Die
Landwirtschaft ist ja sehr vom Wetter abhängig, darum gibt es jedes
Jahre einen Bittgang, der mehrere Kilometer über Land und durch die
Dörfer geht, um für eine gute Ernte zu beten.
Ich habe die Bittgänge als Kind geliebt, obwohl es morgens um vier schon los ging. Wurde doch jeder der daran teilnahm vom Unterricht befreit. Als Brotzeit packte mir meine Mutter ein Butterbrot, einen Apfel und ein hart gekochtes Ei ein, dazu eine Flasche Leitungswasser.
Meine heutige Geschichte erzählt von so einem Bittgang.
Ich habe die Bittgänge als Kind geliebt, obwohl es morgens um vier schon los ging. Wurde doch jeder der daran teilnahm vom Unterricht befreit. Als Brotzeit packte mir meine Mutter ein Butterbrot, einen Apfel und ein hart gekochtes Ei ein, dazu eine Flasche Leitungswasser.
Meine heutige Geschichte erzählt von so einem Bittgang.
Viel Spaß beim Lesen!
Das
Wunder von Wolfskirchen
Ich
wohne ja in einem kleinen bayrischen Marktflecken und
hier ist es noch üblich, dass die Glocken laut und voll tönend die
Gläubigen zum Gottesdienst am Sonntag rufen.
Für mich gehört dieser Glockenklang einfach zum Sonntag dazu und ich liebe ihn.
Nun will ich euch eine kleine Geschichte erzählen, bei der es auch um das Läuten der Glocken geht.
Für mich gehört dieser Glockenklang einfach zum Sonntag dazu und ich liebe ihn.
Nun will ich euch eine kleine Geschichte erzählen, bei der es auch um das Läuten der Glocken geht.
Seufzend
legt Pfarrer Berger den Füller beiseite und rollt etwas mit den
Schultern, um die Verspannung zu lockern.
Er
ist froh, wenn seine Sekretärin Frau Pfanner wieder aus dem Urlaub
zurück kommt.
Ein
Blick auf die Standuhr zeigt ihm, dass es bereits nach 22 Uhr ist
und am besten geht er jetzt gleich zu Bett, denn Morgen früh um 4
Uhr kommt die Bittprozession aus Gerlodbach und er muss die Hl. Messe
lesen.
Erschrocken
zuckt er zusammen.
Er
muss ja den Computer für die Glocken
auf vier Uhr programmieren.
Er
kennt sich mit diesem vermaledeiten Ding doch überhaupt nicht aus,
als er jung war gab es weder Handys noch Computer.
Seine
Sekretärin hatte ihm zwar, bevor sie in Urlaub fuhr alles noch
einmal erklärt, aber verstanden hatte er so gut wie nichts.
„Es
ist ganz leicht, nur ein Knopfdruck und die Glocken beginnen um die
eingegebene Zeit zu läuten,“ meinte Frau Pfanner und hat
aufmunternd gelächelt.
Der
Pfarrer verlässt sein Arbeitszimmer und geht hinüber in die Kirche.
In
der Sakristei steht der kleine schwarze Kasten, in dem das Wunderwerk
der Technik verborgen ist.
Früher
hatten die Ministranten mit einem langen Strang die schweren
Kirchenglocken in Bewegung gebracht und hatten einen Riesenspaß,
wenn sie mit dem schwankenden Seil durch den Raum flogen.
Doch
als sich letztes Jahr der Sohn des Bürgermeisters bei dem Gerangel
den Fuß gebrochen hat, hat
sein Vater bei der Gemeinde die sehr teure Anschaffung einer
computergesteuerten Anlage für die Glocken, durchgesetzt.
Pfarrer
Berger hat nun den Computer eingeschaltet.
Das
eben noch schwarze Bild leuchtet grell weiß auf .
Verwirrt
sieht der alte Mann auf die vielen Knöpfe.
