Montag, 11. März 2019

Hilfe, mir fällt nichts ein!






Ich hoffe ihr hattet ein schönes Wochenende. 
Bei uns hat es mächtig gestürmt. Eine Bekannte, die mit ihrem Hund spazieren ging, musste sich kräftig dem Wind entgegenstellen. 
Egal wie das Wetter ist, lasst euch mit einer kleinen Erzählung unterhalten.
Viel Spaß beim Lesen!


 
(c)  Roswitha B.


Hilfe, mir fällt nichts ein!


Da sitze ich nun an meinem Schreibtisch und starre auf das Blatt Papier auf dem fünf Wörter stehen, aus denen ich eine Geschichte basteln soll.
Das erste Wort ist Rose.
Nun bin ich nicht gerade der Rosenfreund. Ich mag lieber die Blumen, die auf der Wiese blühen, unverfälscht und nicht gezüchtet.
Bin eben ein einfaches Landkind, das sich über die Mohn- und Kornblumen freut, die in das goldgelbe Ährenfeld lustige Farbtupfer malen.
Oder gibt es etwas schöneres, als das Gänseblümchen, das mit seinen weißen Sternchen eine Wiese zum Paradies macht.
Mein Blick schweift aus dem Fenster und verliert sich in den Bäumen, die groß und eng miteinander verwachsen,
im Nachbargarten stehen.
Zwei Eichkätzchen jagen sich in den Ästen und die Spatzen lärmen auf dem Kirschbaum.
Ein gelber Schmetterling flattert vor dem Fenster, kommt herein und setzt sich neben das Blatt.
Voller Staunen betrachte ich das kleine liebliche Wesen, das ich für einen Schmetterling gehalten habe.
Es ist eine Elfe.
Hallo, ich bin Butterblume und meine Freundin, die Rosenelfe hat mich zu dir gesandt, um dir zu helfen.
Leider hatte sie selbst keine Zeit, aber ich soll dir liebe Grüße ausrichten.“
Hallo,“ murmle ich immer noch verwirrt.“
Ein silberhelles Lachen erklingt.
Du denkst wohl du hast eine Halluzination!“
Ich nicke mit dem Kopf.
Keine Angst, mich gibt es wirklich. Du schreibst doch immer so schöne Geschichten über uns und deshalb wollen wir dir helfen.“
Das ist nett,“ stammle ich.
Wieder erklingt das fröhliche Lachen, das mich an das Klingen einer kleinen silbernen Glocke erinnert.
Nun höre gut zu, denn ich werde dir von der Rose erzählen und du wirst sehen, dass du dann deine Meinung über sie sicher ändern wirst.“
Sie macht es sich gemütlich und beginnt.


Die Rose gibt es schon sehr lange. 1600 v. Chr. fand man bereits im Palast Knossos auf Kreta eine Zeichnung der Rose.
Bei den alten Griechen war die Rose der Göttin Aphrodite und bei den Römern der Göttin Venus geweiht.
600 v. Chr. besang die Dichterin Sappho die Rose, als die Königin der Blume.
Und in der Römerzeit wurde Rosenwasser als Heilmittel gegen schürfende Wunden, Verbrennungen, Schnittwunden genutzt.
Rosenöl soll auch sehr entspannend wirken.
Für die Römer gehörte die Rose auch zu den Luxusgütern und ihre Festmahle waren von Rosenblüten übersät.
Der Dichter Horaz hat sich sehr darüber aufgeregt, weil die Olivenhaine vernachlässigt und die Felder nur noch mit Rosen bepflanzt wurden.
Karl der Große verordnete 794 den Anbau der Rose als Heilpflanze und sorgte so dafür, dass sie in vielen privaten Gärten gepflanzt wurde.
Die volkstümliche Beliebtheit der Rose ließ auch die christlichen Theologen sich mit dieser Blume beschäftigen.
Und so wurde diese zum Sinnbild der Reinheit und der himmlischen Liebe und zur ständigen Begleiterin der Jungfrau Maria.
Und selbst Goethe hat in seinem Gedicht das Heideröslein als reines Wesen, das von einem bösen Jungen zerstört wurde, verewigt.

Dann gibt man auch den Farben der Rosen noch eine verschiedene Bedeutung:


gelbe: einzeln oder mit roten Rose zusamen; Zweifel,
           mangelndes Vertrauen, Eifersucht                    


Heinrich Heine schrieb dazu:


Was bedeuten gelbe Rosen
Liebe, die mit Ärger kämpft
Ärger, der die Liebe dämpft
Lieben – und sich dabei erbosen


rote einzeln: du hast meine Herz gewonnen
rosa: Schüchternheit, Du sollst Dir Zeit lassen. 
          Ich lieb dich zärtlich.
silberrosa: Wir treffen uns im Mondenschein
weiße: Zärtlichkeit, zu jung für die Liebe.
violett: Ausgleich suchend, regenerierend



Doch auch im Orient wurde die Rose verehrt. Der Legende nach ist sie aus einem Schweißtropfen des Propheten Mohammed entstanden.
Und als Saladin im Jahre 1187 die Kreuzritter besiegte und Jerusalem zurück eroberte, soll er auf 500 Kamelen Rosenwasser mitgebracht haben und hat damit die Säulen und Wände der Moschee reinigen lassen.
Erst dann durften die Gläubigen den Tempel wieder betreten.
Siehst du nun, welch eine Geschichte die Rose hat, sie ist nicht nur ein überzüchtetes Gewächs mit Dornen.“
beendet die kleine Elfe ihren Vortrag.
Ich nicke und sehe, wie sie immer durchsichtiger wird und dann ganz verschwindet.

Als ich die Augen öffne, liege ich mit dem Kopf auf dem Blatt Papier.
Da bin ich doch über dem Grübeln eingeschlafen.
Ich nehme den Kugelschreiber, der mir entfallen ist, in die Hand und beginne alles aufzuschreiben, was mir die kleine Butterblume im Traum erzählt hat.


© Lore Platz