PUUHHH, die Hitze hat nachgelassen , trotzdem ziehe ich mich in den Zauberwald zurück, ihr könnt mich gerne begleiten.
Viel Spaß beim Lesen!
Zwei
Heupferdchen ziehen den Wagen, auf dem ein Fässchen mit Honigmet
liegt und vier Blumenelfen begleiten ihn, um beim Abladen zu helfen.
Während
Gernot gedankenverloren durch den Wald wandert, schwatzen die
Elfenjungen fröhlich miteinander.
Als
sie die Lichtung erreichen, auf der die Hexe vor
ihrem
Haus auf einer Bank sitzt, verstummen sie plötzlich.
Gernot
wendet sich um und blickt in vier ängstliche Gesichter.
Er
lächelt.
„Ich
gehe allein weiter, ihr könnt hier auf mich warten.
Während
die Blumenelfen sich hinter den Büschen verstecken, nimmt er die
Zügel der Pferde.
Die
Elfen beobachten wie ihr König über die Lichtung schreitet.
Auch
wenn sie Angst haben vor der Hexe, wenn ihr König in Gefahr gerät,
dann würden sie ihn nie im Stich lassen und Gernot weiß das.
Die
Kräuterhexe sitzt am Tisch und schabt eine Karotte.
Sie
blickt nicht auf, als der Blumenelf näher kommt und vor ihrem Tisch
stehen bleibt.
„Guten
Tag, Wurzel,“ grüßt Gernot.
Die
Hexe gibt keine Antwort, wirft nur unter halb geschlossenen Lidern
einen listigen Blick auf das Fässchen Honigmet.
Gernot
grüßt noch einmal, doch die Hexe beachtet ihn nicht.
Nun
wird der Elf wütend.
Er
stützt beide Hände auf den Tisch und beugt sich vor.
„Hat
man euch nicht beigebracht einen freundlichen Gruß zu erwidern?“
grollt er.
Die
Hexe hebt den Kopf und funkelt ihn böse an.
„Weißt
du, dass ich dich in eine Kröte verwandeln kann, du vorlauter
Bengel.“
„Sicher,
aber ihr werdet es nicht tun.“
„Ach
und was hindert mich daran?“
„Weil
ihr zwar die unhöflichste und unfreundlichste Hexe im Zauberland
seid, aber niemals ungerecht.
Ich
habe euch nichts Böses getan.“
In
den Augen der Hexe blitzt es kurz auf, dann fragt sie etwas
freundlicher.
„Und
was führt dich zu mir, Elfenkönig?
Es
muss eine ziemlich große Sache sein, wenn du gleich ein ganzes Fass
mit Honigmet mitbringst.“
Sie
kichert.
„Wer
hat dir verraten, dass ich dafür eine
Schwäche
habe?“
„Frau
Eule!“
„Ach,
die gute Eusebia, sie kommt bei ihren Streifzügen immer vorbei und
wir halten ein
Schwätzchen
und trinken ein Gläschen.
Also,
was willst du, fasse dich kurz, ich habe wenig Zeit.“
„Es
geht um dein Patenkind.“
Die
Kräuterhexe runzelt die Stirn und wirft ihm einen finsteren Blick
zu.
„Ich
weiß, dass ihr beide nicht die besten Freunde seid, aber regelt das
gefälligst unter euch.“
Der
Elfenkönig seufzt.
„Das
kann ich aber nicht ohne eure Hilfe. Er will Aurelias
Schmetterlingsreich vernichten.“
Wurzel
legt ihre Kräuter hin und richtet sich auf.
„Erzähl!“
Als
Gernot seinen Bericht beendet hat, seufzt sie tief.
„Dieser
dumme Junge.
Vor
einiger Zeit war er bei mir und schwärmte, dass Aurelia so
wunderschön singen würde.
Sie
könnten sie bis tief unter der Erde hören und er möchte sie
heiraten.
Ich
habe ihm abgeraten, denn Aurelia braucht Licht und Sonne und würde
in seinem unterirdischen Schloss verwelken.
Was
für ein Narr!“
„Wirst
du uns helfen?“
Müde
nickt die alte Frau und erhebt sich ächzend.
„Ich
werde dir etwas geben und während ich in der Hütte bin kannst du
die Feiglinge rufen, damit sie dir beim Abladen helfen.“
Sie
lächelt kurz.
„Ich
habe sehr wohl bemerkt, wie sie sich ins Gras ducken.“
Mit
müden schwerfälligen Schritten schlurft sie in die Hütte.
Gernot
winkt den Elfen und während diese das Fässchen abladen, beobachten
sie die Tür.
Als
diese sich knarrend öffnet, lassen sie das Fässchen fallen und
laufen davon.
„Schöne
Helden hast du mitgebracht,“ spottet Wurzel.
„Wenn
es darauf ankommt, können sie schon kämpfen,“ verteidigt Gernot
seine Männer.
Die
Hexe wirft ihm einen zweifelnden Blick zu.
Vorsichtig
legt sie das Päckchen, das sie aus der Hütte geholt hat, auf den
Tisch und entfernt die Decke, dies es umhüllt.
Es
ist ein weißer Kristall, der im Sonnenlicht funkelt.
