Freitag, 31. Mai 2024

Reise durch das Märchenbuch

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende und viel Spaß beim Lesen!


 

 

Reise durch das Märchenbuch

 

Vanessa öffnete die Augen, irgend etwas hatte sie aufgeweckt. 

Der Mond schien ins Zimmer und tauchte es in sein schummriges kaltes Licht. Das Mädchen setzte sich auf und ließ ihre Augen durch das Zimmer wandern, doch sie konnte nichts entdecken. Gerade wollte sie  ins  Kissen zurück sinken, das hörte sie es wieder. Es klang als würde eine Maus nagen und zwar genau neben ihr, aber da lag nur ihr Märchenbuch, aus dem die Mutter ihr heute Abend vorgelesen hatte.

Vanessa zog das Buch auf die Bettdecke und schlug es auf und erschrak. Mitten im Buch war ein riesiges Loch und ein großer grüner Wurm mit einer schwarzen Hornbrille, hinter der die Augen ganz groß waren, grinste sie vergnügt an.

 

 


"Wer bist du und warum hast du mein Buch kaputt gemacht, " rief Vanessa empört und den Tränen nahe.

"Nun beruhige dich, ich liebe es nachts durch die Geschichten zu streifen und bis Morgen früh ist dein Buch wieder heil. Wärest du nicht wach geworden, hättest du gar nichts gemerkt. Entschuldige, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Kasimir vom Bücherturm und man nennt mich auch den Bücherwurm."

Das Mädchen kicherte: " Der Bücherwurm vom Bücherturm!"

 "Ja eine etwas unglückliche Wortwahl, nenne mich doch bitte Kasimir." " Kasimir, wenn du nachts durch die Bücher streifst, was machts du dann tagsüber?"

Der Wurm deutete auf das Bücherregal. "Siehst du das Buch mit den Kinderliedern, daneben rolle ich mich in der Ecke zusammen und schlafe. Hast du Lust mich auf dem Streifzug durch das Märchenbuch zu begleiten?"

"Wie soll ich denn durch das kleine Loch im Buch kommen?" " Kein Problem, warte einen Moment, ich komme gleich zurück." 

Der Wurm verschwand in dem Loch und tauchte gleich darauf wieder mit einem kleinen Jungen, der einen spitzen schwarzen Hut trug, auf.

" Oh, nein," rief das Mädchen entsetzt, " dich kenne ich doch, du bist doch der Zauberlehrling, der alles verkehrt macht. Du willst mich doch nicht etwa klein zaubern!"

Der junge Zauberer wurde rot. " Keine Bange, mein Meister hat mir den Zauberspruch genau aufgeschrieben und er lädt dich zu einer Tasse Tee ein, denn er möchte so gern mehr über die Menschen wissen."

"Gut dann erlaube ich dir mich klein zu zaubern," seufzte Vanessa, aber so ganz wohl fühlte sich nicht dabei. Doch es klappte und vergnügt schlüpfte sie hinter den beiden durch das Loch.Sie folgte ihnen durch einen tiefen dunklen Wald und staunte, als sie plötzlich vor einem großen Turm standen. 

"Wohnt hier Rapunzel?" "Nein, die wohnt einige Seiten weiter. Hier lebt der Zauberer mit seinem Lehrling."

Staunend sah Vanessa sich um. Ringsum von oben bis unten waren  die Wände voller Bücher und in der Mitte des Turm führte eine Wendeltreppe nach oben. 

 


 

"Aber wie kommt man  an die Bücher?" "Ich zeig es dir!" Eifrig rannte der Zauberlehrling die Treppe hoch, blieb in der Mitte stehen und streckte die Hand aus, während er vor sich hin murmelte. Ein großes dickes Buch kam aus dem Regal auf ihn zu und traf ihn am Kopf. 

Der Junge taumelte und hielt sich am Geländer fest. Kasimir und Vanessa kicherten. 

"Du wirst es nie lernen." Der Zauber kam aus dem Hintergrund des Zimmers und begrüßte seine Gäste. Er freute sich endlich einem Menschen zu begegnen und wollte alles über ihr Leben wissen. Gedudig beantwortete Vanessa seine unzähligen Fragen, bis Kasimir rief:" Wolltest du uns nicht zum Tee einladen?"

"Ach entschuldigt," der Zauberer schnippte mit dem Finger und zwei Tassen und eine Teekanne, sowie ein Teller mit Gebäck flog durch die Luft und landete mit leisem Klirren auf dem Tisch.

Nachdem sie sich von dem Zauberer verabschiedet hatten, ging es weiter durch ein Gebirge, das an einen Wald grenzte. Mitten in diesem Wald stand eine kleine Hütte. Eben öffnete sich das Fenster und ein schwarzhaariges Mädchen sah heraus. Sie sang ein  Lied und die Vögel begleiteten sie mit fröhlichem Gezwitscher.

 "Das ist ja Schneewittchen, oh da hinten kommt die böse Stiefmutter und auf dem Rücken trägt sie einen Korb mit Äpfeln. Wir müssen sie warnen!" Vanessa wollte los laufen, Kasimir hielt sie zurück. "BleIb, wir dürfen durch die Geschichten wandern, aber wir können nicht eingreifen und sie verändern. Gehen wir weiter."

