Schon oft habe ich mich gefragt, warum Menschen die Geld haben, immer mehr haben wollen. Wir haben doch alle nur ein zeitlich begrenztes Leben und mtnehmen können wir es nicht.
Ich wünsche euch einen schönen Wochenanfang und viel Spaß beim Lesen!
Doch wie ist es Patrick in den vergangenen sechs Jahren ergangen?
Für den Jungen begann ein wundervolles Leben, als er bei den Wildmoosers eingezogen war.
Nicht nur, dass er nach den Winterferien wieder regelmäßig die Schule besuchen konnte, er hatte auch ein gemütliches behagliches Zuhause.
Oft streifte er mit Ellen und ihrem Opa durch die Wälder und lernte viel über Forstwirtschaft.
Sein Entschluss stand bald fest, entweder würde er Landwirt oder Förster werden.
Nach Abschluss des Schuljahrs wechselte er deshalb
in die Realschule.Zusammen mit Ellen fuhr er nun mit dem Schulbus in die Kreisstadt.
Das Jahr verging wie im Flug und eines Tages stand Matthias vor dem kleinen gemütlichen Häuschen.
Seine Zeit bei der Ölfirma war abgelaufen und er hatte genug gespart, um ein kleines Anwesen zu kaufen.
Während er sich noch umsah, starb unerwartet sein Vetter der Bertl. Und da Matthias der einzige noch lebende Verwandte war, erbte er den Lindenhof. Statt eines kleinen Anwesens waren Patrick und sein Vater nun plötzlich die Besitzer des größten Hofes und einer Mühle, außerdem war auf der Bank soviel Geld, wie mehrere Generationen gar nicht ausgeben konnten, wie Matthias staunend meinte.
Die Mühle wurde verpachtet und aus dem durch Geiz verwahrlosten Hof wurde mit der Zeit ein richtiges Schmuckstück. Die Ställe wurden von Grund auf erneuert, damit die Tiere sich wohlfühlen konnten. Die veralteten Maschinen und Geräte wurden durch neue moderne ersetzt. Auch wurde ein extra Gesindehaus gebaut und viele junge Knechte und Mägde eingestellt.
Tobias und Trude haben geheiratet und erhielten ein hübsches kleines Häuschen mit Garten. Die beiden Alten waren überglücklich.
Da sie aber ihr ganzes Leben lang gearbeitet hatten wollten sie nicht müßig sein und so übertrug Matthias dem Tobias die Oberaufsicht über die Knechte und Trude über die Mägde.
Auf dem Lindenhof war endlich das Glück eingekehrt.
Das Vieh gedieh prächtig, das Getreide stand gut, Obst gab es in Hülle und Fülle und Knechte und Mägde arbeiteten gern hier.
Obwohl der Bertl so schändlich an seinem Sohn gehandelt hatte, sorgte Matthias dafür, dass das Grab immer gut gepflegt war, schon aus Dankbarkeit wegen dem Reichtum, den er ihm hinterlassen hatte.
Oft stand er sinnend vor dem Grab und meinte:
„Weißt Bertl, dein ganzes Leben hast du dir und anderen nix gegönnt und was hast du nun davon?
Hoffentlich hast du jetzt wenigstens deinen Frieden gefunden.“Frau Wildmooser und Ellen kamen fast täglich zu Besuch und eines Tages fragten Matthias und Marianne die Kinder, ob sie etwas dagegen hätten, wenn sie heiraten würden.
War das eine Freude!
Der beste Wein wurde aus dem Keller geholt und Tobias und Trude mussten herüber kommen, denn die beiden gehörten schon längst zur Familie und dann wurde Verlobung gefeiert.
Das ganze Dorf war eingeladen, als die große Bauernhochzeit gefeiert wurde.
Seit Eulenspiegels Flucht sind inzwischen drei Jahre vergangen.
Patrick und Ellen sitzen auf den Stufen vor dem Haus und genießen die letzten Strahlen der Abendsonne.
Vom Stall herüber klingt das Muhen der Kühe, die an die Melkmaschine angeschlossen werden.
Der letzte Heuwagen fährt gerade in den Hof und nimmt die Kurve zu dem Heustadel, wo das Heu dann durch die Luke in die Tenne nach oben geworfen wird.
Die beiden Jugendlichen sitzen still und lauschen den vertrauten Geräuschen.
„Denkst du eigentlich noch an Eulenspiegel?“ will Ellen wissen. Patrick sieht sie überrascht an, dann nickt er langsam.
„Manchmal und dann frage ich mich, ob er überhaupt noch lebt und wie er damals entkommen ist.“ Ellen schmunzelt.
„Ohne ihn hätten wir uns vielleicht gar nicht kennen gelernt und wären nicht so eine glückliche Familie.“
Tobias kommt aus dem Stall und mit sorgenvoller Miene auf das Haus zu. „Ist Matthias da?“ will er von den Beiden wissen.
