Mittwoch, 17. Februar 2021

Plauderecke die Stellung der Frau

 


 

 Ich interessiere mich sehr für  Geschichte und habe bemerkt, dass in der Geschichtsscheibung Frauen wenig und wenn dann eher im negativen Sinn vorkommen. Das kommt wohl daher weil den Frauen bis ins späte 19te Jahrhundert das Recht auf Bildung abgesprochen wurde und daher nur Männer für die Geschichtsschreibung zuständig waren, sowie für die Bibel.

Eva reichte Adam den Apfel und ist Schuld daran, dass wir Menschen das Paradies nicht kennenlernen durften. Die Erbsünde Evas, doch  Adam hat niemand gezwungen den Apfel zu essen. Auch wenn die beiden nicht wirklich gelebt haben, ist es doch auffällig, dass die Hauptschuld der Frau zugesprochen wurde.

Xanthippe wird noch heute ein zänkisches streitlustiges Weib genannt und ich denke, ihr wurde unrecht getan. Sie war die Frau von Sokrates (469 . 369 v. Christus)  und auch in der Antike war das Frauenbild in einer von Männern bestimmten Welt sehr schlecht. Es wurde ihnen jedes Verständnis für Philosophie und Wissenschaften abgesprochen und sie waren Menschen zweiter Klasse.

Im Mittelalter waren es wieder die Frauen, die für alles was passierte angeklagt und als Hexen verbrannt wurden. 

1487 erschien das berüchtigte Buch "Malleus melficarum" Die Minderwertigkeit der Frau wurde dadurch erklärt, dass in der Bibel stand, Eva wurde aus Adams Rippe geschaffen und hat dann Adam mittels eines Apfels verführt.Eine Frau, die niemals gelebt hat, was für ein tolles Alibi für all die Grausamkeiten.

Vor einigen Jahren habe ich einen Bericht über Frauenhäuser in Polen gesehen, schrecklich. Die Häuser müssen die Frauen nach einigen Wochen wieder nach Hause schicken und dort sind sie wieder ihren gewaltätigen Männern ausgeliefert Das schlimmste aber war für mich, dass ein Priester in der Kirche erklärte; einem Mann ist es erlaubt seine Frau zu züchtigen.

Bis ins späte 19te Jahrhundert galten noch für Frauen die drei Ks: Küche Kinder, Kuschen, noch in den sechzigern und siebzigern konnten Frauen ohne Erlaubnis ihres Mannes, weder arbeiten gehen , noch den Führerschein machen. 1974 erklärte der Münchner Polizeipräsident: "Frauen gehören an den Herd und nicht zur Polizei."

Viele hundert Jahre haben wunderbare Frauen für unsere Rechte gekämpft, aber es ist immer noch nicht genug, wenn ich lese, dass alle 45 Minuten eine Frau häusliche Gewalt erfährt. 

Wieder zu dem Thema eine alte Geschichte von mir.

 

 

Und plötzlich ist man Oma


Luise Brunner band sich die Schürze um das Dirndl und schaute in den Spiegel.

Müde Augen sahen ihr entgegen, wie so oft in den vergangenen zehn Jahren war sie lange wach gelegen und hatte sich dann immer wieder schlaflos herum gewälzt.

Und wenn sie dann schlief, dann kam es ihr vor als wären es nur Sekunden gewesen. 

Vor zwölf Jahren hatte ihr einziger Sohn nach einem bitterbösen Streit mit ihrem Mann den Hof verlassen.Bertl war dahinter gekommen, dass Andreas statt Landwirtschaft Medizin studierte, weil er unbedingt Arzt werden wollte.

Sein Vater hatte ihn vor die Wahl gestellt, Landwirt oder Medizin.Die beiden Hitzköpfe hatten sich angeschrien und ein Wort gab das andere und dann hatte Andreas seinen Rucksack gepackt und war gegangen.

Zwei Jahre hatte sie ihm Geld fürs Studium geschickt, denn Bertl hatte die Unterstützung für seinen Sohn eingestellt.

Doch dann war ihr Mann dahinter gekommen und es hatte einen fürchterlichen Krach gegeben und er hatte ihr die Vollmacht für das Konto entzogen.Seitdem hatte sie auch nichts mehr von ihrem Jungen gehört.Seufzend wendete sie sich um und ging die knarrenden Holzstufen hinunter.

Aus der Küche klang das Klappern von Geschirr und das Lachen der Mägde.Luise setzte ein Lächeln auf und trat mit einem Gruß ein.

Guten Morgen,“ klang es fröhlich zurück und Kathi, dieJungmagd brachte ihr eine Tasse dampfend heißen Kaffee.

Die alte Theres brockte Brot in ihr Haferl Kaffee und warf unter ihren buschigen Augenbrauen einen prüfenden Blick zur Bäuerin. Sie bemerkte als einzige die müden traurigen Augen.

Theres war schon über achtzig und war schon auf dem Hof, als der Bauer noch in den Windeln lag, und durfte sich mehr erlauben als manch andere und sie hatte dem Bertl damals ordentlich die Meinung gesagt, als er den Buben vom Hof jagte, aber genutzt hatte es auch nichts. Sture Dickschädel sind sie eben alle Beide.

Der Bauer kam in die Küche, brummte einen kurzen Gruß und ließ sich auf seinem Platz nieder. Kathi brachte auch ihm ein Haferl Kaffee.

Während Bertl sich reichlich von der Erdbeermarmelade auf sein Butterbrot schmierte warf er einen besorgten Blick zu seiner Frau.

Er hatte mitbekommen, dass sie sich wieder ruhelos im Bett gewälzt hatte und wie so oft hatte er ein schlechtes Gewissen. Es tat ihm doch auch schon leid, die Sache mit dem Buben und er hätte es gerne ungeschehen gemacht, denn der Andi fehlte ihm, aber er wusste nicht wie.

Er war halt so ungeschickt, wenn es um Gefühle ging. Deshalb sagte er barscher, als er wollte.

Luise, die Selma wird bald kalben, behalte sie ein wenig im Auge und ruf den Tierarzt, wenn etwas sein sollt. Das letzte Mal hat sie sich auch so schwer getan.

Ich bin mit dem Loisl und dem Xaver auf der oberen Wiese, da kann man net mit'm Mähdrescher hin, müssen also mit der Sense mähen. 

Und du Kathi, nachher wenn' st im Stall fertig bist, kimst aufi und hilfst beim zsamm recha. Und Alma du bringst die Kühe auf die Weide.“

Er verließ die Küche.

Luise folgte den Mägden in den Stall.

