Pinselchen
und Weihnachten
Es
war Winter geworden im Pinselchens Wald und manchmal auch windig und
bitter kalt und weiß vor Schnee und Reif.
Der
Wind häufte den Schnee vor dem Eingang der Wohnhöhle und Mama und
Papa hatten große Mühe, den Eingang frei zu bekommen und mussten
außerdem vorsichtig sein, damit kein Zweibeiner aufmerksam wurde.
Doch
heute war ein besonders schöner Wintertag, die Sonne schien,
Schneeflocken segelten vom Himmel und landeten auf Pinselchens Pelz
und schmolzen durch seine Körperwärme.
Er
wollte Flocken fangen, aber das klappte nicht, denn kaum in der Pfote
waren sie zu Wasser geworden und seine Enttäuschung war groß.
So
setzte er sich auf einen Stamm und beobachtete das Treiben. Seine
Freunde gesellten sich dazu und nun saßen sie gemeinsam und blickten
mit großen Augen, wie der Schnee mehr und mehr wurde.
Der
Fuchs meinte: „Ich lauf lieber heim, ist mir zu kalt“
Und
auch die Maus verschwand in ihrem Bau, schnüffelte noch mit dem
Näslein nach draußen und dachte sich, nichts ist gemütlicher als
bei der Familie, wenn auch langweilig, Hauptsache warm und zu essen
gibt es auch was.
So
saß Pinselchen ganz alleine auf dem Stamm und staunte über die
vielen Flocken, die neben ihm auf dem Baustamm landeten und wie die
aussahen. Jede hatte eine andere Form und wunderschön waren sie
anzusehen.
Er
wollte noch eine Weile zusehen, weil weit hatte er ja nicht nach
Hause.
Auf
einmal hörte er Stimmen, die kamen immer näher. Da hieß es in
Deckung gehen, wer weiß ob das gefährlich ist. So kletterte er
schnell auf eine Tanne und beobachtete wer oder was da ankam.
Es
waren drei Zweibeiner, zwei große und ein kleiner.
Was
die wohl hier wollten bei dem Wetter und dem vielen Schnee.
Es
gefiel ihm gar nicht, aber neugierig war er doch, also abwarten und
lauschen.
Da
hörte er auch schon wie die tiefere Stimme sagte: „Hoffentlich
gefällt dir endlich bald ein Baum, hab keine große Lust mehr bei
der Kälte ewig zu laufen.“
Sie
hatten auch so ein komisches Teil dabei mit Zähnen wie der Löwenzahn
sie hat. Für was das wohl gedacht war? Dann sagte die höhere
Stimme: „ja, ja wir finden schon einen, nein, der ist zu klein, der
ist zu breit, da sind die Abstände zwischen den Zweigen zu weit
auseinander, der hat keine ordentliche Spitze und Fichten mag ich
nicht, die nadeln so schnell.
Pinselchen
konnte sich aus all dem keinen Reim machen und bitte was ist nadeln?
Endlich
hatten sie ein Bäumchen gefunden, das alle Ansprüche erfüllte. Und
dann kam das Löwenzahnding zum Einsatz und ritsch ratsch war die
kleine Tanne umgesägt. Der Mann nahm sie unter den Arm und das
kleine Kind, also der dritte Zweibeiner hüpfte während dessen laut
singend umher. Warf mit Tannenzapfen um sich und kickte Pilze um.
Benimmt man sich so im Wald?
Pinselchen
tat das Bäumchen leid und so lief er traurig nach Hause und erzählte
es den Eltern.
Papa
der fast alles wusste, erklärte es ihm.
Die
Zweibeiner brauchen den Tannenbaum für Weihnachten. Sie schmücken
ihn und wenn das Christkind kommt und die Geschenke bringt legt es
diese unter den Baum.
„ Was
ist ein Christkind und was sind Weihnachtsgeschenke?“ wollte
Pinselchen wissen.
„
Das
Christkind ist ein wunderschönes kleines Kind, das den Erdenkindern
kleine Geschenke macht, wenn sie übers Jahr brav waren.
Es
wird begleitet von vielen Engeln, reist auf einem großen Schlitten,
den vier Rentiere ziehen und der Nikolaus lenkt.
Außerdem
kann dieses Gefährt auch fliegen.
Jetzt
konnte Pinselchen nur noch den Kopf schütteln.
So
viele Informationen und ob das alles wahr war, obwohl, Papa ist klug
und weit herum gekommen.
