Montag, 6. Februar 2023

Als der Winter nicht weichen wollte

 





(c) Monka Mandelik





Lena sah, das Gesicht in beide Hände gestützt, aus dem Fenster. 

Ein tiefer Seufzer entfuhr ihr.

 Oma Emma trat neben sie. "Was ist los meine Kleine?" "Gestern als wir alle spazieren gingen, war es doch so herrlich warm und überall haben schon die Blumen aus der Erde geguckt und Papa hat zu Mama etwas von Frühlingsgefühlen gemurmelt." 

Omas Lippen zuckten, auch sie hatte ihren Schwiegersohn gehört. 

Lena aber klagte weiter, und heute schneit es und alle die Blumen werden erfrieren." 

"Keine Bange," tröstete die Oma, " das ist nur noch ein kurzes Aufbäumen des Winters und die Blumen sind stärker , als sie aussehen.

Doch vor vielen vielen Jahren, da wollte der Winter überhaupt nicht weichen. Möchtest du die Geschichte hören?" Lenas Augen leuchteten auf. Schnell holte sie das Fußbänkchen, schob es neben den Sessel der Oma, setzte sich und lehnte ihren Kopf an Omas Knie.

 

 


Als der Winter nicht weichen wollte

 

Der April ging schon seinem Ende zu und immer noch tobte  der Winter durch das Land und begrub alles unter seiner weißen Pracht. Er wollte einfach weiter herrschen und nicht weichen, Dabei bemerkte er gar nicht wie müde die Schneeflocken waren. Sie sehnten sich nach ihrem kuscheligen weichen Wolkenbett, um endlich ihren Sommerschlaf zu halten. Auch die Erde litt unter dem langen strengen Winter. Die grünen Triebe an den Bäumen wagten sich nicht heraus und die Blumen waren wieder in der Erde versunken, denn es war viel zu kalt und die Tiere fanden kein Futter. Und auch die Menschen sehnten sich nach den wärmenden Sonnenstrahlen, denn der listige Winter hatte seine zwei dicksten Schneewolken vor dem Haus der Sonne plaziert, damit diese nicht auf die Erde gelangen konnte.

 


Eines Tages versammelten sich die Tier und gingen zu Mutter Erde, um sich über den Winter zu beschweren.Auch diese hatte das Geschehen  mit großer Sorge beobachtet. Zusammen mit dem Frühling ging sie zu dem Winter. Sie hatte bemerkt , dass die Helfer des Winters müde und unzufrieden waren und sich nach ihrem Sommerschlaf sehnten, dies erzählte sie unterwegs dem Frühling, denn das war ihre Chance, den Winter zu besiegen. 

Der Winter fläzte sich auf  seinem Thron und grinste ihnen spöttisch entgegen. "Ich weiß schon was ihr wollt und sage nein!"

Mutter Erde appellierte an seine Vernunft. "Du kannst nicht länger auf der Erde bleiben, Tiere und Planzen werden sterben und mit ihnen die Menschen."

"Pah, die Menschen! Haben die daran gedacht, dass sie mich mit ihren giftigen Dämpfen jahrelang hier oben gefangen gehalten haben! Und da ich endlich wieder auf die Erde kommen konnte, habe ich beschlossen auch hier zu bleiben."

"Dann bist du nicht besser wie die Menschen," brüllte der Frühling, denn du hinderst mich, den Sommer und den Herbst daran auf die Erde zu kommen!" Der Winter zuckte nur mit den Schultern, was den Frühling noch wütender machte. Die beiden begannen zu streiten.

Mutter Erde hörte sich das eine Weile an, dann ging sie dazwischen. Sie schlug den beiden einen Wettkampf vor. Wer von den beiden innerhalb drei Tagen die Herrschaft über die Erde erlangte, der hatte gesiegt. Natürlich erinnerte sich der Frühling an das Gespräch mit ihr und sagte sofort zu. Der Winter zierte sich noch ein wenig und warf einen listigen Blick auf Mutter Erde. Er würde zustimmen unter der Bedingung, dass Mutter Erde sich nicht einmischte. Diese versprach es.Nun begann ein erbitterter Kampf.

Der Winter trieb seine Helfer noch mehr an und der Frühling forderte die Bäume auf sich gegen den Schnee kräftig zur Wehr zu setzen.Dann bat er die Tiere sich im Schnee zu wälzen, damit sie durch ihre Körperwärme diesen zum schmelzen  brachten, selbst die großen Bären weckte er aus dem Winterschlaf. Aus den vom Schnee befreiten Flächen kamen die Pflanzen hervor, doch als der Winter über sie brauste und eine Ladung Schnee fallen ließ, krochen sie wieder zurück.