Sie kamen auf eine große Wiese, auf der ein kleines Mädchen mit einem roten Käppchen fröhlich herum hüpfte."Komm, gehen wir schnell weiter, gleich kommt der böse Wolf."

Plötzlich standen sie vor einem Schloß, das kaum mehr zu sehen war, denn es war über und über mit einer Dornenhecke bedeckt. Totenstille herrschte, nicht mal die Vögel sangen und Vanessa wurde es richtig unheimlich zu Mute und sie lief los, der Bücherwurm folgte ihr.

Gleich darauf konnten sie beide wieder lachen, denn Hans mit der goldenen Gans kam ihnen entgegen. Vergnügt sang er ein fröhliches Lied und an seiner Jacke hängend stolperten schnaufend und ächzend, die Töchter des Wirts, zwei Bauern, der Pfarrer und der Küster.

Am Ende des Buches kamen sie zu Vanessas Lieblingsgeschichte Aschenputtel. Schon von weitem hörten sie das Ruckuckidu der Tauben und kamen gerade rechtzeitg an, als Aschenputtel das Fenster weit öffnete und die Tauben hinein ließ.

" Jetzt kommen die guten ins Töpfchen und die schlechten ins Kröpfchen, " lachte Vanessa. "Und wir sind am Ende des Buches angelangt  und müssen uns leider verabschieden." Kasimir wurde immer kleiner und kleiner und plötzlich war er weg.

Das Mädchen öffnete die Augen. Der Mond beleuchtete noch immer ihr Zimmer, nichts hatte sich verändert. Auch das Märchenbuch lag noch auf der Bettdecke vor ihr. Sie schlug es auf und war erleichtert, als sie  kein Loch sah. Kasimir war nur ein  schöner Traum! Eigentlich schade.

(c) Lore Platz "´(2021)

 

 


Mittwoch, 29. Mai 2024

Plauderecke Fronleichnam

 

 
 
Fronleichnam fällt immer auf den zweiten Donnerstag nach Pfingsten.
 
Am Tag des Fronleichnamsfestes wird die wiederkehrende Gegenwart Jesu Christi im Sakrament und der Eucharistie – der Hauptteil der heiligen Messe – gefeiert.
 
Das Wort Fronleichnam stammt ursprünglich aus dem Mittelhochdeutschen und wird abgeleitet von dem Worten Vrône Lîcham“ – „Des Herren Laibs“.
Papst Urban IV. führte das Fest im Jahr 1264 offiziell für die ganze Kirche ein. 
Es geht zurück auf eine Vision im Jahr 1209 der Augustinernonne Juliana von Lüttich .
Etwa 1270 gab es erstmals eine Fronleichnamsprozession, und zwar durch die Straßen von Köln.
 


Meine große Schwester Karin



  Morgen ist ja Fronleichnam und als Kind fand ich das immer wunderschön, besonders als ich ein Kommunionkind war und an Fronleichnam dieses schöne weiße Kleid noch einmal tragen durfte.
Der Pfarrer schritt unter dem Himmel, das war ein golddurchwirkter schwerer Stoff, der durch  vier  Stangen zu einem Rechteck gespannt wurde.
Die vier Stangen wurden von kräftigen Männern getragen und unser Pfarrer schritt in seinem schönen prächtigen Gewand mit beiden Händen die sternenförmige Monstranz haltend.
Voran gingen zwei Weihrauch schwenkende Minstrianten.
Hinter dem 'Himmel' kamen die Kommunionkinder, die Mädchen in ihren weißen Kleider und dann die Buben in schwarzen Anzügen, frisch gerubelten Gesichtern und straff gekämmt.
So sauber habe ich die Dorfbuben selten gesehen.
Dann folgten die restlichen Dorfbewohner in ihren Festtagskleidern, singend und betend.
Auch das Dorf war festlich aufgeputzt. 
Die staubige Straße gekehrt, die Häuser festlich geschmückt, vor dem Krämerladen waren die Bierflaschen entfernt und alles erstrahlte im festlichen Glanz.
In Abständen waren Altäre aufgestellt und an jedem wurde gebetet, bis man dann am Schluss singend in die Kirche zurück kehrte.
Ach ja und wir Mädchen durften auch noch Blumen streuen.
War das schön!












Ulli wünscht sich einen großen Bruder

 

 
  (Bonmomo)

 

In Medien und Internet hört und liest man nur noch Schreckensnachrichten und das könnte einem wirklich Angst machen und die Lust am Leben vergällen.

Doch dies ist nur ein Bruchteil eines großen Ganzen, unsere Welt ist wunderschön und das Leben ist lebenswert.

Es gibt noch so viele wunderbare Menschen, die bereit sind, sich den Problemen zu stellen, die nicht nur meckern, sondern machen und vor allem die sich die Freude am Leben nicht nehmen lassen.

Es gibt sie noch die Fröhlichkeit, die Liebe und das Lachen und vor allem der Mut zum Leben.

Da ich ein sehr postiver Mensch bin möchte ich etwas davon an euch weitergeben.

