Wieder einmal bin ich die Treppen hinunter in mein Archiv gegangen und habe eine alte Geschichte herauf geholt.Ich habe sie damals für eines meiner Tageskinder geschrieben.
Viel Spaß beim Lesen!
Können
Träume wahr werden?
Die
Tür flog auf und knallte gegen die Wand.
Frederike
stürmte ins Zimmer und Beatrice zuckte erschrocken zusammen.
„Mensch
Fredy musst du immer so einen Lärm machen!“
„Wir
warten schon alle, hast du vergessen, dass wir heute zum Blaubeeren
pflücken gehen wollen! Nun komm schon Trixi“!
Bedauernd
schließt Beatrice die Zeitung „Pflanzenwelt“, eben hatte sie
noch einen spannenden Artikel von der „Königin
der Nacht“ einer Blume die fünf Jahre brauchte, um zu blühen und
das nur für eine Nacht, gelesen.
Das
Mädchen liebte Pflanzen und diese dankten es ihr, denn das Stück
Garten, das ihr der Vater zur Verfügung gestellt hatte, blühte am
schönsten.
Bald
saß sie eingequetscht zwischen ihrer Kusine Fredy und deren Freundin
Kerstin im Rücksitz des Wagens ihres Onkels.
Während
dieser dann einen Parkplatz suchte gingen die Kinder mit der Tante in
den Wald.
Jede
trug ein Körbchen und bald fanden sie eine Lichtung mit
Blaubeersträuchern soweit das Auge reicht.
Trixi
hatte ihr Körbchen fast voll und schlenderte suchend immer weiter in
den Wald hinein.
Ohne
es zu bemerken entfernte sie sich immer mehr von den Anderen.
Ein
Käuzchen schrie durchdringend und das Mädchen ließ vor Schreck das
Körbchen fallen und rannte durch das Dickicht.
Schwer
atmend blieb sie stehen und
sah sich um
Sie
hatte sich verlaufen!
Tränen
liefen ihr über die Wangen und sie rief laut nach ihrer Tante und
ihrem Onkel.
Endlich
ließ sie sich erschöpft unter einen Baum ins weiche Moos sinken.
Die
Vögel, die verstummt waren, als sie durch den Wald stolperte,
begannen wieder ihr fröhliches Lied zu singen.
Ein
Eichkätzchen betrachtete sie aus neugierigen Augen und huschte den
Stamm hinauf und verschwand zwischen den Blättern.
Beatrice
hatte auf einmal keine Angst mehr, eine friedliche Stimmung hüllte
sie ein.
Müde
kuschelte sie sich ins Moos und schlief ein.
„Wer
sie wohl ist? Sie schläft? Ich finde sie sieht nicht böse aus. Ist
sie ein Mensch?“
Trixi
hörte feine Stimmen wispern, öffnete die Augen und sah direkt über
sich ein Wesen, mit langen spitzen Ohren und einer Zipfelmütze auf
dem Kopf und fing an zu schreien.
Das
Wesen fuhr zurück und brüllte ebenfalls los.
Jetzt
erst sah das Mädchen die Zwerge, die sie aus sicherer Entfernung
ängstlich beobachteten.
„Bist
du ein Mensch oder ein Riesenkind?“ fragte das mollige
Zwergenmädchen und trat mutig einen Schritt näher, wurde aber von
von einem Zwergenjungen nach hinten gezogen.
Beatrice
lächelte. „Ich bin ein Menschenmädchen und ihr müsst keine Angst
vor mir haben.“
„Pah,
haben wir auch gar nicht, „ behauptete der Zwergenjunge, der eben
noch so laut gebrüllt hatte.
„Das
ist mein Bruder Prahlhans,“ das pausbäckige Mädchen trat näher
und zögernd folgten ihr die Anderen.
„ Ich
bin Petronella, meinen Bruder Prahlhans kennst du ja. Der
Junge, der meine Schürze nicht loslässt ist Angsthase und
der Kleine ist Schlafmütze.“
„Freut
mich, ich bin Beatrice auch Trixi genannt.“
„Wir
waren Kräuter und Pilze sammeln und
als wir zurück kamen, lagst du vor unserem Eingang.
Das
Mädchen sprang auf und erschrocken wichen die Zwerge wieder zurück.
Schnell
setzte sich Trixi auf einen Baumstumpf und zutraulich kamen die
kleine Leutchen wieder näher.
Sie
setzten sich zu ihren Füßen ins Moos und erzählten aus ihrem Leben
unter dem Baum.
Den
Kopf in die Hände gestützt lauschte das Mädchen den zwitschernden
Stimmen.
Blätter
raschelten und Schritte waren zu hören und die Zwerge versteckten
sich in den Falten von Trixis Kleid.
