Montag, 31. August 2020

Pinselchen lernt dazu

Heute muss der kleine Luchs lernen, dass nicht jeder sein Freund ist.


 


 

 

Pinselchen lernt dazu

Wieder oben angekommen, hört er auf einmal eine ganz neue Stimme in den Bäumen, ein Keckern und Rufen, ja schreien.
"He, du da oben, warum bist du so laut und schreist so?"
"Wer will das wissen?"
"Ich bin Pinselchen, der schlaue Luchs und ich habe mich verlaufen."
"Pinselchen, Winselchen. Grinselchen, hihihihihahaha, was machst du denn mitten im Wald?"
"Ich suche Freunde, willst du mein Freund sein?"
"Natürlich will ich dein Freund sein, ich bin Erwin der Eichelhäher, und ich weiß wo du zuhause bist. Lauf nur immer hinter mit her, ich zeige dir den Weg."
Pinselchen froh endlich einen Freund gefunden zu haben lief dem davon fliegenden Vogel hinter her.
Immer tiefer ging es in den Wald hinein. Der Eichelhäher flog von Baum zu Baum, von Ast zu Ast und keckerte und lockte.
Der kleine Luchs folgte glücklich dem neuen Freund. 
Doch dieser war auf einmal verschwunden.
"He, hallo, Freund Erwin, wo bist du denn?"
Doch niemand antwortete ihm. Er war ganz allein im Wald und hatte keine Ahnung wo er war. Pinselchen fühlte sich sehr einsam, außerdem hatte er Hunger und Durst und kalt war ihm auch.
Tränen liefen ihm über das Gesicht und er rief zuerst zart und kläglich, dann immer lauter nach seiner Mama. 

 


 
Plötzlich sprach eine Stimme über ihm.

"Wer heult denn hier so laut und was machst du so spät noch im Wald?"
"Ich bin Pinselchen, der schlaue Luchs und habe mich verlaufen."
"Verlaufen, wieso denn das?"
"Ich bin einem Freund gefolgt, der mir den Weg nach Hause zeigen wollte und mich dabei in die Irre geführt hat."
"Das kann aber kein guter Freund gewesen sein, wenn der dich ganz alleine hier zurück lässt.Wer war es denn?"
"Erwin, der Eichelhäher."
"Das ist bestimmt kein guter Freund, ein Tunichtgut ist das, der sich nur einen Spaß mit dir gemacht hat. Nun wollen wir erst mal einen sicheren Schlafplatz  für dich finden und morgen wenn die Sonne scheint, kannst du den Weg nach Hause suchen."
Und der nette Uhu flog voran und zeigte dem kleinen Ausreißer eine alte verlassene Höhle.
Pinselchen kroch hinein und war bald nach all den Aufregungen eingeschlafen.
Am nächsten Morgen krabbelt er aus der Höhle und machte sich mit knurrendem Magen auf dem Weg
Ohne es zu wissen lief er immer weiter weg von seinem Zuhause.
Auf einmal war der Wald zu Ende und er stand auf einer Wiese. 
Um wenigstens seinen Durst zu stillen, schlabberte er den Tau von Blumen und Gras.
Viele kleine und große Hügel türmten sich auf der Wiese und erstaunt bemerkte er, wie aus einem dieser Hügel ein schwarzer Kopf mit einer rosa Nase heraus schaute und schnupperte.
Ein Pfiff und der Kopf verschwand.


 


 

Pinselchen lief neugierig hinüber und rief.
"He, du da, wer bist du und warum versteckst du dich?"
 "Wer will das wissen," kam es ängstlich zurück.
"Ich, Pinselchen der schlaue kleine Luchs, der auf der Suche nach Freunden ist, aber nun habe ich mich verlaufen. Ein Eichelhäher hat mich in die Irre geführt und ich suche nun den Weg nach Hause."
Der kleine schwarze Pelz kam wieder aus dem Hügel heraus, schnupperte und rief.
"Ich bin Paulchen, der Maulwurf und will gerne dein Freund sein. Leider kann ich dich nicht gut sehen, aber riechen, ich grabe mir gerade ein neues Zuhause. Ich habe vielen Wohnungen, die brauche ich für meine Familie auch wenn der Bauer, dem die Wiese gehört, es nicht gerne sieht. Aber die Erde hier ist weich zum graben und es gibt viele leckere Würmer. Willst du mal mitkommen und meine Wohnung anschauen?"
"Danke, ich bin wohl zu groß für deine Wohnung, aber dein Freund möchte ich gern sein."
Sie unterhielten sich noch eine Weile und dann gab ihm Paulchen den Tipp, es bei der Rehfamilie, die am anderen Ende der Wiese im angrenzenden Wald wohnte, zu versuchen. Die wüssten vielleicht wo sein Bau war.
Pinselchen bedankte sich bei seinem neuen Freund und lief weiter. 
 