Sie
reicht ihn Gernot.
„Damit
kannst du den Drachen besiegen.
Bevor
die Sonne im Zenit steht, musst du
versuchen
so nah wie möglich an den Drachen heranzukommen.
Wenn
die Sonne den Zenit erreicht hat, dann halte den Kristall in ihr
Licht und der Strahl, der sich dann in der Kugel bricht muss direkt
in das Auge des Drachens treffen.
Er
wird dann auf die Größe einer Heuschrecke schrumpfen.
Achte
darauf, du hast nicht viel Zeit, wenn die Sonne weiter wandert, ist
es zu spät.
Nun
geh!“
Der
Elfenkönig wickelt den Kristall sorgfältig in das Tuch und verstaut
ihn vorsichtig in seinem Lederbeutel.
Er
bedankt sich bei der Kräuterhexe und geht zu dem Wagen.
„Warte!“
Er
dreht sich um.
„Ich
habe diesen Drachen kaum, dass er aus dem Ei geschlüpft ist meinem
Patenkind geschenkt.
Die
beiden hängen sehr aneinander.
Also
töte ihn nicht, Elfenkönig!“
„Ich
verspreche es.“
Gernot
verbeugt sich, nimmt die Pferde am Halfter und marschiert zum Wald,
dann dreht er sich noch einmal um.
„Ich
werde dafür sorgen, dass ihr jeden Monat ein Fässchen Honigmet
bekommt.“
„Glaub
bloß nicht, dass ich dich deshalb freundlicher behandle,
Elfenkönig!“ ruft Wurzel ihm nach.
Im
Schmetterlingsland versuchen alle so normal wie möglich zu leben und
sich von dem schrecklichen Ungeheuer vor der Tür nicht einschüchtern
zu lassen.
Aber
das Lachen der Kinder ist leise geworden, das fröhliche Geschnatter
der Wichtel verstummt und das Summen und Singen der Elfen nicht mehr
zu hören.
Selbst
die Vögel im Wald singen nicht mehr.
Über
dem ganzen Zauberland liegt eine gespenstische Stille.
Eine
mollige, pausbäckige Elfin trippelt durch den Garten.
Ab
und zu bleibt sie verschnaufend stehen und
wischt
sich über die Stirn.
Sie
hätte das dritte Honigbrötchen nicht essen sollen.
Stöhnend
klettert sie die Stufen zum Palast hinauf und geht durch den großen
Saal direkt in Aurelias Zimmer.
Diese
sitzt vor dem Spiegel und flechtet Blumen in ihr Haar, dabei summt
sie eine traurige Melodie.
Die
stämmige kleine Person räuspert sich.
„Avar!“
ruft Aurelia und wirft sich schluchzend ihrer alten Kinderfrau in die
Arme.
Beruhigend
streichelt diese ihr über das Haar, dann schiebt sie das Mädchen
energisch von sich.
„Es
ist genug, meine Bluse ist ja schon ganz nass!“
poltert
sie, bemüht ihre eigenen Tränen zu unterdrücken.
Unter
Lachen und Weinen zieht Aurelia ihre Kinderfrau neben sich auf das
Sofa.
Hast
du dir schon überlegt, was zu tun ist?“ will Avar wissen.
Aurelia
sieht versonnen aus dem Fenster.
„Gernot
wird mich retten.“
„Und
wenn er es nicht kann? Er ist nur ein kleiner Elf, was soll er gegen
einen so großen Drachen ausrichten?“
„Gernot
ist klug, ihm wird etwas einfallen.
Und
ich könnte immer noch Unwirsch heiraten, um mein Volk zu retten,“
murmelt die Schmetterlingskönigin.
„Rede
keinen Unsinn!
Unwirsch
würde so wütend werden, weil er sich betrogen fühlt, und würde
unser Reich verwüsten.
Dein
Opfer wäre also vollkommen umsonst.
Gernot
würde uns zu Hilfe eilen und auch das Blumenreich würde der Drache
zerstören.
Die
Zwergen werden gegen die Kobolde kämpfen und auch der große
Feenkönig wird sich einmischen.
Überall
wäre Krieg!“
Aurelia
hebt sich die Ohren zu.
„Avar,
hör auf, du machst mir Angst!“
Beruhigend
tätschelt diese ihre Hand.
„Ich
wollte dir nur klar machen, dass dein Opfer sinnlos wäre.“
„Seltsam,
dass so ein kleiner Kerl, wie der Koboldkönig, so ein riesengroßes
Haustier hat.“
Das
alte Mädchen nickt.
„Seine
Patin, die Kräuterhexe Wurzel, hat ihm den Drachen geschenkt, kaum
dass er aus dem
Ei
geschlüpft ist.
Die
beiden sind zusammen aufgewachsen und der Drache hängt mit
abgöttischer Liebe an Unwirsch und würde ihm nie ein Haar krümmen,
obwohl er so groß ist, dass er den Kobold mit einem Fuß
zerquetschen
könnte.
„Eigentlich
ist diese Freundschaft rührend!“
„Das
hilft uns aber nicht weiter,“ brummt Avar.
Aurelia
nickt.
Morgen geht es weiter
|