Samstag, 28. Juni 2025
Erinnerungsgeschichte Die Wunderpflanze
Donnerstag, 19. Juni 2025
Plauderecke Fronleichnam
Mittwoch, 18. Juni 2025
Gibt es ein Leben nach den Kindern?
Mittwoch 18.Juni 2025
Mein Laptop ist kaputt, der Akku ist überhitzt und deshalb kann ich ihn immer nur kurz benutzen. Das bedeutet auch, dass ich keine neuen Geschichten schreiben kann. Aber der neue LP ist bestellt und ab Mitte Juli kann ich dann wieder loslegen, ohne Gefahr. Ich brenne schon darauf, all die Geschichten, die in meinem Kopf gespeichert sind rauszulassen
Wenn Kinder flügge werden
Hält man sein Kind zum ersten Mal im Arm, ist das Herz erfüllt voll Liebe und man möchte es vor allen Widrigkeiten der Welt beschützen. Die ersten Jahre gelingt es vielleicht. doch spätestens wenn es in die Schule geht, wird es womöglich gemoppt. Auch vor Todesfällen in der Familie kann man es nicht bewahren. Doch man kann seinem Kind bei all den Problemen hilfreich zur Seite stehen und ihm beibringen wie man mit Konflikten umgeht und auch sein Selbstbewusstsein stärken
Der schlimmste Tag einer Mutter ist der, wenn das Kind zum ersten Mal seine Flügel ausbreiten und die Welt erkunden möchte.
Als meine Tochter mitten unter der Ausbildung in eine WG in Berlin ziehen wollte, war ich schockiert. Sie schrieb damals Geschichten und ließ diese im Internet herumgehen, da wurde sie von einem jungen Mann angeschrieben, der einen eigenen Radiosender hatte. Er wollte ihre Geschichten dort vorlesen.
Als gute Mutter kümmerte ich mich natürlich darum, dass sie ihre Ausbildung in Berlin beenden konnte, obwohl mir das Herz schwer war. Die einzige Bedingung bevor sie umzog, ich wollte den jungen Mann erst kennenlernen.
Heute lebt sie nun schon seit achtzehn Jahren in Berlin, hat ihr Examen als Erzieherin mit Note 1 gemacht und ist immer noch in dem gleichen Kindergarten, in dem sie ihr Praktikum machte. Hat einen sehr netten Freund, eine hübsche Wohnung und ihre Mutter nicht vergessen.
Es ist das größte Geschenk, wenn man sieht, dass aus seinen Kindern ordentliche, ehrliche Menschen wurden.
Wenn dein Kind klein ist; gib ihm Wurzeln
Wenn dein Kind groß ist; dann gib ihm Flügel
Es ist nicht immer leicht für uns Mütter unseren Kindern Flügel zu geben, aber wir tun es, da wir unsere Kinder lieben.
Dazu eine alte Geschichte von mir, die noch nicht alle Leser hier kennen.
Viel Spaß beim Lesen!
Gibt es ein Leben nach den Kindern?
Bärbel steht an der Tür und winkt dem Auto nach.
Nun hat auch ihr Nesthäkchen das heimatliche Nest verlassen.
Frank bringt sie gerade nach München zum Bahnhof und von dort fährt sie dann nach Berlin, wo sie ihre Ausbildung beenden will.
Durch einen Glücksfall hat sie ein Zimmer in einer WG bekommen.
Seufzend wendet sich die Frau um und geht ins Haus, das jetzt so merkwürdig still und verlassen wirkt.
Und nun kommen die Tränen, die sie bisher so tapfer unterdrückt hat.
Tag an Tag reiht sich aneinander und Bärbel weiß oft nichts mit sich anzufangen. Als sie wieder einmal zum dritten Mal über die frisch polierte Spüle fährt, lässt sie sich ermattet auf einen Stuhl fallen.
Die Stille erdrückt sie.
Wie sehr vermisst sie doch den Lärm, die Fröhlichkeit und selbst das Chaos, das ihre Kinder immer hinterlassen hatten bevor sie das Haus verließen, um dann in einigen Stunden wieder zu kommen, hungrig und voll von ihren Erlebnissen.
