Von
weitem schon hören sie das Kasperle jammern.
Als
sie dann das Häufchen Elend sehen, das zusammengesunken auf einem
Hocker kauert, können sie sich nur mit Mühe das Lachen verbeißen.
Er
sieht auch zu komisch aus, dieser Traum in Rosa.
Eine
kleine zierliche rosarot gekleidete Dame
trippelt
ihnen entgegen.
„Ist
er nicht entzückend! Diesmal habe ich mich selbst übertroffen. Das
ist das schönste Rosa, das ich jemals gebraut habe.“
Sie
klatscht begeistert in die Hände.
Die
weiße Katze faucht verächtlich und schlägt mit ausgefahrenen
Krallen nach der rosa Spinne, die eilig in ihr ebenfalls rosafarbenes
Netz krabbelt.
Die
alte Dame umkreist bewundernd das Kasperle und murmelt.
„Ist
er nicht entzückend?“
Viola
kämpft gegen ihr Lachen, räuspert sich und meint liebevoll tadelnd.
„Tante
Rosalinde, wie konntest du nur?“
Hieronymus
hebt den Kopf und blickt mit Tränen in den Augen in die Runde.
„Sie,
sieeeee,“ er deutet auf die kleine Hexe, „sie
hat mich verzaubert und nun kann ich nie mehr unter die Leute.
Alle
werden über mich lachen!“
„Aber
Hieronymus, die Leute lachen doch sowieso, wenn sie dich sehen,“
meint Fridolin.
Hieronymus
setzt sich kerzengerade hin.
„Die
Leute lachen, weil ich so tolle Kunststücke mache und so ein
lustiges Kerlchen bin, aber doch nicht weil ich wie ein...,“
er
sucht nach Worten, „wie ein rosarotes Knallbonbon aussehe!“
Nun
können sich die Anderen nicht mehr halten, sie brechen in brüllendes
Gelächter aus.
„Hört
sofort auf!“ schreit das Kasperle und stampft wütend mit dem Fuß
auf.
Langsam
verebbt das Gelächter.
Hieronymus
ganze Wut richtet sich auf die Hexe.
Anklagend
weist er mit dem Finger auf sie.
„Die
ist an allem schuld!“
„Aber
hör mal!“
Aufgeregt
trippelt die kleine Dame durch den Raum.
„Du
hast doch den Becher, den ich zum Abkühlen beiseite gestellt habe,
einfach ausgetrunken!“
„Weil
du immer so verfressen bist, dachtest wohl es wäre Suppe!“ feixt
Peter.
Mit
geballten Fäusten geht das Kasperle auf den Jungen los, doch Viola
hält ihn fest.
„Stopp!“
Sie
wendet sich an ihre Tante.
„Tante
Rosalinde, würdest du bitte einen Gegenzauber brauen?“
Die
Hexe nickt mit einem bedauernden Blick auf ihr rosarotes Werk.
„Und
wir,“ wendet sich Viola an ihre Gäste, „gehen
zum Essen.
Bei
diesen Worten beginnt Hieronymus zu strahlen.
Vergessen
ist die rosarote Bescherung, sein Mund zieht sich von einem Ohr zum
anderen in einem breiten Grinsen.
Wenig
später sitzen sie gemütlich in dem kleinen Salon und die
Küchenzwerge tragen mit feierlicher
Miene die duftenden Speisen auf.
Aus
der Küche dringen fröhliche Stimmen, das Klappern der Teller und
das Klirren des Bestecks.
Viola
lächelt.
„Der
Rest der Zwerge ist eingetroffen, ihr werdet sie später noch kennen
lernen, aber nun lasst es euch schmecken.“
Hieronymus
lässt sich das nicht zweimal sagen.
Blitzschnell
verschwindet ein Happen nach dem anderen in seinem rosenroten Mund.
Aufgeregt
zwitschernd wirbelt Rosalinde durch die Tür.
„Ich
habe das Gegenmittel!“ verkündet sie stolz.
„Hast
du es getestet?“ will ihre Nichte wissen.
„Ja,ja!“
Die
alte Dame wedelt ungeduldig mit der Hand.
„Ich
habe es an einer meinen Spinnen ausprobiert und nun ist sie wieder so
grässlich schwarz
wie vorher. Brrrr!“
Sie
schüttelt sich.
Das
Kasperle legt seine Gabel nieder und sieht die Hexe erwartungsvoll
an.
Diese
betrachtet ihn mit schief geneigtem Kopf.
„Ts,ts,ts,
willst du das wirklich? Du siehst so entzückend aus.
Du
könntest als Lehrling bei mir bleiben, Fabulo ist sowieso zu nichts
zu gebrauchen, auch weigert er sich eine rosa Färbung anzunehmen.“
Seufzend
zupft sie an den rosaroten Locken des Kasperles.
Dieser
nimmt ihr das Glas aus der Hand und stürzt es mit Todesverachtung
hinunter.
Eine
Rauchwolke hüllt ihn ein und als der Dunst sich verzogen hat, sitzt
der alte Hieronymus grinsend da, ohne einen Hauch von Rosa.
Mit
einem bedauernden „Ts,ts,ts“ verlässt Rosalinde den Raum.
Die
Freunde umringen lachend das Kasperle und klopfen ihm begeistert auf
die Schulter.
Angela
gibt ihm ein Küsschen.
„Du
siehst noch viel besser aus, als vorher,“ behauptet sie.
Hieronymus
blickt mit einem breiten Grinsen von einem zum anderen.
Viola
klatscht in die Hände.
„Kommt
ich möchte euch mit den blaumützigen Zwergen bekannt machen.“
In
der Küche sitzen die Zwerge noch immer fröhlich schmatzend und
schwatzend am Tisch.
Nun
lernen unsere Freunde auch noch den Rest der neun Zwerge kennen.
Grummolito
mit dem grimmigen Gesicht, Ernesto, den Ernsten,
Bernando,
den Gemütlichen, Fernando,
den Schüchternen und
Brüllito,
bei dessen lauten Hallo ihnen die Ohren klingen.
Dann
führt Viola sie hinaus über eine blühende Wiese, vorbei an einem
munteren Bächlein, durch ein kurzes Waldstück, auf eine große
weite Lichtung.
Staunend
bleiben sie stehen.
Vor
ihnen liegen riesige Koppeln und darin weiden zahlreichen weiße
Pferde und jedes trägt ein goldenes glitzerndes Horn auf der Stirn.
„Einhörner,“
flüstert Vanessa ehrfürchtig.
Viola
nickt stolz.
„Sind
sie nicht wunderschön? Ich bin die Hüterin der Einhörner und die
blaumützigen Zwerge helfen mir dabei.“
Staunend
betrachten sie die edlen Tiere.
Morgen geht es weiter
Liebe Lore, mit großem Vergnügen lese ich jeden Morgen deine wunderbare Ballongeschichte.
AntwortenLöschenBrüllito. Ne, wat schön!
Diese Geschichte ist es in jedem Fall Wert, als Buch veröffentlicht zu werden.
Ein schönes Wochenende - und dass die Hitze nicht zu groß wird - wünscht Dir
Martina
AntwortenLöschenLiebe Lore!
Auch ich ,die Uschi, lese täglich Deine Geschichten. Man kann glaube ich süchtig werden danach.
Hoffe euch beiden geht es,mal abgesehen von der Hitze gut.
Wieder geht es wunderbar weiter 👍🏻 einfach so schön zu lesen 😃 herzlichen Gruß Karin
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