Dienstag, 24. Dezember 2024

Türchen 24 Herr Oskar und der Engel

 

 Bevor ich die letzte Adventsgeschichte einstelle möchte ich meiner treusten Leserin zum Geburtstag gratulieren. 

Liebe Monika ich gratuliere dir zu deinem Geburtstag, danke dir für die vielen Bilder, die du für meine Geschichten gemalt hast.

 Es ist nicht schön, wenn man gerade am Heiligen Abend Geburtstag hat, denn da wird man nicht nur um die Feier sondern auch um die Geschenke betrogen. Ich habe vor Jahren für dich eine Geschichte  geschrieben und sie heute in Weihnachtszauber gesetzt.

Liebe Monika ich weiß, dass dieses Weihnachten sehr sehr schwer ist, denn du hast deinen geliebten Sohn verloren und ich hoffe es gibt Menschen, die dir in diesen dunklen Stunden zur Seite stehen.

 

 

 


 

Türchen 24



Herr Oskar und der Engel


Der Pfarrer der Kirche in dem kleinen Ort St. Veit war ein freundlicher junger Mann, der Mitleid mit der armen Kirchenmaus hatte und ihr jeden Tag ein kleines Stück Käse, oder manchmal Brot vor ihr Mausloch legte.

Und zur Weihnachtszeit sogar ein Plätzchen.

Die alte Pfarrköchin, die schon seinem Vorgänger gedient hatte, schimpfte wie ein Rohrspatz, als sie es eines Tages mitbekam.

Wie können sie nur dieses Ungeziefer auch noch füttern. Mäuse vermehren sich wie die Heuschrecken und bald werden sie über unsere Speisekammer herfallen!“

Nun übertreibe nicht Rosa, soviel ich gesehen habe, handelt es sich um einen alten Junggesellen.“

Ha! Und sie denken weil er in einer Kirche wohnt, lebt er im Zölibat!“

Pfarrer Gietl lachte, doch dann wurde er wieder ernst.

Rosa auch eine Maus ist Gottes Geschöpf. Denk an den Hl. Franziskus, der alle Tiere liebte. Und nun bringe mir bitte eine Tasse Kaffee in mein Studierzimmer.“

Rosa brummte vor sich hin und hantierte ziemlich laut mit ihren Kochtöpfen.

Der Pfarrer verließ schnell die Küche.

Im Grunde ihres Herzens war seine Köchin eine gute Seele, die es nur hinter ihrer poltrigen Art verbarg.

Das bestätigte sich wenige Tage später.

Als Pfarrer Gietl gerade die Kirche betreten wollte, sah er Rosa, wie sie ein Stückchen Apfel vor das Mauseloch legte.

Still zog er sich zurück.

 


 

So war Heinrich alles andere als eine arme Kirchenmaus und konnte seinen Vetter Max und dessen Familie öfter einladen und sie aus seiner gut gefüllten Speisekammer bewirten.

Herr Oskar genoss diese Zeit, wenn seine Untermieter bei ihrem Vetter weilten.

Manchmal ging es doch recht turbulent zu, wenn die Kinder durch den Wagen tollten.

Oskar liebte seine Familie, aber er war nicht mehr der Jüngste. So ein bisschen Ruhe ab und zu tat ihm doch gut.

So döste Oskar vor sich, als eine wütende Stimme schimpfte: „Verflixt, wo bin ich denn hier hingeraten!“

Herr Oskar ließ seine Scheinwerfer aufflammen und sah einen seltsam gekleideten Jungen mit blonden Ringellocken, der sich mit finsterem Gesicht umsah.

Geblendet durch das helle Licht der Scheinwerfer, schützte er seine Augen mit der Hand und stapfte auf das Auto zu.

Er klopfte an die Scheibe und Herr Oskar öffnete das Fenster. Der Junge schaute erstaunt in das Innere,

Der Wagen ist ja leer, wer hat dann das Fenster geöffnet?“

Na ich,“ lachte Oskar vergnügt, „aber komm doch herein mein Junge, hier ist es wärmer und gemütlicher.“

Dieser kletterte durch das Fenster und ließ sich auf den Sitz fallen.

Die Scheiben glitten nach oben und sperrten die Kälte aus.

Darf ich mich vorstellen, ich bin Herr Oskar, das kleine rote Auto.“

Toll, ich wollte schon immer einmal in so einem Ding sitzen,“ murmelte der unbekannte Insasse und betrachtete aufmerksam das Armaturenbrett und den Schalthebel.

Hast du eine Automatik eingebaut?“

Oskar lachte, „ nein, die Elfenkönigin hat mich mit einem Zauber belegt, zum Dank, dass ich ihre Tochter gerettet habe. Aber du scheinst noch nie in einem Auto gesessen zu haben. Gibt es, da wo du herkommst keine Autos?“

Entschuldige, ich habe ich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin der Engel Franziskus und gerade frisch aus dem Himmel gepurzelt.“

Wie dass denn?“

Franziskus runzelte die Stirn.

Das weiß ich auch nicht. Eben war ich noch oben und dann stehe ich plötzlich hier mitten in der Einöde.“

Das ist wirklich seltsam, aber nun lass uns schlafen, Morgen sehen wir weiter.“

Wie freuten sich die Tiere, als sie am nächsten Morgen den Engel kennen lernten und aufgeregt erzählten sie ihm , dass letztes Jahr am HL. Abend das Christkind bei ihnen im Wald war.

Und natürlich wollten sie wissen, ob es auch dieses Jahr wieder kommen würde und er deshalb hier wäre.

Franziskus, dem schon der Kopf schwirrte, weil alle durcheinander redeten, wollte gerade antworten, als ein Rauschen in der Luft zu hören war.

 

(c) Irmi Brüggemann

Mit einem lautem Knall landete Frau Eule auf Herrn Oskars Dach.

Oho!“ rief dieser empört, „zerkratz mir nicht das Dach mit deinen riesigen Krallen!“

Ach halt die Klappe, Oskar, du bist ein Schrottauto, da macht ein Kratzer mehr oder weniger nichts aus.

Außerdem bist wohl du wieder an dem Höllenlärm hier schuld.“

Sie ließ ihren zornigen Blick über die Tiere gleiten, die plötzlich ganz still waren.

Sagt einmal, könnt ihr keine Rücksicht auf eine alte Frau nehmen, die die ganze Nacht auf war und etwas schlafen möchte?“

Ihr Blick fällt auf den Engel.

Aha, Besuch, du bist wohl für den Spektakel hier verantwortlich.“

Franziskus nickte schüchtern.

Frau Eule‘s Blick wurde milder.

Du siehst aus wie die kleinen Jungen, die letztes Jahr das Christkind begleitet haben. Will es uns auch dieses Jahr besuchen und bist du deshalb hier?“

Franziskus zuckte die Schultern.

