Freitag, 29. November 2019

Ein Weihnachtstraum

Ich lese gerne Märchen, doch manche Märchen sind sehr traurig, denn oft spiegeln sie die Zeit in der sie spielen wider, oder auch die Stimmung des Schreibers. 
Hans Christian Anders war ein depressiver Mensch und viele seiner Märchen sind sehr traurig.






Ein Weihnachtstraum


Die alte Frau sitzt in ihrem gemütlichen Sessel und beobachtet die dicken Schneeflocken. Beruhigend ist es das leichte Schweben der Flocken zu beobachten. Ruhe zieht in ihr Herz.
Leise öffnet sich die Tür und ihre Enkelin Steffi kommt ins Zimmer.
Schon zurück vom Schlittenfahren?“
Ja, es war soooo schön, aber nun bin müde und mich friert. Liest du mir eine Geschichte vor?“
Steffi klettert auf den Schoß und kuschelt sich an sie.
Die Oma nimmt das große Geschichtenbuch, das immer griffbereit auf einem kleinen Tischen neben ihr liegt und beginnt zu lesen.
Das Märchen von dem Mädchen mit den Schwefelhölzern.
Als sie die Geschichte zu Ende ist laufen große Tränen über Steffis Gesicht.
Das arme Mädchen, warum hat ihr denn niemand geholfen?“
Nun die meisten Menschen waren früher arm und die wenigen reichen hat es nicht gekümmert.“
Das war aber gemein!“
Die Mutter steckt den Kopf durch die Tür.
Wer will Kakao und Plätzchen.“
Ich!“ jubelt Steffi und für den Moment ist das arme
Mädchen vergessen.

Fest ihren Teddy an sich gedrückt kuschelt sich Steffi in die Kissen und ist bald eingeschlafen.

Steffi erwacht und sieht sich verwundert um. Sie befindet sich in einer fremden Stadt.
Viele Menschen hasten um sie herum und werfen ihr verwunderte Blicke zu. Seltsam sind diese Menschen gekleidet, als stammten sie aus einem anderen Jahrhundert.
Ein eisiger Wind saust durch die Straßen und sie ist froh, dass sie ihre dicke Daunenjacke und die warmen Pelzstiefel anhat
Tief zieht sie die Kapuze ins Gesicht, um sich vor den gierigen eisigen Fingern des Windes zu schützen.
Mit tief gesenktem Kopf eilt Steffi durch die Straßen, da sieht sie ein kleines Licht aufblitzen.
Sie folgt ihm in die enge Gasse und sieht ein kleines Mädchen, spärlich bekleidet mit nackten Füßen, das in der Ecke kauert und ein langes Streichholz hoch hebt.
Mit glücklichem Gesicht starrt es auf die graue zerbröckelte Mauer und streckt voll Wohlbehagen die nackten blau gefrorenen Füße aus.
Nun weiß Steffi wer das Mädchen ist. Es ist das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern und sieht gerade den warmen Kamin, an dem sie ihre Füße wärmen will.
Das Hölzchen erlischt und das Mädchen ist traurig.
Schnell zündet es ein neues Hölzchen an und schon
strahlen ihre Augen.
Steffi weiß, dass sie nun das warme Zimmer mit dem geschmückten Weihnachtsbaum sieht und sie will zu ihr eilen und sie in ihre warm Daunenjacke hüllen, doch ihre Füße sind wie festgewachsen.
Das Hölzchen erlischt und schnell leuchtet das nächste auf.
Das Mädchen aber beginnt zu strahlen und streckt sehnsüchtig die Arme aus.
Nun sieht sie ihre Großmutter und bald wird sie sterben,“ denkt Steffi und will zu dem Mädchen eilen.
Doch sie kann nicht.
Das Licht erlöscht und das Mädchen sinkt zurück und Steffi weint und weint und weint.

Steffi, Steffi wach auf, du hast einen Albtraum!“
Das Mädchen schlägt die Augen auf und sieht in das erschrockene Gesicht ihrer Mutter.
Die Mutter nimmt sie in die Arme und wiegt sie beruhigend.
Es dauert lange bis das Mädchen wieder eingeschlafen ist.

Am nächsten Morgen ist Steffi sehr blass und still.
Die Mutter und die Großmutter sehen sich besorgt an.
Und die Großmutter hat ein schlechtes Gewissen. Sie weiß doch wie empfindsam die kleine Steffi und hätte ihr niemals diese traurige Märchen vorlesen dürfen.

Nach dem Frühstück nimmt sie das Mädchen an der Hand und führt sie in ihr Zimmer
Dort setzt sie sich mit ihr in den Lehnstuhl und fragt leise.
Willst du mir deinen Traum erzählen?“
Und stockend beginnt die Kleine zu erzählen und wieder laufen ihr die Tränen über das Gesicht.
Behutsam wischt die Oma die Tränen ab und sagt leise.

Das Mädchen mit den Schwefelhölzern ist nur ein Märchen und Märchen kann man nicht verändern
Aber Hans Christian Andersen hat diese Geschichte geschrieben um die Menschen zum nachdenken anzuregen.
Wir sollen nicht achtlos an Menschen die in Not sind vorübergehen.
Wir sollen mit offenen Augen durch die Welt gehen und wenn jemand in Not ist, versuchen zu helfen.“

Steffi denkt lange über die Worte ihrer Großmutter nach und dann nimmt sich fest vor, immer mit offenen Augen durch die Welt zu gehen.