Erwartungsvoll
beobachtete diese das Gebüsch das sich nun teilte und staunte als
ein schneeweißes Pferd mit einem goldenem Horn auf der Stirn die
Lichtung betrat.
Eine
überirdisch schöne Dame in einem Kleid aus weißer zarter Seide,
bestickt mit zahlreichen Blumen, folgte dem Einhorn.
Ihr
braunes Haar, dass ihr bis zur Hüfte reichte, zierte ein bunter
Blumenkranz.
Die
Zwerge krabbelten aus Trixis Rockfalten und jubelten.
„Das
ist ja die Blumenfee!“ und tanzten ausgelassen um diese herum.
Die
Blumenfee betrachtet sie schmunzelnd, dann wandte sie sich an das
Mädchen und grüßte freundlich.
„Guten
Tag Beatrice.“
Diese
wurde rot und stammelte: „Ihr kennt mich?“
„Aber
ja, du hast doch einen kleinen Garten und behandelst meine Blumen und
Pflanzen mit besonderer Liebe.“
Trixi
lächelte schüchtern: „ Ich liebe Pflanzen.“
„ Ich
weiß und freue mich, dich endlich einmal persönlich zu treffen, um
dir zu danken für all die Liebe und Pflege, die du meinen
Kindern schenkst.“
Das
Mädchen strahlte
vor Freude über das Lob und die Zwerge, die sich wieder zur
ihren Füßen nieder gelassen hatten, kicherten.
Die
Blumenfee kam nun näher und winkte dem Einhorn, ihr zu folgen.
„Beatrice,
ich möchte dir drei Wünsche erfüllen, als Dank für deine Liebe
zur Natur.“
Das
Einhorn tänzelte mit graziösen Schritten näher, senkte den Kopf
und ein kleiner goldener Ring fiel in Tixis Schoß.
„Das
ist ein Wunschring, er wird dir drei Wünsche erfüllen. Leider ist
die Erfüllung
eines jeden Wunsches nur auf
eine halbe Stunde begrenzt.“
Bewundernd
betrachtete das Mädchen den Ring und steckt ihn an den Finger, dann
fiel ihr Blick auf die Zwerge.
„Ich
möchte gern sehen wie meine kleinen Freunde leben.“
Die
Blumenfee lächelte. „Dreh den Ring.“
Kaum
hatte Beatrice dies getan, spürte sie ein Kribbeln am ganzen Körper
und die Welt ringsum begann zu wachsen.
Jubelnd
fiel Petronella ihr um den Hals.
„Nun
bist du genauso groß wie ich. Ich habe mir schon immer eine
Schwester gewünscht!“
Prahlhans
hatte das Laub unter der Wurzel des Baumes beiseite gefegt und eine
kleine Tür wurde sichtbar.
Trixi
kletterte hinter ihren neuen Freunden durch einen schmalen Gang und
sie gelangten in ein reizendes kleines Stübchen.
Ein
Zwerg mit einem langen weißem Bart saß auf einem Schaukelstuhl und
schlief, wobei er leise Schnarchtöne von sich gab und der Bart sich
hob und senkte.
Hinter
ihm prasselte ein lustiges Feuer im Kamin und eine mollige Zwergin
rührte eifrig in einem schwarzen gusseisernem Topf.
Ohne
sich umzudrehen rief sie: „Da seid ihr ja endlich, hurtig, hurtig,
bringt mir die Pilze und Kräuter!“
Die
Kinder stellten ihre Körbe neben den Ofen und die Zwergenmutter
schnippelte mit flinken Fingern die Zutaten in
die Suppe.
Ein
köstlicher Duft zog durch den Raum.
Der
Zwergenvater erwachte blinzelnd, hob schnuppernd die Nase und meinte
vergnügt: „Ach Tildchen, das duftet wieder köstlich, wann können
wir essen?“
Dann
wandte er sich an die Kinder.
„Ihr
habt euch ja reichlich Zeit gelassen, wo habt ihr nur wieder
gesteckt, aber Moment mal...?“
Stirnrunzelnd
betrachtete er die kleinen Zwerge.
„Tildchen,
wie viel Kinder haben wir ?“
„Vier,
Brummbär, ein Mädchen und drei Jungen.“
Kopfschüttelnd
begann der Zwergenvater zu zählen.
„Eins,
zwei, drei, vier … fünf? Tildchen bist du sicher? Es sind drei
Jungen und zwei Mädchen.“
Die
Zwergenfrau drehte sich um und die Kinder prusteten los.