Schluss mit dem sinnlosen Putzen.
Sie musste raus hier.
Kurzentschlossen greift sie ihren Korb, wirft Schlüssel und Geldbörse hinein und verlässt das Haus.
Auf dem Wochenmarkt sind um diese Zeit nur Hausfrauen zu treffen.
Bärbel schlendert zum Stand von Erna Waldinger, bei der sie seit Jahren immer einkauft.
Die alte Frau begrüßt sie mit einem Lächeln und packt das gewünschte Gemüse in ihren Korb.
Als sie ihr das Wechselgeld zurückgibt meint sie schmunzelnd.
„Ihre Einkäufe werden immer weniger.“
Bärbel nickt.
„Nun hat auch unser Nesthäkchen das Nest verlassen und mein Mann und ich sind alleine.“
„So ist es im Leben, die Kinder werden flügge.
Ich habe ihr drei ja aufwachsen sehen. Es sind prima Kinder und sie müssen sich keine Sorgen machen, die werden sich in der Welt behaupten.“
„Aber sie fehlen mir und zuhause ist es so entsetzlich still!“
„Das ist der Lauf der Welt, daran kann man nichts ändern, aber es ist doch auch eine Chance und sie könnten etwas für sich tun.“
„Vielleicht, auf Wiedersehen.“
Mit müden Schritten schlendert sie weiter.
„Bärbel, Bärbel!“
Bärbel sieht sich um und entdeckt vor dem
Cafe Bergmeister ihre ehemalige Schulfreundin Adelheid.
„Mensch Heidi, seit wann bist du denn wieder hier.“
„Noch nicht lange, aber setze dich doch. Wie geht es dir denn ?“
Bärbel schüttet der Freundin ihr Herz aus.
„ Ich habe ja keine Familie, da mein Beruf mich immer zu sehr in Anspruch genommen hat, aber manchmal sind solche Veränderungen auch eine Chance.“
„Das habe ich heute schon einmal gehört,“ murmelt ihre Freundin.
„Ich stehe auch gerade vor einer Veränderung.“
„Gefällt es dir denn nicht mehr in Hamburg?“
„Und wie, aber mein Vater hatte einen Herzinfarkt.“
„Ich habe davon gehört, wie geht es ihm denn?“
„Besser und wenn er nicht mehr so viel arbeitet kann er noch lange leben. Er möchte, dass ich seinen Verlag übernehme.“
Adelheids Vater gehörte ein kleiner Zeitungsverlag, der täglich die regionale Zeitung herausbrachte.
„Möchtest du?“
Adelheid nickt zögernd.
„Wie du weißt hat mein Urgroßvater den Verlag gegründet und nun liegt es wohl an mir ihn weiter zu führen.“
„Du willst dich also wieder in den Staub unseres Provinznestes begeben,“ grinst Bärbel.
Die beiden Frauen prusten los.
Als Adelheid nach ihrem Examen das Angebot einer großen Hamburger Zeitung bekommen hatte, führte sie einen Freudentanz auf und jubelte:
„Nun kann ich endlich und für immer den Staub dieses Provinznestes von den Schuhen schütteln!“
Als sich beide wieder beruhigt haben, gesteht Adelheid etwas verlegen:
„Naja auch hier hat sich in den letzten Jahren viel verändert und außerdem möchte ich etwas frischen Wind in unseren Verlag bringen.
Neben der Regionalzeitung möchte ich auch über das Weltgeschehen berichten, die Landwirtschaftszeitung neu gestalten und etwas über die ländliche Küche und auch die Ausflugsziele hier berichten. Und ich habe eine Zeitung für die ganze Familie geplant.
Da wird es etwas für die Väter, die Mütter und auch die Kinder geben.“
Sie runzelt die Stirn und betrachtet Bärbel nachdenklich.
