Freitag, 11. Oktober 2024

Jasper das besondere Rentier Fortsetzung 3

 

Etwas müde geht St. Nikolaus durch den tiefen Schnee.
Hinter ihm trabt sein treuer Esel Graufellchen, auf dem Rücken den Sack mit den Geschenken, geführt von dem struppigen Knecht Ruprecht.
Recht dünn ist der Sack schon, denn sie sind auf dem Weg zu den letzten zwei Kindern.
Im Haus von Förster Braun steht Peter hinter der Gardine und späht aus dem Fenster.
Er kommt!“ ruft er aufgeregt, dann setzt er sich schnell neben die Oma, auf deren anderen Seite seine Schwester Vanessa sitzt.
Ein wenig bang fühlt er sich schon, denn so ganz rein ist sein Gewissen nicht.
Auch Vanessa spielt nervös mit ihren Fingern und fragt sich, was wohl im goldenen Buch von St. Nikolaus stehen würde.
Die Oma legt den Beiden die Arme um die Schultern und flüstert:
Keine Angst, so schlimm wird es schon nicht werden.“
Als es kräftig an der Tür klopft zucken die Kinder zusammen und jedes greift nach der Hand der Oma.
Der Vater und der Opa müssen sich ein Grinsen verkneifen und Verena eilt zur Tür, um den Heiligen Mann und seinen Begleiter herein zu lassen.
Der heilige Mann betritt das Wohnzimmer, gefolgt von dem grimmig drein schauenden Knecht Ruprecht.
Guten Abend, lieber Nikolaus,“ wird er begrüßt, „ auch dir einen guten Abend, Knecht Ruprecht.“
Dieser schwenkt nur drohend die Rute und stellt sich abwartend in die Ecke, wobei er den Kindern finstere Blicke zuwirft.





St. Nikolaus aber erwidert freundlich den Gruß und sieht sich in dem hübsch adventlich geschmückten Raum um.
Schön habt ihr es hier,“ dann wendet er sich an die Kinder,
Na Peter, Vanessa , dann kommt doch einmal zu mir.“
Schüchtern treten die Kinder näher.
Vanessa darf den golden Bischofsstab halten und St. Nikolaus öffnet das goldene Buch, nachdem er umständlich seine Brille aufgesetzt hat.
Er lächelt den Kinder aufmunternd zu, bevor er zu lesen beginnt:
Der Peter ist ein höflicher, hilfsbereiter Junge und macht seinen Eltern große Freude. Aber er ist sehr sehr schlampig!“
Bei diesen Worten tritt Ruprecht näher, die Rute drohend erhoben und Peter zuckt zusammen, doch der heilige Mann winkt seinen Knecht zurück.
Nun Peter ich lese, dass dein Zimmer wie ein Schweinestall aussieht und deine schriftlichen Arbeiten für die Schule sehr schlampig geschrieben sind, auch das Lernen macht dir keinen Spaß und deine Noten könnten beträchtlich besser sein“
Er sieht den Jungen über die Brille hinweg an.
Versprichst du mir, dich zu bessern?“
Peter nickt mit hochrotem Kopf und der Nikolaus wendet sich an Vanessa.
Auch du Vanessa bist ein hilfsbereites, höfliches und auch sehr vernünftiges Mädchen, und machst deinen Eltern große Freude.
Deine Schulnoten sind fantastisch und du arbeitest sehr sauber und ordentlich.
Doch bist du manchmal ziemlich stur, rechthaberisch und gibst deiner Mutter oft schnippische Antworten.
Willst auch du dich bessern?“
Vanessa nickt ernsthaft, ohne sich von Ruprechts finsterem Blick einschüchtern zu lassen und wirft einen scheuen Blick zu ihrer Mutter, die ihr beruhigend zu lächelt.
Nun holt Knecht Ruprecht für jedes der Kinder ein Geschenk aus dem Sack und Michael setzt sich ans Klavier und sie singen zusammen ein Weihnachtslied.
Dann hebt der heilige Mann grüßend seinen Stab und verlässt hinter Verena, gefolgt von seinem Knecht das Zimmer.
Im Flur öffnet Verena eine Tür und lässt die beiden eintreten.
Hier könnt ihr euch umziehen, lieber Nikolaus und grüßt mir meine Schwester Lilofee.“, meint Verena, dann geht sie zurück ins Wohnzimmer.
Nikolaus aber nimmt seine Mitra vorsichtig vom Kopf und reicht sie an Ruprecht weiter, zieht sein Bischofsgewand aus und schlüpft in den warmen braunen, pelzgefütterten Wintermantel, den sein Knecht ihm reicht.
Ruprecht aber hat inzwischen das Gewand sorgfältig zusammen gelegt und mit der Mitra im Sack verstaut.
Er schultert diesen, nimmt den goldenen Stab und gemeinsam verlassen sie das Forsthaus.



