Montag, 21. Dezember 2020

Pinselchen und Weihnachten



Pinselchen und Weihnachten


Es war Winter geworden im Pinselchens Wald und manchmal auch windig und bitter kalt und weiß vor Schnee und Reif.

Der Wind häufte den Schnee vor dem Eingang der Wohnhöhle und Mama und Papa hatten große Mühe, den Eingang frei zu bekommen und mussten außerdem vorsichtig sein, damit kein Zweibeiner aufmerksam wurde.

Doch heute war ein besonders schöner Wintertag, die Sonne schien, Schneeflocken segelten vom Himmel und landeten auf Pinselchens Pelz und schmolzen durch seine Körperwärme.

Er wollte Flocken fangen, aber das klappte nicht, denn kaum in der Pfote waren sie zu Wasser geworden und seine Enttäuschung war groß.

So setzte er sich auf einen Stamm und beobachtete das Treiben. Seine Freunde gesellten sich dazu und nun saßen sie gemeinsam und blickten mit großen Augen, wie der Schnee mehr und mehr wurde.

Der Fuchs meinte: „Ich lauf lieber heim, ist mir zu kalt“

Und auch die Maus verschwand in ihrem Bau, schnüffelte noch mit dem Näslein nach draußen und dachte sich, nichts ist gemütlicher als bei der Familie, wenn auch langweilig, Hauptsache warm und zu essen gibt es auch was.

So saß Pinselchen ganz alleine auf dem Stamm und staunte über die vielen Flocken, die neben ihm auf dem Baustamm landeten und wie die aussahen. Jede hatte eine andere Form und wunderschön waren sie anzusehen.

Er wollte noch eine Weile zusehen, weil weit hatte er ja nicht nach Hause.

 

 


 

Auf einmal hörte er Stimmen, die kamen immer näher. Da hieß es in Deckung gehen, wer weiß ob das gefährlich ist. So kletterte er schnell auf eine Tanne und beobachtete wer oder was da ankam.

Es war drei Zweibeiner, zwei große und ein kleiner.

Was die wohl hier wollten beim dem Wetter und dem vielen Schnee.

Es gefiel ihm gar nicht, aber neugierig war er doch, also abwarten und lauschen.

Da hörte er auch schon wie die tiefere Stimme sagte: „Hoffentlich gefällt dir endlich bald ein Baum, hab keine große Lust mehr bei der Kälte ewig zu laufen.“

Sie hatten auch so ein komisches Teil dabei mit Zähnen wie der Löwenzahn sie hat. Für was das wohl gedacht war? Dann sagte die höhere Stimme: „ja, ja wir finden schon einen, nein, der ist zu klein, der ist zu breit, da sind die Abstände zwischen den Zweigen zu weit auseinander, der hat keine ordentliche Spitze und Fichten mag ich nicht, die nadeln so schnell.

Pinselchen konnte sich aus all dem keinen Reim machen und bitte was ist nadeln?

Endlich hatten sie ein Bäumchen gefunden, das alle Ansprüche erfüllte. Und dann kam das Löwenzahnding zum Einsatz und ritsch ratsch war die kleine Tanne umgesägt. Der Mann nahm sie unter den Arm und das kleine Kind, also der dritte Zweibeiner hüpfte während dessen laut singend umher. Warf mit Tannenzapfen um sich und kickte Pilze um. Benimmt man sich so im Wald?

Pinselchen tat das Bäumchen leid und so lief er traurig nach Hause und erzählte es den Eltern.

Papa der fast alles wusste, erklärte es ihm.

Die Zweibeiner brauchen den Tannenbaum für Weihnachten. Sie schmücken ihn und wenn das Christkind kommt und die Geschenke bringt legt es diese unter den Baum.

Was ist ein Christkind und was sind Weihnachtsgeschenke?“ wollte Pinselchen wissen.

Das Christkind ist ein wunderschönes kleines Kind, das den Erdenkindern kleine Geschenke macht, wenn sie übers Jahr brav waren.

Es wird begleitet von vielen Engeln, reist auf einem großen Schlitten, den vier Rentiere ziehen und der Nikolaus lenkt.

Außerdem kann dieses Gefährt auch fliegen.

Jetzt konnte Pinselchen nur noch den Kopf schütteln.

So viele Informationen und ob das alles wahr war, obwohl, Papa ist klug und weit herum gekommen.