„In der Stube, was ist denn los?“
Doch der alte Mann schüttelt nur den Kopf und hastet die Stufen hinauf. Patrick und Ellen springen auf und folgen ihm in die Stube.
Matthias sitzt am Tisch und liest die Zeitung und Marianne häkelt mit verträumten Gesicht, wie so oft in letzter Zeit.
Als Tobias gefolgt von den Kindern in die Stube kommt, heben beide den Kopf. Matthias erkennt sofort an dem ernsten Gesicht des alten Mannes, das etwas geschehen ist.
„Die Kuh Magda gibt keine Milch mehr, sie ist einfach zu alt. Soll ich nach dem Abdecker schicken?“
„Nein!“ schreit Patrick.
Matthias lächelt ihn beruhigend an.
„Keine Angst mein Junge, auf diesem Hof können die Tiere, die uns so lange brav und treu gedient haben ihr Gnadenbrot fressen.“
„Wir müssen sie aber von der Melkmaschine weg nehmen und extra irgendwo unterbringen.“
„Da wird sich schon ein Platz finden,“ meint Matthias, „aber mir geht schon einige Zeit ein Gedanke durch den Kopf, vielleicht ist jetzt die beste Gelegenheit mit euch darüber zu sprechen.
Setzt euch!“
Er wendet sich an seine Frau. „Könntest du uns einen Kaffee kochen, Marianne?“
„Ja und ich habe auch noch einen frisch gebackenen Apfelkuchen in der Küche, komm Ellen hilf mir und du Patrick holst die Trude. Sie gehört schließlich auch zur Familie.“
Bald sitzen alle am Tisch und genießen Kaffee und Kuchen.
Nach dem Essen stopft Matthias bedächtig seine Pfeife und blickt in die erwartungsvollen Gesichter.
„Der Wiesenhofer ,“ beginnt er, „will in die Stadt ziehen und hat mir seinen Bauernhof, der ja direkt neben unserem liegt, zum Verkauf angeboten.“
Er zieht an seiner Pfeife und sieht einen Moment den Rauchwolken nach und spricht weiter.
„Der Bertl hat eine Menge Geld zusammen gescharrt und war zeitlebens zu Mensch und Tier gleich bösartig.
Vielleicht sollten wir einen Teil des Geldes nehmen und etwas wieder gut machen.
Ich habe nun gedacht, ich kaufe den Bauernhof vom Wiesenhofer und wir machen daraus eine Tierpension für alte und kranke Tiere.“
Nun reden alle durcheinander. Sie sind begeistert und Vorschläge werden gemacht und Pläne geschmiedet.
Patrick, dem seit er mit Ellen über Eulenspiegel gesprochen hat, dieser nicht mehr aus dem Kopf geht, ruft plötzlich:
„ Ich habe auch schon einen Namen, Pension Eulenspiegel!“
Damit waren alle einverstanden.
Dann meint Matthias „Aber nun wollen wir ins Bett gehen, morgen müssen wir alle wieder früh raus.“ Dann wechselt er einen lächelnden Blick mit seiner Frau und verkündet:
„Noch etwas, im Dezember werdet ihr ein Geschwisterchen bekommen.“
War das eine Freude!
Nur Ellen lässt sich auf ihren Stuhl zurück fallen, die Arme baumeln an beiden Seite herab und sie stöhnt:
„Was für ein Glück und ich dachte schon, du willst mir zum Geburtstag eine Puppe schenken, weil du ständig Puppenschuhe häkelst.“
Fröhliches Lachen erfüllt den Raum.
Tobias und Trude aber sehen sich mit Tränen in den Augen an.
Wer hätte das gedacht, dass sie nach einem harten und schwerem Leben, im Alter noch Teil einer so glücklichen Familie sein würden.
Im Dezember kam die kleine Angelika zur Welt und im Frühjahr wurde die „Pension Eulenspiegel“ eingeweiht.
Das ganze Dorf feierte mit und auch ein Reporter aus der Kreisstadt kam.
Die ersten Gäste in der Pension waren die Kuh Magda und der Wallach Hansi vom Lindenhof.
Doch nach dem Zeitungsartikel kamen Anfragen aus ganz Deutschland und die Pension wurde immer voller.
Es wurden Streichelzoos eingerichtet und Kindergärten und Schulen kamen, sowie Familien mit ihren Kindern.
Ellen schaffte das Abitur und studierte Tiermedizin und Patrick ging auf die Landwirtschaftsschule.
Dies war ungefähr zu der Zeit, als Eulenspiegel durch den Sturm wieder einmal seine Heimat verloren hatte.
(c) Imi Brüggemann |
Morgen geht es weiter