Diesmal sind die Wörter
Regenhut
Pfütze verzeihen lausig orange
unterzubringen.
Viel Spaß beim Lesen!
Der
Spaziergang
Melanie
kommt aus dem Bad und geht zu ihrem Kleiderschrank. Schnell hat sie
das Kleid mit dem passenden Mantel ausgesucht.
Doch
als sie dann den nächsten Schrank öffnet , da wird es schon
schwieriger.
Denn
Melanie hat einen Huttick und ihr Mann, der sie deshalb immer
liebevoll neckte, hatte ihr extra für ihre Hüte einen Schrank
gebastelt.
Kurz
schweift ihr Blick zu dem Bild ihres Mannes, der nun schon seit drei
Jahren tot ist.
Wie
hatte sie gelitten und nach der Beerdigung hatte sie sich in ihrer
Wohnung verkrochen wie ein waidwundes Tier und nur noch vor sich hin
vegetiert.
Bis
dann ihre Freundin Jutta auftauchte und sie aus ihrer Lethargie riss
und ihr ordentlich die Leviten las.
Jutta
war es auch die sie mit den fünf Damen bekannt machte, die ebenfalls
vor kurzem verwitwet waren. Seit drei Jahren trafen sie sich nun
regelmäßig in einem Café.
Erst
hatten sie sich gemeinsam über die Trauer hinweg geholfen und nun
sind sie Freundinnen geworden und trafen sich immer noch einmal in
der Woche.
Zu
diesem Treffen will Melanie nun gehen. Ihr Blick schweift über die
Regale, sollt sie den orangen nehmen, nein der passt nicht zu
ihrem Mantel.
Aber
der blaue, sie setzt ihn auf und schaut in den Spiegel und dann prustet
sie los.
Als
sie damals mit diesem Hut nach Hause kam, hatte Georg schallend
gelacht und gerufen:
„Der
ist ja so groß wie ein Wagenrad, aber macht nichts, dann kannst du ihn
sowohl als Sonnenhut und als Regenhut benutzen.“
Sie
hatte ihm die Zunge heraus gestreckt.
Mit
einem wehmütigen Seufzer wendet sie sich ab, nimmt ihre Tasche und
verlässt die Wohnung.
Nachdem
es die ganze Nacht geregnet hat ist der Himmel heute klar und auch
die Sonne wagt sich wieder hervor.
Sie
liebt die klare Luft nach dem Regen und schreitet flott dahin,
obwohl sie noch genügend Zeit hat.
Schwungvoll
umkreist sie eine besonders große Pfütze und muss schmunzeln.
Ihr
kleiner Bruder liebte diese Pfützen und hopste und trampelte mit
großer Freude darin herum. Einmal war weit und breit keine
Wasseransammlung zu finden, obwohl es stark geregnet hatte, da einige
Tage vorher frisch geteert und alle unebenen Stellen begradigt worden
sind.
Was
wurde der kleine Walter wütend, er stampfte mit den Füßen und
schrie: „ Ich will mein Quetschebächele haben, ich will mein
Quetschebächele haben!!!!!“
Schade
dass ihr Bruder mit seiner Familie soweit weg wohnte, so konnte sie
ihn nur ab und zu besuchen.
Inzwischen
ist Melanie an der Kirche und dem Pfarrheim angekommen.
Angela,
deren Mann Pfarrer hier war und plötzlich verstarb, Herzinfarkt,
hatte ihnen den Vorschlag gemacht, dass sie sich ein Ehrenamt suchen
und tatsächlich hatte es ihnen geholfen mit der Trauer besser
zurecht zu kommen.
Angela
war es auch, die sie mit dem neuen Pfarrer und der Bürgerhilfe
bekannt machte.
Marlies,
die Köchin ist und mit ihrem Mann zusammen ein Restaurant führte,
arbeitet nun in der Obdachlosenküche.
Patricia,
Esther helfen zusammen mit Angela im Pfarrheim aus, organisieren
Feste für sozial schwächere Familien und an Weihnachten helfen
alle sechs mit und freuen sich über die strahlenden Augen der
Kinder.
Renata,
eine ehemalige Lehrerin gibt kostenlos Nachhilfe.
Und
sie selbst hat sich als Leihoma angemeldet und dies alles wird von
der Bürgerhilfe organisiert.
Ach
da vorne ist ja ihr Lieblingsladen mit dem sinnigen Namen * Gut
behütet* mal sehen, ob es wieder neue Modelle gibt.