Papa,“ fragte Pinselchen, „bekomme ich auch ein Weihnachtsgeschenk?“ „Nein, mein Kleiner, das gibt es nur bei den Zweibeinern.“

Schade, dachte Pinselchen.

Aber er hatte eine Idee. Gleich morgen würde er sich mit seinen Freunden treffen und beraten ob sie nicht Weihnachtsgeschenke machen könnten und wie, das wusste sicher das Kräuterweiblein.

Gesagt, getan! Am anderen Morgen traf er sich mit den Freunden und er erzählte ihnen, was er gestern erlebt und was sein Papa ihm erzählt hatte.

Dann liefen sie so schnell die kleinen Beine sie trugen zum Kräuterweiblein und hofften, dass sie zuhause wäre,

Wo sollte sie schon groß sein“,sagte der Fuchs, „bei der Kälte?“

Und tatsächlich stieg Rauch aus dem Kamin auf.

Pinselchen klopfte an die Türe und das Kräuterweibel kam auch gleich, um zu öffnen.

Sie fragte sich, wer wohl zu ihr wollte bei dem vielen Schnee und der Kälte und staunte, als sie die drei Freunde sah.

Was führt Euch zu mir,“ wollte das Weiblein wissen,

Die drei Freunde schlüpften in das Häuschen.

Am Ofen in der Küche hatte es jede Menge Körbe mit Kastanien, Walnüssen, Haselnüssen, Bucheckern, Tannenzapfen, Eicheln und rote Beeren und irgendwelchen Kräutern.

Pinselchen erzählte nun was er im Wald gesehen und dass sein Papa gesagt hatte, die Menschen würden diesen Baum in ihrem Zimmer aufstellen.

Die alte Frau sah die Tiere lächelnd an und erklärte:

Kurz vor Weihnachten holen sich die Menschen einen Baum aus dem Wald und stellen ihn in ihre Stube.

Das Tannenbäumchen wird hübsch geschmückt mit glänzenden Kugeln, Wachskerzen, roten Äpfeln und Schokoladenringen, wenn man sie sich leisten kann, denn Schokolade ist teuer!

Und am Hl. Abend, den 24. Dezember kommt das Christkind mitten in der Nacht und legt den Menschen Geschenke unter den Baum.“

Die Kräuterfrau führte die Tiere zu einem Tisch auf dem eine holzgeschnitzte Krippe aufgebaut war.

Sie zeigte auf das kleine Kind, das in der Futterkrippe lag, bewacht von Ochs und Esel und liebevoll betrachtet von Maria und Josef.

Seht ihr das ist das Christkind.“

Na, dachte Pinselchen ob das auch stimmte.

So ein kleines Kind fliegt mit einem Schlitten durch Schnee und Kälte.

Aber das Kräuterweiblein wird wohl es wissen.

Aber so ganz überzeugt war er nicht.

Mein Papa meint, das Christkind kommt nicht zu den Tieren, aber könnten wir denn nicht auch hier im Wald Weihnachten feiern?“

fragte Pinselchen.

Das ist eine gute Idee, seht mal was ich alles gesammelt habe für die Tiere, damit sie im Winter nicht hungern müssen. Kommt doch Morgen vorbei, dann wollen wir sie im Wald verteilen. Denn der Gedanke von Weihnachten ist anderen Gutes zu tun.“

 


Die alte Frau holte inzwischen einen Teller mit Plätzchen und ließ sie probieren.

Oh, wie lecker waren die !

Das Weiblein packte ein paar Stücke für die Familie der drei Freunde ein. Sie wickelte sie in große Ahornblätter und mit den Zweigen von wilden Wein band sie sie zusammen.

Die drei Freunde verabschiedeten sich und versprachen Morgen wieder zu kommen.

Dann machten sie sich auf den Weg nach Hause, so lange es noch hell war. Sonst würden sich die Eltern wieder Sorgen machen.

Zuhause angekommen, breitete Pinselchen die Schätze aus, da staunte der Rest der Familie und freute sich über die Köstlichkeiten, wenn auch unbekannt, aber was vom Weiblein kam, konnte nie schlecht sein.

Dann saßen sie alle zusammen und Pinselchen erzählte ihnen, was das Weiblein berichtet hatte. Die Geschwister kicherten bis Papa  ein Fauchen ausstieß, dann war wieder Ruhe und Pinselchen konnte zu Ende erzählen und dann war Schlafenszeit und Traumzeit.


