Am Sonntag kommt die neue Reizwortgeschichte und ich habe wieder ein neues Abenteuer von dem kleinen Wichtel Zwurrli geschrieben. Da ihn vielleicht nicht alle meine Leser kennen, bin ich in mein Archiv gegangen und will euch den Zwurrli vorstellen.
Es
war ein schöner sonniger Frühlingstag. Schmetterlinge tanzten
vergnügt um die bunten Tulpen im Bett.
Bienen
krabbelten summend in die weit geöffneten Narzissen, um dann mit
schweren Körbchen wieder herauszukommen.
Auf
dem Liegestuhl
lag eine Frau, sie war nicht mehr ganz jung, denn die Jahre
hatten ihre einst dunklen Haare ergrauen lassen.
Ihre
Augen waren geschlossen, doch sie schlief nicht.
Sie
ließ ihre Gedanken wandern und genoss das Summen der Bienen und das
Zwitschern der Vögel.
Nach
langer Zeit fühlte sie sich wieder frei und glücklich.
Lange
hatte es gedauert, bis sie den großen Schmerz um den Verlust ihres
Mannes überwunden hatte.
Und
die erste Zeit fühlte sie sich sehr einsam,
sie wusste nichts mit sich selbst anzufangen und oft dachte sie, wie
sollte sie nur weiterleben ohne den geliebten
Partner an ihrer Seite.
Doch
dann hatte ihr Sohn vorgeschlagen, dass sie in die kleine
Anliegerwohnung bei ihnen einziehen sollte.
Nun
hatte sie eine eigene kleine Wohnung in Parterre mit
Familienanschluss.
Und
ihre beiden kleinen Enkelinnen Felizitas, genannt Fee und Minerva,
kurz Minni genannt sorgten schon dafür, dass sie nicht zu oft ins
Grübeln kam.
Sie
liebte die beiden Mädchen.
Und
als ob ihre Gedanken sie herbei gewünscht hätten, hörte sie leise
Schritte und ein Wispern.
„Wir
dürfen Oma nicht aufwecken,“ mahnte Fee.
„ Aber
sie soll doch sehen, wie toll wir uns verkleidet haben,“ schmollte
Minni.
„Nun
wir setzen uns hier ins Gras neben sie und warten bis sie wach wird“,
schlug die vernünftige Fee vor.
Doch
das dauerte Minni viel zu lange.
„Wenn
wir ihr ein Küsschen geben, dann haben wir sie doch nicht
aufgeweckt?“
Die
Oma unterdrückte ein Schmunzeln, dann spürte sie rechts und links
ein feuchtes Küsschen.
Langsam
schlug sie die Augen auf und fing an zu lachen.
Die
Beiden hatten sich als Damen verkleidet, doch ihre Gesichter sahen
wie Clowns aus, denn beim Nachfahren der Lippen mit dem Lippenstift
waren sie viel zu weit daneben geraten.
Die
Mädchen fielen in ihr Lachen mit ein.
„Oma,
deine Backen sind ganz rosa!“
Frau
Kaspari stutzte.
Sollte
die Sonne doch stärker sein, als angenommen.
Sie
kramte
aus der Tasche neben ihrem Liegestuhl den kleinen Handspiegel heraus
und als sie ihr Gesicht sah
musste
sie wieder lachen.
Zwei
große Lippenstiftflecke zierten
ihre
Wangen.
„Ich
glaube wir gehen lieber rein und waschen uns,“ schmunzelte
sie und einträchtig verließen
sie den Garten.
Am
Nachmittag saß
die Oma mit den Kindern auf der Hollywoodschaukel.
Fee
und Minni hatten
sich rechts und links an sie gekuschelt und forderten
eine Geschichte, denn Oma konnte
sich die schönsten ausdenken.
Und
diese begann
zu erzählen:
„ Wie
Zwurrli in den Marmeladentopf fiel
Es
war einmal ein Garten, der sah etwas anders aus wie die üblichen
Gärten.
Verwildert
nannten ihn die Menschen, die vorüber gingen missbilligend.
Doch
das junge Pärchen, das in dem kleinen Holzhaus wohnte, zu dem der
Garten gehörte, lachte nur.
Ökonomisch
sagten sie. Wir wollen keinen Ziergarten, sondern die Pflanzen sollen
frei wachsen, damit die Insekten und Käfer sich hier wohlfühlen
können.
