Ich hoffe die Gesxhichte hat euch gefallen, denn ich will diese Serie fortsetzen, im neuen Adventskalender gibt es eine neue Geschichte.
Er
winkte. „Kommt mit!“
Sie
folgten ihm in die Felsenspalte durch viele verschlungene Gänge und
kamen in eine große Höhle.
Tolpatsch
sank erschöpft nieder.
Die
kleine Hexe sah sich erstaunt um.
„Hast
du es aber schön hier, ich bin Liliput und das ist mein Freund
Tolpatsch. Hast du Wasser, ich muss die Wunde reinigen.“
Der
Junge eilte in eine Nebenhöhle und kam mit einer Schüssel Wasser
und einem Bund Arnika zurück.
Liliput
wusch die blutende Wunde, während der Junge aus der Heilpflanze
einen Brei machte, den die Hexe vorsichtig auftrug.
Sie
schnippt mit dem Finger und ein großes Pflaster legt sich über die
Verletzung.
„Du
kannst zaubern, warum hast du dann nicht die Wunde geheilt?“
„Weil
ich noch Lehrling bin und nur die kleinen Zauber kann. Der Heilzauber
ist einer der schwersten Zauber und man braucht eine lange Ausbildung
dafür. Auf dem Hexenberg gibt es nur eine Heilerin und das ist meine
Lehrerin Frau Kassandra.“
Der
Junge hatte inzwischen ein kleines Feuer gemacht und kramte in einer
Kiste.
„Was
machst du denn da, wie heißt du überhaupt?“
„Du
kannst es dir aussuchen; Missgeburt, Scheusal, Wechselbalg,
Teufelsbrut, pfui-igitt.“
„Das
sind ja scheußliche Namen, ich meine deinen Taufnamen, ihr Menschen
habt doch Taufnamen.“
„Ich
nicht,“ lachte der Junge bitter, „ als der Pfarrer mich sah
weigerte er sich mich zu taufen. Teufelsbrut nannte er mich.
Ich
mache uns was zu essen, ich hoffe du magst Kartoffel in der Schale,
mehr habe ich leider nicht.“
„Nein,
leg sie zurück, setz dich zu mir.“
Als
der Junge saß, sagte Liliput.
„Ich
werde mir einen Namen für dich ausdenken. Aber nun machen wir ein
Spiel. Schließ die Augen, du darfst sie erst aufmachen, wenn ich es
sage.“
Der
Junge nickte.
„Nun
stell dir vor was du gerne essen willst.“
„Ein
gebratenes Hähnchen.“
Liliput
grinste, schnippte mit dem Finger und ein Teller mit einem gebratenem
Hähnchen stand vor ihm auf dem Boden.“
Der
Junge kicherte: „ Das ist schon was tolles mit der Fantasie, ich
kann das Hähnchen sogar riechen.“
„Ja,
aber halte die Augen nur geschlossen. Wir wollen ein ganzes Menü
zusammenstellen. Was willst du als Beilage?“
„Kartoffelbrei
und Bohnengemüse!“ kam es wie aus der Pistole geschossen.
Schon
stand eine Schüssel Kartoffelbrei und eine Schüssel Bohnen vor ihm.
„Nachtisch?“
„Hmmm,“
der Junge leckte sich genießerisch über die Lippen,
„Schokoladenpudding.“
„Nun
darfst du die Augen öffnen.“
„Aber,
aber,“ stammelte er, „ das ist alles wirklich.“
„Liliput
grinste.“ Der Essenszauber ist das erste was wir lernen, nun guten
Appetit.“
Sie
freute sich wie sehr es ihm schmeckt.
Er
lehnte sich zurück und strich über seinen Bauch.
„Das
war lecker! Aber warum guckt dein Freund mich so an?“
Liliput
warf einen Blick auf Tolpatsch und lachte.
„Er
hat Hunger, kann ich ihm die Reste geben?“
Als
der Junge nickte, ließ die kleine Hexe die übrige gebliebenen
Speisen in den weit geöffneten Rachen des Drachens fliegen.
„ Willst
du mir nun erzählen warum du hier wohnst und nicht im Dorf. Wie alt
bist du denn?“
„Zehn
Jahre. Und hier wohne ich seit zwei Jahren.
Als
meine Mutter starb war ich sechs Jahre. Sie war die einzige, die lieb
zu mir war und mich getröstet hat, wenn mein Vater, die Kinder und
viele Erwachsene im Dorf böse zu mir waren.