Ab und zu werde ich versuchen eine positive Veränderung die ich finde an euch weiter zu geben und zwar unter dem Motto :


 

 wie Hoffnung

 

 

 

 

Vor einigen Jahren hörte man ständig von dem schrecklichen und gefährlichen Loch in der Ozonschicht.

Schon lange wird dies nicht mehr erwähnt, dabei hat sich die Ozonschicht der Erde wieder erneuert und das UV Schutzschild ist so klein wie es 1989 war. 

Warum werden Schreckensnachrichten so breit getreten und dann kaum erwähnt, wenn es wieder besser wird.

 Nun wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen!

 

 
 
Ulli wünscht sich einen großen Bruder


Der Wagen der Wellenbrinks verließ die Ausfahrt und Ulli kniete auf der Rückbank und winkte heftig seinem Cousin Bernd und dessen neuem großen Bruder Jochen.
Gestern hatte nämlich seine Tante Agnes geheiratet und nun hatte Bernd einen neuen Papa und auch einen großen Bruder bekommen.
Ulli, setzt dich und schnall' dich an,“ mahnte der Vater.
Der Fünfjährige rutschte auf den Sitz und ließ den Gurt einschnappen.
Jochen ist ein cooler Typ, er hat uns gezeigt wie man Steine über das Wasser springen lässt und hat Bernd ein Boot geschnitzt und mir will er ein Pferd schnitzen, wenn wir das nächste Mal wieder kommen.“
Ulli seufzte und meinte sehnsüchtig:“ Ich möchte auch einen großen Bruder haben.“
Seine Eltern schmunzelten.
Warum mussten wir denn heute schon wieder heim fahren, wir hätten ruhig noch bleiben können, Oma hat das auch gesagt.“
Brigitte Wellenbrink wendete sich um und schenkte ihrem Sohn ein tröstendes Lächeln.
Du weißt doch, dass heute Nachmittag die Stute kommt, die Papa vor einigen Wochen bei Scheich Abdul Hamit gekauft hat und da muss Papa unbedingt dabei sein. Und du freust dich doch auch darauf.“
Ulli war schon ein genauso großer Pferdenarr wie sein Vater und war sehr stolz auf ihr Gestüt. Vor einigen Monaten war Papa zu seinem Freund dem Scheich Abdul geflogen und hatte dort eine Araberstute gekauft mit dem Namen Hadia, das bedeutete Sonnenaufgang.
Plötzlich bremste Herr Wellenbrink und Ulli wurde auf seinem Sitz zurück geschleudert.
Verfluchter Mist, ein Stau, wir werden es nie rechtzeitig schaffen, ich habe gesagt, wir hätten gestern zurückfahren sollen, He, du lahme Ente, da vorne ist noch Platz, so ein
Sonntagfahrer man sollte dich in den Allerwertesten treten.
So jetzt ist Stillstand, so eine sch...!“
Arthur der Junge!“
Herr Wellenbrink sah schuldbewusst in den Rückspiegel, Ulli grinste und zwinkerte seinem Vater zu.
Das kannte er schon, denn sein Papa konnte ganz schön böse werden beim Autofahren und fürchterlich schimpfen.
Da wollte er doch mal die Ohren spitzen, vielleicht hörte er noch ein Wort das er noch nicht kannte.
Der Stau hielt sie tatsächlich ziemlich lange auf und als sie am Gut ankamen bog gerade der Pferdetransporter in die Einfahrt ein.
Herr Wellenbrink parkte das Auto an der Hauswand, sprang heraus und lief über den Hof zum Transporter, gefolgt von seinem Sohn.
Frau Wellenbrink sah den beiden Pferdenarren kopfschüttelnd hinterher, winkte einem der neugierig herumstehenden Knechte und bat ihn die Koffer in das Haus zu tragen. 
Sie selbst aber ging in die große Gutsküche, wo die Köchin Martha hantierte, ließ sich auf einen Stuhl fallen und stöhnte: „Jetzt brauche ich einen Kaffee.“

 

Aufgeregt beobachtete Ulli wie der Fahrer des Transporters und sein Begleiter, die Ladeklappe herunter ließen und dann nach oben stiegen.
Die rotbraune Stute, die nun erschien war wunderschön, doch weigerte sie sich die Rampe hinunter zu gehen. Sie wieherte nervös und stemmte sich mit den Hufen fest und soviel die beiden Männer auch zerrten und zogen, sie ging keinen Schritt vorwärts.
Doch auf einmal wie durch Zauberhand schritt sie plötzlich los und stand wenig später brav und ruhig auf dem Hof, als hätte sie nicht gerade einen Zirkus veranstaltet.
Der neue Pferdeknecht Georg wollte nach dem Halfter greifen, aber Ullis Vater meinte:
Lass nur, ich bringe sie selbst in den Stall, sieh zu, dass alles vorbereitet ist.“
Dann wandte er sich an die Herumstehenden:
Geht wieder an eure Arbeit, es gibt nichts mehr sehen.“
Und die beiden Fahrer wies er an, sich im Büro das Geld zu holen und dann in der Gutsküche Brotzeit zu machen.
Grinsend verschwanden die beiden im Haus.
Von früheren Transporten wussten sie, dass auf Gut Linderhof das Trinkgeld, sowie die Verpflegung reichlich war.
Ulli aber folgte seinem Vater und Hadia in den Stall.
Kurz bevor er diesen betrat sah er sich noch einmal um und bemerkte einen Jungen, der den Transporter verließ und in dem Schuppen verschwand.