Ich weiß nicht, gestern Abend war ich im Himmel und auf einmal stand ich hier mitten im Wald.“

Alles im Leben hat einen Sinn. Hm, vielleicht hat Gott einen Auftrag für dich?“

Aber er hat mir nichts gesagt."

Vielleicht sollst du es selber heraus finden. Wie heißt du denn?“

Franziskus!“

In den Augen der Eule blitzte es auf. Sie breitete ihr Flügel aus, warf einen strengen Blick in die Runde und brummte.

Ich muss jetzt schlafen. Ich hoffe ihr nehmt Rücksicht auf mich.“

Sie rauschte davon.

Oskar wurde sehr nachdenklich. Irgendwie hatte er das Gefühl, als wüsste seine Freundin, die Eule mehr, als sie sagen wollte.

Franziskus streifte mit den Tieren durch den Wald, lernte auch die anderen Waldbewohner kennen, darunter auch die Wichtel. Nur Elfen traf er keine, denn die schliefen tief unter der Erde.

Als er abends wieder ins Auto kletterte, erzählte er aufgeregt von seinen Erlebnissen. Doch plötzlich wurde er still und traurig.

Wenn ich nur wüsste warum ich auf die Erde gekommen bin.“ flüsterte er.

Du wirst es erfahren, Gott hat dich nicht auf die Erde geschickt ohne dafür zu sorgen, dass du Hilfe bekommst. Hab Vertrauen.“ tröstete Oskar.

Der Engel rollte sich auf dem Sitz zusammen und bald ist nur noch sein gleichmäßiges Atmen zu hören.

Am späten Vormittag des nächsten Tages kam Kathrin mit ihrer Familie wieder zurück. Wie staunten sie, als sie den Engel auf dem Beifahrersitz sahen.

Sie schlüpften in das Auto, kletterten auf die Rücklehne und wollten wissen, wie es im Himmel aussah, ob das Christkind auch dieses Jahr wieder zu ihnen kommt.

Herr Oskar hörte schmunzelnd dem Durcheinander zu. Obwohl er die Ruhe genossen hatte, so merkte er doch wie sehr er seine Familie vermisst hatte.

Es klopfte am Fenster und Herr Oskar ließ die Scheibe herunter gleiten.

Frau Eule`s rundes Gesicht wurde sichtbar und quietschend verschwanden die Mäuse im Riss der Rückbank.

Feiglinge,“ brummte die Eule.

Rück rüber Kleiner, ich denke ich weiß warum du hier bist.“

Die Eule machte es sich auf dem Beifahrersitz bequem.

Kommt heraus, ihr kleinen Feiglinge, ihr wollt sicher auch wissen, was ich zu berichten habe. Außerdem habe ich Herrn Oskar versprochen euch nichts zu tun. Und ich pflege meine Versprechen zu halten".

Langsam kletterten die Mäuse aus ihrem Versteck, setzten sich aber vorsichtshalber weit entfernt von der Eule.

Diese kicherte, wurde aber sofort wieder ernst.

Als du mir gestern deinen Namen nanntest, da kam mir die Idee, das könnte vielleicht ein Hinweis sein.“

Ein Hinweis, worauf?“ Etwas ratlos sah der Engel den Vogel an.

Im Dorf lebt ein junger Pfarrer, der den Hl. Franziskus sehr verehrt. Dieser junge Mann ist der Sohn eines reichen Fabrikanten und sollte sein Nachfolger werden.

Doch je älter der Junge wurde, fühlte er, dass er lieber Gott und den Menschen dienen wollte, als die Fabrik zu übernehmen.

Nach einem heftigen Streit warf sein Vater ihn aus dem Haus.

Vor zwei Jahren verarmte der alte Mann, sein Sohn weiß nicht, dass sein Vater jetzt ein kümmerliches ärmliches Leben führt. Vielleicht ist es deine Aufgabe die beiden zusammen zu führen.“

Woher weißt da das alles?“ will Herr Oskar wissen.

Ich komme viel herum.“

Gib doch zu, dass du neugierig bist und die Menschen belauscht.“ rief Klein Oskar, der frechste der Mäusekinder.

Die Eule drehte sich so schnell um, dass alle fünf Mäuse sich erschrocken duckten.

Hör mal zu du Großmaul, ich habe deinem Patenonkel versprochen, euch nicht zu fressen, aber ich habe nicht versprochen, dich so lange zu beuteln, bis dir hören und sehen vergeht.

Herr Oskar, öffnen sie bitte das Fenster. Ich möchte weiter schlafen.“

Die Eule schlüpfte hinaus.

Aber was soll ich denn tun?“ rief der Engel ihr nach.

Das musst du schon selber wissen, ich habe dir gesagt was deine Aufgabe ist.“

Mutlos ließ Franziskus sich auf den Sitz zurück fallen.

Nun, nun" tröstete Herr Oskar, das wird sich alles finden. Als erstes solltest du versuchen, Pfarrer Gietl kennen zu lernen.“

Da kann ich helfen,“ rief Max und kletterte nach vorne. „ Mein Vetter Heinrich wohnt doch in der Kirche, ich kann dich zu ihm bringen.“

Können wir gleich zu ihm.“

Max betrachtet zweifelnd die kleinen Flügel des Engels

Kannst mit den Dingern denn fliegen?

Franziskus wird rot. „Nur ganz kurze Strecken, denn sie sind noch klein, aber sie wachsen jedes Jahr ein bisschen.“

Dann werden wir gehen.“

 



Kurze Zeit später wanderten eine Maus und ein kleiner Engel durch den Wald.

An der Kirche angekommen bat Max den Engel zu warten, denn er wollte erst nachsehen, ob Menschen in der Kirche waren.

Flink schlüpfte die Maus durch die Tür, die einen Spalt geöffnet war und raste kreuz und quer durch die Kirche.

Heinrich betrachtete kopfschüttelnd seinen jungen Verwandten.

Was rast du denn wie ein Verrückter durch die Kirche?“

Ich wollte nur nachsehen, ob Menschen da sind.“

  Heinrich lachte und sein grauer Schnurrbart hüpfte auf und ab,“ da hättest du doch mich fragen können, hast du nicht an meinen Hinterausgang gedacht.“

Das habe ich in der ganzen Aufregung ganz vergessen,“ kicherte Max.

Dann erzählte er seinem Vetter von dem Engel, der auf die Erde geschickt worden ist, um Pfarrer Gietl zu helfen.

  Heinrich begann zu strahlen.

Das wird mein schönstes Weihnachtsfest!

Jede Nacht wenn alle schlafen, kommt der Pfarrer in die Kirche und betet und dabei laufen ihm die Tränen übers Gesicht. Wie gerne würde ich ihm helfen, aber nun hol den Engel herein.“

Staunend sah dieser sich in der kleinen aber hübschen Kirche um. Vor dem Altar war die Krippenspiele nachgestellt. Darüber hing ein großer Adventskranz und bei drei der Kerzen war der Docht schwarz und Morgen würde die vierte Kerze angezündet.

