Montag, 15. Juli 2024

Geschichten aus dem Zauberwald - Unwirsch


 


 

Eine neue Woche, eine neue Geschichte.
Wisst ihr Unwirsch tat mir ein wenig Leid, denn im Grunde seines Herzens ist er gar kein so schlechter Kerl. Also machte ich mich auf den Weg, um ihm eine passende Frau zu suchen, was leider gar nicht leicht war, denn bis der bockbeinige Geselle endlich bemerkte, wo sein Glück liegt, oje.
Viel Spaß beim Lesen!








Unwirsch


Gernot und Aurelia feiern Hochzeit. Wichtel, Zwerge, Elfen und 
 
Feen und alle Tiere des Waldes tummeln sich auf der großen 
 
Festwiese.

Herr Dompfaff steht unter einem großen Baum und wartet auf das 
 
Brautpaar.

Ein “Aaaaah” geht über die Wiese als Aurelia an der Hand von 
 
Gernot und begleitet von vier Wichtelkindern, die mit ernstem Gesicht 
 
Blumen streuen, über den Blumenteppich schreitet.

Als Gernot nach der Trauung seine bezaubernde Braut küsst, jubeln 
 
die Hochzeitsgäste.

Die Zwerge und Wichtel werfen ihre Mützen in die Höhe, schnappen 
 
sich ein Frauchen und wirbeln übermütig über die Wiese zu den
 
fröhlichen Weisen, die die Grillen ihren Fiedeln entlocken.




 
Die Elfen haben sich etwas Besonderes

ausgedacht. Sie schweben über dem Brautpaar und lassen weiße 
 
Blüten regnen.

Staunend und mit vielen “Aaaahs” und “ Oooos”

sehen besonders die Kinder diesem Blütenregen zu

und ein kleines Wichtelkind ruft entzückt: “Schnee

im Sommer!”

Alles lacht.

Es war ein wunderbares Fest. Es wurde gelacht, getanzt, gesungen 
 
und wer müde war vom vielen Herumhüpfen, setzte sich an einen der 
 
langenTische und ließ sich die vielen Köstlichkeiten, die

es dort gab, schmecken.
   
Es gibt nur einen, der sich überhaupt nicht freut.

Unwirsch robbt durch das Gras bis zu der Lichtung und

beobachtet mit grimmigem Gesicht, wie Aurelia mit

Gernot tanzt und ihn dabei voller Liebe anstrahlt.

Knurrend ballt er die Fäuste.

Doch da wird sein Blick, wie magisch angezogen von

einem leuchtenden Lichtwesen.

Eine Elfe tanzt übermütig lachend mit Gaukelchen und

ein Strahlen geht von ihr aus, als hätte sie sich heute

Morgen in der Sonne gebadet.

Vergessen war Auriela, Unwirsch hat sich wieder

verliebt.

Das Lachen der kleinen Elfe klingt wie eine liebliche

Melodie in den Ohren des Kobolds und in seinem Eifer

robbt er noch näher.









Doch da wird er am Kragen gepackt und auf die Füße

gestellt.

Seine Patentante steht vor ihm und sieht ihn aus 
 
wütenden Augen an.

Unwirsch presst trotzig die Lippen zusammen und gibt

den finsteren Blick zurück.

Die hatte ihm gerade noch gefehlt!

Was suchst du hier? Willst du wieder Unfrieden

stiften!”schnauzt sie ihn leise an.

Der Kobold gibt keine Antwort und schaut nur trotzig an

ihr vorbei.

Wurzel zerrt ihn weg in den Wald und als man sie nicht

mehr auf der Festwiese hören kann, wettert sie los.

 
Hast du denn kein bisschen dazu gelernt! Weißt du wie

viel Überredung es mich gekostet hat, damit du und 
 
dein Volk nicht auch zu den Riesen verbannt worden 
 
seid, wie Kuddelmudel und seine Söhne Flip und Flap. 
 
Ich habe dem Feenkönig mein Wort gegeben, dass du 
 
keine Dummheiten mehr machst!”

Unwirsch hält den Kopf gesenkt, als würde er sich

schämen.

In Wirklichkeit kann er seine Wut kaum bezähmen, 
 
denn wenn seine Patentante sich nicht eingemischt 
 
hätte, dann würde er heute Hochzeit mit Aurelia feiern 
 
und auch so lustig und vergnügt tanzen. 
 
Später würde ihm dann Aurelia in seiner dunklen 
 
trostlosen Höhle mit ihrer wunderschönen Stimme die 
 
herrlichsten Lieder vorsingen.

Er ballt die Fäuste und knirscht mit den Zähnen.

Wurzel gibt ihm einen Stoß in den Rücken.

Geh nach Hause, wenn man dich hier entdeckt, dann

kann ich dir nicht mehr helfen.”








Unwirsch setzt sich in Bewegung.

Seine Wut und sein Hass sind riesengroß.

Im Vorbeigehen gibt er dem Fliegenpilz einen Tritt, dass

diesem der schöne rotweiß gepunktete Hut vom Kopf 
 
fällt und er empört aufschreit.

Der wütende Kobold stapft durch einen Ameisenbau,

dessen Wände einstürzen und die kleinen emsigen

Arbeiter erschrocken durcheinander laufen.

