachend und schwatzend im Garten waren, die langen Biertische deckten
und zwischen Haus und Garten eilig hin und her liefen.
Nelly
schmiegte sich Schutz suchend an ihre Oma.Sedy kam zu ihr und
leckte ihr die Hand, als spürte er ihre Unsicherheit.
Lächelnd
streichelte sie den Hund.
Petra
kam herüber und fasste Nelly resolut an der Hand.
„Komm
mit zu den anderen.“
Für
die Kinder war unter einem Pavillon, der mit Luftballons geschmückt
war, ein großer runder Tisch gedeckt.
Nelly
wurde herzlich begrüßt und da Sedy nicht von ihrer Seite wich,
verlor sie auch ein wenig ihre Scheu.
Keines
der Kinder machte eine Bemerkung über das lahme Bein von Nelly und
hatten auch bald vergessen, dass sie eigentlich „anders“ war.
Später
spielten sie einige Spiele am Tisch unter der Aufsicht von Bianca.
Nelly
machte eifrig mit und ab und zu lachte sie sogar hellauf.
Ihre
Oma, die das Kind nicht aus den Augen gelassen hatte, rührte dieses
Lachen zu Tränen.
Wie
lange hatte sie das Kind nicht mehr lachen gehört.
Frau
Bauer trat neben sie.
„Es
tut Nelly gut hier unter den Kindern zu sein.“
Frau
Larson nickte. „Danke, dass sie uns eingeladen haben.“
„Sie
sollten öfter zu uns kommen. Sehen sie die meisten der Kinder sind
meine Neffen und Nichten. Ich stamme aus
einer
großen Familie und alle wohnen in der Nähe. Bei uns ist immer etwas
los.“
„Nelly
und ich sind noch das Einzige, was von unserer
Familie
übrig ist,“ murmelte Frau Larson traurig.
Frau
Bauer legte ihr den Arm um die Schulter.
„Wissen
sie was, ab jetzt gehört ihr beide zu unserer Familie. “
Die
beiden Frauen umarmten sich.
„ Sedy
weicht nicht von Nellys Seite.“
Frau
Bauer runzelte die Stirn.
„Wissen
sie, ach nein wir wollen du zueinander sagen, ich bin Barbara.“
„Betty!“
„Also
Betty, ich glaube es wäre gut für Nelly, wenn sie einen eigenen
Hund hätte.Ein Hund könnte ihr helfen die schlimmen Erlebnisse
besser zu verkraften.
Weißt
du was, Sedys Mutter hat vor kurzem wieder geworfen. Wir könnten
nächste Woche zum Züchter fahren und Nelly kann sich dann einen der
Welpen aussuchen. Aber jetzt beginnt das Sack hüpfen. Wir wollen
Nelly in unsere Mitte nehmen, denn bei den folgenden Spielen kann sie
nicht mitmachen.“
Nelly
war nicht traurig darüber, dass sie ausgeschlossen war. Sie fiebert
richtig mit und feuerte Petra lautstark an und als Herr Bauer der
Länge nach ins Gras fiel, da lachte sie laut auf.
Am
Abend, als Frau Larson das Mädchen ins Bett brachte, sah diese so
glücklich aus wie schon lange nicht mehr.
Und
als sie ihr erzählte, dass sie ein Geschwisterchen von Sedy
bekommen würde, da fiel sie ihr jubelnd um den Hals.
Als
Nelly sich mit ihrem Teddybären in die Kissen kuschelte murmelte
sie, während ihr die Augen zufielen:
„Weißt
du Petra hat gesagt, ich sei ihre aller, aller beste
Freundin
und soll nun jeden Tag zu ihr kommen.
Wenn ich dann meinen eigenen Sedy habe, dann können die beiden Hund auch miteinander spielen.“
Die
letzten Worte konnte Frau Larson kaum mehr verstehen, denn das Kind
war eingeschlafen.
Dankbar
faltete sie die Hände und sandte ein stummes Gebete zum Himmel.
Nach
all der schweren dunklen Zeit, hatte Gott ihr wieder einen
Sonnenstrahl gesandt.
©
Lore Platz