© Lore Platz


Dienstag, 26. November 2019

Die schwarze Katze -



Die schwarze Katze


Sie hatte Hunger! Seit sie die kleine Maus verputzt hatte war schon ein Weilchen her.
Ein lieblicher Duft stieg in ihre Nase und sie bog in den Hof der Metzgerei ein. Der Lehrjunge Robert leerte gerade einen Eimer mit Abfällen in einen Container.
Von früheren Besucher her wusste sie, dass er böse und gemein war und sie mochte er schon gar nicht, weil sie schwarz war.
'Teufelsvieh, das nur Unglück bringt' hatte er sie geheißen und einen großen Knochen nach ihr geworfen.
Besser sie ließ sich nicht sehen.
Zu spät!
Ein großer Knochen flog auf sie zu und streifte sie an der Hinterhand.
Mit einem Weh laut drehte sie sich um und lief blindlings davon.
Bremsen quietschten, sie spürte einen heftigen Schlag, flog gegen einen Zaun und blieb wimmernd liegen.
Au Backe! Das sieht nicht gut aus.“
Ein grauer großer Kater beugte sich über die verletzte Katze.
Die Katze öffnete die Augen.
Du lebst also noch, meinst du, dass du laufen kannst? Ich heiße übrigens Jakob.“
Katja!“ stieß die Katze hervor, während sie mühsam versuchte aufzustehen.
Jakob nickte.
Komm ich weiß wo wir Hilfe finden. Du wirst wohl auf drei Beinen laufen müssen.“
Er betrachtete die rechte Hinterhand der Katze, die seltsam herunter baumelte.
Als würden sie einen gemütlichen Spaziergang machen begann Jakob zu plaudern.
Weißt du, dass wir Katzen im alten Ägypten als heilig galten? Eigentlich schade, dass das heute nicht mehr so ist, dann ging es uns Katzen wohl besser und wir müssten nicht auf der Straße hausen. Obwohl...?“ sinnierte er,
im Mittelalter ging es uns Katzen wirklich schlecht. Plötzlich wurden wir, die kurz vorher noch als Mäusejäger gelobt und begehrt waren, als Teufelsbrut bezeichnet.
Menschen die eine Katze hatten mussten auf einmal Angst haben der Hexerei angeklagt zu werden.
Die schwarzen Katzen hatte es damals besonders schwer, denn schwarz galt als eine dämonische Farbe und man behauptete sogar, dass Hexen sich in schwarze Katzen verwandeln würden, um den Menschen zu schaden.
Außerdem behaupteten sie, wenn eine schwarze Katze von links kommt, das bringt Unglück. Aberglaube nennt man das! Weißt du links ist nämlich die schlechte Seite deshalb hat man früher auch versucht Linkshänder zu Rechtshändern zu machen. Möchtest du wissen, warum das so ist. Das kommt daher, weil am Tag des Jüngsten Gericht die Guten rechts und die Schlechten sich links aufstellen müssen.
Wir sind da, denkst du, du kannst durch das Gitter schlüpfen?“
Katja sah durch das große eiserne Tor in den parkähnlichen Garten und nickte.
Kurze Zeit später ließ sie sich mit einem Weh laut ins Gras sinken. Sie war am Ende ihrer Kraft.
Trotzdem versuchte sie zu lächeln.
Danke Jakob, mit deinem Gequatsche hast du mich von meinen Schmerzen abgelenkt.“
Der Kater grinste: „Das war auch meine Absicht.“
Aber woher weißt du so viel über Katzen?“
Ich habe mal bei einem alten Professor gelebt und wenn der mit seinen Freunden fachsimpelte habe ich immer gerne zugehört. Als er starb hat man mich verjagt und seitdem lebe ich auf der Straße. Aber nun versuche ich Hilfe zu holen.“
Während Katja sich zurück lehnte und die Augen schloss, raste Jakob durch den Garten.
Als die Veranda in Sicht kam, machte er langsamer.
Eine ältere etwa sechzig jährige Frau saß in einem Korbstuhl, auf dem Schoß ein aufgeschlagenes Buch, aber ihr Blick war in die Ferne gerichtet und sie sah traurig aus.
Als sie den Kater erblickte, lächelte sie.
Da bist du ja wieder. Luise bring doch ein Schälchen mit Sahne!“
Eine scheltende Stimmer klang aus dem Haus.
Ich habe Ihnen doch gleich gesagt, sie sollten den Kater nicht füttern. Nun werden sie ihn bestimmt nimmer los.“
Eine mollige ältere Frau kam aus dem Haus und stellte ein Schüsselchen auf den Boden.
Doch Jakob ignorierte den verführerischen Duft und sah die Dame unverwandt an, als wollte er sie hypnotisieren, dann wandte er sich um, miaute auffordernd und lief ein paar Schritte.
Ich glaube er will uns was zeigen.“
Leichtfüßig sprang Laura Bernhofer auf und die beiden Frauen folgten dem Kater durch den Garten.
Mitleidig sahen sie auf die verwundete Katze. Luise, die nur immer so grummelig tat, dabei aber ein butterweiches Herz hatte, lief schnell ins Haus und holte einen Korb.
Vorsichtig legten sie die Katze dann in den mit weichen Tüchern ausgepolsterten Korb.
Was machen wir nun? Der nächste Tierarzt ist in der Kreisstadt?“
Aber auf dem Erlenhof wohnt ein Mann, der Tiere gesund pflegt,“ erinnerte sich Luise.
Dann werde ich unsere Patientin zu ihm bringen, der Sparziergang wird mir gut tun.“
Mit zügigen Schritten aber darauf bedacht den Korb möglichst ruhig zu halten wanderte die alte Dame die Straße entlang.
Wo der Erlenhof lag wusste sie noch von früher und bog in die große Auffahrt ein.