„Malst du eigentlich noch diese reizenden kleinen Bilder und denkst dir dazu Geschichten aus, wie du es in unserer Kindheit immer getan hast?“
„Schon lange nicht mehr, als die Kinder noch klein waren habe ich ihnen immer kleine ausgedachte Gutenachtgeschichten erzählt und manchmal auch Bilder für sie gezeichnet.“
„Hast du keine Lust für meine neue Familienzeitung eine Kindergeschichte zu schreiben und Bilder dazu zu zeichnen? Am besten eine Fortsetzungsgeschichte, das erhöht die Auflagen, denn die Kleinen werden solange betteln, bis die Eltern die nächste Zeitung kaufen, damit sie die Fortsetzung lesen können. Was meinst du? Entschuldige!“
Adelheids Handy klingelt.
Während ihre Freundin telefoniert überlegt Bärbel und mehr und mehr gefällt ihr der Gedanke.
Adelheid klappt das Handy zu und springt auf.
„Tut mir leid, ich muss los!“
Sie kramt in ihrer Tasche und reicht Bärbel eine Visitenkarte.
„Lass es dir durch den Kopf gehen und rufe mich an. Ich würde mich freuen.“
Auch Bärbel macht sich auf den Weg nach Hause.
In dem kleinen Schreibwarengeschäft an der Ecke kauft sie sich einen Block und Stifte.
Zu Hause stellt sie den Einkaufskorb achtlos in der Küche ab und läuft hinaus in der Garten.
Sie setzt sich auf die Bank und legt Block und Stifte auf den Tisch vor sich.
Die Sonne scheint warm auf sie herunter und dringt bis in ihr Herz.
Weiße Schäfchenwolken zieren den hellblauen Himmel und
Bienen um schwirren summend die duftenden Blüten.
Eine Amsel singt auf dem Birnbaum voll Inbrunst ein Lied und ein Schmetterling tanzt taumelnd vor übermütiger Freude dazu.
Plötzlich erwacht der Garten zum Leben.
Der Schmetterling verwandelt sich in eine kleine Elfe, die sich auf einer Tulpe niederlässt und vergnügt mit den Beinen baumelt.
Die Bienen haben auf einmal kleine goldene Eimerchen, in die sie fleißig den gesammelten Nektar geben.
Der Amselmann aber trägt einen Smoking und eine weiße Fliege, hält zwischen den Flügeln einen bunten Blumenstrauß und singt für seine Angebetete ein Liebeslied.
Diese sitzt einige Äste weiter in einem einfachen braunen Hauskleid und lauscht verzückt dem voll tönenden Bariton.
Ein Zwerg mit griesgrämigem Gesicht, steckt seinen Kopf aus dem Brombeergebüsch und brüllt:
„Ruhe, ich möchte schlafen!“
Bärbels Stift fährt über das Blatt und immer mehr liebliche, skurrile und fröhliche Gestalten entstehen.
Und dazu spinnt und zaubert sie im Kopf eine wundersame Geschichte, die sie später dann aufschreiben wird.
Blatt um Blatt füllt sich und Bärbel vergisst gänzlich die Zeit und erschrickt, als ihr Mann plötzlich neben ihr steht und sie begrüßt.
Schuldbewusst sieht sie auf die Uhr.
„Ich habe vergessen zu kochen.“
Frank grinst.
„Den Einkaufskorb habe ich in der Küche gesehen, aber was zeichnest du denn da?“
Er setzt sich neben sie und während er sich staunend Blatt für Blatt betrachtet, erzählt ihm Bärbel von Adelheids Vorschlag.
Frank aber freut sich denn er hat sich schon Sorgen um seine Frau gemacht.
Doch nun sind die Schatten verschwunden und es leuchtet wieder die alte Energie und Lebensfreude aus den Augen seiner Bärbel.
© Lore Platz 2. 2. 21
Freitag, 13. Juni 2025
Herr Siebenpunkt in Not
Freitag, den 13. Juni 2025
Meine Heimat wird ziemlich gebeutelt vom Unwetter. Zur Zeit müssen wir sogar das Leitungswasser abkochen, weil Bakterien im Grundwasser sind. Jetzt scheint die Sonne und Vögel zwitschern, als hätte es die nächtlichen wilden Gesellen gar nicht gegeben.
Ich denke uns allen würde ein Glückskäfer gut tun, auch wenn dieser auch mal in Not geraten kann.
Mit dieser Geschicht wünsche ich euch ein schönes Wochenende.