Während Kathi die Melkmaschine säuberte, ließ Alma die Tiere aus der Box und trieb sie den Gang entlang ins Freie. Luise aber ging zu Selma, die mit müden Augen in ihrem Pferch stand.

Nicht wahr es ist schon ein Kreuz mit den Kindern. Schmerzen hat man bis sie auf der Welt sind und dann machen sie einem immer wieder mal Sorgen und Kummer.“

Später ging Luise in den großen Gemüsegarten.Sie kniete nieder, um das Unkraut zu rupfen.

Grüß Gott!“ Die Frau sah auf und sah ein kleines etwa vierjähriges Mädel am Zaun.Grüß Gott,“ antwortete sie freundlich.

Was machst du da?“Ich rupfe Unkraut.“Warum?“Damit das Gemüse mehr Platz zum Wachsen hat.“Darf ich dir helfen?“Gerne, komm nur rein, dort vorne ist die Tür.“

Bald knieten die beiden einträchtig nebeneinander und rupften das Unkraut aus der Erde.

Dabei stand das Mündchen der Kleinen keinen Moment still. Und so erfuhr Luise, dass sie Fiona hieß, aber jeder sie nur Pünktchen rief, wegen ihrer Sommersprossen.

Dass sie bei Doktor Bauer wohnten und ihr Papa aber noch in Berlin sei, weil er seinen Vertrag noch einhalten müsse.

Aber in einigen Wochen würde er dann nachkommen und dann blieben sie immer hier.

Ein weißer Spitz kam bellend an den Zaun, ihm folgte ein etwa achtjähriger Junge.

Pünktchen sprang aufDas ist Flocke und mein Bruder Tobias.“

Pünktchen,“ schimpfte der Junge, „ du sollst doch nicht allein losgehen, wenn du dich nun verirrst?“

Quatsch!“

Das Mädchen deutete mit dem Finger auf den Kirchturm.

Ich gehe immer in Richtung Kirche und nicht weit davon ist dann das Haus von Onkel Pankratz.“Willst du herein kommen? Wir wollten gerade eine Pause machen. Es gibt Kirchweihnudeln.“

Wat it dat?“Du sollst doch nicht berlinern,“ schimpfte Pünktchen ihren Bruder. Luise aber lachte und meinte: „Kirchweihnudeln sind so ähnlich wie Berliner.“

Bald saßen sie alle in der Küche bei Kakao und dem Schmalzgebäck.

Luise hörte amüsiert dem Geplänkel der Kinder zu und stellte erstaunt fest, dass sie so viel wie heute die vergangenen zehn Jahre nicht mehr gelacht hatte.

Später brachte sie die Kinder hinaus und winkte ihnen noch lange nach.

Als sie ins Haus zurück kehrte wurde sie von der alten Theres, die auf der Bank in der Sonne saß, aufgehalten.Die Kinder gefallen dir wohl?“

Ja,“ Luise lächelte versonnen,“ weißt, es ist seltsam, aber mir ist, als würde ich sie schon immer kennen.“Das ist die Stimme des Blutes,“brummte die alte Magd.

Sie klopfte auf den Platz neben sich.Setz dich zu mir, ich muss mit dir reden.“

Und nun erfuhr Luise, dass Andreas seinen Doktor gemacht und als Internist in der Charité in Berlin arbeitete.

Dort hat er auch sein Frau Friedel kennen gelernt, die als Krankenschwester ebenfalls dort tätig war.

Aber warum hat er nie mehr geschrieben?“ klagte Luise.

Weil er dir keinen neuen Ärger mit dem Vater bereiten wollte, deshalb hat er sich an mich gewandt und wollte immer wissen wie es euch geht.“

Und warum hast du mir nicht gesagt, dass ich zwei Enkelkinder habe?“

Das hätte dich doch nur noch trauriger gemacht und gegen den Bertl hast du dich doch noch nie durchsetzen können.“

Luise sah still vor sich hin. Dann straffte sie die Schultern und eilte los.

Wohin willst' denn?“

Zum Doktorhaus!“

Theres schmunzelte.Wird Zeit Bäuerin, dass du mal Rückgrat zeigst.“

Eine hübsche junge Frau öffnete auf ihr Klingeln.

Der Herr Doktor ist nicht da, er macht gerade einen Hausbesuch.“

Ich will auch nicht zum Pankratz, sondern zu dir. Ich bin die Alpenhofbäuerin.“Die junge Frau errötete leicht und meinte verlegen.

Ich weiß, wollen sie herein kommen?“

Gern, aber wir sagen uns gleich du, nicht wahr.“ Friedel lächelte, „ willst du einen Kaffee?“

Luise folgt der jungen Frau in die große geräumige Küche und während sie sich den Kaffee schmecken ließen, stellte sie viele Fragen, die Friedel bereitwillig beantwortete.

Bald war es als würden sie sich schon ewig kennen. Die Tür ging auf und die Kinder und hinter ihnen Pankratz kamen in die Küche.Hm hier duftete es nach Kaffee.“ Zufrieden ließ er sich von Friedel eine Tasse einschenken.

Weißt Luise, seit die Friedel hier ist geht es mir gut, die verwöhnt mich und kochen kann die.“ Er küsste seine Fingerspitzen und alle lachten.

Und wenn erst der Andreas da ist, dann hab ich auch Hilfe in der Praxis und später wird der Bub sie dann ganz übernehmen. Aber vorher gibt es wohl noch einiges zu machen, hier wie auch anderswo.“

Er zwinkerte Luise zu. Pünktchen die sich an ihr Knie geschmiegt hatte fragt nun:Tante Luise bleibst du zum Abendessen?“

Prima, es jibt Buletten, di magst sicher und Mama macht so nee große, da wirste kieken.“

Tobias, du sollst doch nicht berlinern!“ riefen Friedel und Pünktchen. Pankratz aber lachte.

Luise hast du alles verstanden? Er meint Fleischpflanzerl riesig große und du wirst staunen.“

Ich habe ihn schon verstanden.“ Liebevoll strich sie dem Jungen über das Haar.

Nach dem Abendessen brachte Luise zusammen mit Friedel die Kinder ins Bett, dann setzten sich die drei Erwachsenen mit einem Glas Rotwein zusammen und überlegten wie sie den Bertl auf Andreas Rückkehr vorbereiten sollten.

Schließlich kamen sie überein, dass es wohl am besten wäre es über die Kinder zu versuchen.

Da sowieso der Maler kam, um die Zimmer zu renovieren, wäre das eine gute Ausrede, wenn Luise sich in der Zeit um die Kinder kümmerte. Es war schon zehn Uhr, als Luise sich auf den Heimweg machte.