Auf einer Koppel standen mehrere alte Esel ein betagtes Pony kam an den Zaun und ein Reh mit einem verbundenem Bein stakste über die Wiese.
Ein alter Bernhardiner lag im Sonnenschein, öffnet nur kurz ein Auge und schloss es wieder.
Aus dem Schuppen kam ein älterer Mann.
Bertl!“ Sie erkannte den Gespielen ihrer Kindheit sofort, auch wenn bei ihm die Jahre nicht spurlos vorüber gegangen waren.
Laura!“ rief dieser erfreut und kam auf sie zu, nahm ihre zarte kleine Hand in seine große Pranke und drückte sie vorsichtig.
Dann sah er die verwundete Katze und sein Gesicht wurde ernst. Er nahm Laura vorsichtig den Korb ab und ging mit weit ausholenden Schritten in den Schuppen. Die alte Dame folgte ihm.
Im Schuppen waren auch mehrere Tiere untergebracht. Ein Adler saß auf einer Stange in einem riesigen Käfig. Sein linker Flügel war verbunden.
Ein Fuchs lag in einem Verschlag ein Bein im Gips.
Laura stellte sich neben ihren Freund aus Kindertagen und sah zu, wie er behutsam das kranke Tier untersuchte, die Wunde säuberte, Salbe auftrug und sie verband.
Die alte Dame lächelte,schon als sie noch Kinder waren,
hatte Bertl immer irgendwelche kranke Tiere angeschleppt und verarztet und sie stand daneben und durfte ihm ab und zu assistieren.
Dieser hob nun den Kopf, schenkte ihr ein Lächeln und meinte.
Mehr kann ich jetzt nicht tun, den Rest muss man der Natur überlassen. Innere Verletzungen hat sie keine, denn die Augen sind klar. Magst was trinken?“
Er legte die Katze vorsichtig in eine Kiste. Der Kater setzte sich daneben, als wollte er sie bewachen.
Die beiden Jugendfreunde aber setzten sich auf die Bank vor dem Haus, nachdem Bertl für jeden einen Eistee gebracht hatte.
Es sind fast vierzig Jahre her, dass wir uns nimmer gesehen haben,“ lächelte Laura, „ ich bin mit meinem Mann durch die Welt gereist, mal musste er hier eine Brücke bauen, dann wo anders ein Hochhaus. Wir waren immer unterwegs. Und dann bekam er einen Herzinfarkt und hat mich einfach verlassen. Wir waren damals gerade in Dubai, er war verantwortlich für den Bau eines riesigen Hotels.
Doch wie immer hat er sich zu viel zugemutet, es war unmöglich ihn davon abzubringen und dann noch die Hitze. Wenigstens musste er nicht leiden.
Alle waren sehr nett zu mir und haben mir geholfen. Nach der Beerdigung dann bin ich zurück in mein Elternhaus.
Luise, die als junges Mädchen bei meinen Eltern in Dienst kam hat sich in all den Jahren um das Haus gekümmert. Doch erzähl, wie ist es dir ergangen?“
Nach dem Tod meiner Eltern hat es mich hier nicht mehr gehalten, ich wollte die Welt kennen lernen.
Ich habe in Kanada als Holzfäller gearbeitet, in Alaska auf einem Fischerboot angeheuert, in Brasilien im Hafen beim Verladen der Schiffe geholfen. Habe viel gesehen und erlebt, viel gearbeitet, aber reich bin ich dabei nicht geworden.“
Er grinste und erinnert sie an den Jungen, der er einmal war.
Sein Vater war Knecht auf dem Erlenhof und seine Mutter arbeitete als Köchin bei ihren Eltern.
Nach der Schule kam er immer zu seiner Mutter und machte bei ihr in der Küche die Hausaufgaben. So hatte sie ihn kennengelernt. Sie war damals vier Jahre und begeistert von dem zwei Jahre älteren Buben, dem sie dann auf Schritt und Tritt folgte.
Aus ihren Gedanken heraus meinte sie:
Ich war dir wohl manchmal etwas lästig, wenn ich dir immer nachgerannt bin.“
Bertl lachte fröhlich.
Manchmal schon, aber du warst so niedlich, man konnte dir doch nicht böse sein. Weißt du, dass ich dich in Mexiko gesehen habe?“
Mexiko? Ach damals musste Frank den Bau einer Brücke leiten.“
Und ich habe dort gearbeitet.“
Warum hast du mich denn nicht besucht?“
Nun geriet der Mann doch in Verlegenheit.
Weißt, du warst doch die Frau des Chefs und ich nur ein kleiner Hilfsarbeiter. Was hätten deine feinen Freunde wohl gesagt.“
Dummer Bub!“ tadelte Laura,“ du weißt, dass das mir nichts ausgemacht hätte!“
Bertl nickte.
Ja, sie hätte sich nicht seiner geschämt. Er dachte an ihren zehnten Geburtstag zu dem sie ihn eingeladen hatte. Seine Mutter hatte ihm extra seinen Kommunionanzug angezogen. Sicher er war schon ein wenig raus gewachsen, die Beine und Ärmel waren zu kurz, aber der Stoff war noch gut und musste nicht gewendet werden.
Er hatte sich ein wenig unwohl bei den reichen Kindern gefühlt, aber sie waren recht nett zu ihm. Nur einer, Richard hieß er, hatte ihn immer gehänselt wegen seinem
