Die
Turmuhr schlägt dreimal.
Eine
dunkle Gestalt huscht durch den Schlosspark.
Es
ist die Königin.
Sie
hat sich einen weiten dunklen Umhang umgeworfen und die Kapuze tief
ins Gesicht gezogen.
Jetzt
bleibt sie stehen und lässt dreimal den Ruf eines Käuzchens
ertönen.
Es
raschelt im Gebüsch und ein altes Weib tritt heraus.
Sie
zieht die Königin nahe zu sich heran und betrachtet sie kichernd.
„Weit
hast du es gebracht, Täubchen, bist gar Königin geworden.“
Unwillig
löst diese sich aus ihrem Griff.
„Ja,ja,
Mutter, das ist jetzt unwichtig, ich habe mein Ziel erreicht, aber
eines stört mich, meine Stieftochter!“
Wieder
lässt die Alte ihr meckerndes Lachen hören.
„Ja
die Prinzessin ist wunderschön und vor allem noch sehr jung und das
allein ist schon Schönheit genug, nicht wahr mein Täubchen,“
feixt sie boshaft.
Die
Königin wirft ihr einen bösen Blick zu.
„Das
weiß ich alles selbst, sag mir lieber was gedenkst du zu tun, das
Mädchen muss verschwinden!“
Sie
ballt die Fäuste und in diesem Moment sieht ihr verzerrtes Gesicht
alles anderes als schön aus.
Ihre
Mutter betrachtet sie einen Moment spöttisch, dann meint sie:
„So
einfach wird es nicht sein, denn ich kann deine Stieftochter weder
verzaubern noch töten.“
Wütend
funkelt die Königin ihre Mutter an.
„Was
soll das heißen, hat das Alter dir deine Kräfte geraubt!“
Wieder
kichert die Alte.
„Das
wohl nicht, aber die Patin deiner reizenden Stieftochter ist die Fee
Lilofee und ein großer Schutzzauber umgibt sie.“
„Warum
bist du dann überhaupt gekommen, wenn du
mir sowieso nicht helfen kannst!“
Die
Königin knirscht mit den Zähnen.
„Aber
sie muss fort! Ich kann ihren Anblick nicht ertragen!“
Die
alte Frau tritt näher und grinst verschlagen.
„Täubchen,
hat deine Mutter dich schon einmal im Stich gelassen. Außerdem ist
Lilofee gerade nicht im Lande, das passt gut.
Ich
habe hier ein Pulver, das wird sie nicht verzaubern, nicht töten
aber sie wird das Gedächtnis verlieren. Gib es ihr morgen Abend in
den Tee.
Ich
komme dann und bringe sie weit weg.“
Sie
kichert noch einmal hämisch, dann verschwindet sie in einem Nebel.
Die
Königin steht noch einen Moment sinnend da, dann lächelt sie
triumphierend und geht zurück ins Schloss.
Es
ist noch früh am Morgen, als Griseldis die Augen öffnet.
Ein
Sonnenstrahl hat sie an der Nase gekitzelt, als wollte er sagen, wie
kann man nur so lange schlafen.
Das
Mädchen läuft ans Fenster und öffnet es weit.
Der
Spielmann ist ist auch schon auf.
Er
lehnt an einem Baum und starrt verträumt in den blau schimmernden
See.
Die
Prinzessin beugt sich aus dem Fenster und winkt ihm fröhlich zu.
Ricardo
hebt die Hand und winkt zurück.
„Ich
komme gleicht,“ ruft das Mädchen und läuft schnell ins
Nebenzimmer, um sich anzuziehen.
Wie
der Blitz stürmt sie die Treppe hinunter und in den Park.
„Guten
Morgen, sie sind ja auch Frühaufsteher!“ ruft sie schon von
weitem.
„Guten
Morgen, Prinzessin, wie kann man bei so einem herrlichen Wetter auch
im Bett bleiben.“
Das
Mädchen betrachtet ihn schelmisch.
„Warum
denn heute so förmlich, gestern nannten sie mich noch Griseldis.“
Der
junge Mann lächelt verlegen.
„Wenn
sie erlauben, dann werde ich sie auch weiterhin Griseldis nennen.“
„Aber
sicher doch, aber nun kommen sie mit ins Schloss, ich möchte sie
gerne meinem Vater vorstellen!“
Die
Prinzessin nimmt den jungen Mann an der Hand
und
zieht ihn mit sich fort.
Als
sie das Schloss betreten, kommt der König gerade aus seinem
Arbeitszimmer.
„Guten
Morgen, meine Kleine!“ begrüßt er sie gut gelaunt.
Neugierig
mustert er den Mann an ihrer Seite und Griseldis macht die Beiden
miteinander bekannt.
Der
König drückt dem jungen Mann freundschaftlich die Hand.
Im
oberen Stockwerk wird eine Tür geöffnet und Miss Baker, die
Lehrerin, kommt die Treppe herunter.
Sofort
verschwindet der freundliche Ausdruck im Gesicht des Königs und er
nimmt eine strenge Miene an.
„Und
was ich dir noch sagen wollte, mein liebes Kind, was du dir gestern
geleistet hast, das war ein starkes Stück, einfach so den Unterricht
schwänzen. Da hört sich doch alles!“ donnert der König, doch er
zwinkert seiner Tochter verstohlen zu.
Griseldis
zwinkert heimlich zurück.
Der
König wettert nun munter drauf los, dann verschwindet er in seinem Arbeitszimmer, wobei er
laut die Tür hinter sich ins Schloss fallen lässt.
Miss
Baker war auf der Treppe stehen geblieben und hatte der Strafpredigt
zufrieden gelauscht, nun kommt sie vollends herunter und bleibt vor
der Prinzessin stehen.
Das
Mädchen presst fest die Lippen zusammen, um nicht laut loszulachen.
„Das
haben sie nun davon, Prinzessin, einfach den Unterricht zu schwänzen!
Ihr Vater ist sehr böse auf sie! Ich erwarte sie Punkt zehn Uhr im
Unterrichtszimmer!“
Mit
hoch erhobenem Gesicht rauscht sie davon.
Kaum
ist sie außer Hörweite da prustet Griseldis auch schon los und auch
Ricardo stimmt in ihr Lachen mit ein.
Wie
ein Wirbelwind kommt Julika die Treppe herunter.
„Hat
die alte Schreckschraube dich verpetzt!“
Griseldis
kann nur nicken, denn vor lauter Lachen laufen ihr die Tränen über
das Gesicht.
Julika
grinst spitzbübisch.
„Du
bist auch der Meinung, dass die olle Petze eine Strafe verdient?“
„Und
ob, das kostet Rache!“
„Nun,
dann kommt mit in den Garten!“
So eine Gemeinheit! Aber ich bin davon überzeugt, dass sich noch alles zum Guten wenden wird.
AntwortenLöschenIch wünsche dir einen schönen Tag, liebe Lore
herzliche Grüße
Regina
Davon bin ich auch überzeugt!
AntwortenLöschenLG Martina
Sicher macht es Lore auch etwas spannend und dramatisch!?!
AntwortenLöschenLiebe Grüße von Monika