„Papa,
das ist unser Menschenfreundin Trixi, sie wollte euch kennen lernen,
deshalb hat die Blumenfee ihr für eine halbe Stunde unser Größe
geschenkt.“
Trixi
wurde nun herzlich umarmt und musste sich mit an den Tisch setzen und
aus Walnussschalen Suppe löffeln und aus Haselnussschalen Honigmet
trinken und viele viele Fragen beantworten.
Viel
zu schnell verging die Zeit.
Alle
waren traurig, doch die Zwergenmutter drängte zur Eile.
„Wenn
der Zauber vorbei ist während sie noch in unserem Gang steckt,
dann...“
Nun
begannen alle zu laufen, doch der Eingang war von einer Maus
versperrt.
„Schlafmütze,
hast du wieder vergessen die Tür zu schließen.“ grollte der
Zwergenvater.
Der
kleine Zwerg wurde rot und begann zu stottern.
„Was
sollen wir tun! Mein Arme und Beine beginnen bereits zu kribbeln!“
rief Trixi verzweifelt.
„Mäuse
sind sehr schreckhaft, „überlegte Tildchen, „ wir müssen
nur alle so laut wie möglich schreien.“
Und
nun begann ein ohrenbetäubender Lärm!
Die
Maus verschwand blitzschnell durch die Tür und Trixi kroch hinterher
und blieb stecken, denn sie war bereits ein Stück gewachsen.
Mit
vereinten Kräften schoben die Zwerge an und das Mädchen schoss
plötzlich durch die Tür und landete mit dem Kopf auf einer Wurzel.
„Aua!“
Empört
blickte sie zurück.
Die
Zwerge winkten fröhlich, dann schloss sich die Tür und wie
durch Zauberhand wirbelten Blätter und Sand auf und es war nur noch
die Wurzel des Baumes zu sehen.
Das
Mädchen aber begann zu wachsen und hatte bald wieder ihre normale
Größe.
„ Hat
es dir gefallen?“ fragte die Blumenfee.
„Es
war schön, alle waren so lieb und herzlich.“
„Dein
zweiter Wunsch?“
Nachdenklich
betrachtete Trixi das Einhorn.
„Ich
würde gerne mit dem Einhorn reiten.“
„Dreh
den Ring.“
Und
dann saß das Mädchen auf dem Rücken des Pferdes, das seine Flügel
ausbreitet und sich in die Luft erhob.
Trixi
kreischte und klammerte sich an der Mähne fest.
Das
Pferd wandte den Kopf und bleckte grinsend die Zähne.
„Vertrau
mir, du wirst nicht herunterfallen, außerdem tut es mir weh, wenn du
so an meinen Haaren zerrst.“
„Entschuldige,“
stammelte das Mädchen und setzte sich aufrecht.
Und
langsam begann sie den Flug zu genießen.
Der
Himmel kam immer näher, die Erde unter ihnen wurde immer kleiner.
Trixi
begann laut zu jubeln und genoss den Wind in ihrem Gesicht.
Das
Einhorn tauchte ein in eine weiße Wolke, die weich wie Watte
war und vorbei an funkelnden Sternen flogen sie dahin,
bis der Mond vor ihnen auftauchte.
Das
Mädchen umschlang den Hals des Pferdes, als sie landeten.
Mit
staunenden Augen sah es sich um, während die goldenen Hufe des
Einhorns mit fröhlichem Klick, klack über den steinernen Boden
trabten.
Der
Anblick des Mondes war enttäuschend. Keine Spur von Romantik und
auch der Mann im Mond war nirgends zu sehen.
Soweit
das Auge reichte nur steinerne große Ebenen, abgelöst von zackigen
Bergmassiven und riesigen Kratern.
Nur
Steine und Sand.
„Warum
ist es so still hier?“ flüsterte Trixi dicht an dem Ohr des
Pferdes.
„Weil
es hier keine Luft gibt, die den Schall überträgt.“
„Aber
warum können wir dann atmen?“
„Weil
ich ein Zauberpferd bin und dies hier Zauberei ist.
Wir
müssen zurück.“
Das
Einhorn breitete die Flügel aus und vorbei an funkelnden Sternen und
durch zarte Wolkengebilde ging es zurück auf die Erde.
Die
Blumenfee saß im Gras und band einen Blumenkranz.
„Wie
hat es dir gefallen?“
„Ein
wunderbares Erlebnis, obwohl auf dem Mond alles kahl und hässlich
ist. Wenn man bedenkt, dass die ersten Raketen für den Flug zum Mond
drei Tage brauchten und wir dies alles in einer halben Stunde
schafften, wow!“
Das
glockenhelle Lachen der Fee ließ die Blumen ringsum die Köpfe
heben.