Mit einem freudigen „Iaaaah“ werden sie von Graufellchen begrüßt.
Nikolaus streichelt den Esel.
Nun mein Alter, nun gehst du mit Ruprecht in den Himmel zurück.“
Er blickt seinen Knecht und Kameraden nachdenklich an.
Sag einmal Ruprecht, musst du die Kinder immer so erschrecken?“
Dieser grinst lausbubenhaft und sieht gar nicht mehr so grimmig aus.
Ach es ist einfach zu schön, wenn sie vor Angst schlottern. Und die wildesten Jungen haben immer am meisten Angst.“
Ruprecht, Ruprecht.“
Kopfschüttelnd sieht der heilige Mann seinen Knecht an, kann sich aber ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Ein Mondstrahl fährt herunter und berührt die Erde und Ruprecht klettert, den Esel hinter sich herziehend an ihm empor in den Himmel.
St. Nikolaus blickt ihnen nach, bis sie in den Wolken verschwunden sind.
Dann schlägt er seinen Kragen hoch, steckt die Hände in die Taschen und marschiert in Richtung Zauberwald.




Ein Sonnenstrahl kitzelt Vanessa an der Nase.
Sie öffnet die Augen und streckt sich.
Gestern hatte sie noch bis spät in die Nacht in dem neuen Buch, das ihr der Nikolaus geschenkt hatte, gelesen.
Doch dann kam ihre Mutter und forderte energisch, sie solle das Licht ausmachen und dabei war sie gerade an einer besonders spannenden Stelle gewesen.
Vanessa beugt sich aus dem Bett und angelt nach ihrem Buch.
Zufrieden lehnt sie sich zurück und fängt zu lesen an.
Die Turmuhr aus dem nahen Dorf fängt zu schlagen an und das Mädchen zählt mit.
Neunmal!
Bedauernd legt sie das Buch auf den Nachttisch.

Nach dem Mittagessen fahren die Eltern wieder nach Hause und
Aber vorher wollen Peter und sie noch Tante Lilofee besuchen.
Ab ins Bad, heute genügt Katzenwäsche, schnell in Jeans und Pullover geschlüpft durch die Haare gefahren und die Treppe hinunter in die Küche.
Guten Morgen, Schlafmütze,“ wird sie von Mama begrüßt und Oma fragt, „möchtest du Kakao?“ und schüttet Milch in einen Topf.
Vanessa will sich gerade setzen, da stürmt Peter in die Küche.
Endlich, du Trödelliese, komm wir wollen zu Tante Lilofee!“
Er zerrt seine Schwester in den Flur, wo Stiefel und Schneeanzug sind .
Um ein Uhr wird Mittag gegessen, seid bitte pünktlich!“ hören sie die Mutter noch rufen und schon fällt die Tür hinter ihnen ins Schloss.
Die Oma nimmt den Topf mit der heißen Milch vom Herd.
Nun ist das arme Kind ohne Frühstück aus dem Haus,“ jammert sie.
Lass gut sein Mutter,“ lacht Vanessa, „ sie bekommen sicher bei meiner Schwester etwas.“
Die Kinder aber laufen so schnell sie können in den Zauberwald.
Unterwegs liefern sie sich noch eine Schneeballschlacht und erreichen lachend und atemlos das Häuschen ihrer Tante.
Sie stürmen durch die Tür.
Stopp!“ Matilda, das Känguru hüpft in den Flur.
Zieht eure nassen Sachen aus und benehmt euch manierlich. Eure Tante hat hohen Besuch.“