Anzug und ihn richtig schikaniert.
Ganz fest hatte er seine Bubenfäuste in die Tasche gesteckt, denn er wollte auf dem Fest seiner Freundin keine Rauferei anfangen.
Doch da hat Laura auch schon eingegriffen.
Wütend, beide Hände in die Seiten gestemmt hatte sie sich vor dem einen Kopf größeren Jungen aufgebaut.
Richard, der Bertl ist mein allerbester Freund und wenn es dir nicht passt, dass ich ihn eingeladen habe, dann kannst ja geh'n!“
Mit blitzenden Augen hatte sie sich dann zu den anderen Kindern umgewandt und gesagt:
Und ihr auch!“
Doch keiner wollte gehen, nur der arrogante Schnösel meinte:
Ich bleibe bestimmt nicht auf einem Fest, wo Dienstboten eingeladen werden!“
Als er weg war, wurde es erst so richtig lustig und schön. Später sind sie dann alle hinunter zum See und er hat den feinen Pinkeln mal gezeigt wie man flache Steine über das Wasser springen lässt. Sie hatten eine Menge Spaß!
Bertls Blick ging hinüber zur Koppel und traurig seufzte er.
Was hast du?“
Hast bestimmt schon gehört, dass der Erlenhofbauer gestorben ist, war ja auch schon weit über neunzig. Aber seine Erben wollen den Hof und das Land verkaufen und ich und meine Tiere müssen weg.“
Laura legte ihre Hand auf seinen Arm.
Weißt denn wo du hingehst?“
Bertl schüttelte den Kopf.
Ich finde schon eine Unterkunft und auch Arbeit, aber die Tiere will keiner haben.“
Laura sah hinüber zu der Koppel, wo die Esel friedlich grasend nebeneinander standen, das Pony schläfrig den Kopf über den Zaun hing und das Reh sich ins Gras gelegt hatte.
Bertl, du und deine Tiere kommen einfach zu mir! Du weißt doch wie groß der Garten ist, dort kann man eine Koppel bauen und im Schuppen kannst eine Krankenstation einrichten, muss nur das ganze Gerümpel raus. Und im Haus im ersten Stock sind viele Zimmer frei und auch ein Bad ist dort oben.“
Laura erwärmte sich immer mehr für den Gedanken.
Natürlich müssen wir noch Dienstboten einstellen, am liebsten wäre mir ein Ehepaar!“
Da wüsste ich wen,“ rief Bertl, der sich von ihrer Begeisterung inzwischen anstecken ließ.
Ein junges Ehepaar, Markus und Kathi Lehnert. Der Markus war Holzfäller, nach einem Unfall hat er ein steifes Bein und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und die Kathi hat mehrere Putzplätze, aber jetzt ist sie schwanger und kann nimmer so. Aber sie sind brave fleißige Leut!“
Laura klatschte erfreut in die Hände.
Ein Kind, wie schön! Sie können die Dienstwohnung über der Garage haben, die ist schön groß und passt für eine Familie. Stell dir nur vor, Bertl, Tiere, junge Leute und auch noch ein Kind, vielleicht auch mehrere mal und mittendrin wir zwei Alten.
Ist das nicht wunderbar!“
Bertl aber lachte laut und herzlich, wie von einer Last befreit.
Kannst dich noch an den Schwur aus unserer Kindheit erinnern? 'Freunde fürs Leben' Und auch wenn wir uns viele Jahre aus den Augen verloren habe, unsere Freundschaft besteht immer noch.“
Aber was werden denn die Leut sagen, wenn ich bei dir einzieh' ?“ fragte der Bertl besorgt.
Dummer Bub!“ Laura winkte ab.
Die Leute interessieren mich nicht, die reden so und so. Nun muss ich aber heim, ich will mich bloß noch von der
Katze verabschieden.“
Liebevoll beugte sich Laura über die schwarze Katze und streichelte sie vorsichtig.
Du hast mir Glück gebracht, denn mein Leben hat nun wieder einen Sinn und ich bin nicht mehr so allein. Ich werde dich Felicitas nennen, das bedeutet ' die Glückliche',“ murmelte sie und als Antwort begann die Katze laut zu schnurren.
Als Laura aus dem Schuppen trat saß ihr Freund noch immer gedankenverloren auf der Bank.
Nun sah er auf und lächelte.
Laura streckte ihm die Hand hin.
Also abgemacht, du kommst morgen früh und dann überlegen wir, was alles zu machen ist und bring den Markus und die Kathi gleich mit.“
Versonnen sah der Mann der davon Eilenden nach.
Jakob kam aus dem Schuppen, sprang auf die Bank und rieb seinen Kopf an seinem Arm.
Bertl kraulte ihn hinter dem Ohr und der Kater begann zu schnurren.
Weißt, schon als Kind hab i gewusst, dass die Laura und ich zusammen ghörn. Und obwohl s mir in der Welt draußn gefalln hat zog es mich doch auf einmal in die Heimat zurück, als hätt i gahnt, dass auch sie zurück kommt.
Nun schließt sich der Kreis und i bin da ankomma, wo i hinghör.“
Jakob rollte sich auf seinem Schoß zusammen und sein Schnurren verstärkte sich, als wollte er die Worte bestätigen.

