Donnerstag, 24. Oktober 2024

Griseldis Fortsetzung 3






Die Turmuhr schlägt dreimal.
Eine dunkle Gestalt huscht durch den Schlosspark.
Es ist die Königin.
Sie hat sich einen weiten dunklen Umhang umgeworfen und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen.
Jetzt bleibt sie stehen und lässt dreimal den Ruf eines Käuzchens ertönen.
Es raschelt im Gebüsch und ein altes Weib tritt heraus.
Sie zieht die Königin nahe zu sich heran und betrachtet sie kichernd.
Weit hast du es gebracht, Täubchen, bist gar Königin geworden.“
Unwillig löst diese sich aus ihrem Griff.
Ja,ja, Mutter, das ist jetzt unwichtig, ich habe mein Ziel erreicht, aber eines stört mich, meine Stieftochter!“
Wieder lässt die Alte ihr meckerndes Lachen hören.
Ja die Prinzessin ist wunderschön und vor allem noch sehr jung und das allein ist schon Schönheit genug, nicht wahr mein Täubchen,“ feixt sie boshaft.
Die Königin wirft ihr einen bösen Blick zu.
Das weiß ich alles selbst, sag mir lieber was gedenkst du zu tun, das Mädchen muss verschwinden!“
Sie ballt die Fäuste und in diesem Moment sieht ihr verzerrtes Gesicht alles anderes als schön aus.
Ihre Mutter betrachtet sie einen Moment spöttisch, dann meint sie:
So einfach wird es nicht sein, denn ich kann deine Stieftochter weder verzaubern noch töten.“
Wütend funkelt die Königin ihre Mutter an.
Was soll das heißen, hat das Alter dir deine Kräfte geraubt!“
Wieder kichert die Alte.
Das wohl nicht, aber die Patin deiner reizenden Stieftochter ist die Fee Lilofee und ein großer Schutzzauber umgibt sie.“
Warum bist du dann überhaupt gekommen, wenn du mir sowieso nicht helfen kannst!“
Die Königin knirscht mit den Zähnen.
Aber sie muss fort! Ich kann ihren Anblick nicht ertragen!“
Die alte Frau tritt näher und grinst verschlagen.
Täubchen, hat deine Mutter dich schon einmal im Stich gelassen. Außerdem ist Lilofee gerade nicht im Lande, das passt gut.
Ich habe hier ein Pulver, das wird sie nicht verzaubern, nicht töten aber sie wird das Gedächtnis verlieren. Gib es ihr morgen Abend in den Tee.
Ich komme dann und bringe sie weit weg.“
Sie kichert noch einmal hämisch, dann verschwindet sie in einem Nebel.
Die Königin steht noch einen Moment sinnend da, dann lächelt sie triumphierend und geht zurück ins Schloss. 
 
 

Es ist noch früh am Morgen, als Griseldis die Augen öffnet.
Ein Sonnenstrahl hat sie an der Nase gekitzelt, als wollte er sagen, wie kann man nur so lange schlafen.
Das Mädchen läuft ans Fenster und öffnet es weit.
Der Spielmann ist ist auch schon auf.
Er lehnt an einem Baum und starrt verträumt in den blau schimmernden See.
Die Prinzessin beugt sich aus dem Fenster und winkt ihm fröhlich zu.
Ricardo hebt die Hand und winkt zurück.
Ich komme gleicht,“ ruft das Mädchen und läuft schnell ins Nebenzimmer, um sich anzuziehen.
Wie der Blitz stürmt sie die Treppe hinunter und in den Park.
Guten Morgen, sie sind ja auch Frühaufsteher!“ ruft sie schon von weitem.
Guten Morgen, Prinzessin, wie kann man bei so einem herrlichen Wetter auch im Bett bleiben.“
Das Mädchen betrachtet ihn schelmisch.
Warum denn heute so förmlich, gestern nannten sie mich noch Griseldis.“
Der junge Mann lächelt verlegen.
Wenn sie erlauben, dann werde ich sie auch weiterhin Griseldis nennen.“
Aber sicher doch, aber nun kommen sie mit ins Schloss, ich möchte sie gerne meinem Vater vorstellen!“
Die Prinzessin nimmt den jungen Mann an der Hand
und zieht ihn mit sich fort.
Als sie das Schloss betreten, kommt der König gerade aus seinem Arbeitszimmer.
Guten Morgen, meine Kleine!“ begrüßt er sie gut gelaunt.
Neugierig mustert er den Mann an ihrer Seite und Griseldis macht die Beiden miteinander bekannt.
Der König drückt dem jungen Mann freundschaftlich die Hand.
 
 

Im oberen Stockwerk wird eine Tür geöffnet und Miss Baker, die Lehrerin, kommt die Treppe herunter.
Sofort verschwindet der freundliche Ausdruck im Gesicht des Königs und er nimmt eine strenge Miene an.
Und was ich dir noch sagen wollte, mein liebes Kind, was du dir gestern geleistet hast, das war ein starkes Stück, einfach so den Unterricht schwänzen. Da hört sich doch alles!“ donnert der König, doch er zwinkert seiner Tochter verstohlen zu.
Griseldis zwinkert heimlich zurück.
Der König wettert nun munter drauf los, dann verschwindet er in seinem Arbeitszimmer, wobei er laut die Tür hinter sich ins Schloss fallen lässt.
Miss Baker war auf der Treppe stehen geblieben und hatte der Strafpredigt zufrieden gelauscht, nun kommt sie vollends herunter und bleibt vor der Prinzessin stehen.
Das Mädchen presst fest die Lippen zusammen, um nicht laut loszulachen.
Das haben sie nun davon, Prinzessin, einfach den Unterricht zu schwänzen! Ihr Vater ist sehr böse auf sie! Ich erwarte sie Punkt zehn Uhr im Unterrichtszimmer!“
Mit hoch erhobenem Gesicht rauscht sie davon.
Kaum ist sie außer Hörweite da prustet Griseldis auch schon los und auch Ricardo stimmt in ihr Lachen mit ein.
Wie ein Wirbelwind kommt Julika die Treppe herunter.
Hat die alte Schreckschraube dich verpetzt!“
Griseldis kann nur nicken, denn vor lauter Lachen laufen ihr die Tränen über das Gesicht.
Julika grinst spitzbübisch.
Du bist auch der Meinung, dass die olle Petze eine Strafe verdient?“
Und ob, das kostet Rache!“
Nun, dann kommt mit in den Garten!“





3 Kommentare:

  1. So eine Gemeinheit! Aber ich bin davon überzeugt, dass sich noch alles zum Guten wenden wird.

    Ich wünsche dir einen schönen Tag, liebe Lore
    herzliche Grüße
    Regina

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  2. Davon bin ich auch überzeugt!
    LG Martina

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  3. Sicher macht es Lore auch etwas spannend und dramatisch!?!
    Liebe Grüße von Monika

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