Montag, 16. September 2024

Flips und Pips

 Einen schönen guten Morgen wünsche ich euch und einen guten Start in die Woche. 

Habe eben wieder fest gestellt, wie leicht es ist, ein kleines Licht in die Welt zu setzen. 

Ich hatte ein technischen Problem und rief die große Firma an, um es zu klären und mir erklären zu lassen. 

Es wurde mir sehr freundlich und auch verständlich dargelegt, schließlich bin ich in punkto Technik ab und zu noch ein Steinzeitmensch. Am Ende bedankte ich mich herzlich für die freundliche und verständliche Erkärung und aus der Antwort konnte ich erkennen, dass er sich freute.

 

Viele Missverständnisse entstehen dadurch, dass 

ein Dank nicht ausgesprochen, sondern nur 

empfunden wird.


Ernst R. Hauscka 

1926 - 2012

 

Morgen beginne ich mit Hieronymus

 

 

 

(c) pischu

Heute gibt es eine gerade fertig geschriebene 

Geschichte, das Bild dazu hat Regina gemalt.

Doch bevor ich beginne möchte ich euch eine neue 

Malerin für meinen Blog vostellen. 

Sie gehört zu meiner Familie. Sie ist die Schwester 

meines Schwiegersohns.

Pia ist eine kluge nette junge Frau, die ihre 

Gefühle durch ihre Bilder ausdrückt, und die ich sehr 

gern habe.

Die beiden Geschwister haben vor kurzem ihre Mutter 

verloren, aber das schweißt uns als Familie noch mehr 

zusammen.

 

 

(c)RMzV

 

Flips und Pips



Ein kleiner Zwerg hastet durch den Wald.

Vor der Tür eines kleinen Häuschens bleibt er stehen, stützt die Arme auf die Knie und holt tief Luft.

Er denkt sich, dass das auch schon mal besser ging. "Ich glaube, ich werde langsam alt!", stöhnt er und atmet noch einmal tief durch.

Die Tür wird aufgerissen und eine Zwergenfrau, beide Arme in die Seiten gestemmt, sieht ihn grimmig an. "Adolfo Maximilian!"

 

 


Dieser zieht erschrocken den Kopf ein.

Oje wenn sein Tildchen ihn bei seinem vollen Namen nennt dann war nicht gut Kirschen essen mit ihr.

"Ich habe ein Hühnchen mit dir zu rupfen", schimpft Tildchen und das meint sie nicht wörtlich, denn die beiden lieben ihre Hühner und niemals würden sie diese essen.

Alfo wie er eigentlich genannt wird verdreht die Augen und durchforscht sein Gewissen.

Hatte er etwa den Hochzeitstag vergessen? Nein, das konnte nicht sein, dieser Tag war auch ihm stets wichtig.

Das war es also nicht. Oder ist Tildchen verärgert, weil er zu spät nach Hause kommt?

"Was ist denn nur los?", fragt er und hofft, dass es nichts Schlimmes ist.

"Was los ist!", faucht die Zwergenfrau, " habe ich dir nicht heute Morgen gesagt, dass du früher nach Hause kommen sollst, weil du die Zwillinge von der Schule abholen musst, da ich große Wäsche habe.

Und du weißt genau, dass Pips und Fips nur Unsinn anstellen, wenn man sie nur eine Minute aus den Augen lässt."

Alfo wird es siedend heiß, er gibt Tildchen einen schnellen Kuss, dreht sich um und rennt los.

Unterwegs flucht und schimpft er in einer Tour. "Nun habe ich mich schon den ganzen Morgen abgehetzt und nun das noch!", sagt er laut.

"Wie bitte?", tönt da eine bekannte Stimme hinter ihm.

Er dreht sich um und blafft seinen besten Freund Fredo an.

"Du kommst mir gerade Recht, hättest du mich nicht solange aufgehalten, dann wäre ich rechtzeitig nach Hause gekommen, um Fips und Pips von der Schule abzuholen.

Nun ist Tildchen wütend auf mich und wer weiß, was die Jungs anstellen, wenn sie alleine sind!"

Fredo zuckt verlegen die Schultern und dreht sich um.

Alfo legt ihm die Hand auf die Schulter.

"Halt mein Freund du kommst mit, denn wenn die Schlingel nicht mehr vor der Schule warten, dann brauche ich deine Hilfe!"

Das gefällt Fredo gar nicht, aber er fügt sich und gemeinsam eilen sie in Richtung Schule. Unterwegs treffen sie schon einige Zwergenkinder, die auf dem Weg nach Hause sind.

"Oh je, oh je! Die Schule ist längst aus!", jammert Alfo und legt noch einen Zahn zu. "Jetzt aber schnell, Fredo!"

Als sie an der Schule ankommen, ist weit und breit nichts zu sehen.

 

(c)RMzV

Ein Geräusch lässt sie herumfahren, doch es ist nur Lehrer Wibbel, der seine Tasche unter dem Arm geklemmt, die Tür des Schulhauses abschließt.

"Herr Wibbel, Herr Wibbel", ruft Alfo. "Haben Sie die Zwillinge gesehen oder haben Sie sie etwa eingeschlossen?"

"Unverschämtheit!", sagt Herr Wibbel. "Ich habe noch nie jemanden eingeschlossen und schon gar nicht die Zwillinge, die würden ja ein Chaos anrichten, wenn man sie allein lässt!"

