Am
nächsten Morgen holt die blonde Frau sie aus dem Bettchen und nun
wird der Arm der Puppe gerichtet.
Wieder
muss sie still liegen und kann an der Teeparty um Mitternacht nicht
teilnehmen.
Doch
als am Morgen darauf die Sonne durch das Fenster lacht, darf Namenlos
wieder ihre Wiege verlassen und wird auf einen Tisch gesetzt.
Inge
öffnet eine alte von Hand geschnitzte Truhe und breitet einige
Kleidungsstücke vor der staunenden Namenlos aus.
Diese
bekommt nun ein mit Spitzen besetztes Unterhöschen, dazu das
passende Unterhemd und dann noch einen weit ausladenden Unterrock,
der von der Hüfte abwärts mit Rüschen besetzt ist.
Inge
kneift ein Auge zusammen und betrachtet die rot wallenden Locken der
Puppe.
„Grün
oder Türkis!“ murmelt sie.
Dann
holt sie ein wunderschönes grünes Kleid aus der Truhe und stülpt
es Namenlos über den Kopf, schließt dann die kleinen Perlmuttknöpfe
am Rücken und zieht das Kleid über dem bauschigen Unterrock glatt
und betrachtet stolz die Puppe.
„Hübsch
siehst du aus. Jetzt wollen wir deine Locken noch etwas entwirren und
dann bist du perfekt.“
Mit
einem kleinen Kamm fährt sie durch die dichte Lockenpracht und
obwohl es etwas ziept, ist Namenlos in diesem Moment die glücklichste
Puppe der Welt.
Auf
der Teeparty in der Nacht darf Namenlos zum ersten Mal teilnehmen.
Alle
freuen sich, dass sie wieder gesund ist und bewundern ihr schönes
Kleid.
Tagsüber
sitzt sie nun mit einigen anderen Puppen auf dem Sofa und abends
feiern sie die schönsten Feste.
Sie
war nun eine von ihnen und alle waren nett zu ihr.
Namenlos
könnte nun zufrieden und glücklich sein, wenn nicht dieser nagende
Schmerz in ihrem kleinen Puppenherz wäre.
Sie
konnte Anna nicht vergessen und sehnte sich nach ihr.
Immer
wieder taucht das liebe Gesicht des kleinen Mädchens in ihren
Träumen auf.
Wieder
ist es Tag und die Puppe sitzt auf dem Sofa.
Durch
das geöffnete Fenster dringt die Wärme der Sonne und goldene
Pünktchen tanzen im Raum.
Die
Vögel im Garten jubilieren um die Wette.
Eine
dicke Hummel fliegt brummend ins Zimmer, stößt überall an, bevor
sie wieder den Weg hinaus in den Garten findet.
Ein
Schatten taucht plötzlich am Fenster auf.
Ein
Kater sitzt auf der Fensterbank, springt auf den Boden und stolziert
durch das Zimmer.
„Ramon,
hier bin!“ ruft Namenlos.
Der
Kater wendet seinen Blick zum Sofa und starrt überrascht auf die
Puppe.
„Ich
hätte dich beinahe nicht mehr erkannt. Gut siehst du aus!“
Namenlos
errötet vor Freude.
Dann
bemerkt sie, dass das rechte Ohr des Katers herab hängt
und
daran noch ein wenig verkrustetes Blut klebt.
„Was
ist denn passiert?“
Ramon
zuckt lässig mit den Schultern.
„Ach
das ist nichts. So ein junger Spund hat geglaubt, er könnte meinen
Platz einnehmen.“
Der
Kater lacht vergnügt.
„Du
solltest ihn einmal sehen. Sobald kann er sich bei der Damenwelt
nicht mehr blicken lassen.“
Namenlos
lacht.
„Du
bist schon einer. Wie geht es denn der reizenden Prisilla?“
Ramon
streckt beide Vorderpfoten nach vorn und gähnt herzhaft.
„Ach
die,“ meint er gedehnt, „ mit leckerer Sahne ist es vorbei. Ihr
Frauchen passte immer auf und wenn ich den Garten betrat, hat sie
mich mit dem Besen verjagt. Und nun hat sie einen Kater gekauft, so
einen Lackaffen mit Stammbaum.“
Ramon
kratzt sich mit der Pfote hinter dem Ohr.
„Jetzt
würdigt mich die reizende Prisilla keines Blickes mehr und hat nur
noch Augen für ihren Gigolo.“
„Habe
ich dir nicht gesagt, sie ist eine hochnäsige Zicke!“
triumphiert
Namenlos.
Der
Kater zuckt die Schulter, streift durch das Zimmer und beschnuppert
die Einrichtung.
„Und
was hast du in der Zwischenzeit so erlebt?“
„Wie
du siehst hat die Puppendoktorin mich wieder geheilt und die anderen
Puppen hier sind alle sehr nett.
Nach
Mitternacht feiern wir immer eine lustige Teeparty.
Es
ist schön hier!“
„Aber?“
Ramon
ist wieder zum Sofa zurück gekehrt.
Namenlos
sieht ihn an.
„Was
meinst du mit `aber ` ?“
Der
Kater hat sich hingesetzt und den Schwanz um die Vorderpfoten
gekringelt.
„Dein
Worte klingen nach einem großen ´aber´ .
Was
bedrückt dich?“
Die
Puppe lächelt traurig.
„Wie
gut du mich doch kennst. Ich kann das kleine Mädchen nicht
vergessen.“
„Das
dich immer im Schaufenster besucht hat? Weißt du denn wo sie wohnt?“
Namenlos
schüttelt den Kopf.
„Ich
weiß nur, dass sie Anna heißt, so hat die alte Frau sie gerufen.“
Irgendwo
knarrt eine Tür und Ramon springt auf die Fensterbank.
„Ich
komme bald wieder!“
Morgen geht es weiter
Oh, es gibt soviele Annas, ob der Kater da helfen kann...?
AntwortenLöschendu weißt doch ich find immer eine Lösung
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