Mit geballter Faust schlägt er in einen Blaubeerstrauch

und die grünen noch unreifen Beeren fallen herunter und 
 
Mutter Strauch schreit entsetzt auf.

Unwirsch wird gepackt und kräftig geschüttelt. Er blickt

ins Wurzels zorniges Gesicht.

Bist du von Sinnen!” schimpft sie, “ sieh doch nur, was

du angerichtet hast!”

Sie lässt ihn los und der Kobold taumelt und wäre fast

hingefallen.

Wurzel aber bückt sich und hebt den Hut des

Fliegenpilzes auf.

Mit einem “Danke” stülpt ihn dieser auf seinen Kopf und

wirft dabei Unwirsch einen bitterbösen Blick zu.

Dann hebt Wurzel ihre Schürze und kichernd springen

die Blaubeeren hinein.

Die Kräuterhexe schüttelt sie über den Strauch und sie 
 
hängen sich fröhlich kreischend an die Blätter.

Mutter Strauch schließt sie liebevoll in die Arme.

Herzlichen Dank, sie sind doch noch viel zu grün und

unreif, um schon durch die Welt zu purzeln.”

Wurzel geht weiter zu dem zerstörten Ameisenbau und

mit einem Schnippen ihres Fingers bringt sie diesen

wieder in Ordnung.

Ein vielstimmiges “Danke schön” erklingt bevor die

kleinen schwarzen Tierchen unter der Erde 
 
verschwinden.

Wurzel aber wendet sich nun an ihren Patensohn, der

unbeteiligt daneben steht und in die Ferne schaut.

Kurz blitzt Wehmut in den Augen der Hexe auf, dann

wird ihr Blick wieder hart.

Was ist nur aus dir geworden? Du warst einmal so ein
 
süßer kleiner Junge. Dein Vater war ein guter und

gerechter König, der mit den Wesen in der oberen Welt in

Frieden lebte.”

Sie seufzt.

Vielleicht warst du ja noch zu jung, als deine Eltern

verunglückten und dann noch der schlechte Einfluss

deines Onkels Kuddelmuddel und seinen nichtsnutzigen

Söhnen Flip und Flap.

Sie haben es entschieden zu weit getrieben, als sie den

Zwergenprinzen entführten. Du siehst ja wie es ihnen

dann ergangen ist. Der große Feenkönig hat sie ins 
 
Land der Riesen verbannt.”

Wurzel legt ihrem Patensohn die Hand auf die Schulter.

Weißt du eigentlich wie sehr ich dafür kämpfen musste,

nachdem du diese dumme Sache mit Aurelia gemacht

hast?

Ich habe dem Feenkönig mein Wort gegeben, dass du in

Zukunft vernünftig bist und keine Dummheiten mehr

machst. Noch einmal kann ich dir nicht helfen”
 
Sie will ihm über den Kopf streichen, doch Unwirsch

duckt sich und weicht einen Schritt zurück.

Traurig lässt Wurzel die Hand fallen.

Geh nach Hause!”

Unwirsch dreht sich um und stapft durch den Wald.

Die Kräuterhexe sieht ihm nach und erst als er im

Höhleneingang zu seinem Reich verschwindet, dreht sie

sich um und geht mit langsamen müden Schritten zu 
 
ihrer Hütte.

Zum Feiern hat sie keine Lust mehr.


(c) RMzV





Auf der Hochzeitsgesellschaft aber geht es lustig weiter.

Niemand hat von der Auseinandersetzung zwischen

Unwirsch und Wurzel etwas gemerkt.

Es wurde gegessen, getrunken, getanzt und gelacht bis

spät in die Nacht.

Die Glüwürmchen haben sich auf die Sträucher und

Bäume gesetzt und Vater Mond hat noch extra eine 
 
helle Lampe aus seinem Schrank geholt und betrachtet 
 
mit gutmütigen Lächeln die ausgelassene Gesellschaft 
 
auf der Wiese.

Endlich aber tanzen Aurelia und Gernot den letzten Tanz

und verabschieden ihre Gäste freundlich aber bestimmt.







 
In kleinen Grüppchen geht es nun nach Hause, begleitet

von Glühwürmchen, die vor ihnen den Weg beleuchten.

Still und verlassen liegt der Festplatz ein wenig später 
 
da.

Nur ein paar Mäusedamen sind noch da, um etwas von

dem übrig gebliebenen Essen mit nach Hause zu 
 
nehmen.

Dann aber kehrt endgültige Ruhe ein.


Morgen geht es weiter





3 Kommentare:

  1. Bin wieder beim Goggle :D unter dem Namen :D Herrliche Geschichte liebe Lore und tolle Bilder! Vielen Dank dafür!

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  2. Hast mich mit in Deine Märchenwelt genommen, danke dafür.
    Bin wirklich gespannt, wie das mit dem Rüpel Unwirsch weitergeht. Wie du diese aufgewühlte Seele beruhigen wirst. Lieben Gruß zu Dir von Monika

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  3. 👏👍🙋🏼‍♀️ , so hat sich Lydia aus Stassfurt zur Geschichte gemeldet.

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