" Und sie wissen auch nicht wo sie sind", seufzt Alfo.

Herr Wippel wirft ihm einen finsteren Blick zu. "Nein und ich will es auch gar nicht wissen. Pips und Fips sind die größten Raubauken in meiner Klasse und ich bin froh wenn ich nichts mehr mit ihnen zu tun habe!"

Er dreht sich um und stapft davon.

Fredo ist entsetzt.

"Was ist das denn für ein Lehrer, der mit seinen Schülern nichts zu tun haben will. Das ist doch unglaublich. Wofür lernen die denn viele Jahre, wie man mit Kindern umgehen muss?"

"Das finde ich auch. Die Zwillinge sind ein bisschen wild, aber sie sind doch in Ordnung, oder?", fragt Alfo traurig.

Fredo legt ihm tröstend die Hand auf die Schulter ," Deine Jungs sind in Ordnung, sie wissen oft nur nicht wohin mit ihrer überschüssigen Kraft, aber das werden sie lernen. Nun komm lass uns auf die Suche gehen."

Ja, wo befinden sich die beiden Schlingel?

Alfo und Fredo sind ratlos. Vielleicht haben sie einen Umweg gemacht, vermuten sie und überlegen, wohin sie gegangen sein könnten.

"Ich hab´s!", ruft Fredo.

"Sie sind bei der alten Liese vorbei gegangen. Die hat doch immer so herrliche Süßigkeiten für die Kinder!"

Pips und Fips waren tatsächlich bei der alten Liese gewesen, haben sich sogar höflich bedankt für die Leckereien, aber ob sie es taten, weil sie sich plötzlich an ihre gute Erziehung erinnerten.

Eher wohl nicht, die Schlingel wussten genau, die Liese gab nur gut erzogenen Kindern etwas.

Nun stehen sie da, ohne lästige Aufsicht und wissen nicht was sie mit sich anfangen sollen.

Da sehen sie Alfo und Fredo den Weg lang kommen. Schnell verstecken sie sich hinter einem Gebüsch und verhalten sich mucksmäuschenstill.

Erst, als ihr Vater und sein Freund außer Sichtweite sind verlassen sie kichernd ihr Versteck.

"Die gehen jetzt bestimmt zur alten Liese," grinst Pips und Fips nickt vergnügt:

" Was meinst du, sollen wir ihnen nachschleichen?" "Und wenn sie uns entdecken!" "Dann freuen sie sich, schimpfen uns und wir verlieren für diesmal unsere Freiheit.

Fröhlich lachend laufen die beiden los.

Sie kommen gerade an, als Alfo und Fredo sich von der alten Liese verabschieden.

 


Sie kichern und wollen ihnen gerade nachschleichen, da hören sie ein Knacken. Schnell verkriechen sie sich tiefer im Gebüsch. „Was wollen die denn hier!“

Pst“

Flips legt den Zeigefinger an den Mund und gespannt beobachten sie die beiden Kobolde. Diese stapfen direkt auf die Tür des Häuschens zu und poltern mit den Fäusten dagegen.

Liese stürmt heraus und schimpft: „Sagt mal seid ihr irre!“

Die Beiden grinsen sie frech an: “Wir wollen Süßigkeiten!“ „Pah, Süßigkeiten schenke ich nur braven Kindern!“

Hast du nicht gerade Pips und Fips welche geschenkt und die sind doch auch nicht brav.“

Die zwei sind übermütige Lausbuben, die manchmal über die Stränge schlagen, aber sie haben ein gutes Herz.

Ihr beide aber seid bösartig und gemein.

Oder glaubt ihr, ich weiß nicht, dass ihr letzte Woche alle meine Kräuter, die im Schuppen zum Trocknen aufgehängt waren, gestohlen habt und ein Lagerfeuer damit gemacht habt!“ 

„Na und,  wir haben gefroren, aber nun rück endlich mit Süßigkeiten heraus Alte!“ Mit grimmigen Gesichtern und geballten Fäusten stürmen sie auf Liese zu, die erschrocken einen Schritt zurück weicht.

Da raschelt es im Gebüsch und Flips und Pips stürzen sich auf die Kobolde.

Als diese besiegt und kleinlaut am Boden liegen, bringt die alte Frau ein Seil und fesselt die Unholde.

Was machen wir mit die Beiden?“ fragen die Zwillinge.

Wir bringen sie zu eurem Bürgermeister, der soll über sie richten.“

Ein seltsamer Zug war es, der in das Zwergendorf einzog.

Hoch aufgerichtet schritt Liese voran, hinter ihr stolpern die Kobolde, von den Zwillingen an der Leine geführt.

Der Bürgermeister kommt aus seinem Haus. Inzwischen haben sich alle Bewohner um die seltsame kleine Gruppe gescharrt.

Freundlich begrüßte Bertl ,der Bürgermeister , die alte Frau, die bei den Zwergen in sehr hohem Ansehen stand, Liese berichtet, dass die Kobolde sie bedroht und angegriffen Flips und Pips sie gerettete haben.

Der verwies die Kobolde des Landes, doch mussten sie unter strenger Bewachung noch die Kräuter sammeln, die sie Liesel gestohlen haben.

Die Zwillinge aber waren die Helden des Tages und Tildchen und Alfro waren stolz auf ihre Kinder.



