Ich hoffe ihr hattet ein schönes Wochenende.
Bei uns hat es mächtig gestürmt. Eine Bekannte, die mit ihrem Hund spazieren ging, musste sich kräftig dem Wind entgegenstellen.
Egal wie das Wetter ist, lasst euch mit einer kleinen Erzählung unterhalten.
Viel Spaß beim Lesen!
(c) Roswitha B. |
Hilfe,
mir fällt nichts ein!
Da
sitze ich nun an meinem Schreibtisch und starre auf das Blatt
Papier auf dem fünf Wörter stehen, aus denen ich eine Geschichte
basteln soll.
Das
erste Wort ist Rose.
Nun
bin ich nicht gerade der Rosenfreund. Ich mag lieber die Blumen, die
auf der Wiese blühen, unverfälscht und nicht gezüchtet.
Bin
eben ein einfaches Landkind, das sich über die Mohn- und Kornblumen
freut, die in das goldgelbe Ährenfeld lustige Farbtupfer malen.
Oder
gibt es etwas schöneres, als das Gänseblümchen, das mit seinen
weißen Sternchen eine Wiese zum Paradies macht.
Mein
Blick schweift aus dem Fenster und verliert sich in den Bäumen, die
groß und eng miteinander verwachsen,
im
Nachbargarten stehen.
Zwei
Eichkätzchen jagen sich in den Ästen und die Spatzen lärmen auf
dem Kirschbaum.
Ein
gelber Schmetterling flattert vor dem Fenster, kommt herein
und setzt sich neben das Blatt.
Voller
Staunen betrachte ich das kleine liebliche
Wesen, das ich für einen Schmetterling gehalten habe.
Es
ist
eine Elfe.
„Hallo,
ich bin Butterblume und meine Freundin, die Rosenelfe hat mich zu dir
gesandt, um dir zu helfen.
Leider
hatte sie selbst keine Zeit, aber ich soll dir liebe Grüße
ausrichten.“
„Hallo,“
murmle ich immer noch verwirrt.“
Ein
silberhelles Lachen erklingt.
„Du
denkst wohl du hast eine Halluzination!“
Ich
nicke mit dem Kopf.
„ Keine
Angst, mich gibt es wirklich. Du schreibst doch immer so schöne
Geschichten über uns und deshalb wollen wir dir helfen.“
„Das
ist nett,“ stammle ich.
Wieder
erklingt das fröhliche Lachen, das mich an das Klingen einer kleinen
silbernen Glocke erinnert.
„Nun
höre gut zu, denn ich werde dir von der Rose erzählen und du wirst
sehen, dass du dann deine Meinung über sie sicher ändern wirst.“
Sie
macht es sich gemütlich und beginnt.
„Die
Rose gibt es schon sehr lange. 1600 v. Chr. fand man bereits im
Palast Knossos auf Kreta eine Zeichnung der Rose.
Bei
den alten Griechen war die Rose der Göttin Aphrodite und bei den
Römern der Göttin Venus geweiht.
600
v. Chr. besang die Dichterin Sappho die Rose, als die Königin der
Blume.
Und
in der Römerzeit wurde Rosenwasser als Heilmittel gegen schürfende
Wunden, Verbrennungen, Schnittwunden genutzt.
Rosenöl
soll auch sehr entspannend wirken.
Für
die Römer gehörte die Rose auch zu den Luxusgütern und ihre
Festmahle waren von Rosenblüten übersät.
Der
Dichter Horaz hat sich sehr darüber aufgeregt, weil die Olivenhaine
vernachlässigt und die Felder nur noch mit Rosen bepflanzt wurden.
Karl
der Große verordnete 794 den Anbau der Rose als Heilpflanze und
sorgte so dafür, dass sie in vielen privaten Gärten gepflanzt
wurde.
Die
volkstümliche Beliebtheit der Rose ließ auch die christlichen
Theologen sich mit dieser Blume beschäftigen.
Und
so wurde diese zum Sinnbild
der Reinheit und der himmlischen Liebe und zur ständigen Begleiterin
der Jungfrau Maria.
Und
selbst Goethe hat in seinem Gedicht das Heideröslein als reines
Wesen, das
von einem bösen Jungen zerstört wurde,
verewigt.
Dann
gibt man auch den Farben der Rosen noch eine verschiedene Bedeutung:
mangelndes Vertrauen, Eifersucht
Heinrich
Heine schrieb dazu:
Was
bedeuten gelbe Rosen
Liebe,
die mit Ärger kämpft
Ärger,
der die Liebe dämpft
Lieben
– und sich dabei erbosen
rosa: Schüchternheit, Du sollst Dir Zeit lassen.
Ich lieb dich zärtlich.
silberrosa: Wir treffen uns im Mondenschein
weiße: Zärtlichkeit, zu jung für die Liebe.
violett: Ausgleich suchend, regenerierend
Doch
auch im Orient wurde
die Rose verehrt. Der
Legende nach ist sie aus einem Schweißtropfen des Propheten Mohammed
entstanden.
Und
als Saladin im Jahre 1187 die Kreuzritter besiegte und Jerusalem
zurück eroberte, soll er auf 500 Kamelen Rosenwasser mitgebracht
haben und hat
damit die Säulen und Wände der Moschee reinigen lassen.
Erst
dann durften die Gläubigen den Tempel wieder betreten.
Siehst
du nun, welch eine Geschichte die Rose hat,
sie ist
nicht nur ein überzüchtetes Gewächs mit Dornen.“
beendet
die kleine Elfe ihren
Vortrag.
Ich
nicke
und sehe, wie
sie immer durchsichtiger wird
und dann ganz verschwindet.
Als
ich die Augen öffne, liege
ich mit dem Kopf auf dem Blatt Papier.
Da
bin ich
doch über dem Grübeln eingeschlafen.
Ich
nehme den
Kugelschreiber,
der mir entfallen ist,
in die Hand und beginne
alles aufzuschreiben, was mir die kleine Butterblume im Traum erzählt
hat.
©
Lore Platz