Es war ein aussichtsloser Kampf und dem Frühling wurde klar, dass er ohne die Sonne nichts erreichen konnte. Also ging er zum Nordwind, den er als vernünftigen Gesellen kannte. Er schilderte, was der Winter vorhatte und erzählte ihm auch von dem Wettkampf, den Mutter Erde vorgeschlagen hatte und bat ihn die Sonne zu befreien.

Der Nordwind machte sich auf den Weg, um mit den beiden Schneewolken zu sprechen. Nun Wolken sind eigentlich sehr gutmütige, aber auch sehr einfältige Wesen. Sie hörten freundlich lächelnd dem Nordwind zu, weigerten sich aber ihren Platz zu verlassen. Befehl war Befehl!

 

 


Die Sonne aber hatte dem Gespräch gelauscht. Sie rief alle ihre Kinder und gemeinsam begannen sie die Wolken zu kitzeln, bis diese kichernd auseinander rückten. Dann stürzten sie auf die Erde und verwandelten den Schnee in Wasser und halfen so den Schneeflocken zurück in ihre Wolkenbetten. Sie strichen über die Bäume und lockten die ängstlichen Triebe heraus. Ihre  Strahlen erwärmten die Erde und Blumen und Gräser kamen nach oben. Die Vögel zwitscherten, Hasen schlugen Purzelbäume und die Eichhörnchen sausten wirbelnd von Baum zu Baum. Die Welt fing an zu blühen und die Menschen verließen ihre Häuser und sangen und tanzten.

Der Frühling hatte gewonnen! Der Winter aber gähnte laut und ungeniert und schlief auf seinem Thron ein.

Lena hob den Kopf. "Das war eine schöne Geschichte." Die Oma fuhr ihr liebevoll über das Haar. " Du wirst sehen, der Frühling wird auch diesmal gewinnen."

 

(C) Lore Platz   (2021)





Donnerstag, 2. Februar 2023

Karneval in Venedig




Als ich vor kurzem einige wundervolle venezianische Masken sah, war meine Neugier geweckt und ich wollt mehr über diesen Karneval in Venedig erfahren.
Also rein ins Internet.
Übrigens eine feine Sache dieses Internet.
Wenn ich früher bei der Hausaufgabenbetreuung meinen „Kindern“ bei einem Referat half, wie viele Bücher musste ich da wälzen und nun brauche ich nur im Computer eingeben was ich wissen will und sofort habe ich eine Fülle von Informationen.

Aber zurück zum Karneval.
Im Jahr 1094 wurde der „Carnevale di Venezia“
zum ersten Mal von dem Dogen Vitale Falier in einer seiner Schriften erwähnt.
Nach christlicher Auslegung deutet es auf die letzte Nach vor der Fastenzeit hin.
Carne vale = Fleisch lebe wohl“
Ursprünglich aber war es ein Fest zum Einzug des Frühlings.
Erst 1420 bekam es die heutige Bedeutung.
Der damalige Doge ließ zu Ehren des Sieges der Venezianer über das nördliche Aquileia eine Feier abhalten.

Dabei wurde ein Ochse und 12 Schweine, als Symbol für die feindlichen Aquileia geschlachtet.

Diese Feier wurde dann jedes Jahr wiederholt und wurde zu einem wahren Volksfest.
Während der Karnevalstage wurde die strenge Hierarchie der Dogen aufgehoben und jeder Bürger ob arm oder reich war offiziell gleichgestellt.
Unter diese vorgegaukelte Gleichstellung fiel natürlich die Meinungsfreiheit und so entstanden die Straßentheater, wie die „Commedia dell`Arte“.



Im Schutz der Masken wurde das öffentliche Leben auf lustige Art dargestellt und auch kritisiert.
Gaukler, Narren, Quacksalber, Hellseher und Akrobaten traten auf und der Karneval in Venedig war geboren.




Im 18ten Jahrhundert dauert der Karneval oftmals bis zu sechs Monaten und einer der Höhepunkte waren die prachtvollen Gondelumzüge der Adeligen.
Aber wie immer, wenn man die Dinge übertreibt, dann arten sie aus.
Die Sitten wurden immer zügelloser und die Späße im Schutz der Masken immer derber.
Deshalb ließ Napoleon den Karneval verbieten.



Erst 1979 wurde er von findigen Geschäftsleuten wieder entdeckt und sie kurbelten damit die Wirtschaft in Venedig an.
Kostüm- und Maskenhersteller boomten und die Hotels waren zur Karnevalszeit ausgebucht.
Venedig entwickelte sich zur Hochburg des Karnevals in Europa und zieht noch heute viele Besucher an.