Siebzig
Kilometer entfernt in einer billigen Absteige sitzt ein Mann am
Küchentisch und studiert mit gerunzelter Stirn die Zeitung.
Er
wirft einen finsteren Blick auf die junge Frau, die mit dem Rücken
zu ihm an der Spüle steht.
„Was
hast du eigentlich mit dem Balg gemacht.“
Unmerklich
spannt die junge Frau die Schultern an, dann meint sie lachend.
„Es
hat auf einmal zu atmen aufgehört und ich habe es im See entsorgt.
Warum fragst du?“
„Weil
hier ein Findelkind gefunden wurde.“
Sie
kommt näher und beugt sich über die Zeitung.
„Das
ist niemals unsere Kleine. Sieh doch die billige Kleidung und da...,“
sie deutet auf eine Zeile, „sie schreiben das Kind hat ein
Muttermal auf der rechten Pobacke in Form eines Sterns“
Sie
selbst hat das abwaschbare Tattoo angebracht, doch bis das heraus
kam, wären sie schon weit weg.
Immer
noch misstrauisch knüllt er die Zeitung zusammen.
„Trotzdem
ist es besser wir verschwinden, pack unsere Sachen zusammen.“
So
übersieht er, dass sein Vordermann plötzlich bremsen muss und rast
auf das Auto drauf.
Der
Wagen überschlägt sich und schlittert über die Fahrbahn, prallt
gegen die Leitplanke, kommt wieder auf die Räder und der Kofferraum
springt auf.
Eine
bunte Reisetasche fliegt in hohem Bogen heraus und landet mitten auf
der Fahrbahn.
Durch
den Aufprall öffnet sich die Tasche und eine Unmenge von
Geldscheinen ergießt sich auf die Autobahn.
Wie
es später hieß, bei dem tödlich verunglücktem jungen Paar handelt
es sich um die Entführer der kleinen Baroness Evangelina di
Graziano.
Von
dem Baby fehlt jede Spur, wahrscheinlich hatten sie es umgebracht und
irgendwo verscharrt.
Die
Baronin di Graziano erlitt einen Nervenzusammenbruch und wurde von
ihrem Mann in ein Schweizer Sanatorium gebracht.
Die
Elfen schwirren um den Stamm der Buche und beginnen Ästchen und Moos
auf den Boden zu werfen.
„Was
macht ihr da?“
Eine
Frau in weißem schlichtem Kleid mit weißen silbrig glänzenden
Haaren, die weit über ihre Hüfte fallen erscheint neben dem Baum.
„Die
Frau ist doch tot und kann die wahre Herkunft des kleinen Mädchen
nicht mehr offenbaren, deshalb wollen wir, dass die blaue Kiste
gefunden wird,“ erklären die Elfen.
Moira,
die Schicksalsfrau schüttelt lächelnd den Kopf.
„Ihr
meint es gut, doch die Zeit ist noch nicht reif. Ihr dürft das
Schicksal nicht ändern, indem ihr eingreift.“
Sie
hebt die Hand und Moos und Aststückchen schweben zurück in die
Lücke im Baum.
Dann
streicht Moira über den Stamm und murmelt:
„Hüte
dein Geheimnis, bis die Zeit reif ist.“
Zu
den Elfen gewandt, die mit enttäuschten Gesichter auf dem untersten
Ast der Buche sitzen sagt sie ernst.
„Bleibt
immer in der Nähe des kleinen Mädchens, passt auf sie auf und
behütet sie. Eines Tages wird sie eure Hilfe brauchen.“
Sieben
Jahre sind inzwischen vergangen.
Mariella
hat sich zu einem hübschen klugen Mädchen entwickelt, das von ihrer
Pflegemutter sehr viel Liebe bekam.
Der
Bauer ein hochfahrender Klotz, begegnet dem Mädchen nur mit
Unfreundlichkeit.
Wollte
er doch seinen unehelichen Sohn als Erben für den Hof und nun sah es
so als würde die Bäuerin ihre Pflegetochter als Erbin einsetzen.
