Mittwoch, 15. September 2021

Die Diebin

Reizwörter sind: Geraschel, Knall, rot, flüstern , muffig

 

 


Die Diebin

Tobias schlurft mit muffigem Gesicht über den Schulhof, doch wenn man genau hinsieht, dann bemerkt man die Traurigkeit und ungeweinten Tränen in seinen Augen.Er hat extra gewartet bis alle Kinder die Schule verlassen haben, denn er fürchtet eine dumme Bemerkung oder gar ihre Verachtung. Gestern Abend ist seine Mutter weinend nach Hause gekommen. Seit dem Tod seines Vaters hat sie es sehr schwer und hat deshalb neben ihrer Arbeit noch eine Putzstelle angenommen. Und gestern hat die Frau des Bürgermeisters sie beschuldigt, dass sie einen kostbares Ring gestohlen hätte.  

Tobias gibt der Coladose, die auf dem Hof liegt einen heftigen Tritt, dass sie mit einem Knall an die Mauer des Schulhauses donnert. 

"Was machst du denn da?" 

Evi, die im selben Haus wohnt wie er hat auf ihn gewartet, da sie immer gemeinsam von der Schule nach Hause gehen. Der Junge sieht sie finster an. 

"Hast du keine Angst, dass man dich mit mir sieht, schließlich bin ich doch der Sohn einer Diebin." "Was für ein Unsinn, jeder der deine Mutter kennt, weiß, dass sie niemals stehlen würde, das muss alles ein Missverständnis sein, Sicher hat die Frau Bürgermeister den Schmuck nur verlegt." 

Schweigend legen sie das letzte Stück Weg zurück. Als Tobias die Wohnung betritt, macht er sich das Essen von gestern warm, doch so recht will es ihm nicht schmecken. Er springt auf, Er will in den Wald zu Onkel Andreas. Er war ein Freund seines Vaters und als dieser vor zwei Jahren starb, haben er und seine Frau ihnen sehr geholfen.Und Onkel Andreas hat ihm angeboten, immer wenn er Hilfe braucht oder Sorgen hat, die er mit seiner Mutter nicht besprechen will, soll er zu ihm kommen. 

Atemlos erreicht er das Försterhaus, das idyllisch mitten im Wald lag. Onkel Andreas begrüßt ihn mit seiner barschen Stimme. "Na, mein Junge, schön, dass du kommst. Tante Edeltraud hat gerade einen leckeren Kuchen aus dem Ofen geholt. Komm rein mein Junge."  

Die beiden haben schon von dem schrecklichen Vorfall gehört und Onkel Andreas regt sich mächtig auf über die Frau Bürgermeister, auch dass der Holzhändler der Anna, die bei ihm als Sekretärin arbeitet, so wenig Gehalt zahlte, dass sie noch nebenbei putzen musste, um über die Runden zu kommen. Er kann sich so richtig in Rage reden und seine Frau muss ihn beruhigen. 

Später nimmt der Förster Tobias auf seinen Gang durch das Revier mit. Eine Weile gehen sie schweigend nebeneinander. Vögel zwitschern und leises Geraschel ist in den Büschen zu hören, dann will Onkel Andreas wissen:

 "Wo drückt der Schuh." Tobias stößt einen langen Seufzer aus. " Ich habe mich heute auf dem Schulhof mit Fritz, dem Sohn des Bürgermeisters geprügelt. " " Aha, daher das Veilchen." " Ja, er hat doch tatsächlich behauptet, da das Fenster auf war, meine Mutter hätte mir den Ring hinunter geworfen und ich hätte ihn irgendwo versteckt. Weil doch bei der Durchsuchung meiner Mama nichts gefunden wurde." "Der arogante Bengel hat schon lange eine Abreibung verdient, aber das bleibt unter uns Männer. Die Frauen denken in diesen Dingen etwas anders wie wir." Tobias grinst. "Ehrenwort," doch dann wird er wieder traurig. "Wenn ich doch schon groß wäre und Geld verdienen könnte, damit Mama es nicht mehr so schwer hat." 

Der Förster legt ihm die Hand auf die Schulter. " Edeltraud und ich haben uns auch schon Gedanken darüber gemacht. In einem halben Jahr geht die Sekretärin vom Forstamt in Rente und ich werde deine Mutter als ihre Nachfolgerin vorschlagen. Sie würde mehr verdienen, als beim Holzhändler und bekäme noch eine billige Diesntwohnung zur Verfügung gestellt."  

Eine Weile wanderten sie wieder still nebeneinander. Tobias hält den Blick gesenkt und denkt, hoffentlich klappt es, das wäre zu schön. Plötzlich blinkt etwas im Gras vor ihm. Er bückt sich und hebt einen roten Stein auf. "Sieh mal Onkel Andreas." "Donnerlietzchen, wenn mich nicht alles täuscht ist das ein Edelstein." 

 


Er hebt den Blick und deutet grinsend nach oben. "Da ist ein Elsternest, die sammeln gern Glitzerdinge. Ob wohl noch mehr in dem Nest sind?" "Schauen wir doch nach!" Und schon klettert der Junge auf den Baum und dann rieselt es weitere Steine herunter und an Ende sogar ein Ring. Staunend betrachten sie die Dinge, die der Förster in seinem Taschtuch liegen hat. 

Tobias interessiert besonders der Ring. "Ob das der Ring der Frau Bürgermeister ist?" flüstert er. "Da wollen wir doch mal die Polizei fragen," schmunzelt Andreas. "Nicht die Bürgermeisterin?" "Nein wir machen das ganz offiziell, damit der gute Ruf deiner Mutter wieder hergestellt wird." 

Es ist wirklich der Ring der Frau Bürgermeister, die sich wortreich bei Frau Bern entschuldigt und ihr sogar einen höheren Stundenlohn anbietet. Doch Anna Bern lehnt ab, denn in einigen Monaten würde sie als Sekretärin im Forstamt arbeiten und der Lohn war so gut, dass sie keinen Nebenjob mehr brauchte und mit ihrem Sohn Tobias in eine schöne Dienstwohnung ziehen konnte.

Nun da könnte man die diebische Elster doch glatt einen Glücksvogel nennen.

(C) Lore Platz



Bestimmt wollt ihr wissen, was Regina und Martina geschrieben haben

5 Kommentare:

  1. Meine liebe Lore, da hat deine Fantasie mal wieder Höhenflüge gemacht. - Danke dir für die schöne Geschichte mit dem unerwarteten Ende. - LG Martina

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  2. Liebe Lore,
    wie schön, dass es am Ende gut ausgeht. Hier bei uns wohnen zwei Elstern - da will ich mal besser auf meinen Schmuck aufpassen! (Hihi, ich habe nur wenig Schmuck und der liegt im Schmuckkasten, wenn ich ihn nicht trage - also immer)
    liebe Grüße und danke für die schöne Geschichte
    Regina

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  3. Wieder eine schöne Geschichte Lore, die Dir zu den Reizworten eingefallen ist. Meinen Glückwunsch dazu!

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  4. Hallo liebe Lore,
    Nun werde ich wohl besser das Fenster schließen, denn hier haben wir 2 Elstern Pärchen. Echtes finden sie zwar nicht, aber denen gefällt ja alles, was blitzt. Wieder schön geschrieben, danke
    Herzlich grüßt Monika

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  5. Ende gut, alles gut! So wünschen sich das die Leser/innen.

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