Namenlos
ist plötzlich nicht mehr traurig, das Gespräch mit dem Vogel hat
ihr gut getan.
Auch
ist die Sonne jetzt höher gewandert und hüllt sie in eine wohlige
Wärme.
Sie
weiß nicht, wie lange sie gedöst hat, doch plötzlich steht Ramon
neben ihr.
In
seinen Barthaaren hängen noch einige Tröpfchen Sahne und er wischt
sie mit der Pfote weg und leckt dann diese genüsslich ab.
„Das
war ein Schmaus, Sahne vom Feinsten. Leider kam Prisillas Frauchen
heraus und hat mich verjagt.“
Der
Kater kichert.
„Soviel
ich mitbekommen habe, wird Prisilla gerade in die Badewanne gesteckt.
Ihr Frauchen denkt sie hätte sich Flöhe bei mir geholt. Pah! Als
wenn ein Floh bei mir eine Chance hätte!“
Er
wirft stolz den Kopf hoch.
„Und
wie ist es dir inzwischen ergangen?“
Namenlos
erzählt ihm von dem Besuch der Blaumeise und auch von der Frau, die
Puppen wieder heilen kann und als sie Hannchen erwähnt, fängt Ramon
vergnügt zu grinsen an.
„Ach,
das gute alte Hannchen. Es ist stocktaub und blind und ich habe ihr
schon oft Futter vor der Nase weg geschnappt.“
Er
setzt sich, legt seinen Schwanz um die Vorderbeine, was ihm das
Aussehen einer Statue gibt.
„Die
alte Hanna hat ein liebes Frauchen, das lässt sie nicht einschläfern
und sorgt rührend für sie. Ja Hanna hat ein schönes Zuhause.“
Aus
seiner Stimme klingt eine leise Sehnsucht.
Doch
Namenlos beschäftigt noch etwas anderes.
„Warum
gibst du dich mit einer so hochnäsigen Zicke wie Prissilla ab?“
will sie wissen.
Der
Kater grinst frech.
„Weil
ich eben ein unwiderstehlicher Herzensbrecher bin.“
Doch
dann wird er wieder ernst und ganz tief im Hintergrund seiner Augen
liegt eine leise Traurigkeit.
„Das
Leben als Straßenkater ist nicht immer leicht. Ständig bist du auf
Nahrungssuche, die du dann meistens noch gegen andere Katzen
verteidigen musst.
Auf
der Straße herrscht das Recht des Stärkeren. Auch kommen jedes Jahr
junge Kater, gegen die du dein Revier verteidigen musst und je älter
ich werde, umso schwerer fällt es mir.“
Er
streckt sich und hebt stolz den Kopf.
Bisher
aber konnte mich noch keiner besiegen und was Prisilla betrifft. Nun
diese Hauskatzen werde ja maßlos verwöhnt. Da ist es gut, wenn man
ein paar Adressen kennt.
Und
meinem Charme kann doch keine widerstehen.“
Namenlos
kichert und auch Ramon muss grinsen.
„Nun
aber zu deinem Problem. Wir werden Hannchens Frauchen einen Besuch
abstatten.“
Er
fasst das Kleide der Puppe, doch diese fleht:
„Geht
es nicht auch anders, mir wird von dem Geschaukel immer so
schwindelig.“
Der
Kater betrachtet sie aus zusammengekniffenen Augen.
„Meinst
du, du könntest auf meinen Rücken klettern?“
Ramon
macht sich ganz lang und schmal auf dem Ast und Namenlos klettert
mühsam auf seinen Rücken.
Durch
die ausgekugelten Beine ist es etwas schwierig, aber sie schafft es
und schlingt beide Arme um den Hals des Katers.
Dieser
flitzt den Stamm hinunter.
Unten
angekommen stöhnt er krächzend.
„Könntest
du vielleicht den Griff um meinen Hals etwas lockern, du erwürgst
mich ja.“
„Entschuldige.“
Namenlos
setzt sich auf und hält sich am Fell des Freundes
fest.
In
gemächlichem Tempo geht es nun durch die Straßen und Gassen, dann
schlüpft der Kater in einen Garten.
Ein
Mops verlässt gerade das Haus und trottet schwerfällig durch den
Garten.
An
einem sonnigen Plätzchen lässt er sich mit einem zufriedenen
Schnauben ins Gras plumpsen, legt den Kopf auf die Pfoten und
schließt die Augen.
Eine
Frau mit langem gelocktem blonden Haar kommt in den Garten, einen
Futternapf in der Hand.
Zielstrebig
eilt sie auf den Hund zu.
Ramon
hebt schnuppernd die Nase, dann setzt er Namenlos direkt vor der
Terrassentür ab.
Etwas
verlegen sehen sie sich an.
In
der kurzen Zeit sind sie gute Freunde geworden und der Abschied
fällt ihnen schwer.
Der
Kater räuspert sich.
„Dann
will ich mich mal wieder auf den Weg machen.“
Er
wirft einen Blick über die Schulter.
„Sie
kommt zurück, hier kann sie dich nicht übersehen. Viel Glück!“
Dann
grinst er :
„Ich
glaube, ich muss Hannchen helfen ihre Futterschüssel zu leeren.“
Mit
hoch erhobenem Schwanz stolziert er davon.
Die
blonde Frau aber eilt durch den Garten dem Haus zu und stutzt, als
sie die Puppe entdeckt.
„Nanu,
du warst doch eben noch nicht hier?“
Suchend
sieht sie sich um , kann aber niemanden entdecken.
Sie
bückt sich und hebt die Puppe auf.
„Armes
Hascherl, dich hat man ja übel zugerichtet.“
Mit
einem Ruck hat sie die Beine wieder eingerenkt.
„Siehst
du Schätzchen, die Beine gehören schon wieder dir.“
Ein
Mann kommt auf die Terrasse.
„Inge,
wo bleibst du denn, wir müssen fahren.“
„Gleich
Hubert, sieh nur, was ich gefunden habe. Ich will sie nur schnell
waschen.“
Der
Mann wirft einen kurzen Blick auf die Puppe und nickt.
„Aber
beeil` dich.“
Inge
eilt mit der Puppe ins Badezimmer.
Das
schmutzige zerrissene Kleid landet im Mülleimer.
Dann
wird Namenlos in ein duftendes Schaumbad gesteckt und anschließend
in ein kuschelig weiches Handtuch gehüllt.
Sie
wird auf liebevolle Arme genommen und in einer Puppenwiege abgelegt.
Inge
beugt sich hinunter und sieht sich den kaputten Arm an.
„Später
werde ich mich um deine Nase und den Arm kümmern, doch nun muss ich
zu meinem Mann.
Morgen geht es weiter
Lore ich folge Deiner Geschichte gespannt wie ein Flitzebogen.
AntwortenLöschenJa, auch ich habe mich festgelesen, muss wissen wie dieses Puppenkind noch weiter kommt und was noch alkes passiert. Bonmomo von Feierabend ist auch mit ihrem Mopsliebling verewigt.
AntwortenLöschenGespannte Grüße