Die Sonne kitzelte Ulli an der Nase und er öffnete die Augen.
Vom unten drang bereits der alltägliche Lärm zu ihm herauf.
Er lief ans Fenster und sah hinunter.
Auf dem Hof herrschte wie immer das morgendliche Durcheinander.
Rufe erklangen, Stimmen schallten, dazwischen klang das Kichern der Mägde und das Klirren der Milcheimer.
Aus der Schmiede war das rhythmische Klopfen des Hammers zu hören und die Stallburschen Luk und Piet brachten gerade die Pferde aus dem Stall.
 
 

 
Auf dem Weg zu den Koppeln wurden sie von Harras, dem Hofhund überholt, der ein Kaninchen entdeckt hatte, das gerade gemütlich an einem Löwenzahn knabberte und als es den Hund sah in schnellen Sprüngen davon hoppelte.
Ulli reckte sich, konnte aber Hadia nirgendwo entdecken. Sie durfte noch nicht auf die Weide, weil sie sich erst eingewöhnen musste.
Der Junge lief ins Badezimmer, kleidete sich an und polterte die Treppe hinunter.
Die alte Martha sah ihm lächelnd entgegen.
Während Ulli seinen Kakao trank und die frisch gebackenen Rosinenbrötchen aß, erzählte er Martha aufgeregt von der Hochzeit und dem großen Bruder, den Bernd jetzt hatte.
Vorsorglich steckte er noch zwei Rosinenbrötchen für später in die Hosentaschen, bevor er über den Hof stromerte.
Doch als er Hadia im Stall besuchen wollte, scheuchte ihn Georg weg. Ulli verließ mit finsterem Gesicht den Stall.
Den neuen Pferdeknecht konnte er gar nicht leiden.
Als er sah, wie die Katze Minka im Heustadel verschwand, fiel ihm der Junge wieder ein, den er gestern gesehen hatte.
 
 