© Lore Platz 4.06.2024







Samstag, 14. September 2024

Armin und der Stift des Glücks






Armin und der Stift des Glücks


Lena springt aus dem Schulbus und läuft die paar Meter zu dem alten Mietshaus. Ihr Schulranzen auf dem Rücken hüpft dabei fröhlich auf und ab.
Nachdem sie die ausgetretenen Holzstufen bis zum zweiten Stock hinter sich hat, klingelt sie an der Tür von Henriette Ohlsen.
Henriette wohnt gleich gegenüber von Lena und ihrer Mutter und passt auf das Mädchen auf, bis deren Mutter von der Arbeit kommt.
Die alte Frau öffnet und Balduin, der alte Dackel, drängt sich an ihr vorbei und begrüßt das Mädchen freudig.
Er bellt und hechelt etwas kurzatmig und wedelt heftig mit dem Schwanz.
Lena krault ihn zwischen den Ohren und stellt dann ihren Schulranzen ab.
Lena gehst du schon in die Küche, ich möchte nur noch die Glühbirne in meiner Nachttischlampe auswechseln.“
Das Mädchen nickt vergnügt und gefolgt von Balduin hüpft sie in die Küche, in der es herrlich duftet.
Auf dem Ofen blubbert ein Gemüseeintopf und in einem Topf schwimmen Würstchen.
Lena holt zwei Teller aus dem Küchenschrank und deckt flink den Tisch, während Balduin sich in sein Körbchen verzieht und sie von dort aus beobachtet.
Nach dem Essen holt Henriette ihr Strickzeug und das Mädchen macht ihre Hausaufgaben.
Es ist still in der warmen gemütlichen Küche, in der noch ein leichter Essensgeruch liegt. Nur das gleichmäßige Ticken der alten verschnörkelten Uhr und das leise Schnarchen des Dackels ist zu hören.
Lena klappt aufatmend das Heft zu. „Fertig nun muss ich nur noch ein Herbstbild malen.“
Sie holt aus ihrem Schulranzen den Zeichenblock und wühlt in ihrem Schlampermäppchen.
Tante Henriette hast du einen Bleistift?“
Sieh mal in der Krimskrams-Schublade nach Kind.“
Lena springt auf.
Sie liebt die Krimskrams-Schublade, in der Dinge sind, die man nicht mehr, aber vielleicht doch noch einmal gebrauchen konnte.
Eifrig wühlt Lena zwischen den alten Knöpfen, Resten von Garn und einer alten Schnur, einem abgebrochenem Schraubenzieher, Nägeln und noch so allerlei und zieht schließlich einen Bleistiftstummel heraus.
Zweifelnd betrachtet sie ihn.
Ob man den noch benutzen kann?“
Aber sicher,“ meint Henriette lakonisch, die nicht gerne etwas weg warf, bevor es total unbrauchbar war.
Lena schließt die offene Schublade und kommt zurück zum Tisch.
Erzählst du mir eine Geschichte während ich male?“
Henriette überlegt einen Moment und ihr Blick ruht auf dem Mädchen, das mit hochkonzentrierten Gesicht mit dem Stift über das Papier fährt.
Möchtest du die Geschichte von einem Stift hören, der Glück brachte?“
Lena nickt und Henriette beginnt zu erzählen.

In einem alten Mietshaus, ganz oben unterm Dach wohnte  Armin  Notnagel, ein junger Künstler.
Viele Möbel hatte er nicht.
Auf dem Boden lag eine Matratze mit einer Decke. Daneben stand eine alte Holzkiste, auf der ein alter Teller mit einer Kerze stand, denn man hatte ihm mal wieder den Strom abgestellt.
Auf einem alten wackeligen Tisch, dessen linkes Bein mit einem dicken Telefonbuch gestützt war, lagen kreuz und quer eine Menge Zeichnungen, die er angefertigt hatte.
Ein Stuhl, aus dem die Lehne herausgebrochen war, vervollständige die Einrichtung.
Vielleicht sollte man den Eimer in der Ecke noch erwähnen, denn, wenn es regnete, dann regnete es durch das löchrige Dach.
Den jungen Mann störte das Alles nicht. Er war ein fröhlicher Typ mit einem goldenen Herzen und durch kleine Aushilfsjobs verdiente er sich das Wenige, das er zum leben brauchte.
Und die Menschen mochten ihn wegen seiner fröhlichen unbekümmerten Art.
  Armin glaubte fest an seinen großen Durchbruch als Maler und in letzter Zeit mehr denn je, denn er war verliebt und wollte dem Vater seiner Liebsten imponieren.
Der reiche Bäckermeister Gottfried Semmel sah es gar nicht gern, dass der arme Hungerleider seiner Tochter Else schöne Augen machte. Das Mädel war sowieso schon so verdreht, seit sie aus dem feinen Internat zurück gekommen war.
Einen Bäcker sollte sie heiraten, der einmal das Geschäft übernahm.
So hatte das Liebespaar also wenig Aussichten.