© Roswitha Borgfeldt






 

Freitag, 18. Dezember 2020

Der Schneemann, der die Welt kennen lernen wollte - Reizwortgeschichte











Der Schneemann, der die Welt kennen lernen wollte


Herr Knudelich stand aufrecht im Vorgarten eines schmucken kleinen Häuschen und hatte wieder mal einen Traum.
Herr Knudelich war übrigens ein Schneemann und die kleine Birgit, die ihn erschaffen hatte, gab ihm diesen Namen.
Nun stand er also schon einige Zeit hier im Garten und anfangs war es ja noch sehr interessant.
Birgit besuchte ihn jeden Tag und erzählte ihm aufgeregt von einem Nikolaus und einem Christkind und ihren Wünschen an die beiden.
Auch konnte er beobachten wie der Vater der Kleinen heimlich einen Tannenbaum in den Schuppen brachte und ihn dann zusammen mit Birgits Mutter im Haus mit bunten Flitterzeug behängte.
Herr Knudelich gefiel das sehr gut.
Als dann dieses Christkind gekommen war, erzählte ihm Birgit aufgeregt, welche Geschenke es bekommen hatte und zeigte ihm ganz stolz den neuen Rodelschlitten.


Einige Tage später kam dann mitten in der Nacht die ganze Familie, selbst Opa und Oma waren dabei, in den Garten und auf einmal fingen die Sterne an zu explodieren.
Und alle freuten sich und riefen „Aaah“ „Ooooh“
Die Nachbarn kamen herüber und wünschten ein gutes neues Jahr und ein Mann der schwankte so komisch und bot ihm sogar ein Glas Sekt an.
Wusste der nicht, dass Schneemänner nicht essen und trinken.

Aber seit diesem schönen Erlebnis war es ziemlich langweilig hier.
Birgit hatte nun keine Zeit mehr für ihn, denn nach der Schule ging sie mit ihren Freunden zum rodeln.
Herr Knudelich stand also einsam da und betrachtete gelangweilt die Gegend ringsum, die er schon mit geschlossenen Augen erkennen konnte.
Die einzige Abwechslung war der Besuch der Vögel, deren Unterhaltung er lauschte, wenn sie das Futterhäuschen besuchten.
Die Spatzen stritten sich ja meistens und gönnten dem anderen das Futter nicht.
Die Meisen und Finken benahmen sich gesitteter.
Und einmal hörte er eine Kohlmeise klagen, dass ihre gute Freundin, die Schwalbe, in den Süden geflogen sei und sie diese sehr vermisse.
Nun träumte Herr Knudelich davon auch einmal in die weite Welt hinaus zu gehen.
Die Dämmerung hatte inzwischen ihre dunklen Schleier über das Land gelegt und es fing an zu schneien.
Dicke weiße Flocken setzten sich auf den Hut des Schneemanns.
Die Schneeflocken waren ja ein lustiges Völkchen und lachten und schnatterten in einer Tour.
Plötzlich kam der Wind durch den Garten und wirbelte die fröhlichen Flöckchen hoch.
Diese hielten sich an den Händen und tanzten lachend und jubelnd in der Luft.
Eine Weile ging das fröhliche Spiel, dann setzte sich der Wind erschöpft gegenüber von Herrn Knudelich in den Schnee.
Er holte ein paarmal tief Atem und lächelte verlegen.
Man merkt doch, dass man nicht mehr der Jüngste ist, diese kecken jungen Dinge bringen einem ganz schön außer Atem.“
Herr Knudelich schmunzelte.
Da haben sie recht, aber man kann ihnen ja nicht böse sein.“
Ein tiefer Seufzer begleitete diesen Satz.
Der Wind runzelte die Stirn.
Was haben sie denn!“
Ach ich möchte so gerne die Welt kennen lernen und sitze hier fest. Ach könnte ich doch auch so durch die Luft wirbeln wie ihr.“
Nachdenklich betrachtete ihn der Wind, dann rief er.
Ich habe eine Idee, ich helfe ihnen. Zuerst einmal brauchen sie Füße. Bitte erschrecken sie nicht.“
Und er pustete kräftig den Schneemann an und als dieser nach unten sah, hatte er tatsächlich zwei stämmige Füße.