 
Ob er noch da war?
Ulli schlüpfte durch den Türspalt in den Schuppen, der erfüllt war mit dem Duft des frisch gemähten Heus.
Durch die schmutzige Scheibe des Fensters kroch ein Sonnenstrahl und Hunderte von kleinen Staubpartikelchen tanzten im Sonnenlicht.
Von dem fremden Jungen aber war nichts zu sehen.
Minka kam auf Ulli zu und schmiegte sich schmeichelnd an seine Beine, plötzlich spitzte sie ihre Ohren, drehte sich um und hüpfte auf den Heuhaufen.
Ein Kichern ertönte und ein brauner Kopf mit schwarzen Wuschelhaaren tauchte auf.
Der fremde Junge klopfte sich das Heu von der Kleidung und verneigte sich dann grinsend vor Ulli.
Guten Morgen, kleiner Sahib.“
Ich heiße Ulli und bin kein Sahib,“ kicherte dieser, der wusste, dass Sahib soviel wie Herr bedeutete.
Komm Ulli setzen dich zu mir, ich bin Ahmed.“
Der kleine Junge setzte sich und sah Ahmed neugierig an, dieser grinste und seine weißen Zähne blitzten in dem gebräunten Gesicht.
Du sicher wissen wollen, warum ich sein hier?“
Ulli nickte und der arabische Junge erzählte ihm nun, dass sein Onkel, der ihn nach dem Tod seiner Eltern aufgenommen hatte, Stallmeister bei Scheich Abdul war und dass Ahmed dabei war als Hatia geboren wurde und seitdem hatte sich zwischen ihm und der Stute eine große Freundschaft entwickelt.
Deshalb war er auch sehr traurig, als sie nach Deutschland verkauft wurde und hatte sich heimlich auf das Schiff geschlichen.
Aber macht dein Onkel sich denn keine Sorgen?“
Nein, er denken ich wäre bei meinem Freund Yusuf und er mich lassen, weil weiß wie traurig ich bin.“
Du kannst dich doch nicht immer verstecken?“
Ich wissen, aber ich muss auf Hatia aufpassen, Mann der Georg heißt sein sehr böse zu ihr und knuffen und treten wenn niemand sieht, ich aber habe gesehen. Auch trinken er heimlich aus Flasche, die sein in seiner Hosentasche, sehr böser Mann. Schlimm zu Pferden.“
Aber wenn du das Papa erzählst?“
Nein, ich noch ein paar Tage warten wollen,
Sahib Wellenbrink vielleicht nicht glauben, da ich erst gestern gekommen. Kleiner Freund Ulli mir versprechen, Ahmed nicht verraten werden?“
Ehrenwort!“ Sie hoben die Hände und klatschten ab.
Da fiel Ulli ein, dass er ja noch die beiden Rosinenbrötchen in der Hosentasche hatte.
Ahmed hatte sicher Hunger.
Dieser biss auch heißhungrig hinein und gestand mit verklärten Gesicht, dass er solche Köstlichkeit noch nie gegessen hatte.
Unsere Köchin Martha backt sie jeden Tag frisch, ich werde dir immer welche bringen und was du noch möchtest zum Essen.“
Schritte waren zu hören und knarrend öffnete sich die Tür des Schuppens.
Ahmed war plötzlich verschwunden, nur das angebissene Brötchen lag noch neben Ulli.
Luk, der Stallbursche stutzte, als er Ulli sah.
Vor wem versteckst du dich denn?“
Dann sah er das Brötchen und grinste. „Hast dir wohl eins von Marthas leckeren Rosinenbrötchen gemaust und wolltest es hier in Ruhe auf futtern. Keine Angst ich verrate dich nicht.“
Luk, beeile dich, es gibt noch mehr zu tun!“ hörte man die Stimme des Stallmeisters.
Alter Leuteschinder!“ brummte Luk, häufte aber doch schnell das Heu auf die Schubkarre, Ulli half ihm dabei.
Kaum war er draußen, tauchte Ahmeds Kopf aus dem Heu auf.
Er wird gleich wieder kommen,“ warnte Ulli.
Ich weiß,“ grinste Ahmed und biss in das Brötchen, dann deutete er auf die Leiter.
Ich werde gehen nach oben und still sein wie Maus.“
Ulli aber suchte den Garten auf und kletterte auf den Apfelbaum.
Denn hierher kam er immer, wenn er besonders viel zum Nachdenken hatte.
Beim Mittagessen meinte der Vater besorgt, dass Hadia so nervös sei.
Die Mutter tröstete: „ Sie ist doch noch nicht lange hier und hat eine weite Fahrt hinter sich, sie muss sich sicher erst eingewöhnen.“
Arthur nickte, aber man sah ihm an, dass er sich Sorgen machte.
Nach dem Essen ging die Mutter ins Büro und der Vater nach draußen.
Ulli wartete bis Martha sich in ihr, mit altmodischen Möbeln eingerichtetes, Zimmer zurück gezogen hatte, um einen Mittagsschlaf zu halten.
Dann holte er sich den kleinen Rucksack in seinem Zimmer und schlich in die Küche.
Ahmed hatte ihm gesagt, dass ihm sein Glaube verbiete Schweinefleisch zu essen, also ließ er die Wurst liegen und packte zwei Hähnchenkeulen, Käse und Butter ein.
In der Speisekammer holte er ein Glas mit Kompott und fand auch noch einige Rosinenbrötchen.
Aus der Schublade holte er noch Besteck und dann brachte er die Schätze zu seinem neuen Freund.
Mit Begeisterung machte sich Ahmed über das Essen her.
Die nächsten Tage versorgte Ulli seinen Freund.
Herr Wellenbrink zeigte sich immer noch besorgt, weil Hadia sich überhaupt nicht eingewöhnen konnte.
So rief er Scheich Abdul an.
Dieser war genauso erstaunt wie er und dann erzählte er ihm, dass der Neffe seines Stallmeisters verschwunden sei.
Als Herr Wellenbrink dies beim Essen erwähnte, bekam Ulli einen knallroten Kopf.
Zum Glück fiel es seinen Eltern nicht auf.
Später aber, als er Ahmed besuchte, erzählte er ihm, dass sein Verschwinden bemerkt worden sei.
Und sein Freund versprach ihm, noch heute mit seinem Vater zu sprechen.
Doch dazu sollte es nicht kommen, denn beinahe wäre ein großes Unglück geschehen.
Der Gutsherr hatte sich nun endlich entschlossen, Hadia auf die Koppel bringen zu lassen.
Der Pferdepfleger Georg führte das nervös tänzelnde Pferd aus dem Stall.
Wütend zog er immer wieder an der Kandare und fügte dem empfindlichen Maul damit große Schmerzen zu.
Hadia wieherte, riss sich los und stürmte davon, geradewegs auf Ulli zu, der eben aus dem Haus kam und vor Schreck erstarrt stehen blieb.
Herr Wellenbrink lief los, doch er war zu weit entfernt, um noch rechtzeitig eingreifen zu können.
Da aber stürzte Ahmed aus dem Schuppen und riss Ulli zu Boden.
Hadia donnerte an ihnen vorbei und blieb nach ein paar Metern mit zitternden Flanken stehen.
Keiner wagte sich an das Pferd heran.
Herr Wellenbrink kniete neben seinem Sohn und als er erleichtert bemerkte, dass er außer ein paar blauen Flecken und Abschürfungen keine Verletzungen davon getragen hatte, überließ er ihn seiner Mutter und trat zu Ahmed.
Dieser hatte inzwischen die Kandare gelockert und redet in arabischer Sprache beruhigend auf das Pferd ein.
Du bist Ahmed?“
Ja, Kandare war viel zu fest, Hadia Schmerzen, Mann böse!“
Arthur Wellenbrinks Gesicht verfinsterte sich.
Er wandte sich an Georg.
Pack deine Sachen, lass dir im Büro deinen Lohn auszahlen, du bist fristlos entlassen. Für Pferdeschinder ist auf Linderhof kein Platz.“
Der Pferdepfleger zog den Kopf ein und schlich davon. Manch schadenfroher Blick folgte ihm, denn er war nicht sonderlich beliebt.
Und du mein Junge kommst mit, ich denke du hast mir eine Menge zu erzählen.“
Einträchtig marschierten sie mit Hadia dem Stall zu.