Viel Spaß beim Lesen!
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(c) Werner Borgfeldt |
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(c) eigenes Foto |
Da erspähen sie eine Maus die über den Schreibtisch huscht und sich schnüffelnd mit erhobenen Pfötchen an der Dose aufrichtet.
Herr und Frau Siebenpunkt sitzen wenig später eng umschlungen auf dem Rosenblatt und betrachten verzückt ihre Kinderchen.
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(c) Werner Borgfeldt |
Er denkt an seine letzte Flamme Susi, die ihm vor einigen Wochen drei Kinder geschenkt hat, zwei Mädchen und einen Jungen.
Freitag, 6. Juni 2025
Wenn die Pfingstrosen wieder blühen
6. Juni. 2025
Während ich auf meinen nächsten Termin warte, will ich euch mit
dieser Geschichte ein frohes Pfingsten wünschen.
Viel Spaß beim Lesen!
Wenn die Pfingstrosen wieder blühen
Die alte Dame saß auf der Terrasse, eine leichte Decke über den Knien und ließ traurig ihre Augen durch den schönen großen Garten schweifen.
Pfingsten war vorüber und die roten und weißen Rosen sind fast verblüht und immer wieder lassen sie eine zarte Blüte fallen.
Vor einem halben Jahr war ihr Mann gestorben.
Er war ein strenger kalter Mann, der Herr Obergerichtsrat und hätte sie ihre kleine Tochter nicht gehabt, wäre sie in dieser Ehe erfroren.
Angela, ihr kleines Engelchen war so ein liebes, fröhliches Kind. Ein kleiner Kobolde, der voller Übermut steckte.
Nur wenn der strenge Vater zuhause war, dann war sie still und verschüchtert.
Ein Glück, dass er sie sowieso kaum beachtete, denn er war enttäuscht. dass sie kein Junge war.
So konnte ihr kleiner Sonnenschein eine unbeschwerte Kindheit erleben.
Sie wuchs zu einem hübschen Mädchen heran und auf einmal erweckte sie das Interesse ihres Mannes.
Er wollte die kaum achtzehnjährige mit einem seiner verknöcherten Kollegen verheiraten.
Doch Angela widersprach zum ersten Mal ihrem Vater, denn sie liebte einen mittellosen Studenten.
Es kam zu einem erbitterten Streit und der Vater warf sie aus dem Haus und brüllte „Ab heute hätte er keine Tochter mehr.“
Das war vor fünf Jahren und seitdem hatte sie von ihrer Tochter nichts mehr gehört.
Damals blühten auch die Pfingstrosen.
Martha die alte Angestellte trat auf die Terrasse und beobachtete besorgt die alte Dame.
„Sie sollten net so viel grüble, Frau Baumann. Vertrauen sie doch auf unser Hergöttle, es wird es scho richte, dass alles wieder gut wird. Vielleicht hat unser Engelchen ja bereits gehört, dass ihr Vater gestorben ist und kommt wieder zurück.“
„Aber warum hat sie sich die ganzen Jahre nicht bei mir gemeldet.“
Martha schwieg, sie hatte einen bestimmten Verdacht, doch sie wollte ihrer guten Frau nicht noch mehr Kummer machen, hatte sie doch genug unter ihrem Mann gelitten.
„Soll i de Tee bringe?“
„Nein danke, Martha, ich will noch ein wenig ruhen.“
Mit einem letzten besorgtem Blick, schlurfte Martha ins Haus zurück.
Die alte Dame lehnte sich zurück und schloß die Augen.
Ein fröhliches Bellen erklang und ein kleiner schwarzweißer Hund lief am Zaun entlang, verfolgt von einem kleinem Mädchen.
„Bleib stehen Strolchi, du bist ein ganz böser Hund.“
Da sah sie Frau Baumann und kam an den Zaun.
„Entschuldigen sie bitte liebe Dame. Ich hoffe Strolchi hat sie nicht geweckt.“
„Nein, ich habe nicht geschlafen, wie heißt du meine Kleine.“
„Rose, aber Papa nennt mich Röselein und Mama Engelchen. Und das ist mein Hund Strolchi, aber er muss erst lernen zu folgen, er ist ja noch sooo klein.“
Der Hund hatte sich inzwischen neben sie gesetzt und sah aus, als könnte er kein Wässerchen trüben.
