Das Findelkind
Es ist ein herrlicher Sommertag.
Von
dem wolkenlosen blauen Himmel strahlt die Sonne und beleuchtet das
Dörfchen R., das eingebettet zwischen den Alpen auf der
italienischen Seite liegt.
Auf
den Feldern leuchtet der gelbe Raps und in die Kornfelder werfen
Mohn- und Kornblumen rote und blaue Farbtupfer in das goldgelbe
Getreide.
Inmitten
der Wiesen, auf denen in verschwenderischer bunter Pracht die Blumen
blühen, stehen träge wiederkäuende Kühe und genießen die Wärme
der Sonnenstrahlen.
In
dem angrenzenden Wald tummeln sich Hasen, Rehe und Hirsche.
Ein
Eichkätzchen fliegt von Baum zu Baum, wobei es mit seinem Schwanz
das Gleichgewicht hält.
Ein
Buntspecht klettert geschickt den Baum auf und ab, dabei klopft er
mit dem Schnabel gegen die Baumrinde und pickt die Insekten und
Larven darunter auf.
In
den dichten Blättern einer Buche tummeln sich einige Elfen.
Kichernd
sitzen sie auf den Ästen und lassen die Beine baumeln.
Eine
Autotür schlägt zu und der Wald verstummt.
Der
Specht unterbricht sein Klopfen, verharrt einen Moment lauschend,
dann schlüpft er in seinen Bau.
Hasen
und Rehe verschwinden und nur das Rascheln im Unterholz ist zu hören,
als sie eilig das Weite suchen.
Die
Elfen fliegen in den Gipfel des Baumes und lugen vorsichtig durch das
Geäst.
Schritte
sind zu hören, langsam und müde.
Eine
junge Frau taucht zwischen den Bäumen auf mit einem Bündel im Arm.
Vorsichtig
legt sie es unter der Buche ab und nun kann man erkennen, dass es ein
Baby ist.
Ein
hübsches Kind, das mit seinen dunklen Augen die Frau anstrahlt und
glucksend die Arme nach ihr ausstreckt.
Die
junge Frau lässt sich neben dem Baby auf die Knie nieder und
streicht ihm sachte über das Köpfchen.
„Ich
muss es tun, mein Kleine, sonst bringt er dich um,“ flüstert sie
und dicke Tränen laufen ihr über die Wangen.
Sie
schlägt die Hände vors Gesicht und ihre Schultern zucken.
Dann
wischt sie sich energisch über das Gesicht.
„Ich
habe eine große Dummheit gemacht und meine gute Herrin verraten. Ich
werde es wieder gut machen, aber zuerst muss ich dafür sorgen, dass
er aus deiner Nähe kommt.“
Sie
beugt sich zu dem Kind und küsst es.
„Möge
Gott mir verzeihen.“
Aus
der Tasche zieht sie eine blaue Blechdose und sieht sich suchend um.
„Da
sind alle Beweise und auch mein Geständnis drin, nur wohin damit.
Ich kann doch niemanden trauen?“
Da
fällt ihr am Stamm des Baumes eine Einbuchtung auf.
Sie
greift hinein, um festzustellen wie tief diese ist, dann schiebt sie
vorsichtig die Dose in das Loch.
Mit
Moos und kleinen herunter gefallenen Ästchen macht sie das Versteck
unkenntlich.
Noch
einmal bückt sie sich, streicht dem Kind über den Kopf, dreht sich
um und läuft davon.
Kurze
Zeit später hört man eine Autotür zuschlagen, der Motor springt an
und dann ist es wieder still.
Das
Baby liegt ganz ruhig da und blickt mit wachen forschenden Augen
umher, doch dann verzieht es das Mündchen und will zu weinen
anfangen.
Schnell
fliegen die Elfen vom Baum hinunter und setzen sich zu der Kleinen,
die sofort zu weinen aufhört und glucksend versucht die kleinen
Wesen zu greifen.
Lächelnd
öffnet es den zahnlosen Mund, an ihren langen Wimpern hängen noch
einige Tränen, doch nun hebt es beide Händchen und brabbelt
fröhlich vor sich hin.
Und
die Elfen zwitschern beruhigend als könnten sie die Babysprache
verstehen.
Es
raschelt im Unterholz und ein Hecheln ist zu hören und schnell sind
die Elfen im Gewirr der Blätter verschwunden.
Guten Morgen liebe Lore
AntwortenLöschenDas fängt ja wieder gut an und damit spannst Du uns auf die Folter, wie wird es weiter gehen?
Lieben Gruß Joachim
Wenn man die ersten Sätze liest, weiß man um deine große Gabe, bildhaft zu schreiben. Man ist sofort mitten drin im Geschehen!! Ob die neuen Geschichten in deinem Kopf ähnlich sind??? Ich habe von ein paar Wortvorgaben gehört. Da bin ich doch mal sehr gespannt, was du uns daraus zaubern wirst. LG Martina
AntwortenLöschenGute Besserung liebe Lore und so gehts schon mal,wenns garnicht geht.
AntwortenLöschenHallo liebe Lore, eine aufrüttelnde Geschichte scheint das zu geben. Mit hoffentlich gutem Ausgang. Aber solche spannenden Geschichten sind ja Deine Spezialität. Freue mich schon auf die Fortsetzung!
AntwortenLöschenWas du da schreibst, könnte ei Krimi werden. Bin gespannt, was aus dem Kind wird.
AntwortenLöschenNeu gelesen und gleich wieder gefesselt. Ja das kannst du hervorragend, deine Leser mitnehmen in Deine Geschichte. Sofort nach wenigen von Dir wunderbar gewählten Worten habe ich ein Bild vor Augen.
AntwortenLöschenFreue mich auf mehr und wünsche Dir eine Gute Zeit, sei lieb umarmt von Monika