Nur widerstrebend folgte Ulli seiner Mutter ins Haus, die ihn verarzten wollte.
Ungeduldig wartete er dann auf seinen Freund und seinen Vater.
Endlich betraten die beiden in eine angeregte Unterhaltung vertieft das Zimmer.
Frau Wellenbrink aber streckte Ahmed beide Hände entgegen.
Mein Junge, ich danke dir!“
Der junge Araber grinste.
Nichts besonderes getan, Ahmed liebt kleinen Freund.“
Ulli sah mit bangen Augen auf seinen Vater.
Dieser schmunzelte.
Wir haben eben mit Scheich Abdul und Ahmeds Onkel Raschid telefoniert.
Ahmed wird vorerst als Gast bei uns bleiben und sich persönlich um Hadia kümmern.
In einigen Wochen wird Raschid kommen und seine Papiere bringen, dann machen wir einen Lehrvertrag. Denn Ahmed wird auf Linderhof zum Stallmeister ausgebildet.“
Ulli jubelte, dann nahm er die Hand seines großen Freundes und zog ihn zur Küche.
Herr Wellenbrink schmunzelte.
Nun hat Ulli statt eines großen Bruders einen großen Freund bekommen.“
Die Eheleute sahen sich lächelnd an.
In einigen Monaten würde Ulli ein kleines Brüderchen oder Schwesterchen bekommen.
Dann war er der große Bruder!

© Lore Platz  (2022)





 


Montag, 20. Mai 2024

Noch eimal Pfingsten

 Ein Gedicht von meiner langjährigen Freundin Irmi

 

 


Pfingsten

 

Ein Tag, an dem man nichts versäumt, einfach vor sich 

hinträumt.

Stille, nur ab und zu fährt ein Auto am Haus vorbei, denn die 

meisten haben heute frei.

Ein Feiertag heute, und morgen noch einmal, aber keinen 

Sonnenstrahl.

Der Regen bringt manchen richtig Kummer, sie finden ihre 

Straßen nimmer.

Die Kraft des Wassers ihr Stärke zeigt, als wäre sie jetzt von 

der Enge befreit.

Die Natur holt sich was ihr weggenommen wurde, findet den 

Menschen oft als Bürde.


Aber was sage ich, hier ist noch alles still und friedlich bis 

jetzt, 

der Regen nur die Straße benetzt.

Bin ich zufrieden im Trockenem zu sein, oder bilde ich mir es 

nur ein.

Zufriedenheit erkennen, fällt uns nicht leicht, gut wäre es 

gepaart mit mehr Gelassenheit.


I. Brüggemann




Donnerstag, 16. Mai 2024

Der Wichtel, den niemand verstand

 

 

 

 


 Der Wichtel, den niemand verstand

 

Winzling war der jüngste seiner Familie und er war anders als seine Geschwister. er war ein Träumer und stellte oft seltsame Fragen. Seine Brüder lachten ihn aus, wenn er fragte, warum die Sonne nur am Tag schien oder der Mond mal dick und mal dünn ist. Auch warum die Blätter im Herbst bunt wurden.

Bertl nannte ihn einen Spinner, Karleman warf sich vor lauter Lachen auf den Boden und Tio schupste ihn und brüllte, dass wüßste keiner, das wär eben so und er solle nicht so nerven, er mache sie zum Gespött aller Wichtel im Dorf, man müsste sich ja schämen.

Nur seine große Schwester Missi verstand ihn und nahm ihn in Schutz. Sie war ein hübsches Mädchen, etwas füllig, aber das stand ihr gut und bald würde sie Wurzel vom Nachbardorf heiraten. Winzling war sehr traurig deswegen. denn dann würde er ganz allein sein, seine Brüder mochten ihn nicht  und seine Eltern schämten sich seiner. Besonders nachdem die Ältesten ihnen geraten hatten ihren vorwitzigen Sohn daran zu hindern die Gemeinschaft durcheinander zu bringen. 

Als Missis und Wurzels Hochzeit gefeiert wurde verkroch sich Winzling im Wald und weinte bitterlich. Dort fand ihn seine Schwester und nahm ihn tröstend in die Arme, doch helfen konnte sie ihm auch nicht.

Nachdem Missi ausgezogen war ging es Winzling sehr schlecht, seine Brüder und deren Freunde quälten und versptotteten ihn und für seine Eltern war er unsichtbar.

 


 

Die meiste Zeit verbrachte der traurige Wichtel im Wald, da gab es so viel zu sehen und staunen und bewundern. Er beobachtet gerade wie eine Spinne in einem Himbberbusch ihr Netz webte, als seine Freundin Ella, das Eichkätzchen sich neben ihn setzte.