„
Papa,“
fragte Pinselchen, „bekomme ich auch ein Weihnachtsgeschenk?“
„Nein, mein Kleiner, das gibt es nur bei den Zweibeinern.“
Schade,
dachte Pinselchen.
Aber
er hatte eine Idee. Gleich morgen würde er sich mit seinen Freunden
treffen und beraten ob sie nicht Weihnachtsgeschenke machen könnten
und wie, das wusste sicher das Kräuterweiblein.
Gesagt,
getan! Am anderen Morgen traf er sich mit den Freunden und er
erzählte ihnen, was er gestern erlebt und was sein Papa ihm erzählt
hatte.
Dann
liefen sie so schnell die kleinen Beine sie trugen zum
Kräuterweiblein und hofften, dass sie zuhause wäre,
„Wo
sollte sie schon groß sein“,sagte der Fuchs, „bei der Kälte?“
Und
tatsächlich stieg Rauch aus dem Kamin auf.
Pinselchen
klopfte an die Türe und das Kräuterweibel kam auch gleich, um zu
öffnen.
Sie
fragte sich, wer wohl zu ihr wollte bei dem vielen Schnee und der
Kälte und staunte, als sie die drei Freunde sah.
„Was
führt Euch zu mir,“ wollte das Weiblein wissen,
Die
drei Freunde schlüpften in das Häuschen.
Am
Ofen in der Küche hatte es jede Menge Körbe mit Kastanien,
Walnüssen, Haselnüssen, Bucheckern, Tannenzapfen, Eicheln und rote
Beeren und irgendwelchen Kräutern.
Pinselchen
erzählte nun was er im Wald gesehen und dass sein Papa gesagt
hatte, die Menschen würden diesen Baum in ihrem Zimmer aufstellen.
Die
alte Frau sah die Tiere lächelnd an und erklärte:
„ Kurz
vor Weihnachten holen sich die Menschen einen Baum aus dem Wald und
stellen ihn in ihre Stube.
Das
Tannenbäumchen wird hübsch geschmückt mit glänzenden Kugeln,
Wachskerzen, roten Äpfeln und Schokoladenringen, wenn man sie sich
leisten kann, denn Schokolade ist teuer!
Und
am Hl. Abend, den 24. Dezember kommt das Christkind mitten in der
Nacht und legt den Menschen Geschenke unter den Baum.“
Die
Kräuterfrau führte die Tiere zu einem Tisch auf dem eine
holzgeschnitzte Krippe aufgebaut war.
Sie
zeigte auf das kleine Kind, das in der Futterkrippe lag, bewacht von
Ochs und Esel und liebevoll betrachtet von Maria und Josef.
„Seht
ihr das ist das Christkind.“
Na,
dachte Pinselchen ob das auch stimmte.
So
ein kleines Kind fliegt mit einem Schlitten durch Schnee und Kälte.
Aber
das Kräuterweiblein wird wohl es wissen.
Aber
so ganz überzeugt war er nicht.
„Mein
Papa meint, das Christkind kommt nicht zu den Tieren, aber könnten
wir denn nicht auch hier im Wald Weihnachten feiern?“
fragte
Pinselchen.
„Das
ist eine gute Idee, seht mal was ich alles gesammelt habe für die
Tiere, damit sie im Winter nicht hungern müssen. Kommt doch Morgen
vorbei, dann wollen wir sie im Wald verteilen. Denn der Gedanke von
Weihnachten ist anderen Gutes zu tun.“
Die
alte Frau holte inzwischen einen Teller mit Plätzchen und ließ sie
probieren.
Oh,
wie lecker waren die !
Das
Weiblein packte ein paar Stücke für die Familie der drei Freunde
ein. Sie wickelte sie in große Ahornblätter und mit den Zweigen von
wilden Wein band sie sie zusammen.
Die
drei Freunde verabschiedeten sich und versprachen Morgen wieder zu
kommen.
Dann
machten sie sich auf den Weg nach Hause, so lange es noch hell war.
Sonst würden sich die Eltern wieder Sorgen machen.
Zuhause
angekommen, breitete Pinselchen die Schätze aus, da staunte der Rest
der Familie und freute sich über die Köstlichkeiten, wenn auch
unbekannt, aber was vom Weiblein kam, konnte nie schlecht sein.
Dann
saßen sie alle zusammen und Pinselchen erzählte ihnen, was das
Weiblein berichtet hatte. Die Geschwister kicherten bis
Papa ein Fauchen ausstieß, dann war wieder Ruhe und
Pinselchen konnte zu Ende erzählen und dann war Schlafenszeit und
Traumzeit.
©
Roswitha Borgfeldt 2020
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