„Pegasus
fliegt mit Lichtgeschwindigkeit und die braucht nur eine
Sekunde bis um Mond.“
Die
Fee setzte ihr den Blumenkranz auf den Kopf und betrachtete sie
kritisch.
„Hübsch
sieht es aus, hast du dir deinen letzten Wunsch überlegt.“
Trixi
nickte heftig.
„ Ich
möchte die Königin der Nacht blühen sehen.“
„Dreh
deinen Ring!“
Und
dann war das Mädchen plötzlich in einem wunderschönen Garten.
Eine
Vielzahl von Blumen in allen Farben breitete sich vor ihr aus,
umschwirrt von Bienen und Schmetterlingen.
Auf
einem kleinen kunstvoll angelegten Teich schwammen Seerosen, zogen
Enten ihre Kreisen und silberne Fische schnellten durch das Wasser.
Dahinter
breitete sich eine Wiese aus mit roten Klatschmohn, blauen
Kornblumen, Ackerlichtnelken und roten Taglichtnelken.
Auf
einer Anhöhe stand ein gläserner Pavillon in dem nur eine einzige
Pflanze stand.
Die
Königin der Nacht!
Langsam
stieg das Mädchen den Hang hinauf und wie durch Zauberhand öffneten
sich die Glastüren.
Das
Mädchen wagte kaum zu atmen und betrachtete ehrfürchtig die Knospe.
Eine
kurze ruckartige Bewegung und langsam wie in Zeitlupe öffnete sich
die Blüte, Blatt für Blatt.
Die
Sonne brach durch die Scheiben und verstärkte das strahlende
Leuchten der Blüte.
Trixi
hatte die Hände gefaltet und betrachtet staunend das Wunder der
Natur.
Vorsichtig
streckte sie die Hand aus und berührte die zarte Blüte und diese
schmiegt sich leicht an ihre Finger.
Eine
Uhr begann zu schlagen.
„Trixi,
Trixi , wach auf!“
Benommen
öffnete diese die Augen und sah direkt in Fredys Gesicht, hinter ihr
standen ihr Onkel und ihre Tante und wirkten sehr erleichtert.
„Wo
ist das Einhorn und die Blumenfee?“ murmelte Trixi und setzte sich
langsam auf.
„Hahaa
sie träumt noch,“ kicherte ihre Kusine.
Ein
Traum, alles nur ein Traum, aber es war ein schöner
Traum.
„Hier
liegt ein Ring!“ rief Kerstin.
„Zeig
her!“
Nachdenklich
betrachtete Trixi den Ring.
Sie
lächelte versonnen.
Nur
ein Traum?
©
Lore Platz 2014
Liebe Lore, das war wieder eine sehr schöne Geschichte. Deine Ideen sind einfach "märchenhaft"
AntwortenLöschenVielen Dank dafür. Ich freu mich schon auf die nächste Woche.
Liebe Grüße von Christa
Liebe Lore,
AntwortenLöschenwas für eine schöne Geschichte, ich fühlte mich, als sei ich bei Trixi und ihren Erlebnissen direkt dabei!
Herzliche Grüße
Regina
Wunderschön, Lore, ich hab so richtig mitgelebt, danke!
AntwortenLöschenBesonders das Ende gefällt mir ;)
Alles Liebe
Eva :)
Jetzt werde ich auch zum 'Prahlhans' - genau wie meine Vorgänger!
AntwortenLöschenEine ganz herrliche, märchenhaft schöne Geschichte, liebe Lore!!!
Ich freue mich schon jetzt auf die kommende Woche mit einer
- mir dann auch völlig - neuen Geschichte! LG Martina
Guten Tag liebe Lore
AntwortenLöschenDas Wort " Märchenzauber" ist völlig richtig für Dich eingestuft, denn Du zauberst die Märchen und auch andere Geschichten nur so aus Dir heraus.
Es ist Dir ja wieder vollständig gelungen. Danke
Ganz liebe Grüße von Joachim
Sehr schön, liebe Lore!
AntwortenLöschenIch wünsche Dir noch einen schönen und glücklichen Nachmittag!
♥ Allerliebste Grüße, Claudia ♥
Liebe Lore,
AntwortenLöschendas ist wieder eine deiner feinen Geschichten, die so viel Freude machen,
Ich freue mich immer darauf.
Liebe Grüße
Irmi
Liebe Lore, wie wunderschön.
AntwortenLöschenLiebe Grüße Roswitha
Wieder eine echte Loregeschichte. Zu schön um wahr zu sein!
AntwortenLöschenLiebe Lore, danke für diese schöne Geschichte. Ich konnte mich wegträumen, schade, nur so kurz, die Bilder im Kopf taten gut. Liebe Grüße von Monika aus Dresden
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