Schönheitswahn
und Liebe
Lustlos
stocherte Beate in ihrem Salat herum. Seit einigen Tagen machte sie
eine Schlankheitskur.
Genau
genommen seit dem Tag, als ihr Freund Robert sich beim Rasieren um
gedreht,
als sie gerade aus der Dusche kam, und sie von Kopf bis Fuß musterte
und mit gerunzelter Stirn meinte:
„Du
hast schon wieder zugelegt! Außerdem um auf unser gestriges Gespräch
zurückzukommen, von wegen deine
biologische Uhr tickt und du willst ein Baby. Daraus wird nichts,
denn einer meiner Gründe ist, dass du bei deiner Veranlagung nach
der Geburt wie ein Walross aussehen wirst und ich habe keine Lust
mich bei meinen Freunden mit dir zu blamieren.“
Als
er das Bad verlassen hatte war sie weinend auf dem Boden
zusammengebrochen. Wenig später hatte sie die Tür ins Schloss
fallen hören. Er war einfach in die Arbeit gegangen, obwohl er sie
gehört haben musste.
Sie
hatte sich dann aufgerappelt und hatte
sich in die Arbeit geschleppt.
Doch
den Tag hatte sie wie in Trance verbracht.
Nach
der Arbeit war sie in den Supermarkt gegangen und hatte sich mit
Salat, Karotten, Sellerie und Äpfel eingedeckt.
Nun
aß sie seit Tagen nur noch Salat und trank dazu Wasser mit einigen
Spritzer Zitronen.
Sie
konnte das Grünzeug schon bald nicht mehr sehen und war auch ständig
hungrig.
Auch
ihr fröhliches Lachen war verschwunden. Sie reagierte gereizt und
nervös. Ihre Kollegen hatten sie schon besorgt gefragt ob sie krank
sei.
Und
Robert, der machte zur Zeit sowieso Überstunden und war selten zu
Hause und es fiel ihm gar nicht auf, dass sie sich seinetwegen so
abquälte.
Es
klingelte Sturm an der Tür.
Ricarda
ihr Freundin umarmte sie fröhlich, „zieh dich schick an, wir gehen
aus. Mein Göttergatte macht heute den Babysitter, damit ich wieder
unter Leute komme.
Küche
Herd,Windel und Babygeschrei, das zehrt an den Kräften.
Also
hat mein Liebster beschlossen mir einmal in der Woche einen freien
Abend zu verschaffen.“
Ricarda
hatte vor einigen Monaten Zwillinge bekommen und trotzdem ihr
schlanke Figur behalten, beneidenswert.
Nun
fiel Ricarda erst auf, dass Beate auffallend still war und einen
ziemlich zerzausten Eindruck machte.
Sie
sah die Schüssel mit Grünzeug auf dem Tisch.
„Machst
du etwa eine Diät, warum?“
„Weil
ich fett bin!“
„Spinnst
du, du hast Größe 40!“
Beate
schluchzte laut auf und erzählte ihr von Roberts verletzenden
Worten.
Ricarda
schlug wütend mit der Hand auf den Tisch.
„Dieser
arrogante Schnösel, ich konnte ihn noch nie leiden und habe nie
verstanden, wie du es nun schon vier Jahre mit ihm aushalten kannst!
Wo ist er überhaupt?“
„Er
macht Überstunden!“
„Kühl
dir deine Augen, zieh dich nett an, wir gehen aus. Ich lade dich zum
Chinesen ein und anschließende tanzen wir uns die Kalorien im
Pigadilli wieder herunter.
Das
Tanzcafé war voll und zu flotter Musik drehten sich die Paare.
Ricarda
schlängelte sich mit Beate im Schlepptau durch die Menge.
Diese
knallte plötzlich an einen großen harten Körper.
„Hoppala,
nicht so stürmisch!“
Beate
sah in zwei fröhlich braune Augen.
Ricarda
drehte sich um und rief vergnügt: „ Felix, schön dich zu sehen!“
Der
junge Mann grinste ließ aber dabei Beate nicht aus den Augen.
„Willst
du mich nicht deiner hübschen Freundin vorstellen?“
„Das
ist Felix ein Arbeitskollege von Ralf und das ist meine beste und
liebste Freundin Beate.“
Felix
sah Beate mit bewunderndem Blick an. „Freut mich...“
„Felix
wo bleibst du denn!“
Einige
junge Männer winkten von einem Tisch in der Ecke.
Der
junge Mann seufzte: „Mein kleiner Bruder hat heute
Junggesellenabschied und ich als Trauzeuge muss aufpassen, dass es
nicht zu sehr ausartet.“
Er
beugte sich schnell nach vorn und drückte einen Kuss auf Beates
Wange, dann verschwand er in der Menge.
Ricarda
schmunzelte und dachte vergnügt, sie würde dafür sorgen, dass die
beiden sich wieder über den Weg liefen, denn Felix war Solo und ein
sehr lieber Mensch.
„Siehst
du andere Männer finden dich hübsch.“
„Ach
das hat er doch nur gesagt, weil er freundlich sein wollte.“
„Du
spinnst doch, Robert hat dir dein ganzes Selbstbewusstsein genommen.
Ach wenn man vom Teufel spricht, von wegen Überstunden!“
Robert
hatte eben das Pigadilli betreten mit einer atemberaubend schönen
Blondine und nun tanzten sie eng umschlungen auf der Tanzfläche.