Gefällt dir unsere Kirche. Max hat mir erzählt warum du hier bist, komm setzen wir uns auf eine Bank und reden darüber.“

  Heinrich erzählte nun, dass Pfarrer Gietl jede Nacht weinend in der Kirche betet. Und Franziskus erzählt ihm, was die Eule über seinen Vater berichtet hat.

Nun steckten sie die Köpfe zusammen und beraten.

Erschrocken fuhren sie auseinander, als sie Stimmen hören.

Das sind die beiden Frauen, die die Kirche putzen und die Blumen richten,“ flüsterte Konrad.

Die Mäuse verschwanden in Heinrichs Wohnung. Der Engel aber lief zur Krippe, kniete sich nieder und faltete die Hände.

Ein schlaues Kerlchen,“ grinste Max.

 



In der Nacht kam der Pfarrer durch die Sakristei in die Kirche, betete und dabei liefen ihm die Tränen über das Gesicht.

Franziskus schlich leise durch die Kirche und setzte sich still neben den Betenden.

Als dieser sich schwerfällig erhob, sah er den kleinen Kerl neben sich.

Was machst denn du so spät noch hier, solltest du nicht Zuhause im Bett liegen. Deine Eltern werden sich Sorgen machen.“

Franziskus kicherte. „Ich bin ein Engel und wurde von Gott gesandt, um dir zu helfen.“

Pfarrer Gietl fuhr sich über die Augen und betrachtete sich den kleinen Gesellen genauer, das weiße Kleidchen und tatsächlich die kleinen Flügel, die hinten am Rücken hervor spitzten.

Träumte er? Heinrich und Max liefen auf der Bank auf sie zu und machten Männchen.

Der junge Mann schlug beide Hände vors Gesicht und murmelte.

Nun macht sich der Schlafmangel bemerkbar. Ich habe Halluzinationen.“

Die Mäuse schlichen sich davon, doch der Engel blieb sitzen.

Du bist ja immer noch da,“ rief der Pfarrer, als er die Hände vom Gesicht nahm.

Franziskus grinste.

Sicher, du glaubst doch an Gott und du glaubst auch an Engel. Warum glaubst du nicht, dass Gott deine Gebete erhört und mich gesandt hat, um dir und deinem Vater zu helfen?“

Ich glaube. Ich brauche erst mal Schlaf. Komm mit, du kannst im Pfarrhaus übernachten, aber lass dich nicht von meiner Haushälterin erwischen.“

 


 

Es klopfte an der Tür des Zimmers, in dem der Engel übernachtet hatte und der Pfarrer trat ein.

Hier ich habe dir einige Kleider aus dem Paket für die Kleidersammlung heraus gesucht, die Größe dürfte stimmen. Nach dem Frühstück fahren wir zu meinem Vater, ich habe inzwischen seine Adresse erfahren.“

Der Engel zog die Jeans und den warmen Pullover über und folgte dem jungen Mann. Vor der Küche flüsterte dieser. Ich habe meiner Haushälterin erzählt, du hättest dich verlaufen und ich hätte dich in der Kirche gefunden.“

Rosa hatte den kleinen Jungen sofort in ihr Herz geschlossen und verwöhnte ihn direkt, was dieser sich grinsend gefallen ließ.

 



Franziskus saß angeschnallt auf der Rückbank des Autos und sah staunend wie die Landschaft an ihm vorüberflog.

Vor einem heruntergekommenen Haus hielt das Auto an und die beiden stiegen aus.

Zweifelnd schaute der Engel auf das baufällige Gebäude.

Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?“

Oliver Gietl nickte sorgenvoll und öffnete die  zerkratzte Haustür.

Der Engel folge ihm die ausgetretenen Stufen nach oben.

Der Pfarrer klingelt. Schlurfende Schritte näherten sich der Tür, die sich langsam öffnet.

Der junge Mann erschrak. Beinahe hätte er seinen Vater nicht erkannt. Die Kleider schlotterten um den einst so stattlichen Mann, die schneeweißen Haaren hingen in Strähnen in das unrasierte Gesicht.

Papa!“ Er nahm den alten Mann in die Arme und beide weinten.

Franziskus setzte sich leise auf das Sofa und am liebsten hätte er auch geweint.

Lange sprachen Vater und Sohn miteinander und alles was zwischen ihnen lag verschwand. Es zählte nur noch das Heute.

Während sein Vater duschte und sich frisch machte, packte sein Sohn einen Koffer.

Sie hatten beschlossen, dass der alte Herr nun im Pfarrhaus bei seinem Sohn leben sollte.

Schon lange hatte er bereut, dass er damals so hart zu seinem Sohn gewesen war, nur sein Stolz hatte ihn daran gehindert sich zu versöhnen. Erst als das Leben ihn in eine harte Schule genommen hatte, war er demütig geworden.

Und Gott hatte zum richtigen Zeitpunkt seinen Engel gesandt.

Als das Auto vor dem Pfarrhaus hielt bemerkt Oliver erst, dass die Rückbank leer war, nur eine kleine weiße Feder lag noch da.

Danke Franziskus,“ flüsterte er.

Rosa nahm den alten Herrn sofort unter ihre Fittiche. Sie würde ihn schon wieder aufpäppeln.

Als Max in den Wald zurück kehrte und seinen Freunden berichtete was sich im Pfarrhaus inzwischen ereignet hatte, waren allen glücklich und zufrieden.



© Lore Platz 2.12.2014

 

 

Ich wünsche Euch ein schönes Weihnachtfest und denkt daran, das schönste Geschenk ist die Liebe, denn sie ist die einzige Kraft, die das Dunkle besiegt.

Wir können die Welt nicht ändern, aber wir können sie besser machen

 

Wir sehen uns an Silvester wieder!

Eure Märchenfee 


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Donnerstag, 19. Dezember 2024

Türchen 19 Hexe Liliput erlebt Weihnachten

 

 

 


 

Türchen 19  2024


Hexe Liliput erlebt Weihnachten



Tinchen saß auf der Fensterbank und beobachtete die dicken Schneeflocken. Waldprinz, der am Tisch saß ,betrachtete schmunzelnd die Schildkröte. „mach dir keine Sorgen, sie kommt schon durch den Schneesturm. „Zu Fuß bestimmt, aber ich fürchte, sie wird den Besen nehmen.“ 

In diesem Moment geht die Tür auf und eine strahlende Liliput stürmt herein.“Puh war das ein Flug, herrlich!“ 

Tinchen und Waldprinz sehen sich an. Tinchen Kopfschüttelnd, Waldprinz grinsend. 

Liliput wirft den Besen in die Ecke und setzt sich neben Waldprinz. 

 Neugierig betrachtet sie die Zahlen in seinem Heft. 

