Etwas
müde geht St. Nikolaus durch den tiefen Schnee.
Hinter
ihm trabt sein treuer Esel Graufellchen, auf dem Rücken den Sack mit
den Geschenken, geführt von dem struppigen Knecht Ruprecht.
Recht
dünn ist der Sack schon, denn sie sind auf dem Weg zu den letzten
zwei Kindern.
Im
Haus von Förster Braun steht Peter hinter der Gardine und späht aus
dem Fenster.
„Er
kommt!“ ruft er aufgeregt, dann setzt er sich schnell neben die
Oma, auf deren anderen Seite seine Schwester Vanessa sitzt.
Ein
wenig bang fühlt er sich schon, denn so ganz rein ist sein Gewissen
nicht.
Auch
Vanessa spielt nervös mit ihren Fingern und fragt sich, was wohl im
goldenen Buch von St. Nikolaus stehen würde.
Die
Oma legt den Beiden die Arme um die Schultern und flüstert:
„Keine
Angst, so schlimm wird es schon nicht werden.“
Als
es kräftig an der Tür klopft zucken die Kinder zusammen und jedes
greift nach der Hand der Oma.
Der
Vater und der Opa müssen sich ein Grinsen verkneifen und Verena eilt
zur Tür, um den Heiligen Mann und seinen Begleiter herein zu lassen.
Der
heilige Mann betritt das Wohnzimmer, gefolgt von dem grimmig drein
schauenden Knecht Ruprecht.
„Guten
Abend, lieber Nikolaus,“ wird er begrüßt, „ auch dir einen
guten Abend, Knecht Ruprecht.“
Dieser
schwenkt nur drohend die Rute und stellt sich abwartend in die Ecke,
wobei er den Kindern finstere Blicke zuwirft.
St.
Nikolaus aber erwidert freundlich den Gruß und sieht sich in dem
hübsch adventlich geschmückten Raum um.
„Schön
habt ihr es hier,“ dann wendet er sich an die Kinder,
„Na
Peter, Vanessa , dann kommt doch einmal zu mir.“
Schüchtern
treten die Kinder näher.
Vanessa
darf den golden Bischofsstab halten und St. Nikolaus öffnet das
goldene Buch, nachdem er umständlich seine Brille aufgesetzt hat.
Er
lächelt den Kinder aufmunternd zu, bevor er zu lesen beginnt:
„ Der
Peter ist ein höflicher, hilfsbereiter Junge und macht seinen Eltern
große Freude. Aber er ist sehr sehr schlampig!“
Bei
diesen Worten tritt Ruprecht näher, die Rute drohend erhoben und
Peter zuckt zusammen, doch der heilige Mann winkt seinen Knecht
zurück.
„ Nun
Peter ich lese, dass dein Zimmer wie ein Schweinestall aussieht und
deine schriftlichen Arbeiten für die Schule sehr schlampig
geschrieben sind, auch das Lernen macht dir keinen Spaß und deine
Noten könnten beträchtlich besser sein“
Er
sieht den Jungen über die Brille hinweg an.
„Versprichst
du mir, dich zu bessern?“
Peter
nickt mit hochrotem Kopf und der Nikolaus wendet sich an Vanessa.
„ Auch
du Vanessa bist ein hilfsbereites, höfliches und auch sehr
vernünftiges Mädchen, und machst deinen Eltern große Freude.
Deine
Schulnoten sind fantastisch und du arbeitest sehr sauber und
ordentlich.
Doch
bist du manchmal ziemlich stur, rechthaberisch und gibst deiner
Mutter oft schnippische Antworten.
Willst
auch du dich bessern?“
Vanessa
nickt ernsthaft, ohne sich von Ruprechts finsterem Blick
einschüchtern zu lassen und wirft einen scheuen Blick zu ihrer
Mutter, die ihr beruhigend zu lächelt.
Nun
holt Knecht Ruprecht für jedes der Kinder ein Geschenk aus dem Sack
und Michael setzt sich ans Klavier und sie singen zusammen ein
Weihnachtslied.