Mariella
aber ging dem mürrischen Mann aus dem Weg.
Sie
liebte ihre Mutter innig und auch an Beatrice, die wie eine zweite
Mutter für sie war, hing sie sehr.
Und
Arianne, die Tochter von Beatrice war ihr wie eine Schwester.
Eben
wieder laufen die beiden kichernd über den Hof und versuchen eines
der kleinen Kätzchen einzufangen.
Signoria
Elena liegt auf einem Liegestuhl, eine Decke über den Knien und
beobachtet lächelnd das fröhliche Herumtollen der Kinder.
Ein
heftiger Husten schüttelt sie.
Seit
einer schweren Lungenentzündung im Winter hat sie sich nicht mehr
richtig erholt.
Mariella
kommt zu ihr, das kleine Kätzchen auf dem Arm.
„Sie
nur Mama, Pietrona hat Junge bekommen.“
Sie
setzte das maunzende kleine Bündel auf der Decke ab.
Das
Kätzchen beginnt sofort mit den
Vorderpfötchen
zu treten, wobei es das Mäulchen mit den kleinen Milchzähnchen weit
aufreißt und miaut.
Die
Bäuerin streichelt es und zufrieden rollt sich das kleine Geschöpf
zusammen und fängt zu schnurren an.
Signoria
Elena sieht liebevoll ihre kleine Pflegetochter an.
„Mariella
habe ich dir eigentlich schon gesagt wie lieb ich dich habe?“
„Ach
Mutter so oft! Und ich habe dich doch auch ganz schrecklich doll
lieb!“
Sie
umarmt ihre Mutter und läuft zurück zu ihrer Freundin Ariane.
Lächelnd
sieht die Bäuerin ihr nach, doch dann wird ihr Blick düster.
Sie
fühlt, dass ihre Zeit auf Erden bald abgelaufen ist und was wird
dann aus dem Mädchen?
Sie
weiß, dass ihr Mann nur darauf wartet den Hof zu erben und dass dann
seine Geliebte mit ihrem gemeinsamen Sohn hier einziehen wird.
Zwar
hat sie ein handschriftliches Testament gemacht, in dem sie Mariella
den Hof vermacht hat und Anna und Beatrice als Zeugen unterschreiben
lassen.
Somit
wäre das Testament rechtsgültig.
Aber
was ist, wenn ihr Mann es findet und verschwinden lässt?
Sie
muss unbedingt einen Notar kommen lassen.
Doch
dazu kommt es nicht mehr.
In
der Nacht stirbt sie.
Mariella
ist untröstlich, schluchzend wirft sie sich über ihre tote Mutter
bis Beatrice sie weg holt.
Alle
trauern um die Signoria, war sie doch eine gute Herrin gewesen und
bei allen beliebt.
Nur
der Bauer kann seinen Triumph kaum verbergen.
Fortsetzung folgt
Mensch, Lore, das ist eine wahrlich tolle Geschichte. Man ist schon ganz gespannt, wie es weiter geht! LG Martina
AntwortenLöschenLiebe Lore
AntwortenLöschenWie so oft eine wunderbare traurige und spannende Geschichte
Lieben gruß Joachim
Liebe Lore,
AntwortenLöschenwenn ich auch in letzter Zeit nicht immer kommentiert habe,
so lese ich deine Geschichten mit großem Interesse und
freue mich immer auf die Fortsetzungen.
Einen guten Start ins Wochenende wünscht dir
Irmi
Da enthüllt sich sogar ein Kriminalfall mit vielen Schicksalen. Spannend!!!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Monika
Also war die Frau, die das Baby abgelegt hat, nicht die Mutter des Kindes. Das war ja das ganz Schlimme am Anfang der Geschichte.
AntwortenLöschenLiebe Grüße von Monika
habe jetzt auch heraus gefunden wie man hier antworte kann, das ist das schöne, wenn man endlich mehr Zeit für sich selber hat Liebe Grüße. Lore
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