Freitag, 16. Oktober 2020

Amsel und andere Vögel

 


 

 

Ich habe heute Morgen  (2016) im TV eine reizende kleine wahre Geschichte gesehen. 
Vor einem Autohaus in Köln steht ein großer Weihnachtsbaum. Als man den Weihnachtsbaum umsetzen wollte, entdeckte man in dem dichten Gewirr der Zweige ein Nest mit drei kleinen Amseln, die hungrig ihre Schnäbelchen aufrissen.
Da haben wohl die ungwöhnlich warmen Temperaturen Frühlingsgefühle bei den Amseleltern geweckt.
Da  kein Schnee liegt, können sie ihren Nachwuchs auch füttern und der Weihnachtsbaum darf noch so lange ausharren, bis die Kleinen das Nest verlassen haben.
Nach all den schlimmen Nachrichten, die zur Zeit auf uns nieder prasseln, einmal eine wunderschöne kleine Geschichte am Rande.
Ein Internetfreund, der mit seiner Frau mitten in der Natur lebt, hat mir erlaubt seine ebenfalls wahre Geschichte hier einzustellen.
Viel Spaß beim Lesen!




Nachbarschaftshilfe im Tierreich


Unser Haus steht am Waldrand, wo sich Fuchs und Hase "Gute Nacht" sagen. Diesem Umstand verdanken wir viele Erlebnisse mit Tieren.
Westlich unseres Hauses ist eine Hangwiese, auf die am Morgen und Abend Rehe zum Äsen kommen. Eines war einmal so frech in unseren Garten zu kommen und genüsslich einige Rosenköpfe zu vernaschen - das muss unheimlich lecker gewesen sein, aber meine Frau fand das nicht so lustig.
Eines Morgens saßen wir beim Frühstück und ich sah aus dem Fenster Richtung Norden. An dieser Seite fällt der Hang nach unten, sodass man nur Bäume im Blickfeld hat, aber keinen Boden sehen sah.
Meine Frau sah mich verdutzt an, als ich ihr mitteilte "die Rehe sind da." "Seit wann sind denn die Rehe auf den Bäumen?" fragte sie.
Nachdem ich ausgelacht hatte, erklärte ich ihr den Trick:
Unterhalb des Fensters steht ihr Computer im 45° Winkel nach Westen und wenn ich da rein schaue, kann ich den Hang sehen. 
       Im Lauf der Jahre sind wir zu Hobby-Ornithologen geworden. 
Eine Vielfalt von Arten besucht übers Jahr unsere Gegend - manche bleiben immer hier. Für den Winter sind Futterhäuschen, für den Sommer Nistkästen am Haus und auf der Terrasse vorhanden.
Die ganzen Jahren seit wir unser Häuschen besitzen ist ein Kleiberpärchen da - wer weiß wie viele Generationen es nun schon sind. Einmal konnten wir das Ausfliegen der Jungen beobachten. 
Die Eltern saßen etwa vier Meter von der Hauswand und etwa drei Meter tiefer, als der Nestkasten, in einem Strauch und lockten lautstark ihren Nachwuchs.
Die erste Schnabelspitze guckte aus dem loch, dann war es der Kopf, anschließend der halbe Körper.
Ein kurzer Anstoß und der kleine Kerl flatterte im leichten Sinkflug zu Mama und Papa.
Dies wiederholte sich nun mehrmals und wir zählten mit den Fingern mit - 2,3,4,5 - ja sag mal, wie wieviele sin denn das? - 6,7.
Na, jetzt reicht es aber! Unglaublich, jetzt schaut noch eine Schnabelspitze aus dem Loch.
Die Eltern locken lauter denn je und nur zögerlich wird aus der Schnabelspitze ein Kopf, dann ein halber Körper.
Es dauerte ziemlich lange, bis sich der kleine Feigling traute, seinen Geschwistern zu folgen.
Acht junge Kleiber - eine Sensation!
Wir diskutieren, wie die Eltern es geschafft haben, dünn sind sie auf jeden Fall geworden. Aber wie haben die Jungen da in dem engen Häuschen Platz gehabt?
Meine Vermutung, dass sie Stockbetten aufgestellt hatten, wurde vom Familienrat als unrealistisch verworfen.
Vor einigen Jahren konnten wir eine außergewöhnliche Beobachtung machen.
Es war Frühling, es gab genug Insekten und Ungeziefer und die Vögel entschieden sich dazu, einen neue Generation in die Welt zu setzen.
Als erstes musste eine geeignete Niststätte gefunden werden.
Der Kleiber war der erste, der nacheinander alle Nisthäuschen inspirierte und sich dann schlussendlich doch wieder für sein alljährlich benutztes an der Nordwand entschied.
Zuerst wurde der Eingang mit Erde fast zugekleistert, um ihn dann millimetergenau so zu vergrößern, dass er gerade durchschlüpfen konnte.
Dann wurde mit den Innenarbeiten begonnen. Da wurden Rindenstücke nach Innen gezerrt, es wurde geklopft und gehämmert.
Dass er Bilder aufhängt, glaubte mir wieder mal niemand.
Einige Zeit später entschloss sich ein Kohlmeisen-Pärchen die Wohnung an der Westwand unseres Hauses zu übernehmen.
Auch hier begann sofort der Innenausbau, wobei der Fußabstreifer vor unserer Eingangstür einige Borsten lassen musste.
Später hörten wir dann abends, wenn es ganz still war im Wohnzimmer, leises Geraschel und noch etwas später Gefiepe an den Außenwänden.
Der Kleibernachwuchs  flog schon aus, da war das Meisenpärchen noch fleißig am Füttern.
Eines Morgens mussten wir feststellen, dass nur noch eine Meise das Häuschen mit Futter für die Jungen anflog.
Die Meise flog und flog und wurde sichtbar immer erschöpfter.
Plötzlich konnten wir sehen, wie einer der Kleiber ebenfalls das Meisenhäuschen anflog, kurz nach innen schaute und sich wieder entfernte.
Kurze Zeit später kam er zurück, hatte den Schnabel voller Insekten, schlüpfte ins Häuschen und kam mit leerem Schnabel wieder heraus.
Nun  konnten wir es erleben, wie Meise und Kleiber abwechselnd die Jungen mit Futter versorgten.
Wir haben es irgendwie versäumt die Kleinen beim Ausfliegen zu sehen, sind aber sicher, dass sie es dank der Nachbarschaftshilfe geschafft haben.

(c) Werner Borgfeldt


 

2 Kommentare:

  1. Hallo, Lore,
    wie schön, dass der Weihnachtsbaum stehen bleiben darf, bis die Vögelchen ausgeflogen sind!
    Die Beobachtungen von Werner sind klasse! Vielen herzlichen Dank - an Dich, liebe Lore, und natürlich an Werner.
    Wenn man Zeit und Geduld hat, kann man sehr viel Schönes entdecken. Vor allem dann, wenn man mitten in der Natur lebt - in der Großstadt ist das nicht ganz so einfach...

    Liebe Grüße, und ein schönes Wochenende!
    Christine

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  2. Hallo Lore,
    wunderschön diese Beobachtungen der Kinderstuben der Vogelkinder. Richte Werner einen schönen Gruß aus, sehr schön anschaulich beschrieben. In Norwegen haben wir auch einige Vogelfamilien, die bei uns brüten, mal da mal dort. Und wie schnell das geht, ruckzuck sind sie wieder weg. Liebe Grüße Eva

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