Vorsichtig hob er erst den einen, dann den anderen und machte ein paar Schritte, noch etwas unbeholfen, aber mit der Zeit wusste er wie es ging und raste durch den Garten.
An der verschlossenen Tür zur Straße blieb er stehen.
Das haben wir gleich,“ meinte der Wind und warf sich gegen das Gatter, bis der Riegel raus sprang und der Weg zur Freiheit offen war.
Eine Weile noch begleitete der Wind seinen neuen Freund, doch dann musste er weiter.
Gute Reise und Lebewohl!“
Lebewohl und vielen Dank!“
Nun setzte Herr Knudelich seinen Weg alleine fort und er kam aus dem Staunen nicht heraus, was gab es doch alles zu sehen in der Stadt.
Doch dann wurden die Häuser weniger und vor ihm lag ein freies schneebedecktes Feld.
Vergnügt wanderte er über die Schneedecke und erreichte einen Wald.
Hier wollte er erst einmal ausruhen und so setzte er sich unter einen Baum.
Erschrocken fuhr er zusammen, als er ein Flügelrauschen vernahm und ein leises „Uhuhuhuhh“
Ein großer Vogel ließ sich neben ihm nieder.
Wer bist denn du?“ wollte er wissen.
Ich bin Herr Knudlich, ein Schneemann,“ stellte sich dieser vor.
Ach ja solche Dinger habe ich schon in den Gärten stehen sehen. Wusste gar nicht, dass sie laufen können. Was willst du denn hier im Wald.“
Ich möchte die Welt kennen lernen.“
Wenn es dir Spaß macht, ich will jetzt in mein Bett!“
brummte die Eule, flog auf den Baum und schlüpfte durch ein Loch.
Herr Knudelich schmunzelte, ein seltsamer Vogel und nicht mal vorgestellt hatte er sich.
Doch der Schneemann war nun auch müde und so lehnte er sich zurück an den Stamm und schloss die Augen.
Wer er wohl ist, wo er wohl er wohl herkommt?“
Herr Knudelich öffnete die Augen und bemerkte einige Hasen, die ihn neugierig betrachteten.
Der Schneemann streckte die Arme und gähnte laut, was die Hasen kichern ließ.
Guten Morgen,“ sagte er gutgelaunt.
Guten Morgen,“ tönte es im Chor.
Ich bin Herr Knudelich, ein Schneemann, der die Welt kennen lernen will. Und gestern Abend war ich so müde, dass ich hier erst einmal Rast machte.“
Ich bin Benny, das sind meine Schwester Karla, mein Bruder Rudy und der Kleine ist Felix,“ stellte der Größte der Hasen sich und seine Geschwister vor.
Es raschelte im Baum und Schnee fiel herab.
Ein Eichhörnchen kletterte geschwind den Stamm herunter und sprang in den Schnee.
Nun bin ich aufgewacht vor Hunger und weiß nicht wo ich meine Nüsse versteckt habe,“ seufzte es und lief kopfschüttelnd davon.
Jedes Jahr dasselbe, Miabel vergisst immer wieder, wo sie ihre Nüsse versteckt hat,“ lachte Benny.
Da kommt der Fuchs !“ rief Felix und auf einmal waren die Hasen verschwunden.
Neugierig sah Herr Knudelich dem rotbraunen Gesellen, mit dem buschigen Schwanz, entgegen.
Guten Tag,“ grüßte der Schneemann höflich, als der Fuchs vor ihm stehen blieb.
Ja,ja,“ brummte dieser und hob schnuppernd die spitze Nase.
Hier riecht es doch nach Hasen, ihr habt nicht zufällig welche gesehen?“
Ja, aber das ist schon eine ganze Weile her.“
Schade, dabei hätte ich so eine Lust auf Hasenbraten!“
Verärgert lief der Fuchs weiter.
Herr Knudelich sah ihm grinsend nach, dann erhob er sich,
Zeit weiter zu gehen.
Nun wanderte er viele Tage bergauf, bergab und die Welt gefiel ihm.
Oft hielt er ein Schwätzchen mit den Tieren, denen er begegnete.
Menschen ging er aus dem Weg und wenn er doch einem begegnete, dann bleib er stocksteif stehen.
Eines Tages kam er an einen Bach.
Vergnügt beobachtete er wie das Wasser fröhlich plätschernd über Stock und Stein hüpfte.
Wohin des Weges mein Freund!“ rief er.
In die weite Welt!“
Dahin will ich auch, können wir denn nicht zusammen wandern, allein macht es keinen Spaß!“
Gerne, aber leider bist du viel zu schwer, ich kann dich nicht tragen!“