© Lore Platz



Lores Weihnachtszauber  Weihnachtwunder Ende





Montag, 25. November 2019

Möpschen hat ein Geheimnis

1944 in einem eisigen Winter flohen Millionen Menschen aus Pommern, Schlesien und Ostpreußen vor den Russen.
Sie müssen alles zurücklassen und viele starben unterwegs.
Kleinkinder und Kinder trifft es oft als erste.

Seltsam, die Geschichte der Menschen wiederholt sich immer wieder aufs neue, nur die Kulissen ändern sich.









Möpschen hat ein Geheimnis


Eine alte Frau sitzt in einem gemütlichen Zimmer in einem altertümlich etwas abgewetzten Lehnstuhl und ihre Augen sehen traurig ins Leere.
Seit einigen Tag spürt sie, dass die Stimmung im Haus sich geändert hat.
Ihr Enkel und seine Familie hatten sie damals aufgenommen, als ihr geliebter Mann gestorben war.
Achtzig Jahre ist sie nun und soviel ihrer Lieben hat sie schon verloren.
Geblieben sind ihr nur noch ihr Enkel Andreas, seine warmherzige Frau Gisela und die vierjährige Angelika.
Als ihr Mann starb haben sie ihr ein Heim in ihrem Haus angeboten.
Ihr Blick wandert zu dem Mops, der auf der Vitrine steht. Er ist fast so alt wie sie, ein Ohr ist ein wenig abstoßen und die Farbe ist ganz trüb geworden.
Sie schließt die Augen und ihre Gedanken wandern in die Vergangenheit.
Vier Jahre war sie alt, als sie im Oktober 1944 mit ihrer Mutter und Tante Jutta flüchten mussten.
Verlassen mussten ihr schönes Zuhause.
Die Dienstboten hatten sie schon längst verlassen. Ihre Mutter und ihre Tante hatten das nötigste auf den großen Schlitten gepackt.
Sie zogen mehrere Kleider übereinander, denn es war bereits eisig kalt.
Wertvolles konnten sie nicht mitnehmen, denn das würde nur unterwegs Diebe anlocken.
Mama trug nur ihren Ehering um den Hals versteckt unter den vielen Pullovern, die sie trug.
Und Tante Jutta, die gerne töpferte, hatte, nur Möpschen mit genommen und ihn behütet wie einen kostbaren Schatz.
Sie hatte sich sehr gewundert und erst viele viele Jahre später als sie selbst nicht mehr jung am Bett ihrer sterbenden Tante stand, hatte diese ihr leise das Geheimnis von Möpschen ins Ohr geflüstert.
Nachdem die Augen der Tante sich für immer geschlossen hatten, nahm sie die Keramikfigur an sich, wie diese es verlangt hatte.
Und nun war sie seit vielen Jahren die Hüterin des Hundes und irgendwie spürte sie, dass es an der Zeit ist sein Geheimnis zu lüften.
Leise öffnet sich die Tür und das süße Gesicht ihrer Urenkelin späht herein.
Uri, darf ich herein kommen?“
Sicher.“
Die Vierjährige stürzt ins Zimmer und in die Arme ihrer Urgroßmutter.
Ich bin soooo traurig Uri,“ schluchzt sie und umklammert den Hals der alten Frau und drückt ihr nasses Gesicht an ihr Gesicht.
Liebevoll streicht die alte Frau über das seidenweiche Haar der Kleinen und wiegt sie sanft hin und her und als das Schluchzen leiser wird, fragt sie liebevoll.
Warum bist du denn so traurig, mein Schatz.“
Ein Mann hat eben einen Brief gebracht und Papa hat ganz grimmig geschaut und hat zu Mama gesagt
jetzt ist es soweit wir verlieren unser Haus.“
Wieder rollen die Tränen über ihr Gesicht.
Wenn wenn wir kein kein Haus mehr haben müssen wir dann im Garten schlafen.“
Die alte Frau hebt das Kind von ihrem Schoß, steht auf, nimm ihre Hand und meint fröhlich.
Nein das musst du nicht, komm wir wollen deine Eltern wieder fröhlich machen.“
Von der Kommode nimmt sie die Porzellanfigur und geht zusammen mit Angelika ins Wohnzimmer.
Ihr Enkel und seine Frau halten sich umschlungen und fahren auseinander, als sie eintreten.
Gisela wischt sich verlegen die Tränen aus den Augen.
Angelika läuft zu ihrer Mutter und klettert auf ihren Schoß.
Die Großmutter aber setzt die Figur auf den Tisch und sagt forsch.
Ihr werdet euer Haus nicht verlieren, Möpschen wird euch helfen, auch wenn er leider dafür sterben muss.“
Entgeistert starren die jungen Leute auf die Porzellanfigur, die sie oft belächelt hatten weil die Oma sie so behütet hat.
Und nun erzählt die alte Frau von Tante Jutta, die gerne töpferte und deren Lieblingshund der Mops war und als sie den Schwarzsender abhörte und erfuhr, dass die Russen kommen, da hat sie einen Mops geschaffen, in den sie den Familienschmuck mitsamt der Besitzurkunde verstecken konnte.
All die Jahre hat sie ihn behütet.
Anfangs konnte sie ihn nicht verkaufen, denn alle waren arm. Später hatte sie sich eine neue Existenz aufgebaut und brauchte das Geld nicht.
Als sie ihn mir übergab und sein Geheimnis verriet, meinte sie, eines Tages wird die Zeit kommen, da du ihn brauchst, du wirst es spüren.
Ich denke dieser Tag ist jetzt gekommen.
Die Zeiten sind schlecht, deine Firma hat pleite gemacht und du hast deinen Arbeitsplatz verloren. Ihr steht kurz davor das Dach über dem Kopf zu verlieren.
Einen besseren Zeitpunkt kann es nicht geben.
Hol ein großes weiches Handtuch und einen Hammer.“
Die alte Frau wendet sich an ihre Enkelin.
Hast du noch von dem leckeren Kuchen, den du gestern gebacken hast, wie wäre es wenn du dazu für uns alle einen schönen Kakao kochst und Angelika will dir sicher helfen.“
Gisela versteht, dass die Kleine nicht dabei sein soll, wenn die Figur zertrümmert wird und geht mit dem Mädchen in die Küche.
Andreas kommt zurück, wickelt die Porzellanfigur in das weiche Tuch und schlägt drauf.
Die alte Frau schließt die Augen und ein kleiner Schmerz durchzuckt sie, zu lange war die wunderschöne Figur in ihrem Besitz gewesen.