In
diesem Garten stand auch ein riesiger Birnbaum, der schon sehr alt
war und sein Wurzelgeflecht sich weit unter der Erde verbreitete und
ihn stark machte, damit er jedem Sturm sich widersetzten konnte.
Vor
kurzem war in die Wurzeln
unter dem Boden eine Wichtelfamilie eingezogen.
Sie
gehörten zu den Wurzelwichtel und lebten erst im nahe gelegenen
Stadtpark unter einer Eiche.
Doch
als diese vom Blitz getroffen und gespaltet wurde, mussten sie
fluchtartig ihr Heim verlassen.
Mutter
Fuchsia weinte bittere
Tränen, denn sie musste alle ihre schönen Möbel, Kissen und Decken
zurücklassen, auch konnten sie nur mit den Kleidern auf dem Leib
ihre Wohnung verlassen.
(c) meine Tochter |
Das Eichhörnchen Knusperle erzählte ihnen von den netten jungen Leuten, die nicht einmal eine Ameise zertraten und dem großen Birnbaum mit den vielen unterirdischen Wurzeln.
Sie
ließen sich von Fräulein Knusperle zu dem Garten bringen und
standen dann wenig später vor dem mächtigen Birnbaum.
Vater
Donar und seine Söhne Trollo und Zwurrli begannen
einen
Gang in den Boden zu graben, während Fuchsia und ihre Tochter
Tauperle Gräser zupften, damit sie
heute Nacht ein weiches Lager hatten.
Bald
fanden sich viele Tiere ein.
Die
Ameisen schleppten Brotkrümmel heran, die sie unter den Tisch im
Garten gefunden hatten.
Die
Bienen brachten Honig und die Schmetterlinge eine Glockenblume voller
Tautropfen.
Jeder
wollte helfen. Ein Regenwurm erbot sich einen Kamin für den Ofen zu
schaffen und der Maulwurf, der nicht weit vom Birnbaum entfernt
wohnte, wollte beim Graben der Zimmer helfen.
Dazu
waren seine schaufelartigen Klauen bestens
geeignet.
Und
so dauerte es nicht lange, bis eine schöne große Wohnung unter dem
Birnbaum entstand.
Stolz
führte Donar seine Fuchsia durch die Zimmer und sie strahlte, war
diese Wohnung doch viel größer und schöner als die im Park.
Trotzdem
dachte sie wehmütig an ihre schönen Möbel. Donar aber legte ihr
den Arm um die Schulter und tröstete,
„ich werde dir neue Möbel machen.“
Die
Kinder hatten inzwischen schon ihre Zimmer ausgesucht.
Nun
wurden die Grasbündel nach unten gebracht und in jedem Zimmer ein
provisorisches Lager gerichtet.
Dann
gingen sie wieder nach oben und setzten sich mit all ihren neuen
Freunden unter den Birnbaum
und dann wurde erzählt.
Als
die Wichtel die Vögel in der Ferne zwitschern hörten, waren sie
besorgt um ihre neuen Freunde, doch Max der Regenwurm deutete nach
oben.
Auf
dem Ast des Birnbaum lag ein getigerte großer Kater.
„Das
ist unser Freund Kasper, er wacht über uns,“ erklärte Max.
Kasper
der seinen Namen gehört hatte
sprang
geschmeidig zu Boden und macht sich mit den neuen Bewohnern der
Wiese
bekannt.
Als
es kühler wurde
und die Dämmerung ihre Schleier ausbreitete,
gingen
die neuen Freunde
nach Hause.
Auch
die Wichtelfamilie kletterte
hinunter in ihre Wohnung und bald lag
jeder auf seinem
Bett aus Gras und müde von den Aufregungen des Tages schliefen
sie ein.
Als
sie am nächsten Morgen ihren Kopf unter dem Birnbaum hervor
streckten,
staunten
sie.
Alle Wichtel aus dem Park waren hier versammelt und jeder hatte ein Möbelstück oder einen Korb in der Hand.
Graubart
ließ einen Korb voller Geschirr auf den Boden plumpsen
und erklärte.
„ Wir
haben gestern Nacht noch eure Wohnung ausgeräumt, denn heute soll
die Eiche gefällt werden.“
War
das eine Freude. Alle halfen nun die Möbel
hinunter zu schaffen und
dann wurde noch gefeiert, bevor die Wichtel wieder zurück in den
Park gingen.