„Was ist das?“

„Das ist eine Zahlungsart, man nennt sie Wurzel 

ziehen."

 Einen Moment sieht Liliput ihn verblüfft an, dann beginnt sie schallend zu Lachen. „Ihr Menschen seid schon komische Geschöpfe, wir gehen zum Wurzel ziehen in den Wald.“ 

Doch dann wird sie wieder ernst. „Frau Kassandra hat uns erklärt, dass in einigen Tagen die Menschen unten im Dorf Weihnachten feiern und wir uns fernhalten sollen.

 “Aha und jetzt willst du hinunter, weil es verboten ist,“ brummt Tinchen. „Nein Tinchen, du weißt, dass meine Mutter eine Hexe und mein Vater ein Mensch war und ich will beide Seiten kennen lernen. Und ich habe schon einen Plan.

Ich werde mich wie ein Menschenmädchen kleiden und als Mariannes Kusine mit ihrer Familie Weihnachten feiern und du kommst mit.“ 

Waldprinz sieht sie entsetzt an. „Niemals!“

 „Ein guter Plan.“ 

 

 


Frau Kassandra steht an der Tür. Tolpatsch läuft ihr entgegen kleine Rauchwölkchen ausstoßend. Lächelnd betrachtet die Hexe den Drachen, den sie in die Größe einer Eidechse verwandelt hatte, damit er keinen Schaden mehr anrichten konnte und krault ihn hinter den Ohren.

 „Nun Liliput, da du zur Hälfte Mensch bist solltest du auch deren Bräuche kennen lernen und endlich auch den Hass auf die Menschen vergessen. Und du Waldprinz musst dich den Dorfbewohnern stellen. sechs Jahre ist es nun her, seit Marianne und Lukas dich gerettet haben, als dein Vater dich fast zu Tode geprügelt hat, du bist jetzt vierzehn. 

Groß, selbstbewusst und sehr klug, doch erst wenn du dich der Vergangenheit stellst bist frei.“ 

Waldprinz strafft die Schultern. „Ich begleite Liliput!“ 

Doch nun war Liliput dagegen.“Nein, die Menschen da unten sind böse, es ist zu gefährlich!“

 „Frau Kassandra hat recht, ich bin kein hilfloses Kind mehr und nicht alle im Dorfe sind böse, denk nur an deine Freundin Marianne und ihre Familie. Weißt du was meine Mutter immer gesagt hat, wenn ich mich weinend zu ihr geflüchtet habe und geklagt habe, alle Menschen wären böse: Nicht alle Menschen sind böse, fünf bösen Menschen stehen fünf guten Menschen gegenüber, das ist Gottes Ausgleich.“ 

 Frau Kassandra legt beiden die Hand auf die Schulter. 

„Viele Leute im Dorf waren nicht einverstanden, wie dein Vater nach dem Tod deiner Mutter mit dir umging, doch was sollten sie gegen den reichsten Bauern des Dorfes und den ketzerischen Pfarrer tun.“

 „Lebt er noch?“ will Waldprinz wissen. „Nein, es ist jetzt ein junger netter freundlicher Pfarrer im Ort. Aber nun macht euch bereit. 

 


Sie hebt den Zauberstab und Liliput steht in einem warmen Pelzmantel, eleganten Winterstiefeln,und einer schicken Pelzmütze, da. Sie dreht sich jubelnd im Kreis und bleibt überrascht stehen, als sie ihren Bruder entdeckt. „Nun siehst du wirklich wie ein Prinz aus.“ 

Neben Liliput steht ein Koffer und als diese ihn aufhebt, schüttelt sie den Kopf, „der ist ja ganz leicht.“ 

 Frau Kassandra lacht „der ist ja auch leer.“ 

Waldprinz schaut sie verwirrt an. „Was sollen wir mit einem leeren Koffer?“ Das ist ein Zauberkoffer, da ihr einige Tage bleiben werdet, braucht ihr Kleider zum wechseln und auch Weihnachtsgeschenke. Der Koffer wird euch jeden Wunsch erfüllen, wenn er es erlaubt. 

Und du Waldprinz bekommst eine Geldbörse, schließlich sollst du als reicher junger Mann auftreten. Du kannst jede Summe bekommen. 

Und du Liliput zügle dein Temperament keinen Zauber, du würdest deiner Freundin Marianne und ihrer Familie damit sehr schaden. Und nun kommt, ich setzte euch direkt vor der Tür von Marianne und Lukas ab. 

Sie schnippt mit den Fingern und ein Umhang schwebt durch die Luft, umhüllt die drei und sie sind unsichtbar. Die Tür öffnet sich und schließt sich. Tinchen seufzt kummervoll. Ob das gut geht.  

Waldprinz klopft und Josef Waller öffnet und sieht die beiden fein gekleideten jungen Leute fragend an. „Sie wünschen?“ Liliput kichert, “Josef wir sind es Liliput und Waldprinz. 

Josef zerrt sie ins Haus, lässt ihnen kaum Zeit die Mäntel abzulegen und führt sie in die gute Stube. Marianne springt auf, „ Liliput, Waldprinz!“ und umarmt sie stürmisch. 

 


Bald sitzen sie alle am Tisch und lassen sich die selbst gebackenen Plätzchen und den Tee schmecken. Liliput hat sich staunend umgesehen, nun bleibt ihr Blick verträumt an dem Adventskranz hängen, auf dem drei Kerzen brennen. Die anderen sehen sich lächelnd an. 

Waldprinz nippt an seinem Tee und bittet,“könnten wir bei euch wohnen. Frau Kassandra hat gemeint, wenn ich glücklich werden will in der Zukunft, muss ich mich der Vergangenheit stellen und mit ihr abschließen.“

Eine kluge Frau,“brummt Josef. „Und deshalb hat sie mich auch so vornehm ausgestattet und auch genügend Geld mit gegeben, um die ärgste Armut im Dorf zu lindern. Und dazu brauche ich deine Hilfe Josef. 

Bei meinen nächtlichen Besuchen bei euch bin ich oft am Armenhaus vorbeigekommen, es sieht schrecklich aus und hält sicher auch die Kälte nicht ab. Kennst du einen guten Schreiner, der ehrlich ist?“ 

„ja den Angerer Karl, ein armer Kerl, der seine Familie kaum ernähren kann, weil seine Auftraggeber nicht zahlen. Natürlich kann er deshalb auch den Holzhändler nicht bezahlen, der will ihn nach Weihnachten pfänden und ihn und seine Familie von Haus und Hof jagen.“ „Das müssen wir natürlich verhindern. Wer sind die Schuldner?“

 Naja die Großkopferden, dein Vater ist auch dabei.“Kurz blitzt es in Waldprinz Augen auf.“ „Josef willst du einmal Nikolaus spielen?“ „Der 6. Dezember ist zwar vorbei doch um jemanden Freude zu bereiten zählt nicht das Datum, ich soll zum Angerer?“

 


 „ Ja lass dir die nicht bezahlten Rechnungen geben, dann bezahle sie und wirf sie ins Feuer. Dann sagst du ihm, dass im Frühjahr das Armenhaus abgerissen und ein neues gebaut und er den Auftrag erhält. Er soll einen Kostenvoranschlag machen. 