Sie fühlte sich so glücklich und beschwingt, wie schon lange nicht mehr.

Bertl war noch wach, als sie in die Schlafstube trat.Wo warst du denn so lange?“Beim Pankratz!“Fehlt dir was?“Nein jetzt nimmer!“

Luise legte ihre Kleider ordentlich auf den Stuhl, schlüpfte ins Bett und war gleich darauf eingeschlafen.

Bertl aber lag noch lange wach und grübelte über seine Frau, die ihm heute so verändert vorkam, nach.

Wie staunte er aber als er wach wurde und Luise leise summend aus dem Bad kam.

Diese hatte wunderbar geschlafen wie schon lange nicht mehr und während sie ihre lange Haare flocht und zu einem Knoten am Hinterknopf zusammen rollte, meinte sie.Heute geh ich zum Frisör und lass mir die Haare schneiden, die machen viel zu viel Arbeit.“Nein, du weißt doch wie sehr ich deine langen Haare liebe, das erlaube ich nicht!“ Luise schenkte ihrem Mann ein strahlendes Lächeln.Mich stören sie aber schon lange und deshalb müssen sie ab!“

Vergnügt summend verließ sie die Schlafstube und betrat die Küche mit einem Scherzwort.

Die Mägde starrten sie erstaunt an und Theres kicherte vor sich hin.

Noch mehr aber staunten sie, als Luise erklärte sie würde nachher zum Frisör gehen.

Der Bauer war heute noch schweigsamer als sonst und warf immer wieder verstohlene Blicke auf seine Frau die heute so verändert wirkte. Und als er die Arbeit verteilte für den heutigen Tag, da fiel sie ihm ins Wort.

Mit mir brauchst du heute nicht rechnen, ich gehe zum Frisör und anschließend fahre ich mit dem Besuch vom Pankratz in die Kreisstadt. Ich brauche ein paar hundert Euro und außerdem, habe ich keine Lust mehr um jeden Cent zu betteln. Ab heute will ich wieder Vollmacht über unser Konto.“

Mit diesen Worten verließ sie die Küche. Bertl sah ihr mit offenen Mund nach und Theres kicherte.

Mit der neuen Kurzhaarfrisur sah Luise wirklich hübsch aus und es schien als wäre sie um Jahre jünger, vielleicht aber lag das auch an dem Strahlen, das von ihr ausging.

Mit Friedel und den Kindern verlebte sie einen schönen Nachmittag in der Stadt und sie kleidete die drei von Kopf bis Fuß neu ein. Als ihre Schwiegertochter protestiert, meinte sie nur, sie hätte so viele Jahre nachzuholen. Nachdem sie noch ein großes Eis gegessen hatten fuhren sie wieder nach Hause.

Wieder schlief sie wunderbar diese Nacht und am nächsten Tag beim Frühstück teilte sie mit, dass das Doktorhaus renoviert werde, damit die Familie des neuen Arztes einziehen könnte und sie sich angeboten hat, sich in der Zeit um die Kinder zu kümmern.

Mach was du willst,“ brummte Bertl nur, dem seine plötzlich so selbstbewusste Frau ein wenig unheimlich wurde.

Und von nun an kamen die Kinder jeden Tag und auch Bertl begann sich mit ihnen anzufreunden. Ja er ertappte sich sogar dabei, dass er frühmorgens schon Ausschau nach ihnen hielt.

Pünktchen hatte ihn bereits um ihren kleinen reizenden Finger gewickelt und nur allzu gern beantwortete er die Fragen von Tobias, der alles über die Landwirtschaft wissen wollte.

Nur dass der Bub immer wieder in seinen Berliner Dialekt zurück fiel, störte ihn ein wenig.

Bald war es als gehörten die Kinder schon immer zum Alpenhof und auch Friedel, die abends wenn sie die Kinder abholte noch ein wenig blieb, gehörte bald dazu.

Inzwischen waren die Zimmer im Doktorhaus alle fertig und ein großer Möbelwagen war aus Berlin gekommen. Begeistert erzählten die Kinder wie schön es jetzt wäre und jeder hätte wieder sein Zimmer genau wie in Berlin.

Trotzdem aber kamen sie jeden Tag, denn der Alpenhof war ihre zweite Heimat geworden.

Die Dörfler aber hatten neugierig den Umzugswagen beobachtet, doch noch immer war von dem neuen Doktor nichts zu sehen.

Und wenn sie den alten Pankratz fragten, dann meinte der nur, der kommt schon noch oder könnt ihr es nimmer erwarten bis ihr mich los seid. Luise aber hatte schon öfter mit ihrem Sohn telefoniert und wusste, dass er bald kommen würde.

Sein Vertrag mit der Charité war jetzt ausgelaufen, die Wohnung hatte er verkauft und nun musste er nur noch ein paar Behördengänge machen, dann könnte er los.

Es war Sonntag und wie immer waren Friedel und die Kinder da und sie alle saßen bei Kaffee und Kuchen, als die Tür aufging und ein junger gut aussehender Mann die Stube betrat.Papa!“ jubelte Pünktchen und die Kinder liefen zu Andreas der sie fröhlich umfing. Luise presste beide Hände auf die Brust und Tränen traten in ihre Augen.

Friedel schenkte ihrem Mann einen zärtlichen Blick

Bertl aber saß wie erstarrt und über sein Gesicht zuckte es wie Wetterleuchten und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Andreas setzte Pünktchen vorsichtig auf den Boden und trat an den Tisch.

Er streckte die Hand aus und sagte leise.

Grüß Gott, Vater, willst mich denn nicht willkommen heißen?“ Bertl rührte sich nicht und alle hielten den Atem an.

Pünktchen aber kletterte auf die Bank, schmiegte ihre Wange an die raue Backe des Bauern und fragte:

Warum willst du denn dem Papa nicht 'Grüß Gott' sagen?“

Behutsam reichte der das kleine Dirndl an seine Frau weiter, die neben ihm saß, dann stand er auf und drückte fest die Hand seines Sohnes.

Die beiden Männer umarmten sich und schämten sich nicht der Tränen, die in ihren Augen standen.

Luise und Friedel aber liefen die Tränen über das Gesicht und die Kinder sahen mit großen staunenden Augen auf die Erwachsenen.

Noch mehr aber staunten sie, als sie erfuhren, dass Luise und Bertl ihre Großeltern waren.

Nun aber ging es ans erzählen, viele Jahre waren aufzuholen.

Pünktchen war längst im Arm ihres Vaters eingeschlafen und Tobias stand am Fenster und schaute mit gerunzelter Stirn hinaus.