Vorsichtig betreten sie das Zimmer und bleiben staunend stehen.
Bei Tante Lilofee sitzt der Nikolaus und führt gerade eine Tasse Tee an den Mund.
St. Nikolaus!“ ruft Vanessa überrascht und Peter wird rot, denkt er doch an seine Stiefel, die er gerade quer durch den Flur geschossen hat und auch den nassen Schneeanzug hat er einfach auf den Boden geworfen, dabei hat er gestern noch dem Nikolaus versprochen nicht mehr so schlampig zu sein.
St. Nikolaus lächelt ihn wissend an.
Nun steht nicht so schüchtern da, kommt näher, ihr kennt doch meinen Gast,“ lacht Lilofee.

Zögernd kommen die Kinder näher und begrüßen den heiligen Mann.
Matilda hüpft herein und bringt Kakao und Plätzchen.
Allmählich werden die Kinder zutraulich und plaudern munter mit dem Nikolaus.
Dieser erklärt ihnen, warum er noch nicht im Himmel ist.
Während der Vorweihnachtszeit ist einfach zu viel Trubel dort oben und deshalb hat ihm Lilofee im Zauberwald eine Hütte zur Verfügung gestellt, in der er die Tage verbringen kann und erst am Heiligen Abend kehrt er mit dem Christkind dann zurück in den Himmel.
Viel zu schnell vergeht die Zeit und die Kinder müssen nach Hause, aber sie versprechen am nächsten Wochenende wieder zu kommen.


Auch St. Nikolaus verabschiedet sich wenig später von Lilofee und Matilda.
Vergnügt spaziert er durch den knirschenden Schnee, genießt die reine kalte Winterluft und als er vor seinem Häuschen ankommt, betrachtet er es froh und zufrieden.
Er klopft sich die Schuhe ab und betritt den Flur. 
Sorgfältig hängt er den schweren Wintermantel an den Haken, stellt die Stiefel ordentlich nebeneinander und schlüpft in seine Pantoffeln.
In der Stube empfängt ihn wohlige Wärme, die von einem lustig flackernden Feuer im Kamin kommt.
Der Zwerg Purzel kniet davor und legt einige Scheite Holz hinein.
Die Tür öffnet sich und zwei Zwerge jeder einen Arm voll mit Holz kommen zum Kamin und stapeln es sorgfältig daneben auf.



Purzel beobachtet sie dabei aufmerksam und meint zufrieden:
Nun lieber Nikolaus, das dürfte eine Weile reichen. 
Die Frauen haben einen leckeren Gemüseeintopf gekocht, du brauchst ihn nur noch warm zu machen. 
Auch ein Teller Plätzchen steht in der Küche und Viktor, der Gärtner hat noch einen Korb seiner besten Äpfel vorbei gebracht. Wir kommen dann Morgen wieder.“
Danke meine lieben Zwerge, und auch einen herzlichen Dank an eure Frauen. Lebt wohl, bis morgen.“
Die Zwerge verneigen sich und verlassen die Hütte.
Nikolaus sieht sich vergnügt um, schlüpft in seine gemütliche Hausjacke, setzt die Brille auf die Nase und vertieft sich in sein Buch.

 
Morgen geht es weiter

1 Kommentar:

WIR FREUEN UNS SEHR ÜBER JEDEN KOMMENTAR! MIT DER NUTZUNG DIESES FORMULARS ERKLÄRST DU DICH MIT DER SPEICHERUNG UND VERARBEITUNG DEINER DATEN DURCH DIESE WEBSITE EINVERSTANDEN.