Das Mädchen bückte sich und nahm den Hund an die Leine.
„Nun muss ich wieder gehen. Auf Wiedersehen liebe Dame.“
Und weg war der kleine Wirbelwind.
Lächelnd sah Frau Baumann ihr nach. Sie fühlte sich auf einmal froh, die Kleine hatte ihre trüben Gedanken verscheucht.
Sie stand auf, faltete die Decke zusammen, legte sie über den Stuhl und ging durch den Garten.
Ihr war so leicht zumute wie schon lange nicht mehr.
Vor den Pfingstrosen blieb sie stehen.
Sie lächelte.
Angela hatte immer die Blüten gesammelt und sie zwischen Buchseiten gepresst.
Sie hörte nicht die leisen Schritten hinter sich und erschrak, als ein leises „Mama“ erklang.
Langsam drehte sie sich um, wankte und streckte beide Arme aus.
„Angela, mein Engelchen.“
Die beiden Frauen lagen sich in den Armen und weinten und die Tränen spülten allen Schmerz und Kummer der vergangenen fünf Jahre von der Seele.
Auf der Terrasse stand Martha und auch ihr liefen die Tränen wir Sturzbäche aus den Augen.
Doch dann schnäuzte sie sich kräftig die Nase und rief.
„Ich bringe jetzt den Tee!“
Arm in Arm gingen Mutter und Tochter zurück und setzten sich.
„Ach Kind, warum hast du mir denn nie geschrieben, ich habe mir soviel Sorgen gemacht. Wusste ich doch nicht wo du bist und wie es dir geht.“
„Aber Mama, ich habe dir viele Briefe geschrieben und war traurig, weil ich nie eine Antwort bekam.
Ich hätte nie gedacht, dass er so weit geht und meine Briefe an dich unterschlägt.“
Frau Baumann ballte die Hände zu Fäusten.
„Weißt du man soll ja nichts schlechtes über Tote sagen, aber...“
Angela legte ihre Hände auf die Fäuste und meinte leise.
„Dann wollen wir es auch nicht tun. Er war dein Mann und mein Vater und konnte nicht aus seiner Haut. Außerdem hat er uns nur fünf Jahre gestohlen.“
„Du hast Recht, mein Kind. Ich höre Geschirr klappern, Martha kommt mit dem Tee.“
Angela sprang auf und nahm Martha das schwere Tablett ab.
Flink deckte sie den Tisch, dann forderte sie Martha auf.
„Setz dich, ich hole dir noch schnell eine Tasse.“
„Aber, das geht doch nicht.“
„Doch das geht!“ rief die junge Frau übermütig.
„Die steifen Tage im Hause Baumann sind vorbei, jetzt weht ein frischer Wind.“
Lachend verschwand sie im Haus.
Die alte Dame aber lächelte.
„Bleib nur sitzen Martha, du gehörst doch zur Familie. Und das Mädel hat Recht. Jetzt wird es wieder schön bei uns.Unser Sonnenschein ist zurück gekommen.“
Angela erzählte nun, was sie während der letzten fünf Jahre erlebt hatte.
Sie war zu Konrad gefahren, der glücklicherweise sein Examen gemacht hatte.
Drei Wochen später heirateten sie standesamtlich, zwei Freunde von Konrad waren Trauzeugen.
Sie wohnten weiterhin in der Studentenbude und hatten viele Nebenjobs, um sich über Wasser zu halten.
Dann bekam Konrad eine Stelle in einer großen Firma und konnte sich langsam noch oben arbeiten.
Sie konnten sich nun eine kleine Wohnung leisten.
Mit seinem alten Chef verstand er sich großartig, doch vor einem Jahr übergab dieser die Firma seinem Sohn.
Seitdem fühlte sich Konrad nicht mehr wohl und begann wieder Bewerbungen zu schreiben.
Vor zwei Wochen bekamen sie zwei Briefe.
Einer war von Bärbel, mit der sie immer noch in Kontakt war.