Dann drehte er sich um und rief:

Opa, kieck mol, gleich wird’s zu pladdern (stark regnen) afange und dös Vieh is no uff der Weide“

Der alte Bauer stand auf und meinte gemütlich:

Dann wollen wir es rein holen, bleibt nur sitzen,“ winkte er zu Luise und Andreas. Dann legte er die Hand auf die Schulter von Tobias.

Der Bua und ich wir schaffn des scho. Der wird moa a guater Landwirt, nur des berlinern, des muss i eam no abgwöhna!“

Fröhliches Lachen folgte den Beiden, als sie hinaus gingen.


© Lore Platz 17.2. 21



 

Montag, 15. Februar 2021

Wenn ein Traum zerplatzt

Reizwörter: Karneval, Clown, schminken, nachdenklich, traurig

Martina wird nach dieser Geschichte, eine  Pause machen, doch Regina und ich schreiben weiter.

 


Wenn ein Traum zerplatzt

 

Der junge Mann saß vor dem Spiegel in seinem Wohnwagen und nachdenklich schweiften seine Gedanken in die Vergangenheit. 

Vor fünf Jahren hatte er nach einem fürchterlichen Streit mit seinem Vater das Elternhaus verlassen. Juniorpartner sollte er werden, doch er wollte Künstler werden und mit seiner Violine die Menschen verzaubern.  Also hatte er seine Taschen gepackt und mit dem Geigenkasten in der Hand wütend das Haus verlassen. Zuerst ging er zu seiner Freundin Elena, um sich zu verabschieden. Er versprach, sobald er ein großer Künstler war, wieder zu kommen.

Nie würde er ihren traurigen Blick vergessen. 

Doch er war so froh, seinem strengen Vater entkommen und auch so naiv zu glauben, die Welt würde nur auf ihn warten. Zuerst ging er zu einer Künstleragentur, die vermittelte ihn an Bars, Restaurants und ab und zu an eine Familienfeier. Der Verdienst war zwar gering, doch er hatte ja sein gut gefülltes Sparbuch dabei und konnte sich ein gemütliches warmes Zimmer leisten. 

Doch wenn man nur Ausgaben und wenig Einkommen hat, dann wird auch ein gut gefülltes Sparbuch leer. Er verlor sein Zimmer, landete auf der Straße und hielt sich mit seiner Musik über Wasser. Oft dachte er bitter wie sehr sein Vater triumphieren würde, wenn er ihn so sehen könnte.

Eines Tages mitten im Winter spielte er wieder, seine klammen Finger konnten den Bogen kaum halten. Niemand blieb stehen und die Blechbüchse blieb leer. Nur ein einfach gekleideter älterer Herr stand in der Nähe und lauschte. Nur für ihn legte er all seine Gefühle und seine Traurigkeit in das Spiel.

Als er seine Geige in dem Kasten verstaute und seinen Rucksack schulterte, kam der Mann näher. "Wann haben sie zum letzten Mal was gegessen?" Er hatte nur die Schultern gezuckt und daraufhin hat ihn dieser zu einem warmen Essen eingeladen.

Als sie später dann in einem gemütlichen Lokal saßen, stellte sich der freundliche Herr als Anton Wanicke vor,  Direktor eines kleinen Zirkus. Anton schlug ihm vor, mit ihm zusammen als Clown aufzutreten, auch  könnten sie sein Geigenspiel  in die Nummer mit einbauen. Es war nicht die große Weltbühne, aber er könnte doch einige Menschen glücklich machen, besonders die Kinder. Seit drei Jahren reiste er nun mit dem Zirkus.

"Richard, mein Junge, du bist ja noch gar nicht geschminkt,"

"Ich war in Gedanken," der junge Mann lächelte entschuldigend. Anton legte ihm die Hand auf die Schulter. "Wir sind wieder in deiner Heimatstadt, willst du dich denn nicht endlich mit deinem Vater versöhnen?" "Damit er über mich triumphieren kann, weil ich versagt habe!" "Richard, Stolz ist eine gute Sache, aber zuviel Stolz kann man eines Tages bereuen und dann ist es vielleicht zu spät. Aber nun komm die Kinder warten."

Als sie beide in die Arena liefen und ihre Späße machten lachten die Kinder. Ganz besonders  ein kleiner Junge in der ersten Reihe fiel ihm auf, der ganz begeistert auf und ab hüpfte. Eine Frau beugte sich zu ihm hinunter und Richard erschrak. Es war Elena, sie hatte also geheiratet und einen Sohn. Er konnte es ihr nicht verdenken, nachdem er sich fast vier Jahre nicht mehr bei ihr gemeldet hatte. Traurig dachte er daran, was er alles verloren hatte, als er einem unereichbaren Traum nachjagte. Niemand merkte, wie ihm zumute war, als er fröhlich seine Scherze weiter trieb. Und als er am Ende seine Geige zum klingen brachte, spielte er nur für die Beiden in der ersten Reihe.

 Als er gerade das Clownskostüm an den Haken hängte, klopfte es an der Tür.

"Komm herein Anton," doch als er sich umdrehte, stand Elena mit dem Jungen an der Hand vor ihm. Stumm sahen sie sich an. Der kleine Junge aber hatte das Kostüm entdeckt und jubelte. Mit schief geneigtem Kopf stellte er sich vor Richard und fragte. "Bist du der Clown? Du warst so lustig und hast soooo schön Geige gespielt. Spielst du mir was vor?"

"Später."sagte die Mutter. Verlegen sah Richard seine ehemalige Freundin an. "Wie hast du mich erkannt?" Elena lächelte und ihm wurde ganz warm ums Herz. "An deinem Geigenspiel. Ich muss mit dir sprechen." "Entschuldige bitte meine Unhöflichkeit, bitte setz dich"

Und was ihm Elena nun erzählte machte ihn traurig und glücklich zugleich. Als er sich vor fünf Jahren von ihr verabschiedete, hatte sie gerade das Testergebnis ihrer Schwangerschaft bekommen, doch sie sagte ihm nichts, denn sie wollte kein Klotz an seinem Bein sein. Auch als er immer wieder mal anrief verschwieg sie ihm ihren Zustand. Naja und dann blieben die Anrufe aus und sie dachte, dass sie das richtige getan hatte.

EineWeile war es still, nur das Geplapper des Jungen war zu hören, der inzwischen die rote Perücke entdeckt hatte. Dann hob Richardt den Kopf und fragte leise; "wollt ihr mich den noch haben?" Als Elena lächelnd nickte, küsste er sie stürmisch.