Sie erzählte ihm, dass in der Nähe des Elfenreichs ein sehr kluger alter Wichtel leben würde und der ihm vielleicht seine Fragen beantworten könnte. Das Rotkehlen Tilde hätte ihr das erzählt.Sicher könnte sie ihn zu dem alten Mann bringen. Sie verabredeten sich für den nächsten Tag.

Als Winzling kurz nach dem Morgengrauen das Haus verließ schaute er sich noch einmal Abschied nehmend um, dann lief er los Rotkehlchen und Eichkätzchen erwarteten ihn schon. Als Winzling auf Tildes Rücken saß, fragte ihn diese, ob er seinen Eltern Bescheid gesagt hatte. Der Wichtel schüttelte den Kopf, niemand würde ihn vermissen, doch da fiel ihm seine Schwester ein und er bat den Vogel ihn zu Missi zu bringen, damit er sich von ihr verabschieden konnte.

Seine Schwester staunte nicht schlecht, als plötzlich ein Vorgel an ihre Tür klopfte, auf dessen Rücken ihr Bruder saß. Mit Tränen in den Augen nahmen die Geschwister Abschied und Missi versprach den Eltern Bescheid zu sagen.Traurig winkte sie ihrem Bruder nach und wusste doch tief in ihrem Herzen, dass es das Beste für ihn war.

Tilde setzte Winzling vor der Höhle ab und flog davon. Schüchtern betrat Winzling die Höhle und staunte. Kräuter hingen an einem quer durch die Höhle gespanntem Seil und verströmten ihre aromatischen Düfte. Tiegel, Gläser. Schüsseln und Tassen waren im ganzen Raum zerstreut. An einem Tisch stand mit dem Rücken zu ihm ein weißhaariger Mann und stocherte in einem langen Stiel einer Blume.

Als er sich umdrehte, sah Winzling, dass auch sein Gesicht von einem weißen Bart bedeckt war und man nur zwei kluge fröhliche Augen und die Nasenspitze erkennen konnte. 

"Hallo wer bist denn du, bist du krank?" Winzling schüttelte den Kopf und platzte heraus: "Was machen sie da." Der alte Wichtel lachte vergnügt. " Ich bastle einen Trinkhalm, eine der Elfen ist gestürzt und hat sich schwer im Gesicht verletzt und ihr Mund ist so geschwollen, dass sie nicht richtig trinken kann, also bastle ich für sie einen Trinkhalm, mit dem sie dann saugen kann. Aber wenn du nicht krank bist was willst du dann?"

Und Winzling vertraute Balduin all seine Kummer an. Dieser aber nahm ihn bei der Hand und führte ihn in ein Nebengemach. dort stand ein großer Tisch auf dem viele in Leder gebundene Bücher lagen, Der alte Wichtel schlug eines davon auf und Winzling staunte, als er die bunten Bilder und die vielen verschieden geformten Striche sah.

" Das ist ein Buch und wird alle deine Fragen beantworten." " Kann es sprechen?" Balduin lachte. "Nein du musst es lesen. Willst du  mein Lehrling werden? Ich werde dich schreiben und lesen lehren und auch in die Geheimnisse der Heilkunst einweihen. " 

Als Winzling ganz heftig mit dem Kopf nickt, lachte Balduin vergnügt. 

" Aber nun komm wir wollen dem kleinen Elfenmädchen seinen Trinkhalm bringen damit es endlich den heilenden Tee trinken kann."

 

 



Als Winzling neben dem alten gütigen Wichtel zum Elfenreich ging, fühlte er sich zum ersten Mal in seinem Leben, glücklich und zufrieden und vor allem verstanden.

(c) Lore Platz (2021)

 

 



 

Mittwoch, 15. Mai 2024

Neuanfang

Einmal sagte jemand zu mir:
Das Leben ist wie das Bergsteigen, der Weg zum Gipfel macht dich stark.
Viel Spaß beim Lesen!
 
(c) meine Tochter

Neuanfang


Ein Murren der Enttäuschung ging durch den Saal, als der Richter das Urteil verkündetet.
Freispruch, wegen Mangel an Beweisen!“
Paul war wütend wie alle seine Leidensgenossen ringsum, die der Angeklagte um ihr Geld geprellt hatte.
Zornig ballte er die Faust, am liebsten hätte er damit dem Betrüger das selbstgefällige Lächeln aus dem Gesicht geschlagen.
Wie arrogant und anmaßend hatte er auf die Fragen des Staatsanwalts geantwortet und seine Opfer auch noch beleidigt, wegen ihrer Leichtgläubigkeit.
Wie in Trance ging er nach Hause, das ihm längst nicht mehr gehörte.

 
(c) Werner B.