Dann
hebt der heilige Mann grüßend seinen Stab und verlässt hinter
Verena, gefolgt von seinem Knecht das Zimmer.
Im
Flur öffnet Verena eine Tür und lässt die beiden eintreten.
„ Hier
könnt ihr euch umziehen, lieber Nikolaus und grüßt mir meine
Schwester Lilofee.“, meint Verena, dann geht sie zurück ins
Wohnzimmer.
Nikolaus
aber nimmt seine Mitra vorsichtig vom Kopf und reicht sie an Ruprecht
weiter, zieht sein Bischofsgewand aus und schlüpft in den warmen
braunen, pelzgefütterten Wintermantel, den sein Knecht ihm reicht.
Ruprecht
aber hat inzwischen das Gewand sorgfältig zusammen gelegt und mit
der Mitra im Sack verstaut.
Er
schultert diesen, nimmt den goldenen Stab und gemeinsam verlassen sie
das Forsthaus.
Mit
einem freudigen „Iaaaah“ werden sie von Graufellchen begrüßt.
Nikolaus
streichelt den Esel.
„Nun
mein Alter, nun gehst du mit Ruprecht in den Himmel zurück.“
Er
blickt seinen Knecht und Kameraden nachdenklich an.
„Sag
einmal Ruprecht, musst du die Kinder immer so erschrecken?“
Dieser
grinst lausbubenhaft und sieht gar nicht mehr so grimmig aus.
„Ach
es ist einfach zu schön, wenn sie vor Angst schlottern. Und die
wildesten Jungen haben immer am meisten Angst.“
„Ruprecht,
Ruprecht.“
Kopfschüttelnd
sieht der heilige Mann seinen Knecht an, kann sich aber ein
Schmunzeln nicht verkneifen.
Ein
Mondstrahl fährt herunter und berührt die Erde und Ruprecht
klettert, den Esel hinter sich herziehend an ihm empor in den Himmel.
St.
Nikolaus blickt ihnen nach, bis sie in den Wolken verschwunden sind.
Dann
schlägt er seinen Kragen hoch, steckt die Hände in die Taschen und
marschiert in Richtung Zauberwald.
Ein
Sonnenstrahl kitzelt Vanessa an der Nase.
Sie
öffnet die Augen und streckt sich.
Gestern
hatte sie noch bis spät in die Nacht in dem neuen Buch, das ihr der
Nikolaus geschenkt hatte, gelesen.
Doch
dann kam ihre Mutter und forderte energisch, sie solle das Licht
ausmachen und dabei war sie gerade an einer besonders spannenden
Stelle gewesen.
Vanessa
beugt sich aus dem Bett und angelt nach ihrem Buch.
Zufrieden
lehnt sie sich zurück und fängt zu lesen an.
Die
Turmuhr aus dem nahen Dorf fängt zu schlagen an und das Mädchen
zählt mit.
Neunmal!
Bedauernd
legt sie das Buch auf den Nachttisch.
Nach
dem Mittagessen fahren die Eltern wieder nach Hause und
Aber
vorher wollen Peter und sie noch Tante Lilofee besuchen.
Ab
ins Bad, heute genügt Katzenwäsche, schnell in Jeans und Pullover
geschlüpft durch die Haare gefahren und die Treppe hinunter in die
Küche.
„Guten
Morgen, Schlafmütze,“ wird sie von Mama begrüßt und Oma fragt,
„möchtest du Kakao?“ und schüttet Milch in einen Topf.
Vanessa
will sich gerade setzen, da stürmt Peter in die Küche.
„Endlich,
du Trödelliese, komm wir wollen zu Tante Lilofee!“
Er
zerrt seine Schwester in den Flur, wo Stiefel und Schneeanzug sind .
„Um
ein Uhr wird Mittag gegessen, seid bitte pünktlich!“ hören sie
die Mutter noch rufen und schon fällt die Tür hinter ihnen ins
Schloss.
Die
Oma nimmt den Topf mit der heißen Milch vom Herd.
„Nun
ist das arme Kind ohne Frühstück aus dem Haus,“ jammert sie.