Sie hatte ihre Eltern hier besucht und erfahren, dass
der Obergerichtsrat Baumann verstorben war.
Der zweite kam von der hiesigen Firma Wallraff und Co und lud Konrad zu einem Vorstellungsgespräch ein.
„Und deshalb sind wir heute hier,“ schloss Angela ihren Bericht.
Stolz betrachtete die Mutter ihre Tochter.
„Du hast dich wacker geschlagen, mein Kind. Ich bin stolz auf dich. Ist Konrad noch bei Walfraff?“
„Nein er wartet bei Bärbels Eltern, er wollte uns Zeit geben, bei unserem ersten Wiedersehen.“
„ Hat er die Stelle bekommen?“
„Ja im Oktober fängt er an.“
„ihr werdet doch hier im Haus wohnen, ihr könnt den ganzen ober Stock haben.“
Angela sprang auf und umarmte ihre Mutter stürmisch.
Langsam setzte sie wieder hin und schmunzelte.
„Da ist noch etwas. Ich habe ein dreijähriges Töchterchen.“
„Ich bin Oma!“
Angela lachte und strich liebevoll über ihren Bauch.
„Und in sechs Monaten wirst du wieder Großmutter.“
Martha schlug die Hände zusammen und stammelte:
„Liabs Herrgöttle von Biberach. Wir haben ein Kind und bald noch eins.“
„Und einen Hund haben wir auch.“
„Macht nix, das Haus ist groß genug!“
Resolut hob Martha das Tablett und marschierte ins Haus.
Frau Baumann aber lachte, bis ihr die Tränen kamen.
„Dein Vater wird sich im Grab umdrehen,“ japste sie.
„Kinder machen Lärm und Hunde machen Dreck,“ ahmte sie die Stimmer ihres Mannes nach.
Nun lachten sie beide.
Angela rief ihren Mann an und wenig später klingelte es an der Haustür.
Zuerst kam ein schwarzweißes Wollknäuel auf die Terrasse gestürmt und versuchte auf Angelas Schoß zu springen.
Als ihm das nicht gelang, drehte es sich wie ein Kreisel und raste kläffend in den Garten.
„So ein Irrwisch!“ brummte eine Stimme und ein großer junger Mann trat auf seine Schwiegermutter zu.
Kurz musterte diese ihn, dann streckte sie ihm beide Hände entgegen.
„Willkommen in der Familie, lieber Konrad.“
„Danke Mama.“
„Papa, Mama!“ Ein kleiner Wirbelwind fegte heran.
„Nanu, wir kennen uns ja.“
„Ja, sie sind die liebe Dame. Papa sagt, dass sie meine Großmutter sind. Darf ich Oma zu dir sagen?“
„Aber natürlich!“
Weit breitete sie die Arme aus und Rose klettert auf ihren Schoß und schmiegt sich an sie.
Über den Kopf des Kindes sehen sich drei Augenpaare glücklich an.
Die Kleine setzte sich energisch auf und nahm das Gesicht der Oma zwischen ihre kleinen Hände.
„Oma,kannst du auch schöne Geschichten erzählen?“
„Aber sicher, dazu sind Omas ja da!“
© Lore Platz(2022)
Donnerstag, 5. Juni 2025
Besuch aus Argentinien
5. Juni 2025
habt ihr gewusst , dass man aus Ketchup eine Bombe bauen kann (zwinkern) ich habe es gestern erlebt. Einige wissen ja, dass ich für den Rest meines Lebens ans Bett gefesselt bin und habe mich dem entsprechend eingerichtet.
Ich nenne mein Bett meinen Wohnwagen, wie armselig wäre mein Leben ohne meine Fantasie.
Unter anderem steht hier auch eine Tasche, in dem ich die Lebensmittel verstaue, die mir der Pflegedienst bevor sie gehen aus der Küche bringt.
Darunter war auch ein kleines Glas mit Deckel, in dem sich Ketchup befand, umgefüllt, weil die Originalflasche zu groß war.
Gestern kam meine Haushaltshilfe und ich drückte ihr das Glas, in dem noch ein kleiner Rest war, in die Hand, um es auszuwaschen und neu zu füllen.