Else brachte jeden Morgen einen Korb mit frischen Brötchen und allerlei Leckereien zu dem Kiosk an der Ecke. Denn die alte Berta war ihre Verbündete.
Berta kochte in dem kleinen Raum hinter dem Kiosk einen guten Kaffee und frühstückte mit dem jungen Mann, der dann seufzend den Liebesbrief seiner Else las, der jeden Morgen zwischen den frischen Brötchen steckte.
Bevor er dann in die Arbeit ging, schlenderte er an dem Haus des Bäckers vorbei und Else winkte ihm von ihrem Fenster aus zu.
So vergingen die Tage, der Herbst hatte schon längst die Blätter bunt gefärbt und sein Spießgeselle, der stürmische frostige Wind, hatte sie von den Bäumen gepustet.
Manchmal wollte der junge Mann die Hoffnung aufgeben jemals als Maler berühmt zu werden und überlegte sogar eine Bäckerlehre zu machen, denn er wollte seiner Else nahe sein.
Als er eines Tages von einem seiner zahlreichen Jobs nach Hause ging sah er vor sich eine alte Frau, die tief gebeugt immer wieder kurz stehen bleibend, durch den Park schlurfte.
Mitleidig sprach Armin sie an.
Gute Frau, wohin müssen sie denn gehen, kann ich sie nach Hause bringen.“
Die alte Frau blieb stehen und ihre erstaunlich jungen Augen in dem von Runzeln übersäten Gesicht sahen ihn freundlich an.
Danke junger Mann, wenn sie mir ihren Arm reichen könnten.“
Sie zog fröstelnd das zerschlissene Schultertuch um ihre mageren Schultern.
Der junge Mann zog seine Jacke aus und hängte sie ihr über, dann legte er seinen Arm um die Alte, um sie zu stützen.
Als sie den Park verlassen hatten, blieb die Frau stehen, schlüpfte aus der Jacke und reichte sie ihm.
Danke junger Mann von hier aus kann ich alleine weiter gehen. Aber weil sie so ein gutes Herz haben, will ich ihnen etwas schenken. Denken sie niemals daran ihren Traum aufzugeben, denn sie können Großes erreichen. Hier dieser Stift wird ihnen Glück bringen.“
Armin betrachtete den einfachen unansehnlichen Kohlestift und steckte ihn in die Jackentasche, denn er wollte die alte
Frau nicht kränken.
Als er sich umwandte, um ihr zu danken, war sie verschwunden.



Doch von diesem Tag an, schien das Glück in sein Haus zu kommen.
Berta musste zum Zahnarzt und Ronny wollte in dieser Zeit auf den Kiosk aufpassen.
Es war nicht viel los. Die Menschen hasteten vorbei, ohne stehen zu bleiben und zwei Jungen spielten Fußball mit einer Blechbüchse, während ein Hund sie umsprang.
Und schnell holte er seinen Zeichenblock, um dieses Bild festzuhalten. Und wie durch Zauberhand lag plötzlich der Stift der alten Frau in seiner Hand. Mit schnellen gekonnten Strichen fuhr Hieronymus über das Blatt.
Aufatmend betrachtete er das Bild, das ihm besonders gut gelungen war, da begann der Stift in seiner Hand zu blinken, als würde er ihm zuzwinkern.
Ein Mann in einem teuren Pelz kam auf den Kiosk zu und verlangte eine Tasse Kaffee.
Ronny ließ die Espressomaschine laufen.
Zucker und Milch?“
Als er keine Antwort bekam, drehte er sich um und sah wie der Herr seine Zeichnung betrachtete.
Junger Mann sie haben Talent, das ist wunderschön und sehr detailgetreu. Malen sie auch Porträts?“
Rony nickte.
Auch in Öl?“
Ja.“
Der gut gekleidete Herr reichte ihm eine Visitenkarte.
Ich bin Kommerzienrat Goldner, kommen sie morgen zu dieser Adresse, ich möchte, dass sie ein Porträt meiner Frau malen.“
Dann ging er, ohne seinen Kaffee getrunken zu haben.
  Armin malte das Porträt und es wurde in der feinen Gesellschaft bewundert.
Bald konnte er sich vor Aufträgen nicht mehr retten.
Er heiratete seine geliebte Else und niemand war stolzer auf seinen berühmten Schwiegersohn, als Bäckermeister Semmel.“
 
Das war schön und mein Bild ist auch fertig, gefällt es dir?“
Henriette bewundert das schöne Herbstbild.
Balduin aber verließ sein Körbchen und lief zur Tür.
Ich glaube Lena, wir drehen noch eine Runde mit Balduin, bevor deine Mutter kommt.“

© Lore Platz 20.07.2020

Mit dieser Geschichte wünsche ich euch  ein schönes Wochenende, nächste Woche erzähle ich dann wie das Kasperle den Direktor Quirin kennen gelernt hat.
Eure Märchenfee


Freitag, 13. September 2024

Die abenteuerliche Reise im Ballon Ende

Auch die schönste Reise geht zu Ende. Viel Spaß beim Lesen!




