Viele
Tage ist Jasper nun schon unterwegs. Wenn er einer Herde begegnet
versteckt er sich und zieht dann wieder allein weiter.
Nahrung
zu finden unter Schnee und Eis ist sehr schwer und oft schläft er
abends hungrig ein.
Eines
Tages überschreitet er, ohne es zu merken die magische Grenze zum
Reich des Weihnachtsmanns.
Als
er durch den tiefen Schnee trottet steigt ihm der Geruch von Pilzen
in die Nase.
Pilze
im Winter?
Doch
da erblickt er viele Steinpilze unter einem kahlen Baum und läuft
darauf zu.
Endlich
nach langem kann er sich wieder richtig satt fressen.
Als
er fertig ist, senkt sich der Baum und auf seinen kahlen Ästen
erblühen junge frische Triebe.
Was
für ein Festschmaus.
Jasper
wird ganz vergnügt und marschiert fröhlich weiter.
Auf
einmal hört er Stimmen und sieht vor sich einen dicken Schneemann
und um ihn herum sitzen viele Schneeflöckchen, die fröhlich
kichern.
Als
der Schneemann ihn sieht, winkt er mit seinem roten Regenschirm.
„Komm
zu uns, ich erzähle den Kleinen gerade eine Geschichte.“
Vorsichtig
und auch ein wenig ängstlich tritt Jasper näher und sein Geweih
flackert unruhig auf und ab.
Die
Schneeflöckchen jubeln ,fliegen zu ihm und setzen sich auf Geweih
und Rücken.
„Das
ist ja schön, wie machst du das?“ wollen sie wissen.
Der
Schneemann lacht dröhnend, dass es vom Berg widerhallt.
„Das
ist ja schön, das gefällt mir. Übrigens bin ich Anton und wer bist
du?“
„ Ich
heiße Jasper, und wie das mit meinem Geweih funktioniert, das weiß
ich nicht. Dort wo ich herkomme nannte man mich eine Missgeburt.“
„Missgeburt,
was für ein dummes Wort! Du bist etwas Besonderes, sonst
hättest du nicht die magische Grenze überschreiten können.“
„Wo
bin ich denn hier?“
Anton
lacht vergnügt.
„Na,
beim Weihnachtsmann und wir alle hier sind etwas ganz Besonderes.“
„Meine
Mutter hat das auch immer gesagt, dass ich etwas Besonders bin,“
murmelt das Rentier.
„Siehst
du, Mütter wissen so etwas!“
Jasper
betrachtet den gemütlichen dicken Kerl und grinst.
„Was
ist denn an dir so besonders, du siehst aus wie ein ganz gewöhnlicher
Schneemann.“
Er
springt auf und läuft auf seinen langen Beinen davon und die
Schneeflocken folgen ihm kichernd.
Jasper
sieht ihnen grinsend nach.
Hier
gefällt es ihm.
Und
vergnügt trabt er weiter.
Einige
Zeit ist er schon gegangen, da hört er hinter sich rufen:
„Achtung
da vorne, weg da.“
Erschrocken
springt Jasper zur Seite und haarscharf an ihm vorbei flitzt ein
schneeweißes Männchen auf Holzskiern.
Es
bremst scharf und der aufwirbelnde Schnee hüllt Jasper ein und
sein Geweih beginnt wieder heftig zu blinken.
Das
Männchen schlägt einen Bogen und kommt auf ihn zu.
Aufmerksam
betrachtet er Jasper.
„Tolles
Ding hast du da auf dem Kopf. Wie funktioniert das?“
„Weiß
nicht genau? Immer wenn ich eine Gemütsbewegung habe, dann blinkt
es.“
„Gefällt
mir, komm mit, das müssen die Anderen auch sehen.“
Er
wendet seine Ski und fährt davon.
Jasper
grinst und läuft hinterher.
Vor
einem großem Berg hält das Männchen mit der weißen Pelzkappe an
und zieht an einer großen Glocke.
Wie
von Zauberhand öffnet sich das große Tor.
Wohlige
Wärme empfängt ihn und überrascht sieht er auf das bunte Treiben.
Unzählige
Kobolde und Elfen sind beschäftigt mit allerlei Arbeiten.