 

Tommy, der Rehbock kam zwischen den Bäumen hervor und als er den kleinen Luchs erblickte, blieb er stehen.
"Hallo, kannst du mir helfen, ich bin Pinselchen der kleine schlaue Luchs und habe mich verlaufen, Weißt du vielleicht, wo mein Bau ist?"
Tommy betrachtete ihn ernst. "Wie kommt es, dass ein so kleiner Kerl wie du soweit von zuhause weg ist."
Pinselchen senkte beschämt den Kopf. "Ich habe einem Eichelhäher vertraut, der behauptete mein Freund zu sein."
Tommy schütelte den Kopf, da raschelt es hinter ihm und seine Frau, die Ricke, kam aus dem Wald.
Pinselchen lachte verrgnügt. "Ich kenne dich, bist du nicht Viola?"
"Ja, Pinselchen, was machst denn du hier, soweit von deinem Zuhause?"
Der Kleine lachte verlegen. "Ich habe mich verlaufen, weil ich einem Eichelhäher vertraut habe."
"Vertraue nie falschen Freunden, der Eichelhäher ist ein Schelm, der kann viele Stimmen nach machen und  führt gerne in die Irre. Du musst noch viel lernen, vor allem aber unterscheiden wer dein Freund ist und wer nicht. Aber nun komm, ich will dir den Weg nach Hause zeigen."
Viele Stunden liefen sie durch den Wald, als sie plötzlich ein lautes klagendes Rufen vernahmen.
"Das ist Mama!" jubelte Pinselchen und lief los, ohne sich noch einmal umzudrehen und danke zu sagen.
Viola schüttelte den Kopf, drehte sich um und lief zurück. Sie war beruhigt, dass der Kleine wieder bei seiner Mutter war, aber schön wäre es doch gewesen, wenn er danke gesagt hätte.
Der Kleine muss noch viel lernen, dachte sie und ließ sich einige wunderbare Kräuter schmecken, bevor sie endgültig zu ihrer Famile ging.
Pinselchen aber war nun wohl behalten zu Hause angekommen und hatte sich einiges von Mama und Papa anhören müssen.
Natürlich hatten sie Recht, aber es war auch alles so aufregend und spannend gewesen, naja ein bisschen Angst hatte er auch gehabt.
Gesättigt und glücklich rollte er sich zusammen und schloss die Augen.
Was für spannende Abenteuer wohl noch auf ihn warteten?

(c) Roswitha Borgfeldt 

Samstag, 29. August 2020

Erinnerung an einen ganz besonderen Menschen

 
 Heute sind es sieben Jahre. seit mein Mann in das andere Reich gewechselt ist.

Als wir uns kennenlernten waren wir zwei einsame Menschen, in deren Leben es wenig Menschen gab, denen wir etwas bedeuteten oder die uns liebten.
Dabei hatten wir beide ein übervolles Herz voller Liebe und damit haben wir uns beide beschenkt.




Die Krönung dieser Liebe war unsere Tochter Claudia.



Doch nun da er nicht mehr bei mir ist fühle ich mich wie ein Blatt im Wind, das von seinem starken Ast getrennt wurde, der es 35 Jahre getragen hat.
Und es vergeht kein Tag, an dem ich ihn nicht vermisse.


Ich vermisse:
Wenn du mit grummeligen Gesicht in die Küche kommst und erst nach der ersten Tasse Kaffee mir ein Lächeln schenkst.
Ich vermisse:
Dein aufmunterndes Lachen, wenn ich mal den Kopf hängen lasse.
Ich vermisse:
Deinen spitzbübischen Humor und dein herzliches Lachen
Ich vermisse:
Deine liebevolle Fürsorge und deinen Schutz
Ich vermisse:
Deine liebenswerte Tolpatschigkeit, besonders wenn du mir eine Freude machen willst.
Ich vermisse:
Dein Meckern und Schimpfen über die Politik
Ich vermisse:
Unsere hitzigen Meinungsverschiedenheiten
Ich vermisse:
Das befreiende gemeinsame Lachen, wenn sich unsere Gemüter wieder beruhigt haben.
Ich vermisse:
Deine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft deinen Mitmenschen gegenüber.
Ich vermisse:
Deine Vernarrtheit in dein Auto, die einzige Geliebte, die ich jemals fürchten musste.
Ich vermisse:
Deinen Mut, deine Geradlinigkeit und deine Ehrlichkeit
Ich vermisse:
Einfach nur D I C H

Doch ich bewahre, jede gute und jede schlechte Stunde unserer gemeinsamen 35 Jahren tief in meinem Herzen wie einen Schatz, den mir niemand nehmen kann.

Ich habe meinem Mann versprochen nach seinem Tod nicht zu verzweifeln und meisten gelingt es mir auch, mit Hilfe meiner Lust zu Schreiben und einigen sehr guten Freundinnen.




Eine Geschichte hat mich damals besonders berührt und auch geholfen.
" Ein Buschwindröschen" von meiner Freundin Regina Meier zu Verl
Mit ihrer Erlaubnis, darf ich sie euch vorstellen.