„Nur
ein Knopfdruck, dass ich nicht lache,“ murmelt er verbittert.
Wenn
er nur wüsste welchen.
Vorsichtig
drückt er, ein schrilles Geräusch ertönt und hastig fährt er mit
der Hand über einige Knöpfe.
Stille!
Der Bildschirm wird schwarz.
Wütend
knallt er den Deckel zu.
Was
nun?
Er
verlässt die Sakristei und hastet die Dorfstraße hinunter.
Etwas
atemlos betritt er die Dorfkneipe und wird mit großen Hallo begrüßt.
Der
Bürgermeister winkt ihn an seinen Tisch.
Der
Pfarrer begrüßt die Männer und lässt sich erschöpft auf einen
Stuhl fallen.
Der
Wirt stellt ihm grinsend ein Glas Bier hin.
„Herr
Pfarrer sollten sie denn nicht im Bett sein, morgen kommen die Pilger
doch schon ganz früh aus Gerlodbach.“
Pfarrer
Berger nimmt einen tiefen Schluck Bier und wischt sich über den
Mund.
„Wer
kennt sich von euch mit einem Computer aus.“
Achselzucken
ringsum!
Der
alte Wildgruber, der größte Bauer im Dorf knurrt:
„Mein
Sohn plagt mich schon dauernd, dass ich so ein Ding anschaffe. Ohne
Computer könne man heutzutage keine Landwirtschaft mehr führen.“
Er
schlägt wütend mit der Faust auf den Tisch, dass die Gläser
hüpfen.
„Solange
ich noch nicht übergeben habe, kommt mir so ein neumodischer Kram
nicht ins Haus.“
Hilfesuchend
sendet der Pfarrer einen Blick zum Lehrer, doch auch dieser schüttelt
den Kopf.
„Ich
gehe nächstes Jahr in Pension und habe keine Lust mich noch mit
dieser neuen Technik auseinanderzusetzen.“
Ein
listiger Blick fliegt zum Bürgermeister.
„Was
ist mit dir, Franz, schließlich hast du dem Herrn Pfarrer ja das
ganze eingebrockt und dein Sohn besitzt ja auch das allerneueste
Handy.
Jedenfalls
stört er den Unterricht mit dem Ding, an dem er ständig herum
fummelt.“
Dieser
zuckt verlegen mit den Schultern.
„Mein
Bub kennt sich aus, aber ich nicht. Dann muss es eben mal ohne
Glocken gehen.“
Der
Pfarrer nickt, trinkt sein Glas aus und verlässt die Kneipe.
Schweißgebadet
wacht er am nächsten Morgen auf. Er hatte einen fürchterlichen
Traum.
Viele
Glocken, mit großen aufgerissenen Mündern zu einem stummen Schrei,
verfolgten ihn.
Er
schüttelt sich.
Schon
seltsam was einem das Unterbewusstsein träumen
lässt.
Nach
einer eiskalten Dusche ist sein Kopf wieder klar.
Als
er in die Sakristei tritt schlüpft er in das grün
goldene Messgewand, dass der alte Mesner bereit gelegt hat, wirft
noch einen finsteren Blick auf den stummen Computer und geht in die
Kirche.
Beide
Portale sind einladend geöffnet und Pfarrer Braun gesellt sich zu
seinem Mesner, der wartend vor der Kirche steht.
„Es
ist schon schade, dass ich das mit dem Computer vermasselt habe und
die Pilger nicht mit Glockenklang begrüßt werden.“
„Pah!“
schnaubt der alte Mesner, „ das kommt nur von dem neumodischen
Kram, den der Bürgermeister sich da
eingebildet
hat.“
„ Naja,
nachdem sein Bub sich den Fuß gebrochen hat.“
„Weil
ein wilder Lackel ist und nur Faxen gemacht hat, selber Schuld. Und
dann gleich den ganzen Strang abzubauen, wäre er noch dran, könnte
ich jetzt die Glocken läuten,“ brummt der Mesner.