Die Tür geht auf und Dr. Waller kommt herein.
Er lächelt den Dreien aufmunternd zu.
Eurem Freund geht es soweit ganz gut. Ich habe ihm eine stärkende Infusion gesetzt und ein Fiebersenkendes Mittel gegeben.“
Dann wird sein Gesicht ernst.
Ich will euch keine falschen Hoffnungen machen. Da sein Körper sehr geschwächt ist, weiß ich nicht ob er wieder gesund wird. Wenn er diese Nacht übersteht, dann können wir hoffen.“
Niedergeschlagen lassen die Freunde den Kopf hängen.
Hey, Kopf hoch, solange Leben ist, ist noch Hoffnung.“
Herr Waller wechselt einen Blick mit seiner Frau.
Wo wohnt ihr denn?“
Wir sind erst heute Morgen hier angekommen und haben noch keine Bleibe,“ murmelt Peter.
Dann bleibt doch bei uns, wir haben genügend Platz!“ ruft Frau Waller und ihr Mann nickt.
Die Kinder strahlen, doch dann meint Vanessa.
Unsere Freunde Fridolin und Angela warten unten am Strand auf uns.“
Dann holt sie, das Haus ist groß genug,“ lacht die junge Frau.
Wir haben auch noch einen Papagei dabei,“ meint das Mädchen verlegen.
Nun lacht das junge Ehepaar herzlich.
Ihr seid ja eine lustige Reisegesellschaft.“
Der junge Arzt betrachtet die Kinder nachdenklich.
Wissen eure Eltern wo ihr seid?“
Peter hält den Kopf gesenkt und Vanessa zuckt verlegen mit den Schultern.
In meinem Arbeitszimmer ist ein Telefon. Ich denke, ihr solltet euren Eltern Bescheid sagen.“
Es wurde nun beschlossen, dass Vanessa ihre Mutter anruft, während Peter und das auffallend stille Kasperle zum Strand gehen und die Freunde holen.
Vanessa ist froh, die Stimme ihrer Mutter zu hören und plötzlich sehnt sie sich nach Hause.
Auch Verena ist glücklich, denn obwohl Lilofee sie über die Abenteuer der Kinder immer auf dem Laufenden gehalten hat und sie weiß dass die guten Geister ihre Kinder beschützen, ist sie doch froh, die Stimme ihrer Tochter zu hören.
Vanessa erzählt ihr nun, dass sie Direktor Quirin gefunden haben, aber er sehr krank ist und sie bei den netten Arztleuten bleiben dürfen, bis er wieder gesund ist.
Verena bittet das Mädchen, ihr doch Frau Waller an den Apparat zu rufen.
Vanessa legt den Hörer nieder und läuft in die Küche, wo die junge Frau gerade das Mittagessen vorbereitet.
Sie bittet das Mädchen auf das Gulasch auf dem Herd aufzupassen und eilt ins Arbeitszimmer.
Mit einem Lächeln auf den Lippen kommt sie wenig später wieder.
Deine Mutter ist sehr nett. Morgen ist ja Ostersonntag und deine Eltern werden morgen zu uns kommen und euch abholen.
Da der Weg von Bayern an die Nordsee sehr weit ist und Montag ja auch noch ein Feiertag ist, haben wir ausgemacht, dass deine Eltern hier übernachten und erst am Montag mit euch heim fahren.“
Juchhuuuu!“ Vanessa umarmt die junge Frau stürmisch.
Diese streicht ihr lächelnd über das Haar.
Es klingelt und Frau Waller eilt zur Tür und kommt mit der kleinen Gesellschaft zurück.
Natürlich wird sie von Cäpt`n Cook gleich aufgefordert, sich die Schuhe zu putzen und will sich ausschütten vor Lachen.
Doch dann scheucht sie die kleine Gesellschaft in den Garten, denn sie muss kochen und die Küche ist ziemlich voll.
Kasperle ist überraschend fröhlich und kaspert und lacht und von seiner Traurigkeit ist nichts mehr zu spüren.
Vanessa wundert sich, doch als sie draußen auf der Terrasse sind, erfährt sie warum.
Angela will ihr Amulett bei dem Kranken ausprobieren, denn Viola hatte zum Abschied doch gesagt, dass es heilende Kräfte hat.
Als Vanessa ihrem Bruder berichtet, dass die Eltern morgen kommen freut der sich riesig, denn auch er hat langsam Heimweh bekommen.
Frau Waller kommt mit einem Tablett voller Geschirr heraus und bittet sie den Tisch zu decken.
Unter viel Gelächter machen sie sich an die Arbeit.
Als Doktor Waller auf die Veranda kommt freut er sich über die lustige kleine Gesellschaft und insgeheim hofft er, dass es ihm gelingt den schwerkranken Patienten zu retten.
Er begrüßt Angela und Fridolin und plötzlich fordert ihn eine Stimme auf, sich die Füße abzuputzen.
Der junge Mann entdeckt den Papagei, der auf einem Ast hockt und betrachtet ihn vergnügt.
Du bist ja ein hübscher Vogel und sprechen kannst du auch.“
Halt den Schnabel, Döskopp!“ antwortet der Papagei und der junge Arzt bricht in schallendes Gelächter aus.
Es ist überhaupt eine fröhliche Gesellschaft, die sich wenig später das Mittagessen munden lässt.
Hieronymus hat auch seinen Appetit wieder gefunden.
Leider wird Doktor Waller noch während des Essen zu einem Notfall gerufen und bevor er geht, fragt Fridolin, ob er und Angelina den Kranken besuchen dürfen.
Der Arzt nickt und eilt schnell seine Tasche holen und gleich darauf hört man das Auto wegfahren.
Während Peter und Vanessa beim Abräumen helfen, geht das Kasperle mit Fridolin und Angela zu Direktor Quirin.
Als sie später aus dem Krankenzimmer in den Garten kommen, strahlen alle drei über das ganze Gesicht und die Kinder wissen, dass das Amulett gewirkt hat.
Während ihre Gastgeberin im Haus zu tun hat, schlendern die Freunde weiter in den Garten und setzen sich unter einen Baum.
Der Papagei fliegt ihnen nach und lässt sich auf einem Ast nieder.
Sie reden über ihr Abenteuer, die Heilung des Direktors und auch über das verwunderte Gesicht wenn Doktor Waller bemerken wird, dass sein todkranker Patient über Nacht kerngesund wurde.
Peter aber sitzt nachdenklich da und beteiligt sich kaum am Gespräch.
Morgen kommen unsere Eltern und übermorgen fahren wir nach Hause, aber was wird aus euch und dem Direktor?“ wendet er sich an Fridolin und Angela.
Angela und ich haben schon darüber gesprochen,“ erklärt Fridolin.
Sobald Direktor Quirin reisen kann, nehmen wir ihn mit nach Italien und Hieronymus kann gerne mitkommen, bis ihn die Reiselust wieder packt.“