Andreas legt seine Hand auf ihre.
Würde es dir helfen wenn wir einen neuen Mops beschaffen?“ fragt er mitfühlend.
Seine Oma nickt und Tränen glitzern in ihren Augen.
Schon allein wegen Angelika, die ihn sicher vermissen wird.
Bestimmt finden wir einen, der so ähnlich aussieht, aber nun mach schon das Handtuch auf.
Ich bin auch gespannt, wie unser Familienschmuck
aussieht.“
Ehrfürchtig betrachten die beiden das glitzernde Collier, das passende Armband dazu und einige goldene Ringe.
Was denkst du wie viel der Schmuck wert ist.?“
Nun die Diamanten sind echt und das Gold dürfte 24 Karat sein.
Morgen gehen wir zum Juwelier und lassen ihn schätzen, vielleicht kennt er sogar einen Käufer.
Ich denke um die Hypothek abzulösen und deine Schulden zu zahlen, dürfte es reichen.“
Andreas fällt seiner Oma um den Hals.
Na, na zerdrück mich nicht, lass schnell die Scherben verschwinden, ich höre Gisela und Angelika.
Auch Gisela bewundert den Schmuck und Angelika sieht strahlend von einem zum andern und freut sich, dass alle wieder glücklich sind und lachen.

© Lore Platz




Freitag, 15. November 2019

Der Spaziergang

Diesmal sind die Wörter


Regenhut Pfütze verzeihen lausig orange


unterzubringen.


Viel Spaß beim Lesen!







Der Spaziergang


Melanie kommt aus dem Bad und geht zu ihrem Kleiderschrank. Schnell hat sie das Kleid mit dem passenden Mantel ausgesucht.
Doch als sie dann den nächsten Schrank öffnet , da wird es schon schwieriger.
Denn Melanie hat einen Huttick und ihr Mann, der sie deshalb immer liebevoll neckte, hatte ihr extra für ihre Hüte einen Schrank gebastelt.
Kurz schweift ihr Blick zu dem Bild ihres Mannes, der nun schon seit drei Jahren tot ist.
Wie hatte sie gelitten und nach der Beerdigung hatte sie sich in ihrer Wohnung verkrochen wie ein waidwundes Tier und nur noch vor sich hin vegetiert.
Bis dann ihre Freundin Jutta auftauchte und sie aus ihrer Lethargie riss und ihr ordentlich die Leviten las.
Jutta war es auch die sie mit den fünf Damen bekannt machte, die ebenfalls vor kurzem verwitwet waren. Seit drei Jahren trafen sie sich nun regelmäßig in einem Café.
Erst hatten sie sich gemeinsam über die Trauer hinweg geholfen und nun sind sie Freundinnen geworden und trafen sich immer noch einmal in der Woche.