Am
nächsten Tag schlüpfte Zwurrli leise aus der Wohnung, alle
schliefen noch, aber er wollte seine neue Heimat erkunden.
Vergnügt
lief er durch das hohe Gras und stieß gegen einen Holzstamm.
Er
rieb sich die Stirn und sah nach oben. Das war kein Baum sondern
sah aus wie ein Tisch.
Er
kletterte
empor und zog
sich an
der Kante
nach oben.
Neugierig
sah er sich um. Da stand eine geblümte Tasse mit einer dunkelbraunen
Brühe.
Vorsichtig
beugte sich Zwurrli drüber und steckte die Zunge in die Brühe.
Pfui
war das bitter!
Entsetzt
fuhr er zurück und stieß mit dem Rücken an ein Glas.
Er
drehte sich um und erblickte eine rote Masse und ein Teil
davon rann außen am Glas herab.
Klüger
geworden kostete er nicht mit der Zunge, sondern steckte seinen
Finger in das rote klebrige Gerinnsel und
leckte
vorsichtig mit der Zunge daran.
Hmmm!,
schmeckte das lecker, wie Erdbeeren.
Davon
wollte er mehr. Er sprang in die Höhe, doch er
verfehlte
den Rand des Glases.
Suchend
sah er sich um, denn er brauchte etwas worauf er sich stellen konnte.
In
einem Glas lagen viereckige weiße Felsbrocken. Vorsichtig hob er
einen an.
So
schwer war er gar nicht.
Er
schleppte den Würfelzucker zu dem Glas und stellte sich darauf.
Immer
noch zu kurz.
Erst
als er mühsam ein zweites Stück auf den anderen gesetzt hatte,
konnte er mit den Fingerspitzen das Marmeladenglas erreichen.
Er
sprang hoch und der Würfelzucker unter im kippte um
und kullerte über den Tisch.
Doch
Zwurrli zog sich empor und setzte sich auf den Rand des Glases.
Er
beugte sich hinunter um mit den Fingern das köstliche süße
Erdbeergemisch zu erreichen, da verlor er das Gleichgewicht und
stürzte in die Marmelade.
Verzweifelt
ruderte er mit Händen und Füßen, als wollte er
schwimmen.
Doch
je mehr er strampelte, um so tiefer zog ihn
die schwere klebrige Masse nach unten.
Auf
einmal erschien ein Gesicht über dem Marmeladenglas und jemand
sagte:
„Nanu
wen haben wir denn da?“
Zwei
Finger erschienen und zogen ihn heraus.
Zwurrli
sah in das Gesicht einer jungen Frau, doch das war so freundlich,
dass er gar keine Angst hatte.
Sie
setzte ihn auf dem Tisch ab und der Wichtel schenkte ihr ein
strahlendes Grinsen und begann eifrig die Marmelade von seinen
Kleidern ab zu schlecken.
„Du
bist mir ja ein Leckermäulchen, aber ich ich denke ich
sollte
dich lieber waschen!“
Sie
nahm ihn vorsichtig auf die Hand und während sie ins
Haus
ging, murmelte sie:
„In
unserem Garten wohnen sogar Wichtel, wenn ich das Ricky erzähle, der
wird staunen. „
Nachdem
sie den kleinen Dreckspatzen gesäubert hatte, setzte sie ihn
vorsichtig
im Gras ab und Zwurrli lief los.
Dann
drehte er sich noch einmal um und winkte ihr fröhlich
zu.“
„Nun
hat euch die Geschichte gefallen?“ fragte die Oma und die Mädchen
nickten
begeistert.
Fee
aber sah sich nachdenklich in ihrem Garten um und meinte:
„Unser
Garten ist aber nicht Ökonomisch, der ist viel zu ordentlich.
Könnten wir denn nicht auch etwas für die Insekten und Käfer tun?“
Frau
Kaspari erschrak.
Da
hatte sie ja etwas angerichtet, denn ihre Schwiegertochter war viel
zu konservativ und gab viel auf die Meinung der Anderen.
Niemals
würde sie dem zustimmen.
Dann
fiel ihr Blick auf den Komposthaufen und das darum brach liegende
Land.
Vielleicht
wäre dort hinten in der Ecke ja was zu machen.
Sie
beschloss zuerst einmal mit ihrem Sohn darüber zu reden.
©
Lore Platz
Eine wunderbare Einführung zu Deiner neuen Zwurrli-Geschichte Lore, liebe Lore. Gefällt mir sehr gut!
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