„Lass
uns bloß gehen!“ flüsterte Beate voller Panik.
Draußen
atmete sie erst einmal tief durch, dann begann sie zu lachen.
„Ach
Ricarda, ich war so entsetzlich dumm und wegen diesem
Egoisten, der schon längst eine Andere hat, quäle ich mich so ab!“
Tränen liefen über ihr Gesicht.
Mitfühlend
legte ihre Freundin den Arm um ihre Schultern.
„Du
kannst heute bei uns im Gästezimmer schlafen. Sieh mal eine
Sternschnuppe, schnell wünsche dir was!“
Beate
schloss die Augen und wünschte sich einen Mann, der sie so liebte
wie sie war und ein Kind. Und seltsamerweise sah der Mann aus, wie
Felix.
Beate
summte leise die Melodie des Weihnachtsliedes, das im Radio erklang
mit, während sie Plätzchen auf dem bunten Teller dekorierte.
Mit
dem Gebäck in der Hand betrat sie das Wohnzimmer und blieb einen
Moment stehen, um das schöne Bild in sich aufzunehmen.
Vor
dem hell leuchtenden Weihnachtsbaum kniete ihr Mann Felix und ließ
vor ihrem Sohn Bastian ein Holzpferdchen wiehernd über den Teppich
springen.
Der
Junge drehte sich um und rief strahlend:
„Mama,
Papa ässt ütteott üpfen!“
Felix
sah seine Frau liebevoll an und zärtlich dachte Beate.
„Wenn
Basti im Bett ist, dann werde ich Felix sagen, dass wir nächsten
Jahr Weihnachten zu viert feiern.“
©
Lore Platz 2014
Wenn ihr glaubt solche Männer gibt es nicht, dann habt ihr euch geirrt.
Eines meiner ehemaligen Tageskinder, eine hübsche junge Frau von 25 Jahren und Kleidergröße 40 wurde von ihrem Freund mit dem sie vier Jahr zusammenlebte auf ihre 3Kilo, die sie während der Zeit zugenommen hatte angesprochen.
Außerdem sagte er wortwörtlich: "Ich will keine Kinder, denn dann wirst du genauso fett wie deine Schwägerin!"
Sie hat sich inzwischen von ihm getrennt.
Danke, Lore, für Deine Geschichte. Ich habe mit ihr mitgelitten, wie kann ein Partner sowas nur sagen ...
AntwortenLöschenUnd dann habe ich mich mitgefreut! Du hast es so schön anschaulich beschrieben, ich war dabei.
Alles Liebe
Eva :)
eine sehr bekannte Geschichte die ich selbst erfuhr mit meiner Mutter wie sie mich tyrannieserte auf diese Weise, das hast du sehr gut beschrieben diese Geschichte und fands toll dass die Freundin so reagierte und am Ende alles gut wurde..
AntwortenLöschenDanke dir und ich wüsnche dir einen schönen Tag
Lieben Gruss Elke
Also diesen Robert hätte ich auch "zum Teufel geschickt" und einen Mann, der meint, dass seine Frau vom Kinder kriegen "fett" wird, kann "Frau" sowieso vergessen. Eine tolle Geschichte! Ich folge Dir jetzt und würde mich sehr freuen, wenn Du die Zeit hättest, meinen Blog zu besuchen und mir vielleicht auch zu folgen.
AntwortenLöschenLG Elke
Wieder eine sehr schöne Geschichte mit ernstem Hintergrund. Unsere Tochter kämpft seit der Geburt ihrer Tochter vor über 26 Jahren mit ihrem Gewicht. Da ist mit jedem gescheiterten Versuch der Verdruss größer und es geht wieder aufwärts mit dem Gewicht.
AntwortenLöschenLG Christa
Dieser Blödmann!!! Gut, dass er weg ist!!! Ich habe auch mit ihr gelitten, Gott sei Dank hatte das Schicksal - alias Lore - noch einen netten Mann für sie in petto! Danke für die schöne Geschichte! Martina
AntwortenLöschenLiebe Lore,
AntwortenLöschendas ist eine sehr lehrreiche (und leider auch oft wahre) Geschichte. Man muss sich immer wieder wundern, wie viel Menschen aus Liebe ertragen können, bevor sie einen Schlussstrich ziehen.
MIR hätte ein Mann so etwas niemals sagen brauchen - und schon gar nicht hätte ich SEINETWEGEN gehungert! Wer mich nicht so will, wie ich bin, der soll machen, dass er weiterkommt!
Liebe Grüße
Christine
Guten Morgen liebe Lore
AntwortenLöschenEin Geschichte, die meinen eist etwas verwirrt, diesen Menschen, der so einen Schönheitswahn hat wünsche ich ein Gewicht von 250 Kg.und eer kann nichts dagegen tun.
Lieben Gruß Joachim
Also, bin ja so empört, liebe Lore, so einen unmöglichen Doofmann hätte ich gewiss in den Wind geschossen, hätte da nicht lang gefackelt. Aber sie hatte ja Ricarda, ihre beste Freundin, die ihr zur Seite stand und dadurch ihren zukünftigen Mann Felix kennenlernte. Liebe fragt nicht nach dick oder dünn, sondern nach Herz. Liebe Grüße Gerda.
AntwortenLöschenWieder eine wunderbare Geschichte, die nur aus Deiner Feder stammen konnte. Es macht viel Freude sie zu lesen!
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