Zu diesem Treffen will Melanie nun gehen. Ihr Blick schweift über die Regale, sollt sie den orangen nehmen, nein der passt nicht zu ihrem Mantel.
Aber der blaue, sie setzt ihn auf und schaut in den Spiegel und dann prustet sie los.
Als sie damals mit diesem Hut nach Hause kam, hatte Georg schallend gelacht und gerufen:
Der ist ja so groß wie ein Wagenrad, aber macht nichts, dann kannst du ihn sowohl als Sonnenhut und als Regenhut benutzen.“
Sie hatte ihm die Zunge heraus gestreckt.

Mit einem wehmütigen Seufzer wendet sie sich ab, nimmt ihre Tasche und verlässt die Wohnung.
Nachdem es die ganze Nacht geregnet hat ist der Himmel heute klar und auch die Sonne wagt sich wieder hervor.
Sie liebt die klare Luft nach dem Regen und schreitet flott dahin, obwohl sie noch genügend Zeit hat.
Schwungvoll umkreist sie eine besonders große Pfütze und muss schmunzeln.
Ihr kleiner Bruder liebte diese Pfützen und hopste und trampelte mit großer Freude darin herum. Einmal war weit und breit keine Wasseransammlung zu finden, obwohl es stark geregnet hatte, da einige Tage vorher frisch geteert und alle unebenen Stellen begradigt worden sind.
Was wurde der kleine Walter wütend, er stampfte mit den Füßen und schrie: „ Ich will mein Quetschebächele haben, ich will mein Quetschebächele haben!!!!!“
Schade dass ihr Bruder mit seiner Familie soweit weg wohnte, so konnte sie ihn nur ab und zu besuchen.
Inzwischen ist Melanie an der Kirche und dem Pfarrheim angekommen.
Angela, deren Mann Pfarrer hier war und plötzlich verstarb, Herzinfarkt, hatte ihnen den Vorschlag gemacht, dass sie sich ein Ehrenamt suchen und tatsächlich hatte es ihnen geholfen mit der Trauer besser zurecht zu kommen.
Angela war es auch, die sie mit dem neuen Pfarrer und der Bürgerhilfe bekannt machte.
Marlies, die Köchin ist und mit ihrem Mann zusammen ein Restaurant führte, arbeitet nun in der Obdachlosenküche.
Patricia, Esther helfen zusammen mit Angela im Pfarrheim aus, organisieren Feste für sozial schwächere Familien und an Weihnachten helfen alle sechs mit und freuen sich über die strahlenden Augen der Kinder.
Renata, eine ehemalige Lehrerin gibt kostenlos Nachhilfe.
Und sie selbst hat sich als Leihoma angemeldet und dies alles wird von der Bürgerhilfe organisiert.
Ach da vorne ist ja ihr Lieblingsladen mit dem sinnigen Namen * Gut behütet* mal sehen, ob es wieder neue Modelle gibt.
Melanie seufzt , ein Hut schöner. als der andere, am liebsten würde sie in den Laden gehen, doch ein Blick auf die Uhr zeigt ihr, dass die Zeit zu knapp ist.
Ihre Freundinnen ziehen sie sowieso immer auf, wegen ihrer Unpünktlichkeit.
Nur ungern trennt sich sich von dem Schaufenster und eilt weiter.





Als sie endlich das Café betritt empfängt sie fröhliches Gelächter und Marlies ruft triumphierend :
Ich habe gewonnen!“
Melanie hängt ihren Mantel an den Haken und sieht fragend in fünf grinsende Gesichter.
Tja wir haben gewettet, um wie viel Minuten du dich verspäten wirst und ich war mit zehn Minuten am nächsten. Es waren genau 11 Minuten und vierzig Sekunden.“
Melanie wird etwas rot, stimmt aber in das fröhliche Gelächter mir ein.
Auch mein Mann hat meine Unpünktlichkeit immer mit Humor genommen, ich hoffe ihr verzeiht mir.“
Marlies winkt ab.
Ich ganz bestimmt, habe ich doch gerade vierzig Euro gewonnen. Aber ich will mal nicht so sein, ich lade euch heute alle ein.“
Nein, das mach ich, schließlich bin ich schuld an der Wette! Aber wie wär‘s, wenn du das Trinkgeld übernehmen würdest. Lieserl würde sich bestimmt freuen, ah da kommt sie ja schon.“
Verschwörerisch zwinkern sich die zwei zu.
Die junge Kellnerin lächelt strahlend als sie an den Tisch tritt.
Sie kennt die Damen nun seit drei Jahren, anfangs waren sie sehr traurig und so freut sich sich umso mehr, wenn sie fröhlich sind wie heute.
Flink nimmt sie die Bestellungen auf und bald hat jede ihren Kaffee und Kuchen.