Die
Einen hämmern und klopfen an Spielzeugen herum.
Elfenmädchen
sitzen an schnurrenden Nähmaschinen. Kobolde mit Kochmützen laufen
mit Backblechen voller Plätzchen herum.
Und
die Luft ist erfüllt mit köstlichen Düften, fröhlichem Singen und
Lachen und Rufen.
Jaspers
Geweih beginnt vor Freude zu blinken und plötzlich wird es still im
Raum.
Dann
hört man das Trappeln von kleinen Füßen und alle die Winzlinge
stürzen auf Jasper zu und umringen ihn.
„Oh
wie ist das schön, wie machst du das, kannst du es uns noch einmal
zeigen,“ so schwirrt es durcheinander.
Und
Jasper spürt dass die freundlichen kleinen Wesen ihn nicht
verspotten und so blinkt er voller Freude.
Viele
„Aaah“und „Ooooh“ ertönen.
„Was
ist denn hier los!“ ertönt eine laute Stimme und ein dicker Kobold
bahnt sich einen Weg durch die Menge.
Nachdenklich
betrachtet er Jasper, dann nickt er und murmelt.
„Das
ist die Lösung unseres Problems!“
Dann
wendet er sich an das Männlein, das Jasper in die Halle gebracht
hat.
„Sag
mal Schneemännchen, wo stecken eigentlich deine Schneeflocken
wieder, Frau Holle sucht sie schon ganz verzweifelt.“
Dieses seufzt: „ Ach Knurrjan, ein Sack Flöhe ist leichter zu hüten
als diese Gören. Sicher sitzen sie bei dem dicken Anton und lassen
sich Geschichten erzählen. Ich werde sie holen.“
Er
dreht sich um und verlässt die Halle.
Knurrjan
dreht sich um und klatscht in die Hände.
„Auf,
auf, geht zurück an eure Arbeit, oder sollen die Kinder weinend
unter einem leeren Weihnachtsbaum stehen?“
Bald
wird wieder gehämmert, geklopft, gescherzt, gelacht und die
Nähmaschinen schnurren.
„Und
du,“ wendet sich Knurrjan an das Rentier, „ kommst mit zum
Weihnachtsmann. Wie heißt du überhaupt?“
„Jasper!“
„Gut
Jasper, dann komm!“
Er
führt ihn durch die Halle in einen langen Flur, von dem rechts und
links mehrere Türen abgehen. An der letzten Tür bleibt er stehen
und klopft an.
Ein
kräftiges „Herein!“ ertönt.
Wie
staunt Jasper, als er das Zimmer betritt.
In der Ecke steht ein riesiger geschmückter Weihnachtsbaum überall sind Tannenzweigen im Zimmer verteilt und es duftet wie im Wald.
Goldene
Kugeln und Glocken baumeln von der Decke und in dem großen Kamin
brennt ein lustiges Feuer.
In
einem gemütlichen Lehnsessel sitzt ein kräftiger Mann mit einem
weißen Bart und vergnügt funkelnden Augen.
„Hallo,
Jasper schön, dass du endlich den Weg zu uns gefunden hast.“
Knurrjan
starrt den Weihnachtsmann an.
„Ihr
wusstet, dass er kommen wird, aber warum habt ihr denn nichts gesagt
und wir haben uns den Kopf zerbrochen, wie wir unser Problem lösen
können.“
Der
Kobold ist leicht beleidigt.
Der
Weihnachtsmann lächelt .
„Knurrjan,
ich wusste nicht genau, wann er kommt, ob es dieses Weihnachten oder
erst das nächste sein wird. Jasper musste den Weg ganz allein zu uns
finden. Nun zieh keine Schnute und bitte Becky, dass sie unserem Gast
Wasser und Kastanien bringt, und mir eine schöne große Tasse
Kakao.“
Noch
immer beleidigt verlässt der Kobold das Zimmer.
„Einen
Sessel kann ich dir wohl nicht anbieten, aber wie wäre es, wenn du
dich da vor dem Kamin ausstrecken würdest.“
Jasper
legt sich vor das wärmende Feuer und sein Geweih blinkt voll
Wohlbehagen.