"He, warum küsst du meine Mama?" Richard betrachtete lächelnd den Dreikäsehoch, der breitbeinig vor ihnen stand. "Weil ich sie ganz doll lieb habe, so wie dich auch." Dann sprang er auf und wirbelte den kichernden Jungen durch die Luft. 

Später stellte Richard, Elena und seinen Sohn, Anton und seiner Familie vor. Es wurde beschlossen, wenn derZirkus die Stadt verließ, würde Richard nicht mitgehen.

Elena überredete auch Richard sich mit seinem Vater zu versöhnen. Als die beiden Männer sich nach so langer Zeit gegenüber standen, hatten sie Tränen in den Augen und umarmten sich stumm.

Nach einer stillen Hochzeit, bei der Anton ihr Trauzeuge war, siedelte die kleine Familie in die Villa über. Richard wurde Juniorchef, doch abends ließ er die Geige für seine  Familie erklingen.

Nach einigen Jahren übergab sein Vater die Firma an Richard, denn er hatte eine viel schönere Aufgabe: Opa für die ständig wachsende Schar seiner Enkel.

In die Rolle des Clowns schlüpfte Richard nur noch im Karneval  für seine Kinder und deren Freunde.

Obwohl er nie den Weltruhm erlangt hatte, hatte Richard doch nie bereut, es wenigstens versucht zu haben, denn die harten Jahre hatte ihn zu einem reiferen. besseren und stärkeren  Menschen gemacht.


(c) Lore Platz  13.02.2021


Sicher wollt ihr wissen welche Geschichten Regina und Martina geschrieben haben.


 

Mittwoch, 10. Februar 2021

Plauderecke Kindheit

 


 

 Gerade lese ich die Biographie von Bernd Siggelkow, dem Gründer "Der Arche" . 1964 in Hamburg geboren hat er Einsamkeit und Armut früh kennengelernt . Seine Eltern mussten schwer arbeiten, um die Schulden des Vaters zu tilgen. Sein Bruder und er wurden von der Oma betreut, von deren Rente sie auch lebten. Oft war die kleine Rente am zwanzigsten des Monats bereits aufgebraucht, trotzdem schaffte es die Oma sie über die Runden zu bringen. Als er sechs Jahre alt war, verließ die Mutter die Familie. 

Vielleicht waren es diese Erfahrungen , die ihn später zur Gründung einer Arche für vernachlässsigte Kinder veranlasste. In der Arche erhalten die Kinder eine warme Mahlzeit und es wird ihnen bei den Hausaufgaben geholfen und sie haben einen Ort gesicherten wo sie Sport treiben oder einfach nur spielen können.

Ich denke nichts im Leben geschieht ohne Sinn, auch wenn es uns nicht immer gleich bewusst ist. Oft erscheint uns die Last , die das Leben uns aufbürdet zu schwer und unüberwindbar. Viele zerbrechen daran, andere wiederum werden stärker.

Ich habe einmal gesagt, mein Leben wäre wie eine Achterbahen, ein ständiges auf und ab. Es gab Zeiten da habe ich regelrecht gewartet, was als nächstes wieder schlimmes passiert.Doch wenn ich heute zurückblicke, wird mir klar, dass alles Gute und Schlechte, was mir im Leben passierte, mich erst zu dem Menschen gemacht hat , der ich heute bin. Vielleicht hat mich dies ja auch zu einer guten Geschichtenerzählerin gemacht, mit denen ich Mut machen will. Egal was passiert, man weiß nie. ob an der Ecke bereits ein Engel steht, der dir den richtigen Weg zeigt.

Die Kraft, das Leben zu meistern habe ich wohl von meinem Vater. Er war der Fels in der Brandung und als Kind wusste ich immer, wenn mein Vater bei mir war, konnte mir nichts passieren. Mein Vater konnte Drachen töten! Meine Mutter war lieb und hat auch die schlimmen Herausforderungen der Nachkriegszeit tapfer gemeistert, aber sie verzagte auch schnell.

Nun erzähle ich euch von meinem Vater. Einige werden die Erinnerungsgeschichte schon kennen, aber sie rundete meine Plauderecke so schön ab. (zwinkern)


 


 

Mein Vater


Er war 24 Jahre alt und gerade verheiratet, als er 1939 in den Krieg ziehen musste.

Als er dann einmal Urlaub von der Front bekam, fuhr ihm seine junge Frau entgegen und der Bahnhof, an dem sie ihn erwartet wurde durch Bomben zerstört und er war Witwer.

Dieser Krieg hat so viel Unheil und Leid den Menschen gebracht.

Später lernte er dann meine Mutter kennen und diese schrieb ihm jeden Tag einen Brief an die Front.

1944 haben sie dann geheiratet.

Mein Vater wurde dann schwer verwundet und während er in Deutschland im Lazarett lag, wurde seine gesamte Einheit in Russland getötet.

Er wurde dann nach Ingolstadt in die Kaserne versetzt und meine Mutter folgte ihm und er mietete ihr ein kleines Zimmer.

Nach dem Krieg blieben meine Eltern in Bayern und mein Vater ging zur Polizei.

Er wurde in einen kleinen Ort versetzt, in dem in einem ehemaligen Schloss in der großen Halle die Polizeistation war.

Ich verbrachte viele Stunden in der gemütlichen Wachstube.

Als ich klein war brachte mich meine Mutter zu meinem Vater, wenn sie etwas zu erledigen hatte.

Und da ich sehr brav und ruhig war, hatte keiner etwas dagegen und ich wurde so ein bisschen das Maskottchen der Gendarmerie.

Später, als ich größer war, besuchte ich oft meinen Vater, durfte auf den alten Schreibmaschinen herum klappern und spitzte mit Begeisterung für jeden die Bleistifte.

Am Pult war ein Spitzer angeschraubt, in die Rolle vorne steckte man den Stift und durch kurbeln wurde er spitz.

Als ich ungefähr zwei Jahre alt war starb meine Großmutter mütterlicherseits und meine Eltern wollten mich nicht auf die weite Zugreise ins Saarland mitnehmen.

Ein Kollege meines Vaters, der selbst zwei kleine Jungen hatte, erbot sich, mich während dieser Zeit aufzunehmen und da ich ihn kannte fremdelte ich auch nicht.

Zwei Tage später hatte ich meine Eltern vergessen und da der

Kollege dieselbe Statur und Uniform wie mein Vater hatte, war er bald für mich mein Vater.

Jeden Abend, wenn er vom Dienst nach Hause kam, wieselte ich in den Flur, hievte seine schweren Pantoffeln hoch und stolperte auf ihn zu, streckte ihm die Puschen mit strahlendem Lächeln und den Worten: „Vati kalte Füß!“, entgegen.

Dieser Satz verfolgte mich dann jahrelang.