Patricia schiebt ihren Teller zurück und meint.
Ab Morgen habe ich meine Enkelin bei mir, denn der Kindergarten ist wegen Läusebefall eine Woche geschlossen.“
Ein Glück, dass du gewartet hast, bis wir gegessen,
haben,“ lacht Marlies.
Leute kauft Kämme, es kommen lausige Zeiten,“ ruft Renata und Esther grummelt, „könnt ihr nicht das Thema wechseln mich juckt es schon am Kopf.“
Die ganz Runde lacht schallend.
Ist es nicht wunderbar, dass wir wieder lachen können,“ japst Angela.
Sie sehen sich an und dann greifen sie sich an Händen.
Gemeinsam haben wir es geschafft wieder nach tiefer Trauer ins Leben zurück zu finden,“ meint Patricia feierlich und die anderen nicken.
Da kommt Lieserl mit dem Rausschmeißer,“ ruft Marlies, der es zu feierlich.
Es gehört zu ihrem Ritual, dass sie bevor sie aufbrechen, ein Gläschen Likör trinken.
Melanie holt ihren Geldbeutel und erzählt Lieserl warum sie heute die Zeche bezahlen muss.
Doch wie strahlt das junge Mädchen, als Marlies ihr den Gewinn der Wette in die Hand drückt.
Die Stühle scharren über den Boden, als die lustige Gruppe aufsteht und ihr Mäntel anzieht.
Lachend und schwatzend verlassen sie das Café und mit einem ‚bis nächsten Dienstag‘ trennen sie sich.
Melanie sieht hinauf in den Himmel, wo sich langsam die Sonne verabschiedet, um der Dämmerung Platz zu machen.

In Gedanken sagt Melanie.

Georg, ich habe durch nette Freundinnen einen Weg gefunden, um das letzte Stück ohne dich erträglich zu machen, bis wir uns wiedersehen.

Ein leichter Wind kommt auf und Melanie kommt es vor, als würde eine Hand sanft über ihre Wange streichen.


© Lore Platz

Sicher wollt ihr wissen, was 


aus den Wörtern gezaubert haben.

Anmerkung:

Der kleine Walter war mein Vater und da er in Pirmasens geboren und aufgewachsen ist, dürte es sich um das Wort  -  Quetschebächele  - um die pfälzische Mundart handeln.





Donnerstag, 14. November 2019

Die teuerste Blume der Welt

Gerne lese ich historische Romane und da stolperte ich neulich über die unglaubliche Geschichte der Tulpenzwiebel.
Neugierig geworden recherierte ich ein wenig im Internet und fand erstaunliches über die uns heute so selbstverständliche Tulpe.
Wusstet ihr, dass die Tulpen den ersten Börschenkrach verursachten?












 Tulpen, die teuersten Blumen der Welt

Die Tulpen sind das Wahrzeichen Hollands.
Ursprünglich stammte diese Blumen aus Zentralasien, schmückte im Mittelalter die Gärten am persischen Hof und gelangte später zu den osmanischen Herrschern in Istanbul.
Dort entdeckte sie im Jahr 1554 der Flame Gislain de Busbecq, der eine österreichische Gesandtschaft zum Sultan begleitete.
Er brachte einige der Blumen unter dem Namen „Tulpian“ zu Carolus Clusius einem berühmten Botaniker, der in Wien die kaiserlichen Gärten verwaltete.
Als Clusius 1593 in Leiden in Südholland die botanischen Gärten übernahm begann eine wahre „Tulpomanie“.
Schnell erregte diese exotische wunderschöne Blume die Gier der Reichen und die Tulpe wurde zum Statussymbol der Vermögenden.
Da die Pflanzen sich aber nicht beliebig vermehren ließen, trieb dies die Preise enorm in die Höhe.
Die ersten Spekulanten und Geschäftemacher witterten das ganz große Geschäft. Kredite zu enorm hohen Zinsen wurden vergeben.
Da die schönsten Flammenmuster zufällig durch einen Blattlaus-Virus entstanden sind, konnten sie nicht gezüchtet werden, sondern galten als Einzelstück.
Das trieb die Preise noch höher.
Der Tulpenwahn wurde immer größer.
1633 wurde in der Hafenstadt Hoorn ein Haus für 3 Tulpenzwiebel verkauft.
Und die teuerste Tulpenzwiebel wechselte den Besitzer im Nov. 1636
für 17 280 Gulden, das entspricht heute 17 Millionen Euro!
Doch immer, wenn die Gier zu groß wird, platzt die Seifenblase.

1637 verdoppelten sich die Preise, doch am 7.2.1637 bei
einer Versteigerung in Harlem fanden sich keine Käufer mehr, denn niemand konnte sich noch eine Tulpenzwiebel leisten.
Panik brach aus und jeder wollte seine Zwiebel loswerden. Die Preise fielen um 95%.
Viele verloren ihr gesamtes Vermögen.
Der wohl Prominenteste ist der Maler Rembrandt.
Schließlich verfügt die holländische Regierung am
27.4.1637:
Tulpen sind nur gewöhnliche Blumen und müssen auch als solche behandelt werden.“

So können auch wir gewöhnlich Sterblichen uns an dieser schönen Blume erfreuen.

Die wohl teuerste Mahlzeit verspeiste übrigens 1637 ein Seemann.
Er war zum Fisch essen eingeladen und verspeiste die
25 000 Euro teure Tulpenzwiebel als Beilage.
Der Gastgeber hatte sie wohl auf den Tisch gelegt, um mit seinem Reichtum zu protzen.
Hochmut kommt vor dem Fall!
Ich denke mal, der Seemann wurde nie wieder zum Essen eingeladen.