Und lass dir die Rechnung vom Holzhändler geben, bezahle sie und verlange eine Quittung."

 „Was soll ich sagen, wenn der Angerer fragt wer der großzügige Auftraggeber ist.“ „Die Wahrheit und dem Holzhändler sagst, der Angerer hat einen sehr guten Auftrag bekommen und sein Auftraggeber zahlte einen großzügigen Vorschuss. 

Ach und sag dem Angerer, am Samstag findet beim Sonnenwirt im großen Saal eine Weihnachtsfeier statt.“  

Waldprinz zieht aus dem Beutel ein Bündel Geld und reicht es Sepp. Anamirl, die den Raum vor einiger Zeit verlassen hat, kommt herein mit Sepps Rucksack. „Hier ich hab etwas zu Essen und ein ein Päckchen Tee. Die Angerer werden nicht viel zu Hause haben.“ Die beiden verlassen das Zimmer. 

Liliput hat den Kopf in die Arme gestützt und sieht Waldprinz an. „Was ist?“ Die kleine Hexe grinst. „In all den vier Jahren die du nun bei uns auf dem Berg oben wohnst hast du noch nicht soviel gesprochen.“ 

Marianne kichert. „Du wirst ihn schon nicht zu Wort kommen lassen. „Wenn es nur das wäre, aber ich muss ständig aufpassen, dass sie nicht in die Klemme gerät.“ „Paah!“ Alle drei fingen zu lachen an. 

Anamirl kommt herein. „Na hier geht es aber lustig zu.“ Als sie es ihr erzählten musste auch sie lachen. 

Doch dann wurde Waldprinz ernst. „In fünf Tagen ist Heilig Abend und es gibt noch viel zu tun. „Wie können wir helfen?“ „Erstellt eine Liste wer und wie viel Menschen bedürftig sind und du Lukas gehst zum Sonnenwirt mietest den großen Saal. Er soll ihn weihnachtlich schmücken und ein großes Weihnachtsessen vorbereiten. 

Und ihr beide wendet er sich an die Frauen, „werdet die geladenen Gäste aufsuchen, bringt etwas zu essen mit und in Gesprächen versucht ihr herauszufinden was sie sich vom Christkind wünschen.“ „Das wird eine lange Liste.“ „Das schafft ihr schon,“ tröstet Waldprinz.“ 

„Ach ja und was macht ihr?“ „Wir ziehen uns schick an und mischen uns unter das Volk. Das ist der zweite Grund warum wir da sind, denn Liliput will die Welt ihres Vaters kennen lernen.“



Wenig später schlendern sie durch das Dorf, bewundern den großen geschmückten Weihnachtsbaum und wandern dann an den Ständen vorbei, um die geschnitzten Figuren zu betrachten. 

„Dein Vater,“ flüstert Liliput. Waldprinz versteift sich, und dreht sich um. Sein Vater bleibt vor ihm stehen und betrachtet ihn von Kopf bis Fuß. 

„ Es stimmt also, du bist nach sechs Jahren als reicher Junge zurück gekommen und wirfst nur so mit dem Geld um dich. Wie kommt ein vierzehnjähriger Junge innerhalb von sechs Jahren zu so viel Geld. Oder bist du doch eine Teufelsbrut und hast das Geld vom Teufel,“ sagt er gehässig. 

Inzwischen haben sich eine Menge Leute hinter den beiden eingefunden. Waldprinz sieht seinen Vater spöttisch an . „Glaubst du der Teufel würde mir erlauben, dass ich mit seinem Geld Gutes tue.“

 „Da hat er Recht.“ rief einer. Ein anderer schrie. „Er hat den Angerer vor der Pfändung gerettet und ihm auch die Schulden der drei bezahlt, die ihn erst ins Unglück stürzten.“ 

Eine Frauenstimme rief, „Und er hat alle Armen am heiligen Abend zum Sonnenwirt eingeladen!“ Waldprinz verbeugt sich vor seinem Vater, der immer stiller geworden ist, nimmt Liliputs Arm und schlendert davon.

War es schwer?“ „ja, aber auch befreiend.“ Schweigend gehen sie weiter.



Beim Sonnenwirt herrscht eine tolle Stimmung, es wird gegessen gelacht Weihnachtlieder gesungen und überall sieht man glückliche Gesichter. Waldprinz erhebt sich und sofort sind alle still. „Meine lieben Gäste ich hoffe es hat euch allen geschmeckt und auch die Geschenke, die das Christkind gebracht hat.“

Ja und wir danken auch dem edlem Spendern Waldprinz und dem Christkind!“ 

Jemand zupft ihn am Arm und als er hinunter sieht, steht ein kleines Mädchen mit einer Puppe vor ihm. „ Die Puppe hat mir das  Christkind gebracht.“

 


„Dann bist du aber sehr brav gewesen.“ „Nicht immer,“ gibt sie ehrlich zu. „Ich habe gehört, du bist früher sehr gemein behandelt worden, weil dein rechtes Gesicht anders aussieht als dein linkes. Das waren doch nur dumme böse Menschen. Meine Mutter sagt, man braucht kein schönes Gesicht, um hübsch zu sein, man braucht ein schönes Herz. Dein Herz ist wunderschön, deshalb bist du wunderschön.“ Sie winkt mit dem Zeigefinger.

Du bist so groß, bück dich mal.“ Zart streicht sie über seine rechte Wange und drückt ein Küsschen drauf, dann dreht sie sich um stapft zu ihren Eltern. Nicht nur Waldprinz hat Tränen in den Augen. Und dann sagt jemand.


Kindermund tut Wahrheit kund



© Lore Platz 1.10.2024

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Mittwoch, 18. Dezember 2024

Türchen 18 Cherubim und die Wichtelweihnacht

 

Türchen 18   2024


Advenire heißt das lateinische Wort, das Erwartung bedeutet und aus dem sich das Wort Advent abgeleitet hat.
Wir warten auf die Ankunft des Herrn.
Ursprünglich hat man sich durch eine sechswöchige Fastenzeit auf das Weihnachtsfest vorbereitet.
Auf dem Konzil von Lerida im Jahr 524 wurde dann eine vierwöchige Fastenzeit fest gelegt.
Zu dieser Zeit glaubte man noch, dass die Erde viertausend Jahre vor Jesus Geburt erschaffen wurde.




Cherubim und die Wichtelweihnacht


Die Stadt glänzt in ihrem festlichsten Kleid.

Hell erleuchtete Schaufenster locken mit weihnachtlichen Dekorationen und die Menschen hasten durch die Straßen.