Doch
dann bekam sie ein schlimmes Fieber und starb.
Mein
Vater heiratete sofort wieder und seine neue Frau wollte mich nicht
im Haus haben.
Ich
musste im Schweinestall wohnen und auch das Essen mit ihnen teilen.
Marianne
vom Nachbarhof kam ab und zu vorbei, brachte mir etwas zum anziehen
und essen.“
„Marianne,
das ist meine Freundin,“ rief Liliput.
„Aha,
dann bist bestimmt auch du für das oft leckere Essen zuständig.“
„Als
ich sie kennenlernte war sie halb verhungert. Ihre Tante ließ sie
den ganzen Tag schuften, aber sie bekam kaum zu essen.
Also
habe ich einen Zauber in ihr Zimmer gelegt, wenn sie abends müde in
ihre kleine Dachkammer kam, dann konnte sie sich wünschen was sie
essen wollte.“
„Als
ich eines nachts in den Garten ging, um mir einen Apfel zu holen,
entdeckte mich mein Vater und prügelte mich halb tot.
Marianne
die meine Schreie gehört hatte holte mich und brachte mich zu den
Eltern ihres Freundes Lukas. Diese pflegten mich gesund.
Lukas
und Marianne aber richteten mir hier diese Höhle ein.
Im
Dorf konnte ich nicht mehr bleiben.“
„Dein
Vater ist ein böser Mensch!“ rief Liliput wütend.
Der
Junge zuckte traurig die Schultern.
„Aber
nicht alle Menschen sind böse!“
Sie
sahen sich an und lachten, denn sie hatten gleichzeitig dasselbe
gesagt.
„Weißt
du was meine Mutter immer gesagt hat, wenn ich weinend zu ihr lief,
weil die Dörfler wieder mal böse zu mir waren.
Fünf
bösen Menschen stehen fünf gute Menschen gegenüber. Das ist Gottes
Ausgleich.“
Eine
Weile schwiegen sie.
„Ich
hab einen Namen für dich. Du bist gut und edel wie ein Prinz und du
wohnst hier umgeben von Wäldern. Ich werde dich Waldprinz nennen.
Gefällt dir der Name?“
Waldprinz
nickte strahlend, doch dann wird er wieder ernst.
„Was
machen wir mit dem Drachen?“
„Ich
werde Frau Kassandra um Hilfe bitten.“
„Und
mich mit dem Ungetüm alleine lassen. Er wird meine Wohnung
abfackeln.“
„Unsinn,
ich bin ja bald wieder da.“
Liliput
schwang sich auf ihren Besen und verließ die Höhle.
Draußen
warf sie einen Unsichtbar-zauber um sich und flog zum Hexenwald.
Sie
erzählt nun Frau Kassandra alles.
Diese
sah sie ernst.
„Du
hast wieder einmal nicht gedacht und unverantwortlich gehandelt. Nun
haben wir wieder einmal den Zorn der Menschen erregt.“
„Aber
ich bin doch so allein und wollte nur einen kleinen Bruder. „
Mitleidig
sah Frau Kassandra sie an.
„Ich
weiß, du bist die einzige hier, die keine Familie hat. Also bring
mich zu deinem Drachen.“
Wenig
später betraten sie die Höhle.
Liliput
schrie entsetzt auf.
„Was
hast du getan, wie konntest du nur!“
Trotzig
sah Waldprinz sie an.
„Sollte
ich vielleicht meine Wohnung abfackeln lassen!“
Die
kleine Hexe warf ihm einen finsteren Blick zu.
„Und
deshalb hast du sein Maul mit einem Seil zugebunden und seinen
Schwanz an einem Felsen gekettet.
Ich
hätte dich statt Waldprinz lieber Wirrkopf nennen sollen.“
Der
Junge verschränkte die Arme und blickte genauso zornig zurück.
„Er
hat bereits zwei Tassen mit seinem Schwanz kaputt gemacht und ich
wollte nicht warten bis er auch noch meine Möbel versengt.“
Frau
Kassandra hatte schmunzelnd zugehört.
Nun
legte sie die Hand auf Waldprinz Schulter.
Dieser
sah sie schüchtern, aber auch etwas ängstlich an. Wie würde sie
auf seinen Anblick reagieren?
Doch
die Hexe lächelte ihn freundlich an.
„Das
hast du sehr gut gemacht. Du hast klug und überlegt gehandelt.