Sie nahm es mit in die Küche und dann ertönte ein Schrei. Denn als sie den Deckel öffnete, schoß die rote Restsoße heraus und alles landete auf ihrem weißen
T-Shirt.
Ich habe Ketchup für immer aus meinem Speiseplan gestrichen, denn wenn es solche Gase entwickelt hmmhmmmhmm
Viel Spaß beim Lesen!
Besuch aus Argentinien
Manchmal blätterte Helen in ihren alten Fotoalben und erinnerte sich an die alten Zeiten.
Sie schmunzelte wenn sie die alten Kleider von ihrer Großmutter sah.
"Ach,
Oma, du warst eine stolze Frau und deine Kleidung war stets angemessen.
Wenn du mich heute sehen könntest, in meinen ausgewaschenen Jeans, du
würdest das nicht gut finden!", seufzte Helen.
Doch dann schmunzelte sie und dachte:
"Wie wohl meine Enkel später über die Jeans denken und wie die Mode in ferner Zukunft wohl aussehen würde."
Sie blätterte weiter und sah sich selbst als kleines Kind neben der geliebten Oma stehen.
Ihre Gedanken schweifen in die Vergangenheit.
"Kleines
Lenchen, wie siehst du nur wieder aus?", hörte sie die Stimme ihrer
Oma. Damals hatte sie gedankenverloren im nassen Sand gespielt und ihr
gelbes Sommerkleidchen war von oben bis unten mit dunklem Matsch
bekleckert.
Oma war manchmal etwas zu sauber, wie Opa oft augenzwinkernd bemerkte, was ihm einen strengen Blick von dieser eintrug.
Aber richtig geschimpft hatte sie nie, nur seufzend das Kleidchen ausgezogen und in die Wäsche getan.
Und Helen hat sich vorgenommen, das nächste Mal gewiss aufzupassen, was aber selten gelang.
Als es an der Haustür klingelte, schlug Helen das Fotoalbum zu, fuhr sich durch die Haare und betätigte den Türöffner.
Im gleichen Moment ärgerte sie sich über sich selbst, denn wieder hatte sie nicht vorher nachgefragt, wer da vor der Tür stand.
Sie öffnete, wurde kreidebleich und wich entsetzt zurück.
"Oma, du bist doch ...?"
"Tot?
Ja leider ist meine liebe Cäcilie verstorben. Ich bin ihre jüngste
Schwester, deine Großtante Esther. Willst du mich nicht herein lassen?"
Helen trat einen Schritt zurück und die kleine Dame trippelte an ihr vorbei in die Wohnung.
Neugierig sah sie sich um.
"Schön hast du es hier."
"Danke! Du hast mir einen ganz schönen Schreck eingejagt, Tante Esther. Du siehst ja aus wie Omas Zwilling."
Helen
konnte es noch immer nicht fassen, gerade hatte sie noch ein inneres
Zwiegespräch mit Oma geführt und dann steht da Tante Esther vor der Tür,
die sie vorher noch nie gesehen hatte.
"Ja,
das ist schon seltsam, wir waren acht Geschwister und Cäcilie, die
Älteste und ich, die Jüngste und nur wir beiden sahen uns so ähnlich.
Hast du übrigens einen Kaffee für mich, du bist die erste meiner Verwandten, die ich besuche.
Gestern bin ich aus Hamburg gekommen, nachdem ich das Schiff aus Argentinien verlassen habe.
Nachdem
mein Mann gestorben ist, hatte ich auf einmal so Heimweh nach
Deutschland. Schade, dass ich meine liebe Schwester nicht mehr antreffe,
aber sie hat mir immer so lieb von dir erzählt, da wollte ich dich
kennenlernen."
Helen
bot ihrer Großtante einen Platz im Wohnzimmer an.
"Setz dich doch, ich
koche uns schnell einen Kaffee und ... du hast Glück, ich habe heute
Morgen einen Kuchen gebacken, nach Omas Rezept!"
Tante Esther lächelte. Das gefiel ihr, sehr sogar!