Jedes Mal wenn ich dem Kollegen begegnete, egal wo und wenn es mitten im Supermarkt war, dann grinste er von einem Ohr zum anderen und brüllte mit seiner dröhnenden Stimme:

Vati kalte Füß!“

Das konnte manchmal ganz schön peinlich sein, besonders wenn man inzwischen ein Teenager ist.



Wir hatten eine schöne Kindheit.

Es war keine heile Welt, es wurde auch gestritten, gezickt, gezankt und wir bekamen, wenn wir es verdienten auch eine auf den Popo.

Doch die vielen fröhlichen und glücklichen Stunden, sowie die Liebe und Geborgenheit begleiten uns ein Leben lang.

Bei uns wurde viel gesungen, besonders die alten Volkslieder, wenn wir drei Mädels abspülten sangen wir dabei und aus irgendeinem Zimmer fiel meine Mutter mit ein und manchmal brummte auch mein Vater dazwischen.

Mein Lieblingslied ist übrigens bis heute:

Am Brunnen vor dem Tore...“

 

Mein Vater liebte Friedrich Schiller.

Als Bub musste er das lange Gedicht vom Lied der Glocke auswendig lernen und jedes mal wenn er uns ärgern wollte zitierte er daraus.

Samstags saßen wir gerne mit unserer Mutter länger am Frühstückstisch und erzählten und lachten.

Das mochte er gar nicht, vielleicht fühlte er sich auch als einziger Mann ausgeschlossen.

Jedenfalls, sobald er seine Tasse Kaffee ausgetrunken hatte, erhob er sich, ging in das angrenzende Zimmer und begann demonstrativ aufzuräumen und dabei zitierte er so laut, dass wir es ja auch mitbekamen aus dem Lied der Glocke:


Und drinnen waltet

Die züchtige Hausfrau

Die Mutter der Kinder

Und herrscht weise

Im häuslichen Kreise

Und lehret die Mädchen

Und wehret die Knaben

Und regt ohne Ende

Die fleißigen Hände“


Natürlich hat uns das zu noch größeren Heiterkeitsausbrüchen

veranlasst und am Ende musste er selbst mitlachen.

Sind es nicht gerade seine Macken, die einen Menschen besonders liebenswert machen?

Als wir größer waren lag jedes Jahr unter dem Weihnachtsbaum ein Gesellschaftsspiel und wir saßen dann zusammen und spielten. 

Mein Vater mogelte für sein Leben gerne dabei, aber so, dass man es merkte, denn meine Mutter regte sich immer furchtbar darüber auf und das bereitete ihm eine diebische Freude.

Überhaupt verband meine Eltern eine große Liebe zueinander die 44 Jahre hielt.

Leider erkrankte mein Vater die letzten vier Jahre an Alzheimer.

Eine sehr schlimme Krankheit, denn der Mensch den du einst gekannt hast, verschwindet mit der Zeit, lange vor seinem Tod.

Aber ich behalte ihn in Erinnerung wie er war: Ein guter Vater!


(c) Lore Platz






Montag, 8. Februar 2021

Katrin und der doofe Vitus

 


 

Kathrin sitzt in ihrem Zimmer auf dem Boden und betrachtet den Turm, den sie gerade gebaut hat. Zornig gibt sie ihm einen Stoß und die Steine fallen ineinander. Seit einigen Tagen schon kann sie nicht mehr in den Kindergarten und ihr Freundinnen Uli und Susi, darf sie auch nicht mehr treffen und das alles wegen dem doofen Vitus.

Die Tür öffnet sich und Wuschel springt fröhlich bellend um Kathrin herum. Das Mädchen gibt ihm einen Stups und der Hund setzt sich  und sieht sie mit traurigen Hundeaugen an. Er versteht gar nicht, warum seine kleine Freundin  so garstig zu ihm ist.

Frau Baumann kommt lächelnd ins Zimmer mit der Hundeleine in der Hand und Wuschel springt begeistert hechelnd an ihr hoch.

Kathrin aber zieht eine Schnute und verschränkt trotzig die Arme.

"Willst du nicht mitkommen, sieh mal wie Wuschel sich freut, " schmeichelt die Mutter.

Das Mädchen schüttelt heftig den Kopf.

"Immer nur um den See und durch den Wald ist doch langweilig. Außerdem will ich diese hässliche Maske nicht tragen!"

Kathrin funkelt ihre Mutter wütend an; "und das alles nur wegen dem doofen, doofen Vitus!

Die Mutter lächelt. Ihre Tochter konnte das "r" noch  nicht richtig aussprechen. "Liebes ich habe dir doch erklärt, dass der gefährliche Virus draußen durch die Luft fliegt und deshalb müssen wir uns schützen. Und für alte Menschen ist er besonders gefährlich , du willst doch nicht, dass deine Oma krank wird."

In diesem Moment kommt Oma Brigitte ins Zimmer. Kathrin eilt auf sie zu, umarmt sie stürmisch und ruft: " Omi ich hab dich so lieb und will nicht, dass der doofe Vitus dich krank macht, deshalb will ich auch die hässliche Maske tragen."

Frau Trapp wechselt einen lächelnden Blick mit ihrer Tochter. Dann zeigt sie ihre Hand, die sie bisher hinter dem Rücken verborgen hat. "Vielleicht gefällt dir ja diese Maske, die ich für dich genäht habe, besser?"

Kathrin hüpft vor Freude auf und ab. "Da ist ja Arielle drauf, komm Mama wir wollen mit Wuschel Gassi gehen, dann kann ich gleich meine schöne neue Maske tragen!"

Die Oma aber lächelt geheimnisvoll, "Wenn ihr von eurem Spaziergang zurück kommt, habe ich noch eine Überraschung für dich."

Kaum sind sie zurück, rennt Kathrin, gefolgt von Wuschel in Omas Zimmer. "Wo ist die Überraschung!!" "Nun zieh zuerst deine Jacke und deine Mütze aus und im Haus kannst du auch die Maske abnehmen," schmunzelt die Oma. Sie hilft ihr und führt sie dann zu ihrem Schreibtisch, öffnet den Laptop, drückt ein paar Knöpfe und auf einmal  erscheinen Uli und Susi und winken lachend mit beiden Händen. "Hallo Kathrin, deine Oma hat unsere Eltern angerufen und nun können wir uns jeden Tag am Nachmittag treffen." Ja, aber erst ab 16 Uhr, weil meine Mama ... Mama wie heißt das Wort? " "Homeoffice!" tönt es aus dem Hintergrund. "  " Ja, und mein Bruder braucht den Laptop für die Schule," mischt Susi sich ein. " Ja," ruft Uli, aber dann dürfen wir drei uns treffen und quatschen, spielen, basteln oder mit unseren Puppen eine Teeparty feiern."

