Mit dieser Erinnerungsgeschichte wünsche ich euch einen schönen Dienstag
Meine
Kusine Christa eine eifrige Leserin meines Blogs gestand mir vor
kurzem, dass sie am liebsten die Erinnerungsgeschichten liest.
Nun
habe ich wieder ein bisschen in meinen Erinnerungen gekramt und
folgende Geschichte gefunden.
Buttercreme
und Schweinemast
Eine
kleine Erzählung aus der Zeit, als ich noch nicht auf der Welt war.
Meine
Schwester Karin wurde im Mai 1945 geboren.
Als
mein Vater aus der amerikanischen Gefangenschaft entlassen wurde,
ging er zur Polizei und wurde in einen kleinen bayrischen Ort
versetzt.
Meine
Eltern wohnten mit meiner Schwester in einer kleinen Mietwohnung, die
zu einem Bauernhof gehörte.
Nach
dem Krieg gab es noch Lebensmittelmarken und meine Mutter konnte aus
den Zutaten wunderbare Gerichte zaubern, unter anderem eine
sättigende Buttercremetorte, die später bei ihren Enkeln noch
berühmt war, natürlich inzwischen etwas verfeinert.
Eines
Tages schlurfte die alte Magd des Bauern die Treppe herauf und betrat
nach kurzem Anklopfen die Wohnung meiner Eltern.
Als
sie in die Küche kam und die herrliche Torte stehen sah, entfuhr es
ihr erstaunt:
„Aber
ihr müsst ja gar nicht hungern!“
Meine
Eltern sahen sie erstaunt an, denn wenn die Portionen auch nicht
üppig waren, so wurden sie doch satt.
Die
Magd klärte sie auf.
Meine
Schwester Karin stand unten im Schweinestall und stopfte sich mit
beiden Händen die gestampften Kartoffeln, die für die Schweine
bestimmt waren, in den Mund.
Die
Bäuerin, die glaubte meine Eltern müssten hungern, schickte die
Magd, um nachzusehen.
Wir
haben immer herzlich gelacht, wenn meine Mutter diese Geschichte zum
Besten gab.
Die
Buttercremetorte hat auch meine beiden Neffen Markus und Benjamin
fasziniert.
Wir
feierten den zweiten Geburtstag von Markus und nachdem der
Kaffeetisch abgedeckt worden war, blieben wir noch am Tisch sitzen
und quatschten fröhlich.
Mutti
hatte die Buttercremetorte im Gang auf die Bügelmaschine gestellt.
Markus
aber machte sich klammheimlich davon.
Als
wir den Jungen endlich vermissten und zu suchen begannen, fanden wir
ihn im Flur auf dem Boden sitzend und mit beiden Händen die Reste
der Torte in den Mund schiebend.
Von
einem Ohr zum andern mit Schokoladencreme verschmiert strahlte er uns
entgegen.
Jahre
später hatte sein Bruder Benjamin, der ja der größte Fan von Omas
Torte war, gerade wegen dieser Torte einige bittere, angstvolle
Stunden.
Wir
trafen uns alle bei meinen Eltern, um wieder mal etwas zu feiern.
Benjamin
und meine Tochter Claudia spielten unten im Garten.
Doch
Benjamin fand keine Ruhe. Alle fünf Minuten stapfte er die Stufen
herauf, betrat die Speisekammer, öffnet den Kühlschrank und
kontrollierte, ob wir die Buttercremetorte noch nicht angeschnitten
hatten.
©
Lore Platz 30.14.2019
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
WIR FREUEN UNS SEHR ÜBER JEDEN KOMMENTAR! MIT DER NUTZUNG DIESES FORMULARS ERKLÄRST DU DICH MIT DER SPEICHERUNG UND VERARBEITUNG DEINER DATEN DURCH DIESE WEBSITE EINVERSTANDEN.