„Geh
Seppl, du hast doch gar nicht mehr die Kraft dazu.“
Die
beiden alten Herren sehen sich an und grinsen.
Murmeln
ist zu hören und die Pilger kommen langsam die Dorfstraße herunter.
Voran
der Fahnenträger, dahinter die Männer, denen die Frauen folgen und
am Ende ein paar Kinder.
Die
Mädchen brav die Hände gefaltet und betend und dahinter einige
Buben auch auffallend ruhig.
Unterwegs
hat es nämlich einen Zwischenfall gegeben.
Die
Buben alles anders als andächtig, sind sie doch nur mitgegangen weil
sie dann nicht zur Schule müssen, haben die Mädels immer wieder
geärgert.
Sie
haben sie an den Zöpfen gezogen, ihnen die Schürzenbänder
aufgezogen und allerlei Unsinn getrieben.
Plötzlich
stoppte die Prozession.
Der
Fahnenträger, der baumlange Karl , Knecht beim Bauern Hinterhuber,
hat seine Fahne in den Boden gerammt und ist mit langen Schritten
nach hinten gestapft.
Dort
hat er die Buben bei den Ohren gepackt und ihre Köpfe zusammen
gestoßen und ihnen eine ordentliche Standpauke gehalten.
Die
Mädchen kicherten und die Erwachsen nickten zustimmend.
Dann
war der Karl wieder nach vorne gegangen, hatte die Fahne aus dem
Boden gezogen und es ging wieder weiter.
Die
Buben verhielten sich nun auffallend still.
Nur
Xaver und Pauli stießen sich immer wieder feixend an, doch wenn die
alte Wimmer Anna strafend nach hinten schaute, machten die Schlingel
unschuldige andächtige Gesichter.
Nun
haben die Betenden die Kirche erreicht.
Karl
lehnt die Fahne an die Mauer und betritt als Erster die Kirche.
Die
anderen folgen und verteilen sich auf die Bänke.
Xaver
und Pauli aber schlüpfen in die allerletzte Bank und Pauli zieht ein
Päckchen Karten heraus und sie spielen Mau Mau.
Pfarrer
Berger begrüßt die Pilger und erzählt ihnen in launigen Worten von
seinem Missgeschick mit dem Computer.
Paul
und Xaver sehen sich an und beide denken dasselbe und als der Mesner
die ersten Akkorde auf der Orgel ertönen lässt, schlüpfen die
Beiden leise aus der Kirche.
Wenig
später stehen sie in der Sakristei vor dem Computer.
„Denkst
du, du kriegst das hin?“ fragt Pauli.
„Klar
doch, das Ding ist echt
cool!“
Xaver
nicht der beste in der Schule aber ein Genie auf dem Computer, drückt
nun einige Knöpfe und bald verschwindet das düstere Schwarz und der
Bildschirm leuchtet wieder.
Mit
flinken Fingern fährt der Junge über die Tasten und meint
zufrieden.
„Alles
wieder in Ordnung. Wie spät ist es?“
„4
Uhr 25, aber stelle die Glocken etwas später ein, dass wir wieder in
der Kirche sind. Vielleicht glaubt der Pfarrer dann, es ist ein
Wunder geschehen.“
Die
beiden grinsen und wenig später sitzen sie wieder in der hintersten
Bank und verfolgen mit unschuldigen Gesichtern den Ablauf der Messe.
Der
Pfarrer hat gerade den Segen gesprochen, da beginnen die Glocken voll
und tönend zu läuten.
Ein
Lächeln überzieht Pfarrer Bergers Gesicht.
„Man
könnte fast an ein Wunder glauben, sie tönen wieder, wenn auch mit
Verspätung.“
In
der hintersten Bank heben Pauli und Xaver die Hand und schlagen
feixend ab.
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