Melanie
seufzt , ein Hut schöner. als der andere, am liebsten würde sie in
den Laden gehen, doch ein Blick auf die Uhr zeigt ihr, dass die Zeit
zu knapp ist.
Ihre
Freundinnen ziehen sie sowieso immer auf, wegen ihrer
Unpünktlichkeit.
Nur
ungern trennt sich sich von dem Schaufenster und eilt weiter.
Als
sie endlich das Café betritt empfängt sie fröhliches Gelächter
und Marlies ruft triumphierend :
„Ich
habe gewonnen!“
Melanie
hängt ihren Mantel an den Haken und sieht fragend in fünf grinsende
Gesichter.
„Tja
wir haben gewettet, um wie viel Minuten du dich verspäten wirst und
ich war mit zehn Minuten am nächsten. Es waren genau 11 Minuten und
vierzig Sekunden.“
Melanie
wird etwas rot, stimmt aber in das fröhliche Gelächter mir ein.
„Auch
mein Mann hat meine Unpünktlichkeit immer mit Humor genommen, ich
hoffe ihr verzeiht mir.“
Marlies
winkt ab.
“Ich
ganz bestimmt, habe ich doch gerade vierzig Euro gewonnen. Aber ich
will mal nicht so sein, ich lade euch heute alle ein.“
„Nein,
das mach ich, schließlich bin ich schuld an der Wette! Aber wie
wär‘s, wenn du das Trinkgeld übernehmen würdest. Lieserl würde
sich bestimmt freuen, ah da kommt sie ja schon.“
Verschwörerisch
zwinkern sich die zwei zu.
Die
junge Kellnerin lächelt strahlend als sie an den Tisch tritt.
Sie
kennt die Damen nun seit drei Jahren, anfangs waren sie sehr traurig
und so freut sich sich umso mehr, wenn sie fröhlich sind wie heute.
Flink
nimmt sie die Bestellungen auf und bald hat jede ihren Kaffee und
Kuchen.
Patricia
schiebt ihren Teller zurück und meint.
„ Ab
Morgen habe ich meine Enkelin bei mir, denn der Kindergarten ist
wegen Läusebefall eine Woche geschlossen.“
„Ein
Glück, dass du gewartet hast, bis wir gegessen,
haben,“
lacht Marlies.
„Leute
kauft Kämme, es kommen lausige Zeiten,“ ruft Renata und
Esther grummelt, „könnt ihr nicht das Thema wechseln mich juckt es
schon am Kopf.“
Die
ganz Runde lacht schallend.
„Ist
es nicht wunderbar, dass wir wieder lachen können,“ japst Angela.
Sie
sehen sich an und dann greifen sie sich an Händen.
„Gemeinsam
haben wir es geschafft wieder nach tiefer Trauer ins Leben zurück zu
finden,“ meint Patricia feierlich und die anderen nicken.
„Da
kommt Lieserl mit dem Rausschmeißer,“ ruft Marlies, der es zu
feierlich.
Es
gehört zu ihrem Ritual, dass sie bevor sie aufbrechen, ein Gläschen
Likör trinken.
Melanie
holt ihren Geldbeutel und erzählt Lieserl warum sie heute die Zeche
bezahlen muss.
Doch
wie strahlt das junge Mädchen, als Marlies ihr den Gewinn der Wette
in die Hand drückt.
Die
Stühle scharren über den Boden, als die lustige Gruppe aufsteht und
ihr Mäntel anzieht.
Lachend
und schwatzend verlassen sie das Café und mit einem ‚bis nächsten
Dienstag‘ trennen sie sich.
Melanie
sieht hinauf in den Himmel, wo sich langsam die Sonne verabschiedet,
um der Dämmerung Platz zu machen.
In
Gedanken sagt Melanie.
„Georg, ich habe durch nette Freundinnen einen Weg gefunden, um das letzte Stück ohne dich erträglich zu machen, bis wir uns wiedersehen.“
Ein leichter Wind kommt auf und Melanie kommt es vor, als würde eine Hand sanft über ihre Wange streichen.
©
Lore Platz
Sicher wollt ihr wissen, was
aus den Wörtern gezaubert haben.
Anmerkung:
Der kleine Walter war mein Vater und da er in Pirmasens geboren und aufgewachsen ist, dürte es sich um das Wort - Quetschebächele - um die pfälzische Mundart handeln.
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