Es
klopft und eine stämmige Koboldfrau, die ein Tablett mit Kastanien,
einer Schale Wasser und einem großen Pott mit Kakao mit beiden
Händen trägt, betritt das Zimmer.
Sie
stellt das Tablett auf dem kleinen Tisch beim Kamin ab, die
Tasse Kakao vor dem Weihnachtsmann und Kastanien und Wasser auf die
Erde vor Jaspers Nase.
„Becky,
bekomme ich denn keine Kekse?“
Stirn
runzelnd wendet sich die Koboldfrau um.
„Ihr
hatte heute bereits einen großen Teller voll,“ meint sie streng.
Der
Weihnachtsmann tätschelt seinen Bauch.
„Aber
Becky, der Weihnachtsmann muss doch einen Bauch haben.“
„Ja
aber er braucht nicht dem dicken Anton Konkurrenz machen,“ meint
diese schnippisch und die Tür knallt hinter ihr ins Schloss.
Der
Weihnachtsmann lacht dröhnend.
„Siehst
du Jasper, nicht einmal der Weihnachtsmann darf machen was er will.“
Er
nimmt einen kräftigen Schluck aus der Tasse und lächelt voller
Wohlbehagen.
Dann
streckt er die Füße, die in flauschigen Pantoffeln stecken dem
Feuer entgegen und faltet die Hände über dem Bauch.
„Nun
Jasper, jetzt will ich dir erzählen, warum ich seit deiner Geburt
schon auf dich warte. Seit die Menschen sich den Traum vom Fliegen
verwirklicht haben, schwirren immer mehr von diesen eisernen Vögeln
durch die Luft. Auch schießen sie ständig irgendwelche Satelliten
ins Weltall. Und das Fliegen an Weihnachten ist für meine Rentiere
sehr gefährlich geworden, besonders wenn die Sterne nicht durch die
dicken Schneewolken scheinen
können.
Wir
haben Laternen am Schlitten angebracht, doch ihr Licht reichte nicht
bis vorn.“
Der
Weihnachtsmann nimmt wieder einen Schluck von seinem Getränk.
„Dann
haben wir jedem meiner sechs Rentiere eine Laterne um den Hals
gehängt, doch die waren zu schwer und hinderten sie am Fliegen.
Als ich von deiner besonderen Begabung hörte habe ich dich beobachtet und gewartet bis du den Weg zu uns findest. Nun bist du hier und wir freuen uns. Willst du meine Rentiere anführen und ihnen leuchten?“
Als ich von deiner besonderen Begabung hörte habe ich dich beobachtet und gewartet bis du den Weg zu uns findest. Nun bist du hier und wir freuen uns. Willst du meine Rentiere anführen und ihnen leuchten?“
Fragend
sieht der alte Mann das Rentier an.
Jasper
hebt den Kopf und seine Augen leuchten, doch dann meint er leise.
„Aber
ich kann doch gar nicht fliegen?“
Der
Weihnachtsmann lacht laut und dröhnend.
„Keines
meiner Rentiere kann fliegen, das ist alles Magie. Bevor die Reise
los geht streuen wir Sternenstaub auf ihren Rücken.
Nun
willst du bei uns bleiben als leuchtender Anführer meiner fliegenden
Rentiere?“
Jasper
nickt und sein Geweih blinkt so schön, wie es bisher noch nie
geblinkt hat.
Morgen geht es weiter
Liebe Lore, deine Geschichte bringt so eine feine Weihnachtsvorfreude.
AntwortenLöschenIch habe meinem Mann die Geschichte vorgelesen. Er hat gelächelt, was bedeutet, dass es ihm gefallen hat.
Alle sind was Besonderes, so kann der Schneemann sogar auf seinen Beinen Schlittschuhe laufen..
Nun gibt es eine ganz spezielle sehr sinnvolle Aufgabe für Jasper. Wir sind gespannt, wie er das meistert???
Hallo liebe Lore,
AntwortenLöschenSo viel Fantasie kann ich nur bewundern.
Liebe Grüße aus Staßfurt in Sachsen-Anhalt von Lydia
Hurra eine Fortsetzungsgeschichte..... I love Jasper liebe Lore
AntwortenLöschen2021 schonmal gelesen und doch wieder begeistert. Nun sogar mit meinen Schneemännern, prima!
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