Zufrieden
machte sie es sich auf dem Sofa bequem und als der Kaffeeduft ihre Nase
umschmeichelte, wurde ihr so richtige wohlig zumute.
Das
Schicksal hatte ihr Kinder versagt, obwohl sie eine besonders
glückliche Ehe führten und manchmal hatte sie ihre Schwester beneidet,
wenn sie so begeistert von ihrer Familie und besonders ihrer geliebten
Enkelin in ihren Briefen berichtete.
Und
als sie von dem Tod der Schwester erfuhr, da stand ihr Entschluss fest.
Da ihr Mann kürzlich verstorben war, hielt sie nichts mehr in
Argentinien. Sie wollte diese von Cäcilie über alles geliebte Enkelin kennen lernen.
Helen kam aus der Küche mit einem Tablett und deckte flink den Tisch.
Dann setzte sie sich der Tante gegenüber und sah sie mit leuchenden Augen an.
"Ich
kann es noch gar nicht fassen!", sagte Helen.
"Gerade eben habe ich mir
die alten Fotos von Oma angesehen. Weißt du, ich vermisse sie so sehr.
Aber wenn du deinen Mann verloren hast, dann weißt du ja, wovon ich
rede"
"Und
ob ich das weiß, Kind. Aber jetzt gerade bin ich sehr froh. Gut, dass
ich mich auf den Weg gemacht habe zu dir." Beherzt biss sie in das
Kuchenstück. "Das ist Sandkuchen nach dem Rezept von Cäcilie. Ich kann
mich noch so gut an den Geschmack erinnern, obwohl ich ihn ewig nicht
gegessen habe."
Helene lächelte verträumt.
"Es ist, als wäre Oma jetzt bei uns."
"Ja,
das fühle ich auch gerade. Cäcilie hat dich sehr geliebt, Helen. Und
ich weiß, warum das so war. Du bist eine bezaubernde junge Frau!"
Helen errötete. Das erste Mal seit dem Tod ihrer Oma verspürte sie wieder Freude.
"Tante Esther, möchtest du eine Weile bei mir wohnen? Ich habe genug Platz und wir könnten zusammen die Verwandten besuchen!"
"Oh
wundervoll!" die alte Dame klatschte in die Hände. "Das ist viel
schöner als im Hotel, ich komme gerne zu dir. Weißt du was, ich lade
dich zum Essen in mein Hotel ein, dann können wir gleich meine Koffer
mitnehmen."
"Wieviele Koffer hast du denn?"
Die Tante winkte ab.
"Keine Bange, nur vier, die Schrankkoffer habe ich in Hamburg gelagert."
Sie lachte vergnügt, als sie Helenes entsetztes Gesicht sah.
"Ich will mich hier in der Nähe nach einem Haus umsehen, dann erst lasse ich meine Sachen nachkommen."
Helen
stimmte in ihr Lachen ein. Was waren schon vier Koffer? Die würde sie
mit Leichtigkeit unterbringen und vielleicht fand sich ja auch schnell
ein schönes Haus, in das ihre Tante einziehen konnte. Sie würde ihr bei
der Suche helfen.
Helene
stellte sich das herrlich vor. In ihrer Fantasie sah sie das Häuschen
schon vor sich. Ein großer Garten sollte es umgeben, wo man auf einer
Bank unter einem Baum sitzen konnte. Und viele Blumen sollten ihren Duft
verströmen.
Sie teilte der Tante ihre Vorstellungen mit und diese lächelte geheimnisvoll.
"Du hast keine Ahnung, liebe Helen, oder?", fragte die Tante und ihr Lächeln wurde noch eine Spur breiter.
"Nein, was meinst du denn?" Helen schaute ihre Tante erstaunt an.
"Nun, ich habe das Haus meiner Schwester geerbt, unter der Voraussetzung, dass ich es mit dir teile!"
Helen
ließ sich fassungslos zurück fallen. Niemand in der Verwandtschaft
wusste, was mit dem Haus geschehen sollte und viele spekulierten
darauf.
Und
nun durfte sie mit ihrer bereits lieb gewordenen neuen Tante dort
einziehen.Sie fiel dieser um den Hals und lachte und weinte vor Freude.
(c) Lore Platz (2017)