Sonntag, 29. März 2020

Die abenteuerliche Reise im Ballon Fortsetzung 10




Von weitem schon hören sie das Kasperle jammern.
Als sie dann das Häufchen Elend sehen, das zusammengesunken auf einem Hocker kauert, können sie sich nur mit Mühe das Lachen verbeißen.
Er sieht auch zu komisch aus, dieser Traum in Rosa.
Eine kleine zierliche rosarot gekleidete Dame
trippelt ihnen entgegen.
Ist er nicht entzückend! Diesmal habe ich mich selbst übertroffen. Das ist das schönste Rosa, das ich jemals gebraut habe.“
Sie klatscht begeistert in die Hände.
Die weiße Katze faucht verächtlich und schlägt mit ausgefahrenen Krallen nach der rosa Spinne, die eilig in ihr ebenfalls rosafarbenes Netz krabbelt.
Die alte Dame umkreist bewundernd das Kasperle und murmelt.
Ist er nicht entzückend?“
Viola kämpft gegen ihr Lachen, räuspert sich und meint liebevoll tadelnd.
Tante Rosalinde, wie konntest du nur?“
Hieronymus hebt den Kopf und blickt mit Tränen in den Augen in die Runde.
Sie, sieeeee,“ er deutet auf die kleine Hexe,
sie hat mich verzaubert und nun kann ich nie mehr unter die Leute.
Alle werden über mich lachen!“
Aber Hieronymus, die Leute lachen doch sowieso, wenn sie dich sehen,“ meint Fridolin.
Hieronymus setzt sich kerzengerade hin.
Die Leute lachen, weil ich so tolle Kunststücke mache und so ein lustiges Kerlchen bin, aber doch nicht weil ich wie ein...,“
er sucht nach Worten, „wie ein rosarotes Knallbonbon aussehe!“
Nun können sich die Anderen nicht mehr halten, sie brechen in brüllendes Gelächter aus.
Hört sofort auf!“ schreit das Kasperle und stampft wütend mit dem Fuß auf.
Langsam verebbt das Gelächter.
Hieronymus ganze Wut richtet sich auf die Hexe.
Anklagend weist er mit dem Finger auf sie.
Die ist an allem schuld!“
Aber hör mal!“
Aufgeregt trippelt die kleine Dame durch den Raum.
Du hast doch den Becher, den ich zum Abkühlen beiseite gestellt habe, einfach ausgetrunken!“
Weil du immer so verfressen bist, dachtest wohl es wäre Suppe!“ feixt Peter.
Mit geballten Fäusten geht das Kasperle auf den Jungen los, doch Viola hält ihn fest.
Stopp!“
Sie wendet sich an ihre Tante.
Tante Rosalinde, würdest du bitte einen Gegenzauber brauen?“
Die Hexe nickt mit einem bedauernden Blick auf ihr rosarotes Werk.
Und wir,“ wendet sich Viola an ihre Gäste,
gehen zum Essen.
Bei diesen Worten beginnt Hieronymus zu strahlen.
Vergessen ist die rosarote Bescherung, sein Mund zieht sich von einem Ohr zum anderen in einem breiten Grinsen.
Wenig später sitzen sie gemütlich in dem kleinen Salon und die Küchenzwerge tragen mit
feierlicher Miene die duftenden Speisen auf.
Aus der Küche dringen fröhliche Stimmen, das Klappern der Teller und das Klirren des Bestecks.
Viola lächelt.
Der Rest der Zwerge ist eingetroffen, ihr werdet sie später noch kennen lernen, aber nun lasst es euch schmecken.“
Hieronymus lässt sich das nicht zweimal sagen.
Blitzschnell verschwindet ein Happen nach dem anderen in seinem rosenroten Mund.
Aufgeregt zwitschernd wirbelt Rosalinde durch die Tür.
Ich habe das Gegenmittel!“ verkündet sie stolz.
Hast du es getestet?“ will ihre Nichte wissen.
Ja,ja!“
Die alte Dame wedelt ungeduldig mit der Hand.
Ich habe es an einer meinen Spinnen ausprobiert und nun ist sie wieder so grässlich
schwarz wie vorher. Brrrr!“
Sie schüttelt sich.
Das Kasperle legt seine Gabel nieder und sieht die Hexe erwartungsvoll an.
Diese betrachtet ihn mit schief geneigtem Kopf.
Ts,ts,ts, willst du das wirklich? Du siehst so entzückend aus.
Du könntest als Lehrling bei mir bleiben, Fabulo ist sowieso zu nichts zu gebrauchen, auch weigert er sich eine rosa Färbung anzunehmen.“
Seufzend zupft sie an den rosaroten Locken des Kasperles.
Dieser nimmt ihr das Glas aus der Hand und stürzt es mit Todesverachtung hinunter.
Eine Rauchwolke hüllt ihn ein und als der Dunst sich verzogen hat, sitzt der alte Hieronymus grinsend da, ohne einen Hauch von Rosa.
Mit einem bedauernden „Ts,ts,ts“ verlässt Rosalinde den Raum.
Die Freunde umringen lachend das Kasperle und klopfen ihm begeistert auf die Schulter.
Angela gibt ihm ein Küsschen.
Du siehst noch viel besser aus, als vorher,“ behauptet sie.
Hieronymus blickt mit einem breiten Grinsen von einem zum anderen.
Viola klatscht in die Hände.
Kommt ich möchte euch mit den blaumützigen Zwergen bekannt machen.“
In der Küche sitzen die Zwerge noch immer fröhlich schmatzend und schwatzend am Tisch.
Nun lernen unsere Freunde auch noch den Rest der neun Zwerge kennen.
Grummolito mit dem grimmigen Gesicht, Ernesto, den Ernsten,
Bernando, den Gemütlichen,
Fernando, den Schüchternen und
Brüllito, bei dessen lauten Hallo ihnen die Ohren klingen.
Dann führt Viola sie hinaus über eine blühende Wiese, vorbei an einem munteren Bächlein, durch ein kurzes Waldstück, auf eine große weite Lichtung.
Staunend bleiben sie stehen.
Vor ihnen liegen riesige Koppeln und darin weiden zahlreichen weiße Pferde und jedes trägt ein goldenes glitzerndes Horn auf der Stirn.
Einhörner,“ flüstert Vanessa ehrfürchtig.
Viola nickt stolz.
Sind sie nicht wunderschön? Ich bin die Hüterin der Einhörner und die blaumützigen Zwerge helfen mir dabei.“
Staunend betrachten sie die edlen Tiere.