Alle finden das für eine gute Idee und Peter nimmt seinen Zauberbeutel vom Hals und drückt ihn Fridolin in die Hand.
Ich brauche ihn nicht mehr, aber du wirst Geld für die Reise benötigen.“
Fridolin nickt dankend und versteckt den Beutel unter seinem Hemd.
Es wird noch ein vergnügter Nachmittag.
Am Abend zeigt ihnen Frau Waller ihre Zimmer, und der Papagei wird in den Wintergarten verfrachtet.
Der Doktor, der noch einmal vor dem Schlafen gehen nach seinem Patienten geschaut hat, teilt ihnen mit, dass das Fieber gesunken und der alte Mann sich gesund schläft.
So können alle beruhigt ins Bett gehen.
Am nächsten Morgen weckt sie fröhliches Vogelgezwitscher und strahlender Sonnenschein.
Peter und Vanessa sind die ersten, die aus dem Bett springen.
Heute kommen ihre Eltern und sie freuen sich riesig.
Nachdem alle nacheinander im Bad waren, außer Hieronymus, der behauptet, Kasperle brauchten sich nicht zu waschen, laufen sie in die Küche, finden diese aber leer.
Aber der Terrasse treffen sie Frau Waller, die gerade den Tisch deckt.
Liebevoll hat sie alles arrangiert.
In der Mitte prangt eine Vase mit goldgelben Osterglocken und daneben steht eine Schüssel mit gefärbten Eiern.
Als sie die Freunde entdeckt lacht sie und ruft vergnügt:
Frohe Ostern!“
Frohe Ostern!“ tönt es im Chor zurück und alle setzen sich um den Tisch.
Meinen Mann müsst ihr wohl entschuldigen, er kam gestern Abend erst spät von einem Notfall zurück.“
Von wegen, ich lasse mir doch ein so schönes Osterfrühstück nicht entgehen und seht mal, wen ich mitgebracht habe.“
Neben ihm steht frisch und gesund Direktor Quirin.
Jubelnd wird er von seinen Freunden umringt.
Doktor Waller tauscht einen Blick mit seiner Frau, die ihn überrascht anschaut.
Ich weiß es nicht. Es ist wie ein Wunder.
Als ich in das Krankenzimmer kam, saß der Mann aufrecht im Bett. Seine Augen waren frisch und munter und er verlangte energisch nach einem Frühstück.“
Die kleine Gesellschaft kichert, wussten sie doch, warum es ihrem Freund so gut ging.
Es war ein lustiges Osterfrühstück, ein Erzählen und Lachen.
Nur der junge Arzt ist still und betrachtet immer wieder Stirn runzelnd den alten Mann, der vor Gesundheit nur so strotzt und mit sichtlichem Appetit zulangt.
Lautes Hupen klingt von der Straße herüber und Peter und Vanessa sausen los.
Mama! Papa!“
Jubelnd werfen sie sich den Eltern in die Arme.
Freundlich machen sich nun alle miteinander bekannt.
Die beiden Ehepaare verstehen sich sofort.
Frau Waller eilt in die Küche, um zwei Gedecke zu holen und Herr Waller besorgt noch zwei Stühle.
Langsam wird das Haus voll.
Direktor Quirin aber sitzt lächelnd zwischen Hieronymus und Fridolin und genießt den Trubel.
Es ist schön wieder unter Freunden zu sein und die schlimmen Tage in der Fremde sind vorbei.
Fridolin und Angela haben ihm bereits gesagt, dass sie ihn mit nach Italien nehmen.
Er ist glücklich und zufrieden.
Vanessa und Peter kleben regelrecht an ihren Eltern und wollen sie gar nicht mehr loslassen.
Natürlich können sie ihre ganzen Abenteuer nicht erzählen in Gegenwart des jungen Ehepaares.
Aber sie berichten, wie sie Direktor Quirin schwer krank in der Straße gefunden haben.
Der junge Arzt mischt sich noch immer fassungslos ein:
Stellen sie sich vor, gestern war dieser Mann,“ er legt Quirin die Hand auf die Schulter, noch schwer krank und ich fürchtete um sein Leben und heute Morgen?
Sehen sie sich das an. Er strotzt vor Gesundheit! Man könnte meinen, es wäre Zauberei im Spiel.“
Herr Braun verschluckt sich an seinem Kaffee und fängt zu Husten an.
Manchmal war es schon peinlich mit einer Fee verheiratet zu sein.
Wie sollte man manche Dinge denn erklären.
Verena klopft ihm lachend auf den Rücken.
Na, na mein Lieber, nicht so hastig.“
Dann wendet sie sich lächelnd an ihre Gastgeber.
Heute ist doch Ostersonntag.
Ist das nicht ein Tag der Auferstehung und Wunder?“
Dann wollen wir das mal gelten lassen,“ brummt der Doktor.
Wo sind eigentlich die Zwillinge?“ will Vanessa wissen.
Ihre Mutter lacht.
Die sind bei den Großeltern, die Fahrt wäre doch zu lange für sie gewesen.“
Welch ein Glück,“ murmelt das Kasperle und Verena zieht ihn lachend am Ohr.
Dann wendet sie sich an ihre Kinder.
Übrigens sind wir unterwegs dem Osterhasen begegnet, seht doch mal im Auto nach.“
Die Kinder sausen los.
Im Kofferraum steht ein großer Korb.
Das ist doch der Korb, den Herr Langohr noch zum Auto gebracht hat?“ staunt Peter.
Der Vater steht hinter ihnen und grinst.
"Stummelschwänzchen hat ihn gestern Abend noch gebracht, wartet ich trage ihn für euch.“
Er hievt den Korb hoch und gefolgt von den beiden Kinder bringt er ihn in den Garten und stellt ihn auf den inzwischen abgeräumten Tisch.
Nun wird ausgepackt.
Für jeden ist ein riesiges Schokoladenei und einige Kleinigkeiten dabei.
Selbst der Papagei wurde nicht vergessen.
War das ein schöner Ostersonntag.
Als die Kinder am nächsten Morgen mit ihren Eltern aufbrechen, ist doch eine leise Wehmut in ihren Herzen.
Der Abschied von den Reisegefährten fällt ihnen schwer, haben sie doch eine Menge Abenteuer zusammen erlebt.
Auch das nette Arztehepaar haben sie ins Herz geschlossen.
Man verspricht miteinander in Verbindung zu bleiben.
Lange noch winken die Kinder, bis die Freunde nicht mehr zu sehen sind.
Aber sie freuen sich auch wieder auf zu Hause, auf Oma und Opa und auf die Zwillinge.
Ein wenig „Bammel“ hatten sie, als sie Professor Schrullig berichten mussten, dass der Ballon zerstört war.
Aber dieser wusste gar nicht mehr, dass er einen gebaut hatte und seine
Frau war froh, das olle Ding los zu sein.