Einige nehmen sich die Zeit bei einem ärmlich gekleideten Mann stehen zu bleiben, der auf einer alten Zeitung sitzt und auf der Zither spielt.

Neben ihm liegt ein alter Hund,eng an ihn geschmiegt, die Augen geschlossen, als würde er den schönen weihnachtlichen Klängen lauschen.

Immer wenn ein Geldstück in den zerbeulten Hut fällt, neigt der der Mann dankend den Kopf.

In der Nähe schürt eine alte Frau eifrig das Feuer unter der großen Pfanne. Die Hitze sprengt die Schale der darin liegenden Maronen und das goldgelbe Fleisch der Esskastanie wird sichtbar.

Mit einer halbrunden Schaufel füllt sie die spitzen kleinen Papiertüten und reicht sie an die wartenden Kunden weiter.

Über dem ganzen Platz liegt ein Gefühl der Erwartung. Weihnachten schwebt in der Luft.

 

(c) bonmomo

Auch im Himmel ist man mitten in den Vorbereitung für das Weihnachtsfest.

Petrus wandelt, die Hände auf dem Rücken mit gewichtigen Schritten durch die Räume.

Schließlich muss er aufpassen, dass die Engel keine Dummheiten begehen, was sie leider viel zu gerne tun.

Ja,ja Petrus kann ein Lied davon singen.

In der Himmelsbäckerei herrscht geschäftiges Treiben.

Unzählige Körbe mit Backwerk stehen schon bereit und immer noch werden heiße Bleche mit Plätzchen aus dem Ofen geholt.

Ein herrlicher Duft zieht durch die Küche.

Petrus lässt flink seine Augen durch die Backstube gleiten und als er meint, keiner der kleinen eifrigen Bäcker würde ihn beobachten, lässt er schnell eine Handvoll der leckeren Süßigkeiten in seiner Tasche verschwinden.

„Petrus, Petrus,“ tadelt der Oberbäckermeister, der schmunzelnd den Schlingel beobachtet hat.

Petrus wird rot und verlässt schnell die Backstube.

Auf dem Weg zur Spielwarenabteilung knabbert er genüsslich die 

Plätzchen.

Ein vergnügtes Lächeln liegt auf dem gütigen, alten Gesicht.

Doch als er nun die Tür der Werkstatt öffnet wird er wieder ernst.

Er begutachtet fachmännisch die Spielwaren, gibt gute Ratschläge und 

wandert dann weiter zur Schneiderei.

Doch was ist denn hier los?

Alle die kleinen Nadelkünstler belagern einen Tisch und selbst das 

Schneemännchen lugt neugierig über die Schulter der Engel.

Natürlich Cherubim!

Petrus legt sein Gesicht in grimmige Falten und räuspert sich laut.

Erschreckt fahren die kleinen Geister auseinander und huschen kichernd auf ihre Plätze.

Cherubim ein entzückendes kleines Engelchen, mit schalkhaft blitzenden  Augen hält eine Puppe im Arm.

Lieblich lächelt der kleine Schelm den gestrengen Petrus an.

„Ist sie nicht entzückend?“

 

 


Mit einer rührenden Geste hebt er das Spielzeug hoch, doch Petrus wirft nur einen finsteren Blick darauf und schnauzt das koboldartige Männchen, das noch immer im Zimmer weilt, plötzlich an.

„Schneemännchen, was stehst du hier herum. Kümmere dich lieber um deine Wolken. In Tirol ist ein Dorf zugeschneit und in Bayern liegt immer noch kein Schnee!“

Das Männchen zieht erschrocken seinen Kopf ein und huscht hinaus.

„Und nun zu dir Cherubim,“ grollt Petrus, „ wenn du weiter solche Dummheiten machst und die Anderen von der Arbeit abhältst, dann werde ich es St. Nikolaus melden und du darfst nicht mit auf die Erde.“

Empört blitzt es in Cherubim`s Augen auf.

„Ich habe überhaupt nichts verbrochen!“ ,verteidigt es sich hitzig, „nur diese hübsche Puppe führte ich meinen Kameraden vor und außerdem... ach was!“

Ein sonniges Lächeln fliegt über das herzige Gesicht und der kleine Engel ergreift die Hand von Petrus.

„Sei doch nicht so grantig. Es ist doch bald der Geburtstag unser lieben Herrn Jesus.“

Petrus wendet sich ab und seufzt. Wer kann diesen strahlenden Augen schon widerstehen.

Er murmelt unwirsch vor sich hin und verlässt fluchtartig den Raum.

Cherubin dreht sich lachend im Kreis. „Ist er nicht süß, der Alte!“

Die anderen Engel kichern. Darin waren sie sich alle einig, Petrus war prima!

Dieser nähert sich nun auf seinem Rundgang einer großen Halle in der St. Nikolaus mit Hilfe einiger Engel seinen Schlitten bepackt.

Als der Bewacher des Himmels durch das Tor tritt, hebt der heilige Mann das weißhaarige Haupt und seine Augen blitzen belustigt.

„Nun, lieber Petrus willst du nach den Rechten sehen?“ erkundigt er sich freundlich.

Der Angesprochene wird rot. „Aber nicht doch, lieber Nikolaus, das ist doch hier nicht nötig..., aber den  Engeln denen muss ich schon auf die Finger sehen, damit sie keine Dummheiten machen.“

Der Hl. Mann schmunzelt.

„Petrus sei mal nicht so streng. Unsere Kleinen sind zwar oft recht übermütig, aber trotzdem arbeiten sie fleißig und ordentlich und ein bisschen Spaß muss ja sein.“

Petrus läuft dunkelrot an und meint würdevoll:

„Natürlich hast du recht, lieber Nikolaus, aber solange unser Herr nicht im Himmel weilt, muss ich für Ordnung sorgen.

 

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Die Engel kichern übermütig und Petrus wirft ihnen einen ärgerlichen Blick zu. Nikolaus schmunzelt, doch will er wissen:

„Welcher Engel begleitet mich diesmal auf die Erde?“

„Cherubim!“

„Ach, der kleine Schelm! Wenn das nur gut geht.“

Petrus nickt ernst und schreitet seiner Wichtigkeit voll bewusst von dannen.

Klingelingeling, Klingelingeling!

Mit fröhlichem Gebimmel fährt der Schlitten über das Land. Es ist ein schöner Tag.

Die Sonne hat ihre Strahlen ausgebreitet und lässt den Schnee glitzern und funkeln wie Diamanten.

Dächer, Bäume und Sträucher sehen aus als hätte ein Riese sie mit Puderzucker bestäubt.

Cherubim, der zum ersten Mal auf der Erde ist hätte sich so gerne alles angesehen, doch St. Nikolaus hat es eilig.

So viele Kinder müssen noch beschert werden, so viele Stiefel gefüllt.

