Die Reizwörter heute sind:
Zitteraal
– Klagelied – ungerecht – zufrieden – vergiften
Wenn
ich mir diese Wörter so anschaue, oje daraus ein Märchen
basteln,‘ne geht nicht, die Wörter sind ja viel zu traurig.
Was
soll ich also machen?
Eine
Freundin schlug mir ja vor, ich sollte den Fisch von einem
Wichtelteller hüpfen lassen.
Aber
selbst bei meiner oft überschäumenden Fantasie kann ich mir das
nicht vorstellen.
Aber
mir ist nun doch etwas eingefallen.
Ein
besonderer Fisch
Die
Sonne hat heute wieder große Freude als sie ihren Blick über die
große Wiese mit den blühenden Wildblumen schweifen lässt. Bienen
fliegen summend von Blüte zu Blüte und sammeln eifrig den Nektar.
Eine dicke Hummel lässt sich schwerfällig auf einer Blume nieder, die
erschrocken hin und schwankt.
Am
Bach hält
ein junger Mann eine Angel ins Wasser, neben ihm steht ein kleiner
Junge, dessen Angel sich plötzlich bewegt.
„Papa,
Papa, hilf mir, ich habe einen ganz schweren Fisch.“
Schnell springt sein Vater zu ihm hinüber, stellt sich hinter seinen Sohn und beide ziehen an der Leine.
Das
Tier kämpft, dass das Wasser Wellen schlägt.
„Man
könnte meinen, es wäre ein
Zitteraal
so wirbelt er das Wasser auf.“ brummt er Vater.
Endlich
liegt der Fisch auf dem Gras und schnappt heftig nach Luft.
Der
Mann befreit ihn
vom Hacken, das kämpferische Tier bäumt
sich empört auf, als wollte es davon springen.
Der
kleine Junge betrachtet seinen Fang eine Weile und fragt seinen
Vater.
„ Wollen
wir ihn nicht wieder ins Wasser werfen, er hat doch so tapfer
gekämpft und konnte gegen uns Zwei gar nicht gewinnen. Das ist doch
ungerecht.“
Der
Mann streicht seinem Sohn liebevoll über den Kopf, hebt den Fisch
hoch und wirft ihn zurück ins Wasser.
Die
beiden sehen ihm nach, wie er schnell und fröhlich in die Freiheit
schwimmt.
Zufrieden
atmet Tom auf.
Andreas
runzelt die Stirn.
„Aber
deine Mutter wollte doch einen Fisch zum Mittagessen.“
Der
Junge kichert.
„ Aber
Papa, ich habe doch gesehen wie sie aus dem Gefrierschrank ein Stück
Fleisch geholte hat.
Mama
glaubt gar nicht daran, dass wir einen Fisch fangen.“
„So,
so sie traut uns
ja gar nichts zu.“
„Das
denke ich nicht, sie wollte nur, dass du deine Ruhe hast, weil du
doch so schwer arbeiten musst. Und meine kleine Schwester schreit
immer so laut, ich weiß gar nicht warum.
Es
ist doch nicht schlimm, dass sie keine Haare hat und auch keine Zähne
und dass sie immer stinkt, weil sie nicht aufs Klo gehen kann. Wir
haben sie doch trotzdem lieb.“
Andreas
presst den Mund zusammen, um nicht laut zu lachen.
„Fleur
ist ja noch ein Baby und Babys können sich nur durch schreien
bemerkbar machen, wenn sie müde sind, Hunger haben oder die Hose
voll. Du hast auch viel geweint, als du ein Baby warst.
So
da deine Mutter möchte, dass wir uns
ausruhen,
wollen wir das auch tun.“
Er
legt sich ins Gras, die Arme hinter dem Kopf und Tom legt sich neben
ihn.
Sie
beobachten die Wolken.
Eine
Amsel singt ihr schönes Liede
und von irgendwo ist
das rhythmische Klopfen eines Spechts zu hören.
„Papa
, was ist ein Zitteraal, ist das so ein geräucherter, den man essen
kann, wie Onkel Ludwig ihn neulich mitgebracht hat?“
Andreas
lacht:
„Nein,
man nennt ihn so, weil er so
ähnlich
aussieht wie ein Aal und er
zittert,
weil er Strom erzeugen kann.
Den
Strom
brauchen sie,
um im dunklen Wasser besser sehen zu können
und
Beutefische zu jagen oder sich gegen Feinde zu wehren.“
„Hat
er denn im Wasser eine Steckdose und steckt seine Nase rein?“
„Nein
mein Sohn, der Strom wird in seinem Körper produziert, aber wie das
geht erkläre ich dir wenn du etwas älter bist. Aber
nun komm gehen wir nach Hause.“
So
nun brauche ich kein Klagelied
anzustimmen,
weil mir nichts eingefallen ist und vergiften
will
ich sowieso keinen, nicht mal im Märchen.
©
Lore Platz 20.10.2019
Mal
sehen wie
den
Fisch servieren.
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