(c) Lore Platz


(c)Lucy Platz


Donnerstag, 12. September 2024

Die abenteuerliche Reise im Ballon Fortsetzung 17

 
 Kaum hat ein Monat angefangen, saust er dahin, kein Wunder, dass mich im Spiegel immer so eine alte Frau ansieht, die ich gar nicht kenne. Übrigens, die böse Frau in der Geschichte gab es wirklich, die streitet sich bestimmt jetzt mit des Teufels Großmutter. 
Viel Spaß beim Lesen!

 
 
 
 
Sie fragen im Obdachlosenheim, im Krankenhaus, im Pfarrhof, doch niemand kann sich an den alten Mann erinnern.
Auf dem Fischmarkt holen sie sich Matjesbrötchen und schlendern hinunter zum Strand und ruhen sich in den Strandkörben aus.
Fridolin füttert den Papagei mit einigen der Körnchen, die sie aus der Zoohandlung mitgebracht haben.
Hieronymus beißt lustlos in sein Brötchen, dann verfüttert er den Rest an eine Möwe, die in der Nähe herumlungert.
Peter malt Kreise mit dem Fuß in den Sand und auch die beiden Mädchen sitzen still und traurig da.
Ein leichter Wind lässt das Meer kräuseln und den Sand zu ihren Füßen aufwirbeln, dann steht Luftikus vor ihnen.
Ihr seht nicht sehr glücklich aus?“
Wir wissen nicht mehr, wo wir noch suchen sollen. 
Es kommt uns vor, als hätten wir die Stadt bereits zweimal durchforscht.
Wir sind am Ende unserer Weisheit,“ meint Vanessa und in ihren Augen blinken Tränen der Erschöpfung.
Luftikus nickt ernst.
Ruht euch aus, ich werde mir mal die Stadt ansehen.“
Und weg ist er!
Als wenn er mehr erreicht, als wir,“ brummt Peter.
Vanessa knufft ihren Bruder in die Seite.
Nun sei nicht ungerecht. Luftikus ist schneller wie wir und kann von oben die Straßen besser überschauen. Vielleicht hat er Glück.“
Peter grinst.
Eigentlich ist er ja gar nicht so übel und lustig ist er auch.“
Ein Windstoß fährt durch sein Haar, ein leises Lachen ertönt und Luftikus steht wieder vor ihnen.
Er grinst Peter freundlich an.
Sind wir endlich Freunde?“
Meinetwegen, wenn du in Zukunft meine Haare in Ruhe lässt,“ brummt Peter, muss aber grinsen.
Fällt mir schwer, aber abgemacht,“ lacht der Wind, doch dann wird er ernst.
Ich habe euren Freund gefunden. Es geht ihm sehr schlecht.“
Sie beschließen, dass Angelina und Fridolin mit dem Papagei hier in den Strandkörben auf sie warten und nur die Kinder und das Kasperle dem Wind folgen.
Luftikus führt sie durch mehrere Straßen und dann hören sie schon jemanden entsetzlich husten und eine kreischende Frauenstimme schimpfen.
Als sie in die Straße einbiegen sehen sie einen alten ärmlich gekleideten Mann, der in der Ecke einer Treppe kauert und von einem schrecklichen Hustenanfall geschüttelt wird.
Eine ältere Frau kehrt die Straße und den Staub direkt in die Richtung des Mannes, was seinen Husten noch mehr verschlimmert.
Die Kinder beginnen zu laufen und Peter stellt sich zwischen den Mann und den Besen.
Sehen sie denn nicht, dass der Staub den armen Mann zum Husten bringt?“
Ich muss schließlich die Straße kehren und der Penner hier soll verschwinden!“ keift die Frau.
Vanessa und Hieronymus knien voller Mitleid neben dem Mann, der immer noch von einem schlimmen Husten geschüttelt wird.
Nur langsam wird es besser und als er jetzt den Kopf hebt und sie aus fiebrig glänzenden Augen anschaut, ruft das Kasperle:
Direktor Quirin!“
Peter dreht sich um und dann kniet auch er neben dem Mann.
Hieronymus umfängt mit beiden Händen das fieberheiße Gesicht seines alten Freundes und während dicke Tränen über seine Wangen kullern, flüstert er:
Bitte mach die Augen auf, liebes Direktorchen, du darfst nicht sterben.“