Gerade fahren sie durch einen Wald und der kleine Engel wendet sich aufgeregt hin und her, übersieht einen Ast, erhält einen Schlag und purzelt vom Schlitten.

Da liegt er nun, der kleine unachtsame Engel.

Der Schlitten ist längst weitergefahren und Nikolaus hat nicht bemerkt, dass sein kleiner Begleiter nicht mehr hinter ihm sitzt.

Ein Häschen hoppelt neugierig näher.

Als Cherubim die Augen aufschlägt, springt es erschrocken zurück und beobachtet aus sicherer Entfernung den kleinen Gesellen.

Cherubim richtet sich auf und blickt sich verwundert um.Er ist noch ganz benommen von dem Sturz.

Mühsam rappelt er sich auf. Da erblickt er das Häschen. „He, du da, komm einmal her!“

Zögernd hüpft der kleine Hase näher. „Wo bin ich?“ „Im Fürstenrieder Park.“

„Hast du St. Nikolaus gesehen?“ Das Häschen schüttelt den Kopf.

Cherubim fährt sich verzweifelt durch die Locken.

„Eine schöne Bescherung ist das. Wie finde ich den Nikolaus und wie komme ich ohne ihn nur in den Himmel zurück.

Ach was wird Petrus sagen.“

Ein Knirschen ist zu hören, als würden schwere Schritte durch den Schnee stapfen und schnell ist das Häschen verschwunden.

Ein großer bärtiger Mann taucht zwischen den Bäumen auf.

„Nanu, Kleiner, „ brummt er, „was willst denn du so allein im Wald? Hast dich wohl verlaufen? Und dann noch barfuß und in dem dünnen Hemd, du wirst dich erkälten.“

Und ehe der Engel sich versieht, hat der große Mann seine Jacke ausgezogen, wickelt ihn hinein und trägt ihn in seine Hütte.

Dort wird er auf die Ofenbank gesetzt und während der Mann sich am Ofen zu schaffen macht, schaut sich der kleine Schelm neugierig um.

Der Alte bringt ihm nun eine Tasse Milch mit Honig und Cherubim schlürft dankbar das heiße Getränk.

„Dann erzähle mal, wo kommst du her, bist wohl ausgerissen?“ will der Bärtige wissen.

„Da gibt es nicht viel zu erzählen,“ meint Cherubim und gibt die leere Tasse zurück, „ich bin ein Engel, habe den Nikolaus auf die Erde begleitet und bin unterwegs vom Schlitten gefallen.“

Der alte Mann brüllt vor Vergnügen.

„Hahahahaaaa, ein Engel will er sein, du hast ja eine blühende Fantasie Bürschchen!“

Mit blitzenden Augen springt Cherubim auf und hebt sein Röckchen, so dass man die Flügel sehen kann.

„Und, glaubst du mir jetzt!“

Der Mann verstummt und starrt mit offenem Mund auf das Gefieder „Tatsächlich, ein Engel! Bürschchen du hast nicht gelogen!“

Er stützt den Kopf in die Hände und starrt vor sich hin. Cherubim zupft ihn am Ärmel.

„Hör mal, ich muss weiter. Vielen Dank auch für die Milch.“

Der kleine Engel springt hinunter und will zur Tür, doch da wird er gepackt und ehe er sich versieht, sitzt er wieder auf der Ofenbank.

„So kannst du nicht gehen, warte einen Moment!“ Der Alte eilt zu einer Truhe, kniet sich auf den Boden und öffnet den Deckel.

Er beginnt zu kramen und alte Vorhänge, Stoffe, Kleider fliegen durch die Luft und landen auf dem Boden.

Endlich hat er gefunden, was er suchte.

Freudestrahlend bringt er Cherubim ein paar Stiefelchen, einen Mantel und ein Kappe.

„Hier zieh` das an, die sind noch von meinem Jungen, er braucht sie nimmer. Er ist jetzt groß und wohnt in der Stadt.“

Eine Augenblick sieht der Mann ganz traurig aus.

Der Engel nimmt die Stiefel, schlüpft hinein und springt auf den Boden.

Vergnügt marschiert er durch das Zimmer. Sie passen!

Nachdem er sich den warmen Mantel angezogen und die Mütze über den Kopf gestülpt hat bedankt er sich bei dem Alten und bald stiefelt er durch den Wald.

Es ist inzwischen Abend geworden und sehnsüchtig denkt er an seine Freunde im Himmel, die gerade die Sterne putzen, damit sie schön blinken, wenn es dunkel wird.

Da Cherubim nie lange traurig ist, stapft er, ein fröhliches Lied pfeifend durch den Wald.

Stundenlang! Inzwischen ist es stockfinster und müde und niedergeschlagen irrt er durch das Dickicht.

Sein ganzer Frohsinn hat ihn verlassen und trotz des Wintermantels ist ihm kalt und auch der Schnee dringt bereits durch die Stiefel.

Die alte Eule, die auf dem Baum sitzt, blickt gar kummervoll auf den kleinen Engel.

Wie gerne hätte sie ihm geholfen.

Ein Reh springt zwischen den Büschen hervor und Cherubim erschrickt und fängt zu laufen an.

Er achtet nicht wohin er tritt und plumpst auf einmal durch ein Loch im Boden.

Er rutscht einen langen steilen Weg hinunter und landet in einer kleinen Stube.

Etwas benommen richtet er sich auf und schüttelt den Schnee von seinem Mantel.

Zu seinen Füßen bilden sich kleine Pfützen.

Es ist angenehm warm hier drinnen und Cherubim sieht sich neugierig um.

Viel ist ja nicht zu erkennen, doch der Mond, der seinen Sturz beobachtet hat, rollt schnell über die Öffnung und beleuchtet die Stube.

Nun ist ein langer Tisch mit vielen kleinen Stühlen zu sehen, in einem Wandschrank stehen sauber aufgeschichtet Teller, Schüsseln, Tassen und Becher.

Ein behaglicher Kachelofen verströmt angenehme Wärme.

Neugierig öffnet der Engel nun die Tür zu dem anderen Raum in welchem in vielen kleinen Betten Wichtelmännchen schlummern.

Einer davon mit einem langen weißen Bart und wohl der Älteste hat seinen Mund weit offen und schnarcht.

Leise, um die Schlafenden nicht zu stören, schleicht Cherubim zur Ofenbank und kuschelt sich in die Decke, die dort liegt.

Der gute alte Mond aber lächelt und wandert zurück zu den Sternen.

Als die Sonne am nächsten Tag kommt, um den Mond abzulösen, erzählt ihr der alte Geselle von Cherubims Abenteuer.

Schnell eilt die alte Dame zu der Höhle der Wichtel und kitzelt den schlafenden Engel an der Nase.

Hatschi!“ Cherubim muss niesen.