„Lass
gut sein Mutter,“ lacht Vanessa, „ sie bekommen sicher bei meiner
Schwester etwas.“
Die
Kinder aber laufen so schnell sie können in den Zauberwald.
Unterwegs
liefern sie sich noch eine Schneeballschlacht und erreichen lachend
und atemlos das Häuschen ihrer Tante.
Sie
stürmen durch die Tür.
„Stopp!“
Matilda, das Känguru hüpft in den Flur.
„Zieht
eure nassen Sachen aus und benehmt euch manierlich. Eure Tante hat
hohen Besuch.“
Vorsichtig
betreten sie das Zimmer und bleiben staunend stehen.
Bei
Tante Lilofee sitzt der Nikolaus und führt gerade eine Tasse Tee an
den Mund.
„St.
Nikolaus!“ ruft Vanessa überrascht und Peter wird rot, denkt er
doch an seine Stiefel, die er gerade quer durch den Flur geschossen
hat und auch den nassen Schneeanzug hat er einfach auf den Boden
geworfen, dabei hat er gestern noch dem Nikolaus versprochen nicht
mehr so schlampig zu sein.
St.
Nikolaus lächelt ihn wissend an.
„Nun
steht nicht so schüchtern da, kommt näher, ihr kennt doch meinen
Gast,“ lacht Lilofee.
Zögernd
kommen die Kinder näher und begrüßen den heiligen Mann.
Matilda
hüpft herein und bringt Kakao und Plätzchen.
Allmählich
werden die Kinder zutraulich und plaudern munter mit dem Nikolaus.
Dieser
erklärt ihnen, warum er noch nicht im Himmel ist.
Während
der Vorweihnachtszeit ist einfach zu viel Trubel dort oben und
deshalb hat ihm Lilofee im Zauberwald eine Hütte zur Verfügung
gestellt, in der er die Tage verbringen kann und erst am Heiligen
Abend kehrt er mit dem Christkind dann zurück in den Himmel.
Viel
zu schnell vergeht die Zeit und die Kinder müssen nach Hause, aber
sie versprechen am nächsten Wochenende wieder zu kommen.
Auch
St. Nikolaus verabschiedet sich wenig später von Lilofee und
Matilda.
Vergnügt
spaziert er durch den knirschenden Schnee, genießt die reine kalte
Winterluft und als er vor seinem Häuschen ankommt, betrachtet er es
froh und zufrieden.
Er
klopft sich die Schuhe ab und betritt den Flur.
Sorgfältig hängt er
den schweren Wintermantel an den Haken, stellt die Stiefel ordentlich
nebeneinander und schlüpft in seine Pantoffeln.
In
der Stube empfängt ihn wohlige Wärme, die von einem lustig
flackernden Feuer im Kamin kommt.
Der
Zwerg Purzel kniet davor und legt einige Scheite Holz hinein.
Die
Tür öffnet sich und zwei Zwerge jeder einen Arm voll mit Holz
kommen zum Kamin und stapeln es sorgfältig daneben auf.
Purzel
beobachtet sie dabei aufmerksam und meint zufrieden:
„Nun
lieber Nikolaus, das dürfte eine Weile reichen.
Die Frauen haben
einen leckeren Gemüseeintopf gekocht, du brauchst ihn nur noch
warm zu machen.
Auch ein Teller Plätzchen steht in der Küche und
Viktor, der Gärtner hat noch einen Korb seiner besten Äpfel vorbei
gebracht. Wir kommen dann Morgen wieder.“
„Danke
meine lieben Zwerge, und auch einen herzlichen Dank an eure Frauen.
Lebt wohl, bis morgen.“
Die
Zwerge verneigen sich und verlassen die Hütte.
Nikolaus
sieht sich vergnügt um, schlüpft in seine gemütliche Hausjacke,
setzt die Brille auf die Nase und vertieft sich in sein Buch.
Morgen geht es weiter
Herrlich, der Nicolaus macht gemütlichen Urlaub vom Weihnachtstrubel.
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