Die Frau betrachtet auf den Besen gestützt aus zusammengekniffenen Augen die Szene.
Ihr kennt also den alten Landstreicher, dann sorgt gefälligst dafür, dass er vor meiner Haustür verschwindet.
Überall stolpert man über diese Penner, arbeiten nichts und fallen dem Steuerzahler nur zur Last. Eine Schande ist das!“
Sie bekommt keine Antwort.
Nun richtet sie ihr Augenmerk auf das Kasperle.
Du siehst ja recht komisch aus Kleiner.
Aus welchem Land kommst du denn?
Gehörst wohl auch zu dem Gesindel, das unsere Straßen unsicher macht.“
Nun platzt aber Hieronymus der Kragen.
Mit einem Sprung setzt er über die Beine seines Freundes und stürmt auf die unfreundliche Frau zu, wobei er die wildesten und fürchterlichsten Grimassen schneidet.
Diese lässt entsetzt den Besen fallen, kreischt:
Hilfe! Überfall!“ und stürmt die Stufen hinauf.
Krachend fällt die Tür hinter ihr zu.
Die Kinder und das Kasperle widmen sich wieder Quirin.
Hieronymus streichelt seine Wange.
Als hätte der Kranke ihn gehört, öffnet er die fiebrig glänzenden Augen und murmelt: „Hieronymus“.
Dann verliert er das Bewusstsein.
Was ist denn hier los?“ ertönt eine sonore Stimme.
Ein junger Mann mit einer braunen Ledertasche steht hinter ihnen.
Mit einem kurzen Blick hat er die Lage erfasst.
Geht bitte zur Seite, ich bin Arzt.“
Er kniet neben dem alten Mann und meint dann.
Der Mann ist schwer krank, ich nehme ihn mit in meine Praxis.“
Ein Polizeiauto biegt in die Straße ein und hält direkt bei ihnen.
Zwei Beamte steigen aus und kommen mit grimmigen Gesichtern auf sie zu.
Dann erkennen sie den Arzt und ihre Gesichter werden freundlicher.
Guten Tag, Dr. Waller! Frau Neumeier hat uns angerufen, sie wäre überfallen worden.
Haben sie etwas Verdächtiges bemerkt?“
Ein Fenster öffnet sich und die griesgrämige Alte steckt ihren Kopf heraus.
Verhaften sie das Gesindel, die haben mich angegriffen!“ keift sie
Hier ist nur ein kranker alter Mann und einige Kinder. Ich denke nicht, dass von denen große Gefahr ausgeht,“ meint der eine Polizist, während der andere leise zu Dr. Waller sagt:
Diese Frau ist fürchterlich, ständig ruft sie bei uns an und beschwert sich. Leider müssen wir jedem Anruf nachgehen.“
Es ist gut, dass sie hier sind. Sie können mir helfen den Mann in meine Praxis zu bringen.“
Die beiden Polizisten nehmen den alten Mann zwischen sich und folgen dem Arzt, während die Kinder und das Kasperle mit gesenkten Köpfen hinterher trotten.
Hinter sich hören sie die keifende Stimme von Frau Neumeier.
Ja, nehmt nur das elende Pack mit und sorgen sie dafür, dass sie sich nie wieder hier blicken lassen!“
Plötzlich kommt ein heftiger Wind auf, bauscht die Vorhänge und legt sie um den Hals der Frau
Während sie noch mit den Gardinen kämpft, wirbelt der Staub von der Straße durch die Luft und fliegt ihr mitten ins Gesicht.
Hustend und prustend schlägt die alte Vettel das Fenster zu, dass die Scheiben klirren.
Vanessa kichert und stößt Peter in die Seite.
Das war bestimmt Luftikus!“
Peter grinst zustimmend.
Neben ihnen ertönt ein leises Lachen, dann ist plötzlich wieder Windstille.
Sie haben ein hübsches Haus inmitten eines großen Gartens erreicht.
Eine junge Frau öffnet die Tür.
Sofort hat sie die Lage erfasst.
Schwester Edeltraud ist noch im Behandlungszimmer,“ erklärt sie ihrem Mann.
Die beiden Polizisten mit dem Patienten folgen dem jungen Arzt und die junge Frau wendet sich an die Kinder.
Habt keine Angst, mein Mann wird alles für euren Freund tun, was möglich ist. Kommt doch mit in die Küche.“
 

 
Morgen endet die Geschichte