Freitag, 18. Oktober 2024

Hexe Liliput und die Drachenjäger Teil 1

 

(c) Irmi Brüggemann

Hexe Liliput und die Drachenjäger



Liliput saß auf der kleinen Bank vor ihrem Häuschen,den Kopf in die 
 
Hände gestützt, die Stirn sorgenvoll gerunzelt.

Tinchen an einem Grashalm knabbernd, warf ihr einen mitleidige 
 
Blick zu.

Liliput stieß einen langen von Herzen kommend Seufzer aus.

Warum sagst du nicht, ich habs dir ja gesagt,“ fragte sie bitter.

Die Schildkröte krabbelte auf sie zu und die kleine Hexe hob sie hoch 
 
und setzte sie neben sich auf die Bank.

Was hätte das jetzt für einen Sinn.“

Liliput seufzte wieder, „er ist doch nicht böse, nur tolpatschig.“

Ja aber für die Bauern, deren Kühe er geraubt und deren Scheunen er 
 
in Brand gesetzt hat, ist er böse.“

Sie werden die Drachenjäger holen und diese werden ihn jagen.“

Liliput sprang auf.

Ich muss ihn finden bevor sie ihn töten.“

Das wird gefährlich, wenn sie dich mit dem Drachen in Verbindung 
 
bringen, dann werden sie auch dich jagen.“

Ich weiß Tinchen, aber Tolpatsch ist mein Freund und außerdem bin 
 
ich für ihn verantwortlich. Ich muss ihn finden bevor er einen 
 
Menschen verletzt, denn dann kann auch ich ihm nicht mehr helfen.“






Vorsichtig umkreiste Liliput das Dorf, dann ließ sie sich auf der Spitze 
 
der großen Kastanie nieder, die mitten im Hof MariannesVerwandten 
 
steht.

Niemand hielt sich unten auf, nur ein paar Hühner liefen herum. Eine 
 
Katze kam aus dem Stall, dehnte sich, machte dann einen Buckel und 
 
lief mitten durch die Hühnerschar, die empört auseinander liefen.

Ein junges Mädchen kam aus dem Haus und leerte die beiden Eimer 
 
mit Abfällen in den Schweinetrog und schmatzend machten sich die 
 
Tiere darüber her.

Marianne erschrak, als Liliput neben ihr auf ihrem Besen balancierte.
 
Bist du allein?“

Ja sie sind in der Stadt.“

Ich brauche deine Hilfe.“

Dann komm mit ins Haus.“

Kaum hatten sie das Haus betreten, fing Liliput bitterlich zu weinen 
 
an.
Tröstend nahm ihre Freundin sie in die Arme und führte sie zu dem 
 
Sofa.

Liliput erzählte Marianne nun von Tolpatsch.

Ich verstehe dich ja, aber dein Drache hat schon viel Unheil 
 
angerichtet. Die einzige Kuh von Lukas Eltern hat er verschlungen 
 
und dabei sind die doch so arm und können sich keine neue kaufen. 
 
Und die Ziege der alten Grete hat er auch geraubt.

Und dem reichen Mooshofbauern hat er mitten aus 

der Herde eine Kuh gestohlen.
 
 Deshalb haben sich gerade beim Mooshofbauern alle versammelt, sie 
 
wollen die Drachenjäger kommen lassen.“
 
 Oweh, Oweh. Oweh“!

Liliput sprang auf, „ ich muss Tolpatsch finden, bevor es die 
 
Drachenjäger tun.“

Sie umarmte ihre Freundin, öffnete die Tür, sah vorsichtig hinaus und 
 
setzte sich auf ihren Besen.
 
 Wenn ich etwas erfahre, lege ich eine Nachricht in 

unser Versteck.“

Die Hexe winkte ihr zu, fuhr mit der Hand über den 

Besen und war unsichtbar.
 
 
 

 
 
Sie flog zu dem Anwesen von Lukas Eltern. Marianne und Lukas 
 
liebten sich hatten aber kein Geld, um jetzt schon zu heiraten.

Als sie auf dem Hof landete, liefen die Hühner laut 

gackernd auseinander.

Ein alter Mann kam aus dem Haus und setzte sich auf die Bank neben 
 
seine Frau.

Liebevoll legte er den Arm um ihre Schultern.Annamierl sei net 
 
traurig. Wir haben doch soviel schon gemeinsam geschafft. Wir 
 
werden auch mit diesem Verlust fertig werden. Der Herrgott lässt uns 

nicht im Stich.“

Die alte Frau legte müde ihren Kopf an seine Schulter.