Guten Morgen, du Schelm. Man hört ja schöne Sachen von dir!“

Guten Morgen, Frau Sonne. Hast du St. Nikolaus gesehen?“

Ja, sicher, aber du weißt ja, dass er nie lange an einem Ort verweilen kann. Er macht sich übrigens große Sorgen um dich!“

Dies sagt die Sonne alles in sehr strengem Ton und Cherubim senkt beschämt den Kopf.

Na, na wird schon alles gut werden,“ murmelt diese, denn der kleine Nichtsnutz tut ihr leid.“

 

 


Plötzlich hört man das Trappeln kleiner Schritte und eins, zwei, drei … zwölf kleine Wichtel stürmen in die Küche und betrachten verwundert ihren kleinen Gast.

Wer bist du? Woher kommst du? Wie konntest du in unsere Höhle gelangen?“

So schwirren die Fragen durcheinander.

Ruhe!“ donnert Kalle der Älteste.

Wenn ihr alle so durcheinander brüllt, versteht niemand etwas und ihr erschreckt den Kleinen nur. Also wer bist du?“

Cherubim springt von der Ofenbank und stellt sich vor:

Ich bin Cherubim, der Engel, der diesmal St. Nikolaus auf die Erde begleitet hat, unterwegs fiel ich vom Schlitten und als ich durch den Wald irrte stürzte ich durch euren Kamin.“

Traurig sieht er die Wichtel an und in seinen Augen schimmern Tränen.

Und nun weiß ich nicht, wie ich St Nikolaus jemals finden soll und wie ich wieder zurück in den Himmel komme.“

Mitleidig versuchen die kleinen Männchen den Engel zu trösten und wieder ist es Kalle der Ordnung in den Wirrwarr bringt.

So, nun genug geweint! Wir wollen frühstücken!“ brummt er.

Zick, Zack, Zeck, ihr holt das Holz für das Feuer, Purzel, Zwurzel und Bobo, ihr macht die Betten, Heino und Wackel decken den Tisch, Knolle wischt die Pfütze auf, Tibor schneidet das Brot und Knirps kocht den Kaffee.

Flink werden die Befehle ausgeführt und wenig später sitzen alle vergnügt um den Tisch und genießen das Frühstück.

Es klopft an der Tür.

Knirps springt auf.

Das ist sicher Bambi!“

Er öffnet die schwere Eichentür und ein Reh trippelt graziös herein.

Guten Morgen, liebe Wichtel.“

Guten Morgen, Bambi!“ tönt es im Chor und Kalle reicht dem Gast ein Stückchen Zucker, das dieser genüsslich zerkaut.

Neugierig schweift der Blick der großen braunen Augen durch den Raum und bleibt an Cherubim hängen.

Wer ist denn das?“

Das ist Cherubim, der St. Nikolaus auf die Erde begleitet hat,“ stellt Kalle vor.

Bambi wirft graziös den Kopf zurück.

Ich habe bereits von Frau Eule gehört, dass St. Nikolaus durch den Wald gefahren ist und wieder hat er die Witwe Klaasen und ihre beiden Kinder vergessen.“

Kalle schmunzelt, „ keine Bange, diesmal haben wir vorgesorgt. Kommt mal mit ihr Beiden!“

Cherubim und Bambi folgen ihm in eine Nebenhöhle und bleiben staunend stehen.

Ein prächtiges Bild bietet sich ihren Augen.

Ein geschmückter Weihnachtsbaum steht in einer Ecke und eine Menge Geschenke füllen den Raum.

Ein bunter Ball liegt neben einer wunderschönen Puppe, ein rotes Rennauto steht fahrbereit neben einem Schlitten, Handschuhe, Schals und Mäntel und Mützen sind daneben aufgetürmt.

Inzwischen sind nun die Wichtel in die Höhle gekommen und vergnügt wird nun der Schlitten mit all den Herrlichkeiten beladen.

Wenig später wandert die kleine Gesellschaft durch den Wald. Bambi zieht den Schlitten durch den knirschenden Schnee.

Knirps wird voraus geschickt.

Leise schleicht er sich an das Fenster, hinter dem es noch dunkel ist, und späht durch die Scheibe.

Die Menschen scheinen noch zu schlafen, nicht ahnend, welch wunderbare Überraschung ihnen bevorsteht.

Die Tür knarrt leise, als die kleinen Geister in den ärmlichen aber sauberen Raum treten.

Sie verharren einen Moment und lauschen.

Dann wird schnell der Baum aufgestellt und die Geschenke darunter verteilt.

Hinter Büschen verborgen warten sie nun und bald hören sie einen Jubelschrei.

Mami, Mami, sieh nur!“ ruft aufgeregt der Junge.

Kalle gibt den anderen ein Zeichen und geschwind schleichen sie an das Häuschen und spähen neugierig durch das Fenster.

Die Witwe Klaasen steht vor dem Baum, die Hände zum Gebet gefaltet und Tränen laufen über ihre Wangen.

Der Junge hält mit glückseligen Augen das Rennauto in die Höhe und das Mädchen hat liebevoll die Puppe an sich gepresst.

Kalle muss sich schnell einige Tränen aus den Augen wischen.

Verflixt nun ist mir so eine Schneeflocke ins Auge gekommen.“ brummt er.

Auch die anderen wischen sich verstohlen über die Augen. Da hebt das Mädchen plötzlich den Kopf und deutet zum Fenster.

Mutter, Karli seht nur!“ ruft es und deutet auf die kleinen Späher.

Husch! Ist die kleine Gesellschaft verschwunden und als gleich darauf die Tür des Häuschens sich öffnet und die Kinder heraus stürmen, sind die Wichtel schon auf dem Weg zu ihrer Höhle.

Irgendwie sind sie alle fröhlich gestimmt.

Es ist doch immer wieder ein schönes Gefühl, anderen eine Freude zu bereiten.

Und Cherubim verspricht, dass St. Nikolaus die Witwe und ihre Kinder nicht mehr vergessen wird.

Bambi nickt und meint.

Das wäre wirklich gut, doch nun komm, ich werde dich durch den Wald tragen.“

Voll Freude umarmt der Engel das Reh.

Er verabschiedet sich von den Wichteln und dann geht es quer durch den Wald.

Ein Klingeln weht durch die Bäume und auf einmal taucht der Schlitten auf.

Cherubim springt von Bambis Rücken und direkt in die ausgebreiteten Arme von St. Nikolaus.

Na, du kleiner Taugenichts, habe mir große Sorgen gemacht um dich, deshalb bin ich auch noch einmal umgekehrt. Außerdem hat mir Frau Sonne erzählt wo du bist.“

Erzählst du es auch nicht dem Petrus?“

Nikolaus lächelt.

Nein, das bleibt unser Geheimnis! Aber nun komm, ich habe deinetwegen schon viel Zeit verloren.“

Cherubim steigt glücklich auf den Schlitten, winkt dem Reh noch einmal zu und ab geht die Fahrt.



(c) Lore Platz 2013

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