Inzwischen war die Sonne höher gestiegen und da es bald Frühling wurde, waren ihre Strahlen viel kräftiger und der Schnee ringsum begann zu schmelzen.
Auch an dem Schneemann liefen große Tropfen herab.
Ich weine !“ rief er erschrocken.
Der Bach lachte: „ Nein du schmilzt, es wird Frühling!“
Ach wie schrecklich!“ Nun fing er Herr Knudelich wirklich an zu weinen.
Nein, das ist doch wunderbar!“ meinte der Bach und lachte.
Was soll denn daran wunderbar sein?“ fragte der Schneemann und war einen Moment wirklich beleidigt.
Verstehst du denn nicht, wenn du schmilzt wirst du zu Wasser und dann können wir zusammen die Welt entdecken!“
Und der Schneemann wurde immer kleiner und bald war nur noch eine kleine Pfütze von ihm übrig.
Diese aber setzte sich in Bewegung und floss in den Bach.
Und nun konnten die beiden Freunde, der Schneemann und der Bach die Welt gemeinsam entdecken.

© Lore Platz  2015










Mittwoch, 9. Dezember 2020

Plauderecke weihnachten

Advenire heißt das lateinische Wort, das Erwartung bedeutet und aus dem sich das Wort Advent abgeleitet hat.
Wir warten auf die Ankunft des Herrn.
Ursprünglich hat man sich durch eine sechswöchige Fastenzeit auf das Weihnachtsfest vorbereitet.
Auf dem Konzil von Lerida im Jahr 524 wurde dann eine vierwöchige Fastenzeit fest gelegt.
Zu dieser Zeit glaubte man noch, dass die Erde viertausend Jahre vor Jesus Geburt erschaffen wurde.

 

 

 




Hat Weihnachten noch den Zauber von früher?


 
Früher war alles besser, hörte ich oft die älteren Leute sagen.
Nun gehöre ich auch schon zu der Generation, die mehr zurück als nach vorne blickt und im Glanz der Erinnerung alles etwas verklärt sieht.
Sicher war nicht alles besser als heute, der Fortschritt bringt ja auch seine Vorteile, aber etwas war früher bestimmt besser, das Weihnachtsfest.
Wenn im Oktober bereits Lebkuchen und Weihnachtsgebäck in den Regalen der Kaufhäuser locken, dann geht doch ein wenig der Vorfreude verloren.
Wie schön war es, wenn unsere Mutter in der Adventszeit mit dem Backen begann und das ganz Haus mit dem Duft von Zimt und Vanille erfüllt war.
Das Backwerk wurde dann in Dosen abgefüllt und diese versteckt. Und erst am Heiligen Abend bekam jeder seinen, mit Leckereien, gefüllten Weihnachtsteller.
Die Adventszeit war überhaupt eine schöne und für mich unvergessliche Zeit.
Während unsere Mutter backte, saßen wir um den Küchentisch herum und sangen oder unser Vater las uns Märchen vor.
Es war wohlig warm, das Holz knisterte im Ofen und der Duft der frisch gebackenen Plätzchen erfüllte den Raum.
Wenn mal ein Blech daneben ging, dann durften wir die leicht angekokelten essen. Das war ein Fest.
Besonders viel Mühe gab sich mein Vater jedes Jahr mit der Krippe. Um den Stall herum baute er eine wundervolle Welt auf, aus Moos, Tannenzweigen und kleinen Ästchen, aus denen er Gatter für die Schafe und sogar eine kleine Brücke bastelte.
Für das Wasser des Baches benutzte er das Aluminiumpapier seiner Zigarettenschachtel.
Es gab viele Weihnachtsfeste, die mir in lieber Erinnerung sind. Aber bei meinem ersten Weihnachtsfest jagte ich meiner fünf Jahre älteren Schwester einen riesigen Schrecken ein.
Ich kam 11 Tage vor dem Hl.Abend zur Welt, damals lag meine Schwester Karin mit Scharlach in der Isolierstation des Krankenhauses und wusste nicht, dass sie inzwischen eine kleine Schwester bekommen hatte.
Als Karin aus dem Krankenhaus entlassen wurde, feierten meine Eltern das Fest für sie nach.
Mit fromm gefalteten Händen und strahlenden Augen schritt Karin singend auf den Baum zu.
Ich lag halb verdeckt dahinter in einem Korb und fing zu schreien an.
Abrupt blieb meine Schwester stehen und mit einem entsetzten „Mutti!“ drehte sie sich um und vergrub ihren Kopf im Kleid unserer Mutter.
Später aber hat sie die lebendige Puppe geliebt.