Oma Brigitte aber hat sich still lächelnd in ihren Sessel gesetzt, damit sie einspringen kann, wenn ihre Enkelin mit dem Laptop nicht zurecht kommt.

Als Kathrin am Abend an ihren Teddy gekuschelt im Bett liegt, findet sie den Vitus immer noch doof, aber sie freut sich, dass sie sich jetzt jeden Tag mit ihren Freunden treffen konnte, wenn auch nur über Video.


© Lore Platz 8.02.2021

Freitag, 5. Februar 2021

Die Eule - ein Gedicht

 


Unter dem Motto : 

Ich lade gern mir Gäste ein

stelle ich ab und zu von Freunden. die wunderschön schreiben oder dichten können und keinen eigenen Blog haben, ihre Werke hier bei mir ein, damit auch ihr euch daran erfreuen könnt.

Mit diesem Gedicht einer langjährigen, lieben Internetfreundin wünsche ich euch ein schönes Wochenende.

 

 


 

Eine Eule sitzt auf einem Ast,
und denkt sich, ist oft alles ne ganz schöne Last.
Bei Wind und Wetter sitze ich hier,
und habe kein anderes Quartier.

Aus Holz bin ich geschnitzt,
nein, das ist kein Witz.
Man setzte mich hier her in den Wald,
dabei ist es gerade so bitter kalt.

Etwas Moos bedeckt meinen Körper,
ach wäre es doch schon ganz viel später.
Ja, im Sommer, da ist es schön, 

weil ganz viele Leute hier spazieren gehen,

Die schauen zu mir hoch und sind ganz doll erstaunt,
denn das es mich gibt, hätten sie nicht geglaubt.
So mancher Hund bellt und knurrt mich an,
ärgert sich, weil er mich nicht erreichen kann.

Ja, so hoch im Baum zu sitzen hat schon was,
macht auch oft richtig Spaß!
So sitze ich hier weiter Jahr für Jahr,
zu jeder Jahreszeit, ist doch klar.

So schaue ich weiter alles von oben an,
so das man mich weiter von unten bewundern kann! 

 

(c) Irmgard Brüggemann 

 

Dienstag, 2. Februar 2021

Plauderecke wenn Kinder das Elternhaus verlassen

 


Hält man sein Kind zum ersten Mal im Arm, ist das Herz erfüllt voll Liebe und man möchte es vor allen Widrigkeiten der Welt beschützen. Die ersten Jahre gelingt es vielleicht. doch spätestens wenn es in die Schule geht, wird es womöglich gemobbt. Auch vor Todesfällen in der Familie kann man es nicht bewahren. Doch man kann seinem Kind bei all den Problemen hilfreich zur Seite stehen und ihm beibringen wie man mit Konflikten umgeht und auch sein Selbstbewusstsein stärken.

Der schlimmste Tag einer Mutter ist der, wenn das Kind zum ersten Mal seine Flügel ausbreiten  und die Welt erkunden möchte.

Als meine Tochter mitten unter der Ausbildung in eine WG in Berlin ziehen wollte, war ich schockiert. Sie schrieb damals Geschichten und ließ diese im Internet herumgehen, da wurde sie von einem jungen Mann angeschrieben, der einen eigenen Radiosender hatte. Er wollte ihre Geschichten in dort vorlesen.

Als gute Mutter kümmerte ich mich natürlich darum, dass sie ihre Ausbildung in Berlin beenden konnte, obwohl mir das Herz schwer war. Die einzige Bedingung bevor sie umzog, ich wollte den jungen Mann erst kennenlernen.

Heute lebt sie nun schon seit achtzehn Jahren in Berlin, hat ihr Examen als Erzieherin mit Note 1 gemacht und ist immer noch in dem gleichen Kindergarten, in dem sie ihr Praktikum machte. Hat einen sehr netten Freund, eine hübsche Wohnung und ihre Mutter nicht vergessen.

Es ist das größte Geschenk, wenn man sieht, dass aus seinen Kindern ordentliche, ehrliche Menschen wurden.


 


 

Wenn dein Kind klein ist; gib ihm Wurzeln
Wenn dein Kind groß ist; dann gib ihm Flügel 

Es ist nicht immer leicht für uns Mütter unseren Kindern Flügel zu geben, aber wir tun es, da wir unsere Kinder lieben.
Dazu eine alte Geschichte von mir, die noch nicht alle Leser hier kennen.
Viel Spaß beim Lesen!


Gibt es ein Leben nach den Kindern?