Tolpatsch ist zwar nicht bösartig, trotzdem gefährlich.“
Liliput
hatte den inzwischen den Drachen befreit. Dieser sprang freudig auf,
sein großer Schwanz schlenkerte und aus seinem Mund kam Feuer.
Frau
Kassandra hob die Hand und ließ ihn erstarren.
„Siehst
du nun, wie gefährlich dein Freund ist.“
Liliput
ließ den Kopf hängen und Tränen glitzerten in ihren Augen.
Bittend
hob sie die Hände.
„Tötet
ihn nicht. Es ist alles meine Schuld, lasst ihn nicht dafür büßen.
Ich werde ein neues Versteck für ihn suchen.“
„Du
kannst ihn nicht immer einsperren. Hm, sein einziger Fehler ist seine
Größe.“
Frau Kassandra hob lächelnd die Hand und der Drache begann zu schrumpfen, bis er so klein wie eine Eidechse war.
„Das
ist ja toll!“ rief Waldprinz und Liliput jubelte,
„So
groß und niedlich war er, als er aus dem Ei schlüpfte!“
Sie
hob den Drachen hoch und dieser schmiegte sich an sie.
Frau
Kassandra nickte zufrieden.
„Der
Zauber kann nie mehr rückgängig gemacht werden, es besteht also
keine Gefahr und Tolpatsch kann nun für immer bei dir bleiben.“
Dann
wandte sich die Hexe an den Jungen.
„Möchtest
du bei uns im Hexenwald leben?“
„Aber
er ist doch ein Mensch!“
„Sicher,
aber im Testament von Graf Herold von Trutzingen steht, dass das
Schloss und die umliegenden Wälder eine Heimat für alle Verfolgten
und Verstoßenen sind und unser Waldprinz wurde doch von den Menschen
verstoßen.“
Liliput
hüpfte vor Freude auf und ab.
„Und
wohnen kannst du bei mir, ich habe mir schon immer einen Bruder
gewünscht.“
„Dass
ihr streiten könnt wie Geschwister habt ihr ja eben schon bewiesen,“
schmunzelte Frau Kassandra,
„ willst
du denn bei uns leben, du wärst nicht mehr so allein und niemand
würde dich deines Aussehens wegen übel behandeln. Außerdem wo
sonst sollte ein Waldprinz leben als Wald.“
Waldprinz
sah sie mit großen Augen an.
Sprechen
konnte er nicht, aber er nickte heftig mit dem Kopf.
„Dann
komm. Liliput du nimmst Tolpatsch auf deinem Besen und ich unseren
Waldprinzen.“
Als
sich der Junge in der Wohnung umsah, meinte die Hexe. „Wir kommen
später noch einmal hierher und holen deine Sachen.“
Sie
setzten sich auf ihre Besen und sausten durch die Luft.
Waldprinz,
der hinter Frau Kassandra saß, hatte keine Angst, er genoss es, wie
der Wind ihm durch die Haare fuhr und beobachtetet staunend wie die
Welt unter ihm immer kleiner wurde. Und zum ersten Mal in seinem
Leben fühlte er sich wirklich frei.
Sie
landeten in Liliputs Garten und dieser blieb vor Staunen der Mund
offen.
„Aber
mein Haus ist ja viel größer.“
„Ich
habe es durch einen Anbau erweitert, wollt ihr ihn euch nicht mal
ansehen?“
Als
sie den Raum betraten staunten sie noch mehr.
„Aber
das sind doch alle meine Sachen aus der Höhle!“
„Ich
dachte, das würde dir das Eingewöhnen leichter machen,“ lächelte
Frau Kassandra, „ nun muss ich aber ins Schloss zurück.“
Liliput
aber nahm, ihren Bruder an der Hand und stellt ihm Trinchen vor.
Während
Waldprinz der Schildkröte sanft über den Kopf strich, ließ Liliput
versonnen den Blick über Tolpatsch, Trinchen und Waldprinz gleiten.
Glücklich
lächelte sie.
Nun
hatte sie auch eine Familie.
Da
der Drache verschwunden, wurden die Drachenjäger nicht mehr
benötigt. Da sie aber keinen Erfolg hatten, verweigerte der
Moorhofer die Bezahlung.
Als
die wilden Kerle abzogen, zerstörten sie aus Rache alle Felder des
geizigen Bauern.
©
Lore Platz 2018
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