Liliput aber schlich leise in den Stall, der leer und verlassen war.

Sie murmelt leise vor sich hin und auf einmal stand eine große 
 
kräftige Kuh mit dick gefüllten Eutern in der Box und muhte laut.

Die Tür des Stalls flog auf und die Eltern von Lukas
 
starrten auf das Tier.

Annamierl, das is ja unsere Lies, die hat gar net der Drache gholt, de 
 
hoat sie blos verlaafa. Schau woas. für dicke Euter sie hoat, die muss 
 
unbedingt gemolken wern.“ jubelt der Bauer.

Ja Josef,“ schluchzte die Frau und holte Melkschemmel und Eimer.

Die kleine Hexe aber verließ leise und glücklich lächelnd den Stall.

Sie flog weiter zur alten Grete, deren armseliges kleines Anwesen am 
 
Rande des Dorfes liegt.

Den von Tolpatsch verbrannten Zaun konnte sie nicht reparieren, das 
 
würde zu viele Fragen aufwerfen.

Aber mit spitzbübischem Lächeln nahm sie doch 
 
einigeVerbesserungen am Haus vor, die nicht gleich ins Augen fielen.

Dann ließ sie eine weiße Ziege mit lautem Gemecker auf das Haus zu 
 
laufen und freute sich als Grete die Haustür öffnete und fassungslos 
 
die Hände über dem Kopf zusammenschlug.

Als sie über den Moorhof flog hörte sie laute Stimmen und wieder 
 
erklang das Wort Drachentöter.

Mit großer Sorge flog Liliput zurück in den Hexenwald.

Jeden Tag flog Liliput durch die Gegend auf der Suche nach 
 
Tollpatsch. Über das Dorf zu fliegen wagte sie sich nicht mehr.

In einem Brief, den Marianne in ihrem Versteck hinterlegt hatte,stand, 
 
dass die Drachentöter angekommen waren und dass die Wut der 
 
Dörfler sich auch gegen die Hexen gewandt hätte.

Sie gaben ihnen die Schuld.

Die kleine Hexe bekam ein schlechtes Gewissen.

Eigentlich war es ja ihre Schuld, dass es den Drachen gab und nun 
 
mussten alle darunter leiden.

Jeden Tag flog Liliput zum Versteck und wirklich fand 

sie eines Tages einen Brief , in dem Marianne ihr 

mitteilte, dass der Drache in der Nähe der Felsen gesehen worden war 
 
und die Drachentöter auf dem Weg dorthin waren.

Liliput machte sich sofort auf den Weg und dann entdeckte sie 
 
Tolpatsch, der müde auf die Felsen zusteuerte.
 
 Doch auch die Drachentöter hatten ihn entdeckt.

Los Bruno du bist der beste Schütze, hol ihn 

herunter !“

 Dieser hob seine Armbrust, der Pfeil schnellte auf den Drachen zu, 
 
dieser zuckte zusammen und eine riesige Flamme schoss aus seinem 
 
Mund.

Getroffen!“ jubelten die Jäger, „ los ihm nach!“

Doch plötzlich tauchte eine große Nebelwand vor 

ihnen auf.
 
 
 
"He, wo kommt der Nebel plötzlich her! Wir werden nicht sehen wo 
 
er herunter fällt. Die Prämie wird uns verloren gehen!“ so brüllten sie 
 
durcheinander und versuchten die Nebelwand zu durchbrechen.

Liliput aber hatte inzwischen ihren Freund erreicht.

Aus einer tiefen Wunde tropfte Blut.

Schaffst du es bis zu den Felsen?“
 

 
 Tolpatsch nickte und mit letzter Kraft sank er auf 

den felsigen Boden.

Hier könnt ihr nicht bleiben. Die Drachenjäger haben den Nebel 
 
verlassen und sind auf dem Weg hierher.“

Ein kleiner Junge trat aus dem Gebüsch. Er sah seltsam aus, hatte 
 
große Segelohren, ein schiefes Gesicht und wirre rote Haare.


Fortsetzung folgt
 

 

2 Kommentare:

  1. Ohje, das wird doch gut gehen, und wo kommt dieser Wuschelkpf nun her....natürlich... immer wenns spannend wird ist Pause. Fällt schwer ,auf morgen zu warten!
    Liebe Grüße zu Dir liebe Lore.

    AntwortenLöschen
  2. Na das wird ja wieder spannend 😊 liebe Grüße von Karin

    AntwortenLöschen

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