Bärbel steht an der Tür und winkt dem Auto nach.
Nun hat auch ihr Nesthäkchen das heimatliche Nest verlassen.
Frank bringt sie gerade nach München zum Bahnhof und von dort fährt sie dann nach Berlin, wo sie ihre Ausbildung beenden will.
Durch einen Glücksfall hat sie ein Zimmer in einer WG bekommen.
Seufzend wendet sich die Frau um und geht ins Haus, das jetzt so merkwürdig still und verlassen wirkt.
Und nun kommen die Tränen, die sie bisher so tapfer unterdrückt hat.
Tag an Tag reiht sich aneinander und Bärbel weiß oft nichts mit sich anzufangen. Als sie wieder einmal zum dritten Mal über die frisch polierte Spüle fährt, lässt sie sich ermattet auf einen Stuhl fallen.
Die Stille erdrückt sie.
Wie sehr vermisst sie doch den Lärm, die Fröhlichkeit und selbst das Chaos, das ihre Kinder immer hinterlassen hatten bevor sie das Haus verließen, um dann in einigen Stunden wieder zu kommen, hungrig und voll von ihren Erlebnissen.
Schluss mit dem sinnlosen Putzen.
Sie musste raus hier.
Kurzentschlossen greift sie ihren Korb, wirft Schlüssel und Geldbörse hinein und verlässt das Haus.
Auf dem Wochenmarkt sind um diese Zeit nur Hausfrauen zu treffen.
Bärbel schlendert zum Stand von Erna Waldinger, bei der sie seit Jahren immer einkauft.
Die alte Frau begrüßt sie mit einem Lächeln und packt das gewünschte Gemüse in ihren Korb.
Als sie ihr das Wechselgeld zurückgibt meint sie schmunzelnd.
Ihre Einkäufe werden immer weniger.“
Bärbel nickt.
Nun hat auch unser Nesthäkchen das Nest verlassen und mein Mann und ich sind alleine.“
So ist es im Leben, die Kinder werden flügge.
Ich habe ihr drei ja aufwachsen sehen. Es sind prima Kinder und sie müssen sich keine Sorgen machen, die werden sich in der Welt behaupten.“
Aber sie fehlen mir und zuhause ist es so entsetzlich still!“
Das ist der Lauf der Welt, daran kann man nichts ändern, aber es ist doch auch eine Chance und sie könnten etwas für sich tun.“
Vielleicht, auf Wiedersehen.“
Mit müden Schritten schlendert sie weiter.
Bärbel, Bärbel!“
Bärbel sieht sich um und entdeckt vor dem
Cafe Bergmeister ihre ehemalige Schulfreundin Adelheid.
Mensch Heidi, seit wann bist du denn wieder hier.“
Noch nicht lange, aber setze dich doch. Wie geht es dir denn ?“
Bärbel schüttet der Freundin ihr Herz aus.
Ich habe ja keine Familie, da mein Beruf mich immer zu sehr in Anspruch genommen hat, aber manchmal sind solche Veränderungen auch eine Chance.“
Das habe ich heute schon einmal gehört,“ murmelt ihre Freundin.
Ich stehe auch gerade vor einer Veränderung.“
Gefällt es dir denn nicht mehr in Hamburg?“
Und wie, aber mein Vater hatte einen Herzinfarkt.“
Ich habe davon gehört, wie geht es ihm denn?“
Besser und wenn er nicht mehr so viel arbeitet kann er noch lange leben. Er möchte, dass ich seinen Verlag übernehme.“
Adelheids Vater gehörte ein kleiner Zeitungsverlag, der täglich die regionale Zeitung herausbrachte.
Möchtest du?“
Adelheid nickt zögernd.
Wie du weißt hat mein Urgroßvater den Verlag gegründet und nun liegt es wohl an mir ihn weiter zu führen.“
Du willst dich also wieder in den Staub unseres Provinznestes begeben,“ grinst Bärbel.
Die beiden Frauen prusten los.
Als Adelheid nach ihrem Examen das Angebot einer großen Hamburger Zeitung bekommen hatte, führte sie einen Freudentanz auf und jubelte:
Nun kann ich endlich und für immer den Staub dieses Provinznestes von den Schuhen schütteln!“
Als sich beide wieder beruhigt haben, gesteht Adelheid etwas verlegen:
Naja auch hier hat sich in den letzten Jahren viel verändert und außerdem möchte ich etwas frischen Wind in unseren Verlag bringen.
Neben der Regionalzeitung möchte ich auch über das Weltgeschehen berichten, die Landwirtschaftszeitung neu gestalten und etwas über die ländliche Küche und auch die Ausflugsziele hier berichten. Und ich habe eine Zeitung für die ganze Familie geplant.
Da wird es etwas für die Väter, die Mütter und auch die Kinder geben.“
Sie runzelt die Stirn und betrachtet Bärbel nachdenklich.
Malst du eigentlich noch diese reizenden kleinen Bilder und denkst dir dazu Geschichten aus, wie du es in unserer Kindheit immer getan hast?“
Schon lange nicht mehr, als die Kinder noch klein waren habe ich ihnen immer kleine ausgedachte Gutenachtgeschichten erzählt und manchmal auch Bilder für sie gezeichnet.“
Hast du keine Lust für meine neue Familienzeitung eine Kindergeschichte zu schreiben und Bilder dazu zu zeichnen? Am besten eine Fortsetzungsgeschichte, das erhöht die Auflagen, denn die Kleinen werden solange betteln, bis die Eltern die nächste Zeitung kaufen, damit sie die Fortsetzung lesen können. Was meinst du? Entschuldige!“
Adelheids Handy klingelt.
Während ihre Freundin telefoniert überlegt Bärbel und mehr und mehr gefällt ihr der Gedanke.
Adelheid klappt das Handy zu und springt auf.
Tut mir leid, ich muss los!“
Sie kramt in ihrer Tasche und reicht Bärbel eine Visitenkarte.
Lass es dir durch den Kopf gehen und rufe mich an. Ich würde mich freuen.“
Auch Bärbel macht sich auf den Weg nach Hause.
In dem kleinen Schreibwarengeschäft an der Ecke kauft sie sich einen Block und Stifte.
Zu Hause stellt sie den Einkaufskorb achtlos in der Küche ab und läuft hinaus in der Garten.
Sie setzt sich auf die Bank und legt Block und Stifte auf den Tisch vor sich.
Die Sonne scheint warm auf sie herunter und dringt bis in ihr Herz.
Weiße Schäfchenwolken zieren den hellblauen Himmel und
Bienen um schwirren summend die duftenden Blüten.
Eine Amsel singt auf dem Birnbaum voll Inbrunst ein Lied und ein Schmetterling tanzt taumelnd vor übermütiger Freude dazu.
Plötzlich erwacht der Garten zum Leben.
Der Schmetterling verwandelt sich in eine kleine Elfe, die sich auf einer Tulpe niederlässt und vergnügt mit den Beinen baumelt.
Die Bienen haben auf einmal kleine goldene Eimerchen, in die sie fleißig den gesammelten Nektar geben.
Der Amselmann aber trägt einen Smoking und eine weiße Fliege, hält zwischen den Flügeln einen bunten Blumenstrauß und singt für seine Angebetete ein Liebeslied.
Diese sitzt einige Äste weiter in einem einfachen braunen Hauskleid und lauscht verzückt dem voll tönenden Bariton.
Ein Zwerg mit griesgrämigem Gesicht, steckt seinen Kopf aus dem Brombeergebüsch und brüllt:
Ruhe, ich möchte schlafen!“
Bärbels Stift fährt über das Blatt und immer mehr liebliche, skurrile und fröhliche Gestalten entstehen.
Und dazu spinnt und zaubert sie im Kopf eine wundersame Geschichte, die sie später dann aufschreiben wird.
Blatt um Blatt füllt sich und Bärbel vergisst gänzlich die Zeit und erschrickt, als ihr Mann plötzlich neben ihr steht und sie begrüßt.
Schuldbewusst sieht sie auf die Uhr.
Ich habe vergessen zu kochen.“
Frank grinst.
Den Einkaufskorb habe ich in der Küche gesehen, aber was zeichnest du denn da?“
Er setzt sich neben sie und während er sich staunend Blatt für Blatt betrachtet, erzählt ihm Bärbel von Adelheids Vorschlag.
Frank aber freut sich denn er hat sich schon Sorgen um seine Frau gemacht.
Doch nun sind die Schatten verschwunden und es leuchtet wieder die alte Energie und Lebensfreude aus den Augen seiner Bärbel.

© Lore Platz