© Lore Platz


 

 

Freitag, 4. Dezember 2020

Die Hl. Barbara



 

Heute ist ja der Tag der Hl. Barbara. 

Die heilige Barbara ist die Schutzheilige der Bergleute

Diese lebte im 3. Jhrdt in Kleinasien und wurde von ihrem Vater sehr geliebt. Da er aber sehr eifersüchtig und argwöhnisch war, sperrte er sie in einen Turm, wenn er verreisen musste.

Das erinnert doch sehr an das Märchen Rapunzel!

Obwohl Barbara reich war, war sie doch auch sehr einsam und unglücklich und als sie die christliche Religion kennen lernte, gab das ihrem Leben einen Sinn.

Ihr Vater selbst zeigte sie an, der Legende nach und er enthauptet sie selbst. Den Vater aber traf kurz darauf der Blitz.

Ebenfalls der Legende nach sollen die im Winter verdorrten Blüten am 24. Dezember auf Barbaras Grab jedes Jahr erblühen.

Daher auch der Brauch, am 4. Dezember einen Zweig ins Haus zu holen und in eine Vase zu stellen und wenn er am Hl. Abend blüht dann bedeutet das Glück.

Auch Hochzeiten soll der Zweig voraus sagen und früher haben die Mädchen einen Zettel mit den Namen Ihr Verehren in die Zweige gehängt und wessen Zweig blühte, der war dann der Auserwählte.

 

 

 

 

 


 

Mittwoch, 2. Dezember 2020

Plauderecke Nikolaus und Weihnachtsmaa

Diese Woche steht ja ganz im Zeichen des Nikolaus.
Ob die Kinder in der heutigen Zeit auch noch so zittern, wie wir damals.



Bei uns kam der Nikolaus immer am Abend des 5.Dezembers.
Hattet ihr als Kinder auch immer so Angst vor dem Nikolaus?
Mir war immer so bange, denn der begleitende Knecht Ruprecht war ein rauer Geselle und mit der Rute nicht zimperlich.
Einmal ist unsere Katze auf seinen Sack mit den Geschenken gesprungen und meine Schwester Karin kicherte, bautsch , da hatte sie eine mit der Rute bekommen.
Von meinem Mann wurde eine Geschichte überliefert, die mich immer wieder zum Lachen brachte:
Die Familie saß wartend auf den Nikolaus um den Tisch herum, da stellte sich Klein-Kurtl mitten ins Zimmer und prahlte:
Ich habe keine Angst vor dem Nikolaus, wenn der kommt, dann hau ich ihm eine runter, dass er denkt das Christkind ist ein Adler!“
Da klopfte es an der Tür.
Der noch eben so mutige Prahlhans sprang quer über den Tisch
auf den Schoß seiner Oma.
Heute gibt es ja außer dem Nikolaus und dem Christkind noch den Weihnachtsmann, was für ein Kind ganz schön verwirrend sein kann.
So ging es auch der kleinen Lena, aber die Oma kann es ihr durch eine Geschichte  erklären. 
 
 





Lena öffnete leise die Tür.

 „Oma möchtest du sehen, was der Nikolaus mir im 

Kindergarten gebracht hat?“

Aber sicher mein Schatz komm nur herein.“

Lena leert die hübsch bemalte Papiertasche auf der Decke, 

die über Omas Beine gebreitet ist, aus.

Ein Apfel, eine Orange, einige Walnüsse und ein dicker 

Weihnachtsmann aus Schokolade kullern auf der bunten 

Decke herum.

Da hat euch der Hl. Nikolaus aber viel geschenkt, ihr müsst 

ja sehr brav gewesen sein.“

Lena lässt einen tief von Herzen kommenden Seufzer hören.

Auf den fragenden Blick der Oma erklärt sie.

