Und
der schnellste Läufer, der Wichtel Springinsfeld wird zu Gernot
gesandt.
Das
fröhliche Wispern, Lachen und Singen ist verstummt.
Unwirsch
hat einen Hauch des Bösen hinterlassen.
Mit
langsamen, schleppenden Schritten tappt der Drache Kalypso durch den
Wald.
Immer,
wenn er einen Fuß aufsetzt, bebt die Erde.
Stille
herrscht im Wald.
Das
fröhliche Gezwitscher der Vögel ist verstummt.
Verängstigt
kuscheln sie in ihren Nestern.
Eichkätzchen
flitzen die Bäume hoch, um sich im dichten Geäst zu verstecken.
Füchse
und Dachse huschen in ihren Bau.
Käfer
und Ameisen krabbeln eilig davon, um nicht zertreten zu werden.
Tiefe
Stille legt sich über den Wald.
Nur
das Stampfen der Drachenbeine und das Klirren der Waffen von Unwirsch
und seinen Soldaten ist zu hören.
In
der Nähe des Schmetterlingsreiches kettet Unwirsch den Drachen an
einen Felsen.
Liebevoll
tätschelt er dessen Hals und Kalypso schließt mit wohligem Seufzer
die Augen.
Der
Koboldkönig tritt an das Tor und fordert die Wachen auf, die Königin
zu holen.
Anmutig
schwebt Aurelia durch den Garten, begleitet von den Wichteln und
Elfen.
Die
Wachen haben ihr bereits von dem Drachen erzählt, doch sie lässt
sich ihre Sorgen nicht anmerken.
Kühl
betrachtet sie Unwirsch.
„Was
willst du?“
Hämisch
grinsend deutet der Kobold auf den Drachen.
„Darf
ich dir Kalypso mein liebes Haustier vorstellen?
Er
wohnt sonst unter der Erde und wärmt unsere Höhlen.
Doch
jetzt wird er deinen Garten bewachen und dafür sorgen, dass niemand
hinein oder heraus kann.
Ich
gebe dir drei Tage Zeit.
Wenn
du bis dann nicht einwilligst meine Frau zu werden, wird dein
Reich vernichtet.
Du
siehst, ich habe Kalypso so angekettet, dass sein Feueratem nur bis
zum Tor reicht.
Aber
wehe, du wirst nicht meine Königin, dann führe ich den Drachen an
das Tor und dein Reich wird nur noch Asche sein!“
Unwirsch
hebt drohend die Faust, dreht sich um und marschiert mit seinen
Soldaten davon.
Ein
vorwitziges Wichtelkind steckt neugierig seinen Kopf durch das
Gitter.
Der
Drache reißt das Maul auf und ein Feuerstrahl schießt auf das Tor
zu.
Das
Kind fällt vor Schreck rückwärts, bleibt aber unverletzt.
Aurelia
hebt die Kleine auf, die sich zitternd an sie schmiegt.
Ernst
sieht die Königin ihre Freunde, die sich um sie
scharren,
an.
„Keiner
darf zu nahe an das Tor heran, gebt auf die Kinder acht.
Die
Wichtel werden aus Steinen einen Schutzwall errichten, ansonsten geht
alles weiter wie bisher.
Wir
lassen uns von diesem Kobold nicht unterkriegen!“
Die
Wichtel und Elfen jubeln ihrer König zu, was Kalypso veranlasst
wieder einen Feuerstrahl loszulassen.
Springinsfeld
läuft so schnell er kann und hat das Blumenland bald erreicht,
Die
Sonne steht bereits hoch am Himmel und die Blumen recken ihre Köpfe
den wärmenden Strahlen entgegen.
Glücklich
sieht der Wichtel sich um.
Hier
war es genauso schön wie zuhause und bald würden beide Reiche
zusammen gehören, wenn nicht … .
Springinsfeld
zuckt zusammen, als ihm einfällt warum er gekommen ist.
Er
betritt das Schloss und wird von einem freundlichen Blumenelf zu
Gernot geführt.
Dieser
sieht ihm lächelnd entgegen.
„Schön
dich zu sehen, Springinsfeld , bringst du mir Nachricht von Aurelia?“
Dieser
nickt, nimmt einen Schluck von dem angebotenen Lindenblütentee und
erstattet Bericht.
Gernot
runzelt die Stirn und seine Miene wird immer besorgter.
Erregt
läuft er auf und ab, die Hände zu Fäusten
geballt.
Wäre
Unwirsch jetzt hier gewesen, dann hätte er nichts zu Lachen gehabt.
Ein
Rotkehlchen fliegt durch das geöffnete Fenster und landet mitten auf
dem Tisch.
Es
lässt den Brief fallen, den es im Schnabel trägt und richtet seine
zerzausten Federn.
Dann
erzählt sie den aufmerksam Lauschenden, was inzwischen im
Schmetterlingsland geschehen ist.
Springinsfeld
wird blass und Gernot vergräbt aufstöhnend das Gesicht in beiden
Händen.
Das
Rotkehlchen pickt ihn auf den Kopf.
„He,
zum Jammern hast du keine Zeit.
Frau
Eule hat mich geschickt und lässt dir ausrichten, dass du die alte
Kräuterhexe Wurzel aufsuchen sollst. Sie hat den Drachen damals
Unwirsch geschenkt.“
Gernot
sieht den Vogel zweifelnd an.
„Ist
die Kräuterhexe nicht die Patin von Unwirsch?
Sie
wird uns wohl kaum helfen.“
„Doch,
doch! Frau Eule meint, die alte Wurzel ist zwar eine unfreundliche
Person, aber sie hat ein ehrliches Herz und ist bestimmt nicht
erfreut über das Treiben ihres Patenkindes .“
Gernot
winkt einen Blumenelf herbei und bittet ihn, seinen Umhang zu holen.
Das
Rotkehlchen streckt ein Beinchen und meint:
„Ich
muss jetzt weiter zu den Zwergen. Frau Eule hat mir einen Brief für
den Zwergenkönig mitgegeben, denn sie meint, die Zwerge wären die
einzigen, die die Kobolde aufhalten können.“
Es
nimmt den Brief, lässt ihn dann aber wieder auf
den
Tisch flattern.
„Übrigens,
Frau Eule meint, die Kräuterhexe hat eine Schwäche für Honigmet
und den Besten gibt es doch in eurem Reich.“
Mit
dem Brief im Schnabel fliegt es davon.
Wenig
später ist Gernot auf dem Weg zur
Kräuterhexe.
Morgen geht es weiter