Mit einem fröhlichem lang anhaltenden Pfiff fuhr der Regionalzug in den kleinen Bahnhof ein.
Die Türen gingen auf und entließ die wenigen Reisenden.
Paul nahm seinen Koffer, schulterte den Rucksack und sprang auf den Bahnsteig.
Er beantwortete den Gruß des Bahnhofvorstehers mit einem stummen Nicken. Sein Gesichtsausdruck war so grimmig, dass dieser nicht wagte ihn anzusprechen.
Kurz vor dem kleinen Häuschen seiner Mutter blieb er stehen.
Hier hatte sich nichts verändert.
Mit welchen Hoffnungen war er damals weg gegangen, mit seinem Meisterbrief und einer kleine Erbschaft seines Onkels in der Tasche.
Seine liebe Mutter wollte er unterstützen, sobald er es geschafft hatte.
Eine Sanitärfirma hatte er aufgebaut und dann Ernie kennen gelernt und geheiratet. 
Sein Leben war perfekt. Seine Mutter hatte er nicht vergessen und ihr regelmäßig Geld geschickt, doch besucht hatte er sie nicht.
Denn Ernie wollte immer an mondäne Orte verreisen und dort lernten sie auch den geschniegelten Affen kennen, der ihn um sein ganzes Geld betrogen hatte.
Und er, der doch alles hinterfragte war auf ihn hereingefallen, hatte sich von dessen Begeisterung anstecken lassen.
Dass Ernie mit ihm auch noch ein Verhältnis hatte, erfuhr er erst als alles schon den Bach herunter gegangen war.
Nun also stand er hier vor dem Haus seiner Mutter, arm wie ein Bettler.
Die alte Frau trat aus der Tür, jubelt und lief auf ihn zu.
Liebevoll umarmte sie den Hünen und dieser schluchzte wie ein kleiner Junge in den Armen der zierlichen Frau.
In der heimeligen Küche erzählte er ihr alles und seine Mutter sah traurig auf ihren Jungen, dessen Gesicht so hart und verschlossen geworden war.
Und als er abends im Bett in seinem alten Zimmer lag, da saß sie unter dem Herrgottswinkel, der Rosenkranz glitt durch ihre Finger und ihre Lippen murmelten ein Gebet für ihren Sohn.
Jeden Tag nun half Paul seiner Mutter bei der kleinen Landwirtschaft.
Er bessert das Häuschen aus, schlug Brennholz für den Winter, mähte die kleine Wiese am Hang, versorgte das Vieh. Anschließend saß er stumm beim Essen und dann ging er hinaus in die Berge.
Mühsam kletterte er den steilen Weg hinauf bis zu dem alten Steinkreuz, an dem er früher immer mit seinem Vater gesessen, wenn sie hier nach der langen Wanderung
Brotzeit gemacht und den herrlichen Ausblick in die Berge genossen hatten.
Doch jetzt hatte er kein Auge für die Schönheit hier. Seine Gedanken waren voller Zorn und Verbitterung.
Immer wieder machte er sich Vorwürfe, Selbstzweifel plagten ihn und Bitterkeit machte sich in seinem Herzen breit.
So vergingen die Tage und die Mutter machte sich Sorgen und sah ihm jedes Mal voller Bangen hinterher, wenn er in die Berge ging.
Doch ohne es zu merken, linderten die täglichen Wanderungen seinen Schmerz.
Und eines Tages, als er wieder am Steinkreuz saß, da sah er sich plötzlich wie aus einem bösen Traum erwachend um.
Er bemerkte wie schön die Natur um ihn herum war.
Die majestätisch aufragenden Berge, die seit tausenden von Jahren schon hier standen und jedem Wetter trotzten.
Die satten grünen Wiesen, die dem Vieh Futter gaben. Die bunten Wildblumen von Schmetterlingen um tanzt und von Bienen um schwirrt.
Es war Sonntag und aus dem Dorf klang das helle Läuten der Glocken und er schmunzelte.
Seine Mutter würde wohl in ihrem Schwarz- seidenen, das Gebetbuch unter dem Arm in die Kirche eilen.
Lange blieb er so sitzen.
Aus dem Wald erklang das rhythmische Klopfen eines Spechts und ein Adler zog hoch am Himmel seine Kreise.
Paul merkte wie Ruhe in sein Herz zog und all die Bitterkeit von ihm abfiel.
Endlich erhob er sich, streckte die Gestalt und lief den Berg hinunter.
Die Mutter hatte sich nach dem Kirchgang umgezogen und saß nun auf dem Bänkchen vor dem Haus und putzte Gemüse, als sie den Sohn heran kommen sah.
Sofort fiel ihr auf, dass etwas anders war.
Sein Gang war beschwingt, seine Augen strahlten und der harte Ausdruck im Gesicht war verschwunden.
Erleichtert atmete sie auf und sah hinauf in den Himmel, um ein leises „Danke“ zu sagen.
Dann schmunzelt sie.
Jetzt war es wohl an der Zeit, um den Jungen zu sagen, dass sie von all dem Geld, das er ihr geschickt hatte, keinen Cent angerührt hatte.
Vielleicht konnte er damit wieder neu anfangen, nicht so groß wie seine alte Firma in der Stadt.
Aber der alte Johannes wollte seine Werkstatt schließen, da er keinen Nachfolger hatte.
Vielleicht wäre das etwas für ihren Paul, außerdem würde er dann in ihrer Nähe bleiben.
Vielleicht fand er ja auch ein Mädel.
Nicht so eine hochnäsige, wie seine Exfrau, sondern eine die das Herz am rechten Fleck hatte und zu ihrem Mann stand in guten und auch schlechten Zeiten.
Sie stand auf und nahm ihren Sohn in den Arm.

© Lore Platz