Du hast mir doch erzählt, dass der Hl. Bischof ein guter 

Mann war und den Menschen geholfen hat und deshalb darf 

er am sechsten Dezember vom Himmel kommen und den 

guten Kindern etwas schenken. Und an Hl. Abend kommt 

dann das Christkind und feiert seinen Geburtstag mit uns und 

weil es uns so lieb hat beschenkt es uns.“

Oma Karin legt die Gaben auf das Tischchen neben sich und 

hebt ihre Enkelin auf ihren Schoß.

Warum fragst du?“

Lena kuschelt sich an die Oma und deutet auf den 

Schokoladenmann.

Der sieht dem HL. Nikolaus im Kindergarten überhaupt nicht 

ähnlich und mein Freund Toby hat gesagt, dass das ein 

Weihnachtsmann ist, denn in vielen Ländern kommt gar 

nicht das Christkind, sondern der Weihnachtsmann am HL. 

Abend.“

Frau Jomsom schließt einen Moment die Augen, dann lächelt 

sie.

Ich werde dir erzählen warum, das so ist.



Warum es einen Weihnachtsmann gibt.



Vor vielen vielen Jahren, als das Christkind noch nicht geboren war, da wurden die Kinder von Frau Holle beschenkt und begleitet wurde diese von Jack Frost. Denn auch damals gab es böse, freche Kinder. Doch wenn Jack Frost mit der Rute drohte, oder gar seinen Stab hob, mit denen er sie zu Eis erstarren lassen konnte, wurden selbst die frechsten Buben ganz kleinlaut.




So vergingen viele hundert Jahre und das Christkind wurde geboren und brachte die Freundlichkeit und Liebe in die Welt.

Als es dann zurück zu seinem Vater in den Himmel kam, da überzeugte es auch diesen, dass nicht alle Menschen so böse sind. Gott Vater war nämlich oft sehr wütend über die Menschen, wenn sie mal wieder Kriege anfingen, Menschen töteten und alles zerstörten was er ihnen doch als Geschenk gegeben hatte.

Jesus aber bat seinen Vater, wenn dieser die Erde für immer zerstören wollte, den Menschen doch eine Chance zu geben.

Und eines Tages schlug er ihm vor, dass er einmal im Jahr an seinem Geburtstag auf die Erde gehen und den Menschen die Herzen für die Liebe öffnen wollte.

Und so beschenkte er die Kinder an seinem Geburtstag und zeigte ihnen die Liebe, die er für sie fühlte.

Doch die Welt wurde immer größer, die Menschen immer mehr und nicht alle glaubten an das Christkind.

Da Jesus aber ein gutes Herz hatte und besonders die Kinder liebte, tat es ihm weh, dass nicht alle Kinder beschenkt wurden.

Also fragte er Frau Holle und diese erzählte ihm, dass sie einst mit Jack Frost die Kinder beschenkt hätte.

Jesus wanderte zum Nordpol und fragte den grimmigen Alten, ob er nicht die Kinder zu denen er nicht kommen konnte, weil sie nicht an ihn glaubten, beschenken wollte.

Dieser sah ihn kopfschüttelnd an und seine dicken Augenbrauen wölbten sich wie Würmer.

Du bist ein komischer Kauz, warum willst du denn die Kinder beschenken, die nicht an dich glauben.“

Ein leises Lächeln glitt über das Gesicht von Gottes Sohn.

Weil ich alle Menschen liebe und wenn man jemanden liebt muss man ihm auch die Freiheit lassen anders zu denken und zu sein. Es gibt so viele Religionen auf der Welt und jeder sucht für sich den richtigen Weg. Und ich liebe die Kinder ganz besonders, egal welche Religion oder Hautfarbe sie haben. Darum bitte ich dich als Weihnachtsmann an meiner Stelle diese Kinder zu beschenken. Glaube mir sie werden dich und deine poltrige Art lieben.“


Und so wurde aus Jack Frost der Weihnachtsmann, der jedes Jahr mit seinem Renntierschlitten auf den Dächern landet und durch den Kamin rutscht, um die Päckchen für die Kinder unter den Weihnachtsbaum zu legen.“


Lena ist sehr still, dann sagt sie leise.

Im Kindergarten ist ein Junge, er heißt Achmed und hat eine andere Religion. Sie feiern bei ihm zu Hause auch nicht Weihnachten. Weißt du was, ich werde ihm am letzten Tag im Kindergarten etwas schenken und ihm sagen, das ist, weil wir den Tag der Liebe feiern.“

Oma Karin